Beiträge von Germanica Calvena

    „Ich befürchte, wenn ich deine Männer ins Haus lasse, wir anschließend renovieren können“, kicherte sie. Zumal sie nicht wirklich um Vasen besorgt war, sondern sie fürchtete eher um ihre Instrumente. Schon allein deswegen war es besser, wenn sie keine Soldaten ins Haus ließ.Eigentlich müsste sie ja dann auch Valerian nicht rein lassen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er schon die nötige Vorsicht würde walten lassen. „Die Sklaven wissen wenigsten was sie zu tun haben“, stimmte sie ihm dann zu.


    Mit skeptischer Miene musterte sie und schüttelte bedächtig den Kopf. „Dann sind all diese wilden Geschichten, die du mir erzählt hast, also nur ausgedacht?“ fragte sie kichernd und schüttelte den Kopf. "Du wolltest mich beeindrucken!" meinte sie gespielt empört. Er konnte ihr nicht wirklich etwas vormachen. „Du weißt doch was man über Gaukler sagt“, wieder klimperte sie unschuldig mit den Wimpern. „Uns ist nicht zu trauen!“ kicherte sie. Dann lachte sie. „Oh, ich denke, ich weiß warum“, witzelte sie. „Ich hab dich verzaubert!“ meinte sie dann schlicht. Der Kuss schmeckte süß und versprach mehr. Sie kostete diesen Augenblick in vollen Zügen aus. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal so ungestört waren. Mit ihrer Hand strich sie ihm zart über den Nacken. Es wäre so leicht gewesen, nun weiter zu gehen, aber sie wollte sich einige Dinge noch aufheben. Außerdem hätte wohl auch ihrer beider Gewissen ihnen im Weg gestanden.


    Leise seufzte sie und winkte ab. Sie wusste, dass es nicht gerade ein Wochenendausflug war, wenn sie gemeinsam nach Germanien wollten, auch war sie sich bewusst, dass es nicht gerade ungefährlich war. Es war ja nur ein Vorschlag gewesen.
    Als er dann ihre Hand nahm und zärtlich pustete, war es sehr schnell vergessen, dass sie sich soeben die Finger angesengt hatte. „Ich wollte dir helfen", meinte sie leise, überließ ihm dann aber die Arbeit. Stattdessen drückte sie ihre Finger erst mal kurz in ein feuchtes Tuch. Der Schmerz war aber schon in in dem Moment verschwunden, als er sich ihrer an nahm. „Magst du was trinken?“ fragte sie, damit sie sich auch ein wenig nützlich machte.

    Im Eifer der Vorbereitungen hatte sie es schlichtweg vergessen, Sedulus um seine Meinung zu Fragen, was Sabinas Anwesenheit beim Fest anging. Ihr hatte so sehr der Kopf geschwirrt. In Zukunft würde sie das nicht mehr vergessen und vor allem Sabina daran erinnern, dass sie ihren Vater zu fragen hatte. „Ja du hast recht!“ meinte sie dann ehrlich zerknirscht, auf seinen Kommentar hin. „Es tut mir Leid, ich hätte gleich auf dich zukommen müssen, als Sabina mich gefragt hat“, meinte sie versöhnlich.


    Als Laevina dann über die Möglichkeiten sinnierte, wie sie ihre Enkelin am schnellsten und am gewinnbringenden verheiraten konnte, nahm sie sich vor ganz schnell mit Serrana zu reden und sie zu warnen. Damit würde sie zwar Laevina einen Strich durch die Rechnung machen und ihren Zorn gegen sie selbst wieder entflammen, aber sie wollte nicht dass Serrana in einer unglücklichen Ehe versauerte und ebenso bitter wurde, wie dieses Biest. Sie konnte immer weniger glauben dass Laevina doch so etwas wie einen Fünkchen Menschlichkeit besaß.

