Beiträge von Aulus Flavius Piso


    Titus Decimus Verus
    Classis Misenensis
    Misenum
    Italia


    A. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
    T. DECIMO VERO SALUTEM DICIT.


    Anlässlich deines Gesuches betreffend deines Interesses am Arbeitsposten des Procurator a rationibus darf ich dir mitteilen, dass der Procurator dir einen Termin zum Zwecke eines Bewerbungsgespräches am Nachmittag des ANTE DIEM X KAL MAI DCCCLIX A.U.C.* gegeben hat. Es liegt in der eigenen Ermessung des procurators, zu entscheiden, ob er eine Empfehlung deiner Person abgeben wird. Finde dich bitte pünktlich im Officium des Procurators ein.


    Im Auftrag des Procurator a Libellis


    Aulus Flavius Piso
    ~~Primicerius a Libellis Admistrationis Imperatoris~~


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    Diesem Brief war eine Wachstafel angeheftet.


    Salve, mein Freund,
    Entschuldige mein Beamtenlatein. Dies ist das einzige, was ich ich fuer dich herausholen konnte. Der procurator denkt nicht hoch von dir. Allerdings hat Plennius Flaminius, der derzeitige Par, wenig Freunde und Unterstuetzung bei den Angestellten der Kanzlei. Bereite dich gut auf dieses Gespraech vor. Solltest du einen Patron haben, sprich mit ihm. Bereite Ideen vor, die du als Par umsetzen wuerdest. Erklaere deine abwechslungsreiche Karriere, da sie etwas ist, von der Balbus wenig angetan ist.
    Es tut mir Leid, dass ich dir nur bis hier hin und nicht weiter helfen konnte. Viel Glueck.
    Dein Aulus Flavius Piso


    Sim-Off:

    *Ein Fantasietermin. Kreuze einfach irgendwann auf.

    Aha, genuegend Maenner, im Gegensatz zu Frauen und Kindern. Was der Procurator da sagte, war ein Paradebeispiel in Sachen uninformativer Saetze. Piso verkniff sich ein Seufzen.
    Auch auf den naechsten Satz sagte er nichts. Was haette er sagen sollen? Eine Bemerkung zu den Verlusten der Ala in Confluentes unter Balbus' Zeit? Er haette seinem geliebten Beruf leise Servus sagen koennen. Also liess er es sein.
    Was dann der Prudentier sagte, war dann doch etwas unerwartet. Piso nickte nur ernst. "Dann werde ich das sofort machen.", sagte er und verbiss sich ein breites Grinsen. Dies war geschafft. Nun war es an Verus, die Sache nicht zu verhauen.
    Der Procurator sagte dann noch etwas, was Piso aufhoeren liess. Der Kerl erwaenhte in Anwesenheit eines Flaviers eine gewisse Flavierin, von der man in der Villa Flavia sicher nichts mehr hoeren wollte. Was fuer ein Chuzpe. Fast schon bewunderswert waere es, gehoerte man nicht der betroffenen Gens an.
    Seine Stimmlage war einen Hauch tiefer als sonst. "Ich denke doch, dass Decimus Verus einem peregrinen Rebellen und einer unglueckseligen Frau das Wasser reichen kann. Meine Empfehlung. Vale.", meinte Piso und machte sich daran, zu gehen, ganz langsam.

    Piso koennte sich auf den Kopf schlagen - er hatte sich in der Hitze des Gefechts versprochen und statt Magister Scriniorum Magister Officiorum gesagt. Der Prudentier schien aber diesen kleinen versprecher nicht mitbekommen zu haben. Den Goettern sei Dank, das waere eine Blamage gewesen.
    "Andere Maenner? Solche habe ich noch nie getroffen. Mir ist ehrlich noch nie jemand begegnet, der schlecht ueber Decimus Verus geredet hat.", meinte Piso, sich naiv stellend, hoffend, dass Balbus sich vielleicht zu ein bisschen Name-Dropping hinablassen wuerde. Das waere vielleicht informativ.
    "Ich habe mir den Werdegang des Decimers angesehen - er ist ein Mann mit vielen Faehigkeiten, das ist eben jenes, was der Werdegang beweist. Und zudem werde ich seine Zeit bei der Classis nicht in Zweifel ziehen. Er ist der Mann, der Gorgus, den letzten gefaehrlichen Piraten des Mittelmeeres, gestuerzt hat. Er ist der Mann, ohne den meine Nichte Flavia Celerina nun tot waere.", fuegte er hinzu. Den letzten Satz sagte er etwas leiser. Ja, er schuldete Verus etwas, so wie die ganze Familie ihm etwas schuldete.
    "Ich kenne deinen Lebensweg ebenfalls, ich habe es mir erlaubt, ein bisschen in den Buechern zu schmoekern. Dass man dich zum Procurator ernannt hat, war nie ueberraschend, wenn man sich deinen Lebenslauf betrachtet. Aber auch in Decimus Verus stecken ungeahnte Talente. Und deshalb bitte ich dich um eines nur. Ich bitte dich nicht darum, ihm beim Kaiser zu empfehlen, oder den Decimer ohne Hinterfragungen zum Procurator zu erheben. Aber um eines bitte ich. Lade ihn einmal zu dir ein. Zu einem Gespraech. Einem einfachen Gespraech. Plennius Flaminius muss nichts davon erfahren. Du kannst ihn dann noch immer ablehnen. Aber ich bin sicher, dass der Mann dich beeindrucken kann.", sagte Piso.

