Beiträge von Germanica Calvena

    Calvena wusste bereits einen Künstler, dank Romana und deren aufwändig gestaltetes Zimmer im Atrium Vestae. Diese hatte sich nicht nur den Sternenhimmel an die Decke zaubern lassen sondern auch die Landschaft von Etrurien an die Wände malen lassen. Es war eine Erinnerung an die Heimat gewesen, denn als Vestalin würde diese ihre Heimat erst dann wirklich wiedersehen können, wenn sie ihre dreißig Jahre gedient hatte und dann die strengen Regeln hinter sich lassen konnte. Viele kleine Details hatte man bei längerer Betrachtung ausmachen können, ein Rotkehlchen in einem Busch, filigrane Blumen und zarte Blätter. Nur das Atrium in der Casa Quintilier hatte ihr noch besser gefallen, denn dort hatte man das Gefühl, sich an einem kleinen Teich irgendwie außerhalb Roms zu befinden. Ob Valerian womöglich den Künstler kannte, welchen sie im Sinn hatte? Es konnte gut sein, dass ein und derselbe Maler hinter den großartigen Bildern steckte. Sie zwinkerte ihm zu. „Ja, ich weiß bereits einen Künstler. Romana hat ihn mir empfohlen. Paulus Caesannus heißt er“, berichtete sie ihm und schmiegte sich an seinen warmen Körper. Warum fiel warten einem immer so schwer. Zwar würde es bis zu ihrer Hochzeit nicht mehr lange Dauern, aber irgendwie war sie auch voller Ungeduld. Eigentlich gehörte Zurückhaltung nicht wirklich zu ihrem Naturell, aber sie war notwendig... Obwohl wahrscheinlich kein Hahn danach gekräht hätte, wenn sie doch einmal die Regeln des Anstands vergaßen. Aber es gab nun einmal Regeln und manchmal musste man sich daran halten. So schwer es ihr auch fiel.
    Der Wind frischte auf und trotz der wärmenden Sonne wurde ihr nun doch ein wenig kühl. Wie gut, dass sie jemanden hatte, der sie wärmte. Außerdem war ein eine vortreffliche Ausrede, warum sie sich so an ihn schmiegte.


    Die Frage nach dem Wo war schon interessant. Sie kannte ja mittlerweile ihr neues zu Hause und freute sich schon darauf, dort zu wohnen und ihr Leben dann mit Valerian zu teilen. Triclinium oder Tablinium, das war die Frage. „Ich würde sagen, wir machen es von der Größe abhängig.“ Das Bild würde sie dann an einen der schönsten Tage ihres Lebens erinnern.

    Leise seufzte sie. Calvena hoffte, dass sich Serrana gegenüber ihrer Großmutter endlich lernen würde durchzusetzen. Sie kam nur deswegen mit Laevina so gut zurecht, weil sie dieser klar gemacht hatte, dass es Grenzen gab. Oft genug gerieten sie zwar immer noch aneinander, aber es war bei weitem nicht mehr so schlimm wie zu Anfang. Die beiden Germanica hatten so etwas wie gegenseitigen Respekt entwickelt. Es war aber ein langer und steiniger Weg gewesen. Sie konnte sich noch zu gut an ein gemeinsames Abendessen erinnern, wo sie sich nur angegiftet hatten. Jetzt trugen sie ihre Differenzen nicht mehr vor der restlichen Familie aus, sondern redeten meist vernünftig darüber. Der gemanicische Dickkopf kam dennoch hin und wieder durch. „Ich glaub kaum, dass du dich so schnell wie früher von ihr unterbuttern lässt. Du bist selbstbewusster geworden seit dem du in Rom bist und ich bin sicher, dass sie dich erst einmal in Frieden lässt. Egal was zwischen euch war. Du bist schließlich verlobt und das nicht mit irgendwem sondern mit einem Senator und das ist mehr, als sie bisher erwarten konnte“, machte sie Serrana Mut. „Und wenn es ganz schlimm wird, dann leg ich mich gern für dich mit ihr an“, sie zwinkerte ihr zu und lachte. „Besuchen solltest du sie wirklich, aber mach es zu deinen Bedingungen. Es wird sicher nicht angenehm, aber bestimmt auch nicht so schlimm, wie du befürchtest. Wenn du willst, stärke ich dir dann den Rücken“, versprach sie. Sie würde immer für Serrana da sein, diese war schließlich ihre beste Freundin.


