Es war schön zu hören, dass es Macer gut ging und wie es schien, erklomm er immer weiter die Karriereleiter. Mit Sicherheit würde er schon bald im Senat neben all den anderen Senatoren sitzen und darüber Entscheiden wohin das Staatsschiff gelenkt werden soll. Sie musste Lächeln, Macer hatte es verdient, er gab sich alle Mühe um sich zu beweisen und auch um einige Dinge zu verändern. „Ich werde Macer einen Brief schreiben, dass du gut und wohlbehalten angekommen bist. Ich bin mir sicher, dass dürfte ihm einige Sorgen nehmen!“ meinte sie nachdenklich. Dann würde sie auch gleich einmal Fragen, wie weit er es bereits gebracht hatte. Es dauerte ja seine Zeit bis man erfuhr welche Dinge sich in Rom ereignet hatten. Eine Tatsache die vor allem Valerian zusetzte, als Praetorianer hatte die Neugierde zu seinem Beruf gehört und hier in Germanien war er von den neuesten Verwicklungen fast gänzlich abgeschnitten. Aber auch sie nahm die Dinge nicht ganz so leicht, wie es den Anschein hatte. Immer wieder musste sie an Serrana denken. Calvena unterdrückte ein Seufzen, sie konnte im Augenblick die Dinge nicht ändern. An eine Reise nach Rom war derzeit nicht zu denken.
„Möchtest du noch etwas zu trinken? Oder etwas anderes?“ fragte sie, als sie entdeckte, dass der Becher der Octavia bereits geleert worden war.
Sie hatte schon festgestellt, dass Catiena ihre eigenen Vorstellungen vom Leben hatte und so ziemlich alles tat um der Langeweile im Elternhaus zu entkommen. „Dann hoffe ich mal, dass es dir hier nicht langweilig wird. Mogontiacum ist nicht Rom. Hier geht es etwas gemütlicher zu“, schmunzelte sie und hoffte, dass Catiena nicht enttäuscht war von ihrem Ferienort. Langweilig konnte es auch hier werden, besonders wenn es tagelang regnete oder aber dann der Winter kam. Aber so lange wollte die Octavia vermutlich nicht bleiben. Auch wenn sie sich über ihre Gesellschaft freuen würde. „Aber man hat die Möglichkeit lange Ausritte zu machen. Kannst du überhaupt reiten?“ fragte sie dann. So gut kannte sie Catiena dann doch noch nicht.
„Vescularius Salinator ist ein überheblicher vulgärer Mistkerl“, gab sie ihre Meinung über den PU zum Besten. Über diesen könnte sie sich immer wieder Ärgern.
Kurz blickte sie etwas verdutzt, als Catiena so begeistert von Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen war. „Ich glaub du verstehst mich falsch. Ich rede von Prügeleien und anderen Keilereien, das hat nichts mit Gladiatorenkämpfen zu tun!“ klärte sie Catiena dann auf.
Beiträge von Germanica Calvena
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Als Catiena stockte, befürchtete sie schon das schlimmste. Nämlich dass Catiena isch mit ihren verwandten überworfen hatte und ohne jeglichen Brief zu hinterlassen, einfach abgereist war. Zwar traute sie der Octavia es nicht zu, dass diese so unverantwortlich handelte, aber wenn man zornig oder enttäuscht war, dann kam es schon zu Kurzschlussreaktionen. Sie wusste von sich selbst, dass sie auch mitunter recht gedankenlos handeln konnte. Von daher würde sie Catiena keinen Vorwurf machen, sollte dies so gewesen sein. Nur dann würde es Notwendig sein, dass sie Macer umgehend darüber benachrichtigten, dass es Catiena gut ging.
