Beiträge von Germanica Calvena

    Na was war denn das? Eben noch war sie von Avarus gescholten worden, dass sie und Laevina sich zofften und jetzt taten Sedulus und die alte Schreckschraube nicht anderes. Leider hatte sie den ersten Teil verpasst und von daher konnte sie nur raten, worum es nun ging. Aber es war eindeutig das ihr Onkel es schneller schaffte als sie selbst den Drachen auf die Palme zu bringen. Sie war gelinde gesagt beeindruckt, vor allem dass er sich gegenüber so viel Wut und Feindseligkeit recht gut hielt und mehr desinteressiert wirkte, als angriffslustig. Doch das wütende Funkeln in den Augen Laevinas war nicht zu übersehen. Ob sie Sedulus zur Hilfe kommen sollte? Lieber nicht, das würde dann vermutlich wirklich nur in Mord und Totschlag enden. Stattdessen war es nun an ihr einmal mit dem Augen zu rollen.


    Schweigsam steckte sie sich einige Oliven in den Mund. Was für ein Abend, da freute man sich auf ein gemütliches Essen im Kreise der Familie und dann endete es in einem typischen Familienabend. Sie musste kichern und dachte an einen Abend am Lagerfeuer mit ihrer Ziehfamilie, wie oft hatte die alte Pollutia sich mit Adae gestritten, über Nichtigkeiten. Meist über die Auftritte oder die freizügigen Kleider oder über Geld oder andere Dinge. Ein schmerzhafter Stich durch fuhr sie, sie vermisste sie immer noch, aber wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich hier auch wohl. Mit den Gedanken abwesend kaute sie auf einem Stück Braten herum. Herrlich gewürzt und mit etwas scharfer Soße.

    Gesagt getan. Nachdem sich Sabina vollständig von ihrer Bettdecke befreit hatte, gingen sie wieder hinunter. Vorher gingen sie aber noch ins Bad und wuschen sich die Gesichter und richteten ihre Kleider. Lächelnd sah sie dabei auf die kleine Germanica herunter. Wenn das Kind erwachsen war, würde es sicher eine gut erzogene junge Frau sein. Aber noch war es etwas zu früh darüber zu spekulieren, noch sollte sich Sabina austoben und ihre Kindheit genießen. Die Verantwortung würde schon früh genug kommen. Wenig später fanden sie sich dann wieder im Triclinium ein.

    Manche Zufälle konnten doch recht unheimlich sein. Denn als Laevina mit gewohnter boshaftt über Calvena herzog, betrat diese nun wieder den Raum. An der Hand hielt sie Sabina, welche nun wesentlich gelöster war. Die beiden Mädchen hatten noch einen kurzen Abstecher über das Bad genommen und der jüngsten Germanica das Gesicht gewachsen, damit diese nicht verheult aussah. „Seht mal, wer wieder da ist!“ lächelte sie und schob ihre Base in den Raum.
    Mit Mühe verkniff sie sich ein Schnauben, denn die Alte konnte es einfach nicht lassen auf ihr herum zu hacken. Aber sie wollte jetzt nicht schon wieder einen Streit vom Zaume brechen, stattdessen, ließ sie sich an ihrem angestammten Platz nieder und schwieg. Sie wusste welchen Ehemann Laevina für Serrana auswählen würde, denn das hatte sie ja bereits vorgehabt, nur hatte das Mädchen dann in dem Moment angefangen ihr Leben selbst bestimmen zu wollen. Ihr lagen einige spitze Bemerkungen über Laevinas Urteilsvermögen auf der Zunge, spülte diese aber mit verdünntem Wein herunter. Für heute hatte sie genug.

    Mit halben Ohr lauschte Calvena dem Spiel von Calliphana. Sie hatte Talent, doch fehlte ihr die Ausbildung. Es gab kleine Akkorde die nicht recht in die Melodie passen wollten. Kaum jemand wären diese Kleinigkeiten aufgefallen, doch sie hörte so etwas heraus. Fast konnte man das als Berufskrankheit sehen, denn ihr bisher ganzes Leben war von Musik geprägt gewesen. „Du hast Talent, aber es fehlt dir an Übung“, meinte sie etwas abwesend, ehe sie dann auf ihre Frage einging. Ihr Kommentar war keineswegs böse gemeint.


