Beiträge von Germanica Calvena

    „Post für dich, domina!“ Simplex trat ins Tablinum und hielt ihr zwei versiegelte Schriftrollen unter die Nase. Gerade beugte sie sich über ihre Harfe, als sie den Blick hob. Sofort fielen ihr die Siegel auf, einmal das der Aurelier und das Andere trug das der Iunier. Sie legte ihr Instrument bei Seite und widmete sich dann erst einmal den Schreiben.


    Besorgt runzelte sie die Stirn. Das was Septima bereits in ihrem Schreiben angedeutet hatte, bestätigte ihr Serrrana nun. Der Pax Deorum wurde in Rom gestört. Ob die Auswirkungen auch hier zu spüren waren? Sie sich einmal bei den Tempel wieder blicken lassen und mit ihren Kollegen reden. Ob Duccius Verus davon wusste? Es dauerte ja immer ewig, bis Neuigkeiten ihren Weg von Rom nach Mogontiacum fanden. Das Beste wäre es wohl, wenn sie diesen einmal direkt fragte. Denn es stand ja nun bald auch hier ein größeres Fest mit Opfer an. Nicht das dies am Ende verschmäht wurde… Vielleicht hatte die Acta auch etwas dazu raus gebracht. Am Besten versuchte sie an eine Abschrift zu kommen. Simplex bekam fast augenblicklich den Auftrag, einmal sich zu erkundigen, ob sich eine Abschrift der Acta irgendwie hier her verirrt hatte. Mit Sicherheit wurde darin berichtet, was in Rom vorgefallen war.
    Kurz blieben ihre Gedanken an diesem Absatz heften, ehe sie dann doch weiter las.
    Aelius Archias war Tod!?! Sie zog scharf die Luft ein, auch wenn sie diesen nicht gut gekannt hat, war das nicht wirklich eine gute Nachricht. Valerian würde das sicherlich beunruhigen… Und Serrana schien reichlich durch den Wind zu sein, war doch deren Cousine mit ihm verheiratet gewesen. Iunia Axilla kannte sie ebenfalls nur flüchtig, hatte aber bisher den Eindruck gehabt, dass sie nett war.
    Was die Nachricht wohl noch düsterer machte, war dass er sich vom tarpejischen Felsen gestürzt hatte. So ehrenvoll ein Selbstmord mitunter sein konnte, dass er sich ausgerechnet vom Felsen der Verräter geschmissen hatte, gab dem Ganzen einen leicht bitteren Geschmack. Anscheinend stand Rom derzeit Kopf. Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen.
    Zumindest ging es den Lieben in Roma gut. Wobei anscheinend Romana doch noch mit Serrana geredet hatte. Wobei Serrana wohl schon einiges geahnt hatte. Wenigstens schien die Iunia der Claudier nicht Böse zu sein und es ging beiden Freundinnen gut. Die Frage war nur, ob sie erwähnen sollte, dass sich Romana ihr anvertraut hatte. Wie gern würde sie jetzt mit Beiden sich unterhalten. Per Brief war es irgendwie alles ein wenig kompliziert. Kurz seufzte sie, las den Brief zu Ende und ließ ihn dann erst einmal sinken. Sie vermisste ihre Freundinnen, nicht zum ersten Mal.


    Priscas Brief heiterte sie dann wieder auf. Diese schien im Augenblick nur wenig Sorgen und Probleme zu kennen. Und sie war bis über beide Ohren verliebt... Wer wohl der Glückliche war? Leider verriet sie den Namen nicht. Vielleicht würde Prisca diesen in ihrem nächsten Schreiben Verraten.
    Eilig griff sie selbst wieder zu Feder und Pergament und beantwortete die beiden Briefe.

    Hoch oben in einer alten Eiche hatte der Vogel sein Nest, dort versteckte das diebische Federvieh dann auch seine Beute und gab einen zufriedenen Krächzer von sich. Damit wirkte doch zu Hause gleich viel gemütlicher. Zwischen Federn, Ästen, Moos und kleinen Zweigen glänzte das Schmuckstück im Sonnenlicht. Zufrieden mit sich, plusterte das freche Tier sich einmal auf und gab noch einen Krächzlaut von sich. Das war eindeutig das schönste Nest weit und breit.


