Beiträge von Germanica Calvena

    „Man muss nur Aufmerksam sein, denn Diebe und Halunken gibt es überall“, meinte sie nachdenklich. Valerian wäre es wohl lieber, wenn sie eben nicht allein in der Stadt unterwegs war. Aber sie hatte auch nicht ständig Lust darauf wie ein kleines Mädchen behütet zu werden. Cara war eindeutig von ihrem ständigen Begleiter genervt. Und Elissa benahm sich wie eine aufgeregte Glucke, seit dem Calvena schwanger war. Sie war ganz froh einmal den wachsamen Blicken zu entkommen, die scheinbar immer auf ihr ruhten. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Valerian Elissa angestiftet hatte, oder aber Elissa hatte es sich nun zur Aufgabe gemacht sie genau im Auge zu behalten. Böse war sie der Keltin deshalb nicht, es war nur reichlich störend plötzlich wie ein rohes Ei behandelt zu werden. Catiena wusste noch nicht, dass ihre Gastgeberin in anderen Umständen war. Sie würde es bei Zeiten allen einmal verkünden müssen. Aber bis dahin genoss sie dieses kleine süße Geheimnis.
    Der Vorschlag den ständigen Begleiter von Cara einfach in den Stall zu stecken, schien bei der Iulia anklang zu finden. Einfach eine andere Aufgabe geben und schon war diese befreit. Die Frage war nur, wer ihr denn diesen Schatten angeheftet hatte. Womöglich der Decimer? Dann würde es wohl nicht lange dauern, bis der nächste Sklave Cara überall hin begleiten würde. Immer noch wunderte sie sich darüber, dass die Iulia gast des Legaten war und nicht bei Verwandten wohnte, derer es sicherlich einige auch hier in Mogontiacum gab. Ob Iulius Centho ganz bestimmte Absichten hegte? Durchaus möglich… fast jeder Politiker war darauf aus, seine Macht auszubauen und eine Verbindung zwischen den Iuliern und Decimern war sicherlich günstig.
    Da wurde ihr doch glatt bewusst, wie glücklich sie sich schätzen konnte. Sie hatte aus Liebe heiraten dürfen und nicht aus irgendwelchen politischen Gründen.


    Ein Schmunzeln zeigte sich auf ihren Zügen, als Catiena zugab, dass sie mit fast völlig falschen Vorstellungen nach Germanien gekommen war. „Selten entsprechen Gerüchten der Wahrheit und bevor du in ein Fettnäpfchen springst, dachte ich mir, ich zeig dir ein wenig die Stadt und bringe dich den Germanen ein wenig näher.“

    Wie sie es wohl Valentina beibringen sollte? Es waren schlechte Nachrichten, nichts würde sich beschönigen lassen und ihre Schwägerin würde wohl vor Kummer vergehen. Ihr würde es wohl ähnliche gehen. Es war ihr bewusst, dass Valerian auch jederzeit umkommen konnte, so war das Leben eines Soldaten. Meistens dachte sie nicht daran, es gab Dinge auf die sie eben keinen Einfluss hatte. Aber es wurde ihr nun wieder einmal bewusst, dass das Leben eben nicht ungefährlich war. Er machte sich Sorgen, weil sie schwanger war und sie sich weil er eben Soldat war.
    Er zog sie in seine Arme und sie genoss diese Nähe. Dennoch machte es die Situation nicht einfacher. „Ich werde mit ihr reden… und danach wird sie wohl Zeit brauchen…“, sagte sie bedrückt.

    Vermutlich hatte irgendein übereifriger Scriba Romanas Brief als unwichtig abgestempelt und aus diesem Grund, würde wohl auch der Kaiser dieses Schreiben nicht zu Gesicht bekommen. Kein schöner Gedanke, vielleicht hätte sie ja etwas ausrichten können. „Ich bin mir sicher, Romana gibt nicht auf. Sie kann ganz schön stur sein“, ein Grinsen schlich sich auf ihre Züge. Sie würde es ihr glatt zu trauen, dass sie persönlich in Misenum vorbei schauen würde. Wobei es vermutlich schwer einzurichten wäre, denn mehr wie drei Tage durfte diese als Vestalin nicht fern von Rom weilen.


