Beiträge von Germanica Calvena

    Celerina und sie waren wohl gerade dabei sich kennen zu lernen und ein reines Kaffeekränzchen, wie Corvinius wohl befürchtete, würde es nicht werden. Im Gegenteil, neben ihren Freundinnen würden auch einige Senatoren geladen sein und auch das Programm würde ziemlich abwechslungsreich werden. Sie hatte große Pläne, war aber auch nervös und fürchtete sich davor, dass das Fest in einer völligen Katastrophe enden würde.


    Schließlich wurde das Thema auf andere Dinge gelenkt. „Ich habe noch nicht an vielen größeren Opferungen teilgenommen!“ antwortete sie, wie auch, wenn man ständig auf reisen war und meist weit entfernt von größeren Städten lagerte. Aber hin und wieder hatte sie dann doch an einem der größeren Feste teilgenommen und auch das ein oder andere Opfer beobachten können.

    Calvena war sich ziemlich sicher, das es eben nicht nur Valerian zuzuschreiben war, dass dieses Vieh sich auf die Gruppe junger Damen gestürzt hat. Aber es war vorbei, warum sich deswegen streiten, sie waren alle mit einem Schrecken und nicht mehr als ein paar Kratzern davon gekommen. Sah man einmal von den ruinierten Kleidern ab. „Mir wäre es lieber, wenn sie diesen unverantwortlichen Mann bald fassen, wer weiß, ob er nicht wieder so eine wilde Bestie los lässt!“ seufzte sie und ließ damit dann das Thema fallen.


    Sie war die Letzte die Romana einen Vorwurf machen würde, dass sie war wie sie war. Aber auch sie wusste sich in bestimmten Situationen zu beherrschen. Sicher oft genug gelang es ihr nicht, ihre impulsive Art zu unterdrücken, dazu war sie einfach viel zu frei gewesen in den letzten Jahren. Niemanden hatte es gestört, dass sie aufbrausend war oder eben etwas Leidenschaftlicher, als es ihr gut tat. „Es gibt einen unterschied zwischen resolut und naja einer keifenden Furien... kaum bist du auf diesen Marhabal, oder wie der auch immer heißt, zu sprechen gekommen, hast du völlig vergessen wo wir sind...“, meinte sie mit leichtem Vorwurf. „Und einmal ehrlich, würdest du dich gern auf diese Weise konfrontieren lassen?“ hackte sie nach. „Außerdem...“, sie zeigte ein leichtes verschmitztes Lächeln, „sind Männer meist nicht auf eine Furie vorbereitet!“ Ob dies wohl die Lage nun etwas auflockerte. Das würde sie Beide wieder entspannen.


    Leicht schüttelte sie den Kopf. „Valerian wäre wohl der letzte Mann auf Erden, der mich irgendwo einsperren würde!“ versicherte sie ihr. Kurz runzelte sie die Stirn. „Sicher hat Valerian einen Patron...“, antwortete sie und überlegte, ob er diesen namentlich bereits erwähnt hatte. „Prudentius Balbus und der ist der Klient von Aelius Quarto! Soweit ich weiß ist dieser sogar mit den Germanicern verwandt!“ Sie hatte so etwas in den Stammbäumen gesehen. Aber auf welche weise, das konnte sie auf Anhieb nicht sagen, da würde sie wohl noch einmal nachschlagen müssen. Ihr Blick wanderte durch die vielen Regale mit Schriftrollen. Sie erhob sich und zog dann eine zielstrebig heraus. „Quarto ist mit Aelia Adria verheiratet, sie wurde adoptiert...“, meinte sie und verstaute die Chronik wieder an ihrem Platz. Gar nicht so einfach einen Überblick zu behalten bei so vielen Namen und verwandtschaftlichen Verhältnissen.
    „Nun ja, mir gegenüber hat sich Dursus bisher sehr freundlich verhalten, aber es ist ein offenes Geheimniss, dass er auf Sedulus und ganz besonders auf Avarus nicht gut zu sprechen ist!“ sie setzte sich wieder ihrer Freundin gegenüber. „Und ich bin mir sicher, dass ich allein auf Grund meiner verwandtschaftlichen Beziehungen, nicht gerade auf der Liste seiner Förderer stehe!“ Leicht zuckte sie mit den Schultern und grinste dann. „Das scheint aber nur eine Eigenschaft der männlichen Germanicer zu sein, mit dir verstehe ich mich ja ganz gut und auch mit Tiberia Arvinia!“
    Ihre Augen wurden groß, als Romana erzählte, dass einer ihrer Verwandten den Quindecimviren beitreten wollte. „Das ist aber lieb von dir!“ lächelte sie.


