Beiträge von Aulus Flavius Piso

    Ein Reiter kam aus Rom und warf einen Brief bei den Legionaeren ein.



    An
    Faustus Decimus Serapio
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua
    Italia



    A. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
    CENTURIONI F. DECIMO SERAPIONI


    Salve Bürger, dieses Schreiben kommt zu dir im Namen des Procurator a Libellis, Tiberius Prudentius Balbus. Ich habe die Ehre, dir mitteilen zu können, dass dein Ansuchen bezüglich der Erhebung in den Ordo Equester erfolgreich war, dein neuer Titel nun bestätigt und eingetragen ist und du dich von diesem Tage an mit Fug und Recht als Ritter bezeichnen darfst. Führe diesen Titel mit Stolz und Ehre.


    Im Auftrag des Procurator a Libellis


    Aulus Flavius Piso
    Primicerius a Libellis der Admistratio Imperatoris


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    Ein abgehetzter Reiter der Kanzlei traf in Misenum rein, schoppte hastig einen Brief und eine kleine Wachstafel in den Briefkasten und machte sich eilig weiter...



    An
    Titus Decimus Verus
    Classis Misenensis
    Misenum
    Italia



    A. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
    CENTURIONI CLASSICO T. DECIMO VERO


    Salve Bürger, dieses Schreiben kommt zu dir im Namen des Procurator a Libellis, Tiberius Prudentius Balbus. Ich habe die Ehre, dir mitteilen zu können, dass dein Ansuchen bezüglich der Erhebung in den Ordo Equester erfolgreich war, dein neuer Titel nun bestätigt und eingetragen ist und du dich von diesem Tage an mit Fug und Recht als Ritter bezeichnen darfst. Führe diesen Titel mit Stolz und Ehre.


    Im Auftrag des Procurator a Libellis


    Aulus Flavius Piso
    Primicerius a Libellis der Admistratio Imperatoris


    [Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]


    Hallo Verus!
    Gratulation zu deiner Ernennung! Was wuerdest du davon halten, wenn wir uns einmal in einer Taverne treffen? Du solltest ein ziemlich gigantisches Wissen ueber Fische und Fischfang besitzen, hat man mir gefluestert... das waere sehr nuetzlich. Waere prima, wenn sich da was machen liesse!
    Gruss, Piso

    "Ah, danke.", meinte er. Seine urspruenglichen Vermutungen waren bestaetigt.
    "Gut, dann werde ich es den Legionen und den Cohortes Urbanae schicken, aber trotzdem so schreiben, als ob sie direkt an die Maenner gehen wuerde.", meinte er.


    Sim-Off:

    Soll ich die Post innerhalb von Italien direkt in die jeweiligen Postkästen einwerfen, oder einfach alles in die Poststelle der Administratio posten?

    "Das Meer...", wiederholte er leise. Es war wirklich schoen, wie es unter dem Schiff wogte, wie es leicht an die Aussenwaende des Schiffes krachte, der Geruch, das Singen der Moewen... es gab wenig Gruende, wieso man woanders sein sollte. Woanders als am Meer, als in Italien, als auf diesem Schiff, in Gesellschaft dieser netten jungen Frau.
    "Ich sage dir, fremde Laender und Kulturen... ich sage dir, ich war schon an vielen Orten. Aber nie war es so schoen wie zuhause, ich kann es dir sagen."
    Er hielt inne, als er hoerte, wie irgendetwas ins Wasser zu fallen schien. Er blickte auf, runzelte schnell die Augenbrauen und schuettelte den Kopf. Da war wohl nichts gewesen.
    Er blickte wieder zu Serrana hin und bemerkte ihren Blick. Was fuer wundervolle Augen sie hatte. Gleichzeitig hatte sich auch eine leichte Roetung in ihr Gesicht geschlichen, was ihr aussergewoehnlich huebsches Aussehen unterstrich.
    Er laechelte sie leicht an. Was sollte er sagen, was ehrlich gemeint war und nicht als plumpe Anmache gedeutet werden koennte? Es war das uralte Problem, welches alle Maenner plagte. "Ja, das Meer ist wunderschoen. Doch, was ich einfach sagen muss... noch viel schoener sind deine Augen. Sie sind faszinierend.", meinte er schliesslich. Er fuehlte sich zu so einer Aussage durchaus qualifiziert, war er doch (fast) der fuehrende Aestetikexperte Roms.