    Es war doch reichlich spannend mit zu erleben, wie die Menschen sich auf dieses Ereignis freuten, wie sie der Prozession zu jubelten. Ihr Weg führte sie durch die belebten Straßen Roms, genau zum Circus Maximus hin. Als sie den Circus betraten, staunte sie nicht schlecht, bunte Tücher, Blumengirlanden und Kränze, Statuen und Bilder, all dies und viel mehr schmückte das Gebäude. Mit leuchteten Augen sah sie sich um und bekam daher nur am Rande mit, wie den Soldaten ihre Plätze zugewiesen wurden. Erst als das Opfer begann, kehrten ihre Gedanken zurück und sie setzte wieder eine feierliche Miene auf. Eigentlich war sie kein Freund von blutigen opfern, aber sie sah die Notwendigkeit dessen. Zumal sie sich keine Zimperlichkeit leisten konnte, wenn sie den eingeschlagenen Weg bis zum Ende gehen wollte und Priesterin werden wollte. Sie verdrängte jegliches Mitleid für die Opfertiere und beobachtete stattdessen die Geste, lauschte den feierlichen Worten und sah dem schnellen Tod der Tiere zu.
    Mit einiger Erleichterung vernahm sie dann, dass die Opfer angenommen wurde. Sie lächelte Serrana kurz zu und fragte diese dann: „Wollen wir uns das Fest ansehen?“ Sie wollte sich das nicht entgehen lassen. Kurz sah sie sich um und suchte mit den Augen die menge ab. Irgendwie hatte sie Valerian aus den Augen verloren. Vielleicht hatte er ja nun frei und er würde sich ihnen anschließen. „Hast du Valerian gesehen?“ richtete sie sich an ihre Freundin und sah sie immer noch dabei um.

    Die Vorstellung wie Valerian von seinen Soldaten bemuttert wurde, weckte in ihr große Heiterkeit. Versonnen schüttelte sie darüber den Kopf. "Also wenn ich mir hin und wieder deine Männer für den großen Hausputz ausleihen darf, dann sei es dir gegönnt das du jemanden hast, denn du ohne schlechtes Gewissen herum scheuchen kannst!" witzelte sie. Doch bei der Vorstellung wie eine Cohorte Soldaten durch das Haus streiften wurde ihr flau im Magen, lieber überließ sie so etwas den geschickten und erfahrenen Händen Elissas. Sie befürchtete, vermutlich sogar zu Recht, dass die Männer mehr kaputt und schmutzig machen würden, als sauber. Dennoch kicherte sie, sie konnte ja die Soldaten halbnackt sauber machen lassen, dann hätte sie noch einen angenehmen Anblick dabei. Mehr oder weniger unauffällig musterte sie dann Valerian bei diesem Gedanken. Schlecht gebaut war er keinesfalls, nur hatte sie ihn noch nicht ohne Tunika gesehen. Kurz überlegte sie, wie sie ihn dazu bekommen konnte, sich für sie auszuziehen, aber das war dann doch keine so gute Idee. Er brachte sie auf andere Gedanken, als er sie in die Seite stupste und sie seine Hand schnell fest hielt. Er wusste ganz genau das sie kitzelig war und er tat dies mit Absicht.
    Gespielt beleidigt ging sie dann auf seine Entgegung ein. "Tse!" machte sie entrüstet. "Dabei zeige ich mich, dir gegenüber nur von der besten Seite!" gab sie empört von sich und lachte dann. Ihm konnte und wollte sie einfach nichts vorspielen. "Du bist also nicht frech, sondern ein unschuldiges Knäbelein?" fragte sie mit einem schelmischen Funkeln in den Augen. Sie beugte sich leicht vor und drückte ihm kurz einen Kuss auf die Wange. "Dann sollte ich dich wohl nicht auf unanständige Gedanken bringen!" meinte sie und legte ihre Hände sittsam im Schoss zusammen. "Nicht das ich aus einem treuen Staatsdiener einen unanständigen Taugenichts mache!" kicherte sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag.
    Nachdem sie ihm die Olive so demonstrativ vorenthalten hatte, wollte sie die Packete mit dem Essen schnell außer Reichweite bringen, doch er überfiel sie einfach und stibitze dann eine der Oliven. "Ohh... es gibt noch ganz andere Arten von körperlicher und seelischer Grausamkeit!" meinte sie dann fast ungerührt, packte dann aber Großzügig alle Speisen aus und steckte ihm ein Stück Huhn in den Mund. Was sie aber mit ihrem Satz meinte, ließ sie offen, sie war sich ziemlich sicher, das er verstand was sie meinte. Es waren jene Dinge mit denen Frauen ihre Männer zu bestrafen gedachten.


