Beiträge von Germanica Calvena

    Der Sklave fand sie dort, wo sie es sich gemütlich gemacht hatte und wo sie sich über die Bücher beugte. In der Bibliothek, ihr über die Schultern schaute ihr der Verwalter des Hauses dem es gar nicht gefiel, dass er einer Fremden Rechenschaft ablegen musste und dazu auch noch Einblick in die Bücher gewähren. Es war ihm egal, dass die Germanica eine gute Freundin der Familie war. Sie sollte nur ihre Nase aus seinen Büchern nehmen. Ungeduldig lief er hin und her und warf Calvena dabei giftige Blick zu, doch jedes Mal wenn sie auf sah, setze er ein freundliches Lächeln auf. Der Ärger des Verwalters blieb ihr nicht verborgen und ein wenig amüsierte sie sich darüber. Schon fast provokant gründlich prüfte sie die Bücher. Doch ehe sie sich ein paar kleine gemeine Fragen einfallen lassen konnte, wurde sie unterbrochen und ein Sklave steckte den Kopf rein. „Domina Germanica, soeben ist Octavia Catiena in Rom angekommen“, er wirkte etwas ratlos. Verdutzt sah sie den Sklaven an. „Hat sie einen Boten vorher geschickt und ihren Besuch angekündigt?“ fragte sie. Der Sklave schüttelte den Kopf. Also war es ein spontan Besuch und ausgerechnet derzeit war kein Familienmitglied im Haus. „Sie ist im Atrium“, fügte er hinzu. So schnell fand man sich in de Rolle der Hausherrin wieder. Dabei war es nicht mal die Casa Germanica oder die Casa Quintilia, was ja noch vielleicht logisch gewesen wäre. Eigentlich war sie doch auch nur ein Gast.
    „Dann bereite ein Zimmer für sie vor“, sagte sie und klappte geräuschvoll die Bücher zusammen. „Das wird Macer aber freuen, dass eine Verwandte nun das Haus belebt“, sagte sie mehr zu sich selbst. „Bring uns etwas verdünnten Wein, Obst, Oliven, Brot und Käse. Sie wird sicher eine Stärkung gebrauchen können!“ sagte sie dann direkt zu dem Verwalter und drückte diesem seine Bücher in die Hände.


    Dicht gefolgt von dem Sklaven betrat sie das Atrium und begrüßte dann sogleich die Reisende. „Salve Octavia Catiena. Willkommen in Rom!“ lächelte sie. „Ich bin Germanica Calvena, eine Freundin von Octavius Macer. Er bat mich in seiner Abwesenheit nach dem Rechten zu sehen. Leider wird er dich wohl nicht so schnell begrüßen können. Er ist in Misenum und leistet sein Tribunat ab. Aber ich erwarte ihn Anfang April für eine kurze Weile zurück“, berichtete sie dann kurz und machte eine einladende Geste zu einer kleinen Sitzgelegenheit. „Setz dich, du bist sicherlich erschöpft von der langen Reise.“ Ein anderer Sklave brachte ein Tablett mit zwei Kannen eine mit Wein und eine mit Wasser, dazu ein paar Kleinigkeiten zu Essen. „Was führt dich nach Rom?“ fragte sie dann und machte es sich gemütlich. „Ich werde Macer nachher einen Brief schreiben und ihm von deiner Ankunft berichten, wenn du magst, kannst du gern auch ein paar Zeilen hinzufügen.“ Ihr wurde ein Becher gereicht mit einem viertel Wein und dem Rest Wasser. Catiena würde sicher dem Sklven ihre eigenen Anweisungen geben.


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    Decima Lucilla
    Casa Roscia
    Narbo Martius
    Gallia Narbonensis


    Salve Decima Lucilla,


    sicherlich wunderst Du Dich über diesen ungewöhnlichen Brief aus Rom. Als erstes sollte ich mich erst einmal vorstellen, ich bin Calvena, eine Nichte von Deinem Ehemann und Sedulus, Tochter von Germanicus Callidus.
    Viele Dinge haben sich in Rom ereignet. An den Iden des Aprilis werde ich Heiraten und es wäre mir eine große Freude, wenn Du an diesem Ereignis teilnehmen würdest. Es gibt noch mehr zu feiern. Auch Sedulus will erneut heiraten. Du hast sicherlich erfahren, dass Germanica Paulina leider verstorben ist.


