Beiträge von Germanica Calvena

    Calvena grinste breit, sie stellte sich nämlich vor wie ein Haufen gut aussehender Soldaten zusammen saß und eifrig tratschte. Und dann hieß es immer, Frauen würden den lieben langen Tag nichts anderes machen, das war doch alles nur Ausrede. „Und uns Frauen dafür dann immer vorwerfen, wir würden nichts anderes machen!“ kicherte sie. „Dabei seid ihr Männer durchaus schlimmer!“ fügte sie amüsiert hinzu. Sie überließ es ihm das Feuer zu entfachen und dann auch zu schüren, sie genoss es einfach mal nichts zu tun. Wozu sonst hatte sie denn einen Soldaten dabei, wenn nicht zum Verwöhnen 8).


    Anscheinend war Valerian so etwas wie ein Multitalent, während sie sich reichlich ungeschickt anstellte, wenn es darum ging, etwas zu kochen, hatte er es gelernt. Bei ihr hatte man dann aufgegeben und sie stattdessen zum Abwasch oder andere Arbeiten die in einem Lager so anfielen verdonnert. „Ach, schade“, erwiderte sie darauf. „Nun hast du mich auf deine Kochkünste neugierig gemacht!“ fügte schmunzelnd hinzu.

    Es erleichterte sie schon, dass Calliphana sich nicht so sehr an ihrer direkten art störte. Es war nicht immer einfach genau das richtige zu sagen und zu tun. Bisher hatte sie sich recht gut durchgemogelt aber hin und wieder nahm sie mit vollem Anlauf jedes Fettnäpfchen mit, welches ihr über den Weg stolperte. Und dann kam wie so häufig die unvermeidliche Frage zu ihrer Vergangenheit. Wie gut, dass sie für solche Fälle eine Version parat hatte, die nicht ganz so schockierend war, wie die tatsächliche Wahrheit.


    „Ich wohne erst seit einigen Monaten in Roma“, erzählte sie ihr. „Vorher habe ich bei einer Ziehfamilie gewohnt. Meine Mutter verstarb schon recht früh und mein Vater war Soldat.“ Das entsprach alles der Wahrheit. „Wir sind viel herum gereist!“ berichtete sie dann noch.


    „Das musikalische Talent hab ich von meiner Mutter. Sie brachte mir mein erstes Lied bei und auch die Grundlagen des Notensystems“, erklärte sie ihr. Ihre Erinnerungen an ihre Mutter waren so gut wie verblasst. Doch es gab Dinge, welche sie immer an sie erinnern würde. Ein warmes Lächeln, ihre Stimme wenn sie sang und auch der liebevolle Blick.


    „Ein wenig hat sie ihm hinter spioniert… sie ist besorgt um mich und will nur das Beste!“ erklärte sie, wobei sie es Elissa, nachdem sie dies von ihr erfahren hatte, streng verboten hatte, Valerian nach zu spionieren. Das warf nur ein schlechtes Licht auf sie, dabei war sie nicht einmal der eifersüchtige Typ Frau.

    „Bist du auch eine Tratschtante?“ fragte sie ihn rund heraus. „Oder übst du dich in Zurückhaltung?“


    „Also ich bin mir sicher, das ich etwas zu spielen für dich finde, doch das Kochen sollten wir jemand anderem überlassen...“, meinte sie kichernd und dachte an ihre wenigen grausligen Kochversuche. Das Lager hatte gedacht, sie hatte sie alle vergiften wollen, dabei hatte sie sich nur furchtbar bei den Gewürzen vertan. Seit diesem Erlebnis hatte man sie nie wieder an den Kochtopf gelassen. Was auch Besser gewesen war, sie war in anderen Dingen talentiert und diese Eigenschaft gehörte nicht zwingend zu den Fähigkeiten, welche eine Frau können musste. Zumindest wenn sie aus einer einflussreichen Familie kam. Da übernahmen Sklaven und Köche diese Arbeit. „Es sei denn natürlich, du willst unbedingt vergiftet werden. Es gab Gründe weswegen ich nicht an das Kochfeuer durfte, bei meiner Ziehfamilie“, fügte sie hinzu und hielt sich das zweite Kissen nun wie einen Schild vor den Körper. Doch das andere Kissen traf sie dann Gesicht.