    Die Doppelhochzeit, ein Thema das ihr reichlich Kopfzerbrechen bereitete. Zwar hatte sie sich an den Gedanken gewöhnt, aber ihr Onkel hatte sie doch reichlich überrumpelt, als er diesen Vorschlag machte. Sie hatte gewusst, dass es nicht Serranas Idee war, dafür war diese viel zu rücksichtsvoll. Aber sie konnte ihr ansehen, dass diese sich darüber freute und sie nur sicher gehen wollte, dass Calvena nicht sauer war oder enttäuscht oder etwas anderes. Kurz nippte sie an ihrem Becher. Mittlerweile war das Getränk nur noch lauwarm. Leicht zuckte sie erst einmal zur Antwort mit den Schultern. „Also im ersten Moment dachte ich, Sedulus macht einen schlechten Scherz. Aber er hat Recht, es ist einfacher, wenn wir eine Doppelhochzeit machen, auch wenn es etwas mehr Aufwand bedeutet. Ob es mir etwas ausmacht? Nicht wirklich, ich musste mich nur erst einmal an den Gedanken gewöhnen. Das Schöne ist, dass ich nicht die Einzige Braut bin und dann nicht mehr so nervös sein werde!“ antwortete sie ehrlich. „Und was die Vorbereitungen angeht, dass schaffen wir schon zusammen. Im Grunde verändert sich zumindest in den Gästelisten nichts und was die Ablauf angeht, da haben wir ja schon einen groben Plan“, lächelte sie schief. "Und es ist doch im Grunde egal, wer wie lange verlobt ist", zwinkerte sie ihr dann wesentlich fröhlicher hinzu.

    Der Junge konnte ja Fragen stellen. Sie hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht ob die Romulus und Remus Angst vor der Wölfin gehabt hatte, als diese sie adoptiert hatte. Eigentlich unwahrscheinlich, sie waren Babys gewesen und eher für den Schutz der Wölfin dankbar, als sich vor ihr zu fürchten.
    „Ich glaub nicht, dass sie Angst hatten. Sie waren ja noch ganz klein und die Wölfin wollte ihnen ja nichts Böses. Aber so genau kann ich dir das nicht beantworten, dazu ist nichts niedergeschrieben“, gab sie zu und sah den Knaben etwas ratlos an. Marcus zeigte noch keine Anzeichen von Müdigkeit. Im Gegenteil er war quicklebendig und so von ihrer Geschichte begeistert, dass er wohl gar nicht einschlafen würde.


    „Ich pflege meine Versprechen zu halten“, sagte sie leise und ernst, aber mit einem zwinkern. Der Junge brauchte sich keine Sorgen machen. Den Ausflug nach Ostia würde sie nicht vergessen. Auch weil sie wusste das Marcus ihr wohl keine Ruhe lassen würde und wenn Sabina von den Ausflugsplänen erfuhr, dann würde sie wohl ständig daran erinnert werden. Es war einfach die Art von Kindern etwas ungeduldig zu sein.


    „Die Laren sind Schutzgeister. Sie passen auf Heim und Herd auf. Auch passen die Laren auf Rom auf und auf Wegkreuzungen. Die Laren stehen als Helfer und Beschützer im Zusammenhang mit Mars", erklärte sie dem Jungen der sie aus großen Augen ansah und voller Fragen war. "Nein, wir haben keine Lemuren im Haus... einmal von dem frechen Kobold hier in meinem Bett", beruhigte sie den Jungen und scherzte dabei. "Unsere Laren passen darauf auf, dass keine ins Haus kommen. Deswegen wird den Laren regelmässig geopfert!"

    Ihre Rolle als Frau war vorgeschrieben, sie konnten sich entweder fügen und dann ein halbwegs erfülltes Leben führen, oder aber auf ewig unglücklich sein und gegen die Sitten rebellieren. Irgendwie tat ihr Septima Leid. Diese schien zwar nicht gerade in einer unglücklichen Ehe gefangen zu sein, aber deren Gefühle für einen anderen Mann würden sie nicht wirklich glücklich machen. Im Grunde war die Tiberia gefangen in diesen Sitten. Da bekam Calvena schon fast ein schlechtes Gewissen, dass sie so glücklich war. Das sie bekam, was sie wollte und wen sie wollte. Sie hatte Glück gehabt. In vielen Dingen. Sie beherrschte sich und vermied es mit ihrem Ring zu spielen, was sie immer häufiger tat, besonders wenn sie an Valerian dachte.


