Beiträge von Germanica Calvena

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    Simplex, Servus


    Mit einem Grinsen zog Simplex seine Hand zurück, als der Junge seinen Protest äußerte und seine Haare nur noch mehr durcheinander brachte. Nur wenig Erfolg hatten die Frauen des Hauses dabei gehabt dem Knaben die Haare zu schneiden. Er hatte sich doch glatt mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Aber am Ende war er dann doch der Schere zum Opfer gefallen, zumindest teilweise. Simplex schmunzelte, als er sich an die Aufregung erinnerte. Schreiend, als würde man ihm die Haut abziehen, war Romaeus durchs Haus gerannt.
    Der Bengel hatte jede Menge Flausen im Kopf. Er schüttelte entschlossen den Kopf. "Nichts da! Das macht nur doppelt Arbeit", brummte er. "Du kennst es ja auch nicht anders... in Italia ist der Winter milder", meinte er trocken und sah Romaeus dabei zu, wie er versuchte mit dem pulvrigen Schnee zu werfen. Doch der Schneeball löste sich auf, ehe er ihn überhaupt erreichen kann.

    Leise musste Calvena lachen, als Melina sie etwas erschrocken ansah, weil das Kind getreten hatte. "Ach was", winkte sie amüsiert ab. "Das tut es ständig", erklärte sie ihr. Es war schon verwunderlich. dass Melina in ihrem Alter noch so gar keine Ahnung von Schwangerschaften hatte. Eigentlich war ja Melina alt genug um zu heiraten, aber bisher schien diese kein Interesse an Männern zu hegen oder allgemein zu wissen, was sie erwartete. Sie kam ihr fast vor wie ein unerfahrenes kleines Mädchen, welches noch mit Holzpferden spielte. Ein bisschen zu naiv und sie wusste nicht recht, ob das so gut war für eine junge Frau in Melinas Alter. Irgendwie ahnte sie, dass es an ihr war, Melina in einigen Dingen die Augen zu öffnen.
    Auf ihren Kommentar zu den Freundschaften ging Melina nicht ein. Es wurde auch nicht deutlich ob sie sich dazu Gedanken machte oder ob sie hoffte, dass Calvena ihr in dieser Hinsicht auf die Sprünge half. So ganz fühlte sie sich aber nicht verantwortlich dafür, dass die Quintilia aus ihrem Schneckenhaus heraus kam. Melina musste schon selbst aktiv werden.
    Es machte leise Klonk, als eine Tabula zu Boden fiel. Melina wirkte ziemlich erschrocken darüber. Fragend sah sie die Quintilia nur an, sich danach bücken konnte sie nicht wirklich, das wurde etwas schwierig mit dem runden Bauch. Zwar warf sie einen kurzen flüchtigen Blick drauf, doch näher damit beschäftigen tat sie sich nicht damit. Das war Melinas Angelegenheit.

    Catiena war noch etwas skeptisch, aber es schien, als sei sie nicht abgeneigt, die einheimische Bevölkerung ein wenig näher kennen zu lernen. Noch hatte sie wohl einige Berührungsängste, aber da die Octavia vor hatte länger zu bleiben, würde sie sich sicherlich mit der Mentalität der Menschen anfreunden und viele ihrer Vorurteile abgelegt haben. „Es gibt viele Germanen, welche uns Verachten und die sich wohler fühlen würden, wenn wir uns nicht einmischen würden. Aber nicht alle sehen in uns nur die Eindringlinge, der Handel zwischen den Völkern hat auch den Einheimischen Tür und Tor geöffnet. Es gibt wie immer zwei Seiten der Medaille. Einige begrüßen Veränderung, andere passen sich an und wieder andere sind unzufrieden. Ich glaube, man kann es nie allen recht machen. Außerdem zwingen wir sie ja nicht, an unsere Götter zu glauben. Sie haben ihren eigenen Kult, den sie offen ausleben dürfen. Hier in Mogontiacum hat man sich arrangiert, es ist meistens ein friedliches mit einander. Aber gänzlich lassen sich wohl Konflikte nicht vermeiden!“ Catiena fasste es recht gut zusammen. Es war ein feines Gleichgewicht zwischen den Völkern, ihrem Glauben und ihren Traditionen entstanden. Man musste darauf achtgeben, dass es sich die Waage hielt. Das hieß, Kompromisse eingehen und akzeptieren, dass es Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten gab. „Misstrauen gibt es durchaus, das wirst du sicherlich noch selbst erfahren.“ Calvena wollte Catiena nicht beunruhigen, aber auch nicht anlügen. Es war besser, wenn die Ocatvia wusste, was sie erwartete. „Aber die Meisten haben sich arrangiert und sind sehr nett. Meistens sogar wesentlich herzlicher, wie unsereins…“, grinste sie. "Lasst uns doch weiter gehen!" schlug sie dann vor. Sie hatten lang genug im Weg gestanden und Catiena wollte ja noch ein wenig die Stadt erkunden.

