Beiträge von Germanica Calvena

    Während Elissa ihr das Haar wusch, schloss sie die Augen und genoss es so verwöhnt zu werden, Früher war dies anders gewesen, kaltes Wasser und billige Seife waren schon Luxus gewesen. Sie konnte sich nur zu gut an eisige Bäche erinnern, aber dennoch war es ihr Leben gewesen, schlicht und schön. Es war einfach gewesen, doch so einiges hatte sich geändert, nicht nur dass sie nun bei ihrem Blutsverwandten lebte, sondern auch das sie bald heiraten würde. Letzteres hatte sie sich niemals vorstellen können.
    Kurz spülte sie sich das Haar aus und ließ es zu, dass ihre Leibsklavin mit geschickten Fingern und einem schönen Kamm ihre Flechten entwirrte.
    Erschrocken öffnete sie die Augen, als sie Laevinas schon fast beiläufigen Kommentar hörte. Dabei zuckte sie leicht zusammen und vergaß ganz, das Elissa ja gerade hinter ihr stand und eine Strähne festhielt. „Au“, murmelte sie mehr abwesend und fixierte Laevina wütend. Es traf sie, dass diese in solchem einem Ton über Dinge sprach von denen sie keine Ahnung hatte. Vorbei war es mit dem Frieden.


    „Was im Namen aller Götter meinst du?“ fragte sie giftig und kam nicht auf die Idee das Laevina dachte sie habe bereits Erfahrungen mit Männern gesammelt. „Woher weißt du das alles eigentlich?“ verlangte sie zu wissen. Sie selbst hatte ihr rein gar nichts erzählt und sie glaubte auch nicht das Avarus oder Sedulus es ihr berichtet haben. „Du weißt überhaupt nichts“, brauste sie auf. Ihr war nun der Spaß am Bad vergangen. Das tat die Alte mit Absicht um sie zu verscheuchen und um das Bad für sich selbst zu haben. Kurzzeitig konnte sie ihren Seelenpein nicht verbergen, wurde aber schnell durch Wut ersetzt.

    Einen Augenblick lang sah die alte Vestalin so aus, als würde sie nun eine weitere Schimpftriade los lassen, doch dann lachte diese und wirkte mit einem Male nicht mehr ganz so verbittert. Eigentlich hatte sie ihre Worte durchaus ernst gemeint und nun befremdete es sie ein wenig als lustiger Knopf bezeichnet zu werden. Leicht zuckte sie dann mit der Schulter und zeigte ein Grinsen, welches ihr dann aber verging, als ihnen einfach die Tür vor der Nase schwungvoll zugemacht wurde. Verdutzt blinzelte sie und starrte einen Moment fassungslos auf die Tür, ehe sie zu Sabina hinunter sah und eine recht ratlose Miene aufsetzte. Wieder zuckte sie kurz mit den Schultern, anscheinend waren alle Vestalinnen ein wenig seltsam und verschroben. Das kam wohl davon, dass sie eben jede Menge Einschränkungen im Leben erfuhren. Kurz dachte sie darüber nach, wie es war so als Vestalin. Romana war ja glücklich, doch sie würde wohl eingehen, schon allein aus dem Grund, dass sie dann nicht Valerian heiraten durfte. Leise seufzte sie und sah sie kurz um. Hatte man sie etwa vergessen? Waren sie nicht willkommen. Eigentlich hatte die Vestalin ja gesagt, sie sollten warten, aber irgendwie schien es fast so zu sein, als ließe man sie absichtlich im Regen stehen.


    Ebenso unvermittelt wie ihnen zuvor die Tür vor der Nase zugeschlagen worden war, öffnete sich diese nun stürmisch und sie fand sich auch nur einen Augenblick in einer herzlichen Umarmung mit Romana wieder. „Salve, Romana! Schön dich zu sehen! Vielen Dank für deine Einladung!“ lächelte sie und freute sich die Freundin wieder zu sehen. Die Claudia war ihre erste Freundin in Rom gewesen und so seltsam diese auch hin und wieder wirkte, sie mochte die Patrizierin. Sie war nämlich von Grund auf ein netter, ehrlicher und warmer Mensch, über ihre Marroten konnte man von daher einfach hinweg sehen, zumal sie ja selbst nicht Perfekt war und auch ihre Schwächen hatte.
    Nur zu gern folgte sie der Aufforderung herein zukommen.


