Beiträge von Germanica Calvena

    Kaum das sie sich einmal zu den Anderen gesellt hatte, suchte Macer das weite, er hatte einen recht verklärten Blick. Nachdenklich sah sie ihm kurz nach und zuckte dann mit der Schulter. Was auch immer er hatte, er sah nicht so aus, als wolle er Gesellschaft, oder aber es sehnte ihn jemandem ganz besonderen. Doch so genau konnte sie es auf den eiligen Blick nicht beurteilen, denn die Anwesenden verlangten ihre Aufmerksamkeit. Zustimmend ncikte sie Centho zu. „Das haben Mädchen so an sich, sie wissen, wie sie sich in den Mittelpunkt stellen können!“ meinte sie amüsiert und beobachtete, wie Sabina doch rehct verlegen wurde, als Romana ihr eine Fibel schenkte. Was für eine nette und schöne Geste. Kurz nickte sie um Sabina zu bedeuten, dass sie ruhig das Geschenk annehmen durfte. Das Mädchen strahlte über das ganze Gesicht. Romana hatte in diesen Moment wohl eine weitere Freundin gewonnen, wenn nicht gar sogar eine Bewunderin. Sie musste bei dem Gedanken schmunzeln. Es dürfte ein netter Anblick sein, wie die große Claudia von einer kleinen Germanica angehimmelt wurde.


    „Wenn du etwas brauchst, Romana, dann sag es!“ meinte sie, als die Claudia dann noch einmal das Gesicht verzog. Anscheinend würde Romana eine etwas größere Beule bekommen. Sie lächelte dann Valerian zu, als er sich mehr oder weniger auf das üppige Festmahl stürzte. Erst jetzt merkte sie, dass die Vorbereitungen und der ganze Trubel dafür gesorgt hatten, dass sie reichlich hungrig war. In diesem Moment war er einfach nur ihr Held. Am liebsten hätte sie natürlich von seinem Teller einfach stibitzt, aber im Augenblick übte sie sich gewaltig in Zurückhaltung. Zumal zu viele Augen sie beobachteten, Wie gut das Laevina nicht ahnte, welche Gedanken sie hegte und das die Schreckschraube nun auf ihr Zimmer gegangen war. „Ich hätte gern ein paar Spieße, Pilze und Datteln“, lächelte sie in seine Richtung und stibitze ihm dann doch eine Dattel im Speckmantel von seinem Teller. Mit einem Zwinkern und einem breiten Grinsen verschwand diese dann auch sogleich. 8)


    Nur einen Augenblick später steckte doch glatt Avarus den Kopf herein und betrachtete Sabinchen kritisch. Nun würde das Mädchen sich wohl nicht hinter ihren beiden neuen Kinderbetreuern verstecken können. „Sabina hat es doch glatt geschafft die Herren zu bezirzen“, meinte sie dann zu ihrem Onkel. „Bia hatte nicht den Hauch einer Chance das Mädchen ins Bett zu bringen!“ Sie warf ihrer Base einen kurzen Blick zu. „Nun wird es aber Zeit, nicht wahr“, sagte sie dann Sabina gerichtet. „Du hast es versprochen“, fügte sie dann hinzu. Sicherlich war Sabina nun enttäuscht, aber es wurde nun wirklich zu spät für das Kind. Kurz winkte sie dann ihre Base zu sich und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

    Etwas verblüfft sah sie Calliphana an. Sie wirkte völlig durch den Wind und auch etwas durcheinander. Besorgt sah sie die Freundin an, hatte sie etwa Liebeskummer. Dabei hatte sie so glücklich gewirkt, wenn sie mit Centho zusammen gewesen war. Was die Beiden wohl für Probleme hatten.


    „Erzähl!“ forderte sie Calliphana schlicht auf. „Was bedrückt dich?“ fragte sie dann nach.

    Ein wenig musste sie darüber schmunzeln, als er darüber sinnierte, das Rekruten einfacher zu handhaben waren, als Frauen. „Du bist nicht mit deiner Schwester zusammen aufgewachsen, oder?“ fragte sie nach. Das würde zumindest erklären, warum er dann nicht wirklich mit selbiger zu Recht kam. „Ansonsten wüsstest du, dass man Frauen ab einem bestimmten Alter nicht mehr erziehen kann!“ zog sie ihn auf. Ein wenig tat er ihr Leid, aber vielleicht konnte sie irgendwie dafür sorgen, dass sich beide Seiten besser verstanden.


    „Vermisst du Valentina?“ fragte sie ihn dann etwas unvermittelt. „Oder willst du sie nur in Rom haben, damit du ein wachsames Auge auf sie haben kannst?“ hackte sie dann etwas genauer nach. Sicher er war ihr Bruder, sorgte sich um ihr wohl, aber wenn er sie nur in Rom haben wollte, damit sie keinen Unfug anstellte, dann konnte sie ehrlich gesagt nachvollziehen, dass sie nicht zurück kommen wollte. „Vielleicht solltest du wirklich mal nach Germanien reisen und mit ihr darüber reden. Sie wird sicher ihre Gründe haben, warum sie dort bleiben sollte!“ meinte sie dann wieder versöhnlicher.


    Breit grinste sie ihn dann an. „Du willst also lernen mit bockigen Frauen umzugehen?“ sie kicherte. „Bist du sicher, dass ich dafür geeignet bin“, zwinkerte sie ihm zu.