    Weit unten, in dem verwilderten Garten, war der Diebstahl indes unbemerkt geblieben. Viel zu sehr, waren Calvena und Valerian mit sich selbst beschäftigt. Versunken in den leidenschaftlichen Reigen ihrer Körper, bestand die Welt nur noch aus ihnen Beiden.


    Erschöpft, verschwitzt und sehr glücklich, lösten sie sich schließlich von einander. Atemlos blieb sie einen Augenblick lang einfach nur neben ihm legen, ehe sie sich dann an ihn kuschelte und ihren Kopf, auf seine Schulter bettete. Versonnen kraulte sie ihm die Brust. Wie sehr sie ihn doch vermisst hatte.

    Es war ein reges Treiben und eine bunte Mischung von Römern, Germanen und einigen wenigen exotischen Sklaven aus Nubien, Griechenland, Hispania und anderen Ländern. Diese fielen einem fast sofort ins Auge, weil sie irgendwie fehl am Platz wirkten zwischen den bärtigen Einheimischen und eleganten Römern. In Roma war es ihr gar nicht so sehr aufgefallen, da war der Anblick von dunklen Sklaven ein tagtäglicher Anblick. Sie gehörten einfach ins Stadtbild hinein. Hier wirkten sie Fremd.
    „Eine Zierde wäre es wirklich nicht und vermutlich würdest du dann auch eine ganze Zeitlang nur noch humpeln können“, grinste sie und wartete darauf, dass sich Catiena entschieden hatte, wo sie zu erst hin mochte. Die Entscheidung fiel auf den Stand neben den Hühnerkäfigen. „Ich bin sicher, wir finden etwas für dich!“ meinte sie recht zuversichtlich, während sie auf den Stand zu steuerten.
    Die Händlerin dahinter war eine kleine alte Frau, deren Kleider verblichen waren. Kaum näherten sie sich dem Stand, schenkte sie ihnen auch bereits so etwas wie ein zahnloses Lächeln. Ihre Stimme ähnelte Sandpapier, als sie die beiden jungen Frauen auf schlechtem Latein ansprach und dabei eine auffordernde Geste machte.


    „Kommen her! Kommen her! Ich haben beste Gemüsen weit und breit!“

    Kurz ließ sie ihren Blick über die idyllische Lichtung gleiten, nichts schien den Frieden dieses Ortes zu stören und als Cara beschloss, einmal das Wasser zu testen, tat sie es ihr gleich. Noch war Sommer, es war herrlich Warm und das Wasser würde sicherlich ein wenig für Abkühlung sorgen.
    Einen Augenblick lang machten die Begleiter der Iulia den Eindruck, als wollten sie diese von dieser Idee abhalten. Aber was war schon dabei, tief war das Flüsschen nicht und es gab auch keine große Strömung. Oder sonst eine Gefahr die davon ausging. Da war reiten wesentlich risikanter…
    Auch sie watete, nachdem sie sich ihrer Sandalen entledigt hatte und den Saum ihres Kleides in ihren Gürtel gesteckt hatte, in das angenehm kühle Nass. Dabei versuchte sie so wenig Wellen wie möglich zu machen.
    „Ich kenne kaum jemanden, der nicht irgendwie einen Verlust erlitten hätte…“, meinte sie auf Caras Kommentar hin. "Der Tod gehört zum Leben dazu... nur ist man oft der Meinung, dass er zu früh gekommen ist. Und das was dann zurück bleibt ist Traurigkeit. Aber so lange wir nicht diejenigen vergessen, die wir geliebt haben, wird wohl immer ein Stück bei uns bleiben!" Diese Sicht der Dinge machte es ihr zumindest leichter, es einfach zu akzeptieren.