Zu ihrer Erleichterung waren ihren Sorgen unbegründet. „Macer hat mir geschrieben, dass er viel zu tun hat. Das war kurz nach unserer Ankunft. Seit dem hab ich leider nichts mehr von ihm gehört. Es geht ihm gut?“ fragte sie dann gleich nach. Auch sie musste Schmunzeln, sie konnte es dem Octavier durchaus zutrauen, dass er so zerstreut war, dass er viel zu spät einen Boten losschicken würde um sie zu unterrichten, dass Catiena auf dem Weg zu ihr war. Das Beste wäre wohl, wenn sie später sich an einen Brief setzen würde um ihn zu unterrichten, dass seine Verwandte wohlbehalten in Mogontiacum angekommen war.
Schön war es jedenfalls zu hören, dass sich Catiena und Macer nachwievor gut verstanden. „Wer Rom im Sommer noch nicht erlebt hat, kann durchaus davon abgeschreckt werden. Ich kann verstehen, dass du lieber die Flucht ergriffen hast. Nur bin ich wie gesagt überrascht, dass du gleich nach Germanien fliehst und nicht zu deinen Eltern“, sie musste grinsen und fühlte sich auch geehrt, dass Catiena ihre Gesellschaft denen ihrer Eltern vorzog. „Ich finde Germanien schön“, gestand sie schließlich Catiena. „Man ist weit weg vom Stress und den Intrigen Roms, doch man kann auch hier spüren, dass Vescularius Salinator immer mehr an Macht gewinnt. Er scheint wie eine dicke fette Spinne in seinem Netz zu sitzen und seine Fäden zu spinnen! Aber lassen wir das… Nun die Germanen haben Temperament, aber das haben wir Römer auch. Hin und wieder kommt es zu kleinen Auseinandersetzungen, aber ansonsten ist es hier eher friedlich. Die Grenzen sind sicher!“ -
Calvena musterte ihre Freundin aufmerksam. Die Strapazen d er Reise waren der Octavia anzusehen, sie war zerzaust, ein wenig staubig und wohl auch in den Regenschauer geraten, der den ganzen Vormittag angehalten hatte. Ansonsten schien Catiena unbeschadet zu sein, was sie auf atmen ließ. Auch wenn sie nichts von dem besuch der Octavia gewusst hatte, hätte sie sich wohl Vorwürfe gemacht, wenn Catiena etwas zugestoßen wäre. So aber zeigte sie ein erleichtertes Lächeln und ahnte nicht, dass ihre Freundin sie mit Aphrodite verglich.
Catiena war anscheinend für Überraschungen zu haben, war einfach dem stickigen Rom entflohen um sie zu besuchen. Ob Macer das wusste? Vermutlich, aber eigentlich war sie verwundert, das wenigstens er ihr nicht einen Brief geschrieben hatte um seine Verwandte anzukündigen. „Du hast hoffentlich Macer Bescheid gesagt, nicht das er sich Sorgen um dich macht?“ Sie würde es glatt Catiena zu trauen, dass diese ihre Sachen gepackt hatte und in einer Nacht und Nebelaktion sich einen Händler gesucht hatte um gen Germanien zu reisen. „Natürlich freue ich mich, du kommst zwar unerwartet, aber bist mir Herzlich Willkommen. Das Haus ist groß genug und für Gäste ist immer ein Bett frei!“ versicherte sie ihr erst einmal, als diese besorgt nachfragte, ob sie ungelegen kam. Zwar war erst kürzlich ein weiterer Quintilier aufgetaucht, aber es gab immer noch genügend Platz. „Du bist also vor dem Sommer geflohen. Oder hast du dich mit Macer zerstritten?“ fragte sie dann doch nach. Wirklich besorgt klang sie nicht, eher Neugierig. Sie wollte wissen, ob hinter diesem Besuch die Flucht vor den Verwandten steckte oder aber einfach nur der Drang dem stickigen Rom zu entkommen. Sie würde ihre Freundin auch aufnehmen, sollte sie familiären Problemen entfliehen. Doch wollte sie wissen, worauf sie sich einließ. -
Kurz schwiegen sie und machten sich Beide ihre Gedanken zu Unfällen, die sich jederzeit ereignen konnte. Calvena bekam glatt das Gefühl, dass ihr Ausritt vielleicht doch keine so kluge Idee gewesen war. Selbst wenn sie nur im gemächlichem Tempo unterwegs war, ging sie ein gewisses Risiko ein. Sei nicht albern. Die Bauersfrauen ändern ihren Alltag auch nicht, nur weil sie Schwanger sind , vertrieb sie dann schließlich die düsteren Gedanken. Man konnte sich auch Dinge einreden.