    „Britanien, Germanien, Gallien, Ägypten und Hispania. Eigentlich in fast jedem Land das zum Imperium gehört“, berichtete sie. „Ich hab viel gesehen und auch gelernt. Meine gesamte Kindheit hab ich mit Reisen verbracht“, fuhr sie fort. Es war eine schöne Kindheit gewesen, auch wenn sie etwas gefährlich gewesen war.


    „Nun meine Mutter war ein besonderer Mensch, vor allem ungewöhnlich“, meinte sie. Sie wusste nur wenig über die Familie ihrer Mutter, nur das ihre Mutter sehr unglücklich gewesen war. Deswegen war sie auch fortgelaufen und hatte dann ein Leben als Gauklerin geführt.


    Calvena nickte zustimmend. „Ich war gar nicht begeistert. Aber auf der anderen Seite bin ich gerührt. Sie macht sich eben sorgen um mich. Aber in Zukunft wird sie das nicht mehr machen.“


    Dann kam ihr ein Einfall. "Sag, Calliphana, wollen wir deinem Centho einen Überraschungsbesuch abstatten?" fragte sie dann.

    Sie musste ebenso lachen wie er und hoffte das sie tatsächlich recht hatte, dass Elissa Valerian mochte. Calvena mochte die Sklavin, aber Valerian liebte sie und wenn Elissa unzufrieden war, dann könnte es womöglich später zu Ärger kommen und den Hausfrieden stören. Entschieden verdrängte sie diesen Gedanken, sie machte sich doch nur selbst nervös wenn sie gleich alles schwarz sah. Stattdessen freute sie sich über ihre bevorstehende Hochzeit, obwohl ein Termin noch nicht fest stand und leider immer noch Valerians Heiratserlaubnis fehlte. Auch wenn ihr Glück perfekt war, gab es dennoch einige Hindernisse zu bewältigen.


    „Ja, das merkt man“, scherzte sie dann mit ihm. Eigentlich mochte sie das an ihm, dieses etwas verwegene. Valerian war ein kleiner Draufgänger, zumindest empfand sie dies so, aber das macht ihn gerade so sympathisch, zumindest in ihren Augen.
    Nickend und kauend stimmte sie ihm zu, die Datteln waren herrlich Süß. „Ja, du hast recht! Keine Sorge mir ist nicht kalt!“ versicherte sie ihm und überlegte es sich dann anders, wann hatte sie denn schon mal die Gelegenheit sich ungeniert an ihn anzukuscheln. Es gab keine Argusaugen die sie beobachteten. Sie waren herrlich ungestört. „Obwohl...“, ihre Augen funkelten. „Jetzt wo du es erwähnst“, fügte sie hinzu. 8)


    „Ich finde Paulina sehr nett“, stimmte sie ihm zu. Sie hatte die Frau, eigentlich die gesamte Familie, von Anfang an ins Herz geschlossen. „Sie würden sich sicher über eine Einladung freuen. Schließlich sind sie ja für dich so etwas wie eine Familie. Aber ob sie sich wohl fühlen werden, kann ich dir nicht sagen, da sollten wir sie wohl vorher fragen. Dann haben wir auch gleich einen Grund sie zu besuchen!“

    Munter knisterte und knackte das Holz in den Flammen. Die Sonne schien noch recht warm und auch der kalte Winterwind verschonte das Pärchen vor unangenehmen Überraschungen. Schon bald war eine Glut entstanden und direkt an der kleinen Feuerstelle war es doch recht warm. „Da hast du recht“, stimmte sie ihm zu. Elisa war eine Freundin für sie und sie verstanden sich recht gut.


    Verblüffte hörte sie Valerian und kicherte dann, als sie sich vorstellte, wie ein gestandener Soldat sich gegenüber einer aufbrausenden Sklavin versuchte zu rechtfertigen. Schade, dass sie nicht dabei gewesen wäre, aber dann hätte sich Elissa wohl in Zurückhaltung geübt. „Sie muss dich gern haben“, versicherte sie ihm dann. „Sonst würdest du wohl nicht hier neben mir sitzen. Ich glaube sie hätte dir wirklich etwas schlimmes angetan, wenn du es nicht ehrlich meinen würdest!“ Sie meinte dies scherzhaft, aber vermutlich hätte sich Elissa tatsächlich zu etwas unbedachte hinreißen lassen, wenn sie in Valerian eine Gefahr gesehen hätte.