    Also ich hab auch hin und wieder das Problem, dass ich auf meinen Waren sitzen bleibe, aber dann produziere ich einfach nicht mehr und warte bis das Lager leer ist. In der Regel klappt das ganz gut und als ich meine Schneiderei aufgemacht hab, war ich auch ne zeitlang die Einzige, die den Kram angeboten hat. Jetzt hab ich wieder Konkurenten dazu bekommen -.^

    Irgendwie verlief das Gespräch so gar nicht wie sie es sich erhofft hatte. Entweder sie drückte sich falsch aus, oder aber Valentina wollte sie falsch verstehen. Ihre Schwägerin wich ihr entweder auf direkte Fragen aus oder aber ließ sich nicht einmal dazu herab ihr zu Antworten. Reichlich perplex beobachtete sie, wie Valentina einfach in Tränen ausbrach. Damit hatte sie ja nun so gar nicht gerechnet. Dabei hatte sie weder Lupus noch Valentina angegriffen, sondern nur berechtigte Fragen gestellt.
    Schließlich interpretierte sie Valentinas Aussage einfach einmal so, wie sie es vermutete. „Also bekommt er keine Heiratserlaubnis?“ vermutete sie einfach mal und runzelte dabei die Stirn. Das war natürlich ein Problem, konnte eines darstellen. Denn der Terentier würde nicht so ohne weiteres heiraten dürfen. Das müsste er aber wissen. Schließlich hatte er sich dafür entschieden Soldat zu werden. Calvena seufzte. Da stapelte sich scheinbar ein Problem auf das Andere. „Ich will mit dir reden, weil ich glaube, dass dich etwas bedrückt. Aber wenn du nicht bereit bist, zu reden, dann können wir auch keine Lösung finden. Weder ich, noch Valerian ist dagegen, dass Lupus dich liebt und heiraten möchte, aber das geht nun einmal nicht so ohne weiteres. Und das müsstest du wissen und vor allem aber auch er. Weißt du wie viel ihr Beide riskiert, wenn ihr einfach gegen Regeln und Gesetze verstoßt, wenn ihr einfach so die Ehe eingeht? Ich kann verstehen, dass du mit ihm zusammen sein willst…“, wieder musste sie seufzen. Sie stand schließlich auf und nahm Valentinas Hand. Den Ring bemerkte sie nur am Rande. „Valentina“, sagte sie eindringlich. „Es steht für euch Beide viel auf dem Spiel!“ Vielleicht verstand sie ja nun, dass sie nicht gegen sie war, sondern versuchte ihr zu helfen.

    Ehe sie sich versah lagen sie im weichen Gras und waren ein Gewirr aus Armen, Beinen und erhitzten Leibern. Mit einer fast ungeduldigen Bewegung zog sie ihn auf sich und wölbte ihren Körper ihm willig entgegen. Ein Schauer lief ihr durch den Körper, als sich ihre Körper vereinigten und sie in einem Strudel der Lust ertrank. Zum gemeinsamen Takt ihrer Körper beschleunigte sich Herzschlag und Atmung. Jede seiner Bewegungen löste Wogen von Hitze und Verlangen aus, ließ sie keuchen, stöhnen und sich ein wenig im Rhythmus winden. Mit ihrem Körper stachelte sie ihn an, forderte mehr. Seine Hände und Lippen waren überall, lösten ein erhitztes Kribbeln in ihr aus. Mit Händen, Mund und Becken zeigte sie ihm, was sie wollte, wonach sie sich sehnte, wobei er aber auch nicht zu kurz kam. Schwer und keuchend klang sein Atem in ihren Ohren. Angestachelt von der Lust, hinterließen ihre Fingernägel feine Striemen auf seinem Rücken. Der lange Verzicht ließ ihren Körper heftig erbeben.
    Sie waren ausgehungert, wild und leidenschaftlich stürzten sie sich aufeinander. Alles um sie herum war vergessen, nur ihr beider Rausch nahm die ganze Welt ein. Es war ein Taumel der Sinne, ein Moment in denen es nur sie Beide gab.


    Eine Elster saß in einem der umstehenden Bäume und betrachtete das glänzende Etwas im Gras. Es funkelte in der Sonne und wirkte so völlig Fehl am Platz. Das Treiben der Menschen war ihr egal, sie wollte nur dieses Ding. Es vergingen einige Momente, dann erhob sich der Vogel und flog das kürze Stück zu dem vergessenen Schmuckstück. Mit dem Schnabel pickte sie gegen das kalte Metal. Das Ding wehrte sich nicht, war also ungefährlich. Wenig später flatterte die Elster davon, zusammen mit dem Beutestück, einer kleine kupfernen Fibel.

