Beiträge von Germanica Calvena

    Ein wenig streng sah sie Marcus noch einen Moment an und seufzte dann. Dem Jungen tat es ja Leid, dass sah sie ihm an. Dennoch war sie nicht gerade begeistert, dass er sich einfach über ihre Anweisungen hinweg gesetzt hatte. Sie würde in Zukunft ihre Instrumente im Schlafzimmer unterbringen. Fern von kleinen Kinderhänden. Kurz strich sie Sabina über den Schopf.


    „In Zukunft hältst du dich an die Dinge die ich dir sage. Es hat seinen Grund, wenn ich dir etwas verbiete!“ sagte sie ernst. „Wenn du vorher fragst, darfst du dir gern die Lyra näher ansehen, aber nur wenn ich dabei bin“, ermahnte sie ihn ruhig. Das dürfte der Junge verstehen und auch dessen Neugierige befriedigen.


    Sie lächelte als Marcus sich bei Sabina entschuldigte, anscheinend waren sie Freunde geworden. „Nun, wollen wir los?“

    „Ach, Serrana mach dir nicht zu viele Gedanken. Du wirst sicher eine gute Ehefrau sein... im Gegensatz zu mir, weißt du wie man einen Haushalt zu führen hat und was man von dir erwartet. In der Hinsicht hattest du eine großartige Lehrmeisterin, auch wenn Laevin ein alter Drachen ist“, machte sie ihr Mut. Außerdem stimmte es, sie mit ihrer ziemlich unorthodoxen Erziehung, hatte da wesentlich mehr Probleme, den Ansprüchen zu genügen. „Ich kann hübsch singen, aber von einem Haushalt hab ich keine Ahnung“, gab sie offen zu. „Ohne Elissa wäre ich bei den Fontinalien völlig aufgeschmissen gewesen“, erzählte sie und sah Serrana aufmunternd an. „Du brauchst nur etwas Zeit, dann wirst du genügend Selbstbewusstsein haben, dass ich noch ganz neidisch werde“, versicherte sie ihr.


    Calvena folgte Serranas Vorbild und trank auch noch einen Schluck von dem gewürztem Wein. Anis, Zimt und andere Gewürze ließen ihren Gaumen kitzeln. Nachdenklich drehte sie ihren Becher in den Händen.


    „Ich werd zwar dann aus dem Haus sein, aber ich werd dich so oft besuchen wie ich kann. Ich lass dich doch nicht mit dem Drachen allein“, zwinkerte sie ihr zu. „Mach dir wegen Avarus keine Sorgen, sei höflich und respektvoll und er wird dich ganz schnell gern haben“, kurz schwieg sie, auf Sabina war sie noch nicht eingegangen. Denn sie wusste ja welches Theater derzeit zu Hause war. „Und was Sabina angeht... gib ihr Zeit, dann wird sie dich auch gern haben.“ Da hatte sie ja glatt noch Marcus vergessen und seinen Bruder Paullus. "Das weißt du ja ncoh nicht, die Familie hat Zuwachs bekommen: Paullus Germanicus Aculeo und seinen kleinen Bruder Marcus!" erzählte sie dann.

    Serrana erzählte von ihrem Eindruck den sie von Decimus Livianus hatte. Auch Calvena hatte den Senator bisher nur als höflichen Menschen kennen gelernt, aber mehr als ein paar höfliche Phrasen hatten sie nicht ausgetauscht. Dafür war sie bei den Fontinalien zu abgelenkt gewesen. Außerdem hatte sie die Nähe von Valerian gesucht.


    Flavus musterte sie mit einem durch dringlichen Blick. Etwas unwohl fühlte sie sich schon, denn sie konnte ja nicht ahnen, welche Gedanken er hegte. Von daher widmete sie sich viel lieber dem Thema ihrer Hochzeit.


    „Mit deiner Hilfe wird es sicherlich ein schönes Fest!“ sagte sie zuversichtlich. Schließlich wandte sie sich wieder an Flavus. „Wir langweilen dich sicherlich.“

    Obwohl sie nicht mit einander verwandt waren, so waren sie doch wie Schwestern zu einander. Sie erzählten sich alles, von Geheimnissen bis hin zu Ängsten und ihren Träumen. Die Freundschaft war schon etwas besonderes. „Das weiß ich doch“, sagte sie sanft lächelnd und strich sich kurz einmal ihr Kleid.


