Beiträge von Catubodus

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    Schimpft mich einen Traumtaenzer, aber vielleicht gibt es eine Chance, dass Crista ihr Augenlicht wieder gewinnt? Es waere zwar ungewoehnlich, aber nicht vollends ausgeschlossen. Z.B. haben einige Blinde schon durch einen Schlag auf den Kopf ihr Augenlicht zurueckerrungen (hat was mit dem Okzipitallappen zu tun, welcher sich dann einrenkt, z.B. koennen Blutungen abrinnen - ich weiss aber nicht, wie das genau vonstatten geht, ich bin kein Arzt).


    Zitat

    Original von Tiberiana Crista
    @Piso
    An die Möglichkeit des wieder-sehen-könnens oder ärztliche Behandlung oder Heilung habe ich auch schon gedacht.. doch ist das denn noch authentisch für die damalige Zeit in der das IR spielt?


    Ohne dich einen Traumtänzer schimpfen zu wollen lieber A. Flavius Piso (Ich bin auch medizinischer Laie) ich halte es für arg ungewöhnlich und Ungewöhnlichkeiten gibt es im IR genug.* ;)


    Wenn allerdings genügend Leute ein Wunder feiern wäre es zumindest realistisch ausgespielt.




    *14jährige Barbaren etwa die mal eben etliche Räuber dahinschlachten -.^

    Derbe Flüche erfüllten die Luft. Sein Schiff setzte zur Einfahrt in den geschäftigen Hafen von Ostia an. Beladen mit Getreide aus Ägypten war die Seeschwalbe eher mit einer lahmen Ente zu vergleichen und warum sollte man diesem kränkelnden Vogel auch die Zeit zugestehen, die er brauchte? Im Gewirr von Masten und Segeln, nicht zu vergessen die Ruder, die es zu umschiffen galt, wenn wieder einmal ein Kapitän zu spät das Kommando zum einholen gegeben hatte, die Orientierung nicht zu verlieren war für ihn kein sonderlich großes Problem. Schließlich war er schon seit Jahren erfolgreich im Geschäft.
    Aber der Mangel an Rücksicht auf sein Schiff, dass doch als eines von vielen für Rom so wichtig war ärgerte ihn jedes Mal aufs neue. Schon wieder hatte ihm eine dieser dekadenten Privatjachten einen Ankerplatz vor der Nase weggeschnappt und das gegen alle Regeln, die hier galten. Doch wer sich ein solches Prunkobjekt leisten konnte, dem war es ein Leichtes auch die Strafen im Hafen zu bezahlen. Wütend knurrte er vor sich hin. Als wären diese Ärgernisse nicht schon genug, hatte er sich schon mächtig verspätet und das würde seinen Gewinn beträchtlich schmälern.
    Zum Glück hatte er ja noch diesen Passagier an Bord, vielleicht konnte er ja aus dem noch ein wenig mehr herausleiern. Nicht dass es seinen Verlust aufgewogen hätte, doch er nahm gerne jeden aus, bei dem sich Gelegenheit bot. Andererseits war es bei diesem schweigsamen Gesellen vielleicht nicht die beste Idee. Irgendwie schien ihm mit diesem Kerl nicht zu spaßen zu sein. Besser wurde er ihn schnell wieder los. Nicht dass er etwa mit einem in Verbindung gebracht wurde, der etwas auf dem Kerbholz hatte.


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    Der Mann an den der geschäftstüchtige Kapitän der kleinen corbita gedacht hatte war kein anderer als Catubodus, der sich mit gefärbten Haaren und unter neuem Namen per Schiff nach Italien begeben hatte. Er trat mit seinem Beutel schon auf den Schultern an Deck, marschierte zur Reling und warf einen Blick auf das geschäftige Treiben am Hafen. Ein Brief, oder vielmehr eine kurze Botschaft hatte ihn zu der Reise veranlasst. Er zog den Zettel hervor und warf nochmal einen Blick darauf:


    Zu Händen Aristophanes von Chersonesos


    Es gibt Arbeit.


