Beiträge von Germanica Calvena

    Calvena musste lachen, als Marcus sich in Pose warf und den stolzen und starken Soldaten mimte. Anscheinend hatte sie seine Begeisterung geweckt. „Immer langsam mit den jungen Pferden“, lachte sie und hob die Hände beschwichtigend. „Heute wird es ja nichts mit dem Tempelbesuch, aber schon bald“, lächelte sie.


    Dann sah sie den Jungen verblüfft an, als er meinte, er müsse sie vor Valerian beschützen. Mit Mühe verkniff sie sich ein weiteres Lachen und versuchte ihn statt dessen ernst zu nehmen. „Valerian wirst du sicher bald kennen lernen. Ich denke du ihn mögen, er ist ja Soldat!“

    Marcus sah dem verschwindenden Webrahmen neugierig hinter her. Sie musste schmunzeln, weben war eigentlich eine Tätigkeit die nur den Frauen vorbehalten war. Vermutlich würde er kaum die Geduld dafür aufbringen können. Eigentlich brachte sie auch nicht die Geduld auf, aber sie sah die Notwendigkeit ein, auch weil es um ihre Hochzeit ging. Das war Ansporn genug. Auch damit sie die Geduld aufbrachte um sich mit Laevina zusammen zu setzen und sich von ihr unterrichten zu lassen.


    Schließlich erzählte ihr Marcus was ihm auf Herzen lag. „Ach deswegen war es so laut“, meinte sie recht überrascht. Sie hatte tatsächlich kaum etwas mitbekommen, sie war eben abgelenkt gewesen. Leicht runzelte sie die Stirn, als er berichtete, dass sich Sabina und Sedulus gestritten. Wirklich beunruhigend fand sie dies nicht, aber sie machte sich dennoch ihre Gedanken. Außerdem war es eigentlich nicht die Art ihrer Cousine irgend jemanden an den Kopf zu werfen, dass sie ihn hasste. „Mhm... ich glaube ich weiß was los ist“, meinte sie nachdenklich. „Und wie ich meinen Onkel kenne, war er gegenüber seiner Tochter so unsensibel wie ein Holzklotz...“, meinte sie. „Nimm es dir nicht zu Herzen, du trägst keine Schuld an dem was zwischen Vater und Tochter derzeit los ist!“ munterte sie ihn auf. „Du kommst dir grad etwas fehl am Platze vor?“ vermutete sie dann. „Mhm, vielleicht kann ich dich ja ablenken...“, sie legte den Kopf leicht schief.

    Ein wenig besorgt betrachtete sie den Jungen, sie hatte Marcus eigentlich als aufgweckten und offenen Burschen kennen gelernt, diese Zurückhaltung mochte so gar nicht zu seinem Wesen passen. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte sie ihn. Sie griff nach einer Kann mit Pfirsichsaft und reichte ihm dann erst einmal einen Becher. „Setz dich ruhig“, sagte sie sanft. Ihr Blick fiel auf den Webrahmen und ihre Wangen färbten sich vor Verlegenheit zart rosa. „Das ist ein Webrahmen... aber nur ein kleiner. Eigentlich nicht mehr wie ein Spielzeug...“, erklärte sie ihm und verstaute das Ding dann einfach in der Kommode. Aus den Augen aus dem Sinn, war die Devise. Sie würde sich später noch genug mit dem Weben beschäftigen.


    Sie bemerkte die Zurückhaltung des Jungen. „Du kannst dich ruhig umsehen, solange du meine Instrumente nicht anfässt. Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel das kaputt gehen kann“, grinste sie und zwinkerte sie ihm zu. Sie sah die Dinge nicht ganz so eng wie Sedulus oder Avarus.

    So recht wusste sie nicht, was sie auf den schon beinahe mitfühlende Bemerkung der Großtante erwidern sollte. Kurz glaubte sie, das Laevina sie nur wieder verhöhnte, aber dann stellte sie fest, dass diese ihre Worte durchaus ernst meinte. Anscheinend war dies wieder ein Schritt auf einander zu. Ein wenig seltsam war es schon.


    Auf die Frage Laevinas hin schüttelte sie den Kopf. „Sie sind über alle Berge, ich könnte auch keinen dieser Männer beschreiben...“, meinte sie und dachte nur ungern an diese Ereignisse zu. Dennoch hatte sie es ihr erzählt. Schweigen senkte sich zwischen ihnen. Calvena wusste nicht, was sie nun noch sagen sollte.

