„Mmmmgmmpf....“, erklang es aus Pisos Mund. Der Grund war darin zu finden, dass er sich wieder ein ganzes Stück Brot in den Mund gestopft hatte. Piso gehörte zu jener Sorte von leuten, die unersättlich waren. Was nicht immer mit brillanten Tischmanieren einherging, doch heute war ein Tag zum Feiern, da konnte man ja darüber hinwegsehen. Er nickte also, anstantt eine Antwort zu geben, spreizte die Hände und ließ sie langsam um die eigenen Handgelenke drehen, als er herunterschluckte. „Uff... ja, will ich werden. Irgendwann einmal. Ich habe schon so viele gesetzesvorlagen im Kopf, die ich einbringen werde! Ich werde den ganzen Senatoren Feuer unter dem Hintern machen, sage ich dir!“, lächelte er und schnappte sich noch schnell einen Bierkrug, als Vera ihn weiterzerrte.
„Ja, die Parther!“, meinte er schnaufend, ihr hinterherjappelnd, voll bepackt mit Nahrungsmitteln. „Wir haben einen Parthersklaven bei uns in der Villa. Er gehört Celerina, einer Verwandten von uns, und er heißt... pfff... weiß nicht... Pfrattes, oder so etwas in der Art. Wenn ein Volk die Sklavenschaft verdient hat, dann sind es die Parther. Dann gab es noch einen Parther, doch der ist entflohen, der Hundesohn.“ Er blickte grimm drein. „Die Götter geben, dass man ihn und seine Gefährten schnell wieder einfängt!“Er war schon gesapnnt, wo seine Schwester denn zum Stehen bleiben kommen würde. Um eines musste er sich auf jeden Fall keine Sorgen machen, dass sie an niemanden vorbeikommen würde. Sebst erwachsene Männer bugsierte sie gekonnt zur Seite.
Beiträge von Aulus Flavius Piso
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Hinter Vera wurde Piso mitgezogen. Wer hingeschaut hätte, musste unweigerlich denken, es war ein patrizisches Pärchen, bei der die Frau erbarmungslos die Hosen anhatte und ihren Mann zum Pantoffelhelden degradiert hatte. Da war es ja gut, dass die beiden nur Geschwister waren.
Vom Forum her konnte man schon von Weitem das Gejohle und Geschrei der leute hören, welche sich an Essen, welches frei ausgegeben wurde, schadlos hielten.
Zwar war Piso nicht arm, er hatte eine Fischfarm und konnte somit essen, soviel er wollte. Doch bei Zeug, welches gratis war, egal in welcher Qualität oder Quantität, setzte es ihm aus. Gratis Essen bedeutete, den Hunger zu stillen, ohne dafür irgendwelche monetären Verpflichtungen einzugehen. Kurz, einfach perfekt.
Erstaunt blickte er zu seiner Schwester, welche sich durch die Mange bahnte wie ein Stier. Ja, es war beileibe kein schwaches Mädchen, sondern er hatte hier mit einer gestandenen Frau zu tun. Er dachte sich grinsend, er wollte nicht in den Schuhen des Mannes, welcher sie einmal vermutlich heiraten würde, stecken wollen. Mit dem würde sie sicher noch Schlitten fahren, dass es eine heitere Freude wäre.
Irgendjemand versuchte zwischen Piso und Vera durchzukommen. „He, du! Aus dem Weg!“, motzte Piso den Kerl an, welcher sich, obwohl nicht ganz so groß wie Piso, aber gleichwohl viel stärker, jedoch den Kopf einzog und sich verdrückte. Sich mit Patriziern anzulegen, war niemals eine gute Idee!
Piso sah das leckere Brot und den köstlichen Wein auf Tischen aufgedeckt herumstehen. Das Wasser rann ihm im Mund zusammen. Kurz blickte er zum Redner. Den hatte er noch nie gesehen, aber es war wohl der Senator, von dem der Germanicer gestern geredet hatte. Decimus Livianus. Er musterte kurz das Gesicht des angeblichen Helden (was war eigentlich seine Heldentat? Sich von den Parthern einfangen lassen? Und sich dann befreien lassen? Piso würde das grade auch noch herbringen, wäre er ein reicher Senator). Er suchte nach Spuren von den Gesichtszügen von Decima Serrana. Doch er fand sie nicht. Es mochte daran liegen, dass Serrana keinen Bart trug. Er zuckte die Achseln und wandte sich an das Essen.