    „Du hast doch nicht etwa die Geschichte mit dem armen Esel und den Farben vergessen?!? Außerdem... ich bin keiner deiner Rekruten“, schmunzelte sie und Widerstand dem Drang, ihm nun beide Kissen noch einmal an den Kopf zu werfen. Stattdessen nahm sie Beide auf und drapierte sie auf der Decke. Calvena machte es sich dann erst einmal gemütlich und ließ ihn schalten und walten. Sie zog die Beine an ihren Körper und legte den Kopf auf ihre Knie. Mit einem verschmitzten Grinsen sah sie ihm dann zu. „In den Satteltaschen sind auch Feuerstein und Zunder“, erklärte sie ihm. An so einem Herbsttag war ein Feuer genau das Richtige.

    Bisher hatte sie jede kleine Beleidigung, welche Laevina ihr an den Kopf geworfen hatte, ignoriert. Schlimmer als das was die senile alte Schabracke schon gesagt hatte, konnte es nicht werden. Nicht wenn sich Laevina eine Blöße geben wollte. Und noch hatte sie im Gegensatz zu der lieben Großtante ein Ass im Ärmel. Bisher wussten weder Avarus noch Sedulus, dass das Schreckgespenst im Hause herum schlich und in Dingen herum schnüffelte, welche sie nichts angingen. Kurz funkelte sie Laevina kalt an, sollte diese sich nicht bald in Zurückhaltung üben, würde ihr diese kleine Tatsache einfach so heraus purzeln.


    „Wie du meinst!“ erwiderte sie dann einfach nur. Vermutlich hatte sich die Alte nun irgendwelche Beteuerungen gewünscht und Ausflüchte, stattdessen gab sie ihr einfach Recht. Sie hatte es satt das dieses Biest ihr das Leben schwer machte. Dennoch eine kleine Spitze in ihre Richtung konnte sie sich dann doch nicht verkneifen. „Ich denke Serrana weiß genau was sie tut. Es scheint ihr Recht gut zu gehen, seit dem sie deinen Fittichen entkommen ist!“


    Wie gut das Sedulus in diesem Moment einmischte, sonst würde dieser kleine Disput noch Ewig weiter gehen. Denn im Grunde hatten sich die Beiden gerade erst warm gemacht.

    Hatte sie etwas falsches gesagt? Calliphana war nun kirschrot im Gesicht und starrte betreten an die Decke. „Entschuldige, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen!“ sagte sie schnell und ging dann auf den Themenwechsel ein.


    „Danke! Es war noch recht kahl, als ich hier eingezogen bin. Ich hab das Beste daraus gemacht!“ meinte sie mit einem verschmitzten Lächeln. Zu Anfang war es ihr wirklich schwer gefallen, sich daran zu gewöhnen, dass sie nun ein eigenes Zimmer hatte. Sie hatte nicht wirklich schlafen können, denn ihr hatten immer die leisen und auch etwas lauteren Schlafgeräusche ihrer Ziehfamilie gefehlt. In der Zeit ihres Vagabundenlebens, hatte sie nie ein eigenes Zimmer gehabt. Sie hatte sich einen Wagen mit den Mädchen in ihrem Alter geteilt. Ihr ganzes Leben hatte sich dort und auch auf den Straßen und Lagerplätzen abgespielt. Kurz übermannte sie eine leichte Melancholie, doch sie wurde sogleich von Calliphana abgelenkt, als diese die Lrya entdeckte. Calvena hatte das Instrument mit viel Liebe und Sorgfalt wieder restauriert, nachdem ein Sklave dieses vergessene Schmuckstück in eine der Truhen im Keller gefunden hatte.


    „Lyra, Flöte, Trommel und ich habe eine Gesangsausbildung!“ berichtete sie der Freundin. Sie hatte sich ebenfalls erhoben und strich kurz mit den Fingern über den braunen glänzenden Korpus. „Das Instrument hat einer der Sklaven gefunden. Sie war ganz verstaubt, angeschlagen und auch verstimmt, als man sie mir gab“, sie nahm die Lyra zur Hand und reichte sie dann Calliphana. „Kannst du spielen?“ fragte sie.


