Beiträge von Germanica Calvena

    Noch ehe Sedulus einen Vorschlag bezügliches ihres Ausfluges äußern konnte, kam sie ihm zuvor.


    "Erst die Baustelle und dann die Stadt... sofern dein Bauleiter uns lässt!" mit einem Kopfnicken deutete sie auf den Mann, der zu ihnen immer wieder herüber schielte. Anscheinend war der nicht allzu begeistert darüber, dass Fremde einfach über seine Baustelle spazierten und den ganzen Ablauf durcheinander brachten.

    So abwegig fand Calvena ihren gedanken nun nicht. Macer würde über kurz oder lang eine Frau brauchen und wenn seine Verwandten ihre Finger da nicht im Spiel hatten, dann konnte sie sich mal unauffällig umsehen.


    "Natürlich bist du eingeladen!" sagte sie. "Warum auch nicht? Ich kann dich doch nicht allein zu Hause sitzen lassen, während es rund geht!" kicherte sie.


    Macer warf einen evrstohlenen Blick durchs Tor und reichte ihr dann eine Hand um ihr die Stufen herauf zu helfen, MIt der anderen raffte sie den Saum ihrer Tunika, und ließ sich bereit willig helfen.


    "Du hast es ja faust dick hinter den Ohren!" kicherte sie und folgte ihm eilig. Kurz sah sie noch einmal über die Schulter um sich ebenfalls zu versichern, dass niemand sie beobachtete.

    Calvena meinte es natürlich nicht ernst. Sie fand dafür war Serrana einfach zu zurückhaltend und auch viel zu lieb. Sie hatte die junge Frau ins Herz geschlossen und wohl eine Freundin auf Lebenszeit gefunden. Sie verstanden sich ohne viele Worte.


    "Na das nenn ich ein Angebot!" kicherte sie und hob ihren Becher. "Auf uns, unsere Jugend und das wir uns auch als alte Schachteln später einmal so gut verstehen!" prostete sie Serrana zu.

    Erst nach einer geraumen Weile war Serranas Lachkrampf verklungen, bis auf ein leises Kichern immer wieder zwischen durch. Calvena konnte nur mitlachen und war ihrer Freundnin nicht bös, dass diese sich so hatte gehen lassen. Es war erfrischend gewesen. „Du glaubst ja nicht zu was Großmütter, alles bereit sind… bloß verheimlichen sie es meist unserer Generation, schließlich sollen wir wohlerzogenen junge Frauen werden!“ lachte sie. „Oder wie sonst sollen wir einen Ehemann abbekommen!“ scherzte sie.


    Gerade als sie einen Schluck Wein nippte, machte die Iunierin ihre Großmutter gekonnt nach. Nur Mühsam konnte sie den Wein bei sich halten. Prustend und mühsam gelang es ihr sich nicht zu verschlucken, ehe sie lachend am Tisch zusammen brach.


    „Pass auf! Du wist später genauso sein wie sie!“ prophezeite sie kichernd.

    Kaum begann die Pause, tauchten auch wieder die Händler auf, nur diesmal waren sie, was zumindest Cara, Valerian und Calvena anging, nicht ganz so aufdringlich, sondern wartete in Hörweite darauf, dass man sie zu sich winkte. Gespräche setzten ein und es wurde das Stück in allen Einzelheiten beleuchtet. Vorallem aber hörte man viel Lob über die Schauspieler heraus, denn Teilweise hatte das Publikum Tränen gelacht und sich auf seinen Plätzen gekringelt.


    Calvena war sehr froh darüber, dass dieser Tag kein vollkommenes Disaster war, schließlich hatte sie den Einfall gehabt sich Plautus Stück anzusehen. Valerian strahlte sie begeistert an und sie konnte nur zurück Lächeln. "Vollkommen gelungen!" stimmte sie zu.


    "Etwas Wein wäre gut!" stimmte sie zu. Es war trotz der vielen Sonnensegel doch verdammt warm.