    Sein Vorschlag klang wirklich verlockend und sie nickte zustimmend. „Nicht nur einmal im Jahr, so oft wir Zeit haben!“ meinte sie und strich ihm über die Wange. „Das wird sicherlich nicht ganz so einfach, aber ein wenig Abwechslung können wir Beide sicherlich gebrauchen“, fügte sie hinzu. Dir Ehe war nicht immer ein Zuckerschlecken, aber man konnte vieles machen, wenn man gemeinsam sich darüber Gedanken machte, was sie wollten. „Ich wäre dafür einmal im Jahr gemeinsam Urlaub zu machen. Raus aus Rom, aufs Land oder zu deiner Schwester!“ fügte sie hinzu und spann seinen Gedanken etwas weiter. Irgendwie würden sie sicherlich dies arrangieren können. Mit spitzen Fingern half sie ihm die Kastanien von ihrer nun fast schwarzen Schale zu befreien. Sie beeilte sich damit, denn sie waren verdammt heiß und sie wollte sich nicht unbedingt die Finger verbrennen. Dennoch eine fiel ihr aus beinahe aus den Finger, schnell fing sie diese auf, nur damit die störrische Kastanie dann doch im Gras landete. "Aua!" meinte sie und betrachtete ihre Finger. Nur leicht geröttet, mehr Schreck als Schmerz. Es war eben ein Reflex.

    Als Avarus dann endlich dazu kam und sich um seinen Gast kümmerte. Grüßte sie ihren Großonkel nur höflich, verabschiedete sich dann von Archias und überließ die Männer ihren wichtigen Gesprächen. Diskret schnappte sie sich Decke, Schriftrolle und Instrument, ehe sie hinaus in den Garten ging, wo Elissa mit dem angewärmten Wein auf sie wartete.

    Wie weit es Sermo bringen würde, würde sich mit der Zeit zeigen. Ebenso wie einige andere Dinge. Ein wenig nervös wurde sie schon, wenn sie daran dachte, dass sie heiraten würde und dann mit Valerian zusammen leben würde. Sie freute sich schon darauf, doch war sie sich auch bewusst, dass eben alles nicht immer nur schön sein würde. Das ein oder andere Problem würden sie gemeinsam bewältigen müssen. Doch fürs erste verdrängte sie den Gedanken an die Zukunft und genoss den Moment des Hier und Jetzt. So oft hatten sie leider nicht die Gelegenheit völlig ungestört zusammen zu sitzen. Hoffentlich würde sich das ändern, wenn sie dann verheiratet waren.


    Das Feuer loderte auf, als es mit weiteren trockenen Ästen gefüttert wurde. Munter knisterte es und strahlte eine wohlige Wärme aus. Bei der Vorstellung das hinter Valerian achtzig Männer her liefen und ihm den weg nach Hause wiesen, lachte sie. „Ach deshalb hast du so viele Männer!“ schmunzelte sie. „Weißt du doch“, erwiderte sie auf seinen Kommentar hin, dass sie frech war. „In der Hinsicht bist du mir ähnlich!“ fügte sie hinzu und stupste ihm neckend in die Seite. Leider war er ja nicht kitzelig.


    „Da wo ich die Kekse gefunden habe, gibt es mehr!“ schmunzelte sie und zog die eingepackten Leckerein nun wieder zu sich heran. Mit einem frechen Grinsen hielt sie ihm eine Olive unter die Nase, zog die Hand aber schnell wieder zurück, ehe er sich die Olive schnappen konnte. Stattdessen landete sie in ihrem Mund.
    Zustimmend nickte sie. Auch sie war ganz froh sich keine Gedanken machen zu müssen, was andere über sie sagten. Hier würde keiner vorbeikommen, der sie kannte. Gerüchte sprachen sich schnell herum. Viel zu schnell, fand sie, aber bisher war es eigentlich ein gut gehütetes Geheimnis, dass sie und Valerian heiraten würden. „Es tut gut, mal nicht unter ständiger Beobachtung zu stehen!“ stimmte sie ihm zu. Außerdem mussten sie Beide im Augenblick nicht darauf achten, was sie taten oder sagten.