    Wieder saß sie über den kleinen Webrahmen gebeugt und starrte das elende Ding finster an. Noch nie war es ihr wichtig erschienen, solch einer Tätigkeit nach zu gehen, aber nun wo sie diese Fähigkeit brauchte, verzweifelte sie beinahe daran. Es war zum Mäuse melken, egal wie sie es anging, das ganze Ding war weder vernünftig gespannt, noch blieben die Fäden da wo sie hin gehörten. Stattdessen löste sich es immer wieder auf.
    Nur am Rande hatte sie mitbekommen, dass Marcus und Sabina im Haus gespielt hatten, aber der Wirbel war an ihr vorbei gegangen. Vielmehr hatte sie sich mit konzentrierter Miene der vor ihr liegenden Aufgabe gewidmet. Mit recht wenig Erfolg. Trotz aller Versuche, gelang es ihr nicht sich das weben selbst bei zu bringen. Sie hatte eigentlich gehofft, Laevina etwas überraschen zu können, wenn sich die beiden Frauen zusammen setzten, aber anscheinend würde sie vollkommen bei Null anfangen müssen... Frustriert betrachtete sie den Rahmen und die Wolle und bekam zunächst nicht mit, dass sie die Tür zu ihrem Zimmer nicht richtig geschlossen hatte und auch nicht, dass sie einen kleinen Besucher hatte. Schließlich gab sie auf, es würde ihr ohne Anleitung nicht gelingen zu weben. Gerade als sie den Rahmen wieder unter ihre Kommode schieben wollte, entdeckte sie Marcus. Freundlich lächelte sie ihm zu.


    „Salve, Marcus“, lächelte sie ihm zu. „Komm nur rein, ich beiße nicht!“ forderte sie ihn auf und machte eine einladende Geste. „Hast du Durst?“ fragte sie ihn und strich leicht Gedanken verloren über die Saiten ihrer Lyra. In der Ecke stand eine große keltische Harfe und statt des üblichen kreativen Chaos, herrschte Ordnung.

    Sie musste sich ein lachen verkneifen, als Sabina so durch den Garten schlich und sich den Männern ganz unauffällig näherte. Ein wenig wunderte es sie schon, dass selbst Valerian so abgelenkt war, dass er das Mädchen nicht mitbekam. Sie kicherte kurz vor Übermut. Dann sah sie zu Calliphana und lächelte aufmunternd.


    „Wenn Sabina auf dich sauer wäre, würde sie ihren Unmut lautstark kund tun. Sie hat ihren Spaß, aber ich glaube wir sollten das Ganze auflösen, ehe einer der Männer glaubt, Sabina wäre weg gelaufen.“


    In diesem Moment fragte Sabina ob sie mit spielen durfte und die Männer tauschten ratlose Blicke aus.


    „Komm ehe es noch ein Unglück gibt“, forderte sie dann die Furia auf.

    So langsam wurde sie wieder ruhig und sie konnte vor allem einmal ihre Gefühle ordnen, da waren Freude, Glückseligkeit, dann Aufregung, auch Nervosität und ein tiefes Gefühl von Liebe und Zuneigung, wenn sie an Valerian dachte und einen kurzen Blick auf ihren Ring warf. Die wärme des Getränkes war durch den Tonbecher zu spüren und leicht gedankenverloren betrachtete sie ihr verschwommenes Spiegelbild im Wein. Sie strahlte von Innen heraus.
    Der Themenwechsel brachte sie dann auch ein wenig auf andere Gedanken, sie sah Serrana an und schmunzelte über deren Verlegenheit. Vermutlich würde sie diesen Charakterzug nie ablegen, dass machte sie ja so sympathisch. Im nächsten Moment konnte sie Freundin dann nur Fassungslos anstarren. Dann lächelte sie und umarmte die Iunia kurz. „Das freut mich ja so für dich!“ sagte sie warm und herzlich. Sie freute sich sowohl für ihre Freundin, als auch für ihren Onkel. Aber dieser Antrag erklärte auch, warum Sabina so eine finstere Miene seit einigen Tagen zog. Anscheinend war das Mädchen wenig begeistert von den Plänen ihres Vaters. Sie konnte es ein wenig verstehen, auch wenn Sedulus es nicht wirklich wahr haben wollte, aber Sabina trauerte immer noch um ihre Mutter.
    „Mir hat er noch gar nichts davon erzählt...“, meinte sie dann. „Ich hätte dich dann schon früher besucht!“ Bald würde auch Serrana dann eine verheiratete Frau sein. „Ich geh mal davon aus, dass du Ja gesagt hast“, schmunzelte sie.

    Trotz der scheinbaren Freundlichkeit des Flaviers blieb sie skeptisch, etwas an seiner Art und Haltung deutete darauf hin, dass er nicht nur aus purer Neugierde hier war um an ihrer Prüfung teil zu nehmen. „Es ist mir eine Ehre Dich kennen zu lernen“, nickte sie höflich, als der Pontifex ihr den Flavier vorstellte. Dass sie einander bereits kannten, behielt sie für sich, ebenso wie er es tat. Sie konnte die Begegnung mit ihm auch nicht wirklich verdrängen, er hatte sich reichlich zum Affen gemacht. Kurz überlegte sie, abzulehnen, dass er auch bei ihrer Prüfung zugegen war, aber ihr fiel nicht wirklich ein passender Grund ein. Von daher nickte sie dann zustimmend, wobei ihr Lächeln unverbindlich blieb. „Nur zu, es wäre mir eine Freude!“ Das war zwar eine glatte Lüge. Zumindest blieb es ihr erspart allein mit dem Flavier zu reden. Aurelius Corvinus fand die Idee von einem konspirativem Gespräch überhaupt nicht gut. Kurz lächelte sie dem Pontifex zu und warf Piso einen kurzen durchdringenden Blick zu. Fast könnte man meinen, dass hier die übliche Abneigung Germanica-Flavia zu Tage trat, doch sie war sich nicht wirklich sicher, was Piso sich von seinem Auftritt erwartete. Wollte er angeben, dass er nun Septemvir war oder wollte er sich einfach nur verunsichern. Oder wollte er ihr eines Auswischen... doch es brachte ihr nichts, wenn sie sich jetzt darüber den Kopf zerbrach. Lieber widmete sie sich der ihr bevorstehenden Aufgabe. Als ihr Piso viel Erfolg wünschte, nickte sie erneut. „Danke, sehr freundlich“, erwiderte sie. Wenn er hoffte sie aus der Ruhe zu bringen, so musste er wohl enttäuscht sein. Sie ging nicht auf seine Sticheleien ein. „Es ist soweit alles vorbereitet“, sagte sie nun mehr in Richtung ihres Lehrers und ihres Prüfers und ignorierte den Flavier jetzt erst einmal und verbannte ihn aus ihren Gedanken. Sie war auch ohne seine gehässigen Blicke nervöser, wie ihr Lieb war.