    Piso nickte. "Alles klar.", miente er und nahm die zwei Wachstafeln in Empfang. Er blickte kurz drauf.
    Er kniff seine Augen zusammen, als er versuchte, die Abkuerzungen auf der ersten Tafel zu entziffern. "Aeh, Trieblatt ist... Tribunus Laticlavus? Und Triebanck ist Tribunus Angusticlavus? Und was ist Trieb? Einfach nur Tribunus?", fragte er um Aufklaerung. Die Aussprache der Abkuerzungen misslang ihm leider etwas.
    "Ah, und OE ist wohl Ordo Equester... hm." Er blickte kurz die Namen an. Er fand darunter den Namen seines guten Bekannten Verus! Nun, er hatte es sich sicher verdient, er war ein honoriger Mann. Doch Serapio... der war doch der Bruder von Seiana. War das nicht ein bisschen eine Kanaille? Er zuckte die Achseln und liess seinen Blick zur zweiten Tafel gleiten. Hm, der Duccier hatte einen wirklich guten Deal gemacht, dazu musste man ehrlich gratulieren.
    "Dann werde ich das machen." Zuerst wuerde er sich noch Abschriften von alten Briefen anschauen, damit er wusste, wie so ein Brief zu formulieren war.

    "Mir? Mir? Mir geht es bestens, danke!", rief Piso aus, als der Fremde ihm nach seinem Wohlbefinden fragte. "So gut habe ich mich selten gefuehlt." Dass die Geschwindigkeit, mit der er den Artikel dem Mann unter die Nase gehalten hatte, von jenem bald schon als Tätlichkeit interpretiert wurde, fiel ihm nicht auf.
    Bereitwillig liess er sich den Artikel aus der Hand nehmen und blickte wohlwollend auf den Mann, als jener die Schriftrolle durchlas. Als er geendet hatte, stellte er ihm die unvermeidliche Frage nach seiner Identitaet. "Dieser bin ich. Hoechstselbst, in Person.", machte er stolz und liess seine Brust anschwellen, waehrend er sich moegliche zukuenftige Titel durch den Kopf gehen liess. Aulus Flavius Piso, Koryphäe der zeitgenoessischen Musik, ästhetischer Trendsetter und kuenstlerisches Vorbild. Ja, das klang gut.
    Den Glueckwunsch des Plebejers, der vermutlich nichts anderes wollte, als ungeschoren weiterzukommen, nahm Piso als ehrliche Bewunderung auf. Er war begeistert darueber, jetzt schon einen (unfreiwilligen) "Fan" gefunden zu haben.
    "Sag, mein Freund, mit wem habe ich die Ehre? Du scheinst dich mit wahrer Kunst auszukennen. Was wuerdest du von einem Gespraech ueber die wahre Natur der Aesthetik ueber einem Glas Wein halten? Ich wuerde dich einladen!", meinte Piso ueberschwaenglich.

    Piso nutzte die Redepause, die er nun, da der Pompeier redete, um erst einmal tief Luft zu holen, sonst waere er an seinem eigenen Wortschwall erstickt.
    "Danke.", meinte Piso und setzte sich auf einen Stuhl. "Hm, scheint wirklich so, als ob die Arbeit hier nicht viele Variationen hat.", meinte er nun langsamer, sich Zeit zum Atmen gebend, so dass er dem Ersticken entgehen konnte, ohne ihm zu erliegen, was vorhin fast geschehen wäre. :D
    "Auf jeden Fall wollte ich dir nur mal ein paar generelle Fragen ueber die Arbeit hier stellen. Gibt es etwas, bei dem ich mich vorsehen muss? Auf welche Art von Aufträgen muss ich gewappnet sein? Muss man oft Ueberstunden machen?", fragte er.

    Piso laechelte zurueck. "Ich bin sicher, da finden wir eine gute Loesung finden werden.", meinte er - obwohl er es etwas bedauern wuerde, den alten Mann in den Ruhestand zu schicken, er schien eine Ruhepol im Sturm der hektischen und aufgeregten Notarii zu sein.
    "Licht...", wiederholte er und blickte zur Wand hin, zu einer Stelle, wo eine Mauer die Sicht nach aussen versperrte. Hier koennte man durchaus ein neues Fenster hineinstemmen. Sowie sich entsprechende Geldmittel beim Procurator locken machen lassen wuerden.
    "Gut. Ich danke dir recht herzlich. Nur weiter so mit deiner guten Arbeit.", schloss er das Gespraech ab.