    Calvena traute es ihrem Mann durchaus zu, dass er einfach seine Jungs dafür abstellen würde, um auf sie aufzupassen. Doch er tat es ab und sie glaubte ihm. „Keine Sorge, ich hab vor hier zu bleiben.“ Zwar hatte sie, nach einigen Briefen ihrer Freundinnen mit dem Gedanken gespielt einfach wieder zurück nach Rom zu reisen, aber am Ende war sie hier geblieben. Die Dinge schienen sich auch ohne ihr zutun zu fügen. Sie konnte außerdem auch aus der ferne beistand leisten, auch wenn es nicht das war, was sie sich wünschte. Im Augenblick konnte sie aber nicht alles haben.


    „Ich glaub nicht, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen gibt. Serrana hätte mir sonst das geschrieben“, meinte sie nachdenklich. „Schließlich war ihre Cousine mit dem Aelier verheiratet. Aber auch nur ganz kurz…“, Axilla hatte ja nur wenige Wochen vor ihnen geheiratet. Ohje, sie wollte sich nicht vorstellen, was nun in der Iunia vor sich ging. Valerian schien Rom mehr zu vermissen, als sie sich bisher bewusst gewesen war. In seiner Stimme hörte sie eine Sehnsucht heraus, die sie verstehen konnte. „Salinator hat sich nicht gerade wie ein Gast benommen“, meinte sie verständnisvoll. Sie konnte dieses Ekel ohnehin nicht ausstehen. Ein vulgärer Mistkerl, ein fetter aufgeblasener Fatzke… ihr kamen noch andere unschmeichelhafte Bezeichnungen für diese Mann in den Sinn. Liebevoll streichelte sie ihm über die Brust.

    Valentina würde diese Nachricht gar nicht gut aufnehmen. Das Gespräch, welches sie mit ihrer Schwägerin geführt hatte, hatte ihr vor Augen geführt, wie verliebt diese war. Und nun das. Sie hatte keine Ahnung wie sie ihr dies erklären sollte. Den Terentier hatte sie nur ganz kurz kennen gelernt und auch nicht mehr wie Drei Worte mit ihm gewechselt. Er war höflich gewesen, mehr konnte sie nicht über ihn sagen. Leicht rieb sie sich die Schläfe, irgendwie nahm der Kopfschmerz ein wenig zu.
    Das er ertrunken war, um ein Kind zu retten, würde sicherlich kein großer Trost sein. „Ohje“, war alles, was sie erst einmal dazu sagen konnte.

    Bisher hatte sie ihren Mann noch nicht so angespannt erlebt. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er wohl so etwas wie schlechte Nachrichten hatte. So recht mit der Sprache rückte er jedenfalls nicht sofort raus, stattdessen verwirrte er sie erst einmal. „Confluentes? Warum?“ fragte sie nach und stellte die Frage nach ihrem Befinden erst einmal hinten an. Es ging ihr ja eigentlich gut, bis eben auf die kleinen Nebenwirkungen der Schwangerschaft, aber dagegen konnte er nichts ausrichten. Außerdem schien es nicht ganz so wichtig wie seine Neuigkeiten. „Was ist los?“ fragte sie dann nach. Irgendetwas das Valentina betraf? Ging es um Terentius Lupus?
    Man konnte es weibliche Intituion nennen, irgendwie hatte sie einen sechsten Sinn für manche Dinge. Nur dachte sie daran, dass Valerian nun gänzlich gegen eine Verlobung der Beiden war, weil der Terentier aus welchen Gründen auch immer ihren Mann verärgert hatte. „Wie bitte?“ sie klang ungläubig. Er erlaubte sich doch nicht etwa gerade einen Spaß? Nein, nicht mit so etwas. „Das…“, es hatte Calvena die Sprache verschlagen. Sie war fassungslos.
    Es war noch nicht so lange her, da hatte sie sich mit Valentina über Lupus unterhalten und nun sollte er Tod sein? „Wie?“ Anscheinend würde sie es ihrer Schwägerin irgendwie beibringen müssen.