    „Irgendwann wird sich das ändern. Ich glaub nur nicht, dass wir das mit erleben werden“, meinte sie dann mit einem leichten Schulterzucken. Mehr brauchte dazu nicht mehr gesagt werden. Die Frauen die Unglücklich waren würden ihre Wege finden um doch noch ein wenige Glückseligkeit zu erfahren oder zumindest die Befriedigung bestimmter Bedürfnisse. Nur musste dies immer ein Geheimnis bleiben. Wieder rang sie mit sich, wollte mit Septima das Thema Octavius Macer ansprechen, wagte es aber nicht, da sie nicht vollkommen ungestört waren und weil sie die Freundin nicht in Verlegenheit bringen wollte. Außerdem wollte sie Septima nicht als Freundin verlieren, was durchaus passieren konnte, wenn sie sich zu ungeschickt anstellte. Lieber wartete sie dann auf die richtige Gelegenheit. Bis dahin konnte sie ihre Neugierde und Ungeduld zähmen.


    Ein Bummel über den Markt mit ihren Freundinnen würde ihr Spaß machen. Nicht nur weil es sie ein wenig ablenkte von ihrer Nervosität und Aufregung, sondern auch, weil sie auf diese Weise jede Menge Hilfreiche Tipps erhalten würde. Außerdem konnte sie es verdrängen, dass sie mit ihter Tunica recta nicht wirklich voran kam. Sie verzweifelte immer mehr daran, dass sie sich so Ungeschickt anstellte mit dem Webrahmen. „Ich werd dir einen Sklaven vorbei schicken“, versicherte sie ihr und nahm sich fest vor noch an diesem Tag eine Nachricht an Romana und Serrana zu schicken. „Ich geh mal davon aus, dass wir das Richtige finden werden. Wozu sonst sollte ich euch denn mitnehmen“, scherzte sie mit einem Zwinkern. Aber auch so würde sie mit ihren Freundinnen die Märkte unsicher machen. Einfach nur weil es Spaß machte.


    Die Zwillinge von denen Septima sprach, hatte sie flüchtig kennen gelernt und war überrascht gewesen, wie fröhlich diese jungen Frauen waren. Und vor allem dass sie sich tatsächlich bis in die Haarspitzen glichen. „Ich hab sie bei deiner Hochzeit flüchtig kennen gelernt. Sie wirkten sehr nett. Aber zu einem längerem Gespräch sind wir nicht gekommen“, gab sie zu. „Das ihr Bruder ihnen nichts wird abschlagen können, glaub ich gern. Sie haben ja ihre ganze Umgebung verzaubert. Hast du gesehen, welche Blicke ihnen teilweise zugeworfen wurden? Nur waren sie es sich irgendwie nicht bewusst“, lächelte sie amüsiert. Auch sie selbst bekam es nicht immer mit, wenn ihr begehrliche Blicke zugeworfen wurden. Was wohl auch daran lag, dass sie selbst nur Augen für einen Mann hatte.

    Das man Marcus mit wilden Tieren locken konnte hatte sie bereits bei ihrem Ausflug zu den Tiergehegen des Circus mitbekommen. Und eine Geschichte von einem wilden Wolf, weckte natürlich die Neugierde. „Nein, einen Wolf hab ich noch nie gesehen. Aber gehört. Mitten in der acht da hat er geheult. Das war richtig gruselig und ich hatte ganz viel Angst!“ gab sie zu und übertrieb ein wenig. Wölfe waren scheue Tiere und wagten sich nicht in die Nähe von Menschen und Feuer. Aber das musste der Junge jetzt nicht erfahren. Er hatte ja eine Geschichte hören wollen und Geschichten durfte man etwas übertreiben.
    „Da du schon schreiben kannst, dann kannst du ihm ja auch einen Brief schreiben und den geben wir dann einem der Sklaven, der bringt ihn dann nach Ostia. Dein Bruder wird sich darüber freuen“, lächelte sie und sah wie ihr Vorschlag den Jungen begeisterte. Er wollte nach Ostia, schon morgen, aber das würde sie dann doch nicht einrichten können. Sie würde seiner Freude einen kleinen Dämpfer verpassen müssen.
    „Sabina können wir gern mitnehmen, nur Morgen wird das nichts. Du wirst dich etwas gedulden müssen. Du weißt doch ich hab auch meine Verpflichtungen und dann ist da noch die Hochzeit. Aber ich verspreche dir, wir machen einen Ausflug nach Ostia!“ sagte sie sanft und hoffte, dass Marcus jetzt kein Theater machte.