    Nun war es soweit. Alles war vorbereitet und im Grunde würde es nichts bringen das bevorstehende Opfer weiter auf zu schieben. Kurz schloss sie die Augen um sich selbst zu beruhigen, dann betrat sie den Tempel. Trotz sorgfältiger Vorbereitung war sie ganz schön nervös, sie versuchte aber dies sich aber nicht anmerken zu lassen. Im Tempel legte sie erst einmal ihre pala ab und streifte die Sandalen von den Füßen. Meine Güte war das kalt, der Stein unter ihren war ja schon fast eisig. Nachdem Opfer würde sie ganz schön durch gefroren sein. Sie schob die Gedanken an die winterliche Kälte beiseite und ging mit entschlossenen Schritten zu dem Wasserbecken. Sorgfältig wusch sie sich Hände und Arme. Dabei murmelte sie leise: „Möge dieses Wasser alle Unreinheiten von meinem Körper waschen. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es!“ Im Grunde waren es keine besonderen Worte, aber eine gewisse Ruhe kam nun über sie. Sie konzentrierte sich nun voll und ganz auf die bevorstehende Aufgabe. Nicht weit entfernt warteten die Musikanten und die jungen ministri auf sie. Mit einem leichten Kopfnicken wies sie die fidicines und tibicines Lauten und Flöten zum erklingen zu bringen. Die Melodien übertönten den Lärm der Stadt und sperrten alle störenden Nebengeräusche aus. Sie selbst blendete die beobachtenden Blick aus, die auf ihr ruhten und jeden ihrer Handgriffe genau analysierten. Ihre Nervosität schwand langsam, dennoch ganz wollte sich diese nicht ganz vertreiben lassen.
    Gemessenen Schrittes ging sie nun den Gang zum Kultbild und dem davor aufgebauten foculus. Die Hände hatte sie dabei nach oben gerichtet.


    „Oh Vertumnus, Gott der wechselnden Jahreszeiten. Herr der Wandels. Oh Vertumnalus, der du den Tiber umgeleitet hast. Gepriesen seist Du. Oh großer Gott der Verwandlung, erhöre Deine Dienerin. Sei mir gnädig. Hier stehe ich um Dir ein Opfer dar zu bringen!“


    Sie ließ sich von einem halbwüchsigem Knaben das Weihrauch reichen. Lavendel- und Rosenblüten waren darunter gemischt. Bedächtig streute sie die kleinen Körner in die glühende Kohle. Zischend verbrannte das wertvolle Harz. Weißer Rauch hüllte sie ein und stieg auf. Ein süß-stechender Geruch stieg ihr in die Nase, unterstrichen von Lavendel und Rose. Es roch nach Frühling und Leben. Während der weiße Rauch sich zur Decke kringelte, schien er ihre Nervosität mit zu nehmen. Wieder bekam sie das Gefühl der Gewissheit, dass sie hier sein sollte. Dies war was sie wollte, den Göttern dienen und für das Wohl Roms zu opfern. Die Götter zu besänftigen, war der größte Dienst den man wohl an Rom erweisen konnte.


    „Oh mächtiger Vertumnus. Nimm diesen kostbaren Weihrauch an. Er gebührt Dir, Herr der Verwandlung!“


    Ihre Stimme war fest, ein Echo schien ihre Wort kurz zurück zu werfen. Calvena ließ sich nun eine silberne Schale mit frischem Obst reichen. Das Licht der glühenden Kohlen und Öllampen brach sich darin. Kurz hob sie diese an um sie dem Gott zu zeigen.


    „Oh großartiger Vertumnus, dieses Obst soll dir gehören. Damit der beständige Kreislauf der Jahreszeiten uns Fruchtbarkeit und Wohlstand bringt. Damit die Felder immer grün sein mögen. Damit günstige Winde die Schiffe unserer Händler sicher über das Meer tragen und damit das Imperium erblüht und wächst!“


    Mit bedacht stellte sie das Obst auf den Altartisch. Als nächstes reichte ihr der Junge einen Strauß mit blassen Winterblumen. Deren zarter Duft mischte sich mit dem Weihrauch.