    „Ich war noch nicht in der Casa Quintila, aber ich weiß wo sie ist. Meine Sklavin hat sich das Haus schon einmal angesehen!“ erklärte sie verlegen. Sie hatte Elissa nicht angewiesen, dass hatte ihre Leibsklavin getan, weil sie Valerian zu dem Zeitpunkt noch nicht getraut hatte. Auch jetzt noch behielt sich die Sklavin etwas Skepsis vor, wollte sie doch ihre Herrin schützen vor den unlauteren Absichten der Männer.

    Mit offenem Mund blieb sie einen Moment lang stehen und betrachtete aufgeregt das Treiben unter ihr. Sie sah zum ersten Mal in ihrem Leben eine Seeschlacht, auch wenn diese nur nachgestellt war. Die Feuergeschosse machten nicht nur Eindruck auf sie, sondern sorgten auch für ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Hoffentlich würde keines der Geschosse ins Publikum fliegen. Dennoch, die Aufregung war größer, als die Furcht und sie betrachtete völlig fasziniert das Spektakel. Erst als Serrana sie am Ärmel zupfte, wandte sie den Blick ab und folgte ihr dann zu den freien Plätzen.


    „Ich hätte nie gedacht, dass die Geschichten über ein mit Wasser gefülltes Colloseum war sind. Ich hab das immer nur für Geschichten gehalten“, sagte sie und ließ sich auf den ergatterten Platz nieder. „Sieh nur!“ rief sie aus und zeigte auf das Schiff dessen Mast gerade abbrach und Ruder zu Kleinholz verarbeitete.


    „Ist das aufregend!“ sagte sie. Es war egal wer gewinnsen würde, sie fand es einfach nur spannend die Kriegsschiffe dabei zu beobachten, wie sie versuchten einen Vorteil zu erlangen.

    Sie stimmte in sein Lachen ein. „Und ich dachte ihr Männer würdet unter einander nicht tratschen“, kicherte sie. Eigentlich waren Männer untereinander schlimmer wie Frauen. Aber es lag in der Natur des Menschen das er neugierig war und auch gern tratschen. Zumindest empfand sie es so. Vor allem Männer bestritten meist, dass sie mit so etwas profanem wie plaudern, ihre Zeit verschwendeten. „Nun musst du mir aber auch ein Geheimnis über die Männer verraten!“ forderte sie ihn auf. Mittlerweile waren sie angekommen und unter einer Kastanie glänzten ihre braunen Früchte in der noch grünen Wiesen, zwischen roten, braunen und gelben Blättern. Eigentlich hätte sie noch etwas länger reiten können, aber auf der anderen Seite freute sie sich nun darauf mit Valerian zusammen sitzen zu können. Dankbar lächelte sie ihm zu, als er ihr aus dem Sattel half. Mit einer knöchellangen Tunika war es nicht ganz so einfach. Hin und wieder hatte auch sie sich schon in den Falten des Stoffes verheddert und war dann ziemlich unelegant auf dem Hintern gelandet. Aber da ihr Begleiter so galant war ihr zu helfen, wurde so ein Abgang verhindert. Außerdem genoss sie es sichtlich, den Moment in seinen Armen. Leider ging dieser Augenblick fiel zu schnell vorbei. Stattdessen würden sie sich erst einmal ihren Lagerplatz gemütlich herrichten, im Schutz des Blätterdaches.


    Eifrig half sie ihm die Kastanien aufzusammeln, die runden kleinen braunen Dinger landeten auf einem Haufen, daneben auch gleich etwas Feuerholz für eine Glut. Einmal drehte sie sich um die eigene Achse um ein trockenes und gemütliches Fleckchen Erde für die Decken zu finden. Schließlich deutete sie an den Stamm des Baumes. „Dorthin, dann können wir uns auch anlehnen!“ erklärte sie ihm und kramte dann erst einmal in den Satteltaschen herum, während sie es ihm überließ, die Decken zurecht zu legen. Schließlich förderte sie sogar zwei weiche Kissen zu Tage. Wie gut das sie und Elissa sich doch ein wenig mehr Gedanken darüber gemacht haben, was sie brauchen würden für diesen Ausflug.