Cara sah sie völlig ungläubig an, als sie den PU erwähnte. „Also ich kenne nur einen Vescularius Salinator“, meinte sie amüsiert. Wurde dann aber wieder ernst. „Er hat sich auf der Hochzeit unmöglich benommen“, meinte sie und könnte selbst im Nachhinein diesem vulgären Mistkerl den Hals dafür umdrehen. Einen Vorteil hatte es, in Mogontiacum zu sein: Sie würde Salinator sicherlich nicht über den weg laufen. Nur konnte er ihnen selbst über diese Entfernung das Leben schwer machen. Valerian hatte ihr erzählt, dass jede Beförderung über Rom laufen musste und das Einverständnis Salinators benötigte. Das war besonders für einen Mann wie Decimus Livianus ärgerlich, der sich in seinen Befugnissen beschränkt fühlte. Nur würde Valerian wohl auch nicht befördert werden, solange Salinator darüber zu entscheiden hatte. Es war kompliziert und die Politik voller Intrigen. Niemand blieb davon unberührt. „Man muss sich vor dem Vescularier in Acht nehmen... ein kleiner Fehltritt und man bekommt seine Macht zu spüren!“ meinte sie etwas düster. Ihre Miene wurde dann aber wieder etwas freundlicher. „An sich finde ich Germanien schön, es ist schön dem Trubel von Rom zu entkommen, nur wäre ich gern unter anderen Umständen hier her gekommen!“
Gemeinsam lenkten sie ihre Pferde Richtung Rhenus. Trotz der leisen Zweifel, welche sich bei ihr kurz gemeldet hatten, genoss sie diesen Ausflug hoch zu Ross. Der Tag war schön und es würde ihr schon nichts geschehen. Nur weil sie schwanger war, konnte man sie doch nicht den lieben langen Tag im Haus einsperren.
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Simplex, ServusIn Gedanken hatte Simplex die Sklavin bereits entführt und ausgezogen. Nur wurde seine Aufmerksamkeit von dem schüchternem Ding abgelenkt, als deren Herrin sich dann umfangreich vorstellte. Ihm hätte ja nur der Name gereicht, er interessierte sich nicht für den Stammbaum. „Meine Herrin ist im Haus! Komm doch rein“, meinte er und ließ die Beiden dann ins Haus. Das Gepäck der beiden trug er auch noch schnell rein, ehe er sie dann ins Tablinum führte.
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Simplex, ServusSimplex brachte der Octavia erst einmal etwas zu trinken, heißen Würzwein, denn sie sah reichlich durchfroren aus. Die Sklavin würde in der Küche warten und dort auch etwas warmes zu trinken bekommen. Danach ließ er Catiena erst einmal allein und ging seine Herrin suchen.
Calvena konnte es gar nicht glauben, als Simplex ihr erklärte, dass eine Octavia Catiena im Tablinum auf sie wartete. Die Octavia hatte sie seit ihrer Hochzeit nicht mehr gesehen und geredet. Sie zählte Catiena zu ihren Freundinnen, hatte sie diese doch in Rom Willkommen geheißen, als Macer seinen Pflichten als Tribun in Mantua nach ging. Sie hatte ihm den Gefallen getan und ein Blick auf die Casa gehabt, in dieser Zeit.
Es überraschte sie, dass Catiena nun hier in Mogontiacum war. Warum hatte Macer seine Verwandte nicht angekündigt? Waren sie womöglich zerstritten oder gab es einen anderen grund für diesen überraschenden Besuch. Das war wirklich ungewöhnlich. Leicht verwundert schüttelte sie den Kopf. Sie sollte nicht gleich das Schlimmste befürchten.