    Also keine Freunde, dabei hatte sie dies angenommen, denn Melina hatte sich eine ganze Weile lang in der Stadt herum getrieben. Was sie wohl in der Zeit gemacht hatte? Anscheinend nichts Weltbewegendes, sonst hätte man sicherlich schon längst über sie beschwert. Aber bei Melina konnte man sich nicht immer sicher sein. Im Zweifel galt jedoch: Immer für den Angeklagten, sie glaubte der Quintilia.
    Melina brauchte dringend ein paar Freunde, sie musste wieder unter Menschen, die ganze Zeit nur in ihr Zimmer eingesperrt, konnte nicht gesund sein. Doch sie konnte ja nicht immer für Melina alles in die Hand nehmen. Bisher hatte diese sich ja auch nicht gescheut, einfach mal auf eigene Faust die Stadt unsicher zu machen. „Dann solltest du mal wieder raus gehen“, schlug sie ihr schlicht vor. „Wenn du dich nur in dein Zimmer einsperrst, wirst du auch niemanden kennen lernen!“ Das war kein Vorwurf, nur eine Tatsache. „Und noch hast du die Gelegenheit dazu, ich fürchte in ein paar Wochen sind wir hier eingeschneit!“ sie zeigte ein schiefes Grinsen. Sie war wenig begeistert von dieser Vorstellung. Eingesperrt, weil das Wetter es nicht anders zuließ. Da wäre sie doch viel lieber in Italia, da war der Winter milder. Außerdem hätte sie dann genügend Freundinnen um sich nicht zu langweilen. Sie sah es schon kommen, dass sie über kurz oder lang aneinander geraten würden, weil sie gezwungen waren Tag und Nacht im Haus festzusitzen. So schlimm würde es vermutlich nicht kommen, aber wer wusste das schon.
    Melina brachte sie mit ihrer Frage, dann auf andere Gedanken. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Züge und sie machte eine einladende Geste. Sollte sie ruhig ihren runden Bauch berühren, mit Sicherheit würde diese spüren können, wie sich das ungeborene Kind bewegte und trat.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Wenn es was zu fürchten gäbe, käme ich vielleicht auf den Gedanken. ;)


    Aber gegen ein paar hundert Sestercii mehr die Woche hätte ich wirklich nichts einzuwenden. :D