Er griff mit beiden Armen uin den Haufen mit dem Brot und fischte sich mehrere Brotlaibe hervor. Herzhaft biss er in eine Varietät von Semmeln, Brötchen, Laugenweckerln, brezelartige Gebäcke, Kekse, und was es sonst noch gab. Hervorragend. Er spülte das ganze mit einer Ladung Wein hinunter. „Köschtlisch, nischt wahr, Pfffera?“, fragte er seine Schwester mit vollen Backen, annehmend, dass sie sich auch schon etwas genommen hatte, schluckte hinunter und grinste, als er ihre Frage hörte. „Wer weiß? Vielleicht musst du nicht mehr allzulange warten.“, grinste er. „Aber bevor man in den Senat kommt, muss man sich noch einiges an Geld erarbeiten, und Bekanntheit. Ich bin aber schon dabei!“, grinste er.Sim-Off: *Sich schadlos halt*
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“Gut, das Forum!”, meinte Piso und machte eine Geste, welche zwar bedeuten sollte, dass r damit absolut einverstanden war, für die e shier auf der Straße aber wenig Platz gab und deshalb ein bisschen mickrig ausfiel. Wie dem auch sei, er nickte begeistert. „Ja, ein Decimer.“ Er hielt viel von den Decimern, wieso dies der Fall war, hatte er Vera noch gar nicht erzählt. Er musste ihr früher oder später von Serrana erzählen. Wem, wenn nicht ihr, konnte er seine Geschichte anvertrauen?
Er wollte gerade etwas sagen, da fühlte er sich von seiner Schwester noch fester an der Hand gepackt und gen Forum heruntergezogen. Sie wusste ja jetzt, wie man zum Forum kam, einfach der Straße folgen, quer durch die Subura, es war überhaupt nicht schwierig.
Er musste doch zugeben, dass seine Schwester gewaltig Kraft hatte. Er wäre unweigerlich hingefallen, hätte er sich nicht beeilt, es ihr gleichzutun und mit langen Schritten ihr hinterherzueilen. -
„Mhm.“, bestätigte Piso. „Ich meine, der Posten, den dir Balbus besorgen will, ist sicherlich erstrebenswert. Ich glaube dir, dass du dich da schon drauf freust. Wir haben dann sicher auch noch einiges beruflich miteinander zu tun.“, meinte er grinsend. „Obwohl ich denke, in der Flotte hättest du es auch noch weit bringen können. Man hat mir mal ein paar Sachen darüber erzählt. Man hat mir gesagt, dort findet man Vergnügen, durchsucht die Welt nach Schätzen, lernt Navigationstechnik, ja, alle Träume sollten in der Flotte in Erfüllung gehen! Man kann, so hat man mir gesagt, die 7 Weltmeere besegeln, und seine Gedanken zu Ruhe kommen lassen.“ Er zuckte die Achseln. „Das hat man mir mal gesagt. Irgendwann, ich weiß nicht mehr, wer und wo oder wann.“
Er hörte Verus zu. „Das ist aber Schade! War sicher verteufelt schwierig. Tja, da kann man wenig machen. Beim nächsten Mal wird es sicher besser ausfallen.“, versuchte er seinen decimischen Freund aufzumuntern. Den Rest seines Vortrages hörte er sich gleichmütig, mit einem gelegentlichen Kopfnicken an. Verus schien tatsächlich einen Philosophen gefressen zu haben.