Vielleicht erlaubte sich auch jemand einen Spaß und gab sich als die Octavia aus. Wobei sie das nicht wirklich glauben wollte. Am Besten sie ließ es auf sich zukommen. Mit nachdenklicher Miene betrat sie das Tablinum und stellte fest, dass tatsächlich Octavia Catiena da saß und ihr einen Besuch abstattete. Nur war Mogontiacum recht weit von Rom entfernt und dieser Besuch von daher sehr ungewöhnlich.
„Salve Catiena“, grüßte sie diese mit einem warmen Lächeln. „Du siehst mich ehrlich überrascht. Was machst du denn hier?“ fragte sie nach und setzte sich ihr gegenüber in einen der Korbstühle. -
Calvena ahnte nicht welche Gefühle sie in Elissa mit ihrem Vorschlag auslöste. Sie wollte der Freundin etwas Gutes tun und die Möglichkeit geben, wieder einmal mit ihrer Familie zu reden. Natürlich könnte die Keltin dann auch den Moment ausnutzen und einfach weg rennen, aber so schätzte sie diese nicht ein. Elissa besaß ein Verantwortungsgefühl, das so manchem Politiker fehlte.
Noch immer hatte sie den Blick auf den Sternenhimmel gerichtet. Erst als Elissa sie dann wieder ansprach, sah sie die Keltin an und sah mit Bestürzung die Tränen auf dem Gesicht der Freundin. Bisher war diese immer so stark und auch irgendwie unnahbar gewesen. Hatte sich geweigert eine Schwäche zu offenbaren. Die Tränen zeugten davon, dass Elissa auch ihr wohl hin und wieder etwas vor machte. Tröstend legte sie ihr eine Hand auf die Schulter. In Elissa steckte eine Sehnsucht, die sie zum Teil verstehen konnte, den Kummer, den Verlust, das war ihr nicht unbekannt. Aber auf der anderen Seite würde sie nie verstehen können, wie es war, wenn einem die Freiheit genommen wurde und der eigene Wille unterdrückt. Der Keltin war anzusehen, dass sie entzwei gerissen war. Ebenso wie Calvena. Wieder musste sie seufzen und nickte dann langsam. „Wenn du willst, können wir jedenfalls versuchen heraus zu finden, wer von deiner Familie noch lebt...“, schlug sie ihr dann stattdessen vor. „Und wenn wir es wissen, dann kannst du ihnen ja schreiben oder durch einen Boten übermitteln, das es dir gut geht!“ -
„Versuchen können wir es ja mal. Irgend ein guter Geist wird sich deiner Arbeit hoffentlich annehmen...“, vermutlich würde Valerian sich so oder so seinem Papierkram annehmen müssen. Aber Ablenkung konnte nicht schaden.
Ohoh, so etwas hörte sie sonst nicht aus dem Munde ihres Mannes. Was er wohl dachte? Dass das Haus abgefackelt wurde? Das Dach zusammengebrochen ist und sie nun versuchte, dass Ganze gut zu reden?
Aber nach dem sie ausgesprochen hatte, das sie schwanger war, konnte sie förmlich sehen, wie er einen Moment brauchte um diese Neuigkeit aufzunehmen. Genauso musste sie auch ausgesehen haben, als es ihr selbst bewusst wurde.
Calvena war sich ziemlich sicher, dass sie schwanger war und von daher nickte sie auf seine völlig verblüffte Frage hin. „Ziemlich sicher.“ Einen Moment später fühlte sie sich hochgehoben und einmal herumgewirbelt. Valerian war überglücklich und sie selbst auch. Schneller wie gedacht, stand sie dann aber wieder auf eigenen Beinen und fing einen besorgten Blick ihres Mannes auf. Er würde doch jetzt nicht anfangen wollen sie ins Bett stecken zu wollen, weil sie schwanger war. Sie war schwanger und nicht krank... aber Männer waren mitunter anderer Auffassung. Deshalb lächelte sie ihm beruhigend zu und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Keine Sorge, mir geht es gut!“ versicherte sie ihm. -
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Ich suche immer noch gefärbten Stoff
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Corona hatte ihrer Verwandten also nicht erzählt, das es Calvena ebenfalls nach Mogontiacum verschlagen hatte. An sich fand sie das Land schön und genoss es auch, fern der römischen Hektik zu sein, doch die Umstände, wie es dazu gekommen war, hinterließen einen bitteren Geschmack. Das mit dem Unfall waren natürlich keine guten Nachrichten. „Das tut mir furchtbar Leid, ich hoffe Coronas Mutter geht es bald besser!“ Unfälle passierten, immer wieder, doch manchmal überstand man so einen Unfall nicht unbeschadet. Sie wünschte Corona und ihrer Mutter nur das Beste, und dass sich ihre Mutter recht bald erholen möge.