    An manchen Tagen hatte sie das Gefühl, dass irgendwie alles schief ging. Und heute schien einer dieser Tage zu sein. Aus unerfindlichen Gründen war einfach eine Saite ihrer Harfe gerissen und es war einfach kein Ersatz aufzutreiben. Eigentlich war sie sich sicher irgendwo in einer der Truhen noch eine Saite zu haben, aber beim besten Willen sie konnte es nicht finden. Selbst Elissa, die sonst wusste wo alles war, konnte ihr nicht helfen. Sie hatte geholfen zu suchen, aber war erfolglos geblieben. "Verflixt und zugenäht", schmimpfte Calvena leise vor sich hin. Und als ob das nicht schon genug war, war ihr auch noch furchtbar schlecht und sie hatte Kopfschmerzen. Ihre Laune war an einem seltenen Tiefpunkt angekommen. Weshalb Elissa dann einfach die Flucht ergriffen hatte, als ihre Herrin sie angegiftet hatte. Und nicht nur Elissa war plötzlich einfach verschwunden, sondern auch alle anderen Bewohner des Hauses. Wohlwissend dass man eine schwangere Frau wohl nicht reizen sollte. Es war wohl auch Besser, dass man ihr aus dem Weg, sonst hätte sie wohl irgend einen kleinen Grund zum Anlass genommen um ihrem Frust freien Lauf zu lassen. Eigentlich ungewöhnlich für sie, aber es war eben einer dieser Tage. Und obendrein spielten die Hormone verrückt. Ausgeglichen war etwas anderes.
    Die Suche hatte sie schließlich reichlich frustriert und genervt aufgegeben. Dafür hatte sie dann versucht anderweitig eine Beschäftigung gesucht. Etwas zu lesen, das war entspannend, meistens, aber heute konnte sie sich nicht konzentrieren und auch irgendwie nicht still sitzen. Es war einfach alles unbequem. Sie ging sich selbst furchtbar auf die Nerven. Außerdem hatte sie zugenommen, das passierte zwar in einer Schwangerschaft, entlockte aber selbst bei ihr keine Jubelstürme. Schon gar nicht heute.


    Gerade als sie versuchte sich mit dem Brief von Octavius Macer zu beschäftigen, erklang ihr Name und sie hob verdutzt den Kopf. Mit ihrem Mann hatte sie eigentlich gar nicht gerechnet. Und tatsächlich hob das ein wenig ihre Stimmung. Die Schriftrolle noch in der Hand gesellte sie sich zu ihm. Ein kleines Lächeln auf den Lippen, welches angesichts seiner Miene wieder verblasste. "Was ist los?" fragte sie und drückte ihm nur kurz einen Kuss auf die Lippen. Anscheinend hatte nicht nur sie einen schlechten Tag. "Ich glaub Valentina ist nicht im Haus...", fügte sie dann hinzu. Sie hatte ja schließlich selbst alle unabsichtlich vergrault.

    Zaubern konnte sie wahrlich nicht, aber sie war sich sicher irgendetwas erreichen zu können. Nur war es dann jetzt von Nöten, dass sie schnell handelten. „Ich weiß“, meinte sie ernst. Sie war sich dessen bewusst, dass sie schnell handeln mussten. Am besten wäre es, wenn sie sich wohl nun auf die Suche nach Bekannten machte. Wenn Fortuna ihr Hold war, dann würde sich etwas ergeben. „Mhm… ich denk mal wir sagen ihm die Wahrheit. Was bringt es uns ihn anzulügen, er würde dann wohl nur zu seinem Herrn rennen, wenn wir nicht aufpassen und den warnen. Dann ist er über alle Berge und wenn wir Pech haben bricht der Nächste dann ein.“ So schlimm würde es vermutlich nicht werden, aber wer wusste schon, was sich diese Halunken alles einfallen ließen nur weil man ihnen das Geschäft versaut hatte. Wobei wer brach schon in ein Haus ein, welches bewohnt war. Der Zufall hatte mitgespielt.
    Calvena wusste, dass es wohl besser wäre, wen sie nun zu Taten schreiten würden. Geredet hatten sie ja lang genug und auch halbwegs eine Lösung. Nun mussten sie handeln, nur wollte sie sich nur ungern wieder von ihrem Mann lösen. So oft hatte sie ihn ja leider nicht für sich selbst. Schließlich gab sie sich doch einen Ruck, wenn nicht jetzt, dann nie. „Lass uns mit dem Jungen reden und dann versuch ich jemanden zu finden, der die Kinder aufnimmt“, das war immerhin ein Plan.