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    Vale und viele Grüße aus Rom
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    GaiusTerentius Primus
    Classis Miseni
    Misenum
    Italia


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    Vale und viele Grüße aus Rom
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    Faustus Octavius Macer
    Legio I in Mantua
    Italia


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    Vale und viele Grüße aus Rom
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    Quintilia Valentina
    Casa Quintilia
    Mogontiacum
    Germania


    Salve Quintilia Valentia,


    Valerian hat Dir sicherlich schon einen Brief geschrieben und Dir berichtet, dass er heiraten wird.
    Auch ich freue mich darüber, dass Du kommen wirst und dass ich Dich endlich kennen lernen werde.
    Auch sollst Du nun eine Einladung erhalten.


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    Vale und viele Grüße aus Rom
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    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Nachdenklich sah sie ihrem Onkel hinter her und versuchte wieder einmal nach zu vollziehen, wie er auf seine Ideen kam, oder aber ob es einfach eine unergründliche Eigenschaft der Germanica war, andere Leute so zu überraschen. Doch wirklich sich den Kopf zerbrechen konnte sie sich nicht, denn Valerian sprach mehr oder weniger das aus, was sie Beide beschäftigte. Nur zu gern schmiegte sie sich an ihn und lehnte den Kopf gegen seine Schulter.
    „Ich frag mich, wie er auf die Idee gekommen ist“, meinte sie recht baff und zuckte dann mit den Schultern. Eigentlich war es ja nicht wirklich, die Umsetzung dürfte ihr einiges Kopfzerbrechen bereiten.
    „Ich wüsste nicht was dagegen spricht. Es ist zwar eine recht ungewöhnliche Idee, aber wir würden den Laren und auch Iuno so oder so ein Opfer bringen. Dann wird es eben ein wenig größer“, meinte sie und nahm sich dennoch vor, einmal einen Kollegen um seine Meinung zu bitten. Sein schiefes Grinsen konnte sie nur erwidern, wirklich überzeugt war sie immer noch nicht und auch Valerian sah nicht wirklich glücklich aus. Kurzerhand küsste sie ihn.

    Sie wusste nicht was für Vorstellungen sie vom weben gehabt hatte, aber sie hatte sich eigentlich erhofft, dass es irgendwie einfacher wäre. Schließlich konnte jedes Mädchen diese Handarbeit, oder sollte es können. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sich selbst Sabina geschickter anstellen würde. Wenn ihre Cousine ihr dabei zusehen würde, würde diese sie mit Sicherheit auslachen und ihr zeigen wie es richtig ging. So aber musste sie sich nur vor dem beißendem Spot Laevinas in Acht nehmen und das konnte schon nerven zerrend sein, besonders, da sie sich vorgenommen hatte, sich zurück zu halten und nicht gleich zurück zu schlagen, wenn diese eine Breitseite an Gemeinheiten ihr an den Kopf warf.
    Stattdessen konzentrierte sie sich auf die vor ihr liegende Arbeit und übte sich daran, mit etwas mehr Druck das Schiffchen durch die gespannten Fäden zu schieben. Laevina hatte ihr mit ihrem zupfen vermittelt, dass eindeutig die Spannung fehlte, das wollte sie nun ausgleichen. Nach einigen Versuchen wurde es sogar langsam gleichmäßiger und nicht mehr nur ein Gewirr aus verschiedenen Strängen Wolle. Doch eine wirklich zufriedenstellende Arbeit war es noch nicht. Dafür war sie noch zu unsicher und immer wieder verknotete sich der Schussfaden.


    Calvena war überrascht, als Laevina ihre Frage beantwortete, fast hätte sie ein Donnerwetter erwartet oder irgend eine spitze Bemerkung, dass es sie nicht anging, wie ihre Erfahrungen im Umgang mit Männern war, aber die Großtante war dann überraschend offen. Auch wenn sie etwas nüchtern klang und das Ganze in wenigen Worten zusammenfasste. Aber mehr hatte sie dann auch nicht wirklich erwartet. Laevina gehörte nicht zu den Frauen, die aus dem Nähkästchen plauderten. Da die alte Germanica so gut gelaunt war, wagte sie einen weiteren Vorstoß. Von wem sollte sie denn sonst etwas erfahren.
    „Wie war es dir?“ fragte sie dann rund heraus.