    „Ja, furchtbares Wetter. Wir haben aber eine Sänfte genommen, so sind wir so gut wie gar nicht nass geworden“, berichtete sie kurz. „Ich würde gern sehen, wie du so hier lebst. Also geh vor, wie folgen dir!“

    Nervös war gar kein Ausdruck, für einen kurzen Moment war sie einer Panik reichlich nahe. Eigentlich war das ja sonst nicht ihre Art, aber irgendwie schaffte es der Gedanke, dass sie heiraten würde, sie völlig durch den wind werden zu lassen. So viel dazu, dass Calvena selbstbewusster, als ihre Freundin war. Nun wurde durchaus deutlich, dass auch sie so ihre kleinen Schwächen hatte und Lampenfieber gehörte wohl dazu.
    Ein wenig beruhigte sie sich, als Serrana ihr versprach, dass sie ihr helfen würde. Leicht geistesabwesend nickte sie, fasste sich jedoch, als ihre Freundin vorschlug, dass sie sich an Laevina wenden sollte. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, irgendwie behagte es ihr so gar nicht, sich Hilfe suchend an den alten Drachen zu wenden, aber auf der anderen Seite hatte Laevina nun einmal Erfahrung. Schließlich war diese schon zweimal verheiratet gewesen und sie besaß einiges an Lebenserfahrung.


    „Ich weiß nicht“, sagte sie leise, es war ihr anzusehen, dass sie nicht wirklich begeistert war von diesem Vorschlag. Aber im Grunde konnte sie niemand anderes Fragen. Schließlich seufzte sie ergeben, nachdem sie noch einmal all ihre Möglichkeiten in Gedanken durch gegangen war. „Du hast recht… Nur will ich der Schreckschraube keinen Sieg einräumen“, ihre Miene verdüsterte sich ein wenig. „Wer weiß, welche Gemeinheiten sie sich einfallen lässt, wenn ich sie um Hilfe bitte!“ vermutlich würde sie dies so lange hinauszögern wie sie konnte, aber am Ende würde sie sich dann doch ihrem Schicksal fügen. Warum nur musste ausgerechnet Laevina die Einzige weitere Frau in diesem Hause sein.

    Kurz kicherte, als sie sich vorstellte, wie Elissa und Simplex versuchten möglichst unauffällig herum zu lungern. Etwas überrascht hörte sie dann den nächsten Kommentar bezüglich der beiden Sklaven. Bisher war sie nicht auf den Gedanken gekommen, dass sich die Beiden womöglich miteinander vergnügten. Im Grunde sprach ja nichts dagegen, sie freute sich sogar für die Beiden, wenn es denn so war. Vor allem Elissa wirkte oftmals sehr einsam. Aber irgendwie wirkten der Leibwächter und ihre Leibsklavin nicht so, als würden sie sich nahe stehen. Sie hatte eher das Gefühl, dass sich die Beiden aus dem Weg gingen.
    „Die Beiden haben sicherlich so ihre Geheimnisse vor mir“, meinte sie mit einem leichtem Lächeln und schob das Rätsel um die Sklaven erst einmal beiseite.


    Das sie mit ihren Worten Serrana jede Menge Mut gemacht hatte, sah man ihr an. Sie wirkte sogleich wieder etwas selbstbewusster. „Ein bisschen wichtig. Das klingt gut“, lächelte sie. „Vielleicht können wir auch etwas beeinflussen“, meinte sie nachdenklich. Doch im Grunde hatte sie andere Dinge im Kopf. Erst einmal wollte sie ihre Prüfung hinter sich haben und danach würde der Rest schon kommen. Hoffentlich erst einmal die Hochzeit.
    „Nun, wir müssen uns Gedanken über die Gäste machen, wer soll kommen. Dann brauchen wir auch noch einen Termin und dann will das Essen noch geplant sein und das Hochzeitskleid und der Schleier, ich brauch noch eine Brautführerin und einen Priester und...“, je mehr sie aufzählte, desto panischer wurde sie, als ihr bewusst wurde, wie viel auf sie zu kommen würde. Ein Fest wie die Fontinalien ausrichten war doch etwas anderes wie die eigene Hochzeit. Vorallem fand sie sich nun vor unzähligen Problemen wieder und ihr wurde nur allzu sehr bewusst, das sie keine klassische römische Erziehung hatte. Irgendwie war sie für den Moment einfach nur überfordert.