    So sicher, wie es den Eindruck machte, fühlte sie sich ganz und gar nicht. Nur überlagerte ihre Glückseligkeit alle anderen Gefühle und dämpfte ihre Nervosität. Jedes Mal wenn sie bisher an ihre Hochzeit gedacht hatte, war sie völlig nervös gewesen. Calvena wusste ihre Unsicherheit eben hinter einem hübschen Lächeln zu verstecken. Zumindest wenn die Situation es forderte, gegenüber Serrana und ihren anderen Freundinnen war sie vollkommen offen und gestand sich diese Schwäche ein.


    „Ich werd es schon zu verhindern wissen, dass der Wiederling aus Nola da bleibt wo er ist. Außerdem kann sich deine Großmutter glücklich schätzen, du wirst einen Senator heiraten, das dürfte ihren hohen Ansprüchen genügen!“ sagte sie entschlossen und zwinkerte der Iunia verschwörerisch zu.


    Kurz dachte sie dann über die Frage von Serrana nach. Merkwürdig war es schon. „Naja, alle werden mir ja nicht fremd sein. Sermo kenne ich ja und Valerian werd ich heiraten. Seine Schwester lebt ja in Germanien und dann ist da noch Melina, Sermos Schwester, aber die kann ich nicht einschätzen... Ich werd ja nicht allein sein, Elissa wird ja mit mir kommen und so hab ich zumindest schon eine Verbündete in dem fremden Haushalt!“ War sie nervös, weil sie schon bald ausziehen würde? Schwer zu beurteilen, das würde sich wohl erst zeigen, wenn es dann soweit war. Bis dahin hatte sie noch genug andere Dinge im Kopf.

    Wie stellte er das bloß an? Mit den Augen so zu Funkeln? Wie gut das sie sich nun nicht mehr allein mit ihm unterhielt und als Schützenhilfe Serrana an ihrer Seite hatte. Aber auch so hatte sie einige Schwierigkeiten seinem Charme nicht zu erliegen.


    „Das nächste Fest könnte meine Hochzeit sein…“, meinte sie lächelnd. Kurz sah sie ihre Freundin an, bisher hatte sie sonst keine Einladung zu anderen Festen erhalten. Im Augenblick war es recht ruhig. Wenn man einmal von diversen Verlobungen und Hochzeiten und Geburten absah. Vermutlich würde es sich ändern, wenn der Frühling zurück kehrte und es wieder wärmer wurde.


    Erst einmal wandte sich Flavus nun an Serrana.

    So recht wusste Calvena nicht, wie sie mit der Zugneigungsbekundung ihrer Cousine umgehen sollte, aber Sabina war so durcheinander, dass sie diese einfach nur streichelte. „Schön das du mitkommst“, sagte sie schlicht und lächelte. „Dann zieh dir deinen Mantel an und dann gehen wir Marcus holen!“ lächelte sie. Einen Augenblick später ging sie dann auch wieder in ihr Zimmer zurück.

    Sie musste Lächeln, Marcus war Feuer und Flamme und schien sich auch über die Gesellschaft von Sabina zu freuen und wollte sie aufmuntern. „Na dann bis gleich!“ lächelte sie ihm nach und machte sich selbst auf den Weg zu Sabinas Zimmer.


    Viel Überredungskunst hatte sie nicht gebraucht. Nur wenig später, nachdem Marcus wieder in ihrem Zimmer aufgetaucht war, kam auch sie zurück, dicht gefolgt von Sabina. „Finger weg!“ sagte sie streng, als sie sah, das Marcus sich ihren Instrumenten genähert hatte. „Sie gehen schnell kaputt und sind unersetzlich!“ erklärte sie ihm mit ernster Miene.

    Nicht rührte sich unter den Decken. Calvena seufzte auf, anscheinend wollte Sabina nicht mit. Noch einmal streichelte sie das Mädchen. „Ich will Marcus nicht so lange warten lassen... wenn du reden magst, kannst du gern nachher mal vorbei kommen!“ schlug sie sanft vor. Bia hatte es bereits geahnt. Sie erhob sich und versuchte ein ermunterndes Lächeln aufzusetzen. „Sie wird sich sicher wieder ein kriegen!“ sagte sie zuversichtlich, doch wirklich sicher war sie sich nicht.
    „Bis später, Sabina!“ verabschiedete sie sich dann und streichelte ein letztes Mal den Deckenhügel. Es war gar nicht so einfach sich gleichzeitig um zwei verschiedene Kinder zu sorgen, merkte sie gerade. Wie es wohl später mit ihren eigenen werden würde... Ob sie dann auch so überfordert war... eigentlich sollte ja Sedulus hier sein und versuchen die wogen zu glätten...