    Es hatte doch fast zwei Tage gedauert, ehe die Casa Germanica wieder den alltäglichen Anblick bot. Der Aufwand, welcher zu den Fontinalien betrieben worden war, hatte das normale Leben doch etwas durcheinander gebracht. Aber am Ende hatte sich das Alles doch sehr gelohnt. Die Gäste waren sehr gute gelaunt und meist auch völlig betrunken nach Hause gegangen. Bis in die frühen Morgenstunden hatten sie gefeiert. Etliche Blumenkränze hatten den Brunnen im Garten geziert. Danach hatten die Sklaven begonnen, Ordnung zu schaffen, die Klinen und Kissen eingesammelt, gesäubert und dann wieder aufgestellt, der Boden war tüchtig geschrubbt worden, die Stoffbahnen in Truhen verstaut und die Blumen entfernt. Die Casa war einer groß angelegten Säuberungsaktion zum Opfer gefallen und am Ende blitze und blinkte es in allen Räumen.
    Calvena hatte den Tag nach dem Fest fast vollkommen verschlafen, erst am nächsten Tag war sie ihren Pflichten im Tempel wieder nach gekommen und auch zum Unterricht erschienen. Natürlich hatte sie sich vorher entschuldigen lassen, denn wie es abzusehen war, hatte sie doch einen leichten Kater gehabt. Aber nun waren selbst die letzten Nachwehen verschwunden und sie fand sich zur Cena im Triclinium ein. Da sie die Erste war, setzte sie sich mit einem Becher verdünnten Wein und einer Schriftrolle mit überschlagenen Beinen auf eine der Klinen und wartete auf die restliche Familie.

    Erleichtert atmete Calvena auf, als Elissa sich ihren Weg bahnte und dann den Sklaven fortschaffte. So oder so würde er sich rechtfertigen müssen, eine Tatsache die ihr so gar nicht behagte. Sie konnte aufgrund ihrer Erziehung nicht anders als in Sklaven gleichrangige Menschen zu sehen. Schließlich hatten zu ihrer Ziehfamilie auch Gladiatoren und einige geflohene Sklaven gehört. Es würde ihr schwer fallen jemanden zu bestrafen, der durch ein Missgeschick jede Menge Ärger herauf beschworen hatte. Einmal davon abgesehen, dass sie nicht wirklich wütend auf den armen Thor sein konnte, Laevina hatte nur das bekommen, was sie verdient hatte. Ihre Worte hatten Calvena bis ins Mark erschüttert und sie rätselte noch immer, wie die alte Schreckschraube dahinter gekommen war, dass ihre Ziehfamilie dem bunten Volk angehört hatte. Die junge Germanica war sich ziemlich sicher, das weder Avarus noch Sedulus ihr das anvertraut hatten und die wenigen Menschen denen sie es erzählt hatte, konnte sie an einer Hand abzählen, zumal sie diesen Vertraute. Serrana würde solch eine heikle Geschichte ihrer Großmutter niemals erzählen und auch Valerian hatte es bisher nicht mit ihr zu tun gehabt.
    Mehr oder weniger in Gedanken abwesend verfolgte sie, wie Decimus Mattiacus Laevina wieder auf die Beine brachte und wie die Großtante dann auf ihr Zimmer ging. Nachdenklich sah sie ihr nach und seufzte innerlich auf, es wurde wohl Zeit dass sie und Laevina einmal sich zusammen setzten und redeten. Diese Idee weckte nicht gerade Begeisterungstürme bei ihr, das Verhältnis zu der Schreckschraube war mehr als Unterkühlt...


    Elissa kam zurück und berührte sie kurz am Arm um ihr zu bedeuten, dass der Mietsklave erst einmal in der Culina war und dort auf sie wartete. Diese kurze Berührung riss sie auch aus ihren Gedanken. Dankbar lächelte sie ihrer Leibsklavin und war verdammt froh sie zu haben. Sie und Elissa verstanden sich, manchmal auch ohne Worte. Innerlich strafte sie sich und täuschte äußerlich über ihre leichte Besorgnis hinweg, indem sie wieder ein strahlendes Lächeln aufsetzte. Laevina hatte ihr eine Menge zu denken gegeben, aber davon würde sie sich nun nicht den Abend verderben lassen. Kurz strich sie sich über ihr mitternachtsblaues Kleid und trat dann an die Feuertänzerin heran. Leise gab sie ihr die Anweisung ihre Vorführung aufzunehmen. In der Zwischenzeit schienen sich die Gäste wieder den Gesprächen zu widmen. Im Mittelpunkt stand nun etwas der junge Decima, glühende Blicke wurden ausgetauscht und hinter der Hand verstohlen geflüstert. Anscheinend war er nun der Held des Abends.


    Schließlich wandte sie sich dem Triclinium zu, sie hatte ja ursprünglich nach Romana sehen wollen. Verdutzt stellte sie fest, das Sabina so ziemlich jeden in dem Raum um den Finger gewickelt hatte. Der Anblick ihrer kleinen Cousine, wie sie da stand und Romana mit großen Kinderaugen ansah, hob ihre Stimmung um einiges wieder an, zumal sie Valerian einen liebevollen Blick zu warf. Nur jemand der sie genau kannte, konnte sehen, das sie nicht ganz so fröhlich war, wie es den Anschein hatte. Sie knabberte eben immer noch an der Gehässigkeit der Großtante. Verdammtes Biest, ging es ihr kurz durch den Kopf.