    *lach* Du wirst doch nicht etwa gierig? -.^:D

    Leise seufzte sie und legte das Schreiben aus Roma bei Seite. Calvena hatte die Stirn gerunzelt und schüttelte leicht den Kopf. Sie hatte ihre Schneiderei schon so lange und nun sollte sie diese abgeben. Warum war es nicht schon früher aufgefallen? Anscheinend hatten manche Leute ihre Arbeit nicht richtig gemacht, oder aber sich auf die faule Haut gelegt, während ihrer Amtszeit. Darüber beschwert hatte sie sich nicht, es war ihr Glück gewesen, aber nun bleib ihr nichts anderes übrig, als ihre Schneiderei entweder zu schließen, oder zu verkaufen… Es sei denn, sie überschrieb sie einfach und blieb weiterhin Teilhaberin. Es ging ja nur um den Besitz, dieser konnte einfach weiter gegeben werden. Zuerst dachte sie natürlich an Valerian, ließ den Gedanken aber wieder fallen. Als Soldat durfte er keinen Betrieb haben. Melina war zu sehr mit sich beschäftigt…. Aber Bassus würde es sicherlich gut tun ein bisschen Verantwortung zu übernehmen.
    Der junge Quintilier hatte ja mehr oder weniger plötzlich vor der Tür gestanden. Ein netter Junge, aber ein Taugenichts. Jedenfalls zeigte er keinerlei Ehrgeiz oder politische Ambitionen. An sich war das nicht schlimm, solange er nicht irgendetwas Dummes anstellte und sie in Verruf brachte. Sie würde ihm schon auf die Finger schauen, nicht dass er die Schneiderei ruinierte. Aber an sich war das gar keine schlechte Idee.
    Kurzerhand schnappte sie sich eine Tabula.


    Ad
    AEDILIS CURULIS H. Claudius Menecrates
    Basilica Iulia
    Roma


    Salve Claudius,


    mit diesem Schreiben geht die Schneiderei vestimentum formosus in den Besitz von Caius Quintilius Bassus über.


    Ante Diem VI ID DEC DCCCLX A.U.C
    (08.12.2010/ 107 n.Chr.)


    gezeichnet: Germanica Calvena


    Simplex durfte sogleich einmal zum Cursus Publicus gehen und das Schreiben abgeben.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


    Och. :D


    Fürchtest du etwa die Konkurenz :P


    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Also mir würde auch ein gesimmter Brief reichen. Der kostet ja jetzt nicht soo viel Zeitaufwand. Bis nach Weihnachten ist bissel lang hin, gell? ;) Was ihr im nachhinein ausspielt, wäre ja eure Sache.


    Wird gemacht ^^ Abe rnur weil du so nett bist :P :]

    Noch nicht... weil Bassus derzeit im Stress mit der Schule hat. Wir wollen das irgendwann nachholen, doch vor Weihnachten wird das wohl nichts. Und solang wollte ich die Schneiderei nicht schließen ;) Hab ja jetzt schon ne Menge nachfragen ^^

    Rom! Valerian reiste ohne sie nach Rom. Die einzige Gelegenheit wieder einmal ihre Freundinnen zu sehen und dann konnte sie ihn nicht begleiten. Eine solche lange Reise mitten im Winter und dann auch noch schwanger, konnte sie nicht antreten. Sie war gar nicht begeistert darüber, zurück zu bleiben. Allein im kalten Germanien! Beim Abschied am gestrigen Abend hatte sie ihrem Mann dann Briefe in die Hand gedrückt, wenn er schon nach Roma reiste, dann durfte er Bote spielen. Romana sollte er persönlich den Brief in die Hand drücken.
    Sie war nicht wirklich wütend auf Valerian, sondern einsam. Sie würden jetzt einige Wochen, wenn nicht sogar Monate getrennt sein. Die Pässe würden wohl in den nächsten Wochen zugeschneit werden und somit unpassierbar. Wenn sie Pech hatte, würde er erst wieder zurück kommen können, wenn die Pässe wieder frei waren. Also irgendwann im Frühling.
    Schon jetzt war es nicht mehr ungefährlich, die Nächte waren bitterkalt und im Gebirge konnte Eis und Schnee schnell zum Verhängnis des selbst noch so umsichtigen Reisenden werden.
    Es war die Zeit der Reifriesen zumindest erzählten sich die Germanen dies. Riesige Kreaturen welche nur Zerstörung im Sinn hatten. Sie schleuderten mit Eis und Schnee und Kälte, weil sie einen ewigen Krieg gegen die Götter führten. Manchmal, so erzählten es die alten Weiber am warmen Herd, konnte man im Heulen des Windes ihre Stimme hören. In den Bergen kündigte sich ihr Zorn immer durch ein tiefes Grollen an, ehe sich Schnee und Eis lösten und in die Tiefen stürzten, um alles was sich dieser Lawine in den Weg stellte zu begraben.
    Hoffentlich waren die Götter gnädig und verschonten ihren Mann davor, ein Opfer dieser Geschöpfe zu werden.
    Kurz zog sie sich die Decke über die Nasenspitze und blickte hinaus in den verschneiten Garten. Wirklich geschlafen hatte sie diese Nacht nicht, dafür machte sie sich zu viele Sorgen.