    Da anfaellige Fragen nun geklaert waren, kam der Procurator nun mit einer Ansage daher, auf die er, so dachte Piso, schon waehrend der ganzen Konversation gewartet hatte. "Aha. Und was beinhaltet sie?"

    Ad
    Caius Aelius Archias
    Habitatio Aeliana
    Alexandria
    Provincia Alexandria et Aegyptus


    Hey Archias,
    habe ja auch nie was anderes behauptet, als dass deine Zukünftige was anderes sein kann als das netteste Mädchen weit und breit. Kann es kaum erwarten, sie kennen zu lernen! Das einzige, was jetzt noch fehlt, ist, dass sie gut kochen kann.
    Aber wenn das alles so anständig war, wie du es mir zu verklickern versuchst, wieso ist sie dann umgezogen? Ach was, ich weiss, es ist nutzlos, solche Fragen zu stellen. Frauen sind halt komisch. Daran kannst du nichts ändern. Find dich damit ab, ihr werdet bald wieder zusammen wohnen.
    Halsabscheider? Ich habe mir echt gedacht, die Ägypter sind grundverschieden von den Römern. Aber in der Hinsicht sind die beiden Völker wohl unglaublich ähnlich, hihi.
    Aber gut, dass sie meine Briefe nicht liest! Jetzt können wir ja also wieder hemmungslos über Flatulenzen sprechen. Allerdings ist das ein eher stinkiges und seichtes Thema.
    Ganz im Gegensatz zu der Sache mit der Lyra! Ich habe jetzt eine neue Lyra gekauft. Weil... ich es mir jetzt leisten kann. Ja, da staunst du, gell? Dir schreibt, hier, in diesem Brief, der neue Primicerius a libellis. Was glaubst du, was man anstellen kann, wenn man in der kaiserlichen Kanzlei beschäftigt ist! Jetzt fragst du dich, wie ich hier einen Posten ergattert habe, obwohl der Kaiser und meine Familie sich echt nicht riechen können. Die Antwort ist simpel: Intelligenz, Können, und natürlich mein umwerfender Charme. Nun ja, und die Tatsache, dass es sonst niemanden gab, der bereit war, den lausigen Job zu übernehmen, hat auch noch ein kleines bisschen geholfen. Auf jeden Fall habe ich jetzt schon ein bisschen Übung darin, Briefe zu schreiben.
    Habe jetzt also eine viel bessere Lyra wie die Alte. Und ich gedenke sie sofort einzusetzen. Weil mein Genie jetzt endlich erkannt wurde. Hast du schon den Artikel von mir in der Acta Diurna gelesen? Dann weisst du sicher, dass ich mich jetzt mit Fug und Recht als der Jungstar der alternativen Musikszene bezeichnen darf. Ich sag dir was, ich werde mal ganz gross rauskommen, dann werde ich Millionen von Sesterzen verdienen, und muss nie wieder in einem stickigen Büro hocken! Mensch, freue ich mich schon drauf! Dann werde ich mir nicht nur 2 neue Tuniken kaufen können (habe ich kürzlich getan, man höre und staune!), sondern ganz Oberitalien, wenn ich will... Mensch, das wird ganz schön mächtig werden.
    Aber bis dahin werde ich noch weiterhackeln. Und wenn du schon von der Hochzeit redest... ich war dabei! Ganz schön eindrucksvoll. Der Aurelier, Corvinus, der muss Geld haben, das ist unglaublich. Weißt du, ich schau mich jetzt nämlich ganz vorsichtig nach potentiellen Patronen um. Der Kerl wäre vielleicht ein solcher! Meinst du, ich soll mir einen Patronen nehmen, oder ist es besser, wenn ich mich allein hocharbeite? Ich bin so unentschlossen deswegen!
    Und, Archi, ich bin nicht so doof, wie ich ausschaue! Ich weiss, denke ich, wie das funktioniert. Nun, du hast recht, Decurio muss ich ja nicht werden, ich weiss eh schon... aber was du mir da geschrieben hast von den Rittern, das hört sich gut an, ehrlich. Ich habe mich mal schlau gemacht. Die grosse Macht hat natürlich der Kaiser, dagegen kommt ein Würstchen wie ich nicht dagegen an, selbst wenn ich in den Senat katapultiert werde. Vielleicht mache ich das dann später. Aber das geld liegt bei den Rittern! Da kriegt man Jobs, da bekommt man soviel Zaster, wie man es im Leben nicht ausgeben kann! Also, ich möchte schon erstmal Ritter werden und die dicke Knete machen, bevor ich dann in den Senat komme.