    „Oh mächtiger Gott Vertumnus, bringe uns Veränderung und Wandel. Sie prägen diese wunderbare Stadt und dieses großartige Reich! Denn Stillstand wäre der Untergang dieses wunderbaren Imperiums!“


    Beinahe zärtlich legte sie die Blumen nun auch auf den Altar vor die silberne Schale, so dass die Blüten das Obst einrahmten. Nun wurde ihr eine Amphore mit bestem Wein gereicht. Von Unsicherheit war nun nichts mehr zu spüren. Es war als hätte sie schon hundert Male den Göttern geopfert. Schwer wog das Gefäß in ihren Armen.


    „Oh Vertumnus, der du den Tiber umgeleitet hast und diese wunderbare Stadt vor Schaden bewahrt hast. Diese Wein soll Dir gehören. Mögest Du auch in Zukunft den Tiber in seine Schranken weisen!“


    Sie schüttete den Wein in die dafür vorgesehene Mulde im Boden. Als auch der letzte Tropfen dem Gott geopfert wurde, reichte sie die Amphore zurück an ihren Helfer. Wieder hob sie nun die Hände.


    „Oh großer Vertumnus, Herr der Verwandlung, Gott der Jahreszeiten und Herrscher über den Wandel. Diese Gaben sollen Dir gehören, damit Dein Segen den Wohlstand Roms sichert und damit der Wandel uns Frieden sichert.“


    „Oh Vertumnus, ich bitte Dich, nimm dieses Opfer von Deiner bescheidenen Dienerin an!“


    Mit diesen Worten beendete sie das Voropfer und drehte sich nach rechts. Damit hatte sie den ersten Teil des Opfers überstanden. Nun kam der Teil, bei dem sie sich wohl überwinden musste. Ein wenig tat ihr der Ziegenbock Leid, welcher gleich sein Blut und Fleisch geben würde um den Gott zu besänftigen. Nun konnte sie auch wieder den Klang der Flöten und Lauten wahr nehmen. Sie hatte alles ausgeblendet während des Voropfers. Sie war ganz in ihrer Aufgabe aufgegangen.
    Nun schritt sie hinaus auf den Tempelvorplatz, ihr folgten einer kleinen Prozession gleich, die Ministri, die Musikanten und auch die anderen Helfer. Eine Schaulustige hatten sich vor dem Tempel versammelt und wollten dem blutigen Opfer beiwohnen. Calvena unterdrückte die wieder aufsteigende Aufregung. Die vielen Augen die auf ihr ruhten machte sie ganz nervös. Doch sogleich konzentrierte sie sich wieder auf ihre Aufgabe. Ein victimarius stand neben dem Opfertier bereit. Dieses war leicht mit Kräutern betäubt und verhielt sich vollkommen still. Es sollte ja nichts schief gehen und ein panisches Tier konnte unberechenbar sein. Mit glasigen Augen starrte es völlig abwesend in die Ferne. Die schwarzen Augen waren wie Spiegel. Die Hufe und die Hörner waren vergoldet worden und Wollbänder schmückten den Kopf. Ein Ministri besprenkelte alle Anwesenden und auch das Opfertier mit Wasser. Sicheren Schrittest trat sie an den Altar. Unmerklich nickte sie einem der Opferhelfer zu, welcher dann mit lauter Stimme sagte: „favete linguis!“ Nun war es wieder an ihr, die Stimme zu erheben.


    „Oh mächtiger Vertumnus, Dir ist dieses Tier geweiht! Sieh auf Deine Dienerin herab, denn dieses Opfer soll nur Dir gehören. Schenke uns Deine Gunst, damit Dein Segen uns Wohlstand bringt!“


    Ihr wurde eine Schale mit Wasser gereicht, damit sie sich die Hände nun noch einmal reinigen konnte. Ein weiterer Ministri reichte dann auch noch das malluium latum. In der kurzen Stille, in der sie sich die Hände trocknete und ihr das mola salsa gerreicht wurde, war der Klang der Flöten deutlich zu vernehmen. Doch hier draußen vor dem Tempel war es nicht ganz so einfach den Lärm Roms auszusperren. Ablenken ließ sie sich aber dadurch nicht. Mit dem Gemisch aus Salzlacke und Dinkelschrott strich sie über den Bock und weihte ihn mit schon fast geübten Handgriffen dem Gott. Nun wurde ihr das Opfermesser gereicht. In der Zwischenzeit nahm ein Ministri dem Tier den Schmuck ab. Das Messer fest in der Hand strich sie mit der Klinge ruhig über den Körper des Bockes, angefangen von dem Kopf bis zu dem kleinen Schwanz. Schließlich überreichte Calvena dem Victimarius das Messer.
    „Agone?“ fragte sie dieser und sie antwortete selbstsicher. „Age!“ Mit diesen wenigen Worten entschied sie einfach über das Leben des Opfertieres, denn nur einen Herzschlag später, blitze das Messer im Licht der Wintersonne auf, ehe das Blut rot sprudelte und sich über den Altar verteilte. Ein Helfer stand mit einer Schale bereit um den Lebenssaft aufzufangen. Ein wenig Flau wurde ihr schon im Magen. Entschlossen kämpfte sie dagegen an. Dieser Teil war ihr etwas unangenehm, aber schnell war das Blut versiegt.
    Noch einmal blitze das Messer auf, als mit sicherer Hand das Tier ausgeweidet wurde und die Organe in der vorgesehenen patera beiseite gelegt wurden. Ein Priester stand ihr zur Seite und betrachtete nun eingehend die Eingeweide. Sie konnte nun nur noch abwarten und sehen ob der Gott ihr Opfer an nahm.