    Der Tag war wie im Fluge vergangen. Viel zu schnell, wenn man die Beiden fragte, aber um so kostbarer würde dieser Tag in ihren Erinnerungen bleiben und an kalten Wintertagen würde es ihr Herz erwärmen. Süße Worte schwebten zwischen ihnen wie Versprechen und gaben ihnen die Kraft sich in Geduld zu üben. Dennoch konnten sie es kaum erwarten die Zukunft miteinander so schnell wie Möglich zu beginnen und die Zeit gemeinsam nicht nur auf ein paar Stunden zu beschränken. Ihr ganzes Leben lag nun noch vor ihnen.
    Eher gemächlich legten sie den Heimweg zurück und versuchten den abschied hinaus zu zögern. Doch der Tag wurde immer kürzer und auch der Wind frischte auf und zerrte an ihren Kleidern, wirbelte Blätter auf und zupfte an ihren dunklen Locken. Kurz warf sie einen Blick hinauf zum Himmel. Noch vor kurzem hatte dieser strahlend blau ihren Tag erhellt, doch nun ballten sich dunkle Wolken drohend am Horizont.
    „Wir sollen uns beeilen, wenn wir trocknen Fußes nach Haus kommen wollen!“ leicht drehte sie sich im Sattel und sah ihn an. Zwar wollte sie sich nur ungern von ihm trennen, doch der Regen konnte an einem solchen Tag reichlich unangenehm werden. Schließlich stupste sie ihren Hengst in die Flanken und ließ diesen in einen leichten Trab fallen. Valerian würde sich sicherlich selbst bei dem Tempo im Sattel halten.
    Noch vor dem ersten Schauer erreichten sie Rom und den Mietstall kurz vor den Toren. Kaum standen sie nebeneinander unter dem Vordach ging auch schon der Schauer auf die Welt nieder. Der Geruch von trockenem Heu und Pferd kitzelte in der Nase. Wie ein Vorhang teilte der Vorhang die Welt, fast schien es so, als würde es nur den Mietstall geben und nichts anderes. Etwas verträumt sah sie hinaus, doch wirklich viel konnte man nicht mehr erkennen. Nur einen kurzen Moment gab es sie und Valerian und die Pferde in ihrem Rücken.


    „Ähem“, räusperte sie jemand in ihrem Rücken und ein wenig erschrocken wirbelte sie herum. Sie hatte gar nicht bemerkt, das jemand zwischen den Boxen bei den Pferden stand. Breit grinste ein Stalljunge das Pärchen an. „Soll ich die Pferde abreiben und wegbringen, meine Dame?“ fragte er und griff, ohne auf eine Antwort zu warten, nach den Zügel. Etwas verlegen nickte sie und kicherte dann.


    „Wo kam der denn her? Wachsen die guten Geister nun plötzlich aus dem Boden?“ fragte sie Valerian. Etwas mehr Achtsamkeit wäre nun, wo sie Rom so nahe waren, wieder angebracht. Nicht das Gerüchte ihnen voreilten.

    Damen des IR, Ihr seit erschrecken inaktiv, zumindest was das Intrigieren, Lästern, Tratschen und Verbünden angeht.


    Nicht das dieses Thema vergessen wird. Auch haben wir einen eigenen kleinen Berreich im Privatforum: http://pages.imperiumromanum.n…d=&postid=29794#post29794


    Derzeit heiß diskutiert: Sollen wir Societas Veneris oder den Kult der Bona Dea neu beleben und somit auch dem kultischen Leben wieder Leben ein hauchen?


    Eure Meinung ist gefragt. Auch wird derzeit überlegt, ob der Klub der Furien nicht wieder ein Treffen organisiert? Es könnte ins Theater gehen (Schauspieler anschmachten oder gar gut gebaute Tänzer), ein Kaffeeklatsch um die neuesten Verlobungen zu diskutieren und viele andere Dinge. Also: FRAUEN ROMS HABT KEINE SCHEU! EURE MEINUNG IST GEFRAGT! :)

    Sim-Off:

    Nicht schlimm ;)


    Sabina war ungewöhnlich still, sonst kannte sie ihre kleine Base nur als quirliges Kind, welches reichlich Unfug im Kopf hatte und viel lachte. Doch nun zeigte sich Staunen auf den Zügen des Kindes und sie lächelte sanft auf das Mädchen herab. Kurz strich sie ihr über den blonden Schopf. „Keine Angst“, sagte sie aufmunternd und hob die Hand um anzuklopfen. Just in diesem Augenblick wurde die Tür von einer grantigen Vestalin geöffnet. Reichlich verdutzt ließ sie erst einmal den Wortschwall über sich ergehen. „Ehm“, machte sie ein wenig Perplex, was war denn das für eine Begrüßung. Doch schnell hatte sie sich dann wieder gefasst und lächelte freundlich.