    „Hab ich euch nicht gewarnt“, meinte sie amüsiert. „Sabina hat euch doch glatt alle um den Finger gewickelt!“ lächelte sie und ließ sich fast zufällig direkt neben Valerian nieder. Das ihre Hand dabei kurz seine streifte, war auch nur gewollter Zufall.
    Sie fing den neugierigen Blick von Sabina auf und wusste was sie wissen wollte. „Laevina ist ins impluvium gefallen“, erklärte sie der Kleinen und der Runde. „Ein Sklave hat sich etwas ungeschickt angestellt und sie versehentlich gerempelt!“ fügte sie hinzu. Sie war sich ziemlich sicher ein Schadenfrohes Leuchten in den Augen der jüngsten Germanica zu sehen. "Außer das sie nass geworden ist und wohl einen kleinen Schrecken erlitten hat, geht es ihr ganz gut. Sie hat sich zurück gezogen", beendete sie dann ihren kurzen Bericht über die Ereignisse. Was für ein Abend.


    Kurz musterte sie Romana, man sah ihr nicht an das sie sich den Kopf gestossen hatte. "Ist bei dir alles in Ordnung, Romana? Man sagte mir du hast dir den Kopf gestossen?" fragte sie leicht besorgt die Freundin. Sie hatte es wirklich nicht gerade einfach.

    Auch wenn sie die Pferde nun nur noch mit jeweils einer Hand führten, war es nicht schwierig. Beide Tiere waren wohl ebenso froh mal Rom hinter sich zu lassen, wie ihre Reiter. Zumal Calvena auch ein wenig Geschick darin bewies, den Wallach nur mit den Schenkel und leichtem Druck zu lenken. Manche erlernten Fähigkeiten aus der Zeit der Gaukler kamen ihr wirklich zu Gute.


    Leicht schüttelte sie den Kopf, bisher hatte er ihr noch nichts über seine Schwester erzählt. Eigentlich war es ja rührend, dass sie nach Mogontiacium gereist war, um ihm nah zu sein. Nachdenklich runzelte sie die Stirn, wirkliches Geschick im Umgang mit seinen nächsten Verwandten schien er nicht zu besitzen, oder aber es lag einfach an den Frauen der Gens. „Wie gut das die Frauen der Germanica etwas umgänglicher sind“, grinste sie ihm zu, wobei sie sich ziemlich sicher war, das er mit der ein oder anderen ihrer eigenen Marotten nicht wirklich umgehen konnte. Ihre impulsive Ader, welche sich bisher immer nur in Zärtlichkeiten geäußert hatte, konnte auch reichlich umschlagen und führte dann zu meist zu Streit. Zumal sie auch reichlich Stur sein konnte wenn sie wollte.
    „Du solltest deiner Schwester Zeit geben, wenn sie wirklich so Unglücklich ist, wird sie das eines Tages einsehen. Solltest du sie jedoch zwingen, würde sie dir dies vermutlich nicht verzeihen. Sie sollte ihre eigenen Erfahrungen machen“, meinte sie dann nachdenklich und mit einem leichten Schulterzucken. Sie selbst reagierte auf Zwang und Druck auch etwas Dickköpfig und vor allem zickig. „Eigentlich reagieren fast alle Frauen bockig, wenn sie zu etwas gezwungen werden…“, sinnierte sie dann nachdenklich und kicherte dann. Arme Männerwelt, mussten sie doch mit den Launen der Frauen Leben und Zurechtkommen. Aber Valerian schien sich ja ihr gegenüber recht gut zu halten. Wobei sie ja auch noch nicht wegen einer Kleinigkeit aneinander geraten waren. Was wohl auch daran lag, dass sie nicht ganz so viel zeit miteinander verbrachten, wie sie es Beide gern wollten. „Muss wohl in unserer Natur liegen!“ witzelte sie dann.


    Im gemächlichen Tempo setzten sie ihren Weg vor, über Wiesen, vorbei an Feldern und auch dann langsam den Hügel hinauf.

    Ohne lang zu zögern, reichte sie ihm dann ihre Hand. Nun wo sie endlich den aufmerksamen Blicken der Bürger Roms entkommen waren, konnte sie kleine Zärtlichkeiten Austauschen, ohne das gleich Gerüchte über eine mögliche Schwangerschaft oder andere Unsitten aufkamen. Es war eben nicht immer einfach sich den Regeln zu beugen. Zumal es ihr deutlich schwer fiel ihre impulsive Ader zu unterdrücken.


    "Das klingt verlockend!" stimmte sie ihm lächelnd zu und suchte am Horizont nach dem beschriebenem Fleckchen Erde, aber noch versperrte der Hügel die Sicht darauf.


    "Hast du eigentlich Geschwister?" fragte sie ihn dann. Trotz zahlreicher vertrauter Gespräche hatte sie das ihn noch nicht gefragt und da sie gerade bei diesem Thema waren, wollte sie die Gelegenheit beim Schopfe packen.