    In einem Anflug von Übermut warf sie ihm dann ein Kissen direkt an den Hinterkopf und streckte ihm die Zunge raus als er sich zu ihr umdrehte. Sie war ja zum Glück noch mit einem weiteren bewaffnet. 8)

    Leicht zuckte sie mit den Schultern. "Mich hat es nicht gestört, aber spätestens seitdem wissen alle, mit denen wir unterwegs waren, welche Gefühle du für Centho hegst", meinte sie nachdenklich. Auch sie dachte nur ungern an dieses Erlebnis zurück, aber den Göttern sei Dank, dass niemandem etwas geschehen war.


    Calvena schüttelte den Kopf. "Valerian hat mir nichts erzählt. Ich denke mal er hat seine guten Gründe", dennoch, Calliphanas Worte machten sie nachdenklich und weckten eine Gewisse Besorgnis. Hatte ihr Valerian etwa Geheimnise vor ihr? Sicherlich, aber das war eigentlich kein Grund Eifersüchtig zu werden. Schließlich wollte er sie heiraten. Natürlich, Männer hatten ihre Bedürfnisse.... Sie zwang sich an etwas anderes zu denken. Es ist sicherlich nichts. Nur ein harmloser Spaß unter Männer, sagte sie zu sich selbst. Dennoch würde sie bei Gelegenheit Valerian einmal fragen.


    Sie strahlteüber das ganze Gesicht. Man sah ihr an das sie verliebt war und glücklich. "Nun, ich werde wohl in die Casa Quintlia ziehen, wenn es soweit ist!" antwortete sie. Sie ging auch davon aus, das Valerian dann zu dem Zeitpunkt ebenfalls aus der Castra in die Casa umziehen würde. Sicherlich war das Ganze noch mit einigen Schwierigkeiten verbunden, aber das würden sie schon hinbekommen.

    „Nun ja…. Es war schon recht offensichtlich, als du Centho um den Hals gefallen bist!“ meinte sie schmunzelnd. „Aber keine Sorge, alle schreiben das nur dem Moment zu. Es war alles eben doch sehr aufregend. Außerdem bin ich nur einige Momente vor dir auch Valerian um den Hals gefallen“, gab sie ein wenig verlegen lächelnd zu. Eine feine Röte überzog ihre Wangen bei diesem Gedanken.


    Nachsichtig lächelte sie und winkte dann ab. „Nicht schlimm“, beruhigte sie die Freundin.


    Verdutzt sah sie Calliphana an. Valerian hatte ihr davon wirklich nichts erzählt. Aber sie bezweifelte das Valerian Centho wegen irgendetwas deckte. Das war nicht seine Art. Zumindest glaubte sie das, in dieser Hinsicht wusste sie nicht wie er sich verhalten würde. „Mach dir keine Sorgen. Es ist nichts, da bin ich mir sicher. Männer müssen auch einmal unter sich sein!“ versicherte sie ihr und versuchte ihre Sorgen zu zerstreuen. „Hast du mal mit ihm darüber geredet?“ fragte sie nach.


    Upss, da hatte sie sich doch tatsächlich versprochen. Der Vorteil war, Calliphana war kurzeitig von ihrem Kummer abgelenkt.
    „Die Verlobung ist noch nicht offiziell, wir warten darauf das Valerian endlich die Heiratserlaubnis bekommt. Als Soldat darf er ja eigentlich nicht heiraten!“ berichtete sie. „Naja meine Eltern sind Tot, Onkel Sedulus ist mein Vormund und hat zugestimmt. Valerian untersteht niemandem. Es ist also seine Entscheidung!“ fügte sie hinzu und lächelte verträumt.

    War da ein aufblitzen von Verunsicherung und Verärgerung in den Augen des alten Schreckgespenstes? Hatte sie es geschafft Laevina aus dem Konzept zu bringen? Anscheinend, denn das leichte zittern ihrer Hand, während sie den Weinbecher festhielt, verriet. Eine grimmige Genugtuung erfüllte sie, nun hatte sie es ihr ein wenig heimgezahlt. Calvena hatte es ihr nicht verziehen, was sie ihr bei den Fontinalien gesagt hatte. Sie würde es ihr auch nie verzeihen. Diese verdammte, elende alte Schrulle wusste nichts, rein gar nichts.