    Zitat

    Original von Marcus Germanicus Pius
    Marcus kicherte. “Er wollte, dass ihr ihn findet. Er war ganz zerzweifelt!“ Da er das Wort selten benutzte, bemerkte er nicht, dass sich ein Fehler eingeschlichen hatte. Wieder kicherte er. “Iiiii-Aaaa!“ Doch aus Marcus Mund kam es nur ganz leise.
    Vena kam auf seinen Bruder zu sprechen. Marcus sah von ihr weg in das Dunkel des Zimmers. Er nickte leicht. “Aber er kommt ja bald wieder zu Besuch.“ Natürlich vermisste er seinen Bruder. Er war nie getrennt gewesen von ihm und nun lebten sie sogar in unterschiedlichen Städten. So konnten sie nur noch sehr selten herum blödeln und sich raufen. Der Wunsch, auf der Stelle Paullus sehen zu wollen, war groß und machte den Knaben traurig. Doch das wollte er sich nicht anmerken lassen. Also sah er Calvena wieder an. Nachdenklich Gar ein wenig durchringend. “So doll, wie du deine Ziehgeschwister vermisst.“ Das hatte er im Gespür, aber mehr auch nicht.
    Von jetzt auf gleich war der Knabe wieder in der gruseligen Erinnerung. “Ja!“ bestätigte er flüsternd. “Ich glaube schon, dass es Geister waren. Paullus hat gesagt, ich soll so einen Unsinn nicht denken, aber er hat nicht gehört, was ich gehört habe… Sie waren überall und haben geraschelt!“


    „Natürlich wollte Pamuk, dass wir ihn finden. Schließlich fürchtet sich auch ein tapferer Esel, wenn er allein Nachts im Wald ist. So ein hilfloser Esel ist ein leckerer Happen für manchen Wolf“, meinte sie. Marcus hatte sichtlich gefallen gefunden an ihrer kleinen Geschichte von dem Esel. „Das Wort heißt übrigens verzweifelt und nicht zerzweifelt, verbesserte sie ihn gelassen. Noch war es niedlich, wenn Marcus einige Worte nicht richtig konnte, aber er sollte es sich nicht angewöhnen die Worte zu verdrehen. Sie lachte, als er dann die Laute eines Esels nach ahmte.
    Das Marcus seinen Bruder vermisste, war offensichtlich. Paullus war ja die einzige Bezugsperson und er hatte den Jungen mehr oder weniger bei den entfernen Verwandten abgeliefert, die sich nun um den Jungen kümmern sollten. Noch sind dem Jungen diese Verwandten fremd und die Regeln ungewohnt. Sie konnte zwar verstehen, dass Paullus Karriere machen wollte, aber nicht unbedingt in dem er seinen Bruder dann abschob. Leise seufzte sie, nicht wirklich einfach und ihre Kritik hielt sie lieber zurück.
    „Wenn du schnell schreiben lernst, dann kannst du ihm ja Briefe schicken. Wenn du magst, dann können wir auch einmal einen Ausflug nach Ostia machen und ihn einfach besuchen!“ schlug sie vor. Schließlich war Ostia nicht so weit weg von Rom und ein Besuch ließ sich einrichten. Leicht zuckte sie bei Marcus Kommentar zusammen, es klang nicht wirklich bösartig, sondern eher wie eine traurige Feststellung. Sie wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Im Grunde hatte sie sich damit abgefunden, doch die Welt eines Kindes war anders.
    „Natürlich gibt es Geister… dein Bruder sollte es eigentlich besser wissen“, meinte sie halb im ernst.

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    "Gut, dann bis später. Vielleicht sehen wir uns ja zum Abendessen. Calvena Vale bis dahin."


    Und schon schickte sich Avarus an die Räumlichkeiten zu verlassen, um zu seinem Officium zurückzukehren, denn er hatte auch nichts weiter -vorerst- mit ihr zu besprechen.


    Avarus ließ sie wieder allein. „Bis später“, meinte sie recht fröhlich. Bei der Cena kam eigentlich fast immer die gesamte Familie zusammen. Kurz betrachtete sie noch einmal die Gästeliste und legte diese dann mit einem leichten Schulterzucken beiseite. Später würde sie sich darum noch einmal kümmern, jetzt galt es erst einmal wieder den Kampf gegen ein anderes Ungeheuer aufzunehmen: der Webrahm. Ihr wahr gewordener Alptraum aus Holz und Wolle. Zwar versuchte sie sich erneut an diesem Ding, doch nach einer knappen Stunde landete es wieder unter der Kommode und sie ergriff die Flucht, in dem sie einen kleinen Bummel über die Märkte machte.