    Nachdenklich hörte sie ihm zu und nickte dann verstehend. Vermutlich würden sie Beide sich früher oder später in die Haare geraten, weil sie eine jeweils andere Vorstellung von Erziehung hatten. Nicht das sie ohne Regeln aufgewachsen war, aber sie war wesentlich freier in ihrer Entwicklung gewesen, zumal sie nicht in die Rolle der treuen und ergebenen Tochter gedrängt worden war. Aber Valerian hatte Recht, Melina würde sich selbst nur in Schwierigkeiten bringen, wenn sie so weiter machte wie bisher. Doch sie wusste nicht wirklich wie sie ihm helfen konnte, auch weil sie Melina nicht kannte.
    Verdutzt sah sie dann Valerian an, als er ihr erzählte Melina habe Laevina einen Ball an den Kopf geworfen. Sie stellte sich dabei den Gesichtsausdruck der Alten vor und musste loslachen. Sie konnte einfach nicht anders, wohl auch, weil sie und Laevina sich gegenseitig das Leben schwer machten. Vermutlich war das wohl auch der Grund, warum Laevina ausgerechnet diesen Moment dazu genutzt hatte, Valerian von diesem Attentat auf sie zu erzählen.


    Vergnügt kichernd sah sie ihn an. „Entschuldige“, meinte sie dann zu ihm. Nicht wirklich zerknirscht, dennoch meinte sie es ernst. „Aber du weißt, Laevina und ich, wir kommen nicht wirklich mit einander zurecht. Aber bei der Vorstellung wie sie einen Ball an den Kopf bekommt ist einfach zu witzig!“ grinste sie. Nachdenklich runzelte sie dann die Stirn. „Laevina ist so etwas wie eine Großtante… wir sind höchstens über fünf Ecken miteinander Verwandt!“ Sie wollte ihn ein wenig aufmuntern, schließlich hatten sie sich getroffen um zusammen zu sein. Da brauchten sie sich nicht die Laune wegen verkorkster Verwandten verderben lassen. Calvena lenkte ihr Pferd ein wenig näher an Valerians heran.


    „Kennst du ein nettes Fleckchen für eine Pause oder wollen wir einfach alles auf uns zu kommen lassen?“ fragte sie ihn, nachdem sie ihn noch einen Moment hatte Grübeln lassen.

    Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken, es war aufregend an den Menschen vorbei zu gehen, die jubelten, lachten und feierten. Fast könnte man meinen es handle sich um ein Volksfest. Immer wieder sah sie sich kurz um und schenkte auch ihrer Freundin ein Lächeln. Sie war froh dieses Ereignis gemeinsam mit ihr zu erleben. Serrana war so etwas wie eine Schwester geworden und nur zu gern teilte sie wichtige Momente mit ihr. Calvena ahnte das Serrana ähnlich dachte.


    Fasziniert erhaschte sie immer wieder einen Blick auf die Sali, es war spannend ihren Tänzen zuzusehen, die Bewegungen zu beobachten, welche geschmeidig und voller Konzentration durchgeführt wurde. Hin und wieder konnte sie auch einen kurzen Blick auf Valerians Rücken erhaschen. Jedes Mal schlug ihr Herz dann Purzelbäume, er sah einfach prachtvoll aus in seiner polierten und glänzenden Rüstung.


    Groß und mächtig erhob sich dann der Circus über ihnen, sein mächtiger Schatten zeugte von der Pracht Roms. Kurz tauschte sie mit Serrana einen aufgeregten Blick.

    Fast konnte man meinen, dass man in ein Hornissenest gestochen hatte. Eilig kamen die Sklaven den Anweisungen nach. Der arme Tropf eines Mietsklaven stand mit bleicher Miene etwas unsicher herum und wusste nicht, was nun geschehen würde. Kurzerhand winkte Calvena Elissa zu sich und redete sie leise auf sie ein. „Bring den Sklaven in die Culina und dann sorg dafür, dass er dort sich still verhält. Sobald das Fest zu Ende ist, schaffst du ihn fort. Ich will mir nicht ausmalen, was passiert, wenn Laevina ihn in den Finger bekommt!“ Ein wenig Mitleid hatte sie schon mit dem Sklaven, zumal sie ihm nicht Böse sein konnte, er hatte Laevina eine Strafe zugefügt, die sie wohl verdient hatte. Dennoch zeigte sie nur eine betroffene Miene.


    Eilig brachte ein Sklave das gewünschte Kohlebecken und die Handtücher, sprang dann auch beiseite, als sich ein Arzt unter den Gästen erkennbar machte. Mit nachdenklicher, aber aufmerksamer Miene blieb sie etwas Abseits stehen. Irgendwie bezweifelte sie, dass Laevina wirklich so sehr litt, wie es den Anschein machte. Sicher es war reichlich unangenehm ins Wasser zu stürzen und sich den Kopf anzustoßen, aber erstens hatte sich die Alte nicht einmal eine Platzwunde geholt und zweitens war höchstens der Schreck darüber größer, als das es die Ohnmacht rechtfertigte. Sie wandte sich um, als sie Septima neben sich entdeckte.


    „Meine Großtante hat soeben ein recht unfreiwilliges Bad im impluvium genommen“, klärte sie die Tiberia auf. Sie klang völlig gelassen. „Anscheinend hat sie sich dabei den Kopf angestoßen“, fügte sie seufzend hinzu. Immer noch verkniff sie sich jegliche Gehässigkeit. Was sie jedoch einiges an Selbstbeherrschung kostete. Es würde nichts bringen, wenn sie sich nun auch noch um LAevina kümmerte, schließlich tauchte Decimus Mattiacus neben der Großtante auf und kümmerte sich sorgenvoll um sie. Im Hintergrund beseitigte ein weiterer Sklave die Scherben und den vergossenen Wein.

