„Man muss nur Aufmerksam sein, denn Diebe und Halunken gibt es überall“, meinte sie nachdenklich. Valerian wäre es wohl lieber, wenn sie eben nicht allein in der Stadt unterwegs war. Aber sie hatte auch nicht ständig Lust darauf wie ein kleines Mädchen behütet zu werden. Cara war eindeutig von ihrem ständigen Begleiter genervt. Und Elissa benahm sich wie eine aufgeregte Glucke, seit dem Calvena schwanger war. Sie war ganz froh einmal den wachsamen Blicken zu entkommen, die scheinbar immer auf ihr ruhten. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Valerian Elissa angestiftet hatte, oder aber Elissa hatte es sich nun zur Aufgabe gemacht sie genau im Auge zu behalten. Böse war sie der Keltin deshalb nicht, es war nur reichlich störend plötzlich wie ein rohes Ei behandelt zu werden. Catiena wusste noch nicht, dass ihre Gastgeberin in anderen Umständen war. Sie würde es bei Zeiten allen einmal verkünden müssen. Aber bis dahin genoss sie dieses kleine süße Geheimnis.
Der Vorschlag den ständigen Begleiter von Cara einfach in den Stall zu stecken, schien bei der Iulia anklang zu finden. Einfach eine andere Aufgabe geben und schon war diese befreit. Die Frage war nur, wer ihr denn diesen Schatten angeheftet hatte. Womöglich der Decimer? Dann würde es wohl nicht lange dauern, bis der nächste Sklave Cara überall hin begleiten würde. Immer noch wunderte sie sich darüber, dass die Iulia gast des Legaten war und nicht bei Verwandten wohnte, derer es sicherlich einige auch hier in Mogontiacum gab. Ob Iulius Centho ganz bestimmte Absichten hegte? Durchaus möglich… fast jeder Politiker war darauf aus, seine Macht auszubauen und eine Verbindung zwischen den Iuliern und Decimern war sicherlich günstig.
Da wurde ihr doch glatt bewusst, wie glücklich sie sich schätzen konnte. Sie hatte aus Liebe heiraten dürfen und nicht aus irgendwelchen politischen Gründen.
Ein Schmunzeln zeigte sich auf ihren Zügen, als Catiena zugab, dass sie mit fast völlig falschen Vorstellungen nach Germanien gekommen war. „Selten entsprechen Gerüchten der Wahrheit und bevor du in ein Fettnäpfchen springst, dachte ich mir, ich zeig dir ein wenig die Stadt und bringe dich den Germanen ein wenig näher.“