Beiträge von Germanica Calvena

    „Wir können froh sein, nicht in Germanien zu Leben. Da dürfte der Schnee jetzt Meter hoch sein und so eisig, das sich keiner auf die Straßen wagte!“ lächelte sie und streckte ihr Gesicht kurz dem schwachen Sonnenschein entgegen. Die schwachen Strahlen wärmten sie, dennoch war sie dankbar für ihre pala aus schwerem Wollstoff. Trotz der Sonne war es doch empfindlich kühl. Noch ein wenig von dem Sonnenschein abgelenkt, bekam sie zunächst nicht mit, das ihre Freundin einen Blick auf ihre Hand warf, aber als sie dann Serranas begeisterten Ton hörte, strahlte sie Freundin.


    „Doch!“ lachte sie und zeigte ihrer Freundin nun das Schmuckstück. „Gestern war Valerian da und wir haben uns verlobt“, sprudelte es nun auch ihr heraus. „Ich kann es noch gar nicht wirklich fassen! Ich werde heiraten!“ Calvena strahlte über das ganze Gesicht.

    Es war nicht der Ausbruch von Laevina gewesen, der sie zu diesem Schritt gebracht hatte, sondern vielmehr die Tatsache, dass es besser wäre, wenn sie die Wahrheit von ihr hörte und nicht irgendeine verdrehte Lüge. Auch wenn es ihr unglaublich schwer fiel, ausgerechnet mit der Alten darüber zu reden. Aber sie sah ein gewisse Notwendigkeit ein. Dennoch behagte es ihr gar nicht, das Laevina ihre unsägliche Neugierde kaum verbergen konnte. Sie sah das Funkeln in deren Augen. Mit Mühe verkniff sie sich einen gehässigen Kommentar, über die engsten Familienmitglieder. Eigentlich waren sie Beide nur ganz entfernt verwandt. Auf Streit hatte sie es nicht abgesehen. Stattdessen betrachtete sie noch einmal kurz den Ring an ihrer Hand und begann dann zu erzählen:


    “Ich weiß ja nicht, was du über meine Eltern gehört hast. Aber sie waren nicht verheiratet, oder haben irgendwie zusammen gelebt.“ Sei selbst störte sich nur wenig daran, dass ihre Eltern nur Spaß gesucht haben und sich dann nie wieder gesehen hatten. Ihr Vater hatte wohl nie erfahren, dass er ein Kind gezeugt hatte. Wie er es wohl aufgenommen hätte? „Meine Mutter ist von zu Hause weg gelaufen. Zu welcher Familie sie gehört hat, das weiß ich bis heute nicht. Das hat sie immer für sich behalten. Sie hatte wohl ihre Gründe“, sie gab sich alle Mühe so emotionslos zu klingen wie möglich. Laevina musste ja nicht erfahren, wie sehr es sie alles aufwühlte. „Meine Mutter war ein so etwas wie ein Freigeist, sie würde wohl im Grabe rotieren, wenn sie erfährt, dass ich heirate und im Grunde schon den Weg einschlage vor dem sie geflüchtet ist“, im Grunde bezweifelte sie ihre Aussage ein wenig. Ihre Mutter hätte ihr wohl alles durchgehen lassen. Sie war ja ihrem Weg gefolgt und hätte ihr wohl auch die Freiheit gelassen den eigenen Weg zu gehen. Aber es war wohl besser, Laevina in diesem Glauben zu lassen. „Sie hat sich Gauklern angeschlossen und dann einen anderen Namen angenommen du irgendwann dann wohl meinen Vater kennen gelernt. Er war Soldat“, fügte sie hinzu. Sie verkniff sich ein Schmunzeln, anscheinend hatte sie mit ihrer Mutter doch einiges gemein.
    „Naja es kam wie es kam“, kürzte sie dann ab. „Meine Mutter zog weiter und genoss ihr Leben und brachte mich dann auf die Welt“, bisher war es ja nicht wirklich spannend gewesen, aber sie war sich sicher das Laevina sich so ihre Gedanken machte. Besonders über ihre Charakterschwächen und andere Dinge. „Ich bin bei den Gauklern aufgewachsen“, meinte sie leichthin und sparte sich alle Details. „Mutter starb, als ich fünf war und ich bin da geblieben wo ich schon war: Bei den Gauklern. Sie waren meine Ziehfamilie“, berichtete sie weiter. So stark hatte sie ihre Kindheit noch nicht zusammengefasst, aber sie wollte gegenüber Laevina sich keine emotionale Blöße geben. Nun kam sie auch zu dem Punkt, wo es ihr schwer fiel zu erzählen, von daher schwieg sie kurz.

