„Post für dich, domina!“ Simplex trat ins Tablinum und hielt ihr zwei versiegelte Schriftrollen unter die Nase. Gerade beugte sie sich über ihre Harfe, als sie den Blick hob. Sofort fielen ihr die Siegel auf, einmal das der Aurelier und das Andere trug das der Iunier. Sie legte ihr Instrument bei Seite und widmete sich dann erst einmal den Schreiben.
Besorgt runzelte sie die Stirn. Das was Septima bereits in ihrem Schreiben angedeutet hatte, bestätigte ihr Serrrana nun. Der Pax Deorum wurde in Rom gestört. Ob die Auswirkungen auch hier zu spüren waren? Sie sich einmal bei den Tempel wieder blicken lassen und mit ihren Kollegen reden. Ob Duccius Verus davon wusste? Es dauerte ja immer ewig, bis Neuigkeiten ihren Weg von Rom nach Mogontiacum fanden. Das Beste wäre es wohl, wenn sie diesen einmal direkt fragte. Denn es stand ja nun bald auch hier ein größeres Fest mit Opfer an. Nicht das dies am Ende verschmäht wurde… Vielleicht hatte die Acta auch etwas dazu raus gebracht. Am Besten versuchte sie an eine Abschrift zu kommen. Simplex bekam fast augenblicklich den Auftrag, einmal sich zu erkundigen, ob sich eine Abschrift der Acta irgendwie hier her verirrt hatte. Mit Sicherheit wurde darin berichtet, was in Rom vorgefallen war.
Kurz blieben ihre Gedanken an diesem Absatz heften, ehe sie dann doch weiter las.
Aelius Archias war Tod!?! Sie zog scharf die Luft ein, auch wenn sie diesen nicht gut gekannt hat, war das nicht wirklich eine gute Nachricht. Valerian würde das sicherlich beunruhigen… Und Serrana schien reichlich durch den Wind zu sein, war doch deren Cousine mit ihm verheiratet gewesen. Iunia Axilla kannte sie ebenfalls nur flüchtig, hatte aber bisher den Eindruck gehabt, dass sie nett war.
Was die Nachricht wohl noch düsterer machte, war dass er sich vom tarpejischen Felsen gestürzt hatte. So ehrenvoll ein Selbstmord mitunter sein konnte, dass er sich ausgerechnet vom Felsen der Verräter geschmissen hatte, gab dem Ganzen einen leicht bitteren Geschmack. Anscheinend stand Rom derzeit Kopf. Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen.
Zumindest ging es den Lieben in Roma gut. Wobei anscheinend Romana doch noch mit Serrana geredet hatte. Wobei Serrana wohl schon einiges geahnt hatte. Wenigstens schien die Iunia der Claudier nicht Böse zu sein und es ging beiden Freundinnen gut. Die Frage war nur, ob sie erwähnen sollte, dass sich Romana ihr anvertraut hatte. Wie gern würde sie jetzt mit Beiden sich unterhalten. Per Brief war es irgendwie alles ein wenig kompliziert. Kurz seufzte sie, las den Brief zu Ende und ließ ihn dann erst einmal sinken. Sie vermisste ihre Freundinnen, nicht zum ersten Mal.
Priscas Brief heiterte sie dann wieder auf. Diese schien im Augenblick nur wenig Sorgen und Probleme zu kennen. Und sie war bis über beide Ohren verliebt... Wer wohl der Glückliche war? Leider verriet sie den Namen nicht. Vielleicht würde Prisca diesen in ihrem nächsten Schreiben Verraten.
Eilig griff sie selbst wieder zu Feder und Pergament und beantwortete die beiden Briefe.