    Piso kratzte sich kurz am Kopf. "Aber er haette doch wenigstens reden koennen mit ihm. Das waere nicht allzu viel verlangt gewesen. Trotzdem, danke, dass du mit ihm noch einmal ueber das Fenster reden wirst."
    Piso betrachtete den Prudentier, als jener durch das Schreiben des Florus ging. Er hoerte aufmerksam zu und runzelte dann seine Stirn. "Verzeihe mir, aber ich moechte dir in ein paar Punkten widersprechen. Annaeus Florus ist eine illustre Figur des Imperiums, eine Persoenlichkeit, die dafuer sorgt, dass unser Imperium bleibt, was es ist. Ich wuerde den Worten eines solchen Mannes vertrauen. Einmal insoweit, als dass ich mir den empfohlenen Kandidaten wenigstens einmal anschauen und nicht pauschal abweisen wuerde. Ein gewisses Mass an Ermessensspielraum gegenueber einem verdienten und beruehmten Buerger, der Decimus Verus genauestens kennt, wuerde ich schon zugestehen. Ausserdem war Decimus Verus in der Curia Italiae. Ich weiss, sie ist gescheitert. Aber nicht an ihm. Und er war Magister Officiorum. Hier in Italia. Ein sehr verantwortungsvolles Amt. Und noch etwas moechte ich sagen... ist die Tatsache, dass faehige Beamten sehr oft gerade aus den Offiziersriegen stammen, nicht gerade dadurch erwiesen, dass du hier vor mir sitzt?", meinte er mit einem einladenden Laecheln.

    Piso starrte gebannt auf die Wuerfel. 3 Sechser. Das gab es nicht. Bei den Goettern, das konnte nicht wahr sein. Seine haende zitterten. Wieso hatte er geworfen? Er war eingeschuechtert gewesen... leicht betrunken... und er hatte den Sklaven haben wollen. Ja, er wollte einen Sklaven haben, der Eisenstangen verbiegen konnte. Sein Grinsen war unbewusst, er wollte es selber nicht
    Das Gesicht des Vulso verzog sich, nach ein paar Sekunden des Erstaunens, zu einer Fratze der Wut und Verzweiflung. Er stand auf, lallte irgendetwas und zog einen Dolch. Piso fuhr zusammen und rueckte nach hinten, sich des Umstandes, dass ihm dies nicht helfen wuerde, bewusst.
    Er wollte um Hilfe bruellen. Aber es ging nicht. Er konnte nur noch den Dolch, so reich verziert und scharf und glaenzend, anstarren. Verdammt. Das konnte doch nicht das Ende sein.
    Und das war es auch nicht. Der Dolch entglitt der Hand des betrunkenen Patriziers. Der Koerper, der ihn gehalten hatte, fiel zusammen. Der Kopf schlug auf den Tisch auf. Piso hatte sehr wohl gesehen, was dies verursacht hatte. Der Noriker, der dem Betrunkenen einen Stuhl ueber den Grind gezogen hatte.
    Er fuhr schnell mit der Hand zum Mund des Geschlagenen. Er atmete noch. Gut. Doch genau, als er sich beruhigt wieder in seinen Stuhl sacken lassen wollte - obwohl gerade dies nicht die richtige Entscheidung gewesen waere, wurde er gepackt. Gleichsam Cassivellaunus. Piso war zu muede, zu betrunken, zu erschrocken, um Widerstand zu leisten.
    Schwammig erblickte er vor sich eine Meute, die sich ansammelte. Sie schwieg. Sie blickte die drei sich aus der Taverne schleichenden nur ruhig an.
    Dann brach die Hoelle los.
    Einer fing an. Er rief: "Lucius!", und rannte auf den Bewusstlosen zu. Ohne den Puls zu fuehlen, oder sonst etwas zu machen, um festzustellen, ob der Mann noch lebte oder schon jenseits des Styx war, bruellte er: "Fasst die Moerder!"