    „Naja, weißt du, ich bin gerade erst dem Cultus Deorum beigetreten und ehe ich irgendwelche hochtrabende Träume hab, die sich nicht erfüllen, bleib ich erst einmal realistisch und mache einen Schritt nach dem anderem!“ entgegnete sie nachdenklich. „Erst mal will ich Sacerdos werden, was danach kommt, wird sich dann zeigen!“ meinte sie.
    Schließlich kehrten sie mehr oder weniger zu dem Thema Valerian zurück. Sie war sich ziemlich sicher, dass Valerian sie nicht einsperren wollte. Er wusste dass sie eine gewisse Freiheit brauchte und das sie mittlerweile auch die nötige Vorsicht walten ließ. In der Hinsicht hatte ihr ja nicht nur Valerian den Kopf gewaschen.
    Sie war gerührt von der Fürsorge ihrer Freundin. Offen erwiderte sie deren Blick und ergriff deren Hände. „Ich bin mir sicher, sehr sogar!“ versicherte sie ihr. „Ich bitte dich, lern ihn erst einmal richtig kennen! Geb ihm noch einmal eine Chance, ich könnte es nicht ertragen wenn ihr euch Beiden ewig wegen einer dummen Sache in den Haaren liegt! Du bist mir wichtig!“ Eindringlich sah sie Romana an.

    Im Grunde wusste sie, dass Romana nur das Beste für sie wollte. Das war rührend, aber gleichzeitig ärgerte sie sich doch darüber, dass die Claudia so vehement gegen ihr Glück war. „Über kurz oder lang wäre das Vieh eh auf uns zugekommen!“ hielt sie dagegen. „Und das weißt du ganz genau… egal was wir gemacht hätten oder nicht!“ Aus ihrer Sicht war Valerian eben nicht der Schuldige, sondern eher der Tiertrainer der sich fahrlässig verhalten hatte. „Wenn einer fahrlässig gehandelt hat, dann dieser Tiertrainer…“, fügte sie hinzu. Dieser Man war spurlos verschwunden, keiner wusste bisher wo der Bär hergekommen war. Sie konnte es nicht irgendwie auf sich sitzen lassen, dass ihre Freundin solch eine schlechte Meinung von den Mann hatte, denn sie liebte und auch zu heiraten gedacht. Es reichte schon aus, das Avarus derzeit mit finsterer Miene durch die Casa schlich.


    Leise seufzte sie. „Wie hätte Valerian deiner Meinung nach auf dich reagieren sollen?“ hackte sie nach, das wollte sie nur zu gern wissen. „Hätte er sich groß entschuldigen sollen und dich um Verzeihung bitten? Zumal er anscheinend nichts über dieses Vorfall wusste…. Außerdem bist du gleich aufgebraust und hast ihm doch im Grunde keine Wahl gelassen! Wenn du meinst, dies alles ließe sich durch ein ruhiges Gespräch klären, warum hast du dich dann nicht zurück gehalten?“ meinte sie ernst. Manchmal besaß Romana die Feinfühligkeit eines Elefanten, aber das verkniff sie sich. So etwas konnte sie auch freundlicher formulieren, zumal sie die Vestalin ja eigentlich sehr gern hatte und nicht wollte, dass sie sich jetzt im Streit trennten.