    Nachdenklich sah sie sich um. „Oder aber sie wollte die Pferde auch mit füttern!“ kicherte sie. Schneller als sie gucken konnte, hatte er schon eine Dattel stibitzt. Gespielt empört sah sie ihn an. „Nananana! Immer zuerst die Damen!“ fügte sie hinzu und tat es ihm gleich und steckte sich eine der süßen Früchte in den Mund. "Wo hast du nur deine Erziehung her? Das sollte ich wohl Paulina erzählen!" meinte sie kichernd. Nur zu gern dachte sie an ihr erstes gemeinsames Treffen zurück.

    Calvena hatte es bereits geahnt, sie würde mit Sabina Romana schon bald einmal im Atrium Vestae besuchen müssen. Anscheinend hatte die Vestalin eine Bewunderin bekommen. Sabina würde sich doch wohl jetzt nicht den Kopf setzen wollen, Vestalin zu werden. Sie glaubte kaum, dass es das richtige war für ein so lebendiges Kind, wie es ihre Cousine war. Gerade als sie ihre Gedanken wieder zurück zu den Gästen wandern ließ, stellte sie etwas verblüfft fest, dass man sich bereits beschäftigte und sie und Valerian nun ein wenig ungestört waren. Romana hatte sich auf das Essen gestürzt und schien ziemlich zufrieden zu sein damit und Calliphana und Centho waren einander zugetan. Also hatte sie etwas Freiraum, auch wenn sie dies nicht in dem Rahmen ausnutzen würde. Das gehörte sich schließlich nicht. Natürlich genoss sie diesen Umstand und sie nutzte ihn auch ein wenig, indem sie Beide sich einem kleinen kurzen Gespräch widmeten und eindeutigen Blicken, währen die Hände dort blieben wo sie hingehörten.


    Dadurch, dass sie ein wenig abgelenkt war, durch ein nettes Gespräch über irgendwelche Belanglosigkeiten, an die sie sich wenige Minuten nicht mehr erinnern konnte, da sie einfach nur die Nähe zu ihrem Liebsten genoss, bekam sie Sedulus erst mit, als dieser sich dann zu ihnen gesellte.
    Calvena strahlte ihren Onkel an, als er sie lobte. Ein wenig verlegen winkte sie ab. „Danke, Sedulus!“ sagte sie. Das rot ihrer Wangen vertiefte sich ein wenig, als sich Valerian dann anschloss. Solange alle ihren Spaß hatten, war sie zufrieden mit sich.


    An Valerian gewand sagte sie: „Lasst euch überraschen“, meinte sie dann nur geheimnisvoll. Wie gut das Laevina nicht mehr da war, diese würde sicher bei dem weiteren Programm des Abends eine missmutige Miene ziehen.

    Kurz musterte sie ihn kritisch, er sah immer noch blass aus, aber sein Lächeln täuschte darüber hinweg und zerstreute alle Zweifel. „Dann bin ich ja beruhigt!“ meinte sie und erwiderte sein Lächeln.
    Das erste zusammen treffen der Germanica und des Quintliers waren nicht gerade das gewesen, was man unter einem gut Stern stehen verstand, aber man konnte es der Situation zuschreiben und eigentlich war sie auch nicht wirklich nachtragend. Er hatte sie nur auf dem falschen Fuß erwischt, kein Wunder nach den Aufregungen des Nachmittages. Mehr denn je vermisste sie Valerian an ihre Seite, aber es war wohl auch besser. Kurz warf sie ihrem Onkel einen nachdenklichen Blick zu, er schien sich gut mit Romana zu verstehen. Um so besser für sie, er schenkte ihr nur wenig Aufmerksamkeit.


    Ein Sklave brachte ihr einen Becher verdünnten Wein. „Das Fest ist wirklich wunderbar. Eigentlich sollte es ja nur ein reiner Frauenabend werden“, erzählte sie ihm und brach damit wohl das Eis zwischen ihnen. Besser als sich anzuschweigen, zumal sie ja bald eine Familie sein würden. „Wir haben uns alle in den Thermen kennen gelernt“, sie kicherte ein wenig, da der Grund ein gewisser Sklave mit talentierten Händen gewesen war und alle bis auf Flavia Celerina hatten sich an diesem Abend zusammen gefunden. Nur eben nicht allein unter Frauen, sondern auch mit den Helden des Tages und ihrem Onkel. Suchend sah sie sich dann um, Narcissa hatte sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Sie zuckte leicht mit den Schultern. „Ich glaube schon!“ meinte sie. „Am besten wir Fragen Serrana, sie dürfte es wissen“, fügte sie hinzu. Ihre Freundin hielt sich sehr gut, als unerhoffte Gastgeberin.