    In manchen Momenten waren Kleider furchtbar störend, da war es egal ob sie aus fließender Seide, kratziger Wolle oder einfachem Leinen waren. Man konnte von Glück sagen, dass sie Beide zwar ungeduldig waren, aber zumindest so viel Sorgfalt walten ließen, damit nichts beschädigt wurde. Grasflecken würden sich wohl nicht vermeiden lassen.
    Ihren Mann hatte sie schnell von allen störenden Stoffen befreit, nun konnte sie ungehindert jeden Zentimeter erobern, ohne dass sie sich in irgendetwas verfing. Calvenas Gürtel gab unter seinen Bemühungen nach, ebenso wie die zweite Fibeln und anschließend ihr Kleid, welches der Schwerkraft einfach folgte nach dem es nichts mehr gab, was es am Leibe hielt. Überall wo seine Lippen ihre Haut liebkosten blieben kleine kribbelnde Flammen der Lust zurück und entlockten ihr ein leises Seufzen. Verlangend drückte sie ihr Becken gegen seines und knabberte ein wenig an seinem Hals. Eine hand strich über seinen Hintern, die anderen wanderten zu seinen Lenden. „Ich liebe dich“, hauchte sie ihm leise ins Ohr.

    Ad
    Tiberia Septima
    Villa Aurelia
    Roma Italia


    Liebe Septima,


    Ich bin immer wieder froh, wenn ich Briefe aus Rom bekomme. Hier in Mogontiacum erreichen uns sonst die neuesten Ereignisse immer erst sehr spät und auf diese Weise hab ich zumindest das Gefühl, noch ein Teil eures Lebens zu sein. Ich vermisse dich und auch alle anderen und die gemeinsamen Gespräche. Viele Kontakte hab ich noch nicht geknüpft und von daher fehlt mir eindeutig jemand zum Reden, besonders weil Valerian die meiste Zeit im Castellum ist und nur wenig Zeit für mich erübrigen kann. Aber das war mir schon immer bewusst gewesen. Er ist Soldat und somit nicht nur mit mir, sondern auch mit seiner Arbeit verheiratet. Damit kann ich leben, er fehlt mir eben nur sehr oft. Ich hätte nicht gedacht, dass man sich so schnell daran gewöhnen kann, mit jemand sein Leben zu teilen. Ich kann ihn mir mein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. Das kannst du sicherlich nachvollziehen.
    So ein wenig hab ich das Gefühl, dass alle Männer durchdrehen, sobald sie erfahren, dass sie Vater werden. Sie wollen uns Frauen dann sofort in Watte stecken, als seien wir zerbrechlich. Ich schreibe bewusst Wir, weil sich auch bei uns der Nachwuchs ankündigt. Eigentlich war ja damit zu rechnen, aber überrascht hat es mich dann doch. Valerian ist überglücklich und ich ebenfalls.
    Das was an den Nemoralien im Hain der Diana geschehen ist grauenvoll. Was mag die Göttin so erzürnt haben, dass sie eine Rinderherde auf unschuldige Menschen los lässt? Mir läuft ein eisiger Schauer den Rücken hinunter bei diesem Gedanken. Was wird der Cultus Deorum tun? Das Beste wäre es wohl, wenn ich direkt einmal Serrana frage, sie sitzt ja direkt an der Quelle und wir mir sicherlich einiges Berichten können, was du noch nicht weißt. Wobei ich dir zutraue, dass du dies auch herausfinden könntest.
    Mich erleichtert es jedenfalls zu lesen, dass weder dir, noch deiner Verwandten und der Octavia nichts geschehen ist. Du hast dir einen guten Leibwächter ausgesucht.
    Es freut mich, dass du den Kontakt zu unseren Freundinnen so aufrechterhältst. Ich hab mitunter den Eindruck, dass besonders Romana ein wenig außen vor ist, seit dem ich Rom verlassen habe. Sie ist die Einzige von uns, die keine Familienfreuden mit uns teilen kann. Aber dafür ist ihr Dienst bei den Vestalinnen ungleich wertvoller. Sie wird es noch weit bringen, da bin ich mir sicher.
    Macer habe ich bereits auch wieder einmal einen Brief geschrieben. Überraschend ist Octavia Catiena hier her gekommen um uns einen Besuch abzustatten. Ohne Ankündigung. Ich konnte es im ersten Moment gar nicht glauben und wollte meinen Augen nicht trauen. Ich habe sie herzlich aufgenommen und freue mich nun zumindest ein bekanntes Gesicht um mich zu haben. Valentina und Melina sind zwar Beide sehr nett, aber meist irgendwie mit sich selbst beschäftigt. Besonders Valentina scheint ihre eigenen Sorgen zu haben, was wohl mit einem Mann zusammen hängt. Darüber reden will sie nicht, stattdessen weicht sie aus. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass Valerian sich sorgen um seine Schwester macht. Er will nur das Beste für sie, doch scheint sie ihn nicht zu verstehen. Sie reden aneinander vorbei und ich versuche ein wenig zu vermitteln, was nicht gerade einfach ist. Da fällt es mir ein wenig schwer mich über das Kind zu freuen. Bis auf Valerian hab ich es auch noch niemanden erzählt, ich hab ein wenig die Befürchtung, dass es von den Anderen nicht gut aufgenommen wird. Aber vielleicht bilde ich es mir auch nur ein und mache mir zu viele Gedanken. Sicherlich wird sich alles fügen. Ich hab eindeutig zu viel Freizeit hier. Selbst hier im Cultus Deorum gibt es weniger zu tun. Ich hasse es untätig herum zu sitzen und Däumchen zu drehen. Wie soll das erst werden, wenn ich kugelrund bin.
    Ich hoffe das Flavia Celerina bald mit einem Kind gesegnet wird. Verdient hat sie es durchaus, sie ist eine vorbildliche Ehefrau, jedenfalls demnach zu urteilen, was mir zu Ohren gekommen ist.
    Die Regeln des Cultus Deorum sind leider streng. Vielleicht gibt es deshalb so wenige Frauen im Cultus Deorum. Ich kann deinen Wunsch verstehen, in solchen Zeiten selbst opfern zu wollen. Dann fühlt man sich ein wenig besser und meint, dass man doch etwas bewegt hat.
    Das mit eurem Haus sind wunderbare Nachrichten, ich wünsche euch, dass ihr schon bald dort einziehen könnt und die Räume dann von fröhlichem Kinderlachen erfüllt sind. Kinder sind doch das größte Glück.
    Warum Valerian versetzt wurde? Die Frage ist im Grunde einfach zu beantworten. Kannst du dich noch daran erinnern, wie sich Salinator zu unserer Hochzeit aufgeführt hat? Valerian hat ihn ja anschließend, wohl gemerkt etwas scharf, aber durchaus berechtigt, zurechtgewiesen. Das hat der Vescularier ihm wohl übel genommen und dann aus lauter Gehässigkeit versetzt. Was für ein aufgeblasener Widerling!
    Du könntest mir den Gefallen tun und in deinem nächsten Brief einmal berichten, was der PU alles ausheckt. Valerian fühlt sich fern von jeglichen Neuigkeiten und damit könnte ich ihn ein wenig aufheitern.
    Nun ist mein Brief wohl genauso lang geworden wie deiner, aber es gibt viel zu berichten. Ich werde erst einmal dieses Schreiben beenden.
    Ich wünsche dir nur das Beste. Mögen die Götter über dich und deine Familie wachen,
    Deine Calvena