Mit ihrer scherzhaften Frage, traf Cara einen etwas Wunden Punkt, doch sie erwiderte das Grinsen kurz. Schließlich konnte die Iulia nichts dafür, dass sie es sich mit dem PU verscherzt haben. „Angestellt eigentlich gar nichts, nur Vescularius Salinator Grenzen aufgewiesen, die dieser überschritten hat. Das hat ihm natürlich nicht gefallen und Valerian anschließend direkt hier her versetzt." Bei der Hochzeit war Cara nicht dabei gewesen, oder jedenfalls hatte sie diese nicht unter den Gästen entdeckt. Es waren so viele Leute da gewesen, dass sie keinen Überblick an diesem Tag gehabt hatte. Außerdem waren ihre Gedanken ganz woanders gewesen.
An den Fluss runter zu reiten, war auch ihre Intention gewesen und so nahm sie die Einladung Caras mit einem freudigen Lächeln an. „Nur zu gern!“ -
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Simplex, ServusDen ganzen Vormittag hatte es geregnet. Fast hatte man meinen können, dass die Welt untergehe. Unaufhörlich waren dicke schwere Tropfen auf die Stadt niedergegangen, bis sich dann am Nachmittag endlich wieder die Sonne zeigte und wärme verbreitete. In Rom dürfte der Hochsommer gerade in den letzten Zügen liegen, während sich in Germanien anscheinend schon der Herbst ankündigte. Es war ein wenig kühler geworden, aber immer noch angenehm. Die letzte Stunde hatte Simplex damit zugebracht, die letzten Löcher Dach wieder mit Ziegeln zu verschließen. Der Regen hatte eindeutig gezeigt, wo es noch Mängel gab und Calvena hatte den Sklaven, kaum, dass der Regen aufgehört hatte, ihn aufs Dach gescheucht. So kam es, dass der Sklave gerade auf dem Dach war, als es klopfte und es einige Zeit länger dauerte, bis er verdreckt, verschwitzt und mit feuchter Kleidung die Tür öffnete. Gerade wollte er brummig Fragen, was es gab, als sein Blick auf Arsinoe fiel, auf ihre Herrin achtete er im ersten Moment gar nicht.
„Salve!“ grüßte er und setzte sein charmantestes Lächeln auf. Na das Mädel war ja mal niedlich. Ein richtiger Leckerbissen. Erst einen Augenblick später bemerkte, er, dass die hübsche Sklavin nicht allein war. Verlegen räusperte er sich und warf Arsinoe noch mal einen langen Blick zu, während er sich dann der Octavia zuwandte. „Was kann ich für dich tun?“ fragte er höflich. Irgendwo her kannte er das Gesicht, wusste es nur nicht einzuordnen. Immer wieder wanderte der Blick zu der blonden Sklavin. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sie hübsch fand und wohl am liebsten in die nächste Taverne entführt hätte. Arsione war vielleicht etwas zu blass und zu dürr, aber er war ja kein kostverächter. Außerdem ließ ihn ja Elissa erst gar nicht an sich ran. Das Biest stichelte ihn nur den lieben langen Tag.