    Wieder nippte sie an ihrem Wein. Macer konnte sie nicht wirklich helfen oder irgendetwas raten. Er wusste selbst in was für einer vertrackten Lage er gelandet war. Sie konnte ihm nur als Freundin beistehen und versuchen ihm die Wahrheit vor Augen zu führen, auch wenn diese schmerzhaft war. Doch sie konnte ihn verstehen, wusste sie selbst doch, wie schön es war, verliebt zu sein und sich nach jemandem zu verzehren und auf den Augenblick zu warten, diesen wieder zu sehen. Unwillkürlich musste sie an Valerian denken, sie hatte ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen und sie vermisste ihn. Aber das nächste Wiedersehen, würde nicht ewig auf sich warten lassen.


    „Du musst selbst wissen, was das Beste für dich ist und ob du sie wirklich vergessen kannst“, sagte sie leise.

    Sie nahm wieder die Hand ihrer Cousine und drückte sie leicht. Sabina war so ungewöhnlich still, aber das Mädchen wirkte weder gelangweilt noch bedrückt, sondern eher etwas erschlagen von all diesen Dingen. Nicht viele besuchten den Atrium Vestae und blickten einmal hinter die Kulissen. Für Sabina war es wohl ganz besonderes hier zu sein und sie freute sich, mit Romana ein wenig zu reden über die Dinge die sie beschäftigten.
    Jetzt wo sie das Thema Hochzeit angesprochen hatte, konnte sie eine gewisse Zurückhaltung in der Stimme ihrer Freundin hören. Sie wusste auch warum: Romana und Valerian hatten nicht gerade einen guten Start hingelegt. Hoffentlich konnten sie schon bald einmal die Missverständnisse aus der Welt schaffen.
    „Nein, noch nicht... wir warten leider immer noch darauf“, sie seufzte leise. „Aber wenn er sie dann hat, dann müssen wir anfangen zu planen und ich würde mich sehr freuen, wenn du mir hilfst. Romana du bist mir eine wichtige Freundin und deine Unterstützung würde mir einen größten Teil meiner Nervosität nehmen. Jedes Mal, wenn ich daran denke, dass ich heirate, werde ich völlig kopflos...“, sie machte eine kurze Pause, ehe sie ihr dann gestand: „Irgendwie hab ich Angst, das ich seinen Ansprüchen nicht genüge...“, sie wusste gar nicht wie sie auf diesen Gedanken kam. Sie liebte Valerian und er sie, aber dennoch, wenn sie heiratete würde ihr Leben sich noch einmal ein wenig verändern und das machte sie nervös. Wahrscheinlich waren es völlig alberne Bedenken, aber verdrängen konnte sie diese nicht. Sie selbst schalte sich ja oft genug einen Narren und ein dummes Huhn.
    „Natürlich weiß ich, dass wir uns zuerst verloben müssen und es dann noch ein Jahr dauert bis wir heiraten können. Wir werden uns daran auch halten“, versicherte sie ihr. Ein erleichtertes Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen, als Romana ihr dann ihre Hilfe zusicherte. Spontan umarmte sie die Claudia kurz. „Danke, Romana!“
    Nachdrücklich nickte Calvena. „Wir werden uns gemeinsam zusammen setzen!“ versprach sie ihr. „Ich hab das nicht vergessen“, und selbst wenn Romana dann immer noch nicht Valerian mochte, dann konnte sie daran nichts ändern. Sie würde ihn dennoch heiraten.

    Zwar musste Calvena einen Augenblick auf ihre Freundin warten, doch das störte sie nicht. Sie sah sich um und summte und spielte unbewusst mit ihrem Ring. Serrana würde wohl ausflippen, wenn sie hörte, dass sie jetzt verlobt war. Schließlich stand die Iunia vor ihr und nahm ihre Hände. Calvena umarmte die Freundin kurz und strahlte sie an.