    Leicht verzog sie das Gesicht. Romana ging davon aus, dass sie eine strahlende große Karriere wollte, vielleicht wollte sie aber eben etwas anderes, etwas das ihr nur Valerian bieten konnte. „Auch mit Valerian an meiner Seite kann ich es zu sehr viel bringen. Aber es ist nicht Valerian der mir Steine in den Weg legt!“ meinte sie ernst. „Falls du es nicht weißt, Tiberius Dursus ist auf die Gens Germanica nicht sonderlich gut zu sprechen und der wäre der letzte, der eine Germanica unter den Pontifices sehen würde…“, erklärte sie ihr. „Im Gegenteil, noch hat er sich nicht groß in meine Ausbildung eingemischt, aber sobald ich die nötigen Kurse hab und Prüfungen abgelegt hab, wird er mit Sicherheit alles dran setzen um es mir schwer zu machen!“ Erstaunlicher Weise hatte sie in dieser Hinsicht ein recht realistischen Blick. „Der nächste einflussreiche Pontifex wäre Flavius Gracchus, aber selbst mit den Flaviern verstehen sich die Germanica nicht sonderlich gut. Also bleibt mir nur übrig mich an Aurelius Corvinius zu wenden…“, sie seufzte kurz. Es war eben nicht gerade sonderlich einfach, selbst in der Religion. Auch diese war von Politik und Machtspielchen durchdrungen. Außerdem hatte sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht, was genau sie erreichen wollte. Sie wusste nur so viel, dass sie den Göttern dienen wollte.



    „Außerdem, will ich nicht zwangsläufig so viel erreichen… mir reicht es aus wenn ich meine Unabhängigkeit behalten kann und du weißt selbst, das manche Männer ihre Frauen wie kostbare Schmuckstücke behandeln und diese einsperren, aus Angst, dass man sie stehlen könne. Und nicht weil sie diese lieben oder mögen, sondern nur weil sie die Macht dazu haben. Ich bin nicht so naiv, dass ich auf den erst besten Mann herein falle, der nett zu mir ist!“ Sie mochte noch nicht lange in Rom sein und auch noch nicht alle politischen Zusammenhänge kennen, sie wusste aber wie Männer waren. Und sie wusste auch, dass Valerian eben nicht so ist. Wie sollte sie es Romana erklären, das Gefühl der Sicherheit, Geborgenheit und Liebe.

    Sie freute sich, dass Romana extra für diesen Tag frei bekam und mit feiern konnte. Vermutlich übernahm ihre Freundin dafür einige Sonderaufgaben oder aber die Obervestalin hatte ein gutes Herz für junge Frauen und gönnte ihnen hin und wieder auch mal etwas Spaß.


    Die ernste Miene und der besorgte Tonfall ließen sie aufhorchen, aber dennoch empfand sie eine gewisse Skepsis, als Romana sich so vehement gegen eine Verbindung mit Valerian aussprach. Sie konnte nicht wirklich nachvollziehen, was ihre Freundin so sehr aufgebracht hatte. Valerian hatte sie aus ihrer Sicht recht tapfer geschlagen, als sich die Vestalin wie eine Furie auf den armen Kerl stürzte und sich über einen Klienten ihres Liebsten ausließ. Da sie nicht wusste was vorgefallen war, erlaubte sie sich kein Urteil, aber wie hätte Valerian denn anders reagieren sollen? Hätte er irgendwelche leeren Versprechungen aussprechen sollen oder eine Wiedergutmachung für verletzten Stolz. Ihr lag schon ein Protest auf den Lippen, doch Romana ließ sich einfach nicht unterbrechen, sie redete sich in Rage.
    Was die Sache mit dem Bären anging, nicht jeder wusste wie man mit einem wilden Tier umgehen sollte. Sicher er hat unüberlegt gehandelt, aber er hatte sie auch beschützen wollen.
    „Du tust ja so, als hätte Valerian mit Absicht den Bären auf uns gelenkt“, warf sie ein, etwas wütend darüber, dass Romana sich recht engstirnig benahm, so hatte sie ihre Freundin bisher nicht kennen gelernt. „Er hat ebenso gegen dieses Biest gekämpft wie die Anderen!“ verteidigte sie Valerian. Sie konnte gar nicht anders, denn irgendwie glaubte sie dass Romana etwas ungerecht war.