    Es krachte, Feuerkugeln flogen durch die Lüfte und Geschrei erklang. Es war einfach nur Aufregend. Gebannt verfolgte sie diese Schlacht und konnte es immer noch nicht fassen, bei einer nachgestellten Seeschlacht dabei zu sein.


    "Sie soll ein Eindrucksvoll gewesen sein. Musste sie wohl auch, denn sie war ja eine Königin!" meinte sie nachdenklich zu Serrana. Dann lachte sie und zwinkerte ihre Freundin an. "Ich bin mir sicher, dass viele Frauen es wert sind, dass ein Mann alles für sie aufgibt. Und ich bin sicher du wirst so einen Mann finden, der alles für dich tun wird!" sagte sie und zwinkerte ihr zu. Sie hate ja den richtigen Mann für sich bereits gefunden und wünschte es sich, dass auch sie einen Mann finden würde, der sie auf Händen trug. An Calvena war eine verkappte Romantikerin verloren gegangen.

    Zitat

    Original von Iullus Quintilius Sermo
    und Iunia Serrana


    Serrana hielt sich gut und recht souverän, auch wenn sie etwas angespannt wirkte. Kein Wunder, sie wäre auch nervös, oder würde es sein, wenn sie so ein Essen ausrichten musste. Zwischen den Gästen entdeckte sie dann Sermo. Valerians Verwandter und sie sollte wohl die Gelegenheit einmal beim Schopfe packen um mehr über dessen Familie zu erfahren.


    Kurz zögerte sie, dann ging sie auf ihn zu. „Du siehst etwas blass aus!“ meinte sie zu ihm und ging an seiner Seite ins Esszimmer um sich dann einen Platz zu suchen. Als der erste Gang aufgetragen wurde, staunte sie nicht schlecht. Es war ein kulinarischer Traum, bekannte und exotische Gerichte tummelten sich in kleinen Schalen. Kurz wusch sie sich die Hände und trocknete sich diese an dem reinen Leinen ab. Sie lächelte Serrana zu, sie konnte, wenn sie es wollte, sich zu ihr legen, noch war ja Platz bei ihr.

    Für den Moment befürchtete sie, dass Sabina nun wieder in Tränen ausbrechen würde, oder schlimmer, sie auch gleich noch wütend auf sie sein würde. Aber Sabina zeigte eine gewisse Reife und beruhigte sich schnell, nachdem sie kurz überlegt hatte. Sie lächelte breit, als dann die kleine Germanica danach fragte wen, sie heiraten würden.


    „Du hast ihn bereits kennen gelernt!“ erklärte sie. „Es ist Valerian, ihn magst du doch, oder? Er sollte doch dein Kindermädchen werden“, berichtete sie. Sabina hatte sich ja bei den Fontinalien mit Valerian negfreudet. Sehr zu ihrer anfänglcihe Verunderung. Aber am End ehatte er ihr dann irgendwie bewiesen, dass er gut mit Kindern umgehen konnte, eine Tatsache, die sie nicht nur erfreute sondern regelrecht begeisterte. Mit jedem Tag liebte sie ihn ein wenig mehr und freute sich immer mehr, auf eine gemeinsame Zukunft mit ihm.


    „Mhm… was denkst du? Gehen wir wieder runter?“ fragte sie dann Sabina. „Ich denke es ist besser, wenn wir runter gehen. Sonst bekommst du noch Ärger!“ meinte sie dann und strich Sabina noch einmal über den Kopf. „Aber wir werden einen Abstecher ins Bad machen, so verweint können wir dich doch nicht an den Tisch lassen.“

    Calvena musste über die ängstliche Frage ihrer Base schmunzeln. „Nein, sicherlich nicht. Mach dir keine Sorge!“ versicherte sie ihr. Es gab in diesem Zimmer mit Sicherheit nichts, was die Aufmerksamkeit der Alten erregt hätte. Dann stimmte sie in das Kichern von Sabina ein. „Nur weil ich sie nicht mag, solltest du dich nicht gezwungen fühlen, ebenso empfinden. Gib ihr eine Möglichkeit. Vielleicht ist sie doch ganz nett!“ meinte sie und wunderte sich selbst, dass sie Sabina nicht gegen diese entfernte Großtante aufwiegelte. Es lag wohl auch daran, dass Sabina jemanden brauchte mit dem sie reden konnte, vor allem, wenn sie bald heiratete und dann auszog. Es würde wohl Sabina nicht jeden Tag erlaubt sein, sie zu besuchen und auch würde sie nicht immer Zeit für das Kind haben. Vielleicht wäre Laevina sogar netter zu Sabina, als sie es zu ihrer eigenen Enkelin gewesen war.