    „Gibt es irgend etwas das ich Macer ausrichten soll? Braucht ihr etwas?“ fragte sie den Maiordomus der Casa Octavia. An diesem Tage hatte sie ein weiteres Mal ihr Versprechen eingehalten und schaute nach dem Rechten. Wie beim letzten Mal, wurde sie einmal durch Haus und Garten geführt. Die meisten Möbel waren mit Laken abgedeckt um sie vor Staub zu schützen, während alle Familienmitglieder sich außerhalb von Rom aufhielten. Der Garten wurde bereits auf den Frühling vorbereitet, wie wohl in allen Anwesen der oberen Gesellschaftsschicht. Es blühten bereits die ersten Knospen und der Hausherr sollte alles so vorfinden, wie er es verlassen hat. Macer leistete ja sein Tribunat in Mantua ab. Derzeit hatten sie nur per Brief Kontakt.
    „Es ist alles Bestens, domina!“ versicherte der Sklave, es war so etwas wie ein kleines Ritual geworden, sie fragte ob etwas benötigt wurde, er versicherte ihr, dass das Haus auch in der Abwesenheit der Familie gut gepflegt wurde.
    „Er wird wohl Anfang April nach Rom kommen. Ich werde heiraten und ich bin mir sicher, dass er dann kurz nach Rom kommt. Ich denke, das wird er dir aber dann noch sicherlich mitteilen.“ Der Mann nickte. „Ich gratuliere!“ sagte er beflissentlich und nickte dann. Anscheinend langweilte sie ihn mit ihren Hochzeitsplänen, also schwieg sie dann erst einmal und ließ den Blick eine Weile auf dem Garten ruhen, ehe sie sich dann ins Atrium setzte.
    „Dann lass mich einmal in die Bücher sehen“, bat sie. Das letzte Mal hatte sie sich auch schon einmal die Haushaltsführung angesehen. Sie musste nicht, aber sie wollte einen Eindruck über den Haushalt gewinnen. Auch später für ihren eigenen. Der Mann seufzte und watschelte davon. Wenig später brachte er die Bücher, eine Kann verdünnten Wein und etwas Obst, Oliven und Brot. Sie nickte nur und beugte sich dann über das Pergament.

    Es hätte nicht gebracht, wenn sie versucht hätte ihr vermurkste Arbeit zu rechtfertigen. Fest stand, sie hatte so gar kein Talent dafür, zumindest in ihren Augen. Auch wenn sie sich redlich bemühte. Aber es war erst der Anfang, sie saß zum ersten Mal an einem Webrahm und setzte sich mit solcherlei Handarbeit auseinander. Nähen konnte sie war, stach sich aber ständig in die Finger. An sticken hatte sie sich nie gewagt und weben war für sie eine Kunst für sich. Doch der Antrieb war da, sie hatte ein Ziel vor Augen und wenn sie sich anstrengende dann würde es ihr sicherlich gelingen. So glaubte sie jedenfalls.


    Aufmerksam folgte sie den nächsten Anweisungen und betrachtete das Webschiff. Was es war, war ihr schon klar, nur die Umsetzung dürfte sich interessant gestalten. Laevina führte es vor und schließlich nahm sie das Schiffchen entgegen. Es war leicht und fühlte sich irgendwie plump in ihren Händen an, dennoch setzte sie eine entschlossene Miene auf und schob das Stück Holz durch die gespannten Fäden, anschließend drehte sie das Mittelstück und die Fäden die zuvor unten waren, lagen nun oben. Es war doch leichter, als sie gedacht hatte, aber irgendwie sah ihre Reihe nicht so glatt und gerade aus, wie die von Laevina. Sie hatte sich nicht getraut etwas mehr an dem Faden gezogen. Nicht das der Faden dann schon wieder riss.
    „Warst du eigentlich aufgeregt, in deiner ersten Nacht?“ fragte sie dann, wen sollte sie denn sonst fragen, so viele ihrer Freundinnen waren ja nicht verheiratet.

    Schließlich setzte sie noch die zwei Namen auf die Liste. Von den Gedankengängen von Avarus konnte sie ja nichts ahnen. Aber es gab ja immer Gäste die nicht kamen oder sich nicht meldeten oder eine andere Verpflichtung hatten.


    „Also ich hab dann alles!“ sagte sie und sah ihn an.