    Calvena konnte durchaus die Skepsis in der Stimme ihrer Freundin hören. Leise seufzte sie und nickte dann entschlossen und auch überzeugt. „Natürlich wird er sie bekommen, sein Patron hat es ihm bereits versprochen. Nur die Beamten lassen sich Zeit“, sagte sie, ohne Vorwurfsvoll zu klingen. Irgendwie behagte es ihr nicht, dass ihre Freundin anscheinend so viele Bedenken hatte. Aber vielleicht war es auch gut so, hin und wieder fehlte ihr ein wenig der Blick für die Realität und ein wenig gesunde Skepsis konnte nicht schaden. Doch irgendwie machte es sie traurig, dass Romana sich nicht so sehr für sie freute. Aber einen Vorwurf würde sie ihr daraus nicht machen, sie machte sich ja nur sorgen um sie. Alle Zweifel wurden zerstreut, als Romana sie dann recht vehement sie verteidigte und meinte, das Valerian ihr niemals das Wasser reichen könne. Sie verspürte tiefe Dankbarkeit, aber sie konnte es nicht wirklich auf sich sitzen lassen, dass ihre Freundin ihren zukünftigen Mann so herab setzte. „Ach, Romana... du bist eine wahre Freundin. Und egal ob Valerian vielleicht nicht die gesellschaftliche Stellung hat, die ich habe, ist es doch unwichtig. Ich liebe ihn und er mich und nur das zählt“, verteidigte sie dann, ehe sie ihren Weg durch die Gänge fort setzten.


    „Wenn dann nur im engsten Kreis der Familie“, antwortete sie dann ihrer Freundin. Die Wahrheit aber war, dass sie sich nicht wirklich Gedanken darüber gemacht hatte. Aber sie wusste, dass es wichtig war, auch weil sie den kultischen Weg ging und deswegen so etwas wie eine Vorbildfunktion besaß. Von daher musste alles seinen rechten Weg haben. „Wenn dann will ich die Hochzeit etwas größer gestalten“, erklärte sie dann.


    Romana konnte fragen, etwas ratlos sah sie ihre Freundin kurz an. Sie konnte nicht einfach einen Termin vorschlagen und am Ende hatte Valerian Dienst. Nur leider war er in Mantua, so dass sie ihn nicht sofort um seine Meinung fragen konnte. „Sobald Valerian aus Mantua zurück ist, aber wann das ist kann ich dir leider nicht sagen. Ich werd dir aber dann sofort einen Brief schreiben“, versprach sie ihr.


    Sie kamen in den Garten und Calvena staunte. Trotz der kalten Temperaturen blühte er in all seiner Pracht. „Wunderschön!“ lächelte sie und trat einen Schritt an das Beet heran. „Du hast ein Talent für Blumen...“, sie lächelte und überlegte ob sie Romana fragen sollte, ob diese sich um die Blumen für ihre Hochzeit kümmern wollte.

    Valerian drückte ihre Hand, liebevoll. Seine Worte ließen ihr Herz höher schlagen und sie hätte nicht gewusst, was sie auf diesen Versprechen hätte antworten sollen. Vermutlich dasselbe, was er zu ihr gesagt hatte. Sie würde versuchen ihn ebenso glücklich zu machen, wie er es tat. Leicht erwiderte sie seinen Händedruck.


    Schließlich verabschiedete sich Sedulus von ihnen und gönnte ihnen Zeit zu zweit. „Bis später“, lächelte sie ihm hinter her, dann waren sie allein. Wirklich fassen konnte sie es ihm ersten Moment nicht, aber dann strahlte sie ihren zukünftigen Ehemann an. „Du hättest mich ruhig vor warnen können...“, scherzte sie dann und versuchte so etwas wie eine vorwurfsvolle Miene aufzusetzen, was ihr so gar nicht gelingen wollte. Dafür grinste sie einfach zu breit. Wie gut das Quadrata bereits den Rückzug angetreten hatte, sonst würde sie wohl nun mit Freude diesem kleinen Gespräch lauschen.

    Calvena grinste breit, als Macer sich beinahe an seinem Wein verschluckte. Anscheinend war er was den Klatsch und Tratsch anging, nicht auf dem neuesten Stand. „So so, du hast also geahnt, dass er sich einen meiner Gäste angelt?“ meinte sie recht amüsiert, doch als er sich laut fragte, warum Salinator noch keine Frau hatte, sah sie ihn skeptisch an. Sie hatte eine Menge Theorien, warum keine Frau sich auf ihn einließ. Sie empfand den PU als unangenehmen Zeitgenossen.


    „Ich glaub er will keine Frau, er will eher Gespielinnen...“, meinte sie trocken und musste sich nur an die begehrlichen Blicke erinnern, mit denen er sie immer bedacht und auch alle anderen jungen Frauen. „Wenn er kann nimmt er alles was nicht bei Drei auf den Bäumen ist... und er zählt verdammt schnell“, scherzte sie trocken. Sie verkniff sich zu sagen, dass Salinator ein schmieriger vulgärer Kotzbrocken ist.