    „Weißt du, es wird sich jetzt bald einiges Ändern und ich will nicht, dass du unglücklich bist!“ begann sie erklärend. „Bisher hat es dir wohl noch keiner erzählt, aber ich werden heiraten und dann werde ich hier nicht mehr wohnen. Ich will nicht, dass du dich dann wieder einsperrst!“ Sie sah Sabina an und hoffte dass diese verstand. „Natürlich wirst du mich besuchen können, aber womöglich nicht täglich und dann will ich auch dass du dich an Laevina wenden kannst, wenn du Kummer hast. Dein Vater ist nicht immer in der Lage zu verstehen, was kleine Mädchen wollen“, fügte sie hinzu.

    Lautlos stieß sie einen Seufz der Erleichterung aus, eigentlich hatte sie befürchtet, das Sabina sich nun den restlichen Abend unter ihrer Bettdecke verstecken würde und sie einfach ignorierte, wenn sie versuchte mit ihr zu reden. Aber anscheinend wollte Sabina einfach nur etwas Zuneigung bekommen. Nicht das sie nicht geliebt werden würde, aber hin und wieder war die Aufmerksamkeit der engsten Verwandten doch eher rar und Bia war ein Sauertopf, zwar wirklich zuverlässig, aber wohl eher auch etwas überfordert und nicht gerade eine Frohnatur. Sabina hingegen lachte gern, aber ihr Vater hatte leider immer nur bedingt Zeit für sie und war wohl auch froh ihre Erziehung jemand anderem zu überlassen. Wenn Calvena hingegen an ihre eigene Kindheit dachte, war diese völlig anders gewesen. Sie war mit Zuneigung und Aufmerksamkeit überschüttet worden, immer war jemand da gewesen, wenn sie getröstet werden wollte, selten war sie abgewiesen worden.


    Sacht streichelte sie über Sabinas Kopf. „Glaub mir, ich hab mir diesen Abend auch anders vorgestellt, aber… nun ja, Laevina ist ein gehässiges Biest. Ich weiß nicht warum, aber wirklich mögen tut sie mich nicht und ich traue ihr nicht über den Weg. Weißt du das sie bei mir im Zimmer herum geschnüffelt hat?“ erzählte sie der Kleinen.

    Sie grinste, als Valerian ihr dann verkündete, dass sie seine Schwächen von allein heraus finden sollte. Eine Herausforderung, welche ihr sicherlich die ein oder andere Überraschung offenbare würde. Nachdenklich legte sie den Kopf schief und überlegte, welche Schwächen er wohl haben würde. Naja, neben der Offensichtlichen Schwäche für sie. „Na dann werde ich mich also überraschen lassen!“ erwiderte sie darauf und legte eine weitere eingeritzte Kastanie neben das Feuer.


    Irgendwie hatte es etwas vertraute, wie so Hand in Hand arbeiteten und die Nähe des Anderen genossen. So würde wohl auch ihre Zukunft aussehen, denn wenn sie verheiratet waren, dann würden sie auch Zusammenarbeiten, zwar dann nicht um ein Lagerfeuer herum, sondern in einem gemeinsamen Feuer. Es freute sie sehr, dass es so gut zwischen ihnen lief. „Ich glaub kaum, das Elissa mich verhungern lassen würde“, erwiderte sie kichernd. „Sag mal, was hat Elissa dich eigentlich gefragt… du weißt schon, als sie meinen Brief überbracht hat. Sie hat sich mir gegenüber recht bedeckt gehalten!“ fügte sie hinzu. Nun zeigte sich wieder einmal die berühmt berüchtigte weibliche Neugierde.