Er ließ Verus aber geduldig ausreden. „Nein, nein, sicher nicht!“, meinte er und machte ein ganz entsetztes Gesicht. „Das ist alles hochinteressant! Und vieles davon kann auch ich auf mich beziehen. Mit der Ausnahme, dass es oft die Umstände sind, welche das Leben erfreuen und erschweren. Zwar sind die Umstände indirekt von den Menschen gemacht worden, doch sie stellen die größeren Freuden und Hürden da als es Personen je schaffen könnten.“ Er seufzte. Er musste offen mit Verus sein. „Titus, ich stehe vor so einer Hürde, in vielerlei Hinsicht.“ Er kratzte sich am Kopf. „Drei Sachen machen mir das Leben schwer. Der momentane Procurator a rationibus. Dann die Blockade, die meine musikalische Kreativität momentan erlebt. Und nicht zuletzt... der Standesdünkel, welcher immer eine Lücke sein wird zwischen mir und vielen anderen Leuten, die ich schätze. Plebejer. Patrizier. So einen Aufstand machen die Leute deswegen. Wir sind doch alles Römer, und als solche gleichwertig!“ Er schüttelte nach jenem seltenen Ausbruch an aufrichtigen, und nicht nur vorgeschützten, liberalen Gefühlen, langsam den Kopf. „Ich weiß weder ein noch aus. Alles ist so... erdrückend.“ Zum wiederholten Male seufzte er. -
Der Mann, der sich Piso genähert hatte, war nicht jenes furchterregende Ungeheuer aus dem Tartarus, welches er erwartet hatte, und auch kein Soldat. Viel eher war es Titus Decimus Verus.
Piso rang sich ein Lächeln ab. „Titus!“ Er war ehrlich erfreut, seinen Freund hier zu erblicken. Bevor er sich es versah, saß Verus neben ihm und die beiden Männer lagen sich in den Armen, als ob sie schon ewig nicht mehr gesehen hätten. „Schön, dass ich dich sehe!“, meinte Piso und ließ von Verus ab. „Tut mir Leid, ich war in Gedanken. Wie dem auch sei.“ Er lächelte dem Decimer zu. „Nein, nein, keine Sorge, ich habe nich...“ Die letzten zwei Konsonatnten ließ er aus, da er sich in der Mitte des Wortes unterbrochen hatte und seinen Blick zu Boden senkte. „Wirklich, Titus, ich will dich damit nicht belasten...“, meinte er, doch man konnte merken, dass er dies nur höflichkeitshalber sagte. In Wirklichkeit hatte er sich nach jemanden gesehnt, der ihm zuhören würde. Innerhalb seiner eigenen verkorksten Familie gab es ja niemanden, der ihn für voll nähme. Weder unter den Sklaven, die sich einen Jux aus ihm machten, noch die anderen Familienmitglieder, bei denen sich Piso einbildete, sie schauten von oben auf ihn herab.
Er blickte zu Verus hin. „Aber Titus, recht hast du, schön ist der Tag wirklich. Hat er wenigs... hat er dir Glück gebracht?“, fragte er. „Ich habe in der Kanzlei gehört, das mit der Absetzung des Procurators ist nichts geworden. Ich hoffe nur, Plennius Flamininus weiß nicht, dass ich beim Putschversuch involviert war.“ Er grinste leicht. „Du schaffst das sicherlich noch. Sei erst einmal Curator Calendarii, dann kommst du schon noch in die Kanzlei.“ Er redete über den beruf, um von seinen eigenen Sorgen abzulenken, doch lange hielt er das nicht durch. Er machte eine kurze Pause und seufzte dann. „Hie und da ist die Welt ungerecht, Titus. Dir hat man den Procuratorenposten fürs erste verwehrt und mir...“ Er unterbrach sich erneuert und blickte Verus trist an. -
„Doch, kannst du.“, gab Piso unbeirrt zurück. „Du hast auf meine Schuhe gespeibt. Und dass sie riechen wie Käsefüße, dass geht wohl auf den Gestank von deiner... he! He! Was soll das!“, rief er Semiramis nach, als die einfach davonrannte. „Kommst du sofort wieder hierher zurück!“, brüllte er ihr nach, doch dies half nichts. Sie rannte einfach davon, und Piso konnte nichts tun, als ihr nachzuschauen. Sie verschwand zwischen Baeumen weiter hinten im Garten. Entkommen aus dem Garten konnte sie nicht. Und trotzdem gefiel die Geschichte Piso gar nicht.
Nun, wieso rannte er ihr denn nicht barfuß nach? Der Grund war der Kiesboden rund um den gepflasterten Platz, auf dem Piso stand. Tatsächlich war es nur eine kleine gepflasterte Stelle, die umgeben war entweder von hohen Büschen oder von Kieswegen, die sternenförmig vom Platz wegführten. Einen davon hatte Semiramis genommen.