    Praefectus Castrorum, das wäre wirklich ein großer Schritt auf der Karriereleiter, aber ihr Mann hatte es verdient. Und solange diese Beförderung nicht über den Tisch von Salinator ging, würde es auch sicherlich etwas daraus werden.


    „Mhm… sie hat den Brief an den Kaiser nicht Cursus Publicus anvertraut, sondern einem vertrauensvollen Boten, der diesen direkt nach Misenum gebracht hat…“, sie war sich ziemlich sicher, das Romana so etwas erwähnt hatte. Aber es konnte auch sein, dass der Bote einfach abgefangen wurde. Aber woher sollte jemand wissen, dass sie einen Brief an den Kaiser schrieb. Eigenartig war es schon. „Ich werde es ihr ausrichten.“ Romana würde wohl auch ohne ihre Hilfe sich irgendwie Gehör verschaffen können. Die Claudia konnte recht resolut sein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. „Och nicht viel, sie hat geschrieben, dass einige ihrer Verwandten nach Rom gekommen sind“, der Brief war recht kurz gewesen und ein ganzer Teil, war mehr oder weniger Geheimnis zwischen den Freundinnen. „Septima ist gerade in Rom, sie und ihr Mann haben sich ein Haus gekauft und renovieren es gerade. Sie hat sich beschwert, dass ihr Mann jede Menge Soldaten abgestellt hat um sie zu begleiten. Du kommst mir doch nicht etwa auch auf so eine Idee?“ fragte sie scherzhaft nach. Zu zutrauen wäre es ihm, aber sie würde es ihm nicht raten. Sie brauchte keine Kindermädchen, schon gar keine in Rüstungen und bis an die Zähne bewaffnet. Ihre Miene wurde dann aber ein wenig ernster. „Es gab einen Frevel im Hain der Diana. Jemand wurde ermordet und hat den Zorn der Götter auf ganz Rom gelenkt. Wer es war, das konnte mir weder Septima noch Serrana erzählen… Die Nemoralien endeten blutig, als eine entfesselte Rinderherde in den Hain stürmte.“ Das waren die weniger guten Nachrichten. "Und nur wenige Tage später hat sich Aelius Archias das Leben genommen... keiner weiß warum!"

    Es war gut, dass sie das Thema wechselten, Tod und Trauer gab es oft genug. Der Tag war viel zu schön um Trübsal zu blasen. „In den nächsten Tagen? Noch nicht viel, ich werde immer wieder bei den Tempeln der Stadt vorbei schauen. In Confluentes war ich noch nicht. Lohnt sich ein Ausflug?“ fragte sie dann direkt nach. So lange sie so schönes Wetter hatten würde sie sich nur zu gern ein wenig mehr von der Umgebung ansehen wollen. Es gab sicherlich viel zu sehen. Germanien war von Wäldern geprägt und hatte seine eigenen Reize, welche sie gern erkunden wollte.
    Denn wenn der Winter kam und sie eingeschneit waren, dann würde sie wohl kaum eine Gelegenheit bekommen einen Ausflug zu machen. Besonders, weil sie dann wohl auch schon kugelrund sein dürfte. „Wie lange wirst du eigentlich in Mogontiacum bleiben?“ fragte sie dann nach. Es wäre schön, wenn Cara auch über den Winter bleiben würde, dann wäre es nicht ganz so furchtbar langweilig. Aber sicherlich hatte Cara auch noch andere Pläne und wollte sicherlich zurück nach Roma. Das konnte ein langer Winter werden…