    Mit einem unschuldigen Aufschlag erwiderte sie Laevinas Blick. Nun legte sie es ein wenig darauf an, sie zu reizen. Es war als spielte man mit dem Feuer. „Ja, ich hab Serrana das Kleid geliehen. Hat es dir etwa nicht gefallen?“ fragte sie völlig scheinheilig. „Sie sah so bezaubernd aus“, fügte sie hinzu und wirkte ein wenig enttäuscht. „Dabei hat sie sich richtig wohl gefühlt…“, ihre Stimme wurde etwas leiser und nachdenklich. „Was meinst du mit unanständig? Sie durfte sich aussuchen, was sie anziehen wollte. Wir konnten ja nicht ahnen, dass du so etwas missbilligst!“ meinte sie leise. „Es tut mir Leid“, sie klang aufrichtig zerknirscht. „Damit ein solches Missverständnis nicht noch einmal zustande kommt, sollten wir Drei einmal gemeinsam den Markt unsicher machen“, schlug sie dann mit einem zuckersüßen Lächeln zu. Völlig berechnend, da sie wusste, Laevina würde mit ihr einen Ausflug zum Mercatus machen.


    „Serrana ist außerdem mittlerweile reif genug um ihre eigenen Entscheidungen zu fällen. Wusstest du das wir Beide gemeinsam dem Cultus Deorum beigetreten sind?“ Wieder ein verbaler Schlag gegen das Biest.

    Verblüfft blinzelte sie, bisher hatten sie und Laevina sich damit begnügt nur wenn sie zu zweit waren sich das Leben schwer zu machen, aber nun teilte diese elende Schrumpelhexe ihre Spitzen auch aus, während die restliche Familie zuhörte. Sie hatte nicht vor, dies auf sich sitzen zu lassen. Dennoch zeigte sie äußerlich keine Reaktion, diese Genugtuung wollte sie ihr nicht ein weiteres Mal gönnen. Stattdessen zuckte sie fast gelangweilt mit den Schultern.


    „Vermutlich habe ich einen neuen Trend geschaffen. Serrana hat mein Kleid gefallen“, meinte sie gelassen und teile damit dezent aus. „Ist dir aufgefallen, wie viele Bewunderer sie an diesem Abend hatte?“ fragte sie völlig scheinheilig mir einem Lächeln. „Sie blüht richtig auf, seit dem sie in Rom ist“, fügte sie hinzu.

    Eigentlich war es ja offensichtlich gewesen, das Calliphana und Centho einander sehr zugetan waren. Spätestens seit dem entlaufenem Bären bei den Ludi, war es klar. Schließlich war Calliphana Centho um den Hals gefallen. Naja auch sie war Valerian um den Hals gefallen, aber sie war einfach nur erleichtert gewesen, das es ihm gut ging. Dennoch hörte sie der Furia aufmerksam zu.


    „Man sieht, dass ihr verliebt seid“, sagte sie mit einem Lächeln. „Du strahlst, wenn ihr Beiden zusammen seid!“ fügte sie hinzu.


    Sie konnte Calliphana nur allzu gut verstehen. Auch sie vermisste Valerian sehr, wusste aber das seine Zeit begrenzt war. Täglich sahen sie sich leider nicht, einmal die Woche, vielleicht sogar zweimal, aber alles was darüber ging, war schwierig umzusetzen. Dafür schrieben sie sich aber recht viele Briefe, sie besaß mittlerweile einem echt großen Stapel, gut verschlossen in einer kleinen Holztruhe in ihrem Kleiderschrank versteckt. Seit dem Laevina in ihrem Zimmer herum geschnüffelt hatte, war sie äußerst vorsichtig geworden.
    „Er trifft sich mit Valerian?“ fragte sie verdutzt, das hatte sie ja bisher noch gar nicht gewusst. „Was machen die Beiden denn?“ wusste Calliphana vielleicht mehr, als sie. „Ich kann dich gut verstehen“, meinte sie dann mitfühlend. „Ich sehe Valerian auch sehr selten, meine Pflichten im Tempel, der Unterricht und seine Aufgaben als Pratorianern lassen uns wenig Zeit. Ich vermisse ihn sehr“, gab sie ihr gegenüber zu. "Ich hoffe das ändert sich, wenn wir verheiratet sind", meinte sie nachdenklich und verplapperte sich dabei unwillkürlich. Calliphana wusste ja gar nciht, das Valerian ihr einen Antrag gemacht hatte und Sedulus einer Heirat zugestimmt hatte.