    „Salve, Serrana. Ich dachte mir, es ist mal wieder Zeit dich zu besuchen. Wir können ruhig hier im Garten bleiben. Uns wird sicher gleich warmer Wein gebracht!“ Sie brannte darauf Serrana die Neuigkeit zu erzählen. Aber ein wenig Gedulden konnte sie sich schon, wobei ihr glückliches Strahlen kaum zu übersehen war. Außerdem war ihrer Freundin sicher ihr neues Schmuckstück aufgefallen, da sie sonst ja keine Ringe trug. einer Frau fiel so was meist auf Anhieb auf, während Männer auf solche Kleinigkeiten nicht achteten.

    Die ganze Nacht über hatte sie nicht wirklich gut geschlafen. Sie war einfach zu aufgeregt gewesen und ihre Gedanken hatten sich ständig um ihre Hochzeit gedreht und um andere Dinge, die sie zum erröten brachte. Zum Sonnenaufgang war sie dann aufgestanden und hatte es aufgegeben Schlaf zu finden. Erst einmal war sie ihren Pflichten im Tempel nachgekommen nur um sich dann pünktlich mit Valerian zu treffen. Zur Begrüßung gab sie ihm einen Kuss -endlich durfte sie das, ohne sich dabei verstecken zu müssen- und dann betraten sie gemeinsam und Hand in Hand die Regia. Valerian klopfte an und sie warteten darauf, dass man sie eintreten ließ. Kurz drückte sie seine Hand und konnte es im Grunde noch nicht fassen, dass sie bald heiraten würden.


    „Hast du noch ein wenig Zeit? Wollen wir hier nach essen gehen?“ fragte sie ihn dann, denn sie wollte gern noch den restlichen Tag mit ihm verbringen. Dann konnten sie ja auch schon anfangen Pläne zu schmieden.

    Valerians Vorschlag, in einer abgelegenen Provinz zu heiraten, klang für einen Moment ziemlich verlockend für sie. Dann brauchten sie sich keine Gedanken darüber machen, wen sie einluden. Nur sie Beide und ein Priester. Das konnte durchaus romantisch sein und sie brauchten auch nicht planen und könnten spontan sein. Aber dann wurde sie sich wieder ihrer Stellung bewusst und sie würden wohl nicht umhin kommen, groß zu feiern. Eigentlich wollte sie ja auch all ihre Freunde an ihrem Glück teilhaben lassen.
    „Klingt ziemlich verlockend, nur wären dann unsere Familien glaub ich ziemlich enttäuscht“, grinste sie und warf ihrem Onkel einen kurzen Blick zu.
    Zu Valerians Vorschlag nickte sie dann zustimmend, so würde es wohl am Besten sein. Puh, da würde eine ganze Menge auf sie zukommen. Gästelisten, Essen, ein Priester, Trauzeugen, Dekoration und und und.... allein wenn sie nur daran dachte, schwirrte ihr schon der Kopf.


    „Ich werde da sein!“ lächelte sie und freute sich schon darauf.

    Calvena hatte nicht vor den Jungen wütend zu machen, aber heute war leider nicht der Tag, an dem sie auf ein Kind aufpassen konnte. Aber sie würde ihr versprechen halten und ihn mitnehmen, vielleicht dann auch gleich Sabina, dann kam auch sie wieder aus dem Haus und Bia konte etwas aufatmen. Sabina war in letzter Zeit ganz grässlicher Laune und sie konnte sich nicht erklären warum. Am besten sie würde sich einmal mit dem Mädchen zusammen setzten. „Ich will dir nicht vor den Kopf stoßen“, erklärte sie dem Jungen schließlich. „Aber ich habe einige Pflichten, zu denen ich dich leider nicht mit nehmen kann. Aber ich verspreche dir, wir werden einmal gemeinsam durch Rom spazieren. Wir können ja dann auch Sabina mitnehmen“, sagte sie zu ihm.


    „Natürlich bist du schon groß“, versicherte sie dem Jungen mit einem sanften Lächeln. Schließlich einigten sich die Brüder darauf, dass Marcus Paullus begleiten würde. Sie nickte dazu nur leicht.


