Beiträge von Germanica Calvena

    Mit der Zeit würde sich zeigen, wie Vitale sich machen würde. Aber nett war er auf jeden Fall und wenn sie ihn dann noch vor der Neugierigen Großtante warnte, würde er wohl auch die nötige Vorsicht walten lassen. Deshalb nickte sie nur zu dem Kommentar der Tante, wie gut, dass sie ja verlobt war. Und Serrana wohl auch schon bald in guten Händen war.


    „Oh, das tut mir leid!“ sagte sie, als sie vom Tod des entfernten verwandten erfuhr. Laevina wirkte aber nicht wirklich erschüttert. Stattdessen faltete sie den Brief zusammen und legte ihn erst einmal bei Seite. Sie kamen nun auf ihr Anliegen zurück. Kurz sah sie wieder an die Decke um nicht irgendetwas Unbedachtes zu sagen, als die Alte direkt vermutete, sie hätte irgendwas angestellt.


    „Ich kann dich beruhigen, ich hab nichts angestellt, dass der Familie irgendwie schaden würde“, sagte sie und machte eine Pause. Laevina hatte ihr bisher nicht angeboten sich zu setzen, von daher blieb sie stehen und sah auf die Alte herab. Wobei sie deren bohrendem Blick standhielt. „Es geht um meine Hochzeit…“, begann sie, unsicher, ob sie wirklich mit ihrer Bitte an sie wenden sollte. Aber es blieb ihr im Grunde nichts anderes übrig und ihr lag viel an dieser Sache.

    Anscheinend war vorerst alles besprochen. Vermutlich würde sie schon bald wieder bei ihm auftauchen, wegen der Hochzeit und der vermutlich kostspieligen Planung. Aber bisher hatte sie ja noch keine Zeit gehabt, sich ein paar Gedanken zu machen. Das würde alles noch kommen.


    Calvena nickte kur und lächelte ihm dann zu. „Wir sehen uns beim Abendessen!“ sagte sie gut gelaunt und entschwebte dann.

    Calvena gehörte nicht zu denen, die sich zu Schade war, sich auch einmal mit ihren jüngeren Verwandten zu beschäftigen. Mit Sabina saß sie oft zusammen und spielte mit ihr oder brachte ihr das Spiel mit der Flöte bei. Marcus war ein netter Junge, aber er schien ebenso viele Flausen im Kopf zu haben, wie Sabina. Leicht legte sie den Kopf schräg, sie schätzte dass der Junge ebenso Alt war wie ihre Cousine.


    „Dann wünsche ich ihm viel Glück dabei. Das Leben als Soldat ist nicht immer einfach“, sie schmunzelte, weil sie schon wieder an Valerian denken musste. Ihre Gedanken kamen immer wieder zu ihm zurück.


    Mit Heißhunger stürzte Marcus sich auf das Essen, während sie an einem Apfel knabberte. „Warum ich Iuno ein Opfer bringen will? Weil ich das jeden morgen tue“, erklärte sie ihm. „Seit dem ich Schülerin des Cultus Deorum bin, sehe ich es als meine Pflicht der Göttin für das Wohl des Volkes zu danken. Aber heute hab ich noch einen anderen Grund“, ein verliebtes Lächeln erschien auf ihren Zügen. „Ich werde bald heiraten und dafür würde ich gern den Segen der Göttin haben!“ Wieder sah sie auf ihre Hand mit dem funkelnden Ring.

    Calvena musste sich mit Mühe ein lachen verkneifen, als Laevina wieder einmal den Eindruck einer alten klapprigen wehleidigen Frau erwecken wollte. Schnell musste sie an die Decke blicken, damit die Alte ihr breites Grinsen nicht sah. Das hätte nur wieder zu Problemen geführt und zu einem Streit. Stattdessen zählte sie innerlich bis zehn und hatte schnell ihren Anflug von Heiterkeit im keim erstickt.


    „Salve, Volubilis Vitale!“ grüßte sie den Scriba dann mit einem höflichen Lächeln. Sie war ziemlich dankbar für diese Ablenkung. „Es freut mich dich kennen zu lernen“, fügte sie hinzu und strich sich einmal kurz über ihre Tunika. Bei dieser Bewegung, fiel ihr Blick automatisch auf den wundervollen Ring an ihrer Hand. Valerian hatte ihn ihr anlässlich ihrer Verlobung geschenkt. Mit einer der Gründe, warum sie nun hier im Raum stand. Ein leises Lächeln verirrte sich auf ihre Züge.