    gez. Asellus


    Er knüllte den Papyrus zusammen und übergab ihn den Wellen. Wann würde der kleine Gauner endlich Briefe mit eindeutigerem Inhalt versenden? Vielleicht war es ganz gut so, aber die Neugier zerfraß Catu förmlich. Ne wenigstens war ihm die Reise nicht auf den Magen geschlagen. Ein Pferderücken war eine weit angenehmere Reisemöglichkeit, wie er befand. Wenn er auch nicht zu jenen gehörte, die sich bei einer Schiffsreise so manches nochmals durch den Kopf gehen ließen, so schätzte er diese Fortbewegungsmöglichkeit höchstens wegen der Schnelligkeit die sie bot.
    Was mochte Asellus an der Hand haben? Ob es ein lukrativer Auftrag war? Vermutlich ein schwieriger, sonst hätte er ihn nicht gerufen. Zumal es seine Zeit dauerte, bis die Nachricht bei ihm einging und er dann auch in Rom war. Da Schwierigkeiten in seinem Geschäft immer auch höhere Gewinne bedeutete, hätte er wohl frohlocken können, doch Catubodus pflegte das Fell des Bären erst zu verteilen, wenn dieser auch erlegt war.
    Ob er sich in Rom noch auskennen würde? Er hatte seit Jahren die ewige Stadt nicht mehr mit einem Besuch geehrt, nachdem er sie recht eilig hinter sich gelassen hatte.
    Mit Wehmut erinnerte er sich daran wie er sie vor mittlerweile fast einem Jahrzehnt zum ersten Mal erreicht hatte. Voll Zuversicht, ein neues Leben beginnen zu können. Doch schon bald war er von Pfad der Tugend erst in den Morast und schließlich in den Sumpf geraten. Mit seinen Talenten war in Rom nur auf eine Art Geld zu verdiene gewesen und ihm Jungspund hatte man nicht leichtfertig Aufträge anvertraut. Noch dazu hatte man ihn mit lächerlichen Almosen abgespeist. In dieser Zeit hatte er Asellus kennen gelernt, der als Botenjunge in der Unterwelt sein Auskommen gehabt hatte. Er hatte ihm seinen ersten bezahlten Mordauftrag überbracht. Einen Freund würde er ihn deswegen nicht nennen aber er vertraute ihm. Zumindest so weit wie er ihn werfen konnte.
    Trotz dieser recht wackeligen Verbindung war Asellus sein Kontaktmann geblieben und er war der Einzige, dem er gelegentlich Aufenthaltsort und Decknamen übermittelte. So hatte Asellus ihn erreicht. Ein einfacher Zettel, einem einfachen Matrosen mit einer Beschreibung des Weges zu einem bestimmten Haus und dem Versprechen auf eine reiche Belohnung mitgegeben. Seine Belohnung war ein Messer zwischen die Rippen gewesen, als er mehr als die vereinbarte Summe wollte. Nun verfaulte er in einer Absteige in Rhakotis. Das war ohnehin sicherer.


    Endlich hatten sie einen freien Liegeplatz erreicht und die Matrosen warfen eilig die Taue hinüber zum Kai. Gelangweilt schaute Catubodus ihnen zu wie sie das Schiff festmachten. Da trat der geschwätzige Kapitän an ihn heran und wollte ihn augenscheinlich ansprechen. Catu war weder zu Plaudereien noch zu nachträglichen Verhandlungen bezüglich seiner Überfahrt aufgelegt, verfinsterte daher seine Miene und rollte leicht mit den Augen. Der Kapitän überlegte es sich tatsächlich anders und marschierte an ihm vorbei. Kopfschüttelnd schaute Catubodus ihm kurz hinterher. Dann war das Anlegemanöver endlich beendet und sobald die Planke den Kai berührte balancierte Catu über das rutschige Holz. Froh darüber, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben strebte er eilig davon, auf dem Weg nach Rom.