Und Piso war nun auf dem kleinen Platz gefangen, wenn er sich nicht die Füße an den scharfen Kiesböden kaputt machen wollte. Doch er versuchte es trotzdem. Vorsichtig schritt er zu einem der Kieswege hin und machte ein paar vorsichtige Schritte. Doch dann setzte die Wehleidigkeit ein, und Piso hüpfte zurück auf den Kiesplatz. Er war sauer. Mächtig sauer. Was bildete die sich ein?
Da stand er nun also, mit einem paar von unbrauchbaren Sandalen und einem großen Batze von Erbrochenem, welches sich irgendwie auszubreiten schien und immer mehr von dem ehrnur beschränkten Platz, der Piso zur Verfügung stand, einnahm. Es war nicht sehr lustig, man stelle sich nur seine Position vor. Ganz und gar deplorabel, wie man es in der Villa Flavia ohne Zweifel ausdrücken würde.
Das Erbrochene breitete sich noch immer aus. Pisos Position wurde unhaltbar. Kläglich erklang seine Stimme durch den Park. „H... h... Hilfe! Hilfe! Hilft mir denn keiner?“, rief er und trat unabsichtlich auf den Kies. Es tat weh, und er zog schnell seinen Fuß zurück. „Aua!“, machte er laut und starrte gebannt auf die Kotze, die sich immer mehr ausweitete. Würde denn niemand helfen? -
Die meisten Straßen von Rom waren keine breiten Boulevards, sondern ähnelten eher kleinen Gassen. Gassen, durch die sich alle möglichen Arten von Leuten drängten. Piso hielt die Hand seiner Schwester fest umklammert, verlieren in diesem Sauhaufen wollte er sie garantiert nicht. „Das hier ist die Straße, welche ich täglich benutze!“, erklärte er Vera. Er musste ein bisschen lauter reden als üblich, sonst wäre seine Stimme im Krach untergegangen. „Die direkte Straße zum Forum Romanum, und somit zu meiner Arbeitstätte." Neben ihm begann ein Bettlerchor unharmonische Töne anzustimmen, welche Piso aber durchaus gefielen. „Hmmm....“, meinte er. „Die singen zwar bei weitem nicht so gut wie ich!“, verkündete er mit der Gewissheit eines Künstlers, der sich für etwas Großes hielt. „Aber sie sind auf einem guten Weg!“ Er schnippte den Bettlern eineinhalb Sesterzen hin, zwei Asse für jeden. „Ich sage dir, Rom, das ist das Leben!“ Er schritt ein wenig weiter, den Quirinal hinunter. „Ravenna ist mir als kleiner Bub immer riesig vorgekommen. Und nun ist es wie ein winziges Dorf! Rom, das ist eine Stadt, jawohl... rempel mich nicht an, du Sandler!“ Ein kleiner, hagerer Geselle duckte sich und entschuldigte sich hastig. Piso griff nach seinem Geldbeutel und stellte mit einem frohen Seufzen fest, dass er nioch da war. „Aber Rom ist auch seine Stadt, wo man niemals vorsichtig genug sein kann. Wenigstens dürfen hier am Tag keine Karren fahren. Sonst wären die Straßen noch viel schrecklicher, und durchkommen wäre sowieso nicht mehr möglich.“, meinte er fröhlich. „Also, wohin willst du als erstes? Zum Forum Romanum? Oder zu den Tempeln? Oder zum Markt? Oder willst du noch etwas hier, auf dem Quirinal, bleiben?“
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„Neinneinnein!“, rief Piso und erhob abwehrend seine Hände. Es durfte ja gar nicht in Frage kommen, dass er seiner eigenen Schwester einen Rundgang durch Rom verwehren sollte, einzig und alleine deshalb, weil er ein bisschen faul war. Nein, das würde er durchziehen. Er würde seine Schwester nicht der Langeweile verüberantworten. Besonders, wenn sie ein solch lustiges Gesicht machte. Piso musste unwillkürlich lachen.