    Da Valerian nach Rom reisen würde, setzte sie sich hin und antwortete ihren Freundinnen, damit er diese Briefe mitnehmen konnte:



    Ad
    Claudia Romana


    Liebe Romana,


    es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich es geschafft habe dir endlich einmal zu antworten. Vergessen hab ich dich natürlich nicht, nur hat mich dein Brief zum nachdenken gebracht.


    Erst einmal muss ich dir schreiben, dass ich erleichtert bin. Bitte sei zu dir selbst nicht so streng! Du bist nur ein Mensch! Nur die Götter sind unfehlbar. Ich bin froh, dass du dich mir anvertraut hast, auch wenn mir das schlaflose Nächte beschert hat. Du brauchtest jemanden mit dem du deine Sorgen teilen konntest. Gräm dich nicht, dir ist zwar ein Fehler unterlaufen, aber du hast nie aus böser Absicht gehandelt, sondern weil du einer Freundin helfen wolltest. Außerdem tust du alles was in deiner Macht steht um die Götter zusammen mit Serrana zu besänftigen. Du bist eine wundervolle Freundin, für sie und für mich. Ich bin dir nicht Böse, sondern erleichtert. Serrana hat mir geschrieben, sie ist froh, eine solche Freundin wie dich zu haben.


    Romana, du müsstest mich doch Besser kennen, wie jeder Andere. Ich kann deine Enttäuschung durchaus verstehen, aber wir Beide hatten nie wirklich eine Gelegenheit darüber zu reden. Ich würde dich niemals anlügen und es tut mir furchtbar Leid, dass du diesen Eindruck gewonnen hast.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Valerian dich in dieser Hinsicht angelogen haben soll. Leider war ich bei diesem Gespräch nicht dabei, aber ich bin mir sicher, dass er offen und ehrlich zu dir gewesen ist.
    Ich wünschte ich wäre in Rom, von Angesicht zu Angesicht, wäre es einfacher mit einander zu reden. Da mir aber eine solch weite Reise im Augenblick verwährt bleibt, gebe ich Valerian diesen Brief mit. Ich hoffe ihr könnt die Missverständnisse klären. Um die Prüfung im Examen Tertium abzulegen, wird er für einige Zeit in Roma sein. Ich wäre nur zu gern mit gekommen, aber in meinem Zustand wäre eine solch weite Reise nicht klug.


    Liebe Grüße, Calvena



    Ad
    Aurelia Prisca


    Liebe Prisca,


    als Erstes möchte ich Dir mein herzliches Beileid ausdrücken. Ich habe von dem Tod Deines Onkels aus der Acta erfahren. Es ist eine furchtbare Tragödie! Mögen die Götter ihre Hände schützend über Deine Familie halten.
    Aber es freut mich zu lesen, dass Du trotz deiner Trauer Grund zu Freude hast. Verschwören wollten wir uns nicht gegen dich, aber es war doch eigentlich absehbar, dass der Nachwuchs nicht lange auf sich warten würde. Mit Sicherheit kannst Du Dich schon bald uns anschließend und ebenso stolz Dein erstes Kind uns präsentieren.
    Ich freue mich für Dich, dass Du jemanden gefunden hast, der Dich glücklich macht. Von daher fällt es mir ein wenig schwer, Dir zu schreiben, dass ich von Flavius Piso nicht fiel halte… ich kenne ihn flüchtig und leider hat er sich mir Gegenüber nicht so liebreizend war. Ich wünsche Dir natürlich alles Glück der Welt und hoffe, dass ich mich in ihm irre! Bei Gelegenheit werde ich Dir dann einmal erzählen, auf welche Art und weise ich Deinen Verlobten kennen gelernt habe.
    Bis dahin genieße Dein Glück!