    Artomaglos rannte, wie er noch nie gerannt war. Fast schon bereute er seine Entscheidung, dem Kerl eine auf die Ruebe gegeben zu haben. Aber sonst haette Vulso Piso getoetet. Noch einmal fuer einen Tod verantwortlich sein wollte er nie wieder.
    Piso und Cassivellaunus hinter sich herschleifend, rannte er. Die beiden erwachten jetzt halbwegs wieder und fingen nun auch selbststaendig zu Laufen an.


    In der Taverne hatte man laengst festgestellt, was wirklich passiert war, und dass Vulso sein Missgeschick redlich verdient hatte. Doch zweien war das nicht gesagt worden. Sie waren gute Freunde des Vulso und waehnten ihren Freund tot. Und waehrend sich die Meute im Langfinger beruhigte, hetzten die beiden reichen Roemer den armen Artomaglos mit seinem "Gepaeck" weiter. Fast den ganzen Weg bis zur Tiberinsel.

    Nochmals atmete er durch, er wusste, er wuerde, so aufgebracht wie er war, nicht sonderlich weiterkommen. Normalerweise sang er immer, wenn er aufgeregt war. Doch das war in jener Situation nun etwas unangemessen.
    "Hm, ich sollte die Gruende besser ausfuehren, die er mir genannt hat. Erstens hat er gesagt, Arbeiten am Fenster wuerden die Arbeit beeintraechtigen. Das stimmt, auf die kurze Dauer gesehen. Doch es wuerde ein Arbeitsklima und eine Aesthetik schaffen, von der Procuratoren noch jahrhundertelang zehren koennten!", schwaermte er, traeumte er doch schon innerlich von einem pisonischen Fenster. :D
    "Bei den Tieren hat er einfach gesagt, er will meinen Vetter nicht hoeren. Weil es schon Lieferenaten gibt. Ohne zu bedenken, dass die Tiere meines Vetters qualitativ wertvoller sein koennten. Es waere nur ein Gespraech gewesen, das ich und mein Vetter verlangt haette. Aber nein, der Herr tut sich nicht die Muehe an." Nur nicht aufregen! Das wuerde dem Blutdruck schlecht tun!
    "Jemand.", wiederholte er trocken und schluckte. Fast haette zu einer Breitseite gegen den auf flavischer Seite nicht sehr geliebten Kaisers ausgeholt. Doch er hielt sich in Zaum.
    Doch nun kam der Augenblick, auf den er gewartet hatte. Mit einer wichtigen Geste zog er eine Schriftrolle aus einer Falte seiner Toga. "Ich war so frei, bei der Poststelle vorbeizuschauen. Und habe das hier gefunden."
    Er legte es auf den Tisch.


    Der Kommandant der Flotte in Misenum, Lucius Annaeus Florus, an seinen Oberbefehlshaber, dessen engsten Berater und das beratende Consilium,


    Mein Kaiser, meine Herren,


    Schon wieder ist eine weitere Amtsperiode verflogen und ich weile noch immer in Misenum, eurem direkten Befehl gehorchend. Dabei warte ich täglich auf Nachricht von meinem Nachfolger, oder von euch, wie ich in dieser Situation weiter vorgehen soll. Da keine Nachricht eintrifft, geht der Dienst gemäss den normalen Regeln weiter.


    In der Zwischenzeit wurde aber auch ein Piratennest ausgeräuchert und es haben sich erneut einige Männer hervorgetan bei dieser Mission.


    Vorallem betrifft dies die Person des Centurio Classicus Titus Decimus Verus. Ich habe ihn euch bereits einmal für die Erhebung in den Ritterstand empfohlen. Gemäss meinen Informationen scheiterte dies damals vorallem daran, dass ich euch keine konkrete Anstellung für diesen Mann empfehlen konnte. In der Zwischenzeit hat sich der Centurio nicht nur in seinem Dienst ausgezeichnet verhalten und weitere Auszeichnungen erhalten, er hat sich auch für ein vakantes Amt entschieden, welches er gerne ausüben möchte. Konkret strebt er die Position als Curator Kalenadarii an.