    Es gibt Momente die scheinen wie in Zeitlupe abzulaufen, gerade wollte sie durch die Stoffbahnen ins Triclinium treten, als das Geräusch von zerbrechenden Bechern ihre Aufmerksamkeit zurück ins Atrium lenkten. Sie wirbelte herum, sauer, weil Laevina sie wirklich kalt erwischte hatte und nun auch noch ein Skalve sich so tollpatschig anstellte. Doch ihr Blick wurde nicht von dem unvorsichtigen Sklaven angezogen, sondern von Laevina, sie stand direkt am Wasserbecken, schwankte und stürzte dann mit einem leisen Aufschrei genau in das Becken hinein. Man konnte die Herzschläge zählen, während sie stürzte und um Gleichgewicht kämpfte. Es heißt Kleine Sünden bestrafen die Götter sofort und so schien es auch zu sein. Welcher Gott auch seine Finger im Spiel hatte, er meinte es wohl mit ihr gut und wollte nicht, dass sie sich ihre Laune durch Laevina verderben ließ. Oder es war Fon selbst, schließlich war ihm zu Ehren dieses Fest ausgerichtet.
    Die ältere Germanica stürzte Kopfüber ins Wasser. Kerzen und Blütenblätter ergossen sich mit kleinen Wassertropfen über den Boden. Die Feuertänzerin hielt mitten in ihrer Bewegung inne und starrte ebenso fassungslos auf die Szene, wie die Gastgeberin. Das sich Laevina den Kopf dabei gestoßen hatte, bekam Calvena nicht mit. Sie versuchte eher das Gefühl der Genugtuung zu unterdrücken, welches in ihr Aufstieg, glücklicherweise zeichnete sich kein gehässiges Grinsen auf ihren Zügen ab, sie wirkte vielmehr schockiert und fassungslos. So sehr sie auch Laevina nicht ausstehen konnte, das musste ja nicht sein. Aber verdient hatte sie es alle mal.


    „Domina!“ murmelte der Sklave völlig entsetzt, durch sein Ungeschick war die Germanica im Wasserbecken gelandet. Er eilte zu ihr und er war nicht der Einzige, welcher zur Hilfe kam. Auch Nayyirah legte ihre Fackeln beiseite, ehe sie barfüßig durch das Knietiefe Wasser watete. Dabei schüttelte sie leicht den Kopf. „Solch ein Ungeschick!“ murmelte sie dabei. Der Sklave der dieses Unglück herbeigeführt hatte, würde garantiert eine gewaltige Strafe bekommen, so viel war sicher. Zerbrochene Becher und vergossener Wein waren das Eine, aber ein Mitglied des Hauses Germanica ins Wasserbecken zu schuppsen, selbst wenn es ausversehen war, war ein Skandal und Unverzeihlich. Über dieses Ereignis würden sich wohl die Klatschmüler Roms wirklich zerreißen, so einen handfesten Skandal gab es selten. Mit Ausnahme wohl von einem Ehebruch. Jedenfalls senkte sich Stille über den Raum und alle Blicke wandte sich auf das Wasserbecken.


    Sedulus zog schließlich die pitschnasse Laevina wieder aus dem Becken heraus. Auch sie schüttelte nun ihre Starre ab und eilte zum Wasserbecken. Auch wenn sie Laevina nun überhaupt nicht mehr ausstehen konnte, war es nicht gut, wenn an dem Abend eine Leiche das Wasser zierte. Das würde Fons sicherlich nicht besänftigen, es sei denn er hatte sich dieses Menschenopfer selbst geholt.

    Sie konnte schon an dem Funkeln in den Augen ihrer Großtante erkennen, dass diese nichts Gutes im Schilde führte. Im Gegenteil, sie ahnte schlimmes, doch ihr unerschütterliches hübsches Lächeln, wich nicht von ihren Zügen, als Laevina gegenüber trat. „Liebste Tante“, säuselte sie ebenso zuckersüß wie die ältere Germanica. „Ich danke dir für dein Kompliment“, fügte sie hinzu und hielt dem eisigen Blick stand. Doch bei den nächsten Worten wich ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht und ihr Lächeln gefror. Mit einem Blick voller Unterdrückter Wut starrte sie Laevina an. Woher wusste sie davon. Sie war sich ziemlich sicher das weder Avarus noch Sedulus ihr etwas von ihrer Vergangenheit erzählt hatten. Für den Moment war sie nicht nur Fassungslos sondern den Tränen nahe. Laevina ahnte ja nicht, welche Wunden sie mit ihren bösartigen und gehässigen Worten aufriss. Am liebsten hätte sie nun ihre liebenswürdige Großtante erwürgt.


    „Du elende alte Hexe“, zischte sie zutiefst verletzt. Da war sie nun zu weit gegangen, viel zu weit. Doch eine passende Entgegnung wollte ihr nicht einfallen, dazu hatten die Worte zu sehr gesessen und auch zu schnell ihre Mauer, welche sie zum Schutz aufgebaut hatte, durchbrochen. Sie warf der alten Dame einen giftigen Blick zu und wandte sich dann ruckartig von ihr ab. Jedes Wort an Laevina wäre verschwendet gewesen. Es wahr der Germanica gelungen ihr die Freude an diesem Fest zu verderben. Dennoch sie riss sich zusammen, während sie ihren Weg ins Triclinium fortsetze.


    Ein Sklave eilte an ihr vorbei, mit einem Tablett voller Weinbecher. Er wollte Laevina ausweichen, geriet aber direkt hinter ihr ins Straucheln und stieß sie ausversehen dabei an. Das Tablett schwankte konnte dann jedoch gehalten werden, doch die Ereignisse danach überschlugen sich.