    Auf leisen Sohlen ging sie hinüber zu Sabinas Zimmer. Als sie die Tür öffnete, sah sie eine ratlose Bia neben einem Deckenhügel sitzen. Anscheinend hatte sich ihre Cousine vollkommen zurück gezogen. Sie fing den Blick des Kindermädchens auf. „Soll ich es einmal versuchen?“ fragte sie und betrat nun das Zimmer. Bia sah von Calvena zu ihrem Schützling zweifelnd hin und her und zuckte mit den Schultern. „Schlimmer kann es nicht mehr werden“, meinte sie resigniert und machte Platz. Calvena tauschte mit der Sklavin den Platz und legte sacht eine Hand auf den Rücken von Sabina. Bia beobachtete sie aufmerksam, sie ging davon aus das der Germanica ebenso wenig Erfolg beschieden sein würde, wie ihr. Es sei denn sie wusste was zwischen Vater und Tochter los war. Fragend sah sie die junge Frau an. Calvena fing ihren Blick auf und runzelte leicht die Stirn. „Du weißt nicht was los ist?“ vermutete sie dann und sah zu der älteren Frau hinüber. „Dominus Sedulus ist der Meinung es geht mich nichts an“, erwiderte sie mit einem zynischen Unterton. Kurz zögerte Calvena ob es so klug war ihre Vermutungen preis zu geben... doch dann fand sie, dass Bia es wissen sollte: „Er hat vor erneut zu heiraten“, erklärte sie schlicht. Erkenntnis zeichnete sich auf den Zügen der Kinderfrau ab. „Nun verstehe ich!“ meinte sie schlicht und ließ die Germanica nicht an ihren Gedanken teil haben. Leicht zuckte sie mit den Schultern und sah wieder auf das immer noch in Decken gehüllte Mädchen herab. Bisher hatte sie sich nicht gerührt... Sacht streichelte sie ihre Base.


    „Sabina... Marcus und ich wollen raus in den Park. Willst du mitkommen?“ fragte sie und startete den Versuch mit Sabina zu reden und auf andere Dinge zu bringen...

    Hatte sie etwa was falsches gesagt? Marcus sah sie immer noch finster an. Sie musste grad ernsthaft darüber nachdenken, warum der Jungen denn plötzlich so wütend. Aber eigentlich war sie doch die ganze zeit ganz nett zu ihm gewesen... Manchmal waren Kinder echt merkwürdig und sie wusste nicht was sie von dem Jungen nun halten sollte.


    „Wie bitte?“ fragte sie befremdet. Hatte er sie gerade tatsächlich Fräulein genannt. Dabei war sie gut und gern zwölf Jahre älter wie er und selbst ihr Onkel hatte sie nie so bezeichnet. Ihre gute Laune verflog nun ein wenig. „Oh nein!“ meinte sie streng und sprang auf. Sie packte Marcus am Kragen, ehe er die Küche verlassen konnte. Etwas unsanft drehte sie ihn zu sich um, ging auf seine Augenhöhe und hielt ihn an den Schultern fest.
    „Du wirst mir nun auf der Stelle erklären was das soll!“ forderte sie ihn mit Nachdruck auf. Fest sah sie ihm in die Augen. „Und in einem solchen Ton, wirst du nicht noch einmal mit mir reden. Ansonsten werd ich wohl deinem Bruder von deinem Verhalten erzählen müssen! Und nicht nur das...“, ihre Stimme nahm eine warnenden Unterton an. Sie würde sich schon eine passende strafe einfallen lassen. Etwas betrübt schüttelte sie den Kopf. „Du bist noch nicht lange in diesem Haus. Aber solltest du dir gegenüber den Erwachsenen keinen anderen Ton angewöhnen, wirst du ziemlich schnell viel Ärger bekommen!“ Sie ließ ihn los und seufzte. Wieder schüttelte sie den Kopf.