    Ich kann euch, mein Kaiser, meine Herren, diesen Mann nur empfehlen und verbleibe, mit freundlichem Gruss und grösster Ehrerbietung,


    Lucius Annaeus Florus



    "Es handelt sich, wie du erkennst, um den ehemaligen Praefectus der Flotte in Misenum. Und er schlaegt Titus Decimus Verus vor.
    Ich weiss, die Empfehlung ist nicht wegen eines Posten als Procurators. Aber ich habe die Ehre gehabt, jenen aussergewoehnlichen decimischen Kriegshelden kennen zu lernen. Wir kamen ueber den Beruf ins Reden, und er hat mir gesagt, eine Position, die er ueberdies anstrebt, ist die des Procurator a rationibus. Zwar wurde jenes Berufsbild nicht im Brief angegeben, aber stattdessen muendlich abgegeben, wie mir glaubhaft versichert wurde. Ich denke unbedingt , dass du ihm einen Termin, und somit eine Chance, geben solltest.",
    erklaerte Piso.

    "Gruende? Bei Iupiter, Gruende." Um Gruende zu nennen, musste der kerl erst einmal Verstand haben. "Ohne zu wissen, was in meinem Officium vorgeht, hat er das Fenster als unnoetig abgeblockt. Und die Gruende, wieso er meinen Vetter nicht mit ihm sprechen lassen will, waren noch fadenscheiniger." Nochmals griff er sich an die Schlaefen. Ruhig Blut. Sachlich bleiben. Er seufzte genervt ob des Mannes und war sehr beruhigt, als ihm Balbus sagte, er koenne offen reden. Wenigstens einer, der ihm zuhoeren wuerde.
    "Also, im Vertrauen... dieser Plennier ist eine Zumutung. Frage meinen Kollegen, den Primicerius a rationibus. Frage einen beliebigen Notarius aus der Kanzlei, aus meinem Officium oder dem des Vinicius Sabinus, und sicher sind die Meinungen nicht anders beim ab epistulis. Wenige werden positive Worte finden, um den Mann zu beschreiben. Er ist unfreundlich und somit destruktiv fuer eine gute Arbeitsatmosphaere. Er ist blind fuer Neuerungen und innovationsfeindlich. Und selber arbeiten? Lieber waelzt er das auf seine Untergebenen ab. Kurz gesagt, der Mann hat, mit Verlaub, ein Brett vorm Kopf. Was schade ist. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass es bei weitem geeignetere Kandidaten fuer diesen Posten gibt.", meinte er... mit einem ganz bestimmten Namen im Hinterkopf. Nein, nicht den Seinigen. Aber von einem Mann, den er wahrhaft gerne statt des Plenniers im Officium sehen wollte...

    Das "Ja" des Prudentiers klang eindeutig genervt. Piso hatte wohl zu laut angeschlagen. Doch dies liess seine eigene Wut, die jene des Procurators wohl zu einem lauen Lueftchen machte, nicht entschwinden.
    Er oeffnete die Tuer, trat ein und knirschte mit den Zaehnen. "Salve." Er seufzte. "Es war aussichtlos. Ich habe nichts erreicht. Nichts. Was soll ich jetzt meinen Notarii sagen? Was soll ich meinem Vetter sagen? Ahhh!" Er griff sich an seine Stirn. Es war zum an den Plafond springen. Und er konnte nichts ausrichten gegen den Procurator a rationibus. Er atmete tief ein und aus. Nur ruhig Blut. Sien Blick wanderte zum Brief, er wusste sofort, was der Grund fuer die Verunstaltung des Schreibens gewesen war. "Tut mir Leid wegen dem Brief. Schreib ihn ruhig fertig, ich werde dann eine Reinschrift machen." Oder sie einen Notarius machen lassen. Anscliessend holte er noch einmal tief Luft.
    "Procurator? Darf ich ganz, ganz offen reden?"

