Beiträge von Calvina

    Calvina mußte leicht schmunzeln. Vorhin, als sie die Hände frei hatte, hatte die Herrin die Tür noch selbst geöffnet und nun, da ihre Hände voll waren, beließ sie es bei einem "Herein". Aber die Situation war so ungewohnt nicht für die junge Sklavin und so öffnete sie die Tür geschickt mit dem Ellenbogen und trat ein.


    "Ich hoffe, Du mußtest nicht zu lange warten, Domina. Aber ich weiß noch nicht so genau, wo alles ist, so dass es vielleicht ein klein wenig länger gedauert hat."

    Von der jungen Herrin aus ihrem Tagtraum gerissen, antworte Calvina: "Natürlich Domina, ich werde sehen, dass ich alles besorge."


    Dann lächelte sie Callista noch einmal freundlich zu und verließ das Cubiculum in Richtung Küche. Die junge Herrin war wirklich sehr nett und Calvina freute sich ihr behilflich zu sein.

    Calvina kicherte. "In der Tat scheint Deine Familie eine gewisse Beziehung zu diesem Land zu haben."


    Für einen Moment schaute sie dann verträumt nach oben. Sie fragte sich, wie es denn in diesen fremden Länfern so sei und dachte an die Heimat ihrer Mutter, die sie nur zu gerne selbst einmal sehen würde. Aber dies war nur ein Traum, der wohl für immer unerfüllt bleiben würde.

    Calvina betrachtete Callista und erwiederte zufrieden deren Lächeln. Dann betrachtete sie die ein wenig verstreut herumliegenden Kleider und meinte: "Ich denke, bevor ich in der Küche nach den Opfergaben sehe, werde ich hier noch ein wenig aufräumen."


    Sie begann damit die Kleider wieder sorgfältig zusammenzulegen. "Das klingt aber nach einem recht unangenehmen Land, Domina. Da friert man sicherlich schrecklich."

    Calvina lauschte aufmerksam den Ausführungen von Callista. Inzwischen hatte sie die Haare auch sorgsam ausgekämmt. "Ich denke, das genügt erst einmal, Domina. Oder soll ich noch weitermachen?"


    Und auch ihre Neugier war noch nicht so ganz gestillt: "Wo genau ist eigentlich dieses Germanien, Domina? Und was wißt Ihr von dort?"

    Natürlich kannte sich Calvina zumindest rudimentär mit den römischen Göttern aus. In den Geschichten, die sie gehört hatte war Iuno eigentlich immer recht erhaben und eher streng gewesen, was in ihren Augen irgendwie nicht so ganz zu Callista passte. Aber die junge Herrin wußte sicherlich besser als sie, was sie tun würde und Calvina hatte auch nicht so recht eine Vorstellung davon, was die Aufgaben einer Priesterin waren.


    "Und warum mußt Du dazu nach Germanien reisen? Gibt es in Rom keinen Tempel, wo man Priesterin werden kann? Und was genau macht so eine Priesterin dann eigentlich?" Ohje, sie fragte der jungen Herrin ja richtige Löcher in den Bauch.

    "Das klingt nach einer weiten Reise, die Du antreten willst, Domina. Gibt es einen speziellen Grund, warum Du Priesterin werden möchtest?"


    Irgendwie stellte Calvina schon eine Menge neugierige Fragen. Aber die junge Herrin schien auch Gefallen an der Plauderei zu haben und würde es sicherlich schon sagen, wenn die junge Nubierin den Mund halten sollte.

    Calvine überlegte einen Moment. "Hm, das ist aber sehr ungewöhnlich. Nicht dass ich bisher viel mitbekommen hätte, aber bei meiner früheren Herrin war ich auch Leibsklavin, hatte aber auch noch andere Dinge zu tun, als hier ständig hinterherzulaufen. Ich meine, wie soll sie zum Beispiel die Kleidung ihrer Herrin waschen oder Ordnung in ihrem Zimmer halten, wenn sie ihr ständig hinterher läuft"


    Calvina zuckte mit den Schultern. Nein, irgendwie paßte das alles nicht so recht in ihr eigenes kleines Weltbild. "Aber vielleicht gibt es hier ja für jede klitzkleine Aufgabe eine eigene Sklavin. Du hast bisher keine eigene Sklavin, Domina?"