    Heldenhafter Soldat, Melina hatte ja keine Ahnung, wie sehr ihre scherzhafte Bemerkung zutraf. Schließlich war ihre erste Begegnung mit Valerian mitten in der Subura gewesen, wo sie sich unbeabsichtigt in Schwierigkeiten gebracht hatte. Auch wenn er in diesem Moment nicht wirklich vertrauenerweckend ausgesehen hatte, sondern selbst ausgesehen hatte wie eine der Gestalten aus den Tiefen dieses Viertels. Sie hatte Glück gehabt und mehr gefunden, als nur eine flüchtige Bekanntschaft. Diese Gedanken behielt sie für sich und lächelte lieber ihrem Verlobten fröhlich zu und freute sich dann über seine Nähe. Jetzt wäre sie gern allein mit ihm gewesen...
    Als Valerian dann wieder seine Scherze machte, musterte sie ihn mit einem äußerst kritischen Blick um ihn ein ganz klein wenig zu verunsichern. Besonders, als er sich in Pose warf und den großen starken Mann markierte. Gezielt piekste sie ihm in dem Moment in die Seite und schenkte ihm ein freches Grinsen.
    „Nicht unbedingt über dich“, meinte sie und zwinkerte kurz Melina zu. Diese ließ sich ja noch einen Moment länger über die Männer aus und darüber dass die Suche nach dem richtigen Mann ja eigentlich das Spannendste war. So genau konnte sie das nun nicht beurteilen. Valerian hatte sie ja mehr oder weniger gefunden und zu dem Zeitpunkt hatte sie noch andere Dinge im Kopf gehabt, als unbedingt ein zukünftigen Ehemann. Außerdem bildete sie die große Ausnahme. Liebeshochzeiten waren selten, die meisten Ehen waren arrangiert.
    Calvena freute sich aber, dass Melina sie mochte und sie auch das Mädchen sehr sympathisch fand. Ein guter Einstieg wie sie fand, sie hatte ein paar Bedenken gehabt vor diesem Treffen. Sermo gab dazu dann auch seinen Kommentar ab. Sie grinste nur, früher oder später würden die beiden jungen Frauen wohl aneinander geraten. Das geschah immer, selbst unter Schwestern und besten Freundinnen. Sie lächelte von daher dazu nur geheimnisvoll und nippte an ihrem Becher. Die Zukunft würde zeigen, wie gut sie sich verstehen würden.
    Schließlich verkündete Valerian, seine und ihre Pläne für diesen restlichen Tag. „Geld ausgeben“, kommentierte sie lachend.

    Wohlweißlich hatte sie es niemandem erzählt, dass Serrana mit ihrem Onkel verlobt war. Sie hätte auch nicht gewollt, dass jemand ihre eigene Verlobung ausplauderte. Gedankenverloren spielte sie an ihrem Ring und dachte an ihre Hochzeit und die vielen Dinge die damit verbunden waren. Von daher folgte sie dem Gespräch nicht, erst als Romana dann ziemlich hecktisch die Flucht ergriff, sah sie verdutzt auf und warf einen fragenden Blick in die Runde. Mit leicht gerunzelter Stirn, sah sie ihr nach. Es war doch sonst nicht die Art der Claudia einfach so zu verschwinden. Ein eigenartiges Gefühl beschlich sie. Eine Mischung aus Sorge und Befürchtung. Nach einem Moment des Zögerns lächelte sie in die Runde. „Ich werde mal nach Romana sehen“, entschuldigte sie sich und folgte der Claudia mit gemessenem Schritt. Was war nur los mit der Vestalin, sonst war sie nicht so ruppig, sondern eher freundlich und gelassen. Das Gefühl das etwas nicht stimmte.
    Kaum hatte sie das Triclinium hinter sich gelassen, fragte sie einen Sklaven, wo die Vestalin hingegangen war.
    Nur einen Augenblick später klopfte sie dann an die Tür der Latrine.


    „Romana?“ fragte sie besorgt und wartete auf eine Antwort. Vielleicht war ihr ja auch nur schlecht.


    In der Zwischenzeit ging das Essen seinen Gang.