    Zu gern nur hätte sie gewusst, von wem Laevina da Post bekam, aber sie hielt weiter hin respektvoll Abstand, sie wollte gar nicht erst so anfangen wie Laevina. Wenn sie nur daran dachte, dass Laevina ihre Post gelesen, wurde sie immer noch wütend. Es war unverschämt gewesen und hatte sie gegen die Alte aufgebracht. Seit dem traute sie ihr nicht mehr über den Weg und versteckte ihre eigene Korrespondenz.


    „Wenn einmal Post für mich dabei ist, dann bring sie mir bitte direkt, oder leg sie mir in meinem Zimmer auf den Tisch!“ bat sie Vitale, während Laevina ihren Brief las. Zwar war das schon fast eine Einladung an die alte Germanica, aber sie wusste ja, das Elissa jeden Brief an sich nahm, der für sie ankam und vor den neugierigen Blicken Laevinas verbarg. „Achso, ich bin Germanica Calvena, die Nichte von Sedulus!“ stellte sie sich eilig vor und mit einem entschuldigenden Lächeln. Kurz überlegte sie ob sie den Scriba vor Laevina warnen sollte. Aber jetzt hier in diesem Augenblick war das keine gute Idee, nicht wenn sie sich noch mit Laevina friedlich unterhalten wollte. Aber aufgeschoben war nicht aufgehoben, bei nächster Gelegenheit würde sie den Mann einmal beiseite nehmen.


    Schließlich wandte sie sich nach längerem Schweigen an Laevina und fragte vorsichtig: „Gute Nachrichten?“ Sie wollte ja nicht aufdringlich erscheinen. Aber Laevina sah eindeutig aus wie eine fette zufriedene Katze vor einer Schale Sahne.

    Als der Junge ihr den Namen seines Bruder nannte, runzelte sie nachdenklich die Stirn und überlegte ob sie den Namen schon einmal in der Familienchronik entdeckt hatte. Doch auf Anhieb fiel ihr nichts ein. Sie würde später noch einmal nachsehen. Die Familie war eindeutig viel zu groß.


    Sie grinste auf den Jungen herunter. „Na wenn das so ist, dann kann ich dich ja öfter umrennen!“ scherzte sie und führte den Jungen die Treppe hinunter. Als er ihr dann erzählte, dass seine Eltern bereits Tod waren, setzte sie eine betrübte Miene auf: "Das tut mir Leid“, sagte sie mitfühlend, wusste sie doch selbst, wie es war geliebte Menschen zu verlieren.


    „Dein Bruder will Soldat werden?“ fragte sie nach. Was sollte denn dann aus Marcus werden. Wollte er ihn etwa hier in der Obhut der Familie lassen. Noch ein Kind um das sich dann Bia kümmern durfte. Ihre Bedenken äußerte sie nicht, vielleicht später, wenn sie Paullus über den Weg lief.


    Als er sie unverblümt fragte, ob sie Sabinas Mutter war, schüttelte sie den Kopf. „So alt bin ich noch nicht!“ erklärte sie ihm. „Ich bin ihre Cousine. Mein Vater war der Bruder von Quintus Sedulus.“ Nun waren sie in der Küche angekommen. Helena und Demetrius standen bereits am Herd und dirigierten die anderen Sklaven.


    „Guten Morgen“, lächelte sie in die Runde. „Hättet ihr ein kleines Frühstück für uns? Ich denke ein Glas Milch, Obst, Brot und Honig dürfte reichen.“ Die Sklaven nickten und wenig später hatten es sich die Beiden in einer Ecke –wo sie niemandem im Weg waren- gemütlich gemacht.


    „Leider hab ich nicht viel Zeit. Ich will heute noch in den Tempel der Iuno!“ erklärte sie ihm. Sie wollte der Göttin ein kleines Opfer anlässlich ihrer Verlobung bringen. Kurz betrachtete sie den Ring an ihrer Hand und ein glückliches Lächeln legte sich auf ihre Züge. Kurz strich sie mit dem Finger über die Perle. „Ich will ihr ein Opfer bringen… außerdem werde ich bald Priesterin!“

    Calvena war es unglaublich unangenehm, Laevina um irgend etwas zu bitten, weil sie fürchtete, dass Laevina dies als Schwäche erkennen würde und dann bei jeder Gelegenheit darauf herum reiten würde. Es fiel ihr ja schwer genug sich einzugestehen, dass sie etwas nicht konnte. Sich dann aber noch an Laevina zu wenden, machte das Ganze für sie noch Unangenehmer. Schon fast unerträglich.