    Sie lachte auf, als er meinte es sei ihrer Gesundheit zuträglicher, wenn sie nachsah, was es nun noch so zu Essen gab. Denn sie hatte ja so eben bewiesen, dass sie in dieser Hinsicht genauso wie jede andere Frau war. Sie war Neugierig, von Natur aus und sie verbarg es nicht. Kurz wischte sie sich ihre Finger an dem Saum ihres Kleides ab und erhob sich dann um in den Satteltaschen herum zu stöbern. Wenige Minuten später hatte sie dann einige Päckchen zu Tage gefördert. Mit diesen setzte sie sich wieder an Valerian Seite und wickelte dann ein paar Köstlichkeiten der Küche der Germanica aus. Gebratenes Hühnchen, eingelegtes Gemüse, frisches Brot, süßes Gebäck, ein paar Spießchen, ähnlich jenen die es auch schon zu den Fontinalien gegeben hatte, Oliven, Daten, Obst und eine Kanne mit Wein, eine mit Wasser und sogar Saft. „Anscheinend meint es Elissa gut mit uns!“ grinste sie. „Sie scheint dich gern zu haben!“ fügte sie hinzu.

    Im Grunde wollte sie Laevina nur in ihre Schranken weisen. Diese war zu weit gegangen, als sie bei den Fontinalien auf sie zu gekommen war und mit ihren bösartigen, verletzenden und gehässigen Worten in ihre noch recht frischen seelischen Wunden herum gestochert hatte. Dies konnte sie ihr einfach nicht verzeihen. Diese Hexe ahnte ja nicht, was sie ausgelöst hatte. Ihre Alpträume waren zurück gekommen. Sie hatte geglaubt es endlich überwunden zu haben und dann, dann kam dieses Biest.


    Plötzlich wurde der Tonfall Laevinas liebevoll und Verständnis voll, doch glaubte sie ihr erst einmal nicht. Misstrauen, welches sie jahrelang am Leben gehalten hatte, keimte in ihr auf und sie musterte die Alte skeptisch. Aber dennoch schenkte sie ihren Worten glauben, solche Menschen wie Laevina gab es viele, sie waren ehrgeizig und setzten das wohl der Familie über das Glück des Einzelnen. Es war eine Einstellung vor der ihre eigene Mutter geflohen war, in eine Welt, die sich völlig von dem römischen Idealbild abwich. Eine Welt, in die sie nun gekommen war, zum teil unfreiwillig. Aber sie hatte sich arrangiert und war auf dem besten Wege glücklich zu werden, doch vor Laevina fürchtete sie sich ein wenig. Sie befürchtete das die Germanica ihr dieses Glück nicht gönnen wollte. Dies war der Grund warum sie es nicht zulassen wollte, dass Laevina vielleicht eine Rolle einnehmen konnte in ihrem Leben, der ihr vielleicht helfen konnte. Denn es gab einiges was sie ihr voraus hatte, Lebenserfahrung, eine gewisse Weisheit und einige Fähigkeiten, die ihr fehlten. Jene, welche sie immer noch von vielen anderen jungen Frauen Roms unterschied.


    Huch, was war das, da mischte sich Avarus doch tatsächlich ein, aber erst, nachdem sie ihre kleine Schlacht ausgetragen hatten. Eine von vielen. Sie zuckte von daher nur gleichmütig mit den Schultern. Für sie war die Sache vorerst vom Tisch, das dicke Ende würde noch kommen. 8)


    Verdutzt sah Calvena Sabina hinter her, was war denn nun los. Sie warf Sedulus einen fragenden Blick zu, leider hatte sie nur die Hälfte von dem mitbekommen, was gerade statt gefunden hatte. Anscheinend war ihre kleine Cousine an diesem Abend sensibler als sonst, was wohl auch daran lag, dass sie sich auch nicht von ihrer besten Seite gezeigt hatte. Und schon bekam sie ein schlechtes Gewissen. Kurz warf sie Laevina einen giftigen Blick zu, daran war nur sie Schuld. Als Sedi dann auch noch das Kindermädchen los schicken wollte und anordnete dass, sie Sabina gefälligst zurück zu bringen hatte, seufzte sie innerlich auf. Vermutlich würde es das ganze nur noch schlimmer machen.