    Sie erwiderte Septimas Grinsen, ehe sie dann auch etwas ernster wurde und leicht mit den Schultern zuckte. Die Moralvorstellungen der Männer waren oftmals engstirnig. Ein Mann durfte vieles, er durfte sich in einem Lupaner vergnügen, Sklavinnen sich ins Bett holen oder aber wenn er noch nicht verheiratet war, dann suchte er sich seinen Spaß bei willigen Frauen. Eine Frau hingegen durfte nichts, sie hatte ihrem Mann oder Vater oder Bruder zu gehorchen, auf ihre Tugend zu achten und diese solange zu verteidigen, bis sie verheiratet war. Leise seufzte sie. Sie wusste durchaus, dass auch Frauen daran vergnügen finden konnten, wenn sie bei einem Mann lagen.
    „Du weißt doch wie die Männer sind, sie stellen die Regeln auf, an die wir uns zu halten haben. Wir als bürgerliche Frauen haben dem Idealbild zu entsprechen: Tugendhaft, freundlich, zurückhaltend und die vielen anderen Dinge. Aber selbst müssen sie sich nicht an diese Normen halten. Sie haben die Wahl. Es ist eine seltsame Moralvorstellung. Es ist nichts dabei, wenn der Mann sich mit einer Frau vergnügt. Sucht jedoch die Frau ihre Befriedigung, so wird sie entweder als Hetäre oder aber Lupa abgestempelt. Es ist schon ziemlich ungerecht, aber was willst du machen?“ fragte sie und scheute davor zurück Ratschläge zu geben wie: Dann müssen wir eben in aller Heimlichkeit uns das holen, was wir wollen. Sie wusste ja von Septima und Macer, eine recht komplizierte Geschichte wie sie fand. Calvena würde ihr nicht raten Ehebruch zu begehen oder etwas anderes.
    Zumal sie ja selbst in wenigen Wochen heiraten würde, auch wenn ihre eigene Hochzeit eine Liebeshochzeit war. Es kam ihr falsch vor, Septima etwas zu raten, von dem sie fand, dass es falsch war.


    Ein oder zwei Aufgaben würden sich sicherlich für Septima finden. Deren Vorschlag fand dann großen Anklang bei ihr. Begeisterung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Gute Idee, ich werde mal Romana und Serrana fragen wann sie Zeit haben!“ lächelte sie und freute sich schon darauf.


    Angst vor der besagten Nacht hatte sie nicht, sie war nur reichlich nervös, wenn sie daran dachte. Sie war sich nicht sicher ob die Nervosität allein daher rührte. Eher hatte sie das Gefühl, dass die ganze Hochzeit sie völlig durcheinander brachte. Auch wenn sie sich darauf freute. Dennoch es war eine große Veränderung in ihrem Leben…
    „Hast du dich schon hier eingelebt?“

    Sie spürte ein leichtes ziehen in der Magengegend, als sie an ihre Kindheit dachte, an ihre Ziehgeschwister mit denen sie viele Streiche ausgeheckt hatte und auch an den Esel Pamuk der eigentlich alles mit sich hatte machen lassen. Leider war das Tier damals schon alt gewesen und als er dann an Alterschwäche gestorben war, waren sie alle traurig gewesen. Er war ein Freund gewesen.
    „Pamuk war eigentlich nicht schwer zu finden“, erklärte sie ihm. „Er hat ne Menge krach gemacht“, grinste sie. „Man hat ihn überall gehört.“ Dennoch hatten sie ihn einige Stunden lang suchen müssen, ehe sie das Tier zwischen den Bäumen gefunden hatten.
    Kurz sah sie auf Marcus hinunter. Er kuschelte sich immer mehr in seine Decke. Anscheinend würde der Junge auch noch irgendwann einschlafen. Aber erst einmal erzählte er seine kleine Geschichte. „Du hast ganz schön viel erlebt mit deinem Bruder. Vermisst du ihn?“ fragte sie dann in eine kleine Pause hinein. Es fiel dem Knaben anscheinend schwer sich richtig einzuleben, zumal sein Bruder ja keine zeit für ihn hatte und nicht einmal eine kleine Weile dageblieben ist, um Marcus den Einstieg einfacher zu machen. Sie konnte zwar Paullus verstehen, der wohl froh war, die Verantwortung für seinen Bruder jemand anderem zu übertragen, aber Marcus brauchte dennoch jemanden an den er sich wenden konnte. Bia war zwar ein gutes Kindermädchen, aber wesentlich strenger als der Junge es gewohnt war.
    „Ihr habt euch mitten in der Nacht in einem Wald verlaufen?“ fragte sie und erwiderte den Blick aus großen Kinderaugen. „Das ist ja furchtbar. Haben euch Geister verfolgt?“ fragte sie flüsternd.