    Der Wind wurde etwas stärker und sie fröstelte ein wenig, aber das war eigentlich mehr ihrer Nervosität zuzuschreiben, als den winterlichen Temperaturen. Besser wurde es nicht, denn in diesem Augenblick entdeckte sie ihren Lehrer Durmius Verus und Aurelius Corvinus. Mit gemischten Gefühlen betrachtete sie kurz die beiden Männer. Ihren Lehrer hatte sie sehr gern, irgendwie war er wie ein Großvater, weise und geduldig. Der Anblick des Pontifex hingegen löste eine gewisse Verlegenheit aus, zwar hatten sie einander bereits kennen gelernt, aber bis auf einige höfliche Floskeln noch nicht viel mit einander geredet. Kurz strafte sie sich und ging dann erst einmal zu den Männern herüber, nur um einen Augenblick ihren Augen nicht zu trauen. Was wollte denn dieser eingebildete Schnössel Flavius Piso hier? Ihre letzte Begegnung war unter anderen Umständen gewesen und ihr rutschte grad das Herz ganz schön tief. Irgendwie hatte sie nicht das Gefühl, dass er hier war um sie zu unterstützen... Dennoch machte sie lieber gute Miene zum Spiel, setzte ein höfliches Lächeln auf und verbarg ihre Gedanken dahinter. „Salve die Herren“, grüßte sie höflich und auch ein wenig unverbindlich. Ihrem Lehrer schenkte sie ein warmes Lächeln, ebenso dem Aurelier. Sie vermied es dem Flavier einen schiefen und misstrauischen Blick zu zu werfen. Stattdessen blieb sie lieber freundlich und nickte ihm kurz zu. Was im Namen aller Götter machte er denn hier und woher wusste er von ihrer Prüfung. Seiner Aufmachung zu urteilen, war er ebenso ein Mitglied des Cultus Deorum wie sie, die Frage war nur welches Amt er bekleidete...

    Etwas befremdet sah Calvena die Iunia an. Diese brauste regelrecht auf. Wie gut dass sie sich einen Kommentar zum Thema Krieg verkniffen hatte, sonst würde sich Axilla wohl nur noch mehr vor den Kopf gestoßen fühlen. Außerdem war sie sich ziemlich sicher, dass weder Paulina noch Valeria ihre Worte böse gemeint haben. Ihr Blick wanderte fragend zu Serrana, sie hatte keine Ahnung was sie diesem wütenden Wortschwall entgegnen sollte. Außerdem schien Axilla sofort diese Aussagen als Angriff zu werten und nicht als harmlose Plauderei... Von daher versuchte sie es auf dem diplomatischen Wege und hielt lieber erst einmal den Mund, bis sich die Iunia abreagiert hatte. Dann hob sie beschwichtigend die Hand.
    „Keiner hat die Verdienste und Taten deiner Verwandten als alberne Spielerei abgetan oder wollte dich beleidigen, Axilla“, sagte sie vorsichtig. Nicht dass diese dann auch noch unbegründet auf sie los ging.
    "Aber manche Kriege und Kämpfe sind nur sinnloses Blutvergießen. Das kannst selbst du nicht leugnen..."
    Zu dem Kommentar über Salinator wusste sie nichts weiter zu sagen. Sie sah die Verbitterung in den Augen der jungen Frau.