    „Ich muss nun los. Vale, Marcus!“ sagte sie nun etwas kühler und verabschiedete sich von ihm, ohne auf eine Antwort zu warten. Dieser Junge verwirrte sie ganz schön. Hoffentlich würden ihre eigenen Kinder niemals so sein. Der Junge konnte nun über sein Verhalten nachdenken, während sie ihn einfach stehen ließ.

    Calvena musste Grinsen, Sabina konnte die drei Männer ganz allein unterhalten und wich der Frage, wo sie denn nun so plötzlich herkam, geschickt aus. Sie würde später die Männer wirklich um den Finger zu wickeln wissen. Calliphana hingegen wirkte nun nicht mehr ganz so begeistert von ihrer spontanen Idee. Sie zuckte leicht mit der Schulter, nun war es wirklich zu spät einen Rückzieher zu machen.


    „Überlas mir das reden“, übernahm sie dann einfach die Führung. Was blieb ihr auch anderes übrig, Calliphana war mit einem male ziemlich zurück haltend. Wovor fürchtete sie sich eigentlich, sie war doch mit Centho schon seit ewigen Zeiten zusammen. Außerdem hatten sie doch schon Sabina vor geschickt und es wäre jetzt unfair, das Kind einfach allein zu lassen.
    Sie hob den Saum ihres Kleides an und machte sich dann ziemlich entschlossen auf den Weg zu den Männern, die sie noch nicht entdeckt hatten. Sabina lenkte sie auch geschickt ab.


    „Sabina hier steckst du!“ grinste sie und zwinkerte ihrer Cousine verstohlen zu. Sie war sich ziemlich sicher, dass das Mädchen auf das Spiel eingehen würde und sie wortlos stand. „Nicht immer vor rennen!“ ermahnte sie und konnte mit Mühe eine ernsten Miene aufrecht erhalten. „Da will man einmal jemanden besuchen gehen und du machst dich selbst ständig!“ fügte sie hinzu.

    Anscheinend verstand Marcus Sabina besser, als ihr Vater es tat. Kurz überlegte sie, ob sie zwischen Vater und Tochter versuchen sollte zu vermitteln, damit es nicht ein noch größeres Unglück gab. Aber im Augenblick brauchte erst einmal Marcus ihre Aufmerksamkeit, da sich der Junge völlig Fehl am Platze fühlte. „Naja, Väter haben es nicht immer leicht mit ihren Kindern. Sabina ist aufgewühlt und Sedulus hat keine Geduld“, fasste sie die Situation zusammen. „Lieb hat er sie auf jeden Fall, nur übersieht er eben leider, dass Sabina eben ihre Mutter noch vermisst...“, fügte sie erklärend hinzu und lächelte sanft.


    Begeistert war er nicht, als sie ihm vorschlug, dass sie einander Rätsel stellen konnten. Aber ihr zweiter Vorschlag wurde mit Begeisterung aufgenommen. „Wollen wir Sabina fragen ob sie mit kommen will?“ fragte sie den Jungen. „Also ich geh sie fragen und du ziehst dich in der Zwischenzeit um und wenn du fertig bist, dann treffen wir uns wieder hier in meinem Zimmer“, schlug sie ihm vor. Sie war sich ziemlich sicher, das Marcus artig sein würde, wenn sie ihn aus den Augen ließ. Und tatsächlich konnte er nur wenig kaputt machen, sofern er die Finger von den Instrumenten ließ.

    „Träume sind etwas gutes und noch solltest du es genießen können, dass du so unbeschwert sein kannst“, ermunterte sie ihn und machte wohl damit die ganze mühsame Erziehung von Paullus zu nichte.


    Calvena nickte bedächtig. Marcus war sichtlich beeindruckt und auch voller Bewunderung. Sie war gespannt wie der Junge dann auf Valerian reagieren würde, wenn sie einander begegneten. „Ein richtig echter Praetorianer“, bestätigte sie ihm dann. Sie sah die Begeisterung in den Augen des Jungen. Vielleicht ließ sich Valerian ja dazu zu überreden mit dem Jungen ein wenig mit einem Holzgladius zu üben. Sie nahm sich vor, ihren Liebsten einmal zu fragen.
    Leicht verwirrt runzelte sie die Stirn, als Marcus dann schlagartig ernst wurde. Was war denn in den kleinen Knirps gefahren, dass er mit einem Male so ernst war. Doch dann musste sie lachen, als der Junge einen ziemlich merkwürdigen Blick aufsetzte.