    Gut, kommen wir nun zum Teil des Briefes, auf den du schon die ganze Zeit vermutlich wartest. Also, sie. Ich möchte zuerst mal sagen, dass ich entsetzt bin. Jawohl, entsetzt. Glaubst du, ich heirate Pomonia? Jedes einzelne Jahr wird die hässlicher. Warte noch 5 Jahre, und sie wird ausschauen wie eine Schildkröte. Und Furnilla, hm, die wär akzeptabler, mittlerweile ist sie ein wirklich hübsches Mädel. Aber so zickig, dass man es keine 15 Minuten mit ihr aushält. Die Sache mit den Steinen hält sie mir heute den Göttern sei Dank nicht mehr vor... aber die Schlange im Bett, die wir ihr damals hineingeschmuggelt haben, noch immer. Oh Mann, dabei war das nette Tier doch überhaupt nicht giftig! Glaube ich mal. Also, keine Umschweife mehr, du hechelst sicher schon nach einer Beschreibung! Ich habe sie an jenem Hochzeitsschiff kennen gelernt. Habe sie leider bis jetzt nicht wiedergesehen, leider! Aber ich hoffe, das wird noch. Ich sage dir, die ist so ein Schnuckel, da wird dir kalt und heiss, wenn du die anschaust. Und ein irrsinnig liebes Mädchen, und ich gklaube auch, dass sie meine Musik mögen wird (irgendetwas sagt mir das!). Also, ihr Name ist... nun, bitte setz dich erst Mal, und wenn du ein Getränk in der Hand hast, stell es beiseite! Erst dann lies weiter. Also. Ihr Name ist Decima Serrana. Die Namensähnlichkeit mit deiner Verlobten ist unglaublich, nicht wahr (sie ist ganz, ganz entfernt mit ihr verwandt!). Aber jetzt stehen wir vor einem Problem. Ich bin Patrizier. Sie ist Plebejerin. Eine üble Situation, das sage ich dir. Ihr Vater würde mich, glaube ich, gerne als Schwiegersohn sehen. Aber meine Familie? Was die sagen wird, das will ich mir erst gar nicht vorstellen. Seufz.
    Zu den Fischen möchte ich nur sagen, ich habe mich eingehend damit beschäftigt. Nach intensiven Studium glaube ich jetzt, dass Fische gar nicht in der Luft atmen können... seltsam. Wie dem auch sei, ich habe schon ein paar tüchtige Leute ausfindig gemacht, die besser mit Fischen umgehen können. Ich glaube, ich werde noch ein Spitzenfischer! Habe auch schon ein Revier entdeckt, den Lacus Volsinii, angeblich gibt es dort wundervolle Viecher im Wasser! Gemüse werde ich sicher nicht anbauen, sonst komme ich wieder in Versuchung, mit einer Gurke und einer Aubergine durch die Strassen zu rennen und damit den Leuten auf den Kopf zu hauen, wenn ich mal zu viel Wein erwischt habe. Ich glaube nicht, dass das meiner Karriere gut tun würde...
    Danke für die Tinte, sie ist echt super! Ganz andere Qualität wie das brackige Zeug, das man in Rom kriegt. Ich hätte dir jetzt gerne einen Fisch aus dem Lacus Volsinii an diesen Brief angeheftet, aber leider würde das unter Umständen zu Komplikationen führen, glaube ich (was macht ihr bei der Post eigentlich mit stinkenden Briefen, wirft ihr die ins Meer?). Also, wenn du irgendetwas aus dem Norden willst, dann schreib mir nur, und ich lass es dir zukommen, weil ich mich noch revanchieren will für die ausgezeichnete Tinte.
    Also dann, mach's gut! Hoffe, dass ich bald wieder von dir hoere!


    Dein
    Aulus Flavius Piso


    Sim-Off:

    Schamlos wird auch dieses Mal die Familienwertkarte ausgebeutet.