    „Was diesen Marhabal angeht, da kann ich mir kein Urteil erlauben. Ich kenn den Mann nicht und er mag dich beleidigt haben, aber mal ehrlich, wie hätte Valerian anders auf dich reagieren sollen? Du warst wie eine Furie und auch ein wenig wie ein kleines bockiges Kind…“, sagte sie. „Zumindest hast du diesen Eindruck auf mich erweckt. Wir alle sind empfindlich wenn es um die Ehre der Familie geht, aber solche Dinge lassen sich auch anders regeln!“ Bisher war sie noch recht ruhig geblieben und war nicht wie üblich aufgebraust.


    Fast hatte sie das Gefühl, Avarus vor sich sitzen zu haben, so ähnliche Worte hatte er auch an sie gerichtet. Sie seufzte stumm. Natürlich konnte sie die Argumente durchaus verstehen und nachvollziehen, aber in Herzensdingen war es eben etwas anderes, außerdem war sie eben nicht der Ansicht, dass sie mit Valerian durchaus eine Zukunft zu haben.
    „Ich verstehe dich….“, begann sie vorsichtig. Sie wollte Romana nicht zu nahe treten. „Aber du kennst ihn nicht so wie ich!“ meinte sie etwas vehementer. „Und mal ehrlich, sollte ich mich mit einem Senator vermählen, wäre ich nur ein Sprungbrett an mehr Macht und Einfluss. Die wenigsten Männer würden mich wollen, weil ich die bin, die ich bin!“ erwiderte sie. Sie wusste einfach das Valerian der Richtige war.

    Calvena winkte ab, als Romana meinte es wäre eine schöne Bibliothek. „Naja das ist nicht mein verdienst, Avaraus und Sedulus bringen immer neue Bücher mit. Ich finde hier drin nur ein paar nette kleine Schätze! Du glaubst ja nicht was es hier teilweise für Geschichten schlummern!“ erklärte sie. Ein Sklave brachte eine Kanne mit gekühltem Saft und zwei Bechern. Sie goss ihrem Gast direkt ein und setzte sich Romana dann Gegenüber.


    „Du bist meine älteste Freundin hier in Rom, es wäre eine Schande gewesen, wenn ich dich nicht eingeladen hätte. Ich bin ja schon so aufgeregt, dass ist das erste Fest das ich ausrichte!“ erklärte sie ihr. Sie hatte bereits so einige Zusagen erhalten. Vermutlich würden noch mehr kommen und auch einige die nicht zugesagt hatten. Sie plante großzügig. Sollte am Ende etwas übrig bleiben würden als erstes die Künstler und Tänzer, danach die Sklaven und dann auch noch einige Bettler versorgt werden.


    Sie wurde etwas nachdenklich, als dann Romana ihr eine prächtige Zukunft prophezeite. Als sich der Ausdruck ihrer Freundin dann etwas in Besorgnis wandelte, sah sie diese selbst etwas besorgt an. Worauf wollte ihre Freundin heraus. Ihr stockte etwas der Atem, als Romana dann Valerian, ihren Valerian, als einen dunklen Punkt bezeichnete. „Wie kommst du denn darauf?“ fragte sie leicht fassungslos. Sie hatte Valerian wirklich gern, sie liebte ihn und es tat ihr weh, dass Romana anscheinend so wenig von ihm hielt. Warum nur, sie verstand es nicht. Natürlich verspürte sie sofort das Bedürfnis Valerian zu verteidigen. „Was hast du denn gegen ihn?“ hackte sie nach. „Er war doch sehr höflich zu dir….“, fügte sie hinzu.


    ________________________________
    Gundhraban Türsklave


    "Die Herrin ist im Haus!" antwortete er. Sonderlich freundlich war das Weibsbild ja nicht. Lag wohl in der Natur dieser Römer.