    Wie erwartet war der gestörte Pax Deorum ein Thema. Die Frage ob die Auswirkungen auch hier in der Provinz zu spüren war, würde sich noch zeigen. Bisher schien der alltägliche Götterdienst aber ungestört zu sein. Es gab immer wieder ein Opfer das nicht angenommen wurde, dafür gab es viele Gründe, von daher war das kein Grund zur Sorge. Aber das der Pax Deorum gestört worden war, sorgte dennoch für einige Unruhe und auch Anspannung. Besonders, weil es das Leben einiger Menschen gekostet. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie furchtbar es war, wenn eine Rinderherde auf einen zustürmte und es kein Entkommen gab. Ganz leicht stellten sich ihre Nackenhaare auf und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Der Zorn der Götter konnte wahrlich Schlimm sein. Was wohl die Pontifices unternehmen würden um diesen Zorn wieder zu besänftigen? Serrana würde es ihr jedenfalls berichten, wenn es entschieden worden war.
    Der nächste Punkt auf der Tagesordnung, waren die Vorbereitungen für das bevorstehende Erntefest. Viele Bewohner der Stadt waren bereits schon sehr gespannt, denn neben dem üblichen Opfer für die Götter, war es so etwas wie ein Jahrmarkt mit Schauspiel, Wettkämpfen und vielen Leckerein. Fast zu Vergleichen mit den Ludi Romani nur kleiner, aber sicherlich ebenso Beliebt und gut besucht. Viele Familien der umliegenden Höfer und Dörfer würden zu diesem Ereignis anreisen.


    Bei der Aufgabenverteilung blieb sie zunächst außen vor, was durchaus verständlich war, da sie bisher noch nicht groß mit den anderen Priestern zusammen gearbeitet hatte. Aber sie war gern bereit sich zu beweisen. Sie würde ja auch noch eine ganze Weile hier bleiben und war über jede Ablenkung erfreut, es war besser, als sich zu langweilen. Außerdem war sie ganz froh dem aufmerksamen Blicken Elissa zu bekommen, die sich benahm, als würde sie das Kind bekommen und nicht Calvena. Ein wneig hatte sie das Gefühl, dass Valerian die Keltin auf sie angesetzt hatte. Zu zutrauen war es ihm allemal und Elissa würde da auch mitmachen.
    Der Duccier kam nun auf sie zu. „Ich bin gern bereit zu assistieren und zu helfen. Die Plakate dürften kein Problem sein“, sie würde einfach sich mit Catiena zusammen setzen, dann hatte die Octavia auch etwas zu tun. Vielleicht würde auch Melina helfen wollen. Das Mädchen brauchte dringend eine Aufgabe. Und sei es nur, dass sie die Plakate einfach verteilte. Die Quintilia streifte oft genug durch die Stadt und kam so ziemlich überall hin.
    „Du solltest wissen, dass ich schwanger bin“, ein kleines aber wichtiges Detail, dass für den Erfolg eines Opfers ausschlaggebend sein konnte.

    Es tat immer wieder gut ein bekanntes Gesicht zu treffen. Besonders wenn man in der Ferne war und jemanden dann zum reden hatte. Es war Zufall, dass Cara zur selben Zeit wie sie selbst in Mogontiacum war, und nun war auch noch Catiena zu Besuch, was sie besonders freute. Ein kurzes Schmunzeln zeigte sich auf ihren Zügen, als Cara ziemlich ungehalten ihren Begleiter vorstellte. Der Sklave war so Dürr wie ein Grashalm, gut zwei Köpfe größer und recht wachsam. Nur war Cara ihm wohl entwischt. Sie selbst hatte Elissa und Simplex zu haus gelassen, was sollte ihr hier auch passieren. Eine wirkliche Gefahr drohte hier nicht, außerdem hatten die Beiden genug im Haushalt zu tun, als dass sie einen von Beiden ständig zu ihren Spaziergängen mitnahm. Wobei Elissa in letzter Zeit wie eine Glucke um sie herum wirbelte und ihr immer wieder versuchte selbst die leichtesten Tätigkeiten abzunehmen, mit der Begründung, sie sei ja schwanger und sollte sich nicht übernehmen. „Mogontiacum ist nicht so gefährlich wie Roma. Ich lass Elissa und Simplex meist zu Haus. Aber anscheinend ist Corax langweilig. Lass ihn doch den Stall ausmisten“, schlug sie scherzend vor. Catiena beantwortete dann erst einmal die Frage zu dem Spargel. „Catiena ist zum ersten Mal in Germanien und ich dachte mir hier auf dem Markt lernt sie am schnellsten Land und Leute kennen“, erzählte sie dann.