    Aus dem Zimmer kam ein grollendes "Herein", bei welchem das r melodioes gerollt wurde. Pisos Gesuechtszuege starhlten eine gewisse Anerkennung aus, bevor er die Tuer aufmachte ins Officium trat und zum Primicerius ging. "Salve. Du musst Pompeius Imperiosus sein. Mein Name ist Aulus Flavius Piso. Ich bin der neue Primicerius a libellis, und habe mir gedacht, jetzt, da wir ja Arbeitskollegen sind, wollte ich dich ein bisschen kennen lernen, und dich vielleicht noch das eine oder andere ueber die Arbeit im Officium des Primicerius a libellis fragen. Wenn es dir nichts ausmacht. Wie geht's so mit der Arbeit?"

    Schwierig war es nicht, das Officium des Primicerius ab epistulis zu finden. Es war gleich um die Ecke. Piso hatte fuer sich selber ein bisschen Zeit abgezwackt, um beim Kollegen vorbeizuschauen, er erhoffte sich einiges von diesem Besuch. Und selbst wenn nichts dabei herauskam, es war wenigstens ein bisschen Ablenkung.
    Er stellte sich vor der Tuere hin und klopfte laut an.

    Die Kammerdienerin verzog sich, etwas verwundert ueber die Bestuerzung, die sie bei Semiramis ausgeloest hatte. Sie war wohl allergisch gegen schlechte Lyramusik, so wie Nike, das musste der Grund sein.
    Piso war ebenfalls verwundert. Er hatte sich schon auf eine Portion von Schimpfwoertern gewappnet. Seit seinem Gespraech mit Asny wusste er schon, dass Sklaven hie und da auch sehr gemein sein konnten, und Piso hatte die Zeit genuetzt, um sich ein paar defensive Sprueche zusammenzukleistern. Schien aber nicht so, als ob das von Noeten waere. Irgendwie fand er das seltsam. Wie auch die Angst, die er in Semiramis' Augen sehen konnte. Wieso denn das? Graute sie sich noch vor Nike? Die alte Hexe mit ihren billigen Tricks war doch nichts, vor dem man Angst haben musste, ausser man kam aus einem abgeschiedenen Tal, wo noch der Aberglaube regierte.
    Er blickte auf seine neue Sklavin, der Blick, welchen sie ihm aus ihren Augen zuwarf, war befremdlich und voller Unbehagen.
    Auch Piso setzte sich, rueckte seinen Stuhl zurecht und raeusperte sich. "Ich habe noch nicht die Moeglichkeit gehabt, das zu sagen, aber auf jeden Fall: Willkommen in der Villa Flavia. Ich hoffe doch, die Sklaven haben dich soweit gut behandelt?", fragte er. "Wie gefaellt es dir hier soweit?" Er behandelte sie jovial, wollte er sie doch nicht zu seiner Feindin machen.

    Als Piso aufsprang, waere er fast mit den Kopf an den Mann gestossen. "Hihihihehehehe, tut mir Leid.", lachte Piso. "Alles in Ordnung, mein Freund? Juheirassa!", machte er und machte schwungvoll eine schnelle Pirouette um seine rechte Ferse herum. "Ich habe gute Laune, kann man dagegen was sagen? Ich bin... bestaetigt worden, juhe!" Er war nicht mehr einzukriegen, am liebsten waere er quer ueber den ganzen Markt getanzt und haette dabei simultan Saltos geschlagen und Schuhplattler getanzt. Er beugte sich rasch nach unten und las die Acta auf. Er schlug mit einem begeisterten Grinsen die Seite auf und hielt sie dem Vinicier unter die Nase, wie einem Zollbeamten einen nur mit Geduld, Spucke, Einflussnahme und Bestechungsgeld errungenen Passierschein oder einem akademischen Kommittee ein muehevoll erarbeitetes Zeugnis. "Endlich... endlich weiss die Welt, was fuer ein Kuenstler ich bin.", freute er sich, ohne zu wissen, wieso er jetzt eigentlich einem komplett fremden Mann seine Gefuehle ausbreitete - es musste wohl jenes Gefuehl sein, welches alle Menschen einmal ueberkommt, dass sie jedem sagen wollen, was der Grund dazu ist, dass sie gut aufgelegt sind, wenn sie das sind. Er wedelte den Bericht vor der Nase des Mannes herum, sodass dieser unmoeglich lesen konnte, was dort drinnen stand.