    Die Taverne zum Langfinger ist eine der nennenswertesten Etablissements in Transtiberim. Die Geschichte der Taverne ist fast so unglaublich wie die Haesslichkeit ihrer Besitzerin.
    Die Taverne wurde vor 50 Jahren gegruendet, um Gaunern, Kriminellen, Schmugglern, Sektieren und sonstigem Abschaum einen Platz zu geben, um sich anzusaufen. Dies war das Schicksal der Taverne bis vor 5 Jahren, als die Oberschicht von Rom es fuer sich entdeckte. Angeblich war es spannend und unglaublich, in jener Taverne etwas zu trinken. Die Banditen verschwanden. Die Schnoesel und Zicken aus den reichen 10.000 von Rom erkoren den "Langfinger" zu einem Abenteuerlokal, wo man hinging, wenn man sich besonders mutig oder laessig fuehlte. Zwar war das Bier schaal, der Wein korkig, der Schnaps ranzig... doch die Taverne hatte einen unerreichbaren Kultstatus. Ihm haftete etwas Verbotenes an. Der Wirtin war es recht, sie machte gutes Geld dadurch.


    Sieht in die Runde, verehrte Leser. Ein Laden, voll mit jungem Volk aus dem Patriziat oder dem reichen Plebs. Der Geldbeutel klingelt. Viel Geprotze findet hier statt.
    Sieht zum Beispiel den jungen Mann da hinten, der sich mit seiner neuesten Erwerbung bruestet.


    Die erwaehnte Neuigkeit war ein Sklave aus Noricum. Ein gewaltiger Mensch, gross wie ein Berg. Er musste erniedrigende Kunststuecke machen. Man gab ihm eine Eisenstange und forderte ihn auf, sie zu verbiegen. Er blickte sie abschaetzig an und verdrehte sie dann wie ein Stueck Gummi. "Do, host wieder.", grollte er und gab dem lachenden Eigentuemer das Stueck Eisen zurueck.


    Die Szene entging nicht einem jungen Patrizier, der weiter hinten an einem Tisch zusammen mit einem sehr minderbemittelten Sklaven sass. Man hatte ihm gesagt, der Laden waere Klasse. Piso fand das nicht. Es war schaebig. Bar jeder Aesthetik. Man konnte nichts tun, als sich anzusaufen.
    Er wollte schon gehen, da sah er, wie der Mann drueben aufstand. Wohin wollte der? Er kam geradewegs auf ihn zu. Den Sklaven, der gerade noch eine Eisenstande vebogen hatte, trottete freiwillig auf ihn zu.
    Der Kerl setzte sich, ohne zu fragen, auf den Stuhl neben Piso und fragte: "Salve! Du schaust nicht gerade aus, als ob du dich amuesierst. Ich bin Lucius Manlius Vulso. Wer bist du?"
    "Aeh, Aulus Flavius Piso. Ich wollte gerade gehen und..."
    "Nichts da! Wir spielen zuerst ein Gluecksspiel."
    "Ich denke, ich sollte..."
    "Nein.", meinte Vulso und gab dem Sklaven einen Wink. Dieser trottete naeher. Piso erstarrte. Der Kerl musste zum Vergnuegen Koepfe eindruecken wie Eier.
    "Aeh, was schlaegst du vor?", fragte er eingeschuechtert.
    "Ein Gluecksspiel. Ich habe hier Wuerfel. Wir spielen um unsere Sklaven. Wenn ich verliere, gehoert meiner dir. Wenn du verlierst, gehoert deiner dir." Er kicherte, so wie es komplett Betrunkene zu tun pflegen.
    "Aber..." Piso schaute schraeg zu Cassivellaunus hin. Dieser schlotterte vor Angst, staendig auf den Huenen schauend. "Ich will wirklich nicht..."
    "Doch. Du willst. Sonst kommt Ratomagnus auf den Plan."
    "Artomaglos, des is mei Name.", murmelte der gerade Erwaehnte.
    "Wurscht! Du bist mein Wetteinsatz! Und dein Sklave ist deiner, Flavius Piso! Hier!", meinte er und holte 3 Wuerfel raus und wuerfelte sie auf den Tisch hin. Bei der Geste konnte man wieder die eindeutige Betrunkenheit von Vulso sehen. Trotz eines schlecht ausgefuehrten Wurfes war das Ergebnis bemerkenswert gut. "Haha! Zwei Sechser, ein Vierer! Das kannst du nicht toppen! Du kannst unmoeglich mehr Punkte kriegen! Dein Sklave ist meiner!"
    "Nein, ist er nicht."
    "Er ist meiner, wenn du nicht wuerfelst."
    "Da war kein Einverstaendnis."
    "Wuerfel! Sonst schlaegt Warzobragus dich zu Brei!", rief, nein, schrie Vulso.
    Piso war verduzt. Ohne wirklich zu wissen, was er tat, von der shcieren Furcht getrieben, packte er die Wuerfel und rollte auch sie. Dann kniff er seine Augen zu.
    Totenstille herrschte, als Piso geworfen hatte. Kein Jubeln von Vulso. Er oeffnete die Augen wieder.
    3 Sechser.
    Er hatte gewonnen.