„Komm mit mir, wir werden uns alles anschauen. Weißt du was? Gehen wir einfach der Nase nach!“ Er ergriff seine Schwester an der Hand, bahnte sich an deren im Weg herumstehenden Sklavin vorbei und wandte sich im nächsten Augenblick an seinen eigenen Sklaven, Cassivellaunus, um. „Sieh zu, dass alles glatt geht.“ Der Britannier nickte, er verstand genau, was sein Herr wollte. Alles sollte vorbereitet sein.
Derweil zog Piso seine Schwester elicht am Arm und lächelte sie an. „Komm, komm! Gehen wir uns Rom anschauen!“, rief er und ging mit ihr ins Stadtgewimmel von Rom hinaus. -
Der Hortus Lollianus war eine der beschaulichsten Teile von Rom. Es war ein riesiger park, zwar innerhalb der Stadtmauern, jedoch abgeschottet zugleich. Ein Park voller Bänke, aufgestellt, um jungen Pärchen, romantischen Naturliebhabern und hoffnungslos in Gedanken versunkenen Römern Platz zu bieten.
Der junge Patrizier, welcher eine Hälfte einer sonst verlassenen Bank in einem nicht allzu frequentierten Teil des Hortus besetzte, gehörte zur gedankenverlorenen Sorte. Piso wälzte seine Sorgen in seinem Hirn herum. Nun war das nicht etwa etwas, was er oft tat, da er sich so oft wie möglich als sorgenfrei, unabhängig und den Musen verfallen ausgeben wollte. Doch hie und da fiel die Maske des Bohemiens von ihm ab wie eine vetrocknete Kruste. Nun war es wieder soweit.
Piso saß auf der Bank, hatte seine Augen halb geschlossen und runzelte seine Stirne halb. Er könnte eigentlich zufrieden sein. Doch war das Geld, was er durch seine Arbeit bekam, die Zuneigung, die von seiner Schwester ausging, die Verbundenheit, die er mit seiner Familie fühlte, nicht alles. Wie bei den meisten Männern, wenn sie Sorgen haben, waren auch seine Sorgen mit Frauen verbunden. In seinem Fall waren es zwei.
Die Erste war jene, die ihm die Freude an der Musik vergällt hatte, durch ihre Gehässigkeit und harschen Urteile. Er wusste nur ihren Künstlernamen, und obwohl es am Ende etwas gegeben hatte wie eine Versöhnung, fühlte er noch immer ein Schaudern, wenn er an sie dachte, und das Gefühl der Demütigung war omnipräsent, wenn er sich ihr Gesicht vorstellte.
Die Zweite war jene, die ihm die Freude an allem, an seinem ganzen Leben, zurückgeben konnte. Er seufzte tief, als er an sie dachte. Wie sollte er sie jemals bekommen? Eine Ehe zwischen Patrizier und Plebejerin war nicht undenkbar, doch die Chancen, dass seine Familie seine Liebe zu IHR jemals zur Kenntnis nehmen würde, stand bei Null. Zudem hatte er seiner Familie noch gar nichts davon gesagt. Noch überhaupt nichts. Kein Mensch bei den Flaviern wusste von der Tochter des Decimus Verus... er konnte es einfach nicht über sich bringen. Sie würden einen Keil zwischen die beiden treiben... er krümmte sich innerlich, als er daran dachte.
Da merkte er plötzlich einen Schatten über sich. Waren die CUler gekommen, um ihn von seinem Platz zu vertreiben? Er blickte auf, irgendwie neugierig darauf, wer sich hier ihm offenbaren konnte. Wer konnte das sein? -
Ich bin wieder da und voll einsatzfaehig.
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Als flavisches Familienmitglied gratuliere auch ich.
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Tatsaechlich, habe ich. Tut mir Leid, alles ist in Ordnung. Ich habe ewig keinen Betrieb mehr laufen gehabt, habe verlernt, wie das geht... Danke jedenfalls.
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Hallo, weiss jetzt nicht, ob das der richtige Thread ist, aber beim Wochenwechsel ist was schief gelaufen. Ich habe meine Fische nicht gekriegt... das Geld ist mir trotzdem abgezogen worden.