    „Feldherr kann er nicht werden, aber dafür wird er mich heiraten“, zwinkerte sie ihm zu. Was für ein lieber Junge.

    Serrana strahlte ebenso, wie es Calvena tat. Die beiden jungen Frauen waren über glücklich und so schnell würde ihnen nichts die gute Laune verderben. „Na das wollen wir doch hoffen, dass er es mir noch erzählt!“ lächelte sie. Ansonsten hatte sie ja Serrana, die sie noch auf dem neusten stand hielt. „Ansonsten muss ich dich halt ausfragen“, schmunzelte sie und zwinkerte ihr zu. Auch sie trank noch einen Schluck Wein. So langsam legte sich ihre Aufregung, was ihre Hochzeitspläne anging. Stattdessen machte sie sich die ersten Gedanken darüber, was es nun alles zu planen ging und an was sie alles denken musste.


    In den Augen der Iunia tauchte dann eine leichte Unsicherheit auf. So ähnlich ging es ihr auch, wenn sie daran dachte, dass sie bald heiraten würde. Es war nicht nur ungewohnt sondern auch wenig beängstigend, dass sich ihr Leben so schnell änderte. „Kopf hoch“, lächelte sie ihr zu. „Du wirst dich schnell dran gewöhnen und so jung bist du nun auch wieder nicht. Hättest du dich von deiner Großmutter nicht gelöst, wärst du doch schon längst verheiratet und vermutlich schwanger und todunglücklich.“

    „Noch steht der Termin für meine Opferpürfung nicht fest, aber ich denke einmal, lange werd ich nicht mehr warten müssen“, erzählte sie ihm. „Wenn ich daran denke, werd ich ganz schön nervös. Aber ich bin zuversichtlich, dass die Götter mir gewogen sind und das Opfer annehmen werden!“ Sie lächelte ihm zu. „Wie sieht es mit dir aus? Bist du zufrieden mit deinem derzeitigen Amt?“

    So langsam ließen sie das Thema ihrer bevorstehenden Hochzeit fallen. Romana würde wohl nie wirklich nachvollziehen können warum sie ausgerechnet Valerian heiraten würde. Sie war glücklich und das war für sie die Hauptsache. Die Claudia hatte nun einmal einen anderen Lebensweg gewählt und war damit so zufrieden, wie sie sein konnte. Calvena würde ihre Freundin deswegen nicht kritisieren. Stattdessen nahm sie deren Entscheidung hin.


    „Sobald er aus Mantua zurück ist“, versicherte sie ihr und nickte noch einmal nachdrücklich.


    Nun widmete sie ihre ganze Aufmerksamkeit der Liebe Romanas zu dem Garten. „Du hast wunderbare Arbeit geleistet und auch wenn es nicht unbedingt eine Arbeit für eine Patrizierin ist, so ist es dennoch eine ehrenvolle Aufgabe für eine Vestalin!“ lächelte sie ihre aufmunternd zu. Wenn Romana der Garten glücklich machte, dann sollte niemand sie deswegen auslachen.


    Verstehend nickte sie, als Romana von dem Mord erzählte. Es musste in der Tat eine furchtbare Sache gewesen sein, dass an solch einem Ort das Blut einer wichtigen Frau vergossen worden war. „Prodigium“, verbesserte sie dann ihre Base und schenkte ihr ein Lächeln. „Das ist ein schlechtes Omen, es bedeutet so viel, dass die Götter unzufrieden mit dem Handeln der Menschen sind. Nur selten ist ein Prodigium ein Mord. Meist ein Blitzeinschlag, oder eine Seuche!“ erklärte sie sanft.