    Viele Grüße aus dem kalten Germanien, deine Calvena



    Ad
    Iunia Serrana


    Liebe Serrana, in einigen Wochen ist es schon so weit. Hast du auch das Gefühl zu platzen? Wie dick kann man eigentlich werden? Ich fühle mich schon jetzt wie eine Kugel. Aber ich freue mich schon sehr auf mein Kind.
    Hoffentlich ist Valerian rechtzeitig zur Geburt zurück. Zum Examen Tertium muss er nach Rom. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich ihn nur zu gern begleitet hätte, aber das ist ja im Augeblick nicht möglich.
    Ich vermisse euch furchtbar, ich hab hier zwar ein paar Freundinnen, aber sie können dich und Romana und Septima und Prisca nicht ersetzen. Auch würde ich dir natürlich dabei helfen die Götter zu besänftigen. Romana hat ein furchtbar schlechtes Gewissen! Ich glaube es würde ihr gut tun, wenn du ihr einmal versicherst, dass du ihr nicht Böse bist. Sie wollte dir helfen und hat dabei einen Fehler gemacht. Nur die Götter sind unfehlbar und sie sollte sich nicht grämen.


    Die schlechten Nachrchten aus Roma scheinen nicht zu enden. Die Götter scheinen uns zu zürnen. Ich würde gern wissen, was denn im Hain der Diana vorgefallen ist? Man bekommt ja immer nur Gerüchte zu hören, doch wie nah sind diese an der Wahrheit dran? Hier in Mogontiacum geht alles seinen Gang. Der Wind bringt den ersten Schnee und es ist furchtbar kalt geworden. Und das ist erst der Anfang… Ich wäre jetzt gern Italia, da ist der Winter nicht ganz so streng.
    Ich bin mir sicher, du warst deinem ersten Schüler eine gute Lehrerin. Schön, dass der Cultus Deorum doch noch Zuwachs bekommt. Es gibt leider viel zu wenig Priester. Ambitionierte Männer und Frauen können wir gebrauchen.
    Diese Brief gebe ich Valerian mit, von daher ist er etwas kürzer, wie meine letzten Schreiben. Ich bin mir sicher, er steht dir gern Rede und Antwort, was mich angeht.
    Liebe Grüße, Calvena

    Melina war irgendwie ein Schatten ihres Selbst, sie war nicht mehr quirlig und aufgedreht, sondern nur noch deprimiert und traurig. Der letzte Brief aus Roma schien sie völlig aus der Bahn geworfen zu haben. Nur Hiobsbotschaften gab es für die Quintilia und sie selbst wusste nicht recht, wie sie Melina auf andere Gedanken bringen konnte. Sie selbst hatte ja nun auch noch genug andere Sorgen, allein Valentinas Abgang sorgte dafür, dass sie mit ihren Gedanken ganz wo anders war und sie sich nur halbherzig Melina widmen konnte. Eigentlich hatte sie gehofft, das Melina sich wieder fangen würde, aber das Gegenteil war der Fall. Die junge Frau schloss sich ein und ging auch nicht mehr hinaus. Der Grund lag auf der Hand: sie trauerte. „Melina…“, so recht wusste sie nicht, was sie ihr nun sagen sollte. Etwas fahrig strich sie sich über den dicken Bauch. Noch ein paar Wochen und dann würde die Familie wieder ein bisschen größer sein. „Ich weiß, wie es dir geht… aber wenn du dich nur in deinem Zimmer versteckst, dann wird es dir nicht besser gehen. Hast du nicht schon ein paar Freunde gefunden? Du kannst sie gern einmal einladen!“ schlug sie vor. Hoffentlich würden die Freunde Melinas nicht gleich das Haus zerlegen.