    [SIZE=1]edit: edit editiert und link... danke übrigens noch an den "Verschieber"[/SIZE]

    Mit einem Nicken bedachte Catu die etwas verspätete Vorstellung des Anthimos. Auf die darauf folgende Prüfung war er nicht Vorbereitet und hatte Mühe seine Fassung zu bewahren. Das musste man sich mal vorstellen: Catu bei der Bewerbung für die Stadtwache. "Was willst du bei uns?" "Mord und Totschlag verhindern." "Bisherige Tätigkeiten?" "Mord und Totschlag."
    Mühsam schluckte er das Bier hinunter, dass er gerade noch in Mund gehabt hatte und tarnte das in ihm aufsteigende Gelächter in einem leichten Hustenanfall.


    "Danke für das interessante Angebot. Ich werde es mir überlegen."


    Dass diese Überlegung nicht gerade wohlwollend war musste er Anthimos ja nicht auf die Nase binden. Auch nicht, dass er sich viel lieber mit einem dutzend wilder Eber unbewaffnet anlegen würde als mit dem Bruder des Kommandanten der Stadtwache auf Lyrikerkundung das Museion aufzusuchen. Wie sollte er aus dieser Nummer nur wieder herauskommen? Ein Blick auf den Sonnenstand und schon hatte er eine Lösung. Er ließ den kärglichen Rest aus seinem Krug verschwinden und erhob sich eilig von der Bank um sich noch schnell zu verabschieden, ehe er davoneilte:


    "Schon so spät? Verzeih' aber ein möglicher Auftraggeber erwartet mich in Kürze. Ich werde dich bei Gelegenheit zu finden wissen. Es war mir ein Vergnügen Athimos."


    edit: Hier geht's weiter

    Immer wieder von seinem Bier trinkend hörte Catu aufmerksam zu. Einige der Namen, die der Grieche, der sich unhöflicherweise noch immer nicht vorgestellt hatte, nannte waren ihm durchaus geläufig. Aber von einem Kanon der Neun und das diese besonders intensiv studiert wurden hatte er noch nie gehört. Da er zu diesem Thema nichts nennenswertes anfügen konnte schwieg er, als der andere trank. Erst als dessen Redeschwall erneut endete antwortete er belustigt:


    "Ich bin wahrlich kein Poet, ich konsumiere lediglich ab und an jene meisterlichen Werke die in meine Finger geraten. Nein vielmehr bin ich Jäger und Söldner."


    Das war nun nicht mal gelogen, zumal er sich in letzter Zeit wirklich nur ehrlich betätigt hatte. Es war auch einer der Gründe, warum er Aristophanes so schätzte. Er konnte sich auf ein Minimum an Lügen beschränken und etwaige Lücken mit Halbwahrheiten und Zweideutigkeiten füllen. Allmählich war er aber etwas abgenutzt. Womöglich war mal wieder eine Erneuerung seiner Identität von Nöten. Entgegen seinem Versäumnis bezüglich seiner Frisur würde er diesen beim nächsten Ortswechsel in Angriff nehmen. Auf Aristophanes konnte er ja dennoch jederzeit zurückgreifen.
    Diese Überlegungen tätigte er bei einem weiteren Schluck des angenehmen Gebräus um dann hinzuzufügen:


    "Kannst du mir in deiner Belesenheit möglicherweise einen Dichter nennen, der sich in seinem Werk auch der Jagd widmet, ...?"


    Hauchfein, wie ein sanfter Wind, der nur die leichtesten Blätter sachte vom Boden löst war die Andeutung auf die Unkenntnis Catubodus' bezüglich das Namens seines Gegenübers. Wie ein Orkan musste sie jedoch diesem in den Ohren klingen, sollte er über Anstand verfügen.