    In manchen Dingen lag es nun mal bei ihrem Onkel, eine Entscheidung zu treffen, schließlich war er ihr Vormund und sie sollte ja solche Reisen nicht allein unternehmen, oder abe rnur in begelitung von wohl zwei Dutzend Leibwächtern. Hatte die Familie Germanica überhaupt so viele Sklaven. Sie wusste zwar dass die Familie Geld hatte, aber dann so viel. Über kurz oder lang würde sie das schon noch heraus finden.


    Sedulus schien aus seinen Gedanken wieder aufzutauchen und wirkte im ersten Moment verwirrt, ehe er sich dann auch dem Gespräch widmete.


    Auf ihren Zügen zeigte sich ein Lächeln, als Sedulus die Einladung annahm. Somit war ein weiterer Ausflug nach Ostia gesichert. Sie freute sich jetzt schon, obwohl noch nicht einmal der erste wirklich begonnen hatte. Und die Reise als solche konnte man nicht als spannend betrachten.

    Der Zorn einer Flavia war berühmt und berüchtigt und schien sich einem Gewitter gleich, nicht nur über den Sklaven Minos zu kommen, sondern auch über alle anderen anwesenden Damen. Calvena war schockiert, das eine Frau sich so in der Öffentlichkeit gehen ließ und das wegen einem Sklaven. Als dann auch noch Serrana aufsprang, entschloss sie sich, diesem Drama ein Ende zu machen. Sie wollte nicht das jemand zu schaden kam, schon gar nicht wegen einem aufmüpfigen Sklaven, denn Minos Lächeln schien wie angewachsen zu sein und sich nicht einmal Angesichts dieser dramatischen Wendung zu verblassen. Ein wenig war nun der Reiz dieses kretischen Stieres verblasst, denn es schien ihm ein Vergnügen zu sein, die Damen in Verlegenheit zu bringen.


    Entschlossen trat sie vor und blickte der Flavierin entschlossen in die Augen. „Flavia Celerina!“ sie blieb äußerlich ziemlich gelassen, doch innerlich war sie doch ziemlich beeindruckt von dieser wütenden Furie. „Ich denke, Minos hatte nicht vor euch zu verärgern. Wenn dir so viel daran liegt, lasse ich dir gern den vortritt!“ machte sie das großzügige Angebot und deutete auf Minos. „Ich kann warten!“ sie lächelte beruhigend.


    „Und die übrigen Damen lade ich gern in dieser Zeit auf einen Wein ein, denn schließlich sind wir zum Vergnügen hier. Wir wollen uns doch nicht um einen Sklaven streiten!“ sie sah in die Runde. Das war ein Friedensangebot an alle. "Das ist nicht einmal ein Minos wert!" Diese spitze saß, denn nun verblasste auch das überhebliche Grinsen des Sklaven und er warf ihr einen kritischen Blick zu. Anscheinend war es nicht gewöhnt, einfach nur als Sklave gesehen zu werden.

    Sim-Off:

    Sticken, nicht stricken und ja das gab es damals schon, denn die unteren Gesellschaftsschichten konnten sich selten teure Borten leisten. Und auch stricken war bekannt, zumindest eine frühe Form des Ganzen, vorallem bei den nordischen Stämmen


    Sie nahm es ihm nicht übel, dass er etwas daneben lag mit ihren Freizeitbeschäftigungen. Aber so war das nun einmal, wenn man einer angesehenen Gens angehörte. Man glaubte, dass die jungen Frauen den ganzen Tag nichts anderes machten, als einzukaufen, hübsch sein und dekorativ auf Feierlichkeiten zu sitzen. Dass sie da etwas anders war, konnte ja niemand ahne und stand auch nicht auf ihre Stirn geschrieben.


    „Nun… ich bin noch nicht lange in Rom, deswegen bin ich auch noch nicht verheiratet… außerdem lassen mir meine Verwandten dabei ein gewisses Mitsprachrecht!“ erzählte sie ihm.


    Leise lachte sie, als er heftig über seine eigenen Fehleinschätzungen fluchte. „Nur keine Sorge! Ich nehm dir das nicht übel, schließlich lernen wir erst einander kennen!“ lächelte sie.


    "Sicher viele junge Frauen werden früh verheiratet, aber ich hab da noch eine gewisse Schonfrist!" zwinkerte sie.