    "Folge mir!" sagte er, schloß die Tür hinter der Frau und brachte sie dann in die Bibliothek wo sich Calvena gerade aufhielt.

    Calvena saß gerade in der hauseigenen Bibliothek als ein Sklave ihr einen Gast ankündigte. Verblüfft sah sie auf, sie hatte eigentlich niemanden erwartet. Kurz sah sie an scih herunter und seufzte, sie hatte blaue Fingerspitzen von der Tinte und auch ihre Tunika war etwas zerknittert.


    "Wer ist es denn?" fragte sie nach, um herauszufinden ob es notwendig war sich auf die schnelle noch einmal umzuziehen. Sie lächelte breit, als man ihr erklärte, dass es sich um ihre Freundin Romana handelte.


    Sie erhob sich eilig und lächelte breit, als dann die Claudia den Raum betrat. "Romana schön dich zu sehen!" Spontan umarmte sie die Freundin. "Was bringt dich zu mir? Ich dachte wir sehen uns erst zu den Fontinalien wieder!"


    "Nicht das ich dich nicht gern wieder sehe! Setz dich doch!" meinte sie und wies dann einen Sklaven an ihnen etwas Saft zu bringen.


    ________________________________
    Gundhraban Türsklave


    Wie immer saß der große Germane hinter der Tür und wartete auf Gäste oder aber die Hausherren die ein und ausgingen wie es ihnen gefiel. Ein Klopfen ließ ihn dann sofort aufspringen und die Tür aufziehen. Verdutzt fand dieser sich Aug in Aug mit einer fremden jungen Frau wieder. So eine große Frau war ihm zuletzt in der Heimat begegnet.


    "Salve!" grüßte er sie, etwas freundlicher als jeden anderen Besucher. "Wer bist Du und wie kann ich Dir weiterhelfen?" fragte er. Ob sie eine Freundin der jungen Calvena war.

    Sie grinste schief. „Solange du deine Zeit genossen hast und gern Duumvir warst, dann wird man dich sicherlich gut in Erinnerungen haben!“ lächelte sie. Ihre Schritte führten sie weiter an den Anlangen des Hafens vorbei. Sie genoss es denn sie war schon lange nicht mehr am Meer geblieben, sie liebte das Meer.


    „Welche Pläne hast du denn? Welchen Posten willst du als nächstes in Angriff nehmen? Ich weiß ja, dass du dein ordo senatorius anstrebst!“
    Kurz sah sie über die Schulter, Sedulus war einige Schritte hinter ihnen zurpck geblieben und schien in Gedanken versunken sein. Woran er wohl dachte?

    Die Hoffnung, dass die Aufmerksamkeit der Tante von ihr nun abgelenkt war, hielt sich nicht lange. Eben noch ergab sie sich in Beileidsbekundungen über einen verstorbenen Fremden und im nächsten Moment wurde sie wieder ins Auge gefasst. Innerlich stöhnte sie auf, als die Tante meinte, sie dürfe nicht allein ins Theater gehen und bräuchte eine Matrone die auf ihre Unschuld achtete. Sie verkniff sich einen Kommentar darüber, dass sie nicht ganz so Unschuldig war, wie es den Anschein hatte, von daher lächelte sie nur.


    „Ich war mit einer Freundin dort, Cara!“ erklärte sie. Sie brauchte ja nicht erwähnen, dass sie Cara dort erst kennen gelernt hatte.


    Irgendwie wagte sie es nicht, der Tante anzuvertrauen, das Valerian ihre Begleitung gewesen war und sie vor Ungemach beschützt hatte. Sie ahnte, dass Laevinia nichts davon hielt, dass sie sich allein mit einem Mann in die Stadt wagte. Sie musste ja an solch einem Abend nicht für Ärger und Empörung sorgen.