    „Salve!“ Zur Begrüßung neigte sie Respektvoll das Haupt. „Mein Name ist Germanica Calvena und dies ist meine kleine Cousine Germanica Sabina, ehrenwerte Priesterin!“ stellte sie sich vor. „Wir würden gerne zu Claudia Romana. Sie hat uns für diesen Tag eingeladen um Vesta unsere Aufwartung zu machen und auch um zu Lernen!“ Sorgfältig hatte sie sich überlegt was sie sagte. „Wenn wir ungelegen kommen, dann werden wir gern zu einer späteren Stunde wiederkommen!“ Immer noch lächelte sie. Doch innerlich schauderte sie, ob des Anblickes der Alten. Nicht weil diese hässlich war, sondern weil ihr die Verbitterung auf den Zügen stand und auch die Missgunst über ihre Jugend, Kraft und Schönheit. Das Leben einer Vestalin war eben von Verzicht geprägt. Sie war ziemlich froh darüber, dass sie selbst diesen Weg nicht gegangen war und auch Sabina würde diesen Weg nicht gehen.

    Grau, so konnte man diesen winterlichen Tag beschreiben. Dicke Wolken hingen tief am Himmel, Pfützen hatten sich in den Straßen gesammelt und Rom wirkte bedrückend und eng. Ein eisiger Wind blies klagend durch enge Gassen und zerrte an den Kleidern. Zunächst hatte Calvena zu Fuß zum Atrium Vestae gehen wollen, doch kaum waren sie aus der Tür getreten, war ein unangenehmer kalter Regen auf die ewige Stadt niedergegangen. Kurz entschlossen hatte sie dann die Sklaven angewiesen eine der Sänften her zu richten. So konnten sie trockenen Fußes zu ihrem Ziel gelangen. Leicht schaukelnd saßen sie nun neben ihrer kleinen Cousine in den bequemen Kissen, eine Decke über den Beinen und die warmen Mäntel in Reichweite. Unterwegs erzählte sie ihrer Cousine etwas über den Kult der Vesta.


    „Also Vestalinen sind Priesterinnen, sie bewachen das Herdfeuer und haben ein Keuscheitsgelübde abgelegt. Sie dürfen sich also keinem Mann nähern!“ erklärte sie ihr, damit das Mädchen nicht völlig unwissend zu diesem Ausflug ging. „Das heilige Feuer wird als Symbol für die Lebendigkeit der Stadt verehrt. Es darf niemals erlöschen, denn dann würden uns die Göttern zürnen. Die Vestalinen tragen eine ganz bestimmte Tracht, an der du sie immer erkennen kannst. Aber das wird dir sicher Romana noch näher erklären!“ Kurz sah sie durch die Vorhänge. Die Straßen waren recht leer, anscheinend wollten sich die wenigsten bei diesem Wetter aus dem Haus wagen. Ein wenig nachvollziehen konnte sie dies ja. Es war ein lausiges Wetter und der Regen schien stärker zu werden. „Meist werden Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren als Vestalin ausgewählt und ernannt. Es gibt auch Ausnahmen. Romana ist erst mit fünfzehn Vestalin geworden“, berichtete sie ihr. „Du willst jetzt sicherlich wissen warum, aber ich habe ihr versprochen es niemandem er erzählen.“


    „Domina, wir sind gleich da!“ ertönte die dunkle Stimme eines Sklaven. Kurz sah sie wieder hinaus und nickte dann. „Sieh mal, Sabina!“ Calvena deutete auf den Tempel, welcher sich noch vor ihnen aufbaute. Leicht beute sie sich zurück, damit das Mädchen einen besseren Blick hatte. Selbst an so einem düsteren Tag boten die Tempel der Stadt einen prachtvollen Anblick. Ihr ging jedes Mal das Herz auf, wenn sie einend er Tempel sah. Besonders gern war sie im Tempel der Iuno, dort fand sie Ruhe.


    Sanft wurde die Sänfte abgesetzt. Schnell schlüpften die Beiden in ihre Mäntel und ließen sich dann heraus helfen. Eilig zog sie ihrer Cousine die Kapuze über den Schopf. „Schnell rein!“ meinte sie nur und nahm die Hand des Kindes. Nur einen Moment später standen sie auch schon im Eingang.