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Eine aufmerksame Sklavin, welche Piso gar nicht bemerkt hatte, hielt seiner Schwester ein Wasser hin. Piso würdigte sie eines kurzen Seitenblickes. Vielleicht würde er sie später ja dafür belobigen. Vielleicht.
Doch der Redeschwall seiner Schwester zog wieder seine ganze Aufmerksamkeit auf ihn. Anscheinend schien ihr wenig daran zu liegen, die Villa kennen zu lernen. Auch die Reise schien sie bei weitem nicht so erschöpft zu haben, als dass sie eine Rast brauchen würde. Oder, wenn sie müde war, dann verdrängte sie diese Müdigkeit zugunsten eines uneingeschränkten Enthusiasmus für Rom, jene prächtige Stadt.
Doch bevor er ihre Frage beantworten konnte, rasselte seine Schwester schon herunter, was sie alles gesehen hatte in Tempeln. Sie stockte zwar, als sie einen ganz bestimmten Punkt erreichte, doch Piso konnte sich schon sehr gut denken, was seine Schwester da gesehen hatte. Jaja, Priester, sie predigten Wasser und tranken Wein. Welcher Mensch, der, nun ja, in biologischer Hinsicht funktionierte, würde sich hie und da nicht einmal ein paar kleine Schmankerl gönnen? Vor allem, wenn die Priesterinnen in jenem Tempel, welchen Vera gesehen hatte, wirklich so schön waren. Er konnte sogar sehen, wie sich ihr Gesicht leicht verfärbte, was dazu führte, dass sie nun doch eine gesundere Hautfarbe annahm, war sie doch sonst sehr blass. Eine noble Blässe war das natürlich, nicht, dass man ihn falsch verstünde.
„Wenn das stimmt mit den schönen Priesterinnen, würdest zu zweifelsohne hervorragend dazu passen!“, rief Piso aus. „Ich kann mich dir eigentlich sehr gut als eine solche vorstellen.“ Auch seine Augen wirkten so, als ob er kurz unkonzentriert wäre. Er stellte sich seine Schwesterin im Gewand einer discipula vor. Sicher würde ihr das nicht schlecht stehen.
„Wann wir losgehen?“, fragte Piso. „Ähm, wann du willst! Keine Frage. Willst du dich nicht noch ein bisschen ausruhen von der Reise? Die Kammerdienerin ist sicher gleich fertig mit deinem Zimmer. Oder willst du jetzt gleich los?“, fragte er sie. Nun war es ja so, dass sie vor Energie zu sprühen schien, er konnte sich durchaus vorstellen, dass sie vorhatte, jetzt gleich loszugehen. -
Da gratuliere ich auch. Alles Gute von mir!
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Als er so dahinplauderte, ihr ausbreitete, wo er schon überall gewesen war, konnte man merken, wie Serrana darob erstaunte. Es waren ferne Plätze, welche man als Römer, wenn überhaupt, nur von der Landkarte kannte. Irgendwie überkam ihn plötzlich ein seltsames Gefühl. Es kam ihm plötzlich irgendwie... ungut vor, dass er schon an all diesen Plätzen gewesen war, und sie noch nicht. Irgendwie war es unfair. Hatte das Mädchen vor ihm nicht genau so ein Anrecht darauf, die Wunder der Welt zu sehen? Er nahm sich in diesem Moment vor: Wenn ich sie einmal heirate, dann werde ich ihr die Welt zeigen. Eine Sekunde später erschrack er. Was hatte er sich denn gedacht? Was für Gedanken hatte er da gerade vorhin gewälzt? Waren es welche, die man haben durfte? Äusserlich ließ er sich nichts anmerken von jenem inneren Schrecken, doch innerlich hätte er es am Liebsten gehabt, wenn er niemals diesen Gedanken gehabt hätte. Es war aber schon gedacht, jener Gedanke. Rückgängig machen ließ sich da nichts. Eine innere Stimme meinte: Es hat ja niemand etwas mitbekommen von jenem Gedanken. Und wenn sich dieser gedanke materialisiert... wäre dies dann so schlimm? Nein, musste da die Antwort lauten.
Piso schob seine eigenen Gedanken beiseite. Sie waren verworren und machten wenig Sinn. Wie unästhetisch. Er würde seine Gedanken wieder auf dies richten, was vernünftigen Vorstellungen von Schönheit eher entsprach... zum Beispiel Decima Serrana.