    „Würdest du mir vorher versprechen, mit niemanden darüber zu reden?“ fragte sie freundlich und hoffte, das Laevina ihr diesen Wunsch erfüllen würde. Auch wenn diese es nicht tat, würde sie mit ihr reden und sie dennoch um Hilfe bitten. Doch noch ehe Laevina reagieren konnte, klopfte es erneut. Bitte lass es etwas wichtiges sein, dachte sie, denn dann hätte sie sich verdrücken können und würde erst einmal noch mal Mut sammeln. Von daher nickte sie nur und wartete neugierig darauf, wer denn nun noch etwas von Laevina wollte. So konnte sie sich von ihrem Vorhaben etwas ablenken.

    Ein Verwandter war der Junge also. Verwundert darüber musterte sie ihn nun genauer. Zu welchem Zweig der Familie er wohl gehörte? „Mit deinem Bruder und wer ist das?“ fragte sie dann neugierig nach. Da hatte die Familie wohl ganz spontan Zuwachs bekommen. So langsam dürften aber alle Räume in der Casa belegt sein.


    Marcus schien Hunger zu haben, sie nickte ihm zu und verschwand dann einmal kur in ihrem Zimmer, sie tauschte ihr Nachthemd gegen eine schlichte weiße Tunika mit Stickerei am Saum und eine warme schwere dunkelgrüne pala ein. Ihr Haar steckte sie auf die Schnelle mit einer Spange hoch. Sandalen aus weichem Leder schmückten ihre Füße. Kurz betrachtete sie sich kritisch im Spiegel, ehe sie dann auf den Flur trat und wieder beinahe in Marcus krachte. Sie musste lachen. „Wenn du dich immer so anschleichst, renn ich dich irgendwann noch um“, meinte sie schmunzelnd.


    „Gestern seid ihr also angekommen!“ nahm sie den Faden des Gesprächs wieder auf. „Warum seid ihr nicht bei euren Eltern?“ fragte sie ihn dann. Sie konnte ja nicht ahnen, dass die Eltern des Jungen bereits verstorben waren.

    Stille legte sich über den Tempel, als sie darauf warteten, ob Iupiter ihr Opfer angenommen hatte. Sie versuchte jeden Gedanken an ihre Nevosität zu verdrängen, doch so ganz konnte sie es nicht vermeiden, immer wieder einen Blick zu Serrana zu werfen. Ihre Freundin war auch ein wenig angespannt, obwohl sie es versuchte zu verbergen. Es war für sie Beide ein ganz besonderer Moment. Als schließlich die Liatio verkündet wurde, zeigte sich ein erleichtertes Lächeln auf ihren Zügen und sie wechselte einen freudigen Blick mit ihrer Freundin. Ihr Lehrer wies die Opferdiener an sich um alles weitere zu kümmern und wandte sich dann ihnen zu. Eifrig nickte sie, als ihr Lehrer erklärte, wann er sie sehen wollte.


    „Ich werde auch da sein!“ versicherte sie ihm. Auch sie freute sich wie ein Honigkuchenpferd, doch genauso wie Serrana hielt sie sich zurück. Es wäre unpassend gewesen, jetzt in einen Freudentaumel zu verfallen. Dazu hatten sie auch noch später genügend Zeit, wenn sie sich gemeinsam auf dem Heimweg machten. Sie wandte sich noch einmal an ihren Lehrer: „Ich danke Dir für alles, Durmius Verus!“ sagte sie und neigte respektvoll den Kopf.

    Hätte Calvena geahnt, welche Gedanken Sedulus bezüglich ihrer neuen Sklavin hatte, hätte sie ihm wohl einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen. Auch wenn Männer ihre Bedürfnisse hatten.


    Da sie nicht wusste, was sie auf seine letzte Bemerkung sagen sollte, nickte sie nur. Mit der Zeit würde sich zeigen, ob Inken sich einleben würde. Sie hoffte es, denn sie wollte sich nicht gezwungen sehen, sonst Konsequenzen ziehen zu müssen. Calvena gehörte nicht unbedingt zu den Menschen, die gern andere bestraften.


    Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Sonst gibt es nichts weiter“, bestätigte sie ihm.

    Der Junge sah sie völlig verschreckt an. Armer Kerl, er wirkte ein wenig verstört. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf um ihn zu beruhigen. Ein Kichern musste sie sich dann doch verkneifen, als er sich stotternd vorstellte. „Pius, also. Es freut mich dich kennen zu lernen. Zu welcher Familie gehörst du denn? Bist du ein Freund von Sabina?“ fragte sie ihn und stellte sich dann auch vor. „Ich bin Calvena!“ erklärte sie ihm lächelnd.


    Neugierig musterte sie den Jungen. „Magst du mit mir frühstücken?“ fragte sie ihn dann, einer Eingebung folgend. „Du hast sicherlich Hunger und ich denke wir werden in der Küche sicherlich was Passendes finden!“ So langsam spürte sie die Kälte des Fußbodens in sich aufsteigen. Sie musste frösteln. Es wäre wohl besser wenn sie sich umzog. „Warte kurz, ich werde mir nur etwas anderes anziehen“, meinte sie mit einem verlegenen Lächeln. Sie sollte nicht im Nachthemd durch das Haus rennen, wer weiß welchem Gast sie noch über dem Weg lief. Ein wenig vermisste sie nun doch ihr warmes Bett und das Kohlebecken in ihrem Zimmer.

    Anscheinend hatte Laevina nicht mit ihrem Besuch gerechnet und Calvena wäre auch am liebsten woanders gewesen, als in dieser Höhle des alten Löwen. Die beiden Germanica verstanden sich nicht sonderlich gut, auch wenn sie so etwas wie einen brüchigen Waffenstillstand geschlossen hatten. Seit dem Gespräch im Bad, war sie Laevina aus dem Weg gegangen. Sie konnte eigentlich nicht glauben, dass sie nun hier stand.
    Die Sklavin huschte an ihr vorbei und sie nahm sich vor, Inken erst einmal nicht in die Nähe der alten zu lassen, dass würde nur ganz Böse enden. Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, ließ sie ihren Blick kurz durch den Raum schweifen. Sie sammelte ihre Mut zusammen.


    „Ich hab eine Bitte an dich...“, begann sie leicht tonlos.

    Es war noch früh am Morgen, die Sonne hatte an diesem winterlichen Tag ihre Schwierigkeiten den neuen Tag anzukünden und so war nicht mehr, als ein graues Licht zu sehen, als sie aus dem Fenster ihres Zimmer saß. Wirklich geschlafen hatte sie nicht, so viele Dinge schwirrten ihr um Kopf herum, sodass sie nicht wirklich Ruhe fand. Nachdem sie einen Moment rastlos im Bett verbracht hatte, stand sie dann auch einfach auf, warf sich einen Umhang über und tappste dann zielsicher, aber leicht zerknautscht hinaus auf den Gang. Sie würde ins Bad gehen und danach dann sich für den Tempel umziehen und dann sich den vielen Dingen widmen, die noch auf sie warteten...


    Noch leicht schlaftrunken, stieß sie auf dem Flur dann mit jemanden zusammen, der ihr bis zur Brust ging.


    "Nanu, Sabina schon auf!" vermutete sie dann direkt, sah an sich herunter und erblickte zu ihrer Überraschung nicht ihre Cousine, sondern ein fremdes Jungengesicht.


    "Guten Morgen, wer bist du denn?" fragte sie verwundert. Übernachtete etwa einer von Sabinas Freunden hier in der Casa?

    Sie verkniff sich einen weiteren Kommentar zu Saldir. Es würde eh nichts helfen oder irgendwas ändern. Saldir war nun einmal wie sie war, ebenso wie alle Sklaven und Hausbewohner der Casa Germanica. Calvena beschloss den genervten Unterton zu ignorieren, auch wiel dies eh ihrer guten Laune nichts anhaben konnte.