    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Es vergingen meist nur wenige Wochen bis der nächste Brief eine ihrer Freundinnen eintraf. Calvena war dankbar für diese Briefe, so hatte sie das Gefühl immer noch zu wissen, was in Rom vor sich ging und am Leben ihrer Freundinnen ein wenig teil zu haben, obwohl sie hier in Mogontiacum war. Nicht immer bargen diese Botschaften gute Nachrichten. Die Briefe, welche Romana ihr gesendet hatte, hatten sie furchtbar erschüttert. Fast hätte sie wieder ihre Koffer gepackt und wäre zurück gereist, doch das hätte nichts geändert. Das Schicksal konnte man nicht ändern und der Wille der Götter war unergründlich.
    Wieder war ein Brief eingegangen, diesmal von Septima. Sie setzte sich mit dem Pergament ins Tablinium, von dort hatte sie einen herrlichen Blick auf den Garten. Es war ein wundervoller Altweibersommer, doch konnte man schon die zunehmende Kälte des nahenden Winters spüren. Entspannt lehnte sie sich auf einer Kline zurück. Kurz strich sie sich gedankenverloren über den Bauch. Ebenso wie Serrana und Septima war sie nun auch Schwanger. Was wohl wenig verwunderlich war, sie hatten schließlich fast zur selben Zeit geheiratet, da war es nur nachvollziehbar dass der Nachwuchs unterwegs war.
    Bedächtig entrollte sie das Pergament und überflog die ersten Zeilen. Ein Schmunzeln zeigte sich auf ihren Zügen, als Septima sich ein wenig darüber beschwerte, dass ihr Mann, Legat der Prima, ihr für die Reise von Mantua nach Roma Soldaten an die Seite gestellt hatte. Hoffentlich kam ihr Mann nicht auf die Idee, dasselbe zu tun, wenn sie dann durch die Stadt spazierte. Zutrauen würde sie es ihm glatt, kaum dass sie ihm berichtet hatte, dass sie schwanger war, hatte er auch schon die ersten Sorgen geäußert. Aber dafür liebte sie Lucius auch, dass er eben alles tat was in seiner Macht stand um sie in Sicherheit zu wissen. Anscheinend waren sich alle Soldaten ähnlich. Aurelius Ursus machte da wohl keinen Unterschied wie es klang.
    Beim nächsten Absatz klappte ihr glatt der Mund aus… Frevel im Hain der Diana? Das konnte nichts Gutes heißen… aber anscheinend wusste Septima nichts genaueres, nur dass die Bürger Roms aufgebracht waren über diese Tat. Leicht besorgt runzelte sie die Stirn, es klang nicht gut, dass an diesem Tage wohl keine Frau sicher auf den Straßen mehr war. Zum Glück war ihrer Freundin und den angeheirateten Verwandten nichts passiert.
    Schön zu wissen war es, dass Serrana und Septima sich unterhalten hatten. Wie es der Iunia wohl ging? Sie wünschte sich, dass es ihr gut ging und Romana sich trotz allem irrte. Leicht seufzte sie, wieder verspürte sie den Drang nach Rom zu reisen. Doch nun war eine Reise nicht mehr drin. Lucius würde sie wohl überhaupt nicht reisen wollen.
    Septima schien über Octavius Macer hinweg zu sein, jedenfalls erwähnte sie ihn nicht ausführlich. Dafür verlief die Schwangerschaft ohne Probleme.
    Den Absatz über Flavia Celerina las sie zwar, konnte aber nicht groß mit der Flavia mitfühlen, kannten sie sich doch kaum und hatten bisher nur wenige Worte mit einander gewechselt. Es war zwar traurig, dass diese anscheinend noch kinderlos war, aber das lag in den Händen Iunos. Nur hatte Septima unwissentlich ein Opfer versaut. Man konnte eben erst ab einem bestimmten Punkt sagen, ob man schwanger war oder nicht. Schließlich hatte der weibliche Körper eben seinen eigenen Rhythmus.
    Septima und ihr Mann würden bald ihr eigenes Haus beziehen. Raus aus der Familienvilla hinein in die Unabhängigkeit. Sicherlich konnte es dem Hausfrieden nicht schaden. Wobei sie immer den Eindruck bisher gehabt hatte, dass die Aurelia einen engen Zusammenhalt hatten.
    Leise seufzend legte sie schließlich den Brief bei Seite, nur um sich wenig später Stilus und Pergament zu schnappen um ein Antwortschreiben zu formulieren.

