Euklio trifft auf Megadorus:
Als ich heut von Hause wegging, schwante mir's, ich geh' umsonst. Darum ging, ich wider Willen. Denn kein Mensch aus meiner Zunft, Noch der Vorstand der das Geld vertheilen sollte, ließ sich seh'n.. Eilends eil' ich heim; denn nur mein Leib ist hier, mein Sinn daheim.
Lebe glücklich, sei gesegnet immerdar, mein Euklio!
Wie steht es? Geht dir's wohl und stets erwünscht?
Euklio zu sich selbst:
Nicht umsonst ist's, wenn die Reichen gegen Arme freundlich thun. Weil er weiß von meinem Schaze, geht er mich so freundlich an.
Megadorus noch einmal zu Euklio:
Sprich, befindest du dich wohl?
Nicht meinem Gelde dank' ich es.
Wenn das Herz zufrieden ist, hat man genug, um froh zu sein.
Wieder redete Euklio mehr zu sich selbst, als zu seinem Gegenüber:
Sicher hat die Alte dem davon geplaudert. Komm' ich heim, Schneid' ich ihr alsbald die Zung' ab, kraz' ich ihr die Augen aus.
Amüsiert lachte das Publikum auf und genoss das Spektakel. Denn nun sah Megadorus den Alten völlig verwirrt an. Calvena hatte das Gefühl, dass der künstliche Bart des Alten mit einem Mal plötzlich doppelt so lang war wie noch im ersten Akt.
Freund, was sprichst du da zur Seite?
Meine Armuth jammert mich. Meine Tochter ist erwachsen: ohne Mitgift weiß ich sie Nirgends an den Mann zu bringen.
Der Alte stolperte dramatisch kurz über seinen fast bodenlangen Bart.
Schweige doch, sei gutes Muths! Geben will ich, will dir helfen: brauchst du was, gebiete nur!
Der will haben und verspricht. Er schnappt nach meinem Golde nur. Eine Hand hält einen Stein, und in der andern zeigt er Brod. Keinem Reichen trau' ich, der mit Schmeichelei'n zum Bettler kommt. Wenn er freundlich dir die Hand drückt, geht er nur auf Schaden aus. Den Polypen kenn' ich: was er angefaßt, das hält er fest.
Höre mich ein wenig an: ich möchte gern, was dich und mich Nah berührt, mit dir bereden.
Wieder redete der Alte mit sich selbst:
Jammer über mich! Das Gold Drinnen ist mir wegstipizt: darüber will er nun mit mir Sich vertragen: doch ich muß nur gleich daheim nachseh'n.
Er machte anstalten davon zu gehen.
Bin bald wieder hier; ich will nur was nachseh'n daheim.
Megadorus bleibt allein zurück, verwirrt.
Ich besorge, red' ich ihm von seiner Tochter nur ein Wort, Daß er sie mir anverlobe, glaubt er sich von mir verhöhnt. Macht sich doch kein Armer hier mit seiner Armuth breit, wie er.
Schließlich kommt Euklio wieder zurück und redet mit sich selbst:
Gott sei Dank! Noch steht es gut. Gut steht's, weil nichts abhanden kam. Gar zu bang war mir's. Ich war halbtodt, bevor ich's wiedersah.
Und dann laut:
Willst du was, da bin ich wieder, Megador.
Ich danke dir. Laß dich's nicht verdrießen, mir zu sagen, was ich fragen will.
Frage mich nur nicht nach etwas, das ich nicht gern sagen will.
Sage mir, aus welchem Hause glaubst du mich?
Auch weißt du wohl, Wie ich mich bisher betragen?
Weder schlecht, noch ungerecht.
Du bist bei Jahren, weiß ich, und bei Geld.
Immer hielt ich dich für einen wackern Bürger ohne Falsch, Der von keinem Truge weiß, und thu' es noch.
Euklio wieder zu sich selbst:
und dann wieder laut:
Weil du mich denn kennst, und ich dich kenne, Freund, Möge mir's und deiner Tochter und dir selbst zum Segen sein, Wenn ich dich um deine Tochter bitte: gib sie mir zur Frau!