    Langsam schüttelte sie den Kopf. „Geister hab ich noch nicht gesehen... aber gespürt“, antwortete sie ihm. „Es gibt gute und schlechte Geister. Die guten heißen Laren und Penaten und beschützen die Familie. Und dann gibt es noch die Lemuren, dass sind böse Geister. Seelen von Sterblichen die verflucht wurden oder ganz unglücklich im Leben waren. Und deswegen jagen sie uns Angst ein oder spielen böse Streiche oder machen ganz andere furchtbare Dinge. Damit uns aber die Laren beschützen, opfern wir ihnen am Hausaltar!“ erklärte sie ihm.

    Calvena war sich ziemlich sicher, dass die Idee den Ursprung bei ihrem Onkel hatte. Serrana war zurückhaltender und auch vorsichtiger, es wäre nicht ihre Art einfach andere zu überrollen, sie war rücksichtsvoller. Doch diese Gedanken schob sie beiseite, denn im Augenblick gab es nichts wichtigeres wie sie und Valerian und dann sie gerade eng umschlungen im Garten standen und einander küssten. Ein Prickeln der Vorfreude und auch einer gewissen Errgung durchlief ihren Körper und vertrieb jegliche Gedanke. Nicht mehr lange und dann waren sie verheiratet, dann konnten sie die Zurückhaltung erst einmal vergessen.
    Das die meisten Ehepaare solche Zärtlichkeiten nicht austauschten, lag wohl daran, dass es meistens arrangierte Ehen waren. Da waren solche Bekundungen der Zuneigungen wohl meist unangemessen.
    Nach einer Weile lösten sie sich von einander. Mit einigem Bedauern. Sie mussten sich ja nicht mehr lange gedulden.


    „Eine Wandmalerei?“, ihre Augen leuchteten vor Begeisterung. Sie wusste auch schon den richtigen Künstler dafür. Romana hatte ihr ja einen empfohlen und dieser würde sich über solch einen großen Auftrag sicher freuen. „Ein wunderbare Idee!“ stimmte sie ihm zu. "Ich weiß auch schon einen Künstler."

    Während Catiena über ihre Familienverhältnisse grübelte, senkte sich kurzes schweigen zwischen sie. Diese Zeit nutzte Calvena um sich ein Stück Brot zu gönnen und an ihrem Becher zu nippen. Es war nicht immer einfach den Stammbaum der eigenen Familie zu kennen und dann auch auf Anhieb zu wissen, wer mit wem über wie viele Ecken verwandt ist. Von daher wartete sie einfach geduldig ab und nickte dann langsam, als die Octavia ihr erklärte wie sie mit Macer verwandt war. Also eine Cousine. Macer würde sich so oder so jedenfalls freuen sie zu sehen. Er hatte sich ja bereits darüber beschwert, dass die Gens so klein war und so weit über das Imperium verstreut. Das Thema wandte sich dann erst einmal den Plänen von Octavius Macer zu. „Macer ist Klient meines Onkel Sedulus. Er wird es sicher mit dessen Unterstützung schaffen“, sie klang zuversichtlich. „Macer hat genügend Ehrgeiz um sein Ziel zu erreichen. Das Tribunat ist ja eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter. Du hast doch sicherlich auch Pläne?“ fragte sie dann weiter. So langsam bekam die Casa den Hauch des Lebendigen zurück. Die Statuen und Büsten waren von Laken befreit. „Mach dir keine Sorgend darüber, dass du dich nicht angekündigt hast. Unverhofft kommt oft und Macer wird sich mit Sicherheit freuen“, versicherte sie ihr. „Du brauchst dich nicht revanchieren. Ohne meine Freundinnen hätte ich mich auch nicht so schnell in Rom zurecht gefunden“, schmunzelte sie.
    Zu den weiteren Ausführungen nickte sie immer wieder und lächelte dazu. Anscheinend wollte Catiena etwas erleben und war deswegen nach Rom gekommen. Wollte dem langweiligen Leben auf dem Land entkommen. Zwar hatte Calvena Rom mittlerweile lieben gelernt, aber hin und wieder sehnte sie sich nach dem weniger hektischen Leben auf dem Land. Nach Ruhe und Natur. Rom war so akkurat, alles war geplant, alles hatte seine Ordnung. Selbst wenn manche Ecken der Subura ziemlich herunter gekommen waren. Alles hatte seine Funktion. Aber sie würde das was sie hatte auch nicht mehr eintauschen wollen. Wieder betrachtete sie ganz kurz ihren Ring, ehe sie dann auf die Frage der Octavia einging. „Nun, ich bin ein Mitglied des Cultus Deorum. Ich stehe dem Tempel der Iuno Moneta vor und trage Sorge, dass alles seinen gerechten Gang geht. Ansonsten hab ich den Kopf voller Hochzeitsvorbereitungen. Am 10. April werde ich heiraten. Es wird eine große Doppelhochzeit werden“, erzählte sie. „Mein Onkel wird am selben Tag meine Freundin Serrana heiraten. Du bist natürlich auch herzlich eingeladen.“

