Die beiden jungen Frauen sollten recht behalten, denn schon traten die Schauspieler auf die Bühne. Doch statt Euklio und Staphyla, traten nun zwei neue Männer auf die Bühne. Der eine war wie eine Frau gekleidet, makant war der überdiemensionale Busen, der ihm fast unter dem Kinn hing. Dies allein entlickte Calvena ein munteres Kichern. Es sah einfach zu albern aus.
Die Frau, welche sich als Eunomia herausstellte, begann nun laut zu proklamieren:
Sei fest überzeugt, wenn ich so rede, Bruder,
Geschieht's nur, um dir mich getreu zu bewähren,
Geschieht's dir zum Besten; denn so ziemt's der Schwester,
Ich weiß, daß man uns Frauen nicht eben wohlwill;
Man hält uns für schwazhaft, gewiß nicht mit Unrecht;
Und daß kein Jahrhundert ein sprachloses Weib nur
Bis heute geboren, behauptet das Sprichwort.
Doch Eins bitt' ich, Bruder, dir stets vorzuhalten:
Wie du mir, bin ich dir auf Erden die Nächste.
Daher ist es billig, daß, was wir einander
Für zuträglich achten, ich dir und du mir gern
Zur Hand gehst in Allem, mir rathest, mich förderst;
Du darfst nichts verbergen, aus Furcht nichts verschweigen,
Mußt mir, wie ich dir, ohne Rückhalt vertrauen.
Deßwegen hab' ich ingeheim dich vor die Thür herausgeführt,
Mit dir von deinem Handel hier ein traulich Wort zu plaudern.
Der andere war Megadorus:
Gib deine Hand mir, beste Frau.
Eunomia sah sich völlig verwirrt um und stolperte ungelenk über die Bühne. Das Publikum brüllte vor lachen.
Wen meinst du da?
Wer wäre diese Beste?
Du.
Das ist dir Ernst?
Nun, wenn du's läugnest, läugn' ich's auch.
Dir ziemt es nur Wahrheit zu reden. Eine Beste gibt es nicht; Ist Eine doch stets schlimmer, als die Andere.
Das mein' ich auch, o Schwester, und ich werde dir Gewiß in diesem Punkte nie zuwider sein.
Jezt sei so gut und höre mich.
Ich bin zu deinem Dienste: sprich! Gebiete nur, was dir gefällt.
Was ich zu deinem Heile dir Für dienlich achte, dich daran zu mahnen komm' ich.
Schwesterchen, Da thust du ganz nach deiner Art.
So thu' ich gerne.
Schwester, was Meinst du denn?
Was dir auf ewig heilbringend sei!
Das gebe mir der Himmel!
Nimm dir eine Frau.
O Götter! Ich bin des Todes.
Theatralisch, nein, eigentlich in komischer Verzweiflung sank er auf den Boden und flehte den Himmel um Beistand an.
Und warum?
Weil deine Reden, Schwester, Mir Armen das Hirn ausschlagen; du wirfst Mit Worten mir da, wie mit Steinen, umher.
Ach ja, du thust doch, was dich deine Schwester heißt.
Wenn mich's gelüstet, werd' ich's thun.
Es ist zu deinem Besten.
och will ich eher sterben, als ein Mädchen frei'n, Ja, wüßtest du mir Eine, die mir morgen kommt, Und übermorgen schon hinausgetragen wird –
Auf die Bedingung geh' ich's ein: auf, rüste mir die Hochzeit!
Ich, Bruder, schaffe dir ein Weib mit großer Morgengabe.
Doch ist sie wohl bei Jahren schon?
Sie steht im mittlern Alter. Soll ich um ihre Hand für dich, mein Bruder, werben, rede!
Darf ich eine Frage stellen?
Frage nur, wenn dir's beliebt.
Wenn ein Mann von höherm Alter eine Frau von mittlerm nimmt, Und die Alte von dem Alten schwanger wird von ungefähr: Kannst du zweifeln, daß der Sohn ein Nachgeborner heißen wird?
Nun, o Schwester, dieser Sorge will ich dich entledigen.
Unsern Vätern und dem Himmel dank' ich's, ich bin reich genug.
Großen Anhang, große Mitgift, stolzes Herrschen, Lärm im Haus,
Elfenbeingeschmückte Wagen, Mäntel, Purpur, lieb' ich nicht.
Führte doch ein solcher Aufwand Manchen an den Bettelstab.
Hast du dir schon eine andre Frau erseh'n?
Du kennst vielleicht Ganz in unsrer Nähe hier den armen alten Euklio?
Wohl, ich kenn' ihn, und es ist, bei'm Herkules, kein übler Mann
Seine Tochter will ich freien. Schwester, nicht viel Worte jezt! Was du sagen willst, errath' ich: »sie ist arm!« Ich liebe sie.
Gott gesegne dir's!
Ich hoff' es.
Willst du sonst was?
Lebe wohl!'
Lebe wohl!
Sie geht in einem leicht watschelnden Gang ab und lässt ihn allein zurück.
Nun will ich gleich den Euklio besuchen, wenn Er daheim ist. Sieh ihn da! Wo mag der Mann gewesen sein?