Er antwortete auf ihre Frage, ihr breit zurücklächelnd. „Sehe ich so aus, als ob ich Faxen mache? Jeder kann das. Sieh mich an. Traust du mir denn irgendetwas zu?“, lachte er. „Aber auf Elefanten habe ich mich trotzdem halten können. Es kommt alles ganz natürlich. Die Elefantentreiber zeigen dir, wie du es machen musst. Weißt du was? Ich habe eine Idee. Wir könnten ja einmal auf dem Markt nach Elefanten Ausschau halten. Dieser Tage gäbe es angeblich einen Elefanten hier am Forum. Dann kannst du es selber ausprobieren. Was denkst du?“, fragte er sie. „Wir können ja hingehen und ihn suchen. Wenn wir das Tier tatsächlich finden, und du willst nicht, dann lassen wir es einfach sein! Anzuschauen sind Elefanten ja auch ganz nett. Du kannst es dir ja nochmals überlegen, wie gesagt!“ Er zwinkerte ihr verstohlen zu und deutete in eine vage Richtung. „Dieser Weg schaut ganz gut aus. Was denkst du?“ -
Es war selbstredend, dass Vera sich nicht mehr um die Sklaven kümmerte. Wieso auch? Solange sie ihre Pflicht taten, sollte man sie in Ruhe lassen. Piso tat es also seiner Schwester gleich, obwohl er gar nicht dagegen gehabt hätte, die Sklaven noch ein wenig zu piesacken.
„Natürlich will ich das nicht!“, machte Piso mit gespielten Entsetzen. „Ach, Schwesterchen! Wenn ich schon ohne eigenes Zutun so etwas Gutes wie dich kriege, dann lasse ich es nicht so schnell gehen.“, lachte er. „Ich sage dir, Rom ist der beste Platz der Welt. Wirklich. Ich bereue es, nicht früher hierher gekommen zu sein. Weißt du was? Ich könnte dich ja ein bisschen später ein wenig in Rom herumführen!“ Piso lächelte seine Schwester warm an. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass du endlich hier bist. Ehrlich, und...“ Er brach ab, denn er wollte seiner Schwester nicht ins Wort fallen.
Etwas erstaunt blickte er sie an, als sie endete. „Du und die Religion?“, fragte er und sperrte seine Augen auf. „Priesterin willst du werden?“, fragte er sie ungläubig und grinste sie dann breit an. „Nicht schlecht, gar nicht schlecht. Mensch, Gracchus wäre vor Freude ausgerastet, wenn er gehört hätte, dass seine Base Priesterin werden will.“, freute er sich. „Das ist gar keine schlechte Idee. In letzter Zeit hat es mit dem Priesternachwuchs ein bisschen schlecht ausgeschaut. Besonders bei den Venuspriesterinnen. Die nehmen dich sicher mit Handkuss.“, gab er zu bedenken. „Weißt du, welcher Kontakt da nützlich wäre? Unsere Verwandte, Celerina, wird bald Aurelius Corvinus heiraten. Und der wiederum ist... na, erratest du es? Pontifex! Mit dem könntest du dich in Verbindung setzen. Oder mit Tiberius Durus. Aber ich persönlich finde, dass ist eine wundervolle Idee. Du hast etwas besseres verdient, als nur herumzuhängen und irgendwann dich verheiraten zu lassen. Nein, mein Schwesterchen nimmt ihr Leben selber in die Hand!“, rief er aus, stolz über seine Vera. Gut, dass es solche Mädels heutzutage noch gab. -
Kurz vermeinte er noch den Nachhall von einer gewissen Portion Zorn auf ihren Gesichtszügen zu erkennen. Doch diese schwanden, als Piso sie umarmte. Dass sie seinem Ansturm widerstand, sprach für sie. Die gute alte Vera, nichts konnte sie umhauen.
Er tat es ihr gleich und drückte ihr einen herzhaften Schmatzer auf die Backe. „Natürlich ist es schön hier! Meinst du, in Rom leben wir in einer üblen Bruchbude? Komm schon!“, lachte er. „Das ist die Villa einer der mächtigsten Familien Roms!“ Stolz war in seiner Stimme zu hören. „Komm schon rein!“, rief er.