    „Arvinia, dies sind der Praefectus Urbi Vescularius Salinator, Senator Vinicius Lucianus und Senator Germanicus Avarus. Meinen Onkel Sedulus müsstest du noch von den Ludi kennen“, stellte sie die Runde kurz vor. Dann wandte sie sich an das unbekannte Gesicht. „Ich denke wir kennen uns noch nicht“, meinte sie zu Caecilia Laeva und auch Aurelius Ursus. „Ich bin Germanica Calvena, es freut mich dich kennen zu lernen!“ lächelte sie der Fremden zu, welche dann von Claudia Ofella in Beschlag genommen wurde. Zu wem das fremde Gesicht gehörte? Salinator war, soweit sie es wusste, ohne Begleitung gekommen, also musste die Frau zu jemand anderem gehören. Fast amüsiert sah sie, wie die Claudia den PU taxierte.


    Den Wirbel um Romana bekam sie gar nicht mit, sie war etwas abgelenkt von ihren Pflichten und den Gesprächen. Erst als Elissa an sie heran trat, sie kurz antippte und ihr dann leise zuraunte, was geschehen war, runzelte sie kurz die Stirn. Verstehend nickte sie Elissa zu. „Ihr entschuldigt mich doch sicherlich kurz. Es scheint ein kleines Problem zu geben!“ lächelte sie höflich in die Runde. Was für ein Problem es zu geben schien, erwähnte sie nicht. Calvena wandte sich ab und machte sich dann gemessenen Schrittes in Richtung Triclinium auf den Weg. Doch dann trat ihr Laevina in den Weg.

    Den Kopf über ihre Lyra gebeugt, spielte sie eine kurze schlichte Melodie. Das Lied schwebte durch den Raum. Als es klopfte sah sie auf. „Komm nur rein“, sagte sie und sah dann etwas verdutzt den großen Germanen an, der normalerweise an der Tür wartete und Gäste zu ihren Verwandten brachte. Sie bekam eigentlich selten Besuch in der Casa. Leicht verwundert runzelte sie die Stirn, was wollten den Calliphana von ihr. Dennoch freute sie sich sehr über den Besuch.
    „Sie soll herein kommen. Bitte sag Elissa Bescheid, dass sie uns Saft und etwas Obst bringt!“ sie nickte Gundhraban kurz zu und begrüßte dann die Furia mit einem Lächeln und einer Umarmung.


    „Calliphana, schön dich zu sehen! Wie geht’s dir? Komm setz dich doch!“ forderte sie die Freundin auf und deutete auf den zweiten Korbstuhl. Sie selbst ließ sich wieder in ihren Stuhl sinken und schob die Lyra ein wenig beiseite.

    „Ich freu mich jedenfalls für dich, Arvinia! Und ich bin mir sicher Orestes wird dich glücklich machen und dir die Welt zu Füßen legen“, sagte sie aufmunternd zu der Tiberia. Sie sollte sich auf die Hochzeit freuen und nicht vor Zweifel zergehen. Noch war es ja ein gut gehütetes Geheimnis, dass sie selbst auch bald heiraten würde und bis auf Romana und Serrana wussten nur ihre Verwandten von den Antrag und auch der bevorstehenden Verlobung. Wenn sie allein daran dachte, wurde sie ganz nervös. Nur zu gern wäre sie nun zu Valerian geeilt um sich seiner Nähe bewusst zu werden. Gemeinsam würden sie alles schaffen, da war sie sich ziemlich sicher.


    Nur wenige Schritte trennten sie und Arvina von der Gruppe um ihre Verwandten, einigen Senatoren, ihrer Freundin und einem unbekannten Gesicht. Aufmunternd lächelte sie Arviunia zu und gemeinsam gesellte sie sich nun wieder dazu. Schließlich wollten noch Gäste begrüßt werden, sowohl bekannte, als auch unbekannte. Sie begrüßte Cara ebenso herzlich wie alle anderen Freundinnen. „Cara schön dich zu. Es freut mich das du kommen konntest,“ fügte sie hinzu und musterte nun die übrigen zwei fremden Gesichter, den PU und Senator Vinicius hatte sie ja bereits begrüßt, aber dennoch schenkte sie diesen noch einmal ein Lächeln. Neugierig musterte sie die junge Frau an der Seite Salinator. Anscheinend hatte er nicht gezögert um sich eine der hübschen jungen Frauen an seine Seite zu bringen. Wer sie wohl war? Gespannt war sie auch, wem Salinator mehr Aufmerksamkeit schenkte, den Worten seiner Begleitung oder aber ihrem Ausschnitt und der guten Figur. Nur etwa ungern dachte sie an die erste Begegnung mit ihm zurück, er war durchaus Höflich und auch Aufmerksam gewesen, aber sein Blick hatte nach ihrem Geschmack viel zu sehr an ihrem Ausschnitt gehangen. Naja er war nun einmal ein Mann und auch Sedulus schien gefallen an Cara gefunden haben.
    „Ich darf euch, Tiberia Arvinia vorstellen“, sagte sie, stellte damit die Tiberia kurz vor und drückte kurz den Arm der Freundin, sie schien wohl gerade in Gedanken bei der Planung ihrer Hochzeit zu sein.

