Beiträge von Germanica Calvena

    Es war eine Mischung aus Neugierde und auch Nervosität, die ihre Hände einfach ihn erkunden ließ. Denn es wurde ja jetzt ernst. Zwar hatten sie sich vorher schon recht häufig geküsst und aneinander geschmiegt, aber das war doch noch mal etwas anderes, wie dieser Moment. Kurz fragte sie sich, ob Serrana Angst hatte, doch der Gedanke ihrer Freundin wurde verdrängt, als Valerian sich an dem Gürtel zu schaffen machte. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er sich einfach ein Messer schnappte und dann kurzen Prozess damit machte. Aber er brauchte erst gar nicht zu einem solchen mittel greifen. Septima hatte es ihm wohl leicht machen wollen. Sehr schnell war der Gürtel von ihrem Körper gelöst und irgendwo am Boden gelandet. Vermutlich bei seiner Toga oder ihrem Schleier. Eigentlich spielte es ja auch keine Rolle. Seine Hände kannten im Augenblick auch nur ein Ziel, nämlich unter ihre Kleider.
    Kurz blinzelte sie und brauchte einen Augenblick um zu verstehen, was er meinte. „Danke“, lächelte sie ihm zu. Eigentlich hatte sie so gar kein Talent fürs weben und war an dem verdammten Webrahmen beinahe verzweifelt. Laevina hatte für sie den Stoff gewebt. Aber das war im Augenblick nicht so wichtig. „War gar nicht einfach“, gestand sie ihm dann aber. Wieder küsste sie ihn. Leicht richtete sich Calvena auf um es ihm einfacher zu machen.

    Nachdenklich nickte Calvena. Eigentlich hatte sie gehofft, dass Elissa bereits mehr über die anderen wusste, wie sie selbst. Zwar hatte sie schon Sermo und Melina näher kennen gelernt, doch mit den anderen Quintiliern hatten sie bisher keine drei Worte gewechselt. Dazu hatte sie bisher keine Zeit gefunden. Außerdem machte das Haus an manchen Tagen einen recht leeren Eindruck, so als sei alle Welt gerade unterwegs. Eigentlich hatte sie sich ja mal mit Valentina zusammen setzen wollen… „Kannst du mal nachher Valentina fragen, ob sie sich zu mir gesellen will?“ Wie immer klang es mehr nach einer Bitte, als nach einem Befehl. „Wird Zeit das wir uns mal näher kennen lernen“, fügte sie noch hinzu. „Vielleicht läuft dir ja auch noch Melina dabei über den Weg, oder jemand anderes!“


    Elissa grinste frech. Anscheinend störte sie es wirklich nicht, dass sie sich Broc mit einer anderen Frau teilte. „Mhm… ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass es dir nichts ausmacht, dass sich Broc mit jemand anderem noch vergnügt“, sagte sie nur. Vermutlich gab es für Elissa einfach keine andere Möglichkeit einmal etwas Dampf ab zu lassen. Als Sklavin hatte sie es wohl nicht leicht, obwohl sie ihr jede Menge Freiheiten gönnte.
    Sie musste lachen, als Elissa doch einmal tatsächlich Verlegenheit zeigte. Normalerweise war die Keltin durch nichts zu erschüttern. „Ich verstehe“, grinste sie nur. Armer Broc.

    Etwas verdutzt drehte sie sich um, als sie Laevinas Stimme hörte. So kannte sie die Alte ja nun gar nicht, sie war so zurückhaltend und irgendwie sogar schüchtern? Laevina war einmal nicht so dominand, sondern eben unsicher.


    „Salve, Laevina“, grüßte sie diese. „Ich lass euch dann mal allein!“ fügte sie hinzu. „Wir werden sicherlich noch ein anderes Mal Zeit zum reden bekommen“, meinte sie zuversichtlich und verabschiedete sich dann von Beiden. Wie es aussah, würden sie wohl eine Menge zu bereden haben. Und auch wenn sie Neugierig war, wollte sie Laevina die Gelegenheit geben, erst einmal ihren Enkel in aller Ruhe kennen zu lernen. Vielleicht sollte sie einmal Serrana von dem überraschenden Besuch erzählen.