    „Inken kann kochen und die übliche Hausarbeit“, antwortete sie ihm dann prompt. War zwar etwas übertrieben, aber im Grunde stimmte es ja auch. „Und die Feinheiten eines römischen Haushaltes wird sie sicher schnell erlernen. Sie ist nicht auf den Kopf gefallen!“ Inken war eine sehr gute Investition gewesen, sie selbst war nicht gerade talentiert, was kochen anging und einen wirklichen Hang zur Ordnung hatte sie auch nicht, meist räumte ihr Elissa hinter her. Und wenn sie zu Valerian zog, würde sie sich auch ein wenig an sich arbeiten müssen, was das anging. Aber Inken würde sicher gut in den Haushalt rein passen, erst hier und dann bei den Quintiliern, da war sie sich ziemlich sicher.

    drei..... vier...... fünf...., zählte sie weiter in der vagen Hoffnung, dass Laevina vielleicht ausgeflogen war. Doch dann erklang die altvertraute raue Stimme durch die Tür und ihr Herz sank doch glatt ein Stück tiefer. Kurz betrachtete sie den Ring an ihrer Hand und überwand sich dann doch. Sie setzte ein doch recht freundliches Lächeln auf und drückte die Tür auf.


    „Salve, Laevina!“ grüßte sie höflicher als sonst. Kurz sah sie die arme Sklavin, welche von Laevina drangsaliert wurde. Gab aber keinen Kommentar dazu ab und bemühte sich auch, nicht irgendwie ihren Unmut darüber zu zeigen.


    „Ehm... können wir mit einander reden?“ fragte sie zaghaft. Es viel ihr schwerer, als so mancher glauben konnte, auf Laevina zu zu gehen. Am liebsten wäre sie auf der Stelle umgedreht, aber sie wusste nicht, wen sie sonst um Hilfe bitten sollte. Es kostete sie einige Mühe ihren eigenen Stolz herunter zu schlucken.

    Valerian sah sie kurz Hilfe suchend an, so ähnlich ging es ihr auch. Im Grunde gab es viel zu viel zu planen und vorzubereiten in viel zu kurzer Zeit. Kein Wunder, dass sie nervös wurde, wenn sie auch nur daran dachte. Leicht schwirrte ihr der Kopf, da würde sie wohl doch jede Menge hilfreicher Hände brauchen. Wie gut das sie sich gerade eine neue Sklavin gegönnt hatte.


    „Ich denke mal jemanden fürs Opfer lässt sich schnell finden. Gibt ja genügend Priester in Rom!“ meinte sie und hatte schon eine Idee wen sie Fragen konnte. Leicht nickte sie zustimmend, als er ihr vorschlug, einmal Morgen zur Eheregistratur zu gehen. „Morgen klingt gut. Wann wollen wir uns treffen?“ fragte sie ihn und war aber schon in Gedanken bei den anderen unzähligen Dingen die da noch auf sie zu kamen. Angefangen bei der Gästeliste, geendet bei den Trauzeugen und und und. Laevinas Erfahrung würde sie gut gebrauchen können....

    Sie bezweifelte, dass Saldir nur wenige Stunden brauchte um Inken zu 'versaubeuteln'. Dazu war Inken wohl auch ein wenig zu Stolz für und vermutlich würde diese schnell dahinter kommen, dass Saldir nicht die Hellste ist.


    „Ich glaub kaum, dass Saldir so schnell Inken verderben wird...“, erwiderte sie dann, nachdem sie aufgehört hatte zu Träumen. Sedulus Tonfall veriet ihr, dass er eigentlich nicht wirklich Lust auf das Gespräch hatte. Gundhi würde sie dann auch einmal auf Inken los lassen, der würde sich freuen mal was anderes zu tun haben, als nur an der Tür zu sitzen. Außerdem würde Inken dann auch mehr Hausbewohner kennen lernen.


    „2900 Sesterzen!“ antworten sie ihm dann.

    Sedulus konnte ja Fragen stellen. Mehr als ein paar Ideen für Blumen und verschiedene Farben hatte sie auch noch nicht. Außerdem war eine Hochzeit etwas völlig Anderes wie, die Fontinalien. Das war auch eigentlich immer der Punkt, an dem sie nervös wurde. Es war ihre Hochzeit und da sollte alles doppelt so schön sein und möglichst so nah dran an Perfekt wie es möglich war. Wie gut das Serrana ihr helfen wollte und sie auch Laevina dazu bringen wollten, sich einzubringen.


    „Naja es sind nur ein paar Ideen zu Blumen und den Kleinigkeiten... groß Gedanken oder Pläne geschmiedet hab ich noch nicht!“ gab sie dann zu.


    Kurz sah sie zu Valerian, wahrscheinlich hatte er auch noch nicht groß darüber nachgedacht. Sie würden sich noch zusammen setzen müssen.

