Zwei Wochen hatte er im Dorf verbracht um Die Leichen nach Kräften zu bestatten. Er war weder zurück zur Hütte, noch war sein Vater aufgetaucht. Aber das hatte er auch nicht erwartet. Sein Vater war ihm fremder geworden als je zuvor, dennoch würde dieser ihn finden, wenn er das wollte. Auch wenn er Nacht für Nacht in Sichtweite des Dorfes schlief, doch weit genug entfernt und auf der Windseite, um nicht ständig den Geruch in der Nase zu haben, der mittlerweile allerdings das gesamte Tal zu erfüllen schien. Die Buddelei betäubte wenigstens seinen Schmerz und seine Trauer ein Wenig. Als die Dorfbewohner unter der Erde waren schichtete er die gefallenen Feinde auf einen Haufen und zündete diesen an. Er wartete nicht bis dieser Brand sich wieder legte, sondern machte sich umgehend auf den Weg zur Hütte. Er hatte genug Zeit gehabt um sich einen Plan zurechtzulegen. Bevor er sich an die Begräbnisse gemacht hatte, war er der Spur der Banditen gefolgt und er hatte ihr nicht weit folgen müssen um zu wissen in welchem Tal sie hausten und jetzt war es Zeit ihnen einen Besuch abzustatten. Ausgerüstet mit der Schwert des Großvaters und dem besten Schild der im ganzen Dorf noch aufzutreiben war brach er auf.
Zurück an der Hütte betrat er dieselbe und entdeckte seinen Vater schlafend auf dem Lager. Aber entgegen seinem ersten Impuls weckte er ihn nicht auf. Es musste schließlich einen triftigen Grund dafür geben, wenn sein Vater um diese Uhrzeit schlief. Also ging er zunächst an den kleinen Bach um sich von Schweiß, Ruß, Blut und Dreck zu befreien. Es war eine langwierige Prozedur, doch nachdem er sie abgeschlossen hatte wusste er genau wie er seinen Vater ansprechen wollte.
Zurück in der Hütte trater zu ihm hin und wunderte sich. Warum war er denn noch in voller Jagdmontur? Der linke Arm mit dem Unterarmschutz hing schlaff und irgendwie unnatürlich aus dem Bett. Eine dunkle Vorahnung beschlich ihn und ohne seinen Vater zunächst anzustoßen drehte er ihn auf den Rücken. Der Körper war noch warm, aber doch zu kalt. Die Kehle war aufgeschlitzt und das Lager darunter war voller Blut. Unter normalen Umständen hätte er sich wohl übergeben, doch er war den Anblick nun schon fast gewohnt und seinen Magen hatte er in den letzten Wochen wahrlich oft genug entleert.
Also holte er tief Luft für einen Markerschütternden Schrei. Den er nicht ausstieß. Langsam entließ er die Luft seinen Lungen. Man hatte seinen Vater an Ort und Stelle getötet, denn sonst war in der Hütte nirgends Blut zusehen. Womöglich hatte er tatsächlich geschlafen. Catubodus ging in die Knie und untersuchte den Boden. Tatsächlich war hier weder Blut noch Spuren einer Reinigung zu erkennen. Aber an der Wand hinter dem Bett sah er was. Tatsächlich. Blut. Aber in einer Höhe wohin es nicht gelangen Konnte, hatte man einen auf dem Bauch schlafenden ermordet. Also war er im Bereich des Bettes getötet, dann aber hingelegt worden. Und das nicht lange bevor er nach hause gekommen war. Womöglich hatten die Mörder gewartet, bis er mit der Arbeit im Dorf fertig gewesen war. Und tatsächlich. Die Handgelenke verrieten ihm, dass sein Vater längere Zeit gefesselt worden war. Wenn sich alles so zugetragen hatte, waren sie bestimmt noch da draußen und warteten nur darauf, dass er die Freveltat bemerkte um auch ihn zu ermorden. Fieberhaft überlegte er was er tun sollte. Bestimmt hatten sie die Tür im Auge und irgendwann würden sie sich wundern und die Hütte auch ohne sein Zutun stürmen. Glücklicherweise hatte der Übervorsichtige Großvater, der beim Bau sonst nichts zu sagen gehabt hatte darauf bestanden eine Fluchtmöglichkeit anzulegen. Fluchend stellte Catu fest, dass er Schwert und Schild vor der Hütte hatte stehen lassen. Doch der Skytenbogen des Vaters hing an seinem Platz. Mit diesem, den Pfeilen und einigen Kleinigkeiten, sowie seinem Dolch und dem kleinen Waidmesser kroch er durch den engen Tunnel, der unter seinem eigenen Bett begann und in einem dichten und gewaltigen Busch hinter der Hütte endete.
Vorsichtig sah er sich um und schlich dann zu Rand der kleinen Lichtung auf der die Hütte stand. Kaum hatte der Wald ihn verschluckt kletterte er auf einen Baum, suchte sich eine stabile Position und beobachtete die andere Seite der Lichtung. Sein Vater hatte ein Gutes getan ihn das intensive beobachten trainieren zu lassen, denn seine Augen wurden wohl langsamer müde als die seiner Gegner. Zu dritt, kampfbereit näherten sie sich der Hütte. Catubodus wollte eben die Sehne spannen und das Feuer eröffnen, als er zwei weitere Männer Erkannte, die mit gespannten Bögen nun ebenfalls die Lichtung betraten. Die konnten ihm gefährlicher werden. Also die zuerst. Er spannte die Sehne und hoffte, dass er die Zugkraft richtig einschätzte. Er war mit diesem Bogen nicht allzu geübt, sein eigener war ihm angenehmer, da er nicht so viel Kraft erforderte. Doch der lag in der kleinen Lagerkammer neben der Hütte.
’tsing’ Und schon ragte ein Schaft aus dem Hals des einen Bogenschützen. Der zweite trug keine Lederrüstung weshalb er als zweiter af der Liste stand. Bis dieser an dem Geräusch neben ihm bemerkt hatte, was geschehen war und nun nach dem Schützen Ausschau hielt war auch er mit einem Pfeil geschmückt, der seinen Oberkörper zierte. Sein Schrei alarmierte die drei Nahkämpfer, von denen einer den Fehler machte sich komplett herumzudrehen und ohne die Deckung seines Schildes war er ein leichtes Ziel. Blieben noch zwei. Einer lies Schild und die Keule die er trug fallen und schien zu fliehen. Blieb noch einer. Der allerdings deckte sich auf seinem Rückzug zu gut mit seinem Schild, das bald mit drei Pfeilen gespickt war. Zu spät erkannte Catubodus seinen Fehler. Der andere war nicht geflohen, sondern hatte sich einen Bogen geschnappt und wurde nun von seinem Kameraden gedeckt. Denn damit war er all seiner Vorteile beraubt. Der Überraschungsmoment war verflogen, die Äste boten nur unzureichend Deckung und fliehen war aussichtslos. Als er dies erkannte begann er panisch einen Pfeil nach dem anderen auf die Reise zu schicken und so hatte er gerade seinen letzten Pfeil auf der Sehne, als einer der wenigen Pfeile die ihm entgegen kamen seine Wade durchbohrte. Er schrie vor Schmerz auf, der Pfeil löste sich und stieg in den Himmel empor. Catu griff sich an sein Bein, verlor den Halt und fiel. Zwar bremsten die Äste seinen Sturz, doch der Aufprall war hart, sehr hart.