    Glücklich und zufrieden mit sich und der Welt hatte sie sich an ihren Mann gekuschelt und genoss die Zweisamkeit in vollen Zügen. Wer konnte es ihnen auch schon verübeln, so oft hatten waren sie leider nicht ungestört zusammen. Umso wertvoller waren diese Momente. „Beförderung?“ fragte sie nach. Leider konnten sie sich ja auch nicht so oft unterhalten, also mussten sie im Grunde in der kurzen Zeit des Zusammenseins alles nach holen, angefangen bei den Neuigkeiten der Freunde aus Rom, über Streit bis hin zur körperlichen Nähe. „Natürlich drück ich dir die Daumen. Du hast es dir verdient!“ erklärte sie ihm liebevoll. Eine Beförderung bedeutete ein Haus im Castellum, was ihnen Beiden nur recht kam. Die Frage war nur, ob ihr Mann auch befördert werden würde. Derzeit ging ja jede Beförderung über den Tisch von Salinator und seinen Schergen und sie würde es dieser fetten Qualle glatt zu trauen, dass dieser aus lauter Trotz die Beförderung einfach verweigern würde. Doch es war Besser nichts zu beschreien. Vielleicht war auch bereits alles vergessen und sie machte sich umsonst Sorgen.
    „Romana hat geschrieben“, berichtete sie ihm dann. „Bisher kam noch keine Antwort auf ihr Schreiben an den Kaiser.“ Romana war ganz schön frustriert deshalb. „Und Septima ist auch schwanger.“ In letzter Zeit waren recht viele Briefe ihrer Freundinnen eingetrudelt.

    Die [url=http://www.imperiumromanum.net/forum/thread.php?threadid=27649&threadview=1&hilight=&hilightuser=0#post760884,]Nachricht[/url] dass es eine Besprechung des Cultus Deorum gab, hatte sie bekommen und dementsprechend pünktlich erschien sie dann auch. Es galt ein Erntefest vorzubereiten. Wahrscheinlich würde auch der gestörte Pax Deorum ein Thema sein. Mittlerweile war zumindest bei den römischen Einwohnern die Nachricht angekommen und die Acta hatte dies auch thematisiert. Da dürfte diese Nachricht an den Priestern der Stadt nicht vorbei gegangen sein. „Salve“, grüßte sie die Runde und stellte erleichtert fest, dass sie nicht die Letzte war.

    In Elissa sah sie nicht jemand der auf sie aufpasste, sondern jemand mit dem sie reden konnte. Deshalb nahm sie die Keltin zu solchen Ausflügen mit. Nur war Elissa diesmal nicht so angetan gewesen von der Idee einen Ausritt zu machen, eben weil sie sich Sorgen um die werdende Mutter machte. Aber sie hielt sich zurück und vermied es auch übermäßig viele besorgte Blicke in Calvenas Richtung zu werfen. Zumal diese ja nun wieder mit beiden Beinen auf dem Boden war. Elissa war alles in allem zurückhaltend und nicht ganz so aufdringlich wie die Begleiter der Iulia, welche wohl befürchteten, dass Cara jeden Augenblick ertrinken konnte.
    Das Cara sie erneut unauffällig musterte fiel ihr nicht auf, vielmehr betrachtete sie gerade ein paar der kleinen Fische, welche sich nun auch zu ihr vorwagten.
    „Ich bin der Meinung man darf durchaus trauern, aber man sollte dies nicht zu seinem Lebensinhalt machen“, meinte sie nachdenklich. Ihre Miene hellte sich dann aber auf, als Cara meinte, dass sie den Tag genießen sollten. „Das Leben ist zu schön um immer nur Trübsal zu blasen“, stimmte sie ihr zu.