    Ihr Onkel war sichtlich zufrieden mit sich selbst, während Calvena immer noch an seinem Vorschlag innerlich knabberte und versuchte sich damit abzufinden. Trotz der aufgezählten Vorteile, die eine Doppelhochzeit haben mochte, musste sie sich erst einmal an diesen ungewöhnlichen Gedanken gewöhnen. Durchbrennen, war verlockender denn je. Aber als sie Valerian einen kleinen Seitenblick zuwarf, schob sie diesen Gedanken wieder weit von sich. Zumindest die Familie sollte bei solch einem Ereignis dabei sein. Und mit der Familie kamen die Klienten, mit den Klienten die politische Verantwortung und mit der politischen Verantwortung auch jede Menge Senatoren und andere hochrangige Persönlichkeiten.
    Zumindest hatten sie sich jetzt auf einen Termin geeinigt. Serrana würde wohl ganz aus dem Häuschen sein. Sie würde ihre Freundin besuchen müssen und dann konnten sie die Köpfe zusammen stecken. Die Umsetzung der Doppelhochzeit dürfte eine Herausforderung werden.
    Valerian wirkte jedenfalls recht zufrieden und auch zuversichtlich, auch wenn er sich bei der Festlegung des Termins schweigend zurück gehalten hatte. Sie lächelte, als er meinte, dass es nichts gab was gegen den 10. April sprach.


    „Sonst noch was?“ fragte sie dann Sedulus erst einmal. Wer wusste schon ob er nicht noch mehr solcher Ideen in der Hinterhand hatte.

    Marcus kuschelte sich neben ihr tiefer in die Decken und Kissen und sah sie erwartungsvoll aus großen Augen an. Er hatte sein Ziel erreicht und sie konnte sehen wie zufrieden er mit sich selbst war. Wieder musste sie schmunzeln. Besonders als er ihr dann Fragen stellte und mehr erfahren wollte. Der Knabe war aufgeweckt und für ihn war Rom noch eine ungewohnte Umgebung, von daher suchte nach etwas vertrautem und Geschichten waren für jedes Kind vertraut.
    „Wir haben es geschafft Pamuk zu beschreiben, aber wirklich leicht war es nicht. Er wollte immer vorwärts laufen, aber das ging ja nicht“, sie kicherte und zwinkerte dem Junge zu. „Irgendwann haben wir ihn dann dazu gebracht endlich einmal einige Schritte Rückwarts zu machen. So konnten wir ihn aus seiner misslichen Lage befreien!“ erzählte sie weiter und zog sich ihre Decke noch einmal ein wenig zu recht.
    Marcus meinte es sei im Wald Nachts gefährlich und dunkel. Leicht nickte sie, so war es oft, aber es gab auch Wälder in denen man sich nicht fürchten mussten. „Wir waren ja nicht allein im Wald. Die Erwachsenen haben uns begleitet und dabei geholfen Pamuk zu befreien! Wir brauchten uns gar nicht fürchten.“
    Schließlich sah sie Marcus an. „Warst du auch schon mal Nachts im Wald?“ fragte sie ihn dann. „Was hast du alles mit Paullus erlebt?“

    Calvena hielt Sabina und Marcus fest an den Händen. Sie traute diesen wilden ausgehungerten Tieren nicht über den Weg. Beklommenheit schnürte ihr die Brust zu, denn diese Tieren konnten ihnen durchaus gefährlich werden. Trotz der Käfige. Aus diesem Grunde ließ sie es auch nicht zu, dass der Junge an ihrer Hand näher an die Tiere heran trat.


    „Panther sind Fleischfresser“, erklärte der Mann, der sie zu den Käfigen geführt hatte. Auf seinen Zügen zeigte sich ein böses Lächeln. „Wir lassen sie Hungern, damit sie bei den Kämpfen keine Gnade kennen!“ berichtete er. Calvena warf ihm einen finsteren Blick zu. Er sollte die Kinder mit seinen blutigen Geschichten keine Angst einjagen. Der Mann verstummte unter ihrem zornigen Blick.


    „Brot wird er nicht fressen und du wirst auch nicht ihn füttern“, sagte sie streng. „Keines der Tiere“, fügte sie mit Nachdruck zu. Sie trat an eine Grube heran und blieb im sicheren Abstand zum Rand. „Schau mal, das ist ein Elefant“, erklärte sie. Das große graue Tier trampelte ebenso unruhig auf der Stelle, wie der Panther.