    „Ich wüsste nicht, dass ein neuer Tempel gebaut wird“, meinte sie in die Runde. „Es ging viel mehr darum, dass es in den Tempeln der Stadt doch ruhig ist“, fügte sie hinzu. Ohne zu zögern griff sie bei den ersten Kleinigkeiten zu, welche die Sklaven brachten. Einige Eier mit Garum, ein paar Oliven und ein Stückchen Käse. Ein wenig hielt sie sich zurück, bei den Fontinalien hatte sie ebenfalls wie alle anderen ordentlich zugeschlagen und sie wollte es vermeiden eines Tages wie eine füllige Matrone auszusehen.
    Erst einmal wandte sich das Gespräch dem üblichen Thema zu: Politik. Mittlerweile zeigte sich bei ihr bei diesem wichtigen Thema das Interesse und sie verfolgte schweigend den kurzen Austausch der aktuellen Dinge. Avarus wollte nach Germanien, aber seine Verpflichtungen hielten ihn in Rom. Naja bis zum Frühling vermutlich, schließlich hatten sie Sabina ein versprechen gegeben und sie war sich reichlich sicher das ihre kleine Cousine das nicht vergessen hatte.


    Laevina machte während diesen kurzen Umriss des Tages eine finstere Miene. Nachdenklich warf sie ihr einen Blick zu und verkniff sich dann einen gehässigen Kommentar. Von wegen, Laevina hatte die letzten Tage nicht in ihrem Zimmer verbracht, das wäre doch auch nur zu schön gewesen. Die Schreckschraube war herum geschlichen wenn keiner hinsah, das hatte Elissa ihr verraten. Ihr war es nicht so schlecht ergangen, wie sie es behauptete. Diesmal schnaubte sie nur kurz und leise. Heuchlerische alte Giftnatter dachte sie, sagte aber: „Ich bin froh das es dir nun besser geht. Es tut mir furchtbar Leid, dass du den Rest des Abends nicht mitbekommen hast!“ meinte sie liebenswürdig. „Du hast einige anregende Gespräche verpasst und wohl auch Romanzen“, plauderte sie ein wenig, dennoch befriedigte ihre Antwort wohl nicht gerade Laevinas Neugierde.

    Es war gut, das sie hin und wieder so wenig Ansprüche an sich stellte. Die beiden Frauen waren einer spontanen Eingebung gefolgt und wollten teilhaben an den Ludi Plebi, an diesem Tag wurde die Schlacht bei Actium nachgestellt. In aller Eile hatte sie zu Hause ihre Priestergewänder aus reinem weiß gegen eine indigofarbene Tunika mit passender Pala eingetauscht. Ein einfacher geflochtener Zopf baumelte ihr über den Rücken und lließ sie brav und unscheinbar erscheinen. Fast konnte man meinen sie gehöre nicht einem der einflussreichsten Häuser Roms an. Doch die Qualität ihrer Kleidung strafte diesem Eidnruck lügen.
    Atemlos kamen sie nun endlich an, aufgeregt sah sie sich um und staunte nicht schlecht. Ein Becken volelr Wasser und darauf dümpelten Schiffe. Bei so einem Spektakel hatte sie bisher noch nicht zugesehen.


    Sie folgte schließlich Serranas Fingerzeig und nickte zustimmend. "Nur zu, nicht das uns jemand die Plätze wegschnappt!" meinte sie.

    Eigentlich hatte sie ihm nicht wirklich ein wohl gehütetes Geheimnis verraten, eigentlich wusste jeder Vater, jeder Ehemann, überhaupt jeder Mann, dass man eine Frau durch kleine Geschenke besänftigen konnte. Fast war es so etwas wie eine Huldigung an eine Göttin, denn nichts anderes waren Frauen ja. Sie grinste ihn an und zuckte dann leicht mit den Schultern. „Eigentlich ist das kein Geheimnis…. vielmehr eine Tatsache“, zwinkerte sie ihm zu. „Ich würde doch niemals Geheimnise über das weibliche Wesen verraten“, scherzte sie.


    Zustimmend nickte sie. „Tu das. Ich bin mir sicher sie freut sich über eine Einladung!“ munterte sie ihn auf. So langsam hatten sie den Hügel erklommen und erreichten nun das Wäldchen, von dem Valerian ihr erzählt hatte. Es war sehr idyllisch, genau das Richtige für ein nettes kleines Treffen zweier Verliebter.