    Bevorstehende Wettkämpfe? Das klang ja interessant. Doch Catubodus hielt sich zurück, danach zu fragen, denn eine Teilnahme kam für ihn nicht in Frage, zu groß war das Interesse an derlei Veranstaltungen. Er prostete zurück und dann kam was er befürchtet hatte. Er hätte sich doch die Haare schneiden und färben sollen. Aber hatte sich seine Geschichte, mit der er in Alexandria auftrat nicht umsonst so zurecht geschnitten:


    "Nunja, ich rede nicht gerne über meine Herkunft. Ich stamme aus Chersonesos und meine Mutter nannte mich Aristophanes. Doch ich bin wohl nicht ihres Gatten Sohn, der mich dennoch als sein Kind annahm."


    Er leitete diese Rede mit einem kleinen Seufzer ein, der durchaus von einem ungelittenen Abkömmling stammen mochte. Bisher hatte er diese Rolle immer ausreichend gut genug gespielt und niemand hatte weiter nachgefragt, wenn er überhaupt so viel zu erzählen gezwungen war. Schließlich erklärte er damit sowohl seine Sprachkenntnisse, als auch sein Aussehen und seine Vorliebe für skythische Bögen. Nicht zuletzt fragte niemand nach, da sich in dieser schnelllebigen Welt kaum jemand für die Geschichten anderer interessierte und das war auch gut so.
    Nun galt es, dem Gespräch eine neue Richtung zu geben und Catu ersann sich eines Themas das gewissermaßen Schuld an ihrer Bekanntschaft war:


    "Woher wusstest du eigentlich, dass ich Simonides von Keos zitierte? Die Stelle ist ja nun nicht gerade die bekannteste."

    Aus der Bredouille in der er sich befand gab es keinerlei Ausweg also schloss er sich dem Griechen an. Unterwegs spuckte er das zerkaute Stück Süßholz aus um das Bier auch genießen zu können. An der Garküche nahm er selbiges entgegen, setzte sich und gönnte sich erst einmal einen kleinen Schluck. In der Tat war das Bier nicht schlecht um nicht zu sagen süffig. Er ließ es die Kehle herunterrinnen und öffnete dann erneut seinen Mund, nun jedoch um zu antworten:


    "Meine Hilfe ist doch nicht der Rede wert und mit einem Bier hinlänglich beglichen."


    Antwortete er seinem Gegenüber, doch um nicht durch seine Einsilbigkeit im Gedächtnis haften zu bleiben wie eine Fliege im Spinnennetz fügte er hinzu:


    "Als Bogenschütze sehe ich es nunmal nicht gerne, wenn man meine liebste Waffe in übler Qualität feilbietet."


    Damit war einer unauffälligen Konversation fürs erste hoffentlich genüge getan. Wenn es gut lief würde er wie geplant schon bald nach dieser Begegnung dem Vergessen anheim fallen.

    Gerade meinte er dem Gespräch entkommen zu sein und überlegte ob es sich eher lohnte nach Pharos überzusetzen oder die Außenansicht der Basileia zu bestaunen als er die Hand auf seiner Schulter spürte. Er ahnte schon bevor er sich umdrehte, dass er der Aufmerksamkeit des Marktaufsehers nicht entgangen war. Innerlich fluchte er, sein Gesicht war hingegen war von einer freundlichen und offenen Miene als er antwortete:


    "Zu freundlich. Ich nehme gerne an, wenn es anstelle eines Weines ein Bier sein darf."


    Er konnte die Einladung schlechterdings nicht ausschlagen. Denn das wäre nun wirklich auffällig gewesen. Nur Wein musste es nicht unbedingt sein. Catu mochte das saure Zeug nicht, egal welcher Preislage. Das Bier dieser warmen Gefilde war dagegen weitaus lieber. Daher würde er es schneller getrunken haben und dann konnte er dem sich anbahnenden Gespräch umso schneller entfliehen. Je kürzer das Gespräch, desto weniger musste er von sich preis geben.