    „Ich kann dir eine Schneiderin empfehlen. Sie ist nicht zu teuer, aber bietet gute Qualität an!“ wandte sie sich an Paullus.

    Lange brauchte sie nicht draußen vor der Tür stehen. der Sklave der sie einließ, erkannte sie, wahrscheinlich von dem Essen zu den Ludi Romani und ließ sie strahlend vor Freude eintretten und hieß sie freundlich willkommen. Auch sie schenkte dem älteren Sklaven ihr schönstes Lächeln.


    "Salve! Es freut mich wieder einmal Gast zu sein. Vielen Dank!" sagte sie zu ihm und ließ sich durchs Haus in den wunderschönen Garten führen. Ihr Blick wanderte über die Beete und die Wiesen und dann ließ sie sich auf einer Bank mit einem niedrigen Tisch sinken.


    "Warmer Wein, wäre gut!" Irgendwie konnte sie nicht aufhören zu Lächeln. Kurz strich sie verstohlen über ihren Verlobungsring.

    Es war ein recht schöner Wintertag, zwar war es kalt, aber die Sonne schien und machte die Welt etwas freundlicher. Calvena strahlte mit der Sonne um die Wette, während sie durch Rom spazierte. Sie summte, sie hüpfte und es war offensichtlich, dass sie mehr als nur glücklich war. Sie war verlobt und verliebt und das alles wollte sie nun ihrer besten Freundin erzählen. Bei der Casa Iunia angekommen, klopfte Simplex für sie an, während sie den sitz ihrer Kleidung überprüfte -sie trug eine hellgrüne Tunika und darüber eine dunkelgrüne schwere pala, welche sie vor dem kalten Wind schützte.


    "Meine Herrin, Germanica Calvena, möchte Iunia Serrana besuchen!" erklärte ihr Leibwächter, als Jemand auf sein Klopfen reagierte.

    Unschuldig lächelte sie Centho zu. „Das solltest du Chaerea fragen, nicht mich!“ erklärte sie ihm dann schlicht. „Und wie kommst du auf ausgeheckt?“ fragte sie nun und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Der arme Kerl war doch glatt unter Vortäuschung falscher Tatsachen in sein Haus gelockt, um dann ein rauschendes Fest vorzufinden. Der Blick des Iuliers wanderte zwischen Valerian und ihr hin und her, doch sie hatte nicht vor ihn aufzuklären.


    „Nun geh schon!“ meinte sie dann schon fast ungeduldig. „Ich werde dir nicht verraten, was hier los ist“, fügte sie hinzu und hatte schon wieder einmal nur Blicke für Valerian übrig. Außerdem konnte sie dann mit ihrem Liebsten allein sein. So allein wie man es unter aufmerksamen Blicken sein konnte. Dennoch strahlte sie Valerian an, aber dabei beließ sie es dann auch, mehr wäre unangebracht gewesen.


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    Saldir, Dekosklavin



    Saldir verzog leicht das Gesicht, als Inken ihren Kommentar über Elissa einfach überging. So viel zu einer Verbündeten. Aber noch war ja nicht aller Tage Abend. Die Sklavin sah zwischen Inken und Elissa hin und her. Sie empfand es als ziemlich albern, dass die Beiden, obwohl sie einander nicht verstehen konnten, doch versuchten sich vorzustellen. Aber einen Augenblick später, durfte sie dann wieder übersetzten.
    „Elissa freut sich, dich kennen zu lernen!“ meinte sie dann leicht verdrießlich. „Und ich soll dir das Bad zeigen“, fügte sie hinzu. Eigentlich keine schlechte Idee, dann könnte auch sie gleich baden. Mit Sicherheit würde keiner die Räume im Keller jetzt benutzen. Kurz überlegte sie, ob sie Elissa fragen sollte, ob diese mitkommen wollte, ließ es dann aber. Stattdessen verkündete sie: „Wir gehen ins Bad!“