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Ein amüsiertes Grinsen konnte sie dann doch nicht verstecken, als er erklärte, dass er zur Legion gehen wollte um seine Fitness zu verbessern. „Du weißt, dass man nicht einfach nur so sich der Armee anschließt. Man verpflichtet sich direkt für die nächsten zwanzig Jahre!“ erklärte sie ihm. Ob ihm das bewusst war? „Wenn es dir nur um die sportliche Herausforderung geht, dann solltest du Valerian bitten, dass er dich ein wenig herum scheucht.“ Eigentlich war es ihr so gar nicht recht, die wenige Zeit, die sie ohnehin mit ihrem Mann hatte, dann auch noch teilen zu müssen. Aber sie wollte dem Quintilier nicht vor den Kopf stoßen. „Du wirst ein Zimmer bekommen“, versicherte sie ihm dann aber erst einmal.
„Es ist viel passiert. Valerian ist jetzt verheiratet“, dabei grinste sie breit. „Sermo ist dabei sich in der Politik einen Namen zu machen, derzeit ist er Duumvir in Ostia. Seine Schwester Melina ist mit uns gekommen. Dein Bruder wollte in den Cultus Deorum... ich weiß nur nicht, ob er dieses Ziel erreicht hat. Es geht allen gut, gesund und munter“, fasste sie zumindest die größeren Veränderungen zusammen. „Wie gesagt, sind wir noch nicht lange in Mogontiacum, Valerian wurde erst vor kurzem hier her versetzt!“ Ob sie auf die genauen Umstände eingehen sollte? Erst einmal ließ sie es dabei. Sollte er Fragen, würde sie ihm ehrlich antworten. -
Ein wenig tat es ihr ja Leid ihn enttäuscht zu haben, doch sie konnte die Dinge nicht ändern. Früher oder später würden die Brüder sich wieder gegenüber stehen, bis dahin müsse er eben warten, oder aber nach Roma reisen. „Es tut mir leid. Du solltest ihm vielleicht einen Brief schreiben und mitteilen, dass du hier her gekommen bist ihn zu besuchen“, versuchte sie ihn aufzumuntern. Auch sie nahm sich einen Becher mit Wasser. Nach verdünntem Wein war ihr einfach nicht. Sie fühlte sich immer noch recht Unwohl und wollte sich selbst jetzt nicht etwas zu Muten, was sie möglicherweise nicht vertrug. Hoffentlich würde die Übelkeit schnell vergehen. Natürlich freute sie sich darüber, dass sie schwanger war, aber auf die Begleiterscheinungen könnte sie verzichten. „Du bist uns natürlich herzlich willkommen. Das Haus ist groß genug! Ich würde mir es auch nicht heraus nehmen, dich aus dem Haus deiner Familie raus zuschmeißen! Ich werde dir ein Zimmer herrichten lassen.“ Eher gedankenverloren strich sie sich kurz über den Bauch. Eine unbewusste Geste. „Wie lange hast du mit deinem Bruder nicht mehr geredet? Weißt du überhaupt, was sich alles in der Familie ereignet hat?“ fragte sie ihn dann.
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Leise seufzte sie, sie hätte den Mund halten sollen und nicht fragen soll. Die entspannte Stimmung zwischen ihnen, war verschwunden. Kurz seufzte sie, als Elissa sich von ihr abwandte und in die Ferne starte. Das Schweigen zwischen ihnen schien sich einen Augenblick lang in die Länge zu ziehen und langsam unangenehm zu werden. Gerade, als sie sagen wollte, dass die Keltin nicht antworten musste, da durchbrach sie die Stille.