    Leise lachte sie. „Ich weihe dich nur in meine Geheimnisse ein, nicht in die der anderen Frauen!“ zwinkerte sie ihm zu. „Ich kann dir nicht garantieren, dass es auch auf andere Frauen zutrifft!“ kicherte sie amüsiert. Sie genoss es mit ihm zusammen zu sein. Zumal sie völlig ungestört waren.

    Dankbar lächelte sie Valerian zu, als er einen gut gefüllten Teller in die Runde stellte und alle dazu aufforderte sich zu bedienen. „Danke“, lächelte sie ihm zu. Was würde sie nur dafür geben, jetzt mit allein zu sein. Mit Sicherheit würden sich zwar Romana, Calliphana und auch Centho nicht daran stören, wenn sie und er etwas turteln würden, aber da der kritische Blick von Avarus auf ihnen ruhte, unterließ sie es. Zumal Avarus eher wenig bis gar keine Begeisterung an den Tag gelegt hatte, als er erfahren hatte, dass sie zu heiraten gedachte. Vielleicht lag es auch ein wenig daran, dass Avarus etwas zu spät davon erfahren hatte. Doch manchmal machte Fortuna eben einen Strich durch die Rechnung der Sterblichen. Nur zu gern hätte sie gewusst, was ihr Onkel gerade dachte. Auf den Gedanken, dass er sich mehr Sorgen darüber machte, was Sabina und sie ausheckten, wäre sie nicht gekommen.
    Stattdessen schenkte sie Sabina etwas mehr Aufmerksamkeit, das brachte sie auf andere Gedanken.


    Sie musste schmunzeln, als Sabina fragte, ob sie einmal sich den Tempel der Vesta anschauen dürfte, anhand ihres Blickes ahnte sie bereits, dass sie diese wohl dann begleiten durfte.
    „Vale bene, Sabina. Schlaf gut und träum was Schönes“, verabschiedete sie ihre Cousine. Elissa würde es wohl nicht ganz so einfach haben, Sabina ins Bett zu bekommen. Das Mädchen war einfach zu aufgeregt und außerdem hatte sie im Mittelpunkte der Aufmerksamkeit gestanden. Es würde sie nicht wundern, wenn Sabina es versuchen würde sich noch einmal aus ihrem Zimmer stehlen würde. Es wäre wenn Bia sich Elissa noch anschließen würde, so dass zumindest das Kindermädchen dann ein Auge auf das Kind hatte.

    Calvena hatte die letzten Minuten schweigend den Gesprächen zugehört. Nicht das sie sich Fehl am Platze fühlte, es war einfach einmal interessant auch etwas mehr über die Anderen zu erfahren. Serrana blühte wirklich auf, souverän unterhielt sie die Gäste, plauderte angeregt und schien ihre Schüchternheit und auch ihre Verlegenheit erst einmal vergessen zu haben. Sie freute sich für ihre Freundin, denn auf diese Weise würde sie Selbstbewusstsein entwickeln, welches sie in Rom brauchte.
    Aufmunternd lächelte sie der Iunia zu, als diese dann die Gästeschar zum Essen bat. Während sich nun alle umwandten, trat sie kurz zu Serrana heran und berührte sie leicht am Arm.
    „Das ist ein wundervoller Abend. Du machst das wunderbar“, lobte sie diese ganz leise. Etwas lauter sagte sie dann in die Runde. „Ein wunderbarer Vorschlag, Serrana. Schließlich sind wir ja genau deswegen hier“, sie lächelte in die Runde.
    Angesichts Serranas wunderbaren Auftretten, fragte sie sich kurz, ob auch das von ihr geplante Fest in der Casa Germanica eben solch ein Erfolg werden würde. Ein wenig nervös udn aufgeregt war sie deswegen schon, zumal wirklich viele Senatoren einegalden worden waren. Ihre Freundinnen würden wohl eher über den ein oder anderen kleinen Patzer hinweg sehen, aber es gab dennoch jede Menge kritische Blicke und eben vor soclhen Blciken und deren kritik fürchtete sie sich ein wenig.

    Anscheinend waren Ideen und Vorstellungen in eine völlig falsche Richtung gegangen. Es war ja auch leicht eher die menschliche Missgunst zu sehen, als das göttliche Handeln. Nun fragte ihr Lehrer etwas genauer.