    Zunächst sah es so aus, als würde seine List ins Leere laufen. Sogar tadeln lassen musste er sich, doch das Augenzwinkern, das darauf folgte signalisierte ihm, dass er erfolgreich gewesen war. Nun hatten die Musestunden in welchen er gelegentlich griechische Gedichtsbände zur Hand nahm doch tatsächlich einen Nutzen. Beinahe hätte ihn die Genugtuung, die er empfand, als er den weiteren Verlauf verfolgte dazu verleitet, einen Gedanken an ein redliches Leben zu verschwenden. Doch noch ehe seine Überlegungen an diesem Punkt ankommen konnten fiel ihm etwas auf.
    Der Grieche hatte seine Herkunft allzu schnell allzu trefflich bestimmt. Ein Gespräch war durch seine Einmischung in den Fall des Nubiers nahezu unausweichlich. Hätte er bloß seine Klappe gehalten, doch dieser Fehler war nicht mehr zu korrigieren. Nun stand Catubodus vor dreierlei Möglichkeiten. Zum einen konnte er sich aus dem Staube machen, doch würde er dadurch möglicherweise erst recht auffallen. Zum Anderen konnte er bei der Identität bleiben, die er augenblicklich benutzte, oder sich in Eile eine Neue ausdenken.
    Während der Nubier sich ereiferte und unter Protest seine Strafe zahlte, begannen sich die Leute die stehen geblieben waren wieder zu zerstreuen. Vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit im Meer der Anonymität zu verschwinden und sich von einer Woge der Massen hinfort spülen zu lassen. Catu löste sich von dem Stand und machte Anstalten unterzutauchen. Würde der Grieche sein Verschwinden rechtzeitig bemerken?

    Interessiert beobachtete Catubodus die Szene. Würde der Grieche tatsächlich einen Mangel feststellen, den er nicht erkannt hatte? In den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr, als der Athlet eben den Bogen prüfte. Ohne seinen Kopf zu bewegen sah er genauer hin. der Nubier wollte augenscheinlich etwas vertuschen. Eine grobe Schätzung ergab, dass sich in dem Bastkorb leicht fehlerhafte Bögen verstecken ließen, die - so Catubodus Vermutung - dann beim Zustandekommen eines Geschäfts mit den einwandfreien ausgetauscht wurden.
    Während da und dort einige Passanten stehen blieben um ebenfalls die Situation zu beobachten überlegte Catu fieberhaft, was er tun sollte. Zum einen versuchte er stehts nicht aufzufallen, zum anderen war derartiger Betrug eine wahre Schande. Dann gab es da noch die Möglichkeit aus der Not des Händlers Kapital zu schlagen und ihn unauffällig zu erpressen. Allerdings verwarf er diese Option schnell wieder, denn mit dem Kontrolleur schien man im Notfall nicht ins Geschäft zu kommen. Korrupte Beamte waren ihm um einiges lieber.
    So entschied er sich denn für den ehrlichen Weg, war es doch auch der sicherste, auch wenn er sich selbst in Alexandria bei diesem Besuch nichts hatte zu Schulden kommen lassen.


    "Einst hat einer Holz gewunden. Heut ist was darin verschwunden."


    orakelte Catu, in der Hoffnung das die Geistesgaben des einen den Schlüssel bereithielten, wohingegen dem anderen der Sinn verborgen bleiben sollte. Schließlich wollte er den Nubier auch nicht warnen, behielt ihn jedoch genau im Auge, sollte er besser Koine verstehen als sprechen.

    Catubodus hörte nicht mehr zu. Nichtmal mit einem halben Ohr. Für ihn war diese Episode seines Lebens nun vorbei. Zwar war er Neanthes noch immer für die Rettung seines Lebens dankbar, doch er war sich gewiss, dass er auch das Leben des anderen gerettet hatte. Selbst wenn nicht, so war die Waffe seines Großvaters Bezahlung genug gewesen für alle Auslagen. Dass Neanthes sich hatte über das Ohr hauen lassen, dafür konnte doch Catu nichts. Es tat ihm zwar nach der gemeinsam durchlittenen Zeit leid, sich im Streit zu trennen, aber womöglich hatte er schon zu lange hier verweilt.
    Mit einem letzten Knurren nahm er seinen Bogen vom Haken, und schritt zur Tür. Schon wollte er sang- und klanglos das Zimmer verlassen, als er sich eines Besseren besann:


    "Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast, Neanthes. Doch ich denke es ist nun an der Zeit getrennte Wege zu gehen."