    Leise lachte sie. Sie war sich ziemlich sicher, das Macer über kurz oder lang eine Frau abbekommen würde und dann glücklich werden konnte. Sie gönnte ihm dies, warum auch nicht, sie hatte ihn schließlich gern, als Freund zumindest.


    „Nur keine Sorge… im Notfall verkuppel ich dich mit einer Freundin von mir!“ drohte sie ihm scherzhaft an. Dabei dachte sie aber, dass das vermutlich keine so schlechte Idee war. Aber eigentlich ließ sie den Dingen ihren Lauf und wollte niemanden bedrängen.


    Ob Macer Valerian einmal kennen lernen durfte. Sicherlich, über kurz oder lang ließ es sich nicht vermeiden, dass die Beiden sich wohl mal über den weg liefen. Spätestens zu den Fontanalien, wenn sie ein kleines Fest ausrichtete und Beide einlud.


    „Ich denke mal schon…. Sofern du dann meine Einladung zum Fest annimmst!“ lächelte sie und zwinkerte ihm zu.

    Der Grund warum es so still in der Casa Germanica war, lag wohl daran, dass das Hauptthema, welches das Leben ihrer Verwandten bestimmte, die Politik war. Es gab selten ein anderes Thema und wenn dann doch einmal über etwas anderes geredet wurde, dann wurde über sie selbst geredet und darüber, was sie wohl erreichen wollen würde. Außerdem war sie derzeit die Einzige weibliche Germanica, welche in der Casa lebte. Sie hatte nicht wirklich jemanden, mit Ausnahme ihrer Sklavin, mit dem sie sich einmal über andere Dinge unterhalten konnte.


    Amüsiert sah sie ihn an, als er ihr den Vorschlag machtem sie solle spinnen und weben lernen. Calvena schüttelte entschlossen den Kopf. „Meiner Mutter würde es gar nicht gefallen, wenn ich mich den üblichen Freizeitbeschäftigungen einer Frau zuwende. Sie selbst führte ein recht unorthodoxes Leben und ist regelrecht vor dem langweiligen Leben einer Ehefrau und Mutter geflohen!“ meinte sie ernst. Was sie mit ’unorthodox’ meinte, ließ sie offen.


    „Das sie Stolz auf mich wäre, bezweifele ich nicht, aber ich kann sie nicht mehr Fragen… sie ist Tod!“ erzählte sie freimütig. Der Tod ihrer Mutter war schon lange her und es traf sie nun nicht mehr, wenn sie darüber redete. „Außerdem gibt es mehr Möglichkeiten sich zu beschäftigen, als nur weben, spinnen oder sticken!“ meinte sie ernst. Anscheinend hatte er ein sehr konservatives Bild über die Frauen und jungen Mädchen. Ein Bild in das sie nicht herein passte.

    Du hast dir nichts zu schulden kommen lassen meldete sich die kleine Stimme in ihrem Hinterkopf, welche sie auch meist vor Unglück bewahrte. Ach, nein?!?!? entgegnete sie zornig, weil sie das Gefühl hatte eine Menge falsch gemacht zu haben. Nein, bestätigte das Stimmchen ruhig. Leise seufzte sie auf, besser fühlte sie sich dennoch nicht. Er hat DICH geküsst, ehe du wirklich darauf reagieren konntest und auch der zweite Kuss ging auf seine Kappe. Du hast von Valerian nichts erzählt, weil es ihn nichts angeht! meinte das Stimmchen nüchtern und rang somit die Gewissensbisse nieder, auch wenn sich diese nicht komplett verscheuchen ließen. Kurz dachte sie nach und musste dann dem Stimmchen zustimmen. Du hast recht, gestand sie ein. Aber besser fühle ich mich dennoch nicht. Immer noch war sie ganz durcheinander. Flavus würde dieses Zwiegespräch nicht mitbekommen, denn es lief innerhalb eines Herzschlages ab, während er noch auf den Boden stierte.