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    Saldir Dekosklavin


    Während Calvena sich mit Archias unterhielt, bekam sie nicht mit, dass der Hausherr bereits wieder zurück war und sein Büro aufgesucht hatte. Gundhraban, der Türwächter der Gens, schickte Saldir sogleich los, um Avarus Bescheid zu geben. Die hübsche Sklavin war wenig erbaut darüber, dass sie nun schon wieder herum gescheucht wurde, erst von der Domina und nun von dem doofen Germanen. Von daher ließ sie sich aufreizend viel Zeit. Aber schließlich klopfte sie doch noch an.


    *klopf* *klopf*


    „Dominus“, sie steckte den Kopf zur Tür rein. „Du hast einen Gast, einen gewissen…. Ähm…“, da hatte sie doch glatt den Namen vergessen. Sie runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern. Dabei machte sie einen recht drolligen Eindruck. Denken war eben nicht ihre Stärke.

    Kurz tauschte sie mit ihrem Onkel ein kleines Verschwörerlächeln, sie wusste nur zu gut, worauf er anspielte, aber sie würde zumindest nicht die Neugierde Laevinas befriedigen, indem sie es ihr verriet oder einen Kommentar fallen ließ. Auch wenn der alte Drachen etwas ahnte, musste sie ja nicht gleich alles wissen.
    „Ich bin gern bereit noch mal so ein Fest auszurichten!“ meinte sie dann. „Aber ihr dürft euch dann auch einmal bei der Planung mit einbringen!“ schlug sie vor. Sie grinste breit, als ihr Onkel meinte, er hätte es ihr nicht zugetraut. Aber sie hatte ihn eines Besseren gelehrt. Laevinas Bad im Atriumbecken war nicht beabsichtig gewesen, aber hatte ihr doch eine gewisse Genugtuung bereitet. „Es tut mir Leid, dass du den Abend auf deinem Zimmer verbringen musstest“, das klang ja sogar schon fast ehrlich. Sie musste ein Kichern verkneifen, ob Avarus trockenen Einwurfs, dass Laevina wohl in Zukunft einen Bogen um das Becken machen sollte.


    Leicht zuckte sie mit den Schultern, hatte aber den Anstand nur ganz kurz ein schlechtes Gewissen zu zeigen, denn sie hatte sich ja wirklich breit schlagen lassen von ihrer Cousine. „Besser sie ist mit meiner Erlaubnis auf dem Fest, als dass sie sich heimlich unter die Gäste mischt!“ erwiderte sie. „Außerdem haben Bia, Elissa und ich immer ein Auge auf sie gehabt!“ Erstaunlicherweise war Avarus in diesem Fall auf ihrer Seite und schien nicht Gram zu sein, dass die Jüngste sich mit den Gästen unterhallten hatte. „Sabina war brav und ist dann auch ohne Murren ins Bett gegangen!“ Das hatte Elissa ihr erzählt. Gänzlich gegen aller Erwartungen war das Kind dann auch fast sofort eingeschlafen und hatte von dem Fest rein gar nichts mehr mitbekommen. Das Laevina natürlich etwas gegen Sabinas Anwesenheit hatte, war klar gewesen. Nun gut, jeder schien eine andere Vorstellung von Kindererziehung zu haben.


    Verblüfft blinzelte sie, als Avarus dann eine weitere Spitze gegen Laevina vom Stapel ließ. Wobei sie aber befürchtete, dass genau dieser Kommentar nun dafür sorgen würde, dass die Hexe alles dran setzte um ihre Tochter unter die Haube zu bringen. Leicht runzelte sie die Stirn, wenn Avarus Serrana schon für fast zu Alt hielt, was war sie dann bitte? Sie war schließlich drei Jahre älter, wie ihre Freundin. Auf der anderen Seite war sie ja bereits versprochen, nur war Avarus über die Wahl ihres zukünftigen Ehemannes nicht sonderlich erbaut.