    „Ich werd Elissa und Simplex abstellen. Die Beiden lassen sich sicherlich eine Ausrede einfallen, warum sie ausgerechnet vor Laevinas Zimmer sich aufhalten“, meinte sie. „Ich bin sicher du wirst deiner Großmutter die Stirn bieten. Du hast dich ein wenig verändert, seitdem du hier in Rom bist und du brauchst dich auch nicht kleiner machen als du bist. Schau doch nur, du bist bald Priesterin der Minerva“, machte sie ihrer Freundin Mut. Sie wusste wie gut es tat, wenn man jemand hatte der einem Mut machte und an einen glaubte. Serrana fand meist auch die richtigen Worte, wenn sie selbst Zweifel hatte. „Laevina hat allen Grund Stolz auf dich zu sein. Du magst dich ihrem Willen widersetzt haben, aber du hast auch etwas aus deinem Leben gemacht“, sie lächelte ihr Zuversichtlich zu.


    „Es gibt noch viele Dinge, die Valerian und ich klären müssen, wenn wir heiraten. Ich bin aber erst einmal froh, wenn unsere Verlobung offiziell ist und dann haben wir ja noch ein Jahr um alles zu planen!“ Kurz wanderte ihr Blick nachdenklich durch den Raum. Wenn sie den Namen von Valerian annahm, dann würde sie die Verbindung zu ihrer Familie kappen. Arvinia hatte ihr ja erzählt, dass sie cum manu ihren Orestes heiraten würde und hatte ihre Bedenken geäußert. Sie hatte ihr erklärt, dass sie doch im Grunde nicht ihre Familie verlor, sondern nur eine weitere dazu gewann. Nun, wo sie selbst vor der Frage stand, bekam sie leise Zweifel, wegen der Antwort. Sie liebte Valerian, ohne Zweifel, aber sie war unsicher, ob es klug war, seinen Namen anzunehmen. Auf einmal wurde ihr bewusst, welcher Schritt das war, zu heiraten. Das sie einen anderen Namen dann trug und eine andere Person wurde, war nicht das, was sie beschäftigte. Sie hatte schließlich einen Künstlernamen gehabt und sie war immer noch sie selbst gewesen. Zumindest hatte sie sich niemals anders gefühlt.

    Nur mit halben Ohr folgte sie dem Gespräch über Bauprojekte und die weitere Karriere von Sedulus. Durchaus wichtige Themen, denn schließlich brachte es die Familie weiter und in aller Munde. Aber für sie nicht ganz so interessant, da diese sie nicht direkt betrafen. Zumal sie bereits versprochen war und dem langweiligen Leben, als Ehefrau eines Politikers entkommen war. Sie war schon recht froh darüber, dass sie Valerian kennen gelernt hatte und sich in ihn verliebt hatte. Ein wenig Ungeduldig wartete sie auf ihre Hochzeit und alles was danach kommen würde. Wie gut das Sedulus ihr Vormund war und Valerians bitten nachgegeben hatte. Sie würde mit ihm glücklich werden, da war sie sich sicher.
    Es ging an ihr fast vollständig vorbei, dass Avarus kurz noch einmal auf die Reise nach Germanien zu sprechen kam. Sie war in Gedanken ganz wo anders. Erst als sich die Herren über das nasskalte Wetter ausließen, kehrten ihre Aufmerksamkeit zum familiären Abendessen zurück. Anscheinend aber war es niemand aufgefallen, dass sie schweigsam gewesen war. Doch dann blinzelte sie, als Sedulus sie nach ihrer Meinung fragte. Spätestens jetzt würde es auffallen, dass sie nicht zugehört hatte, aber zu ihrem Glück kam ihr Laevina mit einer Antwort zuvor und sie wusste nun, bei welchem Thema ihre Meinung gefragt wurde: Die Wahlen, oder vielmehr, wann und wie sich Sedulus erneut diesen Stellen sollte. Laevina war wie so häufig ziemlich bissig in ihrer Antwort und Calvena verbarg ein kurzes amüsiertes Grinsen hinter ihrem Becher.


    „Sollte die Familie nicht nach Kräften positiv auffallen?“ warf sie etwas zögerlich ein. Damit hatte sie sich wohl gerettet. „Negative Schlagzeilen kommen doch meist von selbst auf, vor allem wenn man Gegner hat. Einige werden sicherlich so gar nicht begeistert sein, wenn du dich einer neuen Wahl stellst“, gab sie zu bedenken.


    Neugierig hörte sie dann Laevinas Frage zu. Diese Frage beschäftigte auch sie ein wenig. Sie hatte Salinator bereits kennen gelernt, aber sympathisch fand sie diesen Mann nicht. Eher im Gegenteil, er passte vollkommen in das Klischee des schmierigen intriganten Politikers.