    „Es tut mir leid!“ sagte sie noch einmal. Es klang ziemlich abgedroschen, aber etwas Besseres fiel ihr einfach nicht ein. Dazu war die Situation viel zu vertrackt. In Zukunft würde sie sich gewaltig in Acht nehmen müssen, wenn sie ihm über den Weg lief. Er hatte eine Wirkung auf sie, dir ihr so gar nicht gefiel und sie vor allem völlig verunsicherte.


    Zögernd ergriff sie seinen Arm und hackte sich bei ihm ein. Sie würde nun erst einmal etwas auf der Hut sein und sich nicht noch einmal in solch eine verfängliche Situation bringen lassen. Erleichtert atmete sie auf, als sie sich wieder und die Leute mischten. Hier würde er sicher nicht mehr auf den Gedanken kommen sie küssen zu wollen und sie auch nicht. Nur zu deutlich war sie sich seiner Nähe bewusst. Es war zwar nicht unangenehm, aber nicht mehr so unbeschwert, wie noch vor einigen Augenblicken.

    Seine Blick und seine Worte trafen sie wie ein Pfeil, direkt in die Brust und verdammt schmerzvoll. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen. Verschwunden war ihre Entschlossenheit und die Unsicherheit trat wieder klar zu Tage. Mit einem Male war ihre Alarmglocke verstummt und machte einem anderen Gefühl platz. Gewissensbissen, schließlich hatte er ja nicht wissen können, dass es da jemand anderen gab. Sie hätte sich von Anfang an nicht auf so etwas einlassen sollen. Sie war so verdammt dumm gewesen. Dumm und Naiv.


    Calvena biss sich auf die Unterlippe. Sie gehörte nun mal nicht zu den abgebrühten jungen Frauen Roms und mit dieser Situation war sie hoffnungslos überfordert. Fast wünschte sie sich, irgendjemand würde dazwischen platzen und sie aus dieser Situation befreien, doch sie war auf sich selbst gestellt. Sie konnte ja nicht ahnen, das Flavus nur mit ihr spielte und es darauf anlegte.


    „Ich…“ stotterte sie wieder. „Es tut mir leid!“ sagte sie nur und ließ dann den Kopf hängen. Verdammt noch mal. Warum ausgerechnet sie. Doch irgendwie konnte sie sich nicht mehr durch ringen, auf ihn zuzugehen. Das war wirklich zu viel für sie. Sie kam sich schäbig vor.

    Sie hatte gänzlich vergessen, dass er noch immer ihre Hand hielt und sie ihm deswegen so überhaupt nicht würde entkommen können. Flucht und Rückzug, das waren für den Augenblick ihre vorherrschenden Gedanken, schließlich war es gänzlich unpassend sich in einem Tempel so sehr daneben zu benehmen. Doch Flavus hatte eine Ausstrahlung, der sie sich nicht entziehen konnte, je mehr sie sich dagegen stemmte, desto anziehender schien er zu werden und desto mehr geriet sie ins Schwanken.


    Noch ehe sie ein kurzes Stoßgeben an Concordia richten konnte, fand sie sich in seinen starken Armen wieder. Er hatte sie einfach und ohne Mühe wieder zur sich heran gezogen. Seine Lippen drückten sich erneut auf die ihren und für den Moment schien es so als würde sie schweben oder aber ihre Beine jeden Augenblick unter ihr nachgeben. Von sich selbst schockiert, löste sie sich etwas abrupt von ihm. Ich bin nicht meine Mutter! das ernüchterte sie gewaltig und brachte einen klaren Kopf zurück. Ich will ihn nicht… er ist nicht Valerian, sagte sie sich und es half ihr nun wirklich. Es schien fast so, als sei der Bann gebrochen, mit welchem Flavus sie belegt hatte.


    Sie schüttelte den Kopf, diesmal entschlossen. „Nein!“ flüsterte sie und brachte diesmal reichlich Abstand zwischen sich und Flavus. „Es tut mir Leid, aber es gibt einen Anderen!“ wisperte sie und sah sich verstohlen um. Es hatte niemand diese kleine Szene mitbekommen.