    Warum sie nervös war, konnte sie sich selbst nicht beantworten. Es war nicht wirklich Angst, die sie empfand sondern so etwas wie Vorfreude und auch Unsicherheit. Sie hatte so keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet und es war wohl das Unbekannte, das sowohl seinen Reiz hatte, als auch ihre Unsicherheit schürte. Welche Erwartungen hatte er an sie? Würde sie diesen Erwartungen gerecht werden oder aber auf ganzer Linie versagen? Mit aller Macht verdrängte sie diese Fragen, es brachte nichts, wenn sie jetzt darüber nachgrübelte und am Ende fest stellte, dass es anders kam, als sie erwartet hatte. Einfach auf dich zu kommen lassen, das war der Rat den sie Serrana gegeben hatte und sie sollte sich selbst daran halten.
    Und dann waren da noch die Veränderungen, die mit einer Hochzeit einher gingen. Aus einem Ich wird plötzlich ein wir, man hatte andere Verpflichtungen und auch Vorstellungen. Irgendwie änderte sich eine Menge…


    „Du wirst das sicherlich schaffen, du hast doch Laevina die dir auf die Finger schauen wird und dir sagen wird, wenn due gerade auf eine große Katastrophe zusteuerst. Ich glaub kaum, dass sie einfach nur zusehen wird, ich wette mit dir, sie wird wieder anfangen sich ein zu mischen. Außerdem hast du ja immer noch mich. Ich bin doch auch noch für dich da. Außerdem bewegst du dich doch auf vertrautem Terrain. Ich fühle mich genauso unsicher wie du. Aber es bringt nichts, wenn wir uns jetzt die Köpfe zerbrechen und uns vorstellen was alles schief gehen kann“, das sagte sie nicht nur um die Freundin zu beruhigen, sondern auch sich selbst.


    „Laevina ist deine Großmutter, wenn sie etwas gegen die Verbindung mit Sedulus hätte, dann hätte sie ihm schon längst die Hölle heiß gemacht. Sie vermisst dich ebenso wie du sie vermisst. Du bist ihr wichtig, auch wenn sie das nicht wirklich sagt. Ich erzähl ihr immer wieder wie es dir so geht und auch wenn sie es scheinbar kalt lässt, so weiß ich doch, dass sie sich darüber freut, dass es dir nicht schlecht geht!“ versicherte sie. Es dürfte interessant werden, wenn Laevina und Serrana wieder unter einem Dach lebten. Besonders da ihre Freundin sich nicht mehr alles gefallen ließ.