    "Der Kaiser... der Kaiser... da hast du dir was vorgenommen." Fast haette Piso etwas grundlegend unvernuenftiges ueber den Kaiser gesagt. Doch er hatte doch nicht die Traute, dies zu tun. Es haben schon viele schlecht geendet, die weniger Kritik am Kaiser uebten, wie er es tun koennte...
    "Nun, wenn dies dein ehrlicher Wunsch ist, dann wuensche ich dir Glueck.", meinte er und trank einen Becher Wein hinunter. "Ich habe auch schon ueber einen Patron nachgedacht. Er sollte patrizisch sein, denke ich, aber nicht so weit oben wie der Kaiser. Aber ich habe noch sehr viel Zeit, um darueber nachzudenken, weil ich will noch nicht jetzt in den Senat. Erst einmal will ich wieder nach Aegypten. Ich frage mich, ob sich dort viel veraendert hat."

    Durch Verus gestuetzte, torkelte Piso den ganzen Weg in sein Gaestezimmer zurueck. Dort grunzte er: "Gute Nacht... dankeschhhhn...", und liess sich dann ins Bett fallen. Er war sofort eingeschlafen und schnarchte so laut, dass das ganze Zimmer zu wackeln schien. Morgen wuerde er einen tuechtigen Kater haben.

    "Er ist jetzt in Aegypten. Keine Ahnung, wieso gerade dort. Sein gesundheitlicher Zustand war ueber die letzte Zeit nicht ideal, so hat er sich entschlossen, sich zurueckzuziehen.", informierte er den wissbegierigen Vinicier. "Ob Aegypten da aber wirklich hilft? Ich habe gehoert, das Sumpffieber geht dort immer ganz gewaltig um... wie dem auch sei."
    Sabinus schien ganz fasziniert zu sein von pisos Ausfuehrungen. Dieser laechelte. "Weisst du, was ich von meinen Reisen gelernt habe? Zuhause ist es doch am Schoensten. Das denke ich.", meinte er und lehnte sich zurueck. "Sicher. Ich reise gerne. Und wuerde es wieder gerne machen. Aber woanders leben als in Italia? Keine Chance, das wird mir nicht passieren. Und hier in Rom fuehle ich mich pudelwohl. Was soll ich da noch lange weg? Ausserhalb des reiches aber war ich noch nie...", meinte Piso und gruebelte nach. "In Pannonien habe ich auf Germania Magna hinuebersehen koennen. Aber die Donau habe ich nie ueberquert. Auf der anderen Seite leben die Quaden... ganz blutruenstig, die, habe ich gehoert.", erzaehlte er und trank nun selber einen Schluck Wein.
    "Britannien ist sehr schoen. Es regnet natuerlich oft, aber nie so oft, wie diverse Leute es uns weismachen wollen. Ich habe mir meinen Leibsklaven Cassivellaunus dort gekauft. Aber er taugt nichts, ehrlich gesagt. Ich will mir einen neuen zulegen." Eigentlich sagte er dies eher hypothetisch, nicht wissend, dass er schon in ein paar Tagen ohne viel eigenem Verdienst an einen solchen Sklaven kommen wuerde...
    "Wohin wuerdest du gerne gehen? So als Prioritaet?"

    "Aeh, doch. Hallo, Senilis.", gruesste er einen vorbeigehenden alten Mann, der zurueckgreinte: "Das Fenschterchen. Wir wollen ein Fenschterchen!" und dann entschlossen weiterging.
    "Wie dem auch sei. Freut mich, ein vernuenftiges Gesicht mehr bei uns. Hast du eigentlichs chon den Pompeier, Imperiosus kennen gelernt? Das ist der Primicerius ab epistulis, mit dem habe ich mich auch schon in der Taberna angesoffen.", grinste er. "Und, wie geht es so mit deiner Arbeit, bisher?"
    Als Sabinus seinen Vorgesetzten erwaehnte, blickte Piso duester drein. "Flaminius.", murmelte er, da kam Senilis zurueck. "Flaminiusch, Haschenfussch. Was fuer ein Verschager..." Piso machte einen Grimasse. "Der Procurator a rationibus ist nicht sehr beliebt hier bei der Privatanfragenabteilung. Ueberhaupt nicht, seit er uns ein dringend benoetigtes Fenster verweigert hat. Der Narr." Er schuettelte den Kopf. "Was hat er dir getan?"