    „Es kann natürlich auch sein, dass sie die Götter verärgert hat. Dafür kann es viele Gründe geben, angefangen, dass sie den Kult vernachlässigt hat, geendet bei den üblichen menschlichen Schwächen…“, sagte sie nachdenklich. Sie war ratlos. „Ich würde sagen es handelt sich um ein Progidium, doch warum…. Ich denke diese Frage zu erläutern liegt nicht in unserem ermessen. Die Wege der Götter sind für uns nicht verständlich!“ fügte sie hinzu. Sie hoffte nur, dass sie nicht eines Tages den Zorn er Götter auf sich zog. Alles was sie wollte, war mit Valerian glücklich zu werden und wütende Götter, konnten einem ganz schnell jegliches Glück verderben. Dieser Gedanke ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken wandern.

    Es war schön zu hören, wenn er von seiner Schwester erzählte. Anscheinend fehlte sie ihm tatsächlich und er machte sich Sorgen um sich. Doch wusste sie das, sah sie das ähnlich wie er oder hatte sie ihre Gründe, warum sie in Germanien bleiben wollte. Es war schwer zu beurteilen, denn sie kannte nur Valerian. Vielleicht sollte sie ihr mal einen Brief schreiben, aber nicht ohne seine Zustimmung. Sie wollte sich nicht in Dinge einmischen, welche sie womöglich nichts angingen, auch wenn sie schon bald eine Familie sein würden.
    „Ach keine Sorge.. wir Frauen sind zwar nicht mehr zu erziehen. Aber“, sie machte eine kleine theatralische Pause, sah ihm ernst in die Augen und grinste dann plötzlich. „Wir Frauen sind bestechlich!“ kicherte sie. Wobei das tatsächlich eine Wahrheit war. Sie nahm sich da nicht aus, aber meist gab sie sich mit kleinen Dingen zufrieden.


    Nachdenklich runzelte sie die Stirn, sie konnte seine Sorge verstehen, doch konnte er von Rom aus, nur wenig ausrichten. „Das Beste wäre wohl, wenn du einmal nach Germanien reist und mit ihr redest… ich glaub kaum das sie sich von einem Boten oder durch Briefe überzeugen lässt“, meinte sie nachdenklich und drückte ihm aufmunternd die Hand. Das schaffen wir schon wollte sie ihm damit sagen. „Weiß sie schon, dass wir heiraten wollen?“ fragte sie ihn. Sie war ihm nicht Böse, wenn er noch nicht dazu gekommen war, ihr zu schreiben, aber es würde sie sicherlich freuen. Zumal sie dann seiner Schwester auch einen Brief schicken konnte. Nicht das sie aus allen Wolken fiel. Nur zu gern würde sie Valentina kennen lernen.


    Frech grinste sie ihn an, am liebsten hätte sie ihn geküsst, doch das würde wohl hoch zu Ross nicht gut ausgehen. „Na wenn das so ist, wird ich mir Mühe geben dich in das Mysterium Frau einzuweihen. Aber ich kann nichts versprechen!“ zwinkerte sie ihm zu.

    Lange saß sie nicht allein im Triclinium, nur wenige Minuten nachdem sie sich gesetzt hatte und sich in eine Schriftrolle versenkt hatte, tauchte die graue Eminenz des Hauses auf. Sie hob den Kopf und lächelte ihren Großonkel an. Ihr Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. „Ich glaub kaum, dass wir lange warten müssen, bis der Rest kommt“, erklärte sie grinsend und legte die Schriftrolle beiseite.
    „Ganz angenehm. In den Tempeln ist wenig los“, berichtete sie. Der Haarschopf von Sabina tauchte auf, gefolgt von Sedulus. „Und bei dir?“ fragte sie erst einmal in Richtung von Avarus. „Salve, Sedulus. Hallo Sabina!“ begrüßte sie die beiden Neuankömmlinge.


    Es dauerte nicht lange und dann war das Geräusch von dem Stock auf Fliesen zu hören, Laevina war im Anmarsch. Der alte Drachen. Auch ihr schenkte sie ein Lächeln und ein Salve, auch wenn das Lächeln etwas eisiger wurde. Sie hatte nicht vergessen was die Alte auf den Fontinalien zu ihr gesagt hatte.