    Leicht nachdenklich runzelte Calvena die Stirn. Anscheinend prallten im Hause Quintilia die Vorstellungen aufeinander. Was vermutlich daran lag, das Melina in den vergangenen Jahren keine Grenzen auferlegt waren. Selbst in ihrem wilden und bunten Leben hatte sie Regeln folgen müssen und auch eine gewisse Verantwortung übernehmen müssen. „Weißt du warum sie weggelaufen ist? Es muss doch einen Grund geben“, meinte sie nachdenklich. Sie wollte erst einmal nicht wirklich schlecht von dem Mädchen denken. „Hat sie noch mehr Geschwister außer Sermo?“ hackte sie dann nach. Jedes Verhalten hatte eine Ursache, vor allem bei Mädchen in einem gewissen Alter. Meist ging es damit einher, dass sie zu wenig Aufmerksamkeit bekamen.


    Leicht legte sie den Kopf schief und sah Valerian nachdenklich an. Melina schien derzeit in einem Männerhaushalt zu sein und meist hatten größere Brüder andere Vorstellung von dem was ein Mädchen oder eine junge Frau ausmachte, als Frauen selbst. „Kann es sein, dass du und Sermo.. nun ja, eben die Sache wie Männer anpacken wolltet?“ hackte sie vorsichtig nach. Sie wollte Valerian nicht vor den Kopf stoßen oder kritisieren, aber es gab nun mal verschiedene Möglichkeiten auf ein rebellisches Mädchen zu zu gehen. „Also ich meine, sie grimmig anstarren, eindringlich auf sie einzureden, an die Vernunft appellieren und wenn es nicht mehr anders geht laut werden und mit Strafe drohen...“, fragend sah sie ihn an. Valerian hatte sich ihr Gegenüber immer nur liebevoll verhalten, aber auch er konnte sich vor den Kopf gestoßen fühlen, wenn er gegen eine Wand aus Sturheit redete. Frauen waren nun einmal komplizierte Geschöpfe. Sie selbst eingeschlossen, sie hatte eine Menge Schwächen und Fehler und nicht alle waren Valerian bisher bekannt. Sie wollte ihn auch nicht sofort überfordern. Er musste ja bereits mit ihrer Impulsiven Art zurecht kommen, aber in der Hinsicht schienen sie sich ja gut auszugleichen. „Ich will damit sagen, dass das vielleicht nicht der beste Weg ist, etwas bei ihr zu erreichen. Das erweckt den Eindruck, dass ihr Despoten seid und ihr keinen Spaß gönnt. Und einmal ehrlich du hast dir auch nicht alles von deinem Vater gefallen lassen, ab einem bestimmten Alter!“ lächelte sie ihm zu. „Ich weiß, das du kein Despot bist“, fügte sie dann noch mit einem kleinen Zwinkern hinzu. "Aber Mächen in einem bestimmten Alter empfinden nun mal so. Glaub mir! Ich hab mich unzählige Male mit meinem Ziehvater angelegt und das kam meist einem Vulkanausbruch gleich", gab sie zu. Erstaunlicher Weise schmerzte der Gedanke nicht mehr allzu sehr, sie würde ihre Ziehfamilie nie vergessen, aber so langsam ließ sie die Trauer hinter sich und die Wunden ihrer Seele verheilten.


    Der schmale Pfad führte sie über einen sanften Hügel, dort hinter konnten sie ein Wäldchen entdecken und vor ihnen breiteten sich unzählige Felder aus. Da das Wetter so wunderbar Mild war, herrschte regsame Betriebsamkeit, Bauern, ihre Knechte und Sklaven arbeiteten Hand in Hand. Ein schöner friedvoller Anblick den sie genoss.

    Glockenhell stimmte sie in sein Lachen ein. Aber wie es aussah verstanden sich Phoebe und Valerian zumindest ein bisschen, denn sie war weder bockig noch warf sie ihn ab. Eher ertrug sie ihren Reiter wohl mit stoischer Sanftmut.


    Verblüfft sah sie ihn dann an, als er ihr von dem Mädchen erzählte, welches sich als seine Cousine herausstellte. Leicht schüttelte sie den Kopf und förderte das Bild zu Tage, welches sie bei den Ludi geboten hatte. „So sah sie auch aus…“, meinte Calvena nachdenklich. Es konnte eine Menge Gründe geben, warum sich ein Mädchen so verhielt. Wut auf die Welt, war wohl einer der Hauptgründe, ebenso Rebellion gegen die Normen oder sie hatte einfach Schwierigkeiten sich anzupassen.
    Aufmunternd lächelte sie Valerian zu. „Da müsste schon mehr kommen“, erklärte sie ihm. So schnell brachte man sie nicht aus der Fassung. „Sie macht euch gewaltige Schwierigkeiten, oder?“ fragte sie nach. Vielleicht konnte sie Valerian ja irgendwie helfen, mit dem Mädchen fertig zu werden. So lang war es nun auch nicht her, dass sie sich mitten in der Adoleszenz befunden hatte. Die Veränderungen die damit einhergingen waren nicht für jedes Mädchen zu verkraften und manchmal sehr erschreckend. Vor allem wenn die Familie dann von einem erwartete ein gutes Mädchen zu sein und sich den Regeln zu fügen. Gerade in dieser Zeit kämpfte man gegen alles und jeden an, vorallem gegen Autoritäten oder Väter. Sie kontne sich nur zu gut daran erinnern, wie sie selbst mit ihrem Ziehvater dem großen Nubier zusammen gestossen war. Fast alle Gaukler waren Impulsiv und Adae hatte wenig Geduld mit ihr gehabt, aber am Ende hatte er einen Weg gefunden, sich damit abzufinden, dass sie kein Kind mehr war.