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    Gundhraban Türsklave


    Wie immer war der große Germane auf seinem Posten an der Porta. Wieder einmal rollten die Würfel über den Marmorboden. Schnell wurden diese eingesammelt als es klopfte.


    "Salve", grüße er und brauchte gar nicht danach Fragen, was denn der Gast, da von ihm wollte. Und wer er denn ist. Er stellte sich von ganz allein vor.


    "Ehm...", machte er etwas verdutzt. Germanicus Corvus lebte doch mit seiner Frau derzeit in Ägypten, das war eigentlich Stadtbekannt. "Ich fürchte ich kann dir nicht weiter helfen. Germanicus Corvus lebt mit seiner Frau derzeit in Ägypten!" erklärte er dann.

    Kurz lächelte sie ihm zu, als er seine Glückwünsche aussprach. Das die vielen Hochzeiten natürlich in der Acta erwähnt worden waren, das brachte der Frühling so mit sich. Dies war nun einmal die beste Zeit zum Heiraten. Doch wirklich erfreut schien er über das Thema Heirat nicht zu sein, seine Miene wurde etwas dunkler. Verheiratet war er also jedenfalls nicht. „Liegt wohl aber auch daran, dass es Soldaten eigentlich verboten ist zu heiraten“, fügte sie vorsichtig hinzu. Was war das doch für ein Theater gewesen mit Valerians Heiratserlaubnis. Die werten Bürokraten hatten sich jede Menge zeit gelassen. Die anderen gründe die der Octavier anführte konnte sie durchaus verstehen. Als Soldat lebte Mann nun einmal nicht ungefährlich. Sie versuchte meist nicht daran zu denken, was ihrem Mann bei seinem Dienst alles zu stoßen konnte. Es brauchte nur einmal ein Irrer in den Palast eindringen und mit einer Waffe herum fuchteln. „Noch bist du nicht zu alt zum heiraten…“, meinte sie, als sie seinen traurigen Blick auffing.


    Seine Frage überraschte sie dann. Da war aber jemand neugierig. Oder es lag daran, dass eben das Thema Militär vertrautes Territorium war und er sich somit nicht mit anderen Dingen beschäftigen brauchte, die sich tagtäglich in Rom ereigneten. Einmal Soldat, immer Soldat, das schien wohl auf ihren Gesprächspartner voll und ganz zu treffen. „Ja, war er, in Germanien!“ erklärte sie ihm dann. Sie schlug den Weg zu dem Händler ein und führte ihn ziemlich sicher durch die vielen Leute. „Was hat dich nach Rom gebracht?“ fragte sie nun. „Du hast doch sicherlich Pläne.“

    Das Elissa unbedingt über Valerian tratschen wollte, war ihr irgendwie entgangen. Vielmehr hatte sie das Gefühl, dass die Keltin lieber über andere Dinge reden wollte. Also hatte sie das Thema erst einmal einfach fallen gelassen. Sie hoffte einfach dass Elissa früher oder später ihre Meinung ändern würde. Zumindest war sie froh darüber, dass die Keltin nicht offen ihre Abneigung zeigte. Sie wusste nämlich nicht, was sie machen sollte, wenn Valerian verlangen sollte, Elissa zu verkaufen. Elissa war für sie eine Freundin, aber sie liebte Valerian. Wie gut, dass die Keltin zumindest wusste wo ihr Platz war und nur ihr gegenüber so offen war.
    "Hast du schon die anderen Familienmitglieder kennen gelernt?"


    Es verwunderte sie schon, dass es Elissa so scheinbar gar nicht störte, dass sich ihr Geliebter, mit anderen Frauen vergnügte, wenn sie einmal keine Zeit fand den Kelten zu besuchen. Darüber konnte sie nur den Kopf schütteln. „Ich glaub ich will gar nicht wissen, was du mit ihm anstellst, wenn er dich nicht zufrieden stellt“, grinste sie. „Fast könnte er mir Leid tun“, zwinkerte Calvena.