    Direkt, beschrieb Sermo ziemlich gut. So direkt, das es schon fast an Unhöflichkeit grenzte. Aber sie nahm es ja Sermo nicht übel und im Notfall würde sie halt eben auch mal zurück schießen. Sie hatte ja jetzt genug Übung, denn Laevina und sie lieferten sich regelmäßig bissige Wortgefechte. Eigentlich legte sie es nicht darauf an und wollte Frieden. Außerdem brachte es noch nichts, über mögliche Konfrontationen und Konflikte nachzudenken, vieles würde sich erst dann heraus stellen, wenn sie unter einem Dach lebten. „Es ist gut, dass er ein klares Ziel vor Augen hat. Sermo wird schon seinen Weg gehen!“ meinte sie Zuversichtlich. Ob Sermo wohl auch bald eine Frau finden würde? Sein Einstieg in Rom war ja recht einfach für ihn gewesen, genügend ledige junge Frauen hatte Valerians Verwandter ja bei den Ludi und der anschließenden Cena kennen gelernt.


    Im Augenblick genoss sie das Hier und Jetzt, sie wollte nicht daran denken, was später einmal sein würde, aber sie war recht zuversichtlich was ihre Zukunft anging. Ihnen würde es sicherlich gingen die eine oder andere Minute zu Zweit für sich zu stehlen und wenn sie ihn dafür in der Castra überfallen musste. Leise lachte sie, als er meinte, er liebe Überraschung. Wer liebte es denn nicht, wenn er überrascht wurde. „Ich wird dich bei Gelegenheit erinnern!“ neckte sie ihn. „Vergesslich… mhm….. dann sollte ich dir wohl einen Sklaven hinter her schicken, nicht das du dich am Ende verläufst!“ sie kicherte. Denn eigentlich hatte sie sich ja in Rom verlaufen und auf diese Weise ihn kennen gelernt. Sie förderte ein paar Kekse zu Tage, einen steckte sie sich selbst in den Mund, mit dem Anderen fütterte sie ihn.

    Calvena hatte sich alle Mühe gegeben, dass keiner der Familienmitglieder mitbekommen würde, was sie geplant hatte. Das war gar nicht so einfach gewesen, denn irgendwer war immer zu Hause gewesen. Aber am Ende war es ihr doch irgendwie gelungen. Kurz nickte sie, als Elissa zu ihr zurückkam und ihr berichtete dass das Instrument wohlbehalten im Garten angekommen war. Innerlich seufzte sie auf.



    Es erhob sich der Ton einer Flöte in die Lüfte, ätherisch und leicht, schwebte durch den Garten und verstummte ganz langsam. Kurz schlugen Glöckchen aneinander, der Klang schien von überall und nirgends zu kommen. Einmal, zweimal, dreimal, ihr Klang entschwebte, getragen vom Wind. Und dann zart wie Schmetterlingsflügel wanderten Finger über die Saiten einer Harfe. Ebenso leicht schwebte dann der Klang von Calvenas Stimme durch die Lüfte. Sie saß direkt unter dem alten Olivenbaum.


    O light the candle, John
    The daylight has almost gone
    The birds have sung their last
    The bells call all to mass



    Sit here by my side
    For the night is very long
    There's something I must tell
    Before I pass along


    I joined the brotherhood My books were all to me
    I scribed the words of God
    And much of history


    Many a year was I
    Perched out upon the sea
    The waves would wash my tears,
    The wind, my memory


    I'd hear the ocean breathe
    Exhale upon the shore
    I knew the tempest's blood
    Its wrath I would endure


    And so the years went by
    Within my rocky cell
    With only a mouse or bird
    My friend; I loved them well


    And so it came to pass
    I'd come here to Romani
    And many a year it took
    Till I arrived here with thee


    On dusty roads I walked
    And over mountains high
    Through rivers running deep
    Beneath the endless sky


    Beneath these jasmine flowers
    Amidst these cypress trees
    I give you now my books
    And all their mysteries


    Now take the hourglass
    And turn it on its head
    For when the sands are still
    'Tis then you'll find me dead


    O light the candle, John
    The daylight is almost gone
    The birds have sung their last
    The bells call all to mass

    [SIZE=7]Loreena McKennitt- Skellig[/SIZE]


    Die letzten Töne schwebten durch den Garten. Eine Traumwelt hatte sie entstehen lassen, Sehnsüchte geweckt. Sie selbst hatte die Augen geschlossen gehabt, denn meist fühlte sie sich wohler, wenn sie die Welt aussperren konnte. Für einen Moment herrschte tiefe Stille.