    Valentina schien ihr nicht zu zuhören. Wollte wohl auch nicht hören, was sie zu sagen hatte. Stattdessen starrte sie vor sich hin, den Blick fest auf den Ring gerichtet zu haben. Doch ehe Calevna nun auch noch danach fragen konnte, entzog sich ihre Schwägerin ihr völlig und stürmte ins Haus. Wunderbar! So hatte sie sich dieses Gespräch nicht vorgestellt, aber die Reaktionen Valentinas waren auf ihre Weise ebenfalls aufschlussreich gewesen. Kurz überlegte sie, ihr zu folgen, ließ es dann aber. Es war wohl besser, wenn Valentina nun erst einmal in Ruhe nachdenken konnte. Sie würde sich in der Zwischenzeit überlegen, was sie ihrem Mann erzählte.


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    Liebe Prisca,


    Es ist immer wieder schön, wenn Neuigkeiten von zu Haus mich erreichen. Es dauert doch immer recht lang bis man erfährt, was sich alles ereignet hat. So hab ich das Gefühl noch einen Anteil am Leben meiner Freundinnen zu haben. Auch wenn Briefe ein persönliches Gespräch nicht ersetzen kann.
    Die Reise war angenehmer, wie ich gedacht hatte, aber es war dennoch anstrengend und ich war froh, als wir angekommen waren. Ich finde es eigentlich recht schön hier, auch wenn du und mir auch die Anderen fehlen.


    Eigentlich müsste es möglich sein, dass man Salinator das Handwerk legt, nur hat es den Anschein, als würde niemand dies wollen. Er schikaniert wohl jeden der ihm ein Dorn in den Augen ist. Er hat eindeutig zu viel Macht.


    Du hast dich verliebt? Jetzt bin ich aber Neugierig, in wen? Und wie hast du ihn kennen gelernt? Das musst du mir unbedingt ganz genau berichten!
    Ich weiß nicht, wann wir nach Rom zurück kommen, aber vor dem Frühling wohl nicht. Denn nicht nur Septima und Serrana erwarten Nachwuchs. In der ganzen Aufregung um Valerians Versetzung, die Abreise und der Ankunft ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich auch guter Hoffnung bin. Kannst du dir das vorstellen? Ich bin überglücklich und mein Mann völlig aus dem Häuschen.
    Septima hat mir erst kürzlich geschrieben und mir berichtet, dass sie nach Rom kommt. Nur zu gern wäre ich jetzt bei euch. Ich vermisse unsere Pläuschchens.
    Beim nächsten treffen dürfte dann der Nachwuchs tatsächlich schon da sein. Du meine Güte, wir werden uns eine ganze Weile nicht sehen!


    Liebe Grüße,
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    Liebe Serrana,


    Ich freu mich immer wenn du mir schreibst, auch wenn du nicht so oft dazu kommst. Du bist ja nicht die Einzige, Septima, Romana und Prisca denken auch regelmäßig an mich und so flattert alle paar Tage ein Brief von zu Hause ein.
    Stell dir vor, Octavia Catiena ist zu Besuch gekommen. Sie stand überraschend vor der Tür. Im ersten Moment war ich wirklich baff und konnte es nicht fassen. Aber umso mehr hab ich mich dann gefreut. Es ist schön eine Freundin hier zu haben.
    Kannst du dir vorstellen, dass ich in der ganzen Aufregung wegen Valerians Versetzung, dem packen, der Reise und dem hier einrichten gar nicht bemerkt habe, dass ich schwanger bin? Die Erkenntnis kam recht plötzlich, aber eigentlich nicht unerwartet. Ich bin so glücklich und Valerian auch. Ich glaub, er würde mich am liebsten bis zur Geburt in Flies packen, aus Furcht, dass irgendetwas schief gehen könnte. Ist mein Onkel auch so, oder ruhiger, weil er ja bereits weiß wie es ist Vater zu werden? Gerade jetzt vermisse ich euch sehr. So ein Brief kann eben ein Gespräch nicht ersetzen. Aber jede Neuigkeit aus Roma ist mir willkommen. Auch wenn sie nicht ganz so gut sind. Das der Pax Deorum gestört wurde, macht mir Sorgen. Septima hat mir bereits davon geschrieben und ich kann es nicht fassen. Das ist wirklich ungeheuerlich. Weißt du schon, wie der Frieden wieder hergestellt werden soll? Auch die Acta hat davon berichtet und es ist wirklich beunruhigend.
    Richte bitte deiner Cousine Axilla unser aufrichtiges Beileid aus. Zwar kannte ich ihren Mann nur flüchtig, doch kann ich mir nicht vorstellen, wie sie mit diesem Verlust fertig wird. Sie war so glücklich, als er sie gefragt hatte… Das er sich ausgerechnet vom tarpejischen Felsen gestürzt hat, ist ungeheuerlich. Was hat ihn nur zu dieser Tat getrieben?