    Calvena konnte noch immer nicht glauben, dass Valentina einfach gegangen war. Fast erwartete sie, dass ihre Schwägerin jeden Augenblick wieder zurückkam, aber das war wohl nur Wunschdenken. Wenn sich Valentina etwas in den Kopf setzte, dann ließ sie sich auch nicht umstimmen. So gut hatte sie die Quintilia bisher kennen gelernt. Kurz raufte sie sich die Haare und sah dann Elissa kurz zweifelnd an. Irgendwie hatte diese ja recht, Valentina hatte die Liebe ihres Lebens verloren. Ein wenig verstehen konnte sie diese ja, aber dennoch benahm sie sich rücksichtslos. „Du hast ja recht… ich werde sie auch nicht aufhalten. Mir wäre es nur lieber gewesen, wenn es nicht so plötzlich kommen würde. Erst verschwindet sie spurlos und nun geht sie einfach…“ Und Calvena durfte es erst einmal ihrem Mann irgendwie erklären. Elissa richtete ihr die Frisur und sie schenkte ihr ein schmales Lächeln. Sie wollte gar nicht mit Valentina tauschen, es war sicherlich furchtbar für sie.
    Zu ihrer Erleichterung tauchte Melina in diesem Augenblick und hielt sie von düsteren Grübeleien ab. Das Mädchen war blass und auch irgendwie verhärmt. „Komm setz dich her“, sagte sie und machte eine einladende Geste. Elissa bekam kurzerhand ein Sitzkissen an den Kopf geworfen. Sie zwinkerte der Sklavin zu. „Geh und hol was zu trinken!“ forderte sie die Keltin auf.
    „Melina…“, so recht wusste sie nicht, was sie sagen sollte. „Was ist los?“ fragte sie dann direkt nach.

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    Simplex, Servus


    Wo blieb denn der Zwerg nur? Ständig ließ er sich von irgendetwas ablenken und vergaß darüber glatt seinen Aufgaben nach zu kommen. Und wer durfte Kindermädchen spielen? Natürlich er, denn Elissa, hatte genug damit zu tun, sich um Damen des Hauses zu kümmern. Wie gut das er ab und an etwas Ablenkung bei der niedlichen Sklavin fand, die zu Octavia Catiena gehörte. Er schätzte es sehr, dass sie keine so spitze Zunge hatte wie Elissa, welche keine Gelegenheit ausließ um ihn ein wenig zu trietzen. An sich mochte er ja die freche Keltin, aber sie war furchtbar anstrengend. Weiber! Alle waren sie anstrengend oder launisch.
    Endlich tauchte der Knirps aus, natürlich mit einer Ausrede auf den Lippen. Ein Grinsen zeigte sich auf seinen Zügen, als er dem Bengel das Haar zerzauste. „Das Laub muss zusammen gerecht werden“, er drückte ihm kurzerhand eine Harke in die Hand. „Dort hinten in die Ecke!“ er deutete auf eine Stelle an der Hauswand. „Und anschließend gönnen wir uns was Warmes… ist verdammt kalt geworden… ich mag den Winter nicht!“

    Wirklich besänftigt war sie nicht und sie hatte auch nicht wirklich vor, so schnell sich wieder mit ihm gut zu stellen. Sie glaubte ihm zwar, dass er nicht vor hatte sie zu Hause einzusperren, aber dass er dennoch seine Männer auf sie angesetzt hatte, das wollte sie ihm nicht so schnell verzeihen. Schon gar weil seine Ausrede so verdammt schlecht war. Nun gut, er hatte auch keine Gelegenheit gehabt, sich etwas anderes auszudenken.


    Der Ursprung allen Übels platzte dann auch dazwischen. Sie konnte dem Soldaten ansehen, dass er sich plötzlich ganz furchtbar Unwohl in seiner Haut fühlte. Calvena warf Fontinalis einen bitterbösen Blick zu. Und wie es schien, war das wohl auch noch nicht das Ende der Überraschungen an diesem Tag. Klient? Wann hatte er vorgehabt das zu erzählen? Ihre Laune wurde noch eine kleine Spur schlechter, sofern dies überhaupt möglich war. Bis sie sich selbst in Erinnerung rief, dass er ja bisher keine Gelegenheit dazu gehabt hatte. Aber ihr Zorn, so wie es Valerian wohl hoffte, verpuffte jedenfalls nicht. „Das Vergnügen hatten wir schon“, meinte sie nur eisig.