    Sim-Off:

    http://www.youtube.com/watch?v=jsyu34IxU_Y
    und damit irh eine ungefähre Vorstellung von dem ganzen habt: http://www.mainaden.atropa.org/galerie/


    Fast wie ein Donnerschlag erklang dann aus dem anderen Ende eine Trommel. Laut und dröhnend, tief und mächtig. Erst wie ein Herzschlag, langsam und bedächtig, ehe er schneller wurde, wild und leidenschaftlich. Nun trat Nayyirah in den vorbereiteten Feuerkreis, in den Händen hielt sie mehrere Fackeln, mit einer geschmeidigen Bewegungen verneigte sie sich vor den anwesenden Gästen, ehe sie sich einmal um die eigene Achse drehte und einen Ring aus Flammen um ihren Körper formte. Tänzerinnen in knappen kurzen roten Kleidern traten aus dem Schatten und gesellten sich an ihre Seite. Kleine Glöckchen klangen in ihren Fußgelenken, silbern und hell. Synchron entzündeten sie Fackeln an den bereitstehenden Öllampen.
    Spiralen aus Feuer umspielten die Rundungen, in atemberaubender Geschwindigkeit wirbelten die Fackeln umehr, woben komplizierte Muster in die schwarze Nacht. Rot, gelb und orange leuchteten auf. Während alle Blicke gebannt auf den vier fast noch blutjungen Tänzerinnen lag, war Nayyirah einige Schritte zurückgegangen. Genau zwischen zwei Feuerschale deren Flammen beständig flackerten. Ein Trommelwirbel und plötzlich schoss eine Feuersäule gen Himmel. Für einen Moment war die Nacht grell erhellt. Wie in Flammen gehüllt stand die dunkle Schönheit völlig gelassen da und wirbelte einmal um die eigene Achse. In ihren Händen hielt sie nun Fackeln, welche an beiden Enden entzündet waren. Erst langsam und bedächtig, dann immer schneller drehte sie ihre Handgelenke. Sie zeichnete Wirbel um sich, warf die Fackeln in die Luft und fing sie dann auch wieder auf.


    Fasziniert folgte auch Calvena dem Spiel aus Feuer und Nacht, zwar hatte sie in etwas abgesprochen was geschehen soll, aber dennoch war es nicht minder spannend. Sie hatte ihren Kopf auf den Korpus ihrer Harfe abgelegt und beobachtete aus blauen Augen die Künstler. Ihren eigenen Auftritt hatte sie ja erfolgreich hinter sich gebracht und sie war auch ganz froh, dass sie jetzt nicht belagert wurde.


    Geschmeidig drehten sich die vier Tänzerinnen, bewegten sich wie Weidenzweige im Wind. Schon fast lasziv bewegte sie sich im Gleichklang und lächelten auch dem einen oder anderen Gast verführerisch zu.
    Nayyirah folgte den Mädchen mit denselben Bewegungen, nur untermalte sie diese mit dem Spiel der Fackeln und mit dem gefährlichen Spiel mit Feuer. Immer wieder malte sie komplexe Muster in die schwarze Nacht, Spiralen und Wirbel. Ein Zwei Feuerräder entstanden durch ihre Bewegungen neben ihrem Körper.
    Wieder ein Trommelwirbel und eine Feuersäule, welche die Nacht erhellte und scheinbar bis zu den Sternen reichte. Plötzliche Dunkelheit und Stille hüllte den Garten ein.


    Auch Calvena brauchte einen Moment um mitzubekommen, dass dies das Ende war.