    Sie stimmte in sein Lachen ein und schmunzelte insgeheim etwas darüber, das ausgerechnet ein tapferer Soldat und kampferprobter Mann sich auf dem Rücken eines friedlichen Pferdes, völlig unsicher fühlte. Aber sie liebte ihn dafür, dass er Schwächen hatte, es machte ihn zu den Mann in den sie sich verliebt hatte und mit dem sie nur zu gern ihre Zeit verbrachte. Und nur um ihr einen Gefallen zu tun, hatte er in diesen Ausflug zugestimmt, dafür liebte sie ihn noch mehr.
    Nicht nur ihre Akrobatikerfahrungen auch das jahrelange herum ziehen von Ort zu Ort hatten ihr die nötige Erfahrung im Umgang mit Pferden beigebracht. Wenn man auf den Straßen des Imperiums lebte, dann lernte man schnell, auch ein Pferd reiten. Aber bei den Pferden die sie gehabt hatten, hatte es sich nicht um so edle und stolze Tiere gehandelt, sondern um zottige kräftige Ponys, die in der Lage waren die bunt bemalten Wagen über die unebenen Straßen zu ziehen. Valerian ließ sich wohl lang genug von ihrem Anblick ablenken, sodass die Stute unter seinem Hintern etwas ungeduldig wurde und einfach einen Schritt nach vorn machte. Bei dem verdutzen Gesichtsausdruck ihres Zukünftigen musste sie kichern. "Wie es aussieht, will Phoebe deine Aufmerksamkeit haben. Ich glaub sie ist Eifersüchtig!" neckte sie ihn und zog dabei die Nase kurz kraus.


    Mit einem leichten Stupps in die Flanke trieb sie dann ihr eigenes Pferd an und lenkte es direkt neben Valerian, so dass sie sich zumindest ein wenig nahe waren für den Moment. Sie gaben den Tieren ein gemächliches Tempo vor, schließlich hatten sie es nicht wirklich eilig. "Sag mal, hast du inzwischen herausgefunden, wer das Mädchen war, das sich bei den Ludi so um Sermo gesorgt hat?" fragte sie ihn dann. Sie konnte ja nicht ahnen, dass Valerian mit dieser Kratzbürste direkt verwandt war.

    Mit ihrer doch recht übersprudelnden Art konnte sie so manchen überfordern, aber nach dem sich Septima gefangen hatte, schien sie dem Vorschlag nicht ganz so angeneigt zu sein, Serrana und Narcissa zu suchen. Nur Macer wirkte reichlich verdattert, er blieb einfach an Ort und Stelle, anstatt das er sie begleitete.
    „Wir würden uns über deine Begleitung freuen“, fügte sie Septimas Worten hinzu. Irgendwie wirkte Macer etwas abwesend in seinen Gedanken und sein Blick hing an der Tiberia, welche sie ja nun in Beschlag genommen hatte. Na das konnte sicherlich noch spannend werden, zusehen was sich zwischen den Beiden entwickelte.
    Schließlich standen sie wieder in der illustren Gruppe im Serrana herum. Sie wirkte recht entspannt und ganz gegen ihre Befürchtungen hielt sie sich als Gastgeberin doch recht gut. Solche Erfolgserlebnisse brauchte Serrana.

    Natürlich war sie sich der neugierigen Blicke bewusst und zumindest Simplex schien recht missmutig zu sein, der Stallbursche wirkte eher vergnügt und die übrigen Reisenden, die an ihnen vorbeizogen, schenkten ihnen nur wenig Aufmerksamkeit. Aber gerade wegen dieser Blicke hatte sie sich nur auf einen Kuss auf seine Wange beschränkt und nicht mehr. Etwas amüsiert beobachtete sie, wie Valerian sich mehr oder weniger vorsichtig an die Stute heran tastete, aber dann doch recht sicher im Sattel landete. „Sie wird dich nicht abwerfen!“ versicherte sie ihm. Er bot ihr einen recht stattlichen Blick, wie er da auf dem Pferderücken thronte. „Phoebe ist ganz lieb“, fügte sie ihm zu.


    Schließlich folgte sie seinem Beispiel und schwang sich ebenfalls in den Sattel. Die jahrelangen Akrobatikübungen ließen es bei ihr wesentlich anmutiger wirken. Kurz zupfte sie ihre Tunika und auch ihre pala zurecht, ehe sie Valerian ein Lächeln schenkte. Dies war der Moment indem sich nun Simplex mehr oder weniger wortlos verabschiedete und von dannen stapfte.
    Sie machte eine einladende Geste. „Du darfst gern die Richtung vorgeben!“ lächelte sie ihm zu. Sie hatte diese Ausflüge wirklich vermisst. In den letzten Wochen hatten sie sich leider nicht ganz so oft gesehen, wie sie es sich gewünscht hatte. „Viel geplant hab ich nicht, ich wollte nur, das wir wieder einmal nur Zeit für uns Beide haben“, gab sie zu. Das klang zwar etwas egoistisch, aber war ihr völlig egal. Sie war glücklich, wenn sie mit Valerian etwas Zeit verbringen konnte. Ungestört und weit entfernt von neugierigen Blicken und Klatschmäulern. Bei dem fest in der Casa Germanica waren sie ja ständig unter Beobachtung gewesen, außerdem wäre es aufgefallen, wenn sie als Gastgeberin nicht bei den Gästen war, sondern sich in irgend einer dunklen Ecke herumdrückte.