    „Lass gut sein, Bia. Ich geh zu Sabina“ ,meinte sie dann kurz entschlossen. Manchmal war es besser, wenn sich mal eben nicht der Papa oder aber das Kindermädchen um das Kind kümmerte, sondern jemand, der dessen Gefühle verstand. Bia würde nur ihrer Pflicht nachgehen, Sedi würde Sabina nur Vorwürfe machen, Avarus schien völlig abwesend zu sein und sie traute es Laevina zu, das Ganze noch schlimmer zu machen. Außerdem musste sie sich eingestehen, war sie ganz froh über die Gelegenheit, denn nun entkam sie kurz der alten Schreckschraube. Für ihren Geschmack war es etwas zu viel Bösartigkeit gewesen, auch wenn sie dieses kleine Gemetzel für sich entschieden hatte. Gemessenen Schrittes folgte sie dem kleinen Ausreißer...

    Es gab eigentlich nur einen Ort, an dem sich Sabina nun erst mal verstecken würde, also lief sie zielstrebig nach oben und klopfte dann zumindest Höflichkeitshalber bei Sabina an, ehe sie das Kinderzimmer betrat.Kurz sah sie sich um und schmunzelte, an schlechten Tagen, wenn Elissa einmal anderweitig beschäftigt war, dann nahm ihr Zimmer ein ähnliches Bild an, welches sich ihr gerade bot. Geschnitzte Holztiere, Kreide, ein paar Kleidungstücke und andere Dinge lagen verstreut herum und boten das Bild des Chaos. Es war eben ein Kinderzimmer.
    Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg durch das Chaos und setzte sich dann auf die Bettkante und wartete einen Moment lang ab, ehe sie dann über den kleinen Hügel strich.


    „Nicht gerade dein Tag, was?“ sagte sie vorsichtig und überließ es Sabina, wann sie wieder unter ihrer Decke hervor kommen wollte. „Und dann sind wir auch noch alle so doof...“, fügte sie hinzu. Es konnte nicht schaden, dies zu erwähnen. „Ich bin mir sicher, dein Vater hat es nicht so gemeint. Er war wohl nur etwas genervt!“ Vermutlich traf diese Einschätzung voll ins Schwarze.

    Calvena konnte natürlich nichts darüber wissen, weshalb Laevina so sauer reagierte, wenn es um den Vater von Serrana ging. Ihre Freundin war wohl zurecht sauer auf den Mann von dem sie meinte, dass er sie im Stich gelassen hatte. Sie konnte deren Wut gut verstehen, denn Laevina war das Gegenteil einer liebevollen Großmutter, sie war ein gemeines Biest. Sie hatte diese Frage nur auf gut Glück gestellt und wohl damit eher zufällig voll ins Schwarze getroffen. Diese neuen Erkenntnisse über die Alte, würde sie Serrana erzählen und dann konnten sie sich gemeinsam überlegen, was wohl die Ursache des Ganzen war.


    Anscheinend glaube Laevina sie mit ihrem letzten Kommentar zu treffen. Eigentlich war dem nicht der Fall, es machte sie nur wütend, dass sie nun auch noch Valerian da hineinzog. Er hatte damit rein gar nichts zu tun. Stahlblau, diese Färbung hatten ihre Augen angenommen. Ein Blick voller unterdrückter Wut und auch Entschlossenheit. Sie mochte meist ein lebensfroher, fröhlicher und auch liebenswürdiger Mensch sein, doch versteckte sich unter all dem zarten und zerbrechlichen ein harter Kern, geschmiedet auf den Straßen der Welt und vollendet, als sie miterleben musste, wie ihr brutal alles, absolut alles genommen worden war. Sie würde niemals den toten Blick ihrer Ziehschwester vergessen. Und der eiskalte Blick Laevinas schüchterte sie überhaupt nicht ein.


    „Entschuldige das ich Frage!“ meinte sie. Fast könnte man meinen sie mache tatsächlich einen Rückzieher, sie klang aufrichtig. „Aber ich dachte, ich dürfte dir nun auch einmal Fragen stellen, wo du doch selbst keine Rücksicht nimmst und versuchst mit allen Mitteln etwas über Andere heraus zu finden. Nur wollte ich mich nicht in dein Zimmer schleichen und dort herum schnüffeln, sondern den direkten Weg nehmen. Verzeih mir.“ Fast gleichmütig zuckte sie dann mit den Schultern, für sie war das Gespräch beendet, erst einmal gab es dazu nichts mehr zu sagen.