    Sie nickte, als er nachfragte. „Ich bin mehr als die Hälfte meines Lebens herum gereist und war auch recht froh darüber. Ich hatte auch mehr Freiheiten“, meinte sie mit einem koboldhaftem Lächeln. Außerdem war ihr Leben dadurch auch nur ganz selten langweilig gewesen. „Und Tugenden kann man auch unterwegs lerne, ebenso wie gutes Benehmen“, meinte sie mit einem leichten Schulterzucken.
    „Naja kein richtiges zu Hause würde ich nicht sagen. Ich hatte meine Ziehfamilie immer um mich herum und das macht ja im Grunde ein zu Hause aus. Menschen die man liebt.“ Das klang zwar recht philosophisch, aber ihr hatte es nie an etwas gemangelt, bis auf einigen schlechten Zeiten abgesehen. Schließlich war das Leben immer gefährlich gewesen auf den Straßen, aber auch andere Probleme hatten sie gehabt, wie zu wenig Geld und Misstrauen, dass ihnen vor allem in kleinen Dörfern entgegen geschlagen hatte. Das fahrende Volk wurde eben meist mit Dieben verglichen. Deswegen war der Zusammenhalt auch stärker.

    Zustimmend nickte sie. Irgendwann später konnten sie wieder über Melina reden und diskutieren. Am Besten wenn sie dabei war, damit sie wusste was ihr blühte bei einem Fehlverhalten. Valerian war wirklich gestraft mit seiner Cousine, aber sie selbst hatte es nicht wirklich einfacher mit Laevina. Kurz überlegte sie ob es ratsam wäre Laevina auf Melina zu hetzen. Doch das hatte selbst dieses störrische Mädchen verdient, glaubte sie zumindest. Nachdenklich sah sie ihm zu, wie die Maronen hin und her rollten in dem Feuer. Dabei überlegte sie, welchen Eindruck Sermo auf sie gemacht hatte.


    „Also sein erster Eindruck war nicht gerade gut auf mich. Er wirkte doch recht grantig“, meinte sie und schmunzelte dabei. Valerian wusste sicherlich was sie meinte, schließlich hatte er neben ihr gestanden, als der seinen recht unpassenden Spruch gebracht hatte. Ihr Lächeln verriet das sie dies aber seinem verwandten nicht mehr übel nahm. „Im Laufe des Abends hat er sich dann als er sehr sympathisch heraus gestellt. Er ist belesen und amüsant“, fügte sie hinzu. Sie konnte nur wenigen Menschen lange böse sein. „Wir können sicherlich Freunde werden, aber dazu müsste ich ihn noch etwas näher kennen lernen!“ Damit zerstreute sie wohl seine Befürchtungen, dass sie womöglich mit seinen verwandten nicht zu Recht kam. Zumal sie auch bald ihre Verwandten war.


    Calvena genoss den Moment in seinen Armen, seine Lippen auf den ihren. Sehnsüchtig und sanft und niemand der sie stören konnte. Nach einer scheinbaren Ewigkeit lösten sie sich wieder von einander und strahlten sich an. Doch sah sie dieses Glitzern in seinen Augen. Eindeutig ein Hinweis darauf, dass er gerade auf Schabernack aus war. Mit einem unschuldigen Augenaufschlag sah sie ihn an. „Mhm…“, meinte sie auf seinen scherzhaften Komentar. „Dann wirst du wohl noch ein paar Überraschungen erleben“, grinste sie. "Beschwer dich dann aber nicht!" zwinkerte sie. "Ich hab doch ja vorgewarnt!"

    Sie hätte sicher auch auf seine Ernennung schweigen können, aber sie fand das war nicht gerade höflich.
    „Ich bin viel herum gereist“, eröffnete sie ihm dann und gab dann die Geschichte zum Besten, die sie eigentlich allen unbekannten Menschen erzählte. „Meine Zieheltern waren Händler und haben mich eigentlich überall hin mitgenommen!“ berichtete sie. Sie nickte, als er erzählte wo er sich herum getrieben hatte. Anscheinend hatte er auch schon viel von der Welt gesehen.