    Calvena musste grinsen. Anscheinend war sie wohl zu langweilig, als das man über sie getratscht hätte. Dabei gab es eigentlich genug Gesprächsstoff, aber da Elissa ein Geheimnis für sich behalten konnte, wusste kaum ein Sklave aus dem Hause Germanicer, dass sie eine sehr bunte Vergangenheit hatte. „Dann bin ich ja beruhigt“, meinte sie dann leichthin. Was sollte sie sich darum auch Gedanken machen. Sie sollte sich mehr Gedanken um ihren eigenen Haushalt jetzt machen, als um die Germanicer.
    Das Thema Valerian war Elissa offensichtlich unangenehm, kurz seufzte sie und winkte dann ab. Wirklich zufrieden war sie mit der Antwort nicht, aber sie beließ es dabei. „Triffst du dich eigentlich noch mit Broc?“ fragte sie dann rund heraus und wechselte gnädiger weise das Thema. Sie hatte ja den Geliebten von Elissa kennen gelernt, ein großer, grimmiger Kelte mit eigener Taverne am Rande der Subura.

    Calvena musste wieder lachen. „Ich weiß ja nicht, was man sich so über mich erzählt“, zwinkerte sie zu Thema Geheimnisse. Leise kicherte sie, als Elissa ihr erzählte, dass Saldi nicht wirklich wählerisch war mit ihren Bettgenossen. „Stille Wasser sind tief. Saldir mag zwar vielleicht nicht die hellste sein, aber weiß wie sie die Männer um den Finger wickelt“, grinste sie. Dass das Thema, zusätzliche Sklavin, nicht gerade angenehm für die Keltin war, wusste sie bereits. Doch was sollte sie machen? Irgendwann wurde es Notwendig. Das Thema ließ sie dann aber vorerst fallen. Calvena würde sich dann ohne Elissa auf den Sklavenmärkten umsehen.
    Anscheinend hatte sie mit ihrer Vermutung genau ins Schwarze getroffen. Elissa sah reichlich pikiert aus und auch etwas verlegen. „Gesagt hast du es nicht. Aber ich weiß doch dass du deinen Bedenken hast!“ meinte sie ruhig. „Ich wollte dir keine Vorwürfe machen“, fügte Calvena dann noch hinzu. "Ich hatte nur gehofft, dass du deine Bedenken angelegt hättest!" Sie kannte Elissa recht gut und legte auch viel wert auf deren Meinung. Doch sie wollte nach Möglichkeit keinen Unmut zwischen Elissa und Valerian.

    „Zur Abwechslung könntest du mich ja in die Geheimnisse der Sklaven einweihen“, grinste sie ihr zwinkernd zu. „Ich eigne mich hervorragend zum tratschen“, fügte sie dann noch hinzu. Aber Elissas Einwand ließ sie darüber nachdenken, dass sie eigentlich noch eine helfende Hand im Haus gebrauchen konnten. Schließlich war sie nicht das einzige weibliche Wesen und irgendwie wollte sie Elissa nicht wirklich teilen. Nicht nur, weil die Keltin geschickte Hände beim frisieren und schminken hatte, sondern auch, weil sie eben eine Freundin war. „Ich sollte mal mit Valerian reden, noch eine zusätzliche Sklavin dürfte dem Haushalt nicht schaden. Es ist nur nicht leicht jemand Guten zu finden!“ meinte sie nachdenklich. So langsam konnte sie sich damit anfreunden Hausherrin zu sein. Sie hatte auch schon einen kurzen Blick in die Bücher geworfen, welche bisher nur von Sermo geführt worden waren. Aber da Sermo die meiste Zeit in Ostia war und seinen Pflichten als Magistrat nachkam, wurden die Bücher nicht mehr regelmäßig geführt. Noch fehlte ihr der Überblick, das würde sich mit der Zeit hoffentlich ändern. Diomedes würde ich sicherlich dabei helfen können.
    „Du hast Valerian gegenüber noch immer vorbehalte, oder?“ fragte sie dann Elissa. Eigentlich hatte sie gehofft, dass die Keltin diese ablegen würde, sobald Calvena verheiratet sein würde.

    Auch wenn Elissa es zu leugnen versuchte, Calvena wusste, dass die Keltin durchaus sich durchsetzen konnte und als einzige Frau unter den Sklaven, sicherlich einen besondere Stellung hatte. „Wie du meinst“, schmunzelte sie nur und verbarg ihr breites wissendes Grinsen nicht vor der Keltin „Solange du dich zurecht findest, ist mir alles recht“, meinte sie dann nur.