    Nach einem weiteren Schritt blieb er nochmals stehen. Er hatte noch etwas klar zu stellen:


    "Was ich getan habe lastet auf meinem Gewissen, und nur auf meinem."


    Es mochte Neanthes ein Trost sein oder nicht, Catubodus hatte es gesagt und er sah es so. Ob Neanthes sein Gewissen nun damit belastete lag nicht in seiner Hand und so verließ er den Raum und die Kaschemme. Natürlich war es ratsam, die Stadt schnellstens zu verlassen. Wohl war ein Toter in Rhakotis nichts allzu ungewöhnliches, aber Catubodus hatte nicht vor seine gewonnene Freiheit gegen ein finsteres Loch einzutauschen. Da er sich möglichst schnell absetzten wollte, wählte er den Seeweg.
    Wie seine Schritte ihn zum Hafen trugen, so dachte er in der romatischen Verklärung seiner Jugend an die Abendheuer die vor ihm lagen. Was mochte die Zukunft für ihn bereithalten?


    edit: link

    "Eine andere Lösung? Ach ja? Welche?"


    zischte Catu blos. Sie hatten sich oft genug über Pison und ihre prekäre Lage unterhalten. Sie hatte nie eine Lösung gefunden und hätten auch nie eine gefunden.


    "Du, ein Mörder? Mach dir nichts vor. Du bist ein Lamm unter Wölfen. Die Welt ist grausam und wer sich nicht wehren kann geht unter. Wie das Reich Alexanders, von dem du mir erzählt hast. Es wundert mich ohnehin wie er mit Männern aus deinem Volk solch ein Reich erobern konnte. Wenn die auch nur teilweise so schwach waren wie du. Du der du kein Mann bist, sondern eine Kräuterhexe, gefangen im falschen Körper."


    Es waren die Ansichten seines Großvaters, die aus ihm sprachen. Dinge die er Neanthes nie auf den Kopf zugesagt hätte. Doch die Naivität und die Vorwürfe Neanthes hatten ihn so aufgeregt, dass er im Zorn nicht unter Kontrolle hatte, was er von sich gab.
    Wütend begann er seine Habseligkeiten zusammenzuraffen. Er wollte keinesfalls länger das Zimmer mit diesem undankbaren Weichei teilen. Er hatte geahnt, das Neanthes nicht begeistert sein würde, aber diese Reaktion überstieg seine Prognosen. Er kam zum Schluss, dass er seine Schuld beglichen und damit nun keinen Grund mehr hatte länger zu bleiben. Was er für Freundschaft gehalten hatte schien ihn nun nur noch Dankbarkeit und Schuld gewesen zu sein.


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    Sim-Off:

    An dieser Stelle endet die gesimmte Hintergrundgeschichte des Catubodus. Weiter geht es hier.

    Catubodus blickte dem Händler ins Gesicht und sah wie dieser zunächst mit übertrieben offener und zuvorkommender Miene eine Antwort geben wollte. Doch noch ehe ein Ton seiner Kehle entsprungen war klappte sein Kiefer geräuschvoll zu und Catu las Misstrauen und Sorgen in den Augen des Nubiers, die an ihm vorbei blickten. Catu folgte dem Blick und sah in das markante Gesicht eines stattlichen Griechen, der seiner Ausstrahlung und seines Gehabes zufolge ein wichtiges Amt bekleidete.
    Als dieser ihn nun ansprach war Catu ein wenig erstaunt, denn dass er etwas von dem Nubier wollte war offensichtlich. Catu drehte sich mit einem Schritt ein wenig zur Seite um einen besseren Überblick zu gewinnen und zugleich dem Griechen den Zugang zum Stand zu erleichtern.
    Gleichgültig legte er den Bogen zurück, bevor er antwortete:


    "So sehr war ich an dem Ding nun auch wieder nicht interessiert und wenn hab ich weniger Schaden am geplatzten Handel als er."