    Nur zu gern ließ er sich aus der störenden Rüstung helfen. Es gab wohl kein unhandlicheres Kleidungsstück. Zu viele Schnallen, Bänder, Leder und Metall. Unbequem war sie wohl noch obendrein, denn ihr Mann warf das Ding mit einem befreienden Seufzen weit von sich. Kaum lag das lästige Ding völlig von ihnen vergessen im Gras, zog er sie eng an sich und ließ seine Hände über ihren Körper wandern, während sie sich leidenschaftlich küssten.
    Solche Augenblicke waren selten für sie Beide. Dadurch, dass er die meiste Zeit im Castellum seinen Verpflichtungen nachgehen musste, stand ihre Ehe ein wenig hinten an. Zwar war sie durchaus Dankbar für diese gewisse Freiheit, aber dafür vermisste sie ihn allzu häufig. Aber das brachte es nun einmal mit sich, wenn man einen Soldaten heiratete. Er war eben auch mit seiner Arbeit verheiratet und sie musste ihn eben mit seinen Jungs teilen.
    Umso mehr genoss sie dann diese Momente, wo sie ihn nur für sich allein hatte. Momente in denen die Zeit scheinbar still stand und die Welt weit fort rückte. Die Götter konnten ruhig die Welt in diesem Moment untergehen lassen, sie hätte es nicht mitbekommen. Dazu war sie viel zu sehr von dem Prickeln abgelenkt, welches sich in ihrem Körper ausbreitete, eine verlangende Hitze aufstieg und den ganzen Körper und Strom setzte.
    Unter seinen Händen gab die erste Fibel an ihrem Kleid nach, befreite den Stoff und entblößte ihre Schulter bis zum Ansatz ihrer Brust. Der Wind strich mit zarten Fingern über ihre nackte Haut und ließ sie erschauern.
    Calvenas Hände wanderten unterdessen von seinem Nacken, die Arme hinunter bis unter den Saum seiner Tunika. Der Gürtel mit samt Schwert, lag bereits schon einige Zeit völlig unbeachtet zu ihren Füßen. Mit flinken Fingern schob sie den Stoff hinauf, bis nun auch die Tunika zu Boden segelte und in einem unordentlichen Haufen liegen blieb.