    Verdammt, verdammt, verdammt, wetterte sie in Gedanken gegen sich selbst. Wie hatte sie es nur so weit kommen lassen können. Ihr Herz schlug im Augenblick doppelt so schnell wie sonst, denn auch wenn sie sich von einander gelöst hatten, so schien sie ihm nicht wirklich entkommen zu können. Seine Augen hatten etwas an sich, dass sie fesselte. Und doch schrillte die kleine Alarmglocke in ihrem Kopf laut. Vor allem weil sie sich nun in einer Zwickmühle befand, in die sie gar nicht hätte gelangen sollen. Kurz schloss sie die Augen um den Zauber zu brechen, der sie wie eine Statue bannte. Auch weil nun wieder kurz Valerians Lächeln vor ihr auftauchte und sie zumindest ein wenig wieder auf den Boden der Tatsache brachte. Für sich selbst stellte sie fest, das Decimus Flavus gefährlich war…. eine lockende bezaubernde Gefahr.


    Er klang leicht gekränkt, als sie versuchte innerlich auf Distanz zu gehen. „Nein…. ähm… ja…“ stotterte sie leise. „Ich meine…“ noch immer konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Am liebsten wäre sie ja jetzt weg gelaufen. Kurz atmete sie durch, aber wirklich gesammelt hatte sie sich nicht.


    „Es war schön…“ beteuerte sie, „aber dennoch halte ich das für keine gute Idee!“ entschlossen tauchte sie nun unter seinem Arm hindurch und machte einen Schritt in Richtung der übrigen Gäste des Tempels. „Es ist weder der richtige Ort noch,“ was wollte sie eigentlich sagen. Das sie jemand anderen liebte und Angst hatte das sie soeben einen ziemlich großen Fehler gemacht hatte. Wo war nur ihr Selbstbewusstsein hin. Sie war völlig durcheinander und verunsichert. Was hatte er nur an sich, dass sie so auf ihn reagierte.

    Irgendwie fand sie sich nicht nur im Schatten allein mit Flavus wieder, nein, sie lehnte auch an einer Säule und er stand direkt vor ihr und sah ihr tief in die Augen. Bisher hatten nur wenige Männer ihr so viel Aufmerksamkeit geschenkt, was sie nicht nur in gewaltige Verlegenheit brachte, sondern sie auch reichlich verunsicherte. Ihre wenigen Erfahrungen mit Männern waren eher unspektakulär gewesen und mit Ausnahme von Valerian, hatte sie sich auch noch nicht auf irgendetwas eingelassen und groß herum geknutscht hatte sie bisher auch noch nicht.
    Eine feine Röte überzog ihre Wangen, als Flavus sie mit Komplimenten überschüttete und ihre zaghaft immer näher kam. Vergessen war, dass sie einander nicht mal eine Stunde kannten oder dass sie mitten in einem Tempel standen, ihre Verwandten nur wenige Schritte von ihnen entfernt. Nicht einmal an das arme Opfertier dachte sie, ihr Kopf war wie leer gefegt.


    Für sie gab es in diesem Moment nur diese strahlenden Augen. Sie merkte erst, als er tat was er tat, als sich seine Lippen auf die Ihren senkten. Fast wie in Trance ließ sie es zu und selbst die kleine warnende Stimme in ihrem Hinterkopf, war einfach verstummt und hielt sie davon ab, das richtige zutun. Doch ehe sie diesen Kuss wirklich zu genießen begann, meldete sie sich doch zurück und förderte hinterhältiger Weise Valerians Gesicht zu Tage. Etwas verschreckt löste sie sich von Flavus und hätte nur zu gern die Flucht ergriffen, doch sie saß in der Falle, zwischen Säule und dem stattlichen jungen Mann.


    „Das sollten wir lieber lassen…“ meinte sie atemlos und wünschte sich an jeden anderen Ort der Welt, als diesen. Am besten ganz weit weg. Verflucht, wie war sie nur in diese Situation geraten, das war doch sonst nicht so ihre Art.

    Verblüfft sah sie ihn an und lachte dann auf. Er konnte ja nicht ahnen, dass sie musizieren praktisch mit der Muttermilch eingesogen hatte. Das sie nicht nur gut war, sondern talentiert.