    Eine Weile starrte sie ihr Essen an, das zarte Fleisch und das köstliche Gemüse. Das ernste Thema war ihr auf den Magen geschlagen, dabei hatte sie sich doch darauf gefreut. Die Taverne tat ihr Übriges, dass sie sich nicht wirklich wohl fühlte. Leise seufzte sie. Manchmal war es nicht einfach und der Graben den es zwischen ihr und Elissa trotz aller Freundschaft gab, schien ein wenig tiefer geworden sein. Erst als die Keltin ihr die Zunge raus streckte, als Reaktion auf ihr Angebot. Mit einem Grinsen zuckte sie mit den Schultern und zwinkerte ihr zu. „Ich hoffe du wirst dich auch wohl in der Casa Quintilia. Ich finde das Haus einfach wunderbar“, ein glückliches Lächeln legte sich auf ihre Züge. So langsam hob sich die Stimmung wieder. Kurz widmeten sie sich Beide dem herrlichen Essen und saßen schweigend nebeneinander.
    Sollte sie Elissa die Sache mit dem Flavier erzählen? Immer noch fühlte sie sich reichlich unwohl, wenn sie daran zurück dachte. Valerian wusste ja bereits von diesem konspirativem Gespräch und nach seiner Miene zu urteilen, würde er diesem aufgeblasenem Wicht eine Lektion erteilen. Ob sie das gut finden sollte, wusste sie nicht. Es erfüllte sie mit einer gewissen Genugtuung, dass sie nicht das wehrlose Opfer war, wieder dieser glaubte, doch sie scheute die Konsequenzen und die Dinge die da noch folgen würden...
    Leicht legte sie den Kopf schief und sah Elissa von der Seite an. Der Flavier hatte gesagt, er würde sie ihm Auge behalten. Das Leben konnte kompliziert sein. Aber sie wollte die Keltin nicht in Schwierigkeiten bringen, dennoch konnte sie diese Bitten die Augen offen zu halten.
    „Elissa, ich werde dich in Zukunft wieder etwas mehr mitnehmen. Bitte halte die Augen dann offen und sag mir, wenn die jemand verdächtig vor kommt...“, bat sie diese und drückte sich erst einmal um die Erklärung. Sie war Elissa keine Begründung schuldig, aber wenn diese es verlangte, dann würde sie es ihr erzählen. Die Drohungen des Flaviers klangen ihr immer noch in den Ohren.

    Während sie in ihren Erinnerungen schwelgte, betrachtete Marcus sie aus großen Augen. Wohl aus Furcht, dass sie ihn nun doch in sein Bett schickte. Da sie aber nun auch nicht wirklich mehr einschlafen konnte, konnte sie dem Knaben den Gefallen tun und ihm eine Geschichte zu erzählen. Hoffentlich würde er aber von nun an nicht jede Nacht in ihr Zimmer schleichen, denn dann würde sie dem ganzen doch noch einen Riegel vorschieben müssen, nur damit sie auch ein paar Stunden Schlaf bekam.
    Sie schmunzelte, als Marcus noch mal darum bat, dass sie ihm eine Geschichte erzählte. Im Ausdenken war sie nicht so gut, dafür hatte sie immer Mneme gehabt, diese hatte die tollsten Geschichten sich ausdenken können, nur im erzählen war sie nicht stark gewesen. Dafür hatte sie das meist übernommen.
    Als er dann meinte, sie könnte ihm ja von den Abenteuern mit ihren Ziehgeschwistern erzählen, lachte sie. Wenn dann nur die harmlosen. Sonst würde Marcus auf dumme Ideen kommen und ihre Streiche nachahmen wollen.
    „Also na gut“, grinste sie und zwinkerte ihm. „Wir hatten einen Esel, grau und zottelig und lieb. Mit großen schwarzen Augen. Wir haben ihm immer bunte Bänder an den Schwanz gebunden und sind auf ihm durch die Gegend geritten. Er hat jeden Unsinn mit gemacht und sich nicht gesträubt“, erzählte sie. „Einmal hatten wir uns aus Holz und Sträuchern ein kleines Versteck gebaut. Der Esel, wir haben ihn Pamuk genannt, hat uns gesucht. Er konnte uns nicht finden und ging immer tiefer in den dunklen Wald. Er verlief sich und wir mussten ihn dann die halbe Nacht lang suchen. Gefunden haben wir ihn dann zwischen zwei Bäumen, er steckte fest und kam nicht mehr von allein raus!“