    Kurz ließ sie sich einfach in die Kissen auf der Kline sinken. Ihren Blick richtete sie auf die Decke, Sonnenstrahlen und Schatten bildeten Muster darauf. Kurz warf sie Elissa einen prüfenden Blick zu, diese klang zwar beleidigt, aber wirklich glauben konnte sie es ihr nicht. Die Keltin war neugierig und wollte jetzt die kleinen schlüpfrigen Geschichten hören. „Du willst doch nur was zum Tratschen haben“, grinste Calvena und lachte dann, als sie hörte wie die Sklavin lachte. Elissa konnte nicht wirklich gut schauspielern. Worüber sie froh war. Sie mochte die offene und ehrliche und manchmal auch ruppige Art der Keltin. Schließlich versicherte diese ihr, dass sie nicht gezwungen war ihr irgendetwas anzuvertrauen. „Es war schön. Es ist schön“, befriedigte sie schließlich die Neugierde. „Ich war gar nicht Nervös, es war irgendwie anders, als ich erwartet hab… Ich kann nun verstehen, was du in der Taverne zu mir gesagt hast!“ erzählte Calvena dann weiter.

    Obwohl sie Valerian aus der Toga befreit hatte, hatte sie das Gefühl, dass es zwischen ihnen eindeutig immer noch zu viel Stoff gab. Kein Wunder allein ihr Hochzeitskleid bot sie manches Hindernis für forschende Hände. Die weiße bestickte tunica recta, darüber eine safranfarbene pala und Beides gehalten von einem Wollgürtel mit komplizierten Knoten. Wer wohl auf die Idee gekommen war, die Bräute so aufwendig zu verpacken? Bestimmt eine sittenstrenge alte und prüde Vestalin, die sicher gehen wollte, dass die Braut ihre Tugend auch bis zur besagten Nacht behielt und nicht schon vorher von ihrem zukünftigen in einer dunklen Ecke während der Feierlichkeiten verführt wurde. Kurz hatte sie das Bild von Romana im Kopf, welche missbilligend den Kopf schüttelte. Warum sie ausgerechnet in diesem Moment an die Freundin denken musste, wusste sie nicht. Aber dieser unnütze Gedanke verschwand dann recht schnell. Im Augenblick waren ihre ganzen Sinne auf ihren Ehemann gerichtet. Ehemann, noch vor gut einem Jahr hätte sie sich nicht vorstellen können, verheiratet zu sein oder überhaupt zu heiraten. Doch sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass ihr die Liebe ausgerechnet mitten in der Subura begegnen würde. Es kam eben immer anders, als wie man es sich denkt.


    Kurz seufzte sie überrascht auf, als seine Lippen erst ihr Ohrläppchen streiften und dann langsam ihren Hals hinunter wanderten. Er hinterließ eine kleine flammende Spur dort wo er kleine Küsse auf ihre Haut hauchte. Hitze stieg von ihrem Schoß auf und breitete sich rasend schnell in ihrem ganzen Körper aus. Unter dem Stoff ihrer Tunika reagierte ihr Körper ganz von allein auf seine Berührungen. Angst und Nervosität waren ganz weit von ihr entfernt. Stattdessen wagte sie sich nun ein wenig vor. Ihre Hände wanderten von seinem Nacken über seine Schulter und blieben dann kurz auf seiner Brust liegen.

    Natürlich hatte Elissa ihr schon öfter versichert, dass sie nichts brauchte und zu Recht kam. Aber sie konnte nicht anders, als sich um die Keltin ein wenig zu Sorgen. Sie war eben eine Freundin für sie und fühlte sich irgendwie verantwortlich für Elissa. Viel hatten sie nicht gemeinsam, aber diese Kleinigkeiten in denen sie sich ähnlich waren, verband sie dann doch mehr als alles andere. „Dann ist ja gut“, meinte sie und legte das Instrument auf einem der niedrigen Tisch ab. „Wie ich dich kenne scheuchst du Diomedes und Simplex herum!“ zwinkerte sie ihr zu und grinste breit.