    Natürlich brachte es nichts, wenn sie sich den Kopf über Dinge zerbrach, die bereits geschehen waren. Dennoch wurde sie noch oft genug von Alpträumen heimgesucht und sie fragte sich dann, wenn sie schweißgebadet im Bett lag, ob es ihr Besser gehen würde, wenn diese Männer ihrer gerechten Strafe zugeführt würden. Es war aber Realität, dass selbst eine Bestrafung dieser Verbrecher, ihr ihr altes unbeschwertes Leben nicht zurück bringen würde. Oft genug machte sie es sich dann bewusst, dass es sie gar nicht so schlecht getroffen hatte. Sie würde bald heiraten, sie war verliebt und hatte ihre Blutsverwandten kennen gelernt. Auch wenn sie oft den Eindruck einer unbeschwerten jungen Frau machte, besaß sie doch mehr Tiefgang, als manch Modepüppchen. Ihre Erfahrungen hatten sie geprägt und dies würde sie wohl niemals ablegen. Es machte vieles an ihr aus.


    Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen, als Laevina ihr ihre Weisheiten vermittelte. „Du erzählst mir nichts neues, aber ich danke dir für deinen Rat...“, sie meinte ihre Worte sehr ernst. Dennoch war sie erleichtert, als Laevina nun wieder ein anderes Thema anbrachte. Das weswegen sie ja eigentlich hier war. Nun fühlte sie sich aber wieder wie auf dem Präsentierteller. Reichlich verlegen spielte sie wieder an ihrem Ring.


    „Ich hab noch nie vor einem Webrahmen gesessen, noch weiß ich, wie ich damit umzugehen habe. Unter den Gauklern werden andere Fähigkeiten verlangt, als weben. Ich kann einen Handstand und auch einen Salto, aber was die häuslichen Fähigkeiten angeht, hab ich eigentlich bisher kein Talent gehabt...“, mit einem gewissen Galgenhumor stand sie zu ihren Schwächen. „Man sollte mich nie in eine Küche stellen, ich ruiniere das Essen, selbst wenn ich nur helfen soll“, gab sie freimütig zu. Es brachte ihr ja nichts, wenn sie log.

    „Du wirst sicher ein Held werden“, lächelte sie und bekräftigte den Jungen in seinem Stolz und seiner Begeisterung. „Und ganz berühmt“, fügte sie hinzu und zwinkerte ihm zu. Es war schön das der Junge so unbeschwert war, obwohl er wohl anscheinend ein nicht so einfaches Leben bisher gehabt hatte.


    „Ja, Valerian ist ein richtig echter Soldat“, bestätigte sie ihm schmunzelnd. Da leuchteten die Kinderaugen und wurden groß vor Begeisterung und Verwunderung. „Natürlich hat er ein Gladius und ein Schild und eine Rüstung. Er darf seine Waffen sogar hier in Rom tragen, weil der Centurio bei den Praetorinanern ist. Du weißt doch, wer die sind?“ fragte sie rhetorisch. „Er beschützt die kaiserlicher Familie“, fügte sie nicht ohne Stolz in der Stimme hinzu. Das sie verliebt und glücklich war, war offensichtlich. Ob sich Valerian und Marcus vertragen würden, würde sich wohl noch zeigen... aber sie war ganz zuversichtlich. Sie konnte ja nicht ahnen, dass der Junge eifersüchtig war, auf einen Mann den er nicht kannte und wegen ihr. Dabei war sie nur nett zu ihm gewesen, so wie sie es eigentlich gegenüber allen Familienmitgliedern war.

    Kurz überlegte Calvena, ob Marcus vielleicht zu Jung war um die Dinge zu verstehen, aber sie konnte es ja versuchen ihm zu erklären. Erst einmal nahm sie sich auch einen Becher mit Saft. „Nun... Sedulus will auch heiraten, eine meiner Freundinnen und ich vermute einmal das er Sabina nicht gerade sanft erklärt hat, dass er eben nicht mehr allein sein möchte. Sabina hat erst vor einigen Monaten ihre Mutter verloren und sie vermisst diese. Es fällt ihr schwer sich an den Gedanken zu gewöhnen, nun ihren Vater teilen zu müssen!“ erklärte sie und sah ihn aufmerksam an, ob er sie verstanden hatte? So ganz sicher war sie sich nicht ob dies die Gründe waren, warum Sabina sich derzeit so aufführte.


    Marcus wirkte etwas verlegen. Armer Kerl, er war mitten in Familienstreitigkeiten hin ein geraten und wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Also würde sie sich seiner annehmen. „Was hältst du davon, wenn wir uns gegenseitig Rätsel stellen? Wir können aber auch gern raus gehen. In einen der Parks!“ schlug sie ihm vor.