    Er deutete mit dem Kopf auf den Nubier und überlegte ob er einfach weiter gehen sollte. Er entschied sich aber dann zu bleiben und die Szene weiter zu beobachten. Monatelang hatte er keine Zeit gehabt Alexandria zu genießen, war immer auf Achse gewesen. Erst seit ein Paar Tagen hatte er sich frei genommen und ein wenig Abwechslung war neben all den doch etwas staubigen Sehenswürdigkeiten absolut kein Fehler.

    Catubodus war einen Moment über den ungewohnten Ausbruch verwundert, fühlte sich aber ungerecht behandelt. Er hatte Neanthes Leben präventiv gerettet und der fuhr ihn nun derart an. Trotzig antwortete er ihm:


    "Pison war mehr Tier als Mensch. Er hat dich ausgesaugt wie ein Blutegel und glaubst du er hätte dich beim nächsten Verzug am Leben gelassen? Er hätte dich gnadenlos getötet wie ein Raubtier. Auch ein Messer kann übrigens eine Waffe sein. Man braucht kein Schwert um jemanden zu töten."


    Er hatte sich nun in Rage geredet weshalb er mit der vollen Wahrheit ans Licht rückte:


    "Du willst wirklich wissen, wie ich es geschaft habe ihn zu töten? Um genau zu sein gab es keinen Streit und keinen Kampf. Ich habe ihn hinterrücks erdolcht und damit die Welt von einem Übel befreit. Nicht zu vergessen ich hab dir deine Haut gerettet. Über kurz oder lang hätte sich eine Frage gestellt: du oder er. Willst du mir einen Vorwurf daraus machen, dass ich dich gewählt habe?"

    "Bleib gefälligst im Bett. Du bist der eindeutig Angeschlagenere von uns beiden. Mit meinem Arm ist wirklich allen in Ordnung."


    Eiligst hatte Catubodus sich etwas zurechtgelegt. Es war ihm nicht wohl dabei Neanthes zu belügen, wenn er es auch zu dessen Schonung tat.


    "Setz dich wieder hin und hör zu. Das Blut stammt von Pison. Ich habe ihn heute Nacht aufgesucht um mit ihm über euer Arrangement zu sprechen. Ich wollte ihm blos ein wenig drohen aber er ließ sich nicht einschüchtern, wir gerieten in Streit, es kam zur Auseinandersetzung, er ist tot. Dein Problem ist gelöst, meiner Schulter gehts gut und jetzt lass mich schlafen."


    So berichtete Catu geschönt und reichlich kurz angebunden. Die an Bemutterung grenzende Fürsorge, die ihm zuteil wurde war ihm allmählich zuviel, zumal es ja eher Neanthes war der nun seiner Sorge bedurfte. Auch wusste er, dass seine Geschichte nicht hieb- und stichfest war und hoffte durch seinen ruppigen Ton etwaige Nachfragen zu unterbinden.

    Noch immer etwas verschlafen beobachtete er abwesend Neanthes Rückkehr. Mit einem Blinzeln er schließlich wahr nahm, wie dieser sich gerade auf sein Bett niederlies und wollte sich gerade selbst nochmals hinlegen, als Neanthes ihn ansprach. Schlagartig war er hellwach und was an diesem frühen Morgen noch von den Nebeln des Schlafes verdeckt und nicht ganz in seine Erinnerung zurückgekehrt war tauchte auf. Er erinnerte sich nun an alle Details seines nächtlichen Ausflugs. Hatte er doch tatsächlich einen Fleck übersehen. Wie viel sollte er erzählen? Wie würde Neanthes seine Lösung ihres Problems aufnehmen? Unentschlossen brummelte er:


    "Ist nicht von mir."