    Archias machte es sich ihr gegenüber bequem. Sie selbst nippte kurz an ihrem Becher und nickte leicht. Ihr ging auf das sie über verschiedene Ecken verwandt waren. Wenn auch eher durch eingeheiratete Familienmitglieder, als durch Blutsbande. Eigentlich waren fast alle einflussreichen udn mächtigen FAmilien Roms irgendwie mit einander Verwandt. Oftmals war es verwirrend. Sie musste da nur an Laevina denken, ihre Großgroßgroßgroßgroßtante oder so, das war ja die Großmutter ihrer Freundin Serrana. Nur das die Iunia an Macht und Einfluss verloren hatte.
    Sie musste grinsen, als er ihr mit Solt geschwellter Brust mitteilte, welche Stelle er nun bekommen würde.
    "Ich gratuliere dir!" sagte sie dann. „Ich bin mir sicher du hast dir diesen Posten verdient!“ fügte sie hinzu. Mehr der Höflichkeitshalber, da sie ihn noch nicht wirklich kannte und auch nicht einschätzen konnte.
    „Nein, im kaiserpalast war ich noch nicht. So lang bin ich nun noch nicht in Rom!“ Kurz dachte sie nach. Seit einem halben Jahr, eigentlich sogar mehr.





    //Edit: Was vergessen

    Auch wenn es Calvena und Laevina vehement abstreiten würden, eine gewisse Ähnlichkeit hatten sie schon. Obwohl dies größtenteils an dem Dickschädel lag, welcher jedem Germanica eigen war. Aber das war nicht wirklich der Grund, warum die beiden Frauen aneinander gerieten. Am Anfang war Calvena noch offen gewesen und hatte sich ein wenig über den weiblichen Zuwachs gefreut, denn sie hatte gehofft, dass sie nun jemand hatte mit dem sie reden konnte. Doch nachdem sich herausgestellt hatte, dass die alte Dame einen Hang dazu hatte überall herum zu stöbern und auch noch ihre persönliche Post las, hatte sie diese Hoffnungen fahren lassen. Das Gefühl, dass sie Laevina vertrauen konnte, war einfach verpufft. Binnen eines Herzschlages und das nahm sie ihr Übel. Sie wollte sich zu Hause sicher, geborgen und gut aufgehoben fühlen, aber nun war dies nicht da. Zwar fühlte sie sich sehr wohl in der Casa, aber nun war sie auf der Hut.


    Etwas verwundert lauschte sie dem Wortgefecht zwischen Sedulus und Laevina. Was hatte ihr Onkel nur mit ihrer Freundin Serrana. Er hatte doch nicht etwa ein Auge auf sie geworfen? Nein!?! Unmöglich! Sie schüttelte diesen Gedanken wieder ab. Wahrscheinlich hatte er nur auch genug von Laevinas Sticheleien und wollte ihr auch irgendwie etwas auswischen. Fragte sich nur was. Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie bei dem Gespräch zwischen Sedulus und Valerian gelauscht hatte. Dies hätte sie nur noch mehr gegen die Schreckschraube aufgebracht.
    Innerlich zog sie eine Grimasse, als Laevina proklamierte was nach ihrer Meinung Richtig und Gut war. Diesmal hielt sie den Mund. Geld und Land waren wichtig, dass ihre Enkelin womöglich kreuzunglücklich gewesen wäre, war ihr völlig egal. Kurz kam ihr der Gedanke, dass vermutlich Laevina eben auch aus diesen Gründen verheiratet worden war und sie deshalb solch ein Biest war. Schnell schob sie diese Anwandlung von Mitleid beiseite. Sie wollte nicht verstehen was in Laevina vorging. Zumindest jetzt noch nicht. Zu allem Überdruss teilte Avarus auch noch die Meinung von dem Biest. Naja, kein Wunder, die beiden waren eine Generation.


    Erst einmal hielt sie sich nun doch wieder zurück und verbarg ihre Gedanken hinter einem Becher Wein und hinter einer Hühnerleber.

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Ganz vorsichtig melde ich mich mal zurück. Zwar sitze ich immernoch zwischen einigen Kisten. Im Unterschied zum Auszug werden sie aber durch den Einzug weniger. :D


    Willkommen zurück, liebster Großonkel :)