    Seiner Praetorianer? Piso haette sich fast an seiner Olive verschluckt. Hielt der prudentier sich fuer den Kaiser? Er versuchte, nicht allzu komisch dreinzuschauen, und nickte nur. "Dann eruebrigt sich das ja.", meinte er. "Und ich denke, im Abschnitt ueber Dringlichkeit kann man sicher etwas hinzufuegen, wenn man Zweifel an der Relevanz des Besuches hat."
    Als der Prudentier nun redete, dachte Piso darueber nach, wie er zum ersten mal in die Kanzlei gekommen war. Ohne Zweifel hatten ihm seine Schuhe geholfen - dort stach naemlich der Patrizierhalbmond deutlich hervor.

    Interessiert hoerte Piso dem Libertinus zu. "Ein Initiationsritus?", fragte er und runzelte die Strin. Er musste etwas verpasst haben... war die Knzlei jetzt zu einem Saufverein verkommen? Initiationsriten verband er eher mit abstossenden Arten und Weisen, so viel Alkohol wie moeglich hinunterzuschuetten. Keine optimale Loesung. Er wuerde einen der Kerle dazu einteilen, es war ja nichts allzu schweres, also waere nur ein Notarius dazu vonnoeten. Die andern wuerden dann konzentriert arbeiten koennen.
    "Ah, so laeuft das.", meinte Piso und nickte kurz. Er wuerde auf jeden Fall einmal probieren, den einzelnen Notarii nur aehnliche Formulare oder Schreiben vorzulegen, und zu sehen, ob dass dann bessere Ergebnisse bringen wuerde.
    Er blickte sich hier kurz um. "Ein bisschen kahl, das Zimmer.", murmelte er und fuhr mit der Hand ueber die Wand eines Regals, welches neben ihm stand. Er war unbeeindruckt, als er auf seine vom Staub etwas graeuliche Handflaeche schaute. Vielleicht wuerde es hier eine etwa freundliche Atmospaehre geben, wenn man ein paar Pflanzen in das Zimmer stellen wuerde? In Ravenna machte man das in manchen Officii, und es fuehrte immer wieder zu einer guten Atmosphaere.
    "Sag, Senilis, wenn du hier etwas aendern koenntest, was wuerde es sein?", fragte Piso den Alten nun.

    Piso schlurfte eher ueber ueber den Markt, als dass er ging. Er war in Gedanken. Weder nach rechts noch nach links blickte er. Es entgingen ihm die farbenfrohen Federn, welche ein Nubier im Stand rechts von ihm anpries. Nicht in sein Blickfeld gerieten das schmackhafte Gemuese, welches die haendlerin links von ihm an den Mann zu bringen versuchte.
    Sein blick war nach vorne gerichtet. Dies hatte einen Grund - er visierte eine Bank an, welche dort stand, und auf die er sich niederzulassen beabsichtigte.
    Gedankenverloren passierte er einen Zeitungsjungen, welcher die neueste Ausgabe der Acta Diurna verkaufte. Er steckte mechanisch eine Hand in seinen Geldbeutel, schnippte dem Burschen ein paar Sesterzen zu und war nun der neueste Besitzer einer Ansammlung von Zetteln, auf der das Neueste vom Neuesten stand.
    Er erreichte die bank und blickte in den Himmel kurz hinauf. Wieso war er so... deprimiert? Er hatte doch alles. Eine Familie. Eine Arbeit. Was sollte er sonst noch wollen?
    Dass man ihn nicht immer als nutzlos bezeichnete. Ja, das waere ein guter Anfang.
    Er hatte immer geglaubt, er waere ein guter Musiker, und er wuerde dafuer Anerkennung bekommen. Doch seit den juengsten Ereignissen war er sich nicht mehr so sicher, ob das so stimmte. Vielleicht war er doch nicht gut? Vielleicht war die Reaktion des Publikum damals gerechtfertigt? Er rieb sich die Stelle am Bauch, wo ihn damals die Aepfel getroffen hatten, und die Stelle am Kopf, welche Bekanntschaft mit diesem Holzbalken gemacht hatte. Und dies, obwohl es gar nicht mehr schmerzte.
    Er schloss kurz die Augen. Gab es da etwas, was er nicht wahrhaben wollte? Was seine Sturheit ihm verbat, einzusehen? Er schuettelte kurz und leicht den Kopf.
    Er musste die Gedanken vertreiben. Er schlug also die Acta auf.
    Sorgfaeltig las er den Artikel ueber die juengsten Wahlen durch... man schrieb allerlei Loebliches ueber Aristides und Gracchus, die ja die Wahlen gewonnen hatten.
    Dann blaetterte er um. Automatisch schweiften seine Augen zur Rubrik "Kultur und Leben"... und was er da sah, raubte ihn den Atem.
    Er sah diesen Artikel.
    Er durchflog ihn, sog jedes Wort auf. Er hatte etwas atemberaubend Neues erschaffend... avantgardistisch... ungestuem und brilliant...
    Als er den Artikel fertig gelesen hatte, wagte er endlich wieder zu atmen.
    Die Acta fiel auf den Boden.
    Und Piso konnte sich nicht mehr beherrschen. Ihm rann eine Traene der Freude aus dem linken Augenwinkel. Er wischte sie gerade noch schnell weg. Seine Lippen waren leicht geoeffnet und bebten leise.
    Endlich. Anerkennung. Endlich.
    "Danke, ihr Goetter.", murmelte Piso. Dann konnte er sich nicht mehr halten. Mit einem Lachen sprang er auf und haette dabei fast jemanden getroffen.