    Klirrend kalt war es an diesem Januartag und doch war der Himmel strahlend blau. Rom erstrahlte im schwachen Schein der Wintersonne. Ein Schwacher Wind wirbelte durch die Straßen, zerrte an der Kleidung und spielte mit altem Laub. Wie immer war Rom wie ein betriebsames Ameisennest: Auf den Marktplätzen der Stadt boten lautstark Händler ihre Ware feil, Bettler hockten an Ecke und streckten ihre mageren Hände nach den vorübergehenden Passanten aus, Kinder tollten in den ruhigeren Straßen und alte Männer saßen in den Tavernen und erzählten ihre Geschichten. Ein Trupp der Cohortes Urbanae marschierte durch die Straßen, während Jugendliche auf den Stufen des Basilica Iulia herum lungerten und sich im Würfelspiel übten.
    Der Tempel des Vertumni erhob sich auf dem Aventin über die umliegenden Wohnhäuser und Geschäfte. Es war ein alter Tempel, der Marmor war ein wenig stumpf geworden, die Vergoldungen ein wenig verblasst und der Zahn der Zeit war nicht ganz spurlos an diesem Bauwerk vorüber gegangen. Wohl auch passend, denn Vertumnalus war der Gott der Jahreszeiten, der Veränderungen, des Wandels. Nichts ist Ewig und alles unterliegt dem Kreislauf des Lebens. Eine gewisse Vergänglichkeit ging von dem Tempel aus und gleichzeitig doch eine gewisse Erhabenheit, denn viele Generationen von Priestern hatten hier gedient und Opfer zu Ehren des Gottes dar gebracht.
    Vor dem Tempel erhob sich eine metallene Statue mit dem Abbild des Gottes, Blumen waren zu seinen Füßen gelegt worden.*
    Und heute sollte Calvena ein Opfer darbringen. Es war nicht irgendein Opfer, sondern gleichzeitig eine Prüfung, die darüber entschied, ob sie bereit war, die Pflichten im Tempel der Iuno selbstständig zu übernehmen, oder ob sich ihre Lehrzeit noch verlängern würde.
    Nervös war sie und aufgeregt. Seit Monaten hatte sie auf diesen Tag hin gearbeitet und war er da. Eigentlich kaum fassbar, denn innerhalb der kürzesten Zeit hatte sich ihr Leben doch gewaltig geändert und würde sich immer noch verändern. Da war der Ort für ihre Opferprüfung doch wirklich passend. In den letzten Tagen hatte sie dieses Opfer sorgfältig vorbereitet, sich mit einem der Händler die für die Lieferung der Opfertiere getroffen und dann nach dem passenden Tier gesucht: Ein weißer Ziegenbock, dessen Hörner und Hufe sie hatte vergolden lassen. Ein schönes kräftiges Tier, größer als seine Kameraden und etwas störrisch.
    Trotz sorgfältiger Vorbereitung, war sie doch ziemlich nervös und hatte die Nacht kaum schlafen können. Die halbe Nacht über hatte sie sich den Kopf zerbrochen und war die Worte durchgegangen die sie sagen wollte. Hatte sich gefragt, ob sie auch nichts vergessen hatte und unzählige Stoßgebete an die Götter geschickt, dass sie ihr gewogen sein mögen. Irgendwann hatte sie dann doch kurzzeitig der Schlaf übermannt, aber wirklich erholsam war er nicht gewesen. Noch bevor das erste graue Sonnenlicht den Morgen ankündigte, war sie aufgestanden und hatte sich mit einem Becher heißem Tee in die Küche gesetzt und die Sklaven beobachtet, nur um sich auf andere Gedanken zu bringen. Wirklich abgelenkt hatte sie dies nicht von ihrer Nervosität. Sie hatte sich so Unwohl gefühlt, dass sie lustlos an einem Apfel herum gekaut hatte. Ein klein wenig schlecht war ihr auch gewesen. Reines Lampenfieber, hatte sie sich ständig eingeredet.
    Nun stand sie auf dem Vorplatz des Tempels, gekleidet in reines weiß. Sie hatte sich eine schwere pala um die Schultern gelegt um sich vor der winterlichen Kälte ein wenig zu schützen. Immer wieder griff sie an ihren Hals, dort ruhte ein Geschenk Valerians, ein kleiner Delphin, geschnitzt aus einem kleinen Stückchen Holz. Sie trug ihn an diesem Tag, weil er ihr Glück bringen sollte. Ansonsten hatte sie auf jeglichen Schmuck verzichtet, mit Ausnahme ihres Verlobungsringes.


    Calvena musste schmunzeln, als Marcus sich bereit erklärte, sie einmal in die Tempel zu begleiten. Aber wirklich freudig begeistert wirkte er nicht. Entweder das kam noch, oder aber es würde sein wohl erster und letzter Besuch in den Tempeln werden. „Wir können ja gemeinsam den Tempel des Mars besuchen“, schlug sie ihm vor. „Du willst doch Soldat werden und da weißt du sicherlich, wer Mars ist“, zwinkerte sie ihm zu. Zwar war Mars nicht gerade ihre bevorzugte Gottheit, aber es dürfte nie Schaden diesem auch ein kleines Opfer zu bringen.


    Recht nüchtern erzählte der Junge von seiner Mutter. Armer Kerl, er hatte sie nie kennen lernen dürfen. Aber was hätte sie ihm sagen sollen, er wirkte gefasst und schien sie trotz allem nicht zu vermissen. Sie schenkte ihm von daher ein warmes Lächeln. Sabina war recht emotional wenn es um ihre Mutter ging und auch recht empfindlich. Was wohl auch daran lag, dass sei ihre Mutter vermisste, während Marcus ja seine nicht einmal kennen gelernt hatte.
    „Sabina hat Valerian erst kürzlich kennen gelernt. Bei einem Fest das ich hier in der Casa ausgerichtet hab“, erzählte sie ihm dann. „Sie haben sich gleich angefreundet“, fügte sie hinzu. „Und ich denke mal, dass auch Sabina ihn sehr nett findet.“ Jedenfalls ist sie mir nicht mehr sauer, dass ich heiraten will, fügte sie in Gedanken hinzu.

    "Ich denk mal, das wir uns noch einmal über den Weg laufen werden. So groß ist die Casa nun auch wieder nicht!" schmunzelte sie. Zwangsläufig begegnete man immer einem Familienmitglied. "Vale Vitale", lächelte sie ihm zum Abschied zu und widmete dann sich erst einmal wieder ihrem Brief. Nun wo sie allein war, wurde ihr ihre Nervosität bewusst... Das konnte ja noch heiter werden.

    "Wenn das Opfer von den Göttern angenommen wird und ich somit meine Prüfung bestanden hab, dann bin ich eine Priesterin des Cultus Deorum. Meine Pflichten sind dann recht vielseitig, von öffentlcihen Opfern bis hin zur Pflege der Tempel. Ich hab mich entschlossen Iuno zu dienen", erklärte sie mit einem Lächeln und betrachtete dann noch einmal den Brief. Eine gewisse Nervosität verspürte sie. Sie würde sich wohl recht schnell an die Vorbereitungen machen müssen. Ein Opfertier musste her, dann Ministri und Musikanten... Ihr Lächeln schwand und wich einem etwas angespannten Gesichtsausdruck.