    Die arme Calliphana wurde von Chaerea einfach weg gezogen. Ohne ein weiteres Wort der Erklärung. Calvena musste lachen, dieser Abend würde wohl der Furia lange in Erinnerung bleiben. Kurz ließ sie ihren Blick über die Gäste schweifen. Mittlerweile hatte sich Romana zu Serrana und Axilla gesellt und zu ihrer Überraschung konnte sie nun auch Centho erblicken. Ihr Herz machte einen gewaltigen Satz in ihrer Brust, als sie sah, wer den Hausherrn begleitete: Valerian. Kurz sah sie zu dem Kreis ihrer Freundinnen, alle schienen sie sich gut zu unterhalten. Also beschloss sie kurzerhand erst einmal Valerian zu begrüßen. Lächelnd ging sie zu Centho und ihrem Liebsten.


    „Salve, ihr Beiden!“ grüßte sie und bekam die letzten Worte des Iuliers noch mit. „Du solltest Chaerea suchen!“ empfahl sie ihm mit einem schelmischen Grinsen. Kurz ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen und deutete dann auf eine Kline wo es sich Calliphana und die Sergia gemütlich gemacht hatten. „Dort hinten sind sie“, zeigte sie ihm dann und tauschte mit Valerian einen wissenden Blick. Sie Beide hatten anscheinend als Lockvögel fungiert.

    Calvena hatte nicht gewusst, wie Laevina reagieren würde, aber sie hätte nicht gedacht dass die Großtante so reagierte. Sie ging regelrecht an die Decke und sie biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte keine Lust sich zu rechtfertigen, nicht gegenüber Laevina. Es viel ihr schon schwer genug hier zu sitzen und sie um Hilfe zu bitten und ihre Reaktion machte es ihr nicht gerade einfacher.


    Schneller als gedacht, bekam sich dann Laevina wieder unter Kontrolle. Mit einiger Erleichterung nahm sie es auf, das Laevina bereit war ihr zu helfen. Sie war ehrlich überrascht.


    „Ich danke dir!“ lächelte sie dankbar und überging das unglückliche Zwischenspiel. Stattdessen beschloss sie reinen Tisch zu machen.


    „Ich weiß zwar immer noch nicht von wem du erfahren hast, dass ich mit Gauklern unterwegs war, aber ich denke du solltest die ganze Geschichte kennen…“, wieder machte sie eine Pause und biss sich kurz auf die Unterlippe. Es fiel ihr gar nicht leicht, sich ihr gegenüber zu öffnen.

    Sie konnte die Enttäuschung in Marcus’ Geisicht deutlich sehen, als sie erklärte, sie könne ihn nicht mitnehmen. Wie würde es denn auch aussehen, wenn sie beim Unterricht auftauchte und noch ein Kind dabei hatte. Sicher Ihr Lehrer würde dem Jungen was bei zu bringen wissen, aber ohne es vorher anzukündigen, würde sie nicht einfach einen verwandten mitbringen. Es fiel ihr schwer dem bittenden Blick und dem Vorschlag dann abzuweisen.


    „Marcus“, begann sie sanft. „Dein Vorschlag ehrt dich. Aber ich hab bereits jemanden der mich durch Rom begleitet. Einen ehemaligen Gladiator, der auf mich aufpasst und beschützt. Ich kann dich leider nicht mitnehmen. Ein anderes Mal, wenn es meine Pflichten erlauben. Aber heute geht es nicht!“ Sie sagte dies mit leichtem Nachdruck in der Stimme um ihm zu verdeutlichen, dass sie sich nicht überreden ließ.


    Sie wandte sich wieder an Paullus. „Ich denke mal Sabina und Marcus werden sich noch anfreunden. Gib ihnen Zeit“, sagte sie zuversichtlich. Sabina war an sich nicht wirklich schwierig, nur verwöhnt. „Bia ist das Kindermädchen von Sabina, entweder schläft sie noch, dann findest du sie in den Sklavenunterkünften, oder aber sie weckt gerade Sabina, dann ist sie im Zimmer der Kleinen. Ansonsten kannst du noch meine Leibsklavin bitten, auf Marcus zu achten. Ihr Name ist Elissa, sie ist Keltin“, kurz musste sie überlegen wo sich Elissa befand. „Elissa müsste bald zum Frühstück erscheinen…“, meinte sie nachdenklich.