    Sim-Off:

    Wer will? ;)

    "Gut, dann... ohhhh! Danke!", rief Piso aus. In seinen Augen glomm die Gier auf, doch er beherrschte sich noch rechtzeitig und nahm nur zwei Oliven aus dem Teller des Procurators. Er liess sie rasch in seinem Mund verschwinden. "Mmm... danke. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich dich auch einmal einladen, Procurator.", bot er dem Mann an. Leider kannte er nicht allzuviele gute Tavernen, doch es wuerde sich sicher eine finden lassen.
    "Ja, das Formular habe ich schon gesehen. Sieht sehr gut aus. Allerdings denke ich, man sollte noch einen Abschnitt bezueglich der Relevanz des Besuchers einfuegen. Oder denkst du, dass sich schon die Praetorianer darum kuemmern, wer auf den Palatin kommen darf und wer nicht?", fragte er zurueck.
    Er hoerte sich den letzten Satz des Balbus an und laechelte wissend. Er selber war auch schon gespannt, welche Ideen er haben wuerde. "Ich werde dir so bald wie moeglich einen genauen Plan zukommen lassen.", meinte er.

    "Gute Stimmung? Sieht man.", grinste Piso und blickte in die Runde. Er bemerkte, dass ihn alle Notarii anblickten wie ein Kaninchen eine Schlange. Wenn er einen direkt anblickte, war der Mann bemueht, sofort wegzuschauen, in irgendeine Richtung. Was Senilis dann sagte, schien der Wahrheit eher gerecht zu werden. Er nickte und versprach sich selber, wieder Ordnung in diesen Haufen zu bringen.
    Er nahm das Formular entgegen und blickte es an. Es schien relativ brauchbar zu sein. Allerdings gab es da keinen Absatz, welcher sich mit der Relevanz des Besuchers beschaeftigte. Er wuerde noch mit dem Procurator darueber reden.
    Er meinte: "Danke." und legte das Formular auf den Tisch des Senilis zurueck. "Gut, ich ahbe noch ein paar Fragen... wie laeuft es hier eigentlich mit den Botengaengen und dem Empfangen der Besucher ab? Machen das immer diejenigen, denen gerade der Sinn danach steht? Und denkst du, dass zum Beispiel deine individuelle Begabungen und dein potential hier gewuerdigt wird, oder sind die Formulare, die du bearbeiten musste, eher beliebig und sehr unterschiedlich von der Relevanz her?"

    Der unwiderstehliche Geruch des Essens, welcher Piso in die Nase stieg, veranlasste dazu, dass er nur schwerlich ein magenknurren zurueckhalten konnte. Essen und Trinken war ja nur ein allzu menschliches Beduerftnis, und Pisos Hals entwickelte langsam einen Krampf, als er versuchte, dem Procurator in die Augen statt auf den Teller zu blicken.
    "Schreckhaft ist gut.", musste er grinsen. "Ich habe von ihm gehoert, ein Pompeier, oder? Ist jetzt auch ein Primicerius. Ich werde ihn mal aufsuchen, er hat sicher einige wertvolle Hinweise.", gab er zu Bedenken.
    Sein Officium... Piso genoss diese zwei Worte. Sein Schatz. Er nickte langsam und bedaechtig. "Ich werde mich dran setzen. Ich kenne ja leider noch nicht alle Notarii, aber ich bin sicher, ich kann sie alle irgendwo unterbringen." Hoffentlich bekam er dafuer etwas Zeit.