Calvena ließ ihren Blick nach Westen schweifen. Eine gewisse Sehnsucht schwang in der Stimme der Sklavin mit. Ganz leicht legte sie Elissa eine Hand auf die Schulter. Mitfühlend und verstehend. „Weißt du, so nah werden wir Gallien wohl auch nicht so schnell kommen. Wenn du es möchtest, gebe ich dir Frei, damit du in deine Heimat reisen kannst.“ Natürlich könnte Elissa diese Gelegenheit auch nutzen um zu türmen, aber so schätzte sie die Keltin nicht ein. Im Grunde waren sie eine Familie. Natürlich könnte die Keltin auch zu Stolz sein um auf einen solchen Vorschlag einzugehen. Elissa wollte nicht, das man ihr ihren Kummer ansah. -
Es hieß Papier sei geduldig, nur meist nicht diejenigen die sich damit beschäftigen mussten. Und ihr Mann gehörte eher zu denen, die sich auf körperliche Arbeit stürzten, als irgendwelche Listen durchzuarbeiten. Schlichtweg, weil es langweilig war. „Ich sollte dich entführen“, schlug sie ihn keck und mit einem frechen Zwinkern vor. „Vielleicht macht sich dann deine Arbeit von ganz allein!“ Das war wohl eher ein Wunschgedanke. Wahrscheinlich würde der Papierkram einfach warten. Aber erst einmal wollte sie ihn ablenken. Es gab schließlich eine Kleinigkeit die er noch nicht wusste. „Eine Kleinigkeit gibt es schon noch...“, deutete sie an. Hoffentlich dachte er jetzt nicht gleich das Schlimmste.
Einen klitzekleinen Moment ließ sie ihn dann zappeln, ehe sie dann gänzlich mit der Sprache heraus rückte: „Ich bin schwanger!“ -
Cara beeilte sich zu ihnen zu stoßen. Das Gesicht der Iulia zierte ebenso ein überraschtes Lächeln, wie Calvenas. „Hat dir Corona das nicht erzählt?“ fragte sie verwundert nach. Noch wusste sie nicht, dass die Verwandte Caras bereits abgereist war. „Mein Mann wurde hier her versetzt“, kurz schwand ihr Lächeln und sie wurde ernst. „Und ich hab ihn begleitet. Solange sind wir noch nicht in Mogontiacum. Aber ich bin schon Corona über den weg gelaufen!“ erzählte sie der Iulia. So hoch zu Ross sich zu unterhalten, war schon echt ungewöhnlich. Aber es war auch einmal etwas anderes. „Wohin bist du unterwegs?“ fragte sie dann direkt einmal nach.
Das Elissa in ihrem Rücken eine missmutige Miene zog, bekam sie gar nicht mit. Eigentlich war die Sklavin gar nicht so begeistert von diesem Ausflug. Das lag nicht daran, dass sie nicht auch aus dem Haus wollte, sondern eher, dass sie ihre Herrin für Leichtsinnig hielt in ihrem Zustand auszureiten. Calvena hatte alle Proteste einfach stoisch ignoriert. Sie wollte raus und etwas reiten. Sie würde schon vorsichtig sein. -
Avianus folgte ihrer Einladung und setzte sich auf eine gepolsterte Bank. Calvena setzte sich an das andere Ende und sah ihn gespannt an. Er war etwa in ihrem Alter. Als er Pulcher erwähnte, wusste sie dann endlich in welchen Zweig der Familie sie ihn einordnen musste. „Ich fürchte ich muss dich enttäuschen. Pulcher ist in Roma. Er versucht dort Fuß zu fassen“, erklärte sie ihm. Simplex brachte soeben Becher und zwei Kannen, eine mit Wasser gefüllt und die andere mit Wein. Er stellte das Tablett auf einem kleinen Tisch ab und ließ sie dann wieder allein. „Solange sind wir auch noch nicht hier. Im Augenblick wohnen Valentina, Melina und ich hier. Valerian ist im Castellum. Ich hoffe du bist jetzt nicht allzu sehr enttäuscht.“ Sie lächelte ihm zu. Er hatte ja nicht ahnen können, dass seine Geschwister ihre eigenen Pläne hatten. „Hast du Pläne oder wolltest du nur einen Verwandtschaftsbesuch abstatten?“
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Nur selten saßen sie so vertraut beieinander. Meist hatten Beide ihre Pflichten und wenig Zeit für ein tiefsinniges Gespräch. Es tat ihr gut sich Elissa anzuvertrauen. Als die Keltin ganz leicht ihre Hand drückte, lächelte sie ihr warm zu. Diese Worte taten ihr gut und bauten sie auch ein wenig auf. Kurz horchte sie auf, als Elissa dann Valerian erwähnte. Sie versuchte heraus zu hören, ob Elissa es ernst meinte oder aber es nur sagte um sie Glücklich zu machen. Da die Keltin danach versuchte abzulenken, kam sie zu dem Schluss, dass es ernst gewesen war und es ihr aber unangenehm war es zuzugeben. Elissa gehörte zu den Menschen die nicht so schnell vertrauen aufbauten, auch weil sie eben ihre eigenen schlechten Erfahrungen gemacht hatte und zu einem Volk gehörte, das unter den Römern arg gelitten hatte. Sicher trug diesen ihren Groll mit sich, doch machte sie daraus keine persönliche Sache, sondern beurteilte die Menschen nach ihren Taten. „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich wieder glücklich werden würde... nach allem was ich erlebt habe, erscheint es mir manchmal wie ein Traum“, einen Augenblick lang gab sie sich der Melancholie hin und ließ den Blick ebenfalls zu den Sternen hinauf gleiten. Eine Weile hingen sie Beide ihren eigenen Gedanken nach.