    Ihre Wangen färbten sich ein wenig rot, als Elissa sie fragte, wie sie das Eheleben fand. Es war nicht wirklich Verlegenheit, aber irgendwie konnte sie es nicht vermeiden, dass ihr etwas wärmer wurde. Mit Sicherheit war der Keltin nicht entgangen, dass Calvena und Valerian mehr Zeit in ihrem gemeinsamen Zimmer verbracht hatten, als mit der Familie. Nicht nur weil sie munter das große Bett nutzten, sondern um einfach nur Zeit mit einander zu verbringen. „Es macht mir Spaß“, meinte sie erst einmal sparsam, konnte aber sich ein Kichern nicht verkneifen. Sie musste sich an das Gespräch über Männer erinnern, welches sie geführt hatten. Elissa hatte sie in die Geheimnisse eingeweiht, wie Frau mit Mann umgehen sollte. Bisher hatte sie zu diesen Mitteln nicht greifen brauchen.

    Von den kleinen Neckereien zwischen Simplex und Elissa ahnte sie im Augenblick nichts und hätte sich da auch nicht eingemischt. Wenn sich die Beiden unbedingt mit einander vergnügen wollten, dann war sie die Letzte, die dagegen Einwände hatte. Sie gönnte Elissa durchaus etwas Spaß. Jetzt wo sie verheiratet war, konnte sie es durchaus verstehen.
    Leicht verzog sie das Gesicht, als sie merkte, dass eine Saite verstimmt war. Sorgfältig stimmte sie nach und hob den Kopf als Elissa dazu kam. Sie schenkte der Kelten ein freundliches Lächeln.
    „Setz dich zu mir“, meinte sie und deutete neben sich auf die Kline. „Hast du dich eingelebt?“ fragte sie dann die Sklavin. Elissa war für sie mehr als nur eine Sklavin. Eine gute Freundin und auch Vertraute. „Kommst du zurecht, oder wird noch dringend etwas benötigt?“ fragte sie dann. Nach Möglichkeit sollten sich alle wohl fühlen. Sie wollte ein harmonisches Zusammenleben schaffen.

    Einige Tage hatte es schon gedauert bis sie sich vollkommen eingerichtet hatte. Noch war es ungewohnt für sie in der Rolle der Hausherrin. Aber die Familie ihres Mannes machte es ihr einfach und Elissa, Simplex und Diomedes unterstützen sie, wo sie konnten. Recht schnell hatte sich jeder in seine neuen Aufgaben eingearbeitet. Die drei Sklaven ergänzten sich ganz gut, zumindest hatte sie den Eindruck. Sie konnte sich auch täuschen, wirklich mit Elissa hatte sie in letzter Zeit nicht geredet, sie hatte vor allem ihre ersten Tage als Ehefrau genossen und so viel Zeit mit Valerian verbracht wie sie konnte.


    Ganz entspannt hatte sie es sich im Tablinium gemütlich gemacht und beugte sich über ihre Lyra. Sie konnte direkt in den Garten hinaus sehen und die Frühlingspracht bewundern. Sie fühlte sich rund um wohl. Die Casa war frisch Renoviert und allmählich drückte sie dem Haus ihren persönlichen Stempel auf. Auf den ersten Blick gab es nur wenige offensichtliche Veränderungen. Nur ein paar Blumen hier, ein paar Vasen dort, nur ihre keltische Harfe hatten einen festen Platz im Tablinium bekommen.
    Federleicht schwirrten die Töne eines Liedes durch das Haus. Sie wartete auf Elissa um sich mit ihr zu unterhalten.

    Nur wenige Tage nach ihrer Hochzeit, stand der gang zu den Behörden an. Schließlich wollten sie ihre Ehe eintragen lassen und damit diese dann auch endgültig offiziell sein würde. Ein wenig mussten sie warten, bis auch sie dann endlich eintreten konnten. In den letzten Tagen hatte es wohl jede Menge Hochzeiten gegeben. Kurz grinste sie ihm zu, als sie dann auch nach kurzem klopfen eintreten durften. Ob es derselbe Beamte war, dem sie begegnet waren bei der Eintragung ihrer Verlobung. Sonderlich freundlich war er nicht gewesen. Ein typischer Beamter eben. „Salve“, grüßte sie freundlich und mit einem strahlendem Lächeln.