    „Nun, das Instrument hatte sehr lang in einer Truhe gelegen und war verstaubt und auch verstimmt!“ erklärte sie ihm freundlich. „Ich kann singen und spielen seit meinem…. Zweitem oder drittem Lebensjahr. Meine Mutter brachte es mir bei!“ erklärte sie ihm. „Ich hab es mir zur Freizeitbeschäftigung auserkoren, ein wenig Musik in die Casa Germanica zu bringen. Sonst ist das Haus immer so still!“ meinte sie nachdenklich.

    Der Tempel füllte sich mit den Anhängern der beiden Familien und leises Getuschel erfüllte die marmornen Hallen. Livianus und Sedulus standen direkt am Altar, Klienten, Verwandte und Neugierige dahinter und etwas verteilt in kleinen Grüppchen. Kurz konnte sie noch sehen wie ein Tempeldiener zwei blank polierte Messer brachte. Das Tier blökte verängstigt auf und zerrte an seinem Strick.
    Kurz warf Calvena einen Blick zu ihrem Onkel herüber, ehe Flavus sie sacht in den Schatten einer Säule zog. Sie war tatsächlich kein Freund von blutigen Opfern und ließ sich von daher gern etwas ins Abseits führen.


    „Was hast du vor?“ wisperte sie, nachdem sie nun so vor den Blickender anderen verborgen waren.


    „Sollten wir nicht lieber doch zu sehen?“ fügte sie hinzu. Aber wirklich überzeugend klang sie nicht, sie war schon froh nicht unbedingt dabei zusehen zu müssen, wenn das Opfer vollzogen wurde. Sie wünschte sich nur, dass es schnell vorbei ging und das arme Tier nicht lange leiden sollte.

    [Blockierte Grafik: http://img76.imageshack.us/img76/2725/minos.gif]
    _______________
    Minos


    Calvena konnte ihr Glück kaum fassen, Minos, der kretische Stier und wohl schönste Mann den sie je gesehen hatte, wollte sie in sein eigenes kleines Reich entführen. Die Empfehlung die sie erhalten hatte, war Gold wert und hatte nicht übertrieben, als man ihr die Vorzüge des Sklaven aufgezählt hatte. Er war ein junger Gott, eine andere Beschreibung konnte man einfach nicht finden.


    Kurz lächelte sie Cara zu, als diese ihr viel Spaß wünschte. Sie war gespannt was sie nun erwartete. Doch ehe sie auch nur einige Schritte gegangen waren, sprang Celerina wie Furie auf und versprühte ihr Gift. Verdutzt drehte sie sich zu der Patrizierin um, welche die Fassung völlig verloren hatte und sich beinahe schon wie ein Kind gebärdete dem man sein Spielzeug geklaut hatte.


    Minos hingegen blieb gelassen und lächelte der Dame freundlich zu. Er wusste welche Kundschaft er zu bevorzugen hatte und in diesem Fall war es wohl einmal die junge Germanicerin, die ihn nicht nur früher gebucht hatte, sondern auch bereits ein hohes Trinkgeld gezahlt hatte. Solche Kundschaft ließ er sich natürlich nicht entgehen. „Herrin, Flavia Celerina!“ begann er und zeigte dabei sein Lächeln.


    Aha dachte sich Calvena, Cara hatte also recht gehabt, eine Flavia und sie entspricht all den Vorurteilen die ich bereits über die Gens gehört habe. Eingebildet, hochnäsig und glaubt die Welt läge ihr zu Füßen. Vor allem aber zickig und verzogen, Calvena versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.


    „Nur Geduld, du wirst heute auch noch in den Geschmack meiner Dienste kommen!“ er bemühte sich redlich und mit freundlichem Lächeln, die Flavierin zu beruhigen. „Man hat dir doch bereits mitgeteilt, dass ich heute viel beschäftigt bin!“ Einige neugierige Köpfe waren herum geschnellt um die Szene zu beobachten, es schien wohl noch ein sehr ereignisreicher Tag zu sein. Vor allem aber tuschelten nun einige Leute mehr hinter vorgehaltener Hand über das unpassende Benehmen Celerinas. Schlagwörter wie Zicke oder eingebildete Schnepfe schienen durch die Therme zu schweben.