„Vermisst du deine Heimat?“ diese Frage kam ihr überraschend über die Lippen. Eigentlich vermieden sie es Beide über Elissas Stand zu reden. Sie, weil sie ihre Freundin nicht traurig machen wollte und Elissa, weil sie sie nicht beunruhigen wollte oder ein schlechtes Gewissen machen wollte. -
Es gab Tage, da hielt sie es zu Hause nicht aus. Sie verspürte eine Unrast und auch eine gewisse Ungeduld. Warum konnte sie nicht genau bestimmen. Also entschloss sie sich kurzerhand einfach mal wieder auszureiten. Wäre Valerian zu Hause gewesen, hätte er ihr sicherlich abgeraten, aber es gab eigentlich keinen Grund es nicht zu tun. Sicherlich sie war schwanger, aber das hieß nicht zwangsläufig, dass sie nun den ganzen Tag im Bett bleiben musste. Ihr ging es gut, einmal von der morgendlichen Übelkeit abgesehen. Und so lange sie es nicht übertrieb, würde es auch nicht schaden, wenn sie einen kleinen Ausritt unternahm. Elissa hatte sie in ihre Pläne eingeweiht und dann auch kurzerhand mitgenommen. Ausnahmsweise saß sie einmal nicht auf dem Rücken des Rappen, sondern auf der wesentlich ruhigeren Stute. Einfach um sicher zu gehen, dass sie am Ende nicht doch ein dummes Risiko eingegangen war, nur weil sie einmal etwas Abwechslung brauchte.
Eher gemütlich, als eilig hatten sie einen Weg entlang des Rheines gewählt, dort wo der Boden weich, das Gras besonders grün und das Wasser leise plätscherte. Der Wind zerzauste ihr leicht das Haar und brachte sie auf andere Gedanken. Hier draußen brütete sie einmal nicht darüber nach, wie es wohl Serrana im Augenblick ging und was gerade in Rom los war. Calvena spürte förmlich, wie sie ein wenig aufblühte.
Am liebsten hätte sie sich ja jetzt ein Wettrennen mit dem Wind geliefert, aber das hielt sie dann doch für viel zu riskant und unüberlegt. Eine Schwangerschaft war ohnehin schon nicht gänzlich ungefährlich und da musste sie nicht noch ihr Glück heraus fordern.
Lange war sie noch nicht unterwegs, sie hatte nicht mal die Straßen Mogontiacums hinter sich gelassen, als sie zu ihrer Überraschung auf ein vertrautes Gesicht traf. Ebenfalls hoch zu Rosse. Zwar hatte sie Iulia Cara nur kurz flüchtig kennen gelernt, doch diese roten Haare hatte sie nicht vergessen. Verblüfft brachte sie ihr Pferd zum stehen. Corona hatte ihr zwar erzählt, dass auch ihre Verwandte in Mogontiacum war, hatte aber nicht damit gerechnet ihr hier zu begegnen.„Bona dea! Das nenne ich eine Überraschung!“ rief sie freudig aus und winkte der Iulia zu. Zufälle gab es, die gab es gar nicht.