    Calvena konnte Serranas Wut über Laevina nur zu gut verstehen. Sie wäre ebenso sauer, wenn sie an deren Stelle wäre. Aber das Leben hatte sich geändert, vor allem auch für Serrana. „Nun, sie hat nicht direkt gesagt, dass sie dich sehen will. Ihr genauer Wortlaut war: Das du sie jederzeit besuchen darfst“, erzählte sie ihrer Freundin. „Du weißt ja selbst am Besten, wie sie ist. Aber das kommt einer Einladung wohl am ehesten nahe!“ meinte sie mit einem leichten Schulterzucken. „Wenn du willst, kann ich dich begleiten, oder aber Elissa bleibt in deiner Nähe, wenn du sie besuchst. Damit jemand eingreift, sollte es eskalieren“, schlug sie vor. Es würde wohl nicht wirklich gesund sein, wenn sie sich einmischte, aber sie fühlte sich wohler bei dem Gedanken, dass ihre Freundin nicht allein der alten Germanica gegenübertreten musste.
    „Ich weiß was du meinst“, sagte sie, als Serrana andeutete, sie wolle Laevina nicht länger aus dem Weg ging. Auch wenn Laevina Serrana nicht immer mit Liebe aufgezogen hatte und sie mehr drangsaliert hatte, als sie zu unterstützen, war die Alte doch noch ein Teil der Familie ihrer Freundin und es bestand eine Bindung.


    „Ich denk mal schon, dass sich Männer über solche Dinge weniger Gedanken machen. Aber es gibt sicherlich auch Ausnahmen!“ meinte sie. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. „Ich hab mir darüber noch keine Gedanken gemacht“, gestand sie dann Serrana. „Das sollte ich wohl“, fügte sie dann hinzu.

    Amüsiert sah Calvena zu, wie Sabina ihren Vater um den kleinen Finger wickelte. Wenn das Mädchen älter war, würde es sicherlich nicht nur diesen, sondern wohl auch der halben Männerwelt den Kopf verdrehen. Bei diesem Gedanken musste sich Kichern, vermutlich würde das Mädchen sie alle auf Trab halten.
    Sedulus schien ihren Ausbruch von Heiertkeit nicht mitzubekommen, da er sich noch mit Sabina unterhielt und diese ermahnte, sich nicht von Romana einwickeln zu lassen. Sie war ja auch noch da und würde darauf achten, dass ihre Freundin dies eben nicht tat. Sie mochte Romana gern, aber wenn es um die Verehrung und den Dienst an Vesta ging, dann war diese leicht fanatisch.


    „Das war alles! Wir wollen dich nun auch nicht weiter stören!“ sagte sie und streckte Sabina die Hand entgegen. „Komm wir gehen ins Bad!“ schlug sie vor.


    „Wir sehen uns dann zum Abendessen“, verabschiedete sie sich.

    „Zuzutrauen wäre es Laevina alle mal. Und einmal ehrlich, kaum wärst du verheiratet gewesen, hätte sie keinen Grund mehr gehabt auf dem Land zu versauern“, gab Calvena mit einer gewissen Bitterkeit zu denken. Serrana hatte wohl die Einzig richtige Entscheidung getroffen, als sie sich von ihrer Großmutter gelöst hatte. Schließlich lächelte sie dann doch wieder aufmunternd. „Du hast dich richtig entschieden“, stimmte sie ihrer Freundin zu. „Ach und wo wir gerade bei dem Thema sind. Ich hab mich wirklich mal mit Laevina unterhalten und sie meinte recht freundlich, dass du sie gern einmal besuchen darfst“, erzählte sie ihr vorsichtig. „Ich glaube sie ist in gewisser weise Stolz auf dich, aber wenn du sie nicht sehen willst, dann kann ich das nur zu gut verstehen!“


    Calvena war bei weitem nicht so selbstsicher, wie es den Anschein machte. Aber Serrana schien zu verstehen, warum sie nervös wurde, wenn sie auch nur an ihre Hochzeit dachte und beschrieb ihre Gefühle nur zu gut. Etwas unsicher nickte sie und lächelte, als die Iunia ihr Mut machte. „Ich glaube Männer machen sich nicht so viele Gedanken, wie wir Frauen“, scherzte sie mit einem schiefem Lächeln. „Oder aber sie können es gut vor uns verbergen!“ fügte sie hinzu. Die Fürsprache ihrer Freundin tat ihr gut und beruhigte ihre Nerven.