    "Lass dich nicht zwangsläufig von Laevina nettem auftretten täuschen. Ich bin darauf auch rein gefallen....", entgegnete sie. "Sie will immer wissen was vor sich geht und steckt ihre Nase in Angelegenheiten die sie nichts angehen.... Mittlerweile achte ich selbst drauf, dass sie meine Post nicht zu lesen bekommt. Sollte ich also einmal nicht da sein, dann gub bitte Elissa meine Post. Sie weiß diese dann vor neugierigen Blicken zu schützen. Du wirst früher oder später deine eigenen Erfahrungen mit Laevina machen."


    Wenn der alte Drachen wüsste, dass sie den Scriba vor ihr warnte, dann könnte sie sich auf ein Donnerwetter gefasst machen. Aber da sie sich ziemlich sicher war das weder Quadrata noch Laevina an ihrer Tür lauschten, sprach sie ziemlich freimütig darüber.


    "Ansonsten steht die Familie eigentlich fest zusammen. Avarus kann hin und wieder etwas ruppig sein, aber im Kern ist er ein sehr netter Mensch. Vor allem liegt ihm viel am häuslichen Frieden. MIt Sedulus kann man eigentlich über fast jedes Problem reden. Er ist mein Onkel und auch gesetzlicher Vormund. Sabina ist seine Tochter, sie kann ein Sonnenschein sein, aber auch ein kleines Biest und dann ist da noch Laevina. Sie ist sehr neugierig, ziemlich bissig, hat aber auch durchaus ihre guten Seiten. Und seit kurzem sind dann da noch Marcus und Aculeo. Viel kann ich dir über die Beiden noch nicht sagen, aber an sich sind Beide sehr umgänglich", fasste sie auf die schnelle die Familienverhältnisse zu sammen. "Aber bilde dir lieber ein eigenes Bild", schmunzelte sie.

    Ihre Freundin war ganz verlegen, wegen ihrer unbedachten Worte. Dabei fand sie es eigentlich nur ein wenig komisch, nicht wirklich Peinlich. Unter anderen Umständen wäre es ihr wohl ähnlich gegangen.


    „Serrana hat deinen Vater bei dem Fest zu den Fontinalien kennen gelernt“, erzählte sie um die ganze Situation auf zu lockern. Vielleicht brachte es ja das Eis zum schmelzen und wenn nicht, dann konnten sich die beiden jungen Frauen immer noch unter dem Vorwand nun sich beeilen zu müssen absetzen. Schließlich hatten sie sich ja nicht ohne Grund verabredet.


    „Schade das du nicht dabei warst. Hätte dir sicher gefallen“, plauderte sie dann einfach weiter und drückte den Arm ihrer Freundin aufmunternd. Serrana brauchte sich nicht zu schämen, dass sie Flavus mit Valerian verwechselt hatte. Sie war sogar ziemlich froh über diese Ablenkung.

    Das für einen Jungen in seinem Alter das Leben eines Soldaten spannender erschien, als der Dienst an den Göttern, konnte sie verstehen. Aber früher oder später würde der Junge lernen, dass die Götter auch in seinem Leben eine wichtige Rolle spielten und er nie vergessen durfte diesen ihren Anteil zu geben. Aber eigentlich war sie mit ihrer Einstellung im Hause Germanica etwas allein, Avarus und auch Sedulus schenkten den Göttern kaum Beachtung, sie bezweifelte auch ein wenig, dass sie an diese glaubten. Nun gut, dafür sorgte sie nun für Ausgleich.
    „Ich kann dich ja einmal mit nehmen, wenn ich ein kleines Opfer darbringen. Einfach nur so, die Götter freuen sich über jede Aufmerksamkeit“, schlug sie Marcus dann vor. „Aber nur wenn du Lust hast“ fügte sie sanft lächelnd hinzu. Sie hatte nicht vor ihn zu zwingen.


    Marcus schien nicht wirklich zu verstehen, warum sie heiratete. Kurz legte sie den Kopf schief, anscheinend hatte er seine Eltern sehr früh verloren, denn sonst hätte das Kind wohl einen anderen Blick auf die Welt und würde Dinge wie Liebe besser verstehen. Sie lächelte als Marcus weiter fragte. „Ja, er ist nett. Sogar sehr nett“, bestätigte sie ihm. „Du wirst ihn sicherlich einmal kennen lernen“, fügte sie hinzu. Sie überlegte, wie sie ihm das Besser erklären konnte. „Deine Eltern waren auch verheiratet... glaube ich zumindest. Sie hatten sich auch gern, sonst hätten sie dich nicht bekommen. Und weil ich Valerian gern habe und er mich, wollen wir heiraten. Damit wir zusammen sein können. Wenn man erwachsen wird, sind die Dinge zwischen Mädchen und Jungen etwas komplizierter. Man sieht die Dinge anders und wenn du eines Tages ein Mädchen ganz besonders gern hast, willst du sie vielleicht auch heiraten wollen.“ Das war ziemlich kindgerecht erklärt, zumindest fand sie das.