    Calvena war nicht wirklich zimperlich oder sich zu Schade dem Jungen dabei zu helfen ein Malheur zu verhindern. Ihr beherztes eingreifen verhinderte auch, dass ihre Kleidung nicht mit Honig beschmiert wurde. Noch einmal umziehen wollte sie sich nicht, da sie jetzt bald aus dem haus musste,


    Verblüfft stellte sie fest, das Paullus sie wohl für die Hausherrin hielt. Sie konnte nicht anders und musste lachen. „Marcus kann sicher gern im Haus bleiben, aber frag doch bitte Bia, ob sie ein Auge auf deinen Bruder hat. Ich bin nämlich auch gleich aus dem Haus“, kurz sah sie den Jungen prüfend an. „Ich will zum Tempel der Iuno und anschließend hab ich noch einige Pflichten im Cultus Deorum und kann mich leider nicht um ihn kümmern. Er darf sicherlich mit Sabina spielen!“ schlug sie vor und war etwas ratlos.

    Irgendwie war es typisch für Laevina, dass sie nicht wirklich erschüttert war, aber in diesem Fall konnte sie es verstehen, sie hatte diesen entfernten Verwandten auch nicht gekannt und wirklich nah ging es ihr nicht.


    Laevina wirkte höchst zufrieden mit sich, als sie ihr einen Platz anbot, sie ließ sich schließlich in den bequemen Sessel sinken und legte die Hände in den Schoß. Sie war nervös und deswegen spielte sie mit dem ring an ihrem Finger.


    Zwar hatte Laevina immer noch nicht versprochen, sie würde mit niemanden über das reden, um was sie jetzt bitten würde, aber wenn sie nicht bald mit der Sprache raus rückte, würde wohl Laevina die Geduld mit ihr verlieren.


    „Nun….“, begann sie, es war deutlich, dass es ihr unangenehm war, hier zu sein. „Also, es geht um mein Hochzeitskleid.“ Es kostete sie einige Überwindung mit ausgerechnet Laevina darüber zu reden. „Ich kann nicht weben…“, gab sie dann doch unverblümt zu. "Und ich wollte dich fragen, ob du mir hilft!" Nun war es raus. Noch nie war ihr etwas so schwer gefallen.

    „Ich bin mir sicher, dein Bruder wird sich gut machen“, versicherte sie dem Jungen und lachte, aller er meinte, er sei hin und wieder stärker als sein Bruder. Sie ließ ihn in diesem Glauben. „Tatsächlich? Du bist stärker, als er? Dann wird ich mich an dich wenden, wenn ich einmal Hilfe brauche!“ lächelte sie dem Jungen zu und steckte sich einige Trauben in den Mund. Ein netter kleiner Kerl war das. Aber sie ahnte dass der Junge auch ganz schön frech sein konnte, wenn er wollte.


    Ihr Lächeln vertiefte sich noch ein wenig, als der Junge sagte, dass Iuno ja nur Milde gestimmt sein konnte, wenn sie ihr ein Opfer darbrachte. „Warst du schon einmal im Tempel der Iuno?“ fragte sie ihn dann direkt.


    „Wen ich heirate? Lucius Quintlius Valerian er ist Centurio bei den Cohortes Praetoria“, erzählte sie ihm freimütig und nahm dann die Hand von dem Ring. Auch sie hob den kopf, als sie eine fremde Stimme hört. Anscheinend war das der Bruder des Jungen.


    „Guten Morgen“, lächelte sie diesem zu. „Keine Sorge, ich war schon auf, als ich über den jungen Mann gestolpert bin. Er war ganz lieb!“ erklärte sie dann. „Ich bin Germanica Calvena. Dein Bruder hat mir schon viel von dir erzählt!“ lächelte sie.


    „Ach du liebe Güte!“ sagte sie, als sie sah, wie Marcus seine Hand fast vollständig in den Honig tunkte. Sie stand auf und nahm ein Tuch und wischte dann dem Jungen die Hand sauber. „Bevor du noch die ganze Küche voll klebst. Wir müssen Helena ja nicht mehr Arbeit machen, als nötig!“ sagte sie. Helene schenkte ihr ein Lächeln und nahm den Honigtopf wieder an sich.