Megador, du zeigst dich anders, als du dich bisher bewährt, Daß du mich, den Mittellosen, der doch niemals, weder dir Noch den Deinen, was zu Leid that, ungescheut zum Besten hast. Nicht mit Werken, noch mit Worten hab' ich das um dich verdient.
Dein zu spotten kam ich nicht, noch spott' ich deiner, achte dich Dessen auch nicht werth.
Warum verlangst du meine Tochter denn?
Daß es Beiden besser gehe, dir durch mich und mir durch dich.
Ich vergaß es nicht, du bist ein reicher, angeseh'ner Mann;
Aber ich bin aller armen Menschen ärmster, Megador.
Geb' ich dir nun meine Tochter, fällt mir ein, du seist der Stier, Ich der Esel. Bin ich denn mit dir vereint, und kann die Last Nicht zu gleichen Theilen tragen, lieg' ich Eselein im Koth.
Du, der Stier, wirst meiner nicht mehr achten, gleich als lebt' ich nicht. Neben dir steh' ich verachtet, und mein Stand verspottet mich.
Nirgends ist ein Stall für mich, wenn zwischen uns ein Zwist entsteht;
Esel weisen mir die Zähne, Stiere bläu'n mit Hörnern mich.
Mißlich ist der Uebergang vom Eselstall zum Stiergeschlecht.
Kannst du wackern Leuten dich in engem Bund vereinigen, Um so besser! Höre mich, nimm meinen Vorschlag an, versprich Mir die Tochter.
Keine Mitgift hab' ich ihr.
Das braucht es nicht. Wenn mit ihr die Tugend einzieht, ist die Mitgift reich genug.
Das erklär' ich dir nur deßhalb, daß du nicht des Glaubens bist, Daß ich einen Schaz gefunden.
Laß doch das! Versprich sie nur.
Er hört etwas und erschrickt:
Doch – große Götter! Ich bin hin!
Hörtest du nicht eben? Hat es nicht, wie Eisen, hier geklirrt?
Panisch rennt der alte davon, stolpert dabei immer wieder über seinen Bart.
Hier bei mir lass' ich den Garten graben.
Megadorus schaut sich um.
Doch wo ist der Mensch?
Läuft davon, und keine Antwort gibt er mir; er mag mich nicht. Weil er sieht, daß seine Freundschaft mir von Werth ist, macht er es, Wie's die Menschen alle machen.
Wenn der Wohlbemittelte Um die Gunst des ärmern Mannes wirbt, so scheut der Arme sich, Solches Bündniß einzugehen, und versäumt das eigne Glück.
Ist die rechte Zeit vorüber, wünscht er sie zu spät zurück.
Euklio ruft unter seiner Thüre der Staphyla in's Haus zurück:
Reiß' ich heute dir die Zunge nicht bis auf die Wurzel aus, Sollst du mich verschneiden lassen, rath' ich dir, befehl' ich dir.
Euklio, mir kommt es wahrlich vor, ich sei dir gut genug, Mich zu foppen, weil ich alt bin. Aber das verdien' ich nicht.
Megador, das thu' ich nicht; und wollt' ich's auch, ich könnt' es nicht.
Aber nun? Versprichst du mir die Tochter?
Unter dem Beding: Ausgestattet, wie ich dir's gesagt.
Ja wohl. Segne das der Himmel!
Doch gedenke ja Des Vertrages: keinen Brautschaz bringt dir meine Tochter mit
Freilich weiß ich, wie ihr uns das Recht verwirrt. Ein Vertrag ist kein Vertrag, und umgekehrt, wie's euch beliebt.
Euklio, mit dir zu hadern, das sei fern! Doch könnten wir Nicht die Hochzeit heute schon begeh'n?
Nun, so geh' ich und bestell' es. Willst du sonst was?
Mache dir da keine Sorge. Lebe wohl!
Er ruft ins Haus:
Strobilus, he!
Folge mir in aller Eile nach dem Fleischermarkte.
Der junge Mann geht ab und lässt Euklio zurück.
Da Geht er fort. Ihr guten Götter!
Was das Gold nicht Wunder thut! Sicher hat der Mann von meinem Schaz im Hause schon gehört.
Danach schnappt er, darum wünscht er sehnlich die Verschwägerung.