    Er wollte etwas Zeit schinden um sich für Neanthes sanftes Gemüt eine plausible Geschichte einfallen lassen zu könen. Wenn er etwas zu dem "danach" geplant hatte, so sollte Pison einfach nicht mehr auftauchen. Die geheimen Wege die in Rhakotis die Informationen verbreiteten würden Neanthes ohnehin schnellstens informieren. Nun aber kam er nicht darum herum ihm irgendetwas aufzutischen.

    Seit Jahren war Catubodus nun das erste mal wieder in Alexandria. Wie sehr hatte er bei seinem ersten Besuch doch keinen Blick für die Wunder gehabt, die es in dieser Stadt zu bewundern gab. Er hatte durch seine Krankheit und seinen etwas überstürzten Aufbruch keine Zeit gehabt, sich die Stadt einmal ordentlich anzusehen und genau das holte er nun nach. Ausgehend von seinem Domizil, der saubersten Insula von Rhakotis, die am Rande dieses Stadtviertels lag, hatte er die gesamte Stadt besichtigt. Nachdem er in den letzten Tagen die weniger spektakulären Viertel der Stadt besichtigt hatte, wollte er sich heute einige der Sehenswürdigkeiten vornehmen. Den Morgen über hatte er zunächst das Museion bewundert und war dann über die Agora geschlendert. Seine Füße trugen ihn alsdann an Theatron vorbei und eine Weile genoss er es, einfach den Athleten im Gymnasion zu beobachten. Gegen Mittag dann war er am Kroneion vorbei zum Paneion marschiert, wo er im Schatten, der sich im Park ausreichend fand die Mittagshitze überstand. Zwar war er trotz seiner Keltischen Herkunft ja weit südlich aufgewachsen, doch wenn die Sonne im Zenit stand war es ihm in Alexandrias einfach ein wenig zu warm. Er plante noch vor dem richten Sommer, der noch kommen würde, die Stadt wieder zu verlassen. Sicher war sicher.


    Als ein kühles Lüftchen aufkam erhob er sich und marschierte schnurstracks auf den großen Markt am Hafen zu. Sein Magen hatte sich bemerkbar gemacht und er wollte seine Freizeit nutzen, um sich auch mal das Angebot genauer anzusehen als sonst und gegebenenfalls seine Ausrüstung zu vervollständigen. Dies und das mußte ersetzt werde und auch von dem Bogen seines Vaters würde er sich bald trennen müssen, denn dessen Zugkraft nahm allmählich ab. Er fragte sich ob er hier Ersatz bekommen würde. Wenn ja musste es wirklich ein guter Bogen sein, damit sich die Investition auch lohnte. Er hatte zwar in letzter Zeit als Beschützer von Karawanen und allerlei andere, lukrative Aufträge einiges verdient, doch er gab sein Geld nie mit vollen Händen wieder aus.


    Ein kleiner Snack später war seine Laune so gut wie schon lange nicht mehr und auf einem Stück Süßholz herumkauend sah er sich die diversen Auslagen an. Dann fiel ihm ein nubischer Händler auf, der neben schönen Elfenbeinschnitzereien auch ein Sortiment gut gearbeiteter Bögen ausgestellt hatte. Fachmännisch prüfte er, ein zwei Stücke und ignorierte dabei die Lobpreisungen des Händlers. An einem anderen Tag wäre er ihm womöglich unwirsch ins Wort gefallen, doch heute unterließ er es. Er spannte einen der Bögen. Die Zugkraft schien soweit ganz passabel, doch das Gerät war ihm ein wenig zu groß, verglichen mit den kompakten Modell, dass er noch immer benutzte. Auch wiesen die Bogenenden der nubischen Bögen nicht jene Gegenkurven auf, die seinen Bogen zwar schwieriger in der Handhabung, aber dafür weicher zu spannen und durchschlagkräftiger machten. Als Ersatz für den Notfall, sollte sich sein Bogen plötzlich auflösen, waren diese Bögen sicherlich absolut geeignet, wenn auch für diesen Zweck alleine vermutlich zu teuer. Er deutete auf den gespannten Bogen in seiner Hand und erkundigte sich trotz seiner Skepsis:


    "Was würde mich dieses Stück kosten?"