    Sie musste kichern, als Serrana ihr berichtete, dass deren Cousine wohl ein Auge auf diesen Vala geworfen hatte. „Ich werde Valerian einmal nach ihm Fragen!“ versprach sie.

    Mit einiger Verblüffung sah sie, wie Sabina ungeniert ihren Vater manipulierte. Selten hatte sie ihre Cousine so brav erlebt. Mit Mühe verkniff sie sich ein Grinsen.


    „Ich hab die Acta gelesen und das Fest ist doch gut weg gekommen? Warum also willst du sie nun verklagen?“ fragte sie, auch um nicht in Lachen auszubrechen, denn Sabinas Schauspiel war einfach zu putzig.


    „Wie Sabina sagt: Romana hat uns eingeladen sie im Atrium Vestae zu besuchen!“ erklärte sie nun.

    Huch, was ist denn da los? wunderte sie sich über den lautstarken Unmut ihres Onkels. Verwundert runzelte sie die Stirn und sah dann über Sabina hinweg ins Zimmer. Da saß Sedulus, vor sich ausgebreitet die Acta, welcher er mit finsterer Miene anstarrte.


    „Wir können auch später wieder kommen“, fügte sie Sabinas Worten hinzu.

    Anscheinend war sabina zu einem richtigen Quälgeist geworden, denn Bia sah man ihre Erleichterung an, als Calvena sich erbot, ihr das Kind für einige Zeit abzunehmen. Es wäre wohl auch besser, wenn sie sich heute auch noch mit dem Mädchen zusammen setzte. Sie konnten ja etwas Flöte üben. „Ja, Sabina, wir gehen gleich zu ihm!“ versicherte sie dem Mädchen, welches ungeduldig an ihrem Kleid zupfte. Kein Wunder, dass die Sklaven am Ende ihrer Kräfte war.


    „Nichts zu danken, Bia!“ lächelte sie der Sklavin zu und streckte dann dem Mädchen die Hand entgegen. „Gib mir den Brief und dann gehen wir jetzt zu deinem Vater!“ erklärte sie ihr und nahm den Brief an sich, ehe sie dann Hand in Hand in Richtung Arbeitszimmer gingen. Kurz hatte Calvena den Eindruck, dass Bia erleichtert auf atmete und sich über die Stirn strich. Nachdenklich betrachtete sie den Schopf ihrer Cousine. An sich war Sabina ein liebes Mädchen, aber hin und wieder war das Kind doch unerträglich. In der Regel mischte sie sich nicht bei der Erziehung Sabinas ein, denn sie hatte oft andere Ansichten als Sedulus, aber Sabina schien sich so langsam in ein verzogenes Gör zu entwickeln.

    Das Arbeitszimmer von Sedulus war nur einige Türen weiter von Sabinas Zimmer. Sie hob die Hand und klopfte an. Kurz zwinkerte sie ihrer Cousine zu. Es gab fast gar keine Gründe, weshalb Sedulus die Einladung von Claudia Romana ausschlagen sollte. Sie würde auf jedenfall ihre Freundin besuchen wollen, aber die Frage war, ob Sedulus es seiner Tochter gestattete. Besser wäre es zumindest, wenn er denn nicht ein schmollendes Kind im Hause haben wollte. Sie ahnte bereits, dass Sabina alles machen würde, um ihren Willen durchzusetzen.




    *klopf* *klopf*

    Fast wurde Calvena von den Füßen gerissen, als Sabina wie ein Äffchen sich an ihren Hals hängte und ihre Begeisterung über den Brief kundtat. Lachend befreite sie sich von dem Kind und setze es dann wieder auf dem Boden ab.
    „Immer langsam“, lachte sie, war ihr aber nicht bös.


    „Ja, ins Atrium Vestae. Sabina hat Claudia Romana bei den Fontinalien kennen gelernt und uns dann eingeladen sie einmal zu besuchen. Es spricht nichts dagegen, wenn Sabina sich im Atrium Vestae einmal um sieht. Ich hab nicht vor aus ihr eine Vestalin zu machen, nur ein Besuch, zur Erweiterung ihres Horizonts und auch weil, ich meine Freundin gern wieder sehen würde!“ erklärte sie der Sklavin. Sie konnte deren Sorge durchaus verstehen, wollte diese aber zerstreuen. Bia gab jedoch nach, noch ehe sie mit ihrer Erklärung fertig war. Verwundert sah sie die Sklavin an, sie wirkte etwas müde und auch um einige Jahre älter, als sie war. Setzte Sabina ihr so sehr zu? Das wollte so gar nicht zu ihrer kleinen Cousine passen.