    Du musst wissen, dass ich mir fürchterliche Sorgen um dich mache. Romana wusste sich keinen Rat und hat mir von der Leberschau geschrieben. Da sie mich um Stillschweigen gebeten hat, konnte ich dir dies auch nicht vorher schreiben. Ich hoffe du bist ihr und mir nicht Böse, dass wir es verschwiegen haben. Ich bin ehrlich erleichtert, dass sie sich geirrt hat und hoffe, dass du die Götter besänftigen kannst. Ich bin mir sicher, dass es dir gelingt und werde selbst versuchen aus der Ferne etwas für dich auszurichten. Es wäre grausam, wenn die Götter einfach aus einer Laune heraus, dein Leben beenden würden.
    Auch ich werde für dich opfern lassen, damit es dir und deinem Kind gut geht.


    Wir werden uns wohl erst wieder sehen, wenn unsere Kinder auf der Welt sind. Das kommt mir so furchtbar lang vor. Wie gut das wir Brief haben um zumindest ein klein wenig den anderen an unserem Leben teil haben zu lassen.


    Grüße mir Sedulus, Sabina und auch Laevina von mir,


    Deine
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    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Catiena schien ihre erste Begegnung mit einer Germanin zu genießen. Vermutlich würden sie an diesem Tage mit vielen Vorurteilen aufräumen. Calvena war schon etwas erschrocken gewesen, mit welchen Vorstellungen die Ocatvia nach Germanien gekommen war. Mit diesem ersten Ausflug hoffte sie ein wenig, Catiena davon zu überzeugen, dass die Germanen zwar eben ein anderes Volk waren, aber bei weitem nicht solche Barbaren, wie es sich in Rom erzählt wurde. Nicht das Catiena sich ausversehen aus Unwissenheit einen furchtbaren Fauxpass erlaubte und am Ende eine wichtige Familie verärgerte.
    Ein wenig musste sie Schmunzeln, als Catiena die Waren betrachtete. Es sah aus, als träfe sie eine Entscheidung die ihr Leben verändern würde. Die Alte nahm dies natürlich zum Anlass um ihre Waren direkt unter ihre Nase zu halten und zu beteuern, wie gut und frisch sie war. Ein wenig kritisch betrachtete sie den Spargel. War das nicht eigentlich eine Heilpflanze? So genau wusste sie es nicht. Ihr Blick war ein wenig skeptisch. Eigentlich überließ sie es Elissa sich um die Vorräte zu kümmern. Ebenso wie das Kochen. Denn kochen konnte sie so gut wie gar nicht. Das endete jedes Mal in einer Katastrophe. Auf Catienas Frage hin zuckte sie dann leicht ratlos die Miene. „Keine Ahnung“, gab sie verlegen grinsend zu. Als sie ihren Namen hörte drehte sie den Kopf. Die Stimme kam ihr bekannt vor und kaum war der Wagen an ihnen vorbei gerumpelt, kam der rote Schopf von Iulia Cara zum Vorschein. „Cara, schön dich zu sehen“, winkte sie dieser dann zu. Das Gemüse war vergessen. „Cara, das ist Octavia Catiena, eine Freundin aus Roma. Catiena, das ist Iulia Cara“, stellte sie die Beiden einander vor. Ihr Blick fiel auf den großen, schlanken Sklaven, der eilig hinter Cara her strebte und einen genervten Eindruck machte. „Gehört der da zu dir?“ fragte sie direkt nach. Sie war heute ohne Begleitung unterwegs. Wenn man einmal von Catiena und deren Sklavin absah.