Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie Serrana etwas mit ihrer Geschichte überforderte. Sie war blass und angespannt und fast hätte man meinen können, sie wäre diejenige gewesen, die das alles durchgemacht hatte. Sanft drückte sie wieder die Hand ihrer Freundin, sie war gerührt, dass diese so mit litt. Aber nun wo sie angefangen hatte, kamen die Worte wie von selbst.
„Naja, wir waren gerade auf den Weg nach Mantua… wir haben unser Lager aufgeschlagen und dann kamen sie. Männer, bewaffnet bis an die Zähne und haben einfach alles und jeden getötet der ihnen in den Weg kam…“, sie schauderte. Ihre Stimme wurde immer leiser, bis es nur noch ein Flüstern war. „Ich bin weg gelaufen… und dann…“, kurz brach ihre Stimmen, denn sie hatte das Gefühl, den Pfeil erneut zu spüren, welcher Haut, Muskeln und Sehnen durchdrang. „Hat mich ein Pfeil getroffen, was danach kam, weiß ich nicht.“
Das war die Kurzfassung der Ereignisse ohne die vielen blutigen Details, welche sie bis in ihre Alpträume verfolgte. Der Gestank von Rauch und Blut, erstickte Schreie und das Geklirr von Waffen und vor allem die toten starren Augen ihrer Herzensschwester. In den letzten Monaten hatte der Schmerz nachgelassen und auch die Träume verblassten, aber irgendwie blieb immer etwas zurück und auch ein Teil ihrer Selbst war an jenem Morgen gestorben. Die erste Zeit in Rom und im Schoß ihrer richtigen Familie, war sie mehr ein Schatten gewesen.