    Sie erwiderte sein breites Grinsen, aber im Grunde hatte er Recht. Nicht nur Verbrecher, sondern eigentlich alle Menschen versuchten sich im besten Licht zu präsentieren und man brauchte schon eine gewisse Menschenkenntnis um zwischen Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge zu unterscheiden. Doch eigentlich war es auch in mancher Hinsicht besser, wenn man die ein oder andere Sache verschwieg oder ausbaute, denn nicht jeder wollte seine Schwächen oder Fehler präsentieren, so etwas konnte vor allem in der Politik oder aber auch als Soldat oder Gaukler tödlich enden. „Jeder hat Schwächen und nur die wenigsten wollen das auch zugeben“, meinte sie dann nur.


    Sein lachte auf und winkte ab. „Mach dir darüber keine Sorgen, dass ich womöglich zu verwöhnt bin!“ zwinkerte sie ihm zu. "Ich hab auch nichts gegen ein paar Kastanien!" scmunzelte sie. Anscheinend war das schöne Nichtstun und zusehen vorbei, denn er bat sie zu helfen. Und da sie seinem Lächeln einfach nicht widerstehen konnte, gesellte sie sich an seine Seite und nahm die erste glänzende Kastanie zur Hand. Kurz rubbelte sie kurz trocken und bereitete diese dann für das Feuer vor.
    „Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung was die Sklaven eingepackt haben. Ich hab Elissa gesagt wir wollen Picknicken und um den Rest hat sie sich dann gekümmert!“ meinte sie und reichte ihm die vorbereiteten Kastanien. „Ich kann ja mal nachsehen“, schlug sie vor. „Oder willst du?“

    Erwischt, ging es ihr voller Genugtuung durch den Kopf. Die hässliche alte Hexe hatte also doch auch noch eine Schwachstelle, anders konnte sie es sich nicht vorstellen, warum Laevina mühsam um Fassung rang. Diese Schreckschraube hat bei ihr in einer Wunde herum gestochert, welche gerade erst verheilte und diese dann mit ihren giftigen Klauen auseinander gerissen. Sollte sie einmal am eigenem Leib erfahren.
    Ihr entging natürlich nicht die warnenden Blicke und auch nicht das finstere Glitzern den Augen der sehr viel älteren Germanica. Aber wirklich vorsichtig ließ sie dies nicht werden. Es war als ob man einem schlafendem Löwen am Schwanz zog. Ein gefährlicher Nervenkitzel. Serrana bitte verzeih mir, sprach sie in Gedanken, ehe sie zu einem weiteren Schlag gegen Laevina ausholte. Ihre Freundin hatte ihr eine Mengen über Laevina anvertraut und sie auch gewarnt. Hoffentlich würde dieses Biest dann nicht den Kreuzzug gegen ihre Enkelin aufnehmen.


    Den warnenden giftigen Blick ignorierte sie, statt dessen fragte sie völlig unbedarft: „Serranas Vater hat dich doch gebeten, sich um sie zu kümmern, oder? War es schwer für dich deine Tochter gehen zu lassen?“

    Es mochte fast den Anschein haben, als hätte sie klein bei gegeben, denn sie verfolgte nun das Gespräch eher schweigsam. Aber innerlich triumphierte sie, sie hatte Laevina gezeigt, dass sie sich nicht von ihr Beindrucken ließ. Zumal sie wusste, dass das Thema noch lange nicht beendet war, sie hatten nur eine kurze Pause eingelegt. Vermutlich würde der nächste Zusammenprall der Generationen erfolgen, dann lauter und wohl auch hitziger. Ihnen Beiden war nun die Gelegenheit gegeben, sich weitere Gehässigkeiten auszudenken, welche sie sich dann an den Kopf werfen konnten.


    Als dann Laevina dann vorschlug, man dürfe sie nun ein wenig aushorchen, überlegte sie, mit welcher Frage, sie die alte Schreckschraube aus der Ruhe bringen konnte. Was hatte Serrana ihr alles über dieses gehässige Miststück verraten. Sie war ein Tyran gewesen, ihr Mann hatte sich vor ihr in sein Arbeitszimmer verkrochen und Serrana war völlig eingeschüchtert. Es musste doch irgendetwas geben, was sie aus der Fassung bringen würde, eine Bagatelle…. „Laevina, möchtest du uns nicht etwas über deine Tochter erzählen?“ fragte sie dann nach. „Du weißt schon, Serranas Mutter“, fügte sie hinzu. Na wenn das nicht saß.