    Sedulus schien gar nicht begeistert darüber zu sein, dass sie Saldir etwas Verantwortung übertragen hatte. Anscheinend war er noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass sich diese vielleicht dümmer anstellte, als sie war -im Grunde war Saldir wirklich eine hohle Nuss, aber diese wusste auch, wie sie das einsetzte um sich vor Arbeit zu drücken.
    „Ich hätte auch Elissa bitten können, aber die Beiden können sich nicht mit einander verständigen“, gab sie zu bedenken. „Und so kann sich Saldir mal nützlich machen“, fügte sie mit leichtem Schulter zucken hinzu. Sie würde eh einen Blick auf Inken haben und ihr auch dabei helfen Latein zu lernen. „Außerdem hab ich ja nicht vor Inken die ganze Zeit über bei Saldir zu lassen... nur für den Moment war es eine gute Lösung.“


    Leicht runzelte die Stirn. Was war denn 'Ach da, schau an', für eine Aussage und was sollte das denn heißen. Sie hätte das Geld ja auch in Flitterkram investieren können und das hätte ihn dann nicht wirklich interessiert. Zwar hatte sie eigentlich nicht an eine Sklavin gedacht, aber im Nachhinein, doch eine ziemlich gute Idee gewesen. Einmal abgesehen davon, dass Inken störrisch wie ein Maultier war, aber vielleicht würde sich das ändern. Sie erwähnte lieber nichts von dem Streitgespräch mit ihr. Während sie sich in Gedanken damit auseinander setzte, überhörte sie seine Frage unbeabsichtigt. Die rosarote Blase um sie herum dämpfte eh irgendwie alle Eindrücke und ließ sie eh immer wieder an ihre baldige Hochzeit denken.

    Aus ihrem eigenem Dienst in den Tempeln der Iuno, war sie sich bewusst, wie wichtig dieser Ort war. Dieser Ort gehörte allein den Laren des Kaisers und seiner Vorgänger und ihrer Ahnen. So viele berühmte Männer, die dieses Reich zu dem gemacht hatten, was es heute war. Ein Imperium dessen Größe weit über die Grenzen des germanischen Reichs ging. Ihr Blick wanderte von einem steinernem Gesicht zum nächsten, ernst und friedlich, sie waren der Inbegriff der Macht. Ihr Blick wanderte zur Decke, weißer schlichter Marmor und doch war es genug Schmuck für diesen Raum.
    Nachdenklich lauschte sie dem klang von Romanas Stimme, wie sie voller Stolz von ihren Aufgaben berichtete. Ein leises Lächeln legte sich aufs Calvenas Züge. Ihre Freundin hatte ihre Erfüllung gefunden. Kurz sah sie Sabina an, vielleicht sollte man dem Mädchen auch mehr über die Religion beibringen, sie war ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Sie würde sich in Zukunft damit etwas mehr auseinander setzen und wohl auch mal Sabina zu Romana schicken. Sie wollte zwar aus ihrer Cousine keine Vestalin oder Priesterin machen, aber ihre Familie befasste sich doch echt zu wenig mit den Göttern. Kurz betrachtete sie Sabina, sie wirkte wissbegierig. Sie würde einmal mit Sedulus darüber reden...


    „Ich würde mir nachher gern einmal den Garten ansehen!“ schlug sie vor.


    „Sag mal Romana...“, sie machte eine kurze Pause. „Würdest du mir eigentlich bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen wollen? Du hast sicherlich ein paar schöne Ideen dafür. Serrana will mir auch helfen und ich würde mich freuen, wenn du auch dabei wärst!“ Sie sah ihre Freundin fragend an.

    Macers Verzweiflung war so offensichtlich und doch konnte sie ihm nicht wirklich helfen. Nur zuhören und ihm Mut machen, oder aber auch ein wenig kritisch. Sie setzte eine ratlose Miene auf und zuckte mit den Schultern.


    „Ich kann dir nicht die Antworten geben, die du suchst. Ich kenne Tiberius Durus auch nur aus einer kurzen Begegnung. Hast du mal mit Septima darüber geredet, dass du mit ihrem Onkel am liebsten reden würdest? Sie kann ihn sicher einschätzen und wüsste, wie er reagieren wird!“ meinte sie und betrachtete kurz ihren Becher. Der Wein darin hatte einen tiefroten Ton und reflektierte das Licht. Sie suchte nach einer Lösung für seine Lage, aber irgendwie gab es keine, die alle Probleme auf einen Schlag löste.