    Schleier und Kranz waren in dem Moment vergessen, in dem sie sich davon befreit hatte. Nun war die Welt nicht mehr nur in rottönen gehalten und nahm ihre ganz normalen Formen an. Doch hatte sie nicht wirklich einen Blick für ihre Umgebung, sie hatte nur Augen für Valerian.
    Die Matratze gab ganz wenig nach, als sie aufs Bett gelegt wurde und er sich über sie beugte um sie erneut zu küssen. Irgendwie fühlte sie sich leicht und schwerelos. Septima hatte recht gehabt, sie brauchte sich nur entspannen und alles auf sich zukommen lassen. Kurzerhand schlang sie die Arme um seinen Nacken und zog ihn ein wenig zu sich herunter. Mit ihren Fingern fuhr sie ihm durch die Haare.
    Seine Händen ließen sich derweil nicht aufhalten und wanderten ihren Körper entlang, die Schulter hinunter, über die Schlüsselbeine hinzu ihren Brüsten. Eine prickelnde Wärme breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Alle Gedanken schienen in weite Ferne gerückt zu sein. Zwischen den flackernden Öllampen,den vielen Kissen und Blumen gab es nur sie und ihn. Die Welt stand nur für sie Beide still.
    Calvena nutzte diesen Moment um Valerian erst mal von der störenden Toga zu befreien. Auch diese landete in einem unordentlichen Haufen irgendwo neben dem Bett.


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    Verstehend nickte sie. Nicht immer waren die direkten Blutsbande so wichtig wie jene Bande zwischen Freunden und geliebten Menschen. Familie musste nicht immer nur aus den Menschen bestehen, mit denen man direkt Verwandt ist. Das wusste sie selbst aus Erfahrung. Sie war unter Menschen aufgewachsen, mit denen sie nichts verband, außer Freundschaft und Liebe. Sie waren ihre Familie gewesen. Sie lächelte ihm verstehend zu. „Ich weiß was du meinst. Meinen Vater hab ich nicht wirklich kennen gelernt, so bin ich bei der Familie meiner Mutter aufgewachsen“, erklärte sie. „Ich bin erst seit kurzem verheiratet“, antwortete sie offen. Es war ja kein Geheimnis, schließlich war die Doppelhochzeit in der Acta erwähnt worden. Sie strahlte über beide Ohren, es war offensichtlich, dass sie glücklich war.


    Kurz musste sie überlegen, Anchesa war eher eine Schneiderin für besondere Anlässe. „Es gibt dort hinten einen Schneider, der das anbietet was du suchst“, meinte sie und deutete mitten in die Menge hinein. „Ich kann dich ja zu ihm führen“, schlug sie vor.

    Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Fremden um einen Octavier handelte und anscheinend auch noch über verschiedene Ecken mit ihr verwandt war. Schade dass sie gerade keinen Stammbaum zur Hand hatte, dann hätte sie sich doch gleich einmal das Verhältnis näher angesehen. „Dein Vater war ein Germanicer? Bist du von den Octaviern adoptiert worden oder wie kommt es?“ fragte sie. Sie wollte ihm ja nicht unterstellen, dass sein Vater ihn nach seiner Geburt nicht angenommen hatte und deshalb den Namen seiner Mutter trug. Ungewöhnlich war es auf jeden fall.


    „Ich kann dir sogar mehrere Schneider empfehlen. Hast du genaue Vorstellungen davon was du kaufen möchtest, oder willst du dich einfach erst einmal nur umsehen?“ fragte sie ihn. Vielleicht konnte sie ja einen neuen Stammkunden für Anchesa gewinnen.

    Calvena grinste, als sich Serrana so beeindruckte zeigte und dann wieder einmal völlig verlegen wurde, als Sedulus direkt auf den Fahrer zusteuerte. Ganz leicht stieß sie ihr in die Seite. „Er wird schon nicht beißen“, scherzte sie leise und musterte den Fahrer eindringlich. Von ihren Plätzen aus, hatte sie nicht genau erkennen können, wie Tollimedes aussah, der aufgewirbelte Staub hatte die Sicht ganz schön eingeschränkt und bis auf die Farbe der Factio war kaum etwas zu erkennen gewesen. Drahtig war er, dunkle Augen und eher durchschnittliche Figur. So auf den ersten Blick wirkte er irgendwie unscheinbar.


    Sedulus wollte natürlich sofort wissen, warum das Rennen so schlecht für die Veneta verlaufen war. Ihr Blick wanderte zu den prachtvollen Pferden. Welches von denen wohl lahmte? So auf den ersten Blick konnte sie es nicht erkennen.