    Calvena schätzte die Octavia etwa auf ihr Alter, vielleicht etwas jünger, aber sicher war sie sich nicht. Sie wirkte etwas verunsichert, aber dafür war sie nett und erwiderte ihr Lächeln herzlich. Sie wirkte erschöpft, was verständlich war, nach der langen Reise. Das Catiena in ihr eine Dame sah, konnte sie nicht ahnen, ansonsten hätte sie wohl herzlich gelacht. Erstens war sie noch nicht so alt und zweitens fand sie dass die Bezeichnung Dame eher auf ihre Großtante Laevina passte, als auf eine junge Frau. Das die Octvaia ihre helle Haut bewunderte, ging an ihr völlig vorbei. Der Winter war gerade erst vorbei, jetzt wo der Frühling kam, würde sie wieder viel öfter raus gehen und dann würde sie wohl auch Farbe abbekommen und damit sich gegen die Mode zu nobler Blässe entscheiden. Außerdem trug sie recht schlichte Kleider, eine grüne Tunika mit einer Blumenborte am Saum und dazu eine wärmende Pala in einem etwas dunkleren Ton. Ihre braunen Wellen fielen fließend über Schulter und Rücken, auf Schminke hatte sie gänzlich verzichtet.
    Kurz nippte sie an ihrem Becher, ehe sie dann erst einmal auf die Gens Octavia weiter einging. „Also Macer arbeitet derzeit an seiner politischen Karriere, er strebt, wie eigentlich jeder junge Politiker, den Ordo Senatorius an. Als ich ihn kennen gelernt hab, da war er noch Dumviir in Ostia. Was die übrige Familie angeht, so kann ich dir leider nicht viel zu ihnen sagen. Ich weiß nur noch von Octavius Victor, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen aufs Land zurück gezogen hat“, erzählte sie und sah Catiena entschuldigend an. „Bisher kenne ich auch nur Macer sehr gut.“ Auch sie steckte sich eine Olive in den Mund. Im Hintergrund wuselte ein Sklave umher und befreite die verhüllten Büsten von den Laken. „Wie bist du mit Macer verwandt?“ fragte sie dann. Sicher kannte sich die Octvaia besser in ihrem Stammbaum aus, als es Calvena konnte.
    Catiena erzählte nun, was sie nach Rom gebracht hatte. Es war die Neugierde auf die Welt gewesen, auf das Zentrum der Macht und auf die ewige Stadt. Sie hätte sich früher nicht vorstellen können, dass es Menschen freiwillig in das dichte Gedränge zog. Sie selbst fühlte sich immer noch wohler wenn sie den Horizont sehen konnte. Aber ihr Leben hatte sich ja verändert. Ganz kurz sah sie auf ihren Verlobungsring. Ein winziges äußeres Anzeichen dafür, wie sehr sie sich verändert hatte, ihr Leben und auch andere Dinge.
    „Träume sind was schönes“, meinte sie dann mit einem verständnisvollen Lächeln. „Ich hoffe du wirst nicht enttäuscht. Rom ist anders, als wie man es aus Geschichten kennt. Aber du wirst deine Erfahrungen sicherlich machen!“ zwinkerte sie ihr zu. „Ich werde versuchen dir den Einstieg zu leicht wie möglich zu machen“, erklärte sie sich bereit. Wie sie das machen sollte, neben den Hochzeitsvorbereitungen und ihren Pflichten im Tempel, wusste sie noch nicht. Im Notfall würde sie Catiena einfach überall hin mitnehmen, wenn diese es wollte.
    „Erzähl mir doch etwas von dir. Woher kommst du, wer sind deine Eltern? Was haben deine Eltern dazu gesagt, dass du nach Rom willst?“ fragte sie aus ehrlichem Interesse.
    „Ungelegen kommst du nicht, nur überraschend. Es wäre besser gewesen, wenn du einen Boten vor geschickt hättest, dann hätte Macer es sicher einrichten können, dich persönlich zu begrüßen. Naja, ist ja auch nicht schlimm. Es ist wirklich ein Zufall dass ich heute hier war.“


    Ad
    Claudia Romana
    Atriums Vestae
    Roma


    Salve Romana,


    nun endlich steht der Termin fest. Ich bin schon furchtbar aufgeregt. Jetzt wo der Termin fest steht, ist es so wirklich. Ich würde mich freuen, wenn du Gast auf dieser Hochzeit bist.
    Es wird dich überraschen, dass es eine Doppelhochzeit wird. Sedulus hatte diese ungewöhnliche Idee und ich brauchte eine Weile um mich an den Gedanken zu gewöhnen. Aber im Grunde hat mein Onkel schon recht. Was bringen zwei Hochzeiten kurz hinter einander, wenn die Gäste immer die Selben sind. So ist es wirklich etwas besonderes.

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    Vale bene
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