    Bei der Erwähnung des Namen Thalna erinnerte sich Calvina an die komische Sache mit deren Sklavin Candance, die ihr Ruculla in der Küche erzählt hatte. Vielelicht böte sich ihr ja die Chance mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Vorsichtig begann sie zu fragen: "Du verbringst viel Zeit zusammen mit Domina Thalna?"

    Calvina schmunzelte: "Nun ja, zumindest eine Sklavin kennt sich noch nicht in der Stadt aus. Wie das mit den anderen ist, kann ich leider noch nicht sagen. Ich hoffe aber, dass das mit dem Einleben schnell klappt. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu neugierig, Domina, aber wie lange lebst Du denn schon hier?"

    Calvina hatte in ihrem bisherigen Leben an sich Glück gehabt. Sicher, sie war eine Sklavin, aber auch bei ihrer alten Herrin wurde sie gut und menschlich behandelt und so kannte sie das Leid, das andere Sklaven zu ertragen hatten nur aus Erzählungen, die sie vor allem von den anderen Sklaven auf ihrer Reise nach Rom gehört hatte. Von daher war Callistas Wortwahl nichts ungewöhnliches für sie. Sie mochte die freudliche und aufgeschlossene Art der jungen Herrin und wenn die übrigen Herrschaten genauso nett waren, hatte sie es hier wahrlich gut getroffen.


    "Ja, Domina. Alexandros hat mir gleich zu Beginn ein Armband gegeben.", antwortete sie auf Callistas Frage und zeigte ihre Antwort zu unterstreichen ihr ihr linkes Handgelenk, an dem das silbrige Armband hing. Und da Calvina ihre anfängliche Scheu gegenüber der fremden Herrin mittlerweile abgelegt hatte ergänzte sie noch ein wenig scherzhaft: "Naja, ich fürchte nicht alle Sklaven hier im Haus kennen sich schon so gut in der Stadt aus."

    "Aufregend ist es mit Sicherheit, Domina.", setzte Calvina die Unterhaltung fort während sie noch immer damit beschäftigt war das Herr der jungen Herrin zu kämmen, "Aber ich empfinde es auch irgendwie bedrohlich und im Moment kann ich mir auch nicht so recht vorstellen, wie man sich in diesem Meer aus Häusern zurecht finden soll. Hattest Du bei Deinem Ausflug keine Probleme damit?"

    Nachdenklich schaute Calvina Kiya an. "Schließt denn der Glaube eines Volkes den Glauben eines anderen Volkes aus? Oder kann es nicht vielleicht sowohl die Götter des einen Volkes als auch die des anderen Volkes geben?"

    "Und Ihr kommt hier gut miteinander aus?", fragte sie ein klein wenig besorgt nach. Sie hatte keine große Lust in Zickereien und Eifersüchteleien unter den Sklaven hineingezogen zu werden und hoffte sich möglichst schnell zu integrieren.

    Calvina summte leise vor sich hin, während sie sich weiter liebevoll um Callistas Haare kümmerte. Ihr eigenes Haar war deutlich wiederspenstiger, was aber sicherlich auch daran lag, dass es nur ein Bruchteil der Pflege bekam.


    "Oh nein, Domina.", antwortete sie auf Callisatas Frage hin,"Ich bin zum ersten Mal in der Stadt und aufgewachsen bin ich auf einem Landgut weit weg von hier." Wo genau, dass wußte sie nicht und noch viel weniger hatte sie eine Vorstellung davon, dass sie wenn man die Ausdehnung des römischen Reiches insgesamt betrachtete wohl eigentlich recht nah an der großen Stadt aufgewachsen war. Doch für jemanden, der das Anwesen nie weiter als ein paar hundert Meter verlassen hatte, war die Reise nach Rom eine wahre Weltreise gewesen.


    "Ich hätte nie gedacht, dass soviele Menschen und Häuser so dicht beieinander sein können.", warf sie noch mit einem leicht ängstlichen Tonfall ein.

    Calvina schaute Ruculla noch immer zweifelnd an: "Das klingt aber wirklich sehr seltsam."
    Am ehesten würde sie eine endgültige Klärung wohl erhalten, wenn sie diese Candance einmal selbst dazu fragen würde und so beschloß sie das Thema zu wechseln. "Hat der Herr eigentlich viele Sklaven?", fragte sie, noch immer neugierig weiter.