Vera begann sofort, ihm von den Mühen ihrer Reise zu erzählen. Ja, es war wie bei ihm. An anderen Plätzen zu sein mochte er, reisen aber war nicht sein Ding. Genau das selbe konnte man bei Vera sagen. Es war noch immer unglaublich, dass er mit seiner Schwester vereint war.
„Mach dir mal wegen der Sachen keine Sorgen.“ Er wande sich an die beiden Sklaven, Artomaglos und Cassivellaunus, welche neben ihm standen und in der Gegend herumschauten, krampfhaft den Blick auf die Geschwister vermeidend. „Nicht faulenzen! Kisten schleppen!“, wies er sie an, woraufhin sich die beiden ächzend in Bewegung setzten. Dieselbe Türe, welche Artomaglos noch vor kurzem aufgemacht hatte, öffnete sich nun wieder. Heraus blickte ein Kammermädchen. „Herr? Phrima hat das Cubiculum neben deinem eingerichtet.“ „Ah, sehr gut!“, meinte er und wandte sich dann wieder an Vera, welche gar nicht von den Mühen ihrer Reise loskommen konnte.
„Oje!“, rief er aus. Und wieder kam eine Ähnlichkeit von Vera und Piso zum Vorschein – beide liebten es, Gerümpel anzuhäufen, egal welcher Qualität oder Quantität. „So ein mieser Hund! Und er wagt es, dir das anzutun!“ Er schüttelte traurig den Kopf und legte seinen rechten Arm um die Schultern seiner Schwester. „Die Welt geht zugrunde...“, philosophierte er. Doch die Trauerweide zu spielen fiel ihm heute schwer. Vera war da, das sollte ein Tag der Freude sein.
Es blieb nur noch eine Frage. „Wie lange willst du hier bleiben?“ -
Acanthus’ Augenbrauen hoben sich ganz leicht, als die fremde Flavierin ihn so unvermittelt anfuhr. Warum tat sie das? Frauen. Waren sie nicht komisch? Er holte tief Luft, um zu etwas anzusetzen, was sie vielleicht beruhigen würde, oder auch nicht. Da hörte er etwas. Genau, es war ihr Bruder.
Niemals hätte er sich gedacht, dass er je froh darüber sein würde, dass Piso auftauchen würde. Doch in diesem Fall würde er Acanthus einiges an Gekeife ersparen. Er trat deshalb zur Seite. „Er ist schon da, Herrin.“, meinte er, machte einen Seitenschritt und zog sich damit elegant aus der Affäre.Piso hatte heute einen freien Tag von der Arbeit, und war in seinem Zimmer gelegen, um irgendwelche Texte zu studieren. Da wurde er von Cassivellaunus aus seiner Ruhe gerissen. Zuerst wollte er ihn anmaulen, was das denn solle, doch die Worte des Britanniers elektisierten ihn sofort. Er sprang auf und drängte sich wortlos an Cassivellaunus vorbei, welcher sich diese Behandlung stillschweigend gefallen ließ und seinem Herrn dann hinterhertrottete.
Piso wurde immer schneller, je näher er der Porta kam. Er eilte durch den Gang und riss die Tür zum Vorraum, wo die Porta war, brachial auf. Dort sah er einen Haufen Müll herumliegen, welcher sich wohl Gepäck schimpfte, und er konnte Acanthus und Artomaglos sehen, welche beide herumstanden, wobei sich Acanthus bewegte und dabei den Blick auf sie freigab. Seine Schwester.
Er starrte zunächst absolut ungläubig in ihre Richtung, dann sprang er auf, wie von der Tarantel gestochen. „VEEERAAA!“, rief er und hastete, noch aus dem Sprung heraus, auf seine Schwester zu, warf sich auf sie, so wie sie es als Kinder immer getan hatten, und umarmte sie. „Ist das unglaublich! Wenn du mich überraschen wolltest, dann ist dir das wirklich gelungen!“, lachte er. „Endlich sehe ich dich wieder.“ -
Alles Gute! Da bist du doch glatt genau 4 Tage juenger als ich.