    Von wegen blind, sie war wesentlich realistischer was das alles anging, als Avarus glaubte. Aber dennoch ließ sie seine Belehrungen über sich ergehen. Er meinte es ja gut, zumindest redete sie das sich ein. Eigentlich hatte sie ihn ja ganz gern und auch so ganz gegen ihre Erwartung blieb er ruhig und ging nicht gleich durch die Decke.
    Zumindest hatte er in dem Punkt, dass sie so einiges gewöhnt war, recht. Was doch eigentlich für sie sprechen sollte, sie war nicht so dumm oder naiv um auf ein paar entzückender Augen und ein paar nette Worte herein zu fallen.


    „Flausen….“, meinte sie etwas ungläubig. Das konnte doch nicht sein ernst sein, für wie alt hielt er sie? Dreizehn, als die Welt noch bunt und rosa war und die Hormone Tango tanzten? Sie hielt sich jedenfalls für wesentlich vernünftiger, auch wenn Avarus den Eindruck anscheinend nicht teilte. Kurz war sie davor wie ein kleines Mädchen ihn schmollend anzusehen und ihn für seine Fehleinschätzung auf diese Weise zu strafen, aber das würde nicht den Eindruck erwecken, dass sie Erwachsen war oder das man mit ihr vernünftig reden konnte.


    Stattdessen legte sie den Kopf leicht schief und erwiderte: „Gibt es einen Grund warum du so eine geringe Meinung von meinem Urteilsvermögen hast?“ hackte sie nach. „Oder liegt es einfach nur daran das du Valerian noch nicht kennen gelernt hast?“

    Nachdenklich sah sie ihren Lehrer an, auf der einen Seite konnte sie verstehen warum es notwendig war in manchen Situationen über einen Fehler hinweg zu sehen. Denn wer wollte bei seiner eigenen Hochzeit schon erfahren, dass die Ehe unter einem schlechten Licht stand. Sie jedenfalls wollte es nicht, wenn der Tag gekommen war. Unweigerlich musste sie kurz an Valerian denken und an seinen Antrag. Ein wenig nervös wurde sie schon bei dem Gedanken. Aber sie wurde ja nicht aus irgendwelchen politischen Gründen verheiratet, sondern weil sie ihn wirklich liebte. Aber noch war der Tag nicht da, sie hatten sich ja nicht einmal offiziell verlobt.
    Kurz blinzelte sie denn ihr Lehrer hatte bereits weiter geredet, während sie kurz in Gedanken woanders war. Nachdenklich nickte sie dann schließlich. Bei einem Sühneopfer war es wohl besonders wichtig das kein Fehler auftrat, sonst würde das die Götter wohl noch mehr erzürnen. Ein kurzer Schauder lief ihr den Rücken herab, sie wollte sich gar nicht vorstellen, was geschah wenn die Götter wirklich zürnten.


    Genauso wie Serrana verneinte sie. Sie war nicht in Rom gewesen als die drei Blitze Rom auf den Kopf gestellt hatten. Oder vielleicht doch, hatte es nur nicht mitbekommen. So genau konnte sie das nicht sagten. In ihrer ersten Zeit Rom hatte sie andere Dinge im Kopf gehabt und sich mehr mit sich selbst beschäftigt, als mit jemand anderem.
    „Ich bin zwar schon etwas länger in Rom, aber ich hab nichts von diesem Ereignis mitbekommen oder gehört!“ gab sie zu.

    Calvena verstand nicht, warum Laevnia einen harmlosen Theaterbesuch als Anlass nahm, sich um sie Sorgen zu machen. Sicher das Stück war in einer wilden Prügelei geendet, aber ihr war ja nichts passiert. Dank Valerian, aber das erzählte sie ihr nicht. Sie musste auch nicht alles erfahren.


    „Die Aulularia von Plautus!“ antwortete sie der Tante und versuchte heraus zu finden, was diese mit der Frage bezweckte. Aber zum Glück wurde dann die Aufmerksamkeit von ihr abgelenkt und Laevinia widmete sich dem Gespräch der beiden Herren. Ein breites Grinsen verbarg sie, als sich die Tante dann mit einer Sensationsgier auf die Gerüchteküche um einen toten Octavier stürzte. Anscheinend hatte die Alte diese Art von Geschichten wohl in der Ferne vermisst.