    Eine Rast war eine gute Idee, denn kurz hatte Calvena Elissas Blick aufgefangen, der deutlich ausdrückte, dass sie diesen Ausflug hoch zu Ross für immer noch so keine gute Idee hielt. Vermutlich würde die Keltin ihr reichliche Vorhaltungen machen, wenn sie dann wieder allein und unter sich waren. Doch bis dahin würde sie den Tag genießen. „Gute Idee“, stimmte sie von daher Caras Vorschlag zu und lenkte ihre Stute in die angezeigte Richtung.
    Cara freute sich ehrlich über die ausgesprochene Einladung. Aus Erfahrung wusste sie ja selbst, wie es war, wenn man kaum ein vertrautes Gesicht um sich hatte und Anschluss suchte. Zwar hatte sie sich bereits hier eingelebt, aber ihr fehlten eben die Freundinnen mit denen sie sich über alles unterhalten konnte. Valentina und Melina waren Beide auf ihre Art sehr nett, konnten aber Romana, Septima und Serrana nicht ersetzen. Zumindest schrieben sie regelmäßig. Auf diese Weise hatte sie das Gefühl noch einen gewissen Anteil am Leben ihrer Freundinnen in Rom zu haben. Hier in Mogontiacum erreichten einen die Neuigkeiten erst Monate später und waren dann veraltet. Die Zeit verging einfach anders im entfernten Germanien. Die Intrigen waren nicht ganz so ausgeprägt, dafür gab es oftmals ein paar Reibereien zwischen Germanen und Römern.
    „Mein Onkel freut sich, wenn er ein gutes Geschäft machen kann“, schmunzelte sie Cara entgegen. „Ich begleite dich aber gern“, fügte sie dann noch hinzu. Sie konnte ja recht gut mit Avarus.


    Schließlich hatten sie die kleine Lichtung erreicht. Calvena ließ sich ebenso aus dem Sattel gleiten wie Cara und ließ ihre Stute dann frei herum laufen. Weit würde diese ohnehin nicht gehen. Entweder ans Wasser oder an irgendwelchen Grashalmen zupfen. „Es braucht eben Zeit bis bestimmte Wunden heilen“, sagte sie nachdenklich, als Cara meinte, der Tod ihres Vaters sei lange her. Vor nicht viel längerer Zeit hatte sie ihre gesamte Ziehfamilie verloren und Verlust schmerzte sie manchmal immer noch.