    Der Posteingang von Benutzer »Ein Faulpelz namens Galeo Vinicius Sabinus, der sich Beamter der kaiserlichen Administration schimpft und nicht einmal seinen eigenen Briefkasten in Ordnung halten kann« ist bereits voll. :D ;)

    Im Officium XXIII herrschte ein Chaos.
    Herumrennende Notarii, die Stuehle und ganze Tische umstellten. Daneben welche, die Papiere aussortierten, und einer, der versuchte, die Regale abzustauben, was sich als schwierig ob des jahrealten Schmutzes herausstellte. Koerbe voll mit unnuetzen, alten, zerbroeckelnden Papyri wurden herumgereicht. Jemand fegte den Boden weiter hinten.
    Der Notarius, der angesprochen war, schluckte nur und rief: "Hi... Hi... Hilfe!" Er warf seine Haende hoch und rannte nach hinten, an Piso vorbei, der sich gerade zu Sabinus hinbahnte.
    Bei ihm angekommen, schuettelte er den Kopf. "So was. Kommst du genau an den groessten Angsthasen des Officiums. Schoen, dich hier zu sehen, Sabinus. Du hast es geschafft, willkommen daheim.", laechelte er und klopfte seinem Kollegen auf die Schulter.

    "Nun, Neffe. Im weitestmoeglichsten Sinn. Er ist der Urenkel meines Grossvaters. Also eine Generation unter mir. Was sich aber altersmaessig nicht also gross ausgewirkt hat.", erklaerte Piso, da er sah, dass die Erwaehnung des Wortes "Neffe" grosse Verwirrung ausgeloest hatte.
    "Toletum, da war ich noch nie. Angeblich sehr idyllisch. Ich habe weniger Zeit in Hispania verbracht, als ich es haette sollen... na ja, ich werde es nachholen koennen. Ich habe ja noch viel Zeit.", meinte Piso freimuetig.
    Piso stiess mit dem Vinicier an. "Ich bin mir sicher, Capua ist auch schoen. Obwohl ich noch nie dort war.", sagte er. Die leute, ie mit ihnen in der Taverne sassen, schenkten den beiden, die staendig die Becher erhoben. Es waren halt nur zwei immer beschwipster werdende Saufbrueder, die Ausreden fuers Trinken suchten.
    Sabinus wiederholte das fremdartige raetische Wort, und Piso zuckte die Achseln. Er wusste ja nicht, dass jenes Wort in 1900 jenes sein soll, welches das Lebensgefuehl eines ganzen Bundeslandes erfasste.
    "Gallien, ja, da war ich auch schon. Und Syrien, Aegyptus, leider nicht in Iudaea... obwohl ich nach Hierosolyma wollte. Ein anderes Mal."
    Sabinus schien vor Neugierde zu platzen, da wollte Piso ihn nicht haengen lassen. "Also, ich habe, vor einigen Jahren, eine richtig lange Reise durch das Imperium gemacht. Gestartet in Ravenna! Dann bin ich gleich nach Noricum, und dann nach Pannonien. Von dort aus nach Illyrien, und dann das Schiff nach Kreta. Eine Weile bin ich dortgeblieben. Dann bin ich weiter, nach Asia, nach Epheseus und Pergamum. Von dort aus nach Antiochia, mit dem Schiff, natuerlich. Dann nach Alexandria. Dann Carthago. Dann nach Rom. Von dort aus nach Massilia. Lugdunum. Argentorate. Mogontiacum. Augusta Treverorum. Lutetia. Dann nach Britannien, mit dem Schiff. Londinium. Deva. Isca Silurum. Von dort aus bin ich nach Burdigala, und dann nach Narbo. Dann nach Tarraco. Caesaraugusta. Pompaelo. Flaviobriga. Und dann, quer durch Gallien, bin ich wieder nach Hause.", beschrieb Piso seine Reisen.