    Calvena verbarg ein Grinsen, anscheinend konnte Elissa mit der vorliebe von Oliven nichts anfangen, sie verschmähte diese glatt. Aber ansonsten schien ihre Sklavin sehr froh zu sein und sich wohl zu fühlen. Sie freute sich darüber, dass die Leibsklavin diese kleine Geste zu schätzen wusste. Kurz folgte sie dem Blick der anderen Frau und musterte ebenfalls unauffällig den Sklaven, welcher ihr Geschirr und die kleinen Tonschüsselchen davon trug. Ein wenig verzog sie das Gesicht, sie hielt nichts davon einen Sklaven zu schlagen, in ihren Augen waren es auch Menschen. Deswegen hatte Elissa wohl mehr Freiheiten, als viele andere ihres Standes.
    Schließlich setzten sie ihren Weg über den Markt fort, vorbei an lauten Händler und bunten Ständen. Immer tiefer wagten sie sich in das Gewirr aus Gassen vor und fanden schließlich eine kleine ägyptische Schneiderei. Mit Freude stürzte sie sich auf die Stoffe und Farben, doch Elissa war schließlich diejenige die das gewünschte Kleid fand. Calvena trat an die Sklavin heran und nahm ihr das Kleid ab.


    „Genau so was hab ich gesucht!“ nickte sie ihrer Sklavin zu. Sofort eilte ein dürres Sklavenmädchen zu ihr und bedeutete ihr hinter einen Vorhang zu treten um das Kleid einmal an zu probieren. Kurz verschwand sie dahinter und kam wenig später hervor, der dunkle Stoff umschmeichelte ihre Figur, unter Brust war eine gold-silberne Borte, sie glich den schmalen Trägern. Das Kleid fiel ihr bis über die Knöchel und sie drehte sich einmal um die eigene Achse. Leise lachte sie- „Natürlich wird Laevinia es hassen, es entspricht nicht der derzeitigen Mode und ist auch etwas freizügiger für die alte Hexe!“ lächelte sie.


    Ein dicker Mann trat an sie heran und zeigte ein feistes Lächeln. Wenn er redete wappelten seine drei Kinne herum. „Herrin! Ihr seid ein wahrer Sonnenschein! Eure Schönheit blendet mich!“ meinte er salbungsvoll. Er klatscht einmal in die Hände und das Sklavenmädchen kam mit einer Schmuckkiste angerannt. „Ich habe auch den passenden Schmuck dafür!“ meinte er beflissentlich und hielt ihr den Schmuck hin, doch sie winkte ab. „Nur das Kleid!“ meinte sie recht hochnäsig und ruppig. „Natürlich, Herrin! Wie ihr wünscht!“ lächelte er ohne sich seine Enttäuschung anmerken zu lassen. Kurz verhandelten sie über den Preis, feilschten bis Beide glücklich waren und sie noch einmal so ein ähnliches Kleid hatte, nur etwas Kleiner, für Sabina. Mit einem zufriedenen Lächeln setzten sie schließlich ihren Weg vor. Sie hatte nicht ganz so viel Geld ausgegeben, wie erwartet


    „Soo und wo ist nun der Schmuckhändler von dem du mir erzählt hast?“ fragte sie Elissa

    Das Schicksal hatte seine eigenen Wege und Pläne, aber es war ein Glück, dass das Schicksal sie zusammen gebracht hatte. Aus einer einfachen Bekanntschaft war eine tiefe Freundschaft geworden und hin und wieder verstanden sie sich auch ohne Worte, dann reichte ein Blick aus oder ein Kichern.


    „Wir sehen uns ja schon bald wieder!“ stimmte sie Calvena zu und schaffte es diesmal ein ehrliches Lächeln zustande zu bringen.


    „Ich weiß und ich bin froh darüber. Aber das Gleiche gilt auch für dich, wenn du mich brauchst, bin ich da!“ Zum Abschied drückte sie Serrana ein letztes Mal.