    Das die Duccii doch mehr Germanen wie Römer waren stellte sich schnell durch den ungewöhnlichen Aufbau der Klinen heraus. Man war eben es in diesen Gefilden gewohnt zusammen einem großen Tisch zu sitzen, anstatt gemütlich zu liegen. Und so ähnelte der Aufbau im Grunde einer großen Tafel. Ungewöhnlich, aber diese Vermischung der Kulturen war nicht unangenehm. Ihre Gastgeber gaben sich schließlich alle Mühe. Es war so etwas wie ein aufeinander zu gehen. Nicht viele Germanen waren bereit so auf die römischen Eindringlinge zuzugehen. Dieser Abend schien vielversprechend zu werden.
    Als ihnen Getränke angeboten wurden, fing sie den schelmischen Blick Marsus‘ auf, fast könnte man meinen er wollte sie zu irgendwelchen Unfug anstiften, als er ihr Dünnbier anbot. Doch auch sie würde bei verdünnten Wein bleiben. „Für mich bitte auch verdünnten Wein!“ Calvena ließ sich gegenüber Elfleda auf die Kline nieder. Valerians Kommentar zu seiner Erfahrung mit dem Bier, veranlasste sie zu schmunzeln. Er hatte ihr die Geschichte einmal erzählt. Besonders weil sie Spuren auf seinem Körper hinterlassen hatte. Auch wenn es kaum den Anschein hatte, Valerian war für reichlich Unsinn zu haben und hatte auch das ein oder andere Mal eben die Konsequenzen tragen müssen.
    Gerade als sie die Frage von Marsus beantworten wollte und nachdem Elfleda sie anscheinend ein wenig falsch verstanden hatte, was an sich kein großes Drama war, übernahm einfach ihr Mann die Führung in dem Gespräch und sie ließ ihn gewähren. Früher oder später ließ er sie auch wieder zu Wort kommen. Außerdem wusste sie ja, dass er es nicht Böse meinte, sondern nur alle Sorgen und Zweifel zerstreuen wollte. Wären sie unter sich gewesen, hätte er dennoch einen kleinen Stoß in die Seite bekommen. Jedenfalls gab er dir dann doch die Gelegenheit selbst zu antworten, wobei sie seinen sanften Händedruck nur zu gern erwiderte. „Meine Zieheltern waren Händler und haben mich überall mit hingenommen“, erklärte sie dann schließlich. War zwar nicht ganz die Wahrheit, kam der Wahrheit recht Nahe. Es musste eben nicht jeder wissen, dass ihre eigentliche Ziehfamilie aus Gauklern ohne festen Wohnsitz bestanden hatte. „Aber das ist schon lange her.“

    Frech streckte sie ihm einfach die Zunge heraus. Von wegen Hexe, Najade war immerhin etwas schmeichelhafter. Schließlich war sie ja nicht irgendein altes runzliges Weib, sondern eine junge Frau. Da ihre Empörung tatsächlich nur gespielt war, hielt diese auch nicht lange. Nicht länger wie ein zwei Herzschläge. Aber lang genug um zumindest den Anschein zu machen. Auch wenn dieser Eindruck wohl durch das amüsierte Funkeln in ihren Augen einfach zu nichte gemacht wurde.
    Einen Augenblick lang sah sie einfach zu, wie er die Schnallen seiner Rüstung löste. Das Ding war wirklich störend, so schick er darin auch aussah. Den Kopf leicht schief gelegt, genoss sie seinen Anblick, ehe sie dann doch sich einen Ruck gab um ihm zu helfen. Schließlich würde es schneller gehen, ihn von Leder und Metall zu befreien, wenn sie mitmachte. „Mhm… vielleicht sollte ich dir helfen deine Geheimnisse loszuwerden.“ Ihre Stimme hatte einen verführerischen Ton angenommen.
    Die Schnallen auf seiner rechten Seite hatte er bereits gelöst, sie machte sich an der anderen Seite zu schaffen. Das Leder war weich und gut gepflegt und fast von allein, öffneten sich die Schnallen unter ihren geschickten Fingern. Wobei sie es nicht nur dabei beließ, zu ziehen und zu lösen, sondern auch immer wieder ihre Hände einfach auf Wanderschaft schickte und zart mit den Fingerspitzen über jedes bisschen Haut strich, dass sie bekommen konnte. Dabei glitte ihre Hände das ein oder andere Mal auch einfach unter die Rüstung. Schließlich waren die Bänder bereits gelöst und das störende Ding gab ihr ein wenig Spielraum.
    Noch ehe er sich vollständig befreien konnte, küsste sie ihn zärtlich und fuhr mit der Zungenspitze sanft zwischen seine Lippen. Anschließend wanderten ihre Hände an seinen Armen entlang nach oben, bis zu seinem Nacken. Dort angekommen schmiegte sich ihr ganzer Körper fester an ihn.