    „Natürlich werden wir Sedulus fragen“, versicherte sie dann Bia noch. „Wir machen das zusammen Sabina. Ich bin sicher, er sagt 'Ja'!“ lächelte sie zuversichtlich. "Bia, du brauchst nicht mitkommen. Ich werde auf Sabina gut aufpassen!" schlug sie vor.

    Kaum war Calvena nach Haus gekommen, hatte ihr bereits einer der Sklaven einen Brief in ihre Hand gedrückt. Etwas verwundert, wer ihr denn geschrieben hatte, hatte sie die Zeilen überflogen und war dann mit einem Lächeln hinauf zum Zimmer ihrer Cousine gegangen. Romana hatte ihr Versprechen nicht vergessen und die beiden Mädchen der Germanica eingeladen. Sabina würde sich darüber freuen an diesen kalten Tagen einmal wieder aus dem Haus zu kommen. Kurz klopfte sie an und öffnete dann die Tür.


    "Sabina!" sagte sie und wedelte mit dem Brief herum. "Wir haben Post bekommen!" berichtete sie dann auich sogleich. "Romana lädt uns für Morgen ins Atrium Vestae ein!"

    Nachsichtig lächelte Calvena ihrer Freundin zu. „Du bist nicht Schuld, dass sie nun hier ist. Du hast das richtige getan und hast dich von ihr gelöst. Ich bin mir sicher, spätestens nachdem sie dich verheiratet hätte, wäre sie nach Rom gekommen“, meinte sie mit leicht düsterer Stimme und lag wohl mit ihrer Vermutung goldrichtig. „So oder so, es ist nur halb so schlimm“, sie lächelte wieder. „Wir geraten zwar aneinander, aber ich bin schon etwas länger im Haus und hab mich mit den meisten Sklaven angefreundet und in diesen Verbündete gefunden“, verriete sie ihr. „Außerdem verstecke ich nun alle Briefe und andere Dinge, die sie nicht sehen soll“, vertraute Calvena der Iunia an. „Sollte sie also noch einmal auf die Idee kommen, bei mir herum zu stöbern, wird sie reichlich enttäuscht sein!“ Bei diesem Gedanken musste sie lachen. Aber es gab noch einen weiteren Grund, warum sie diese Sache mit Laevina nicht so eng sah. Auch wenn es noch ein wenig dauern würde, sie würde bald heiraten und dann ausziehen. Ein wenig melancholisch wurde sie bei diesem Gedanken schon, sie mochte ihre Verwandten und wenn sie zu Valerian zog, dann würde sie in einen völlig fremden Haushalt kommen. Zumindest hatte sie dann Elissa bei sich.


    Kurzes Schweigen herrschte zwischen ihnen, als sie Beide ihren Gedanken an die Zukunft nach hingen. Calvena war aufgeregt, ungeduldig und auch etwas verunsichert, wenn sie daran dachte, dass sie heiraten würde. Ihr Leben würde sich dann verändern. Mehr als alles andere wollte sie mit ihrem Valerian zusammen sein, aber sie wurde dennoch nervös und befürchtete, wenn es denn soweit war, seinen Erwartungen nicht entsprechen zu können. Leider hatte sie keine verheiratete Freundin, welche sie um Rat bitten konnte und Laevina wollte sie sich nicht anvertrauen. Es war ein ganz schönes durcheinander der Gefühle, wenn sie es sich erlaubte darüber nach zu denken. „Ein wenig nervös bin ich schon, wenn ich darüber nachdenke“, gestand sie Serrana dann. Zumindest mit ihr reden konnte sie, auch wenn die Iunia ihr vermutlich nicht wirklich helfen konnte. Ihre Freundin machte ja gerade ähnliche Dinge durch, hatte aber genauso wenig, wenn nicht gar noch weniger Erfahrungen mit Männern und Ehe. So ungern sie es sich ein gestand, anscheinend würde sie doch zu Laevina gehen müssen...


    Kurz machte sie eine kleine Geste mit der sie ihrer Freundin anzeigte, dass diese ruhig weiter reden konnte. Sie war ihr nicht mehr Gram. Solch ein furchtbares Missverständnis würde nicht mehr zwischen ihnen stehen. „Also den Namen haben ich noch nie gehört, aber ich kann Valerian fragen, wenn ich ihn wieder sehe!“ versprach sie ihr. „Warum will deine Cousine das wissen?“ fragte sie nach.