    „Vale, Serrana! Mögen die Götter dich beschützen!“ sagte sie zum Abschied. Sie drehte sich um und verließ dann den Park. Sie ließ den Kummer hinter sich, aber schon bald würde dieser zurück kommen.

    Sicher sie fühlte sich noch nicht wirklich gut, aber es hatte gut getan, mit Serrana darüber zu reden. Außerdem wusste sie, dass sie ihrer Freundin vertrauen konnte.


    „Wenn du mich brauchst, bin ich auch für dich da, jeder Zeit!“ lächelte sie sanft und drückte Serrana noch einmal. Sie mochte die Iunia wirklcih gern und ihre Freundschaft tat ihr gut und würde sie hegen.


    „Ich fürchte ich muss nach Haus!“ erklärte sie ihr etwas bedrückt. "Aber ich hab Sabina versprochen mich mit ihr zusammen zu setzen!“ Wie sie ihre Cousine kannte, würde diese bereits ungeduldig durch die Casa hüpfen und ihr Kindermädchen in den Wahnsinn treiben. Die arme Sklavin konnte einem hin und wieder leid tun. Aber sie war ähnlich gewesen in dem Alter, nur hatte sie weit aus mehr Freiheiten gehabt.

    Irgendwann würde es vielleicht leichter sein, mit diesen Erinnerungen zu leben, aber bis dahin würde sie ausharren und hoffen, dass sie vielleicht vergessen würde. Sie schenkte Serrana ein mattes Lächeln, welches nicht wirklich überzeugend war.


    „Man lernt damit umzugehen…“, meinte sie etwas ausweichend auf Serranas Kommentar hin. Ihr Blick wanderte durch den Park und schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie Beide schon recht lange hier saßen und den Tag vertrödelten. So ungern sie es sich auch eingestand, sie würde nach Hause müssen. Sie hatte Sabina versprochen noch etwas mit ihr zu üben.


    „Serrana, danke, dass du mir zugehört hast! Du bist wirklich eine wahre Freundin und ich bin so froh, das wir uns begegnet sind!“ lächelte sie. Calvena meinte ihre Worte sehr ernst, denn sie hatte die Iunia sehr gern.

    Der Aurelia war eine angenehme Gesellschaft, nicht ganz so steif wie Tiberius Dursus, was vielleicht auch daran liegen konnte, das der Tiberier nicht besonders gut auf ihre Verwandten zu sprechen war. Vor allem angesichts der Verhandlung gegen diese Flavia. Zwar hatte sie noch immer keinen wirklichen politischen Überblick, aber zumindest wusste sie die wichtigsten Ereignisse, vor allem, jene die direkt die Familie betrafen.
    Sie musste Lächeln, als der Pontifex offen zugab, dass er keinem der Götter auf Anhieb den Vorzug geben würde.


    „Durmius Verus ist ein guter Lehrer!“ bestätigte sie und war recht froh den alten Priester kennen gelernt zu haben.


    Die Frage ob sie und Celerina befreundet waren, konnte man nicht so einfach beantworten. Es war eher eine Einladung aus Höflichkeit und auch um den schlechten Start zwischen ihnen wieder gut zu machen. „Nun, nicht ganz! Aber ich dachte mir es könnte nicht schaden sie einzuladen!“ lächelte sie.

    Schweigen herrschte erst einmal zwischen ihnen. Calvena starrte auf ihre Hände und versuchte die schrecklichen Bilder und Erinnerungen im Zaum zu halten. Serranas Entsetzten bekam sie von daher nicht im ersten Moment mit. Erst als sie den Kopf hob und sah wie blass ihre Freundin geworden war, griff sie wieder nach deren Händen und drückte sie.


    „Danke…“, sagte sie leise.


    „Aber mach dich deswegen bitte nicht fertig. Es ist vorbei.“ Dies sagte sie mehr um es auch sich selbst zu verdeutlichen.


    „Danke, dass du mir zugehört hast!“ sagte sie leise und umarmte die Iunia.