Nachdem er sich gesetzt hatte, sah er sehr verwirrt aus, als ob er nicht wüsste, wie er das ganze Gespräch anfangen sollte. Das machte Calliphana Angst. Sie wusste ja nicht worum es ging. Er nahm dann instinktiv ihre Hand und drückte sie einmal fest. Er begann damit, dass er einen Brief erhalten hat, in dem steht, dass er morgen vor dem Senat sprechen muss. Das waren doch wunderbare Nachrichten, dachte sich Calliphana, darauf hat er doch schon so lange gewartet, und oft darüber erzählt, wie er sich das ganze vorstellt. Er hatte etliche Pläne, wie er seine Rede hält; wie er sich fühlen wird wenn er vor den vielen Menschen spricht, dass er sehr nervös sein wird, und hoffte, dass seine Stimme in dem Moment nicht versagen wird.
"Eine Einladung, damit du vor dem Senat zu sprechen? Das ist doch eine wunderbare Nachricht!" - sagte sie mit einem strahlendem Lächeln. Aber als sie dann merkte, dass sein Gesicht immer noch ernst war, zügelte sie ihre Freude und legte ihr Enthusiasmus bei Seite. "Tut mir Leid, ich habe dich unterbrochen, erzähl weiter..." - sprach sie, und senkte ihren Kopf sich schämend. Ihr schoss Blut in die Wangen und sie wurde ganz rot vor Scham. Sie sah ihn an, als wäre sie ein kleines Kind, welches gerade die Lieblingsvase ihres Vaters kaputt gemacht hatte, und nun kleinlaut vor ihm steht.
Er erzählte dann darüber wie er in die Casa Iulia gebeten wurde, aber da statt der Familie nur einen Verwalter getroffen hatte. Am schlimmsten traf ihn, dass sein Vater nicht mehr lebte. Dieser Satz kam ihm nur sehr schwer über die Lippen. Er hielt eine kleine Pause und erzählte dann, dass er jetzt sein Erbe antreten muss, gar in die Casa Iulia ziehen muss, um die Angelegenheiten zu klären und die Geschäfte zu regeln und die Casa zu verwalten. Seine anderen verwandten waren alle entweder außerhalb Roms, oder bei der Militär.
Das war ein schwerer Last, den er ab jetzt mit sich tragen musste. Sie wünschte ihm all diese Last abnehmen zu können, damit er weiter unbeschwert durchs Leben gehen konnte. Sie wünschte sich, sie hätte irgend eine Möglichkeit gehabt das alles ungeschehen zu machen, dass er und sein Vater eine Chance haben einen Neuanfang zu machen.
"Es tut mir Leid, was mit deinem Vater passiert ist, und dass du ihn jetzt nicht mehr wiedersehen kannst. Ich weiß, wie viel es dir bedeutet hat, ihm beweisen zu wollen, dass aus dir ein guter Mann geworden ist, und dass er dann sehr stolz auf dich sein wird. Aber glaub mir, das war er bestimmt schon immer gewesen, und er würde dir bestimmt dasselbe sagen, wenn er jetzt hier wäre. Mach dir selber aber bitte keine Vorwürfe, weil du im Streit mit ihm auseinander gegangen bist damals. Du warst noch jung, und konntest nicht wissen, was passieren wird, und vor allem, dass eine derartige Tragödie eintrifft. Ich glaube aber, dass er dich immer begleitet, und jeden deiner Schritte sieht, und bestimmt genau so stolz auf dich jetzt ist, wie ich es bin!"
Sie stand auf und Kniete sich neben ihn auf die Bank auf dem er saß und setzte sich auf ihre Fersen. Sie hielt mit der linken Hand immer noch seine und drückte sie fest. Mit der rechten Hand strich sie ihm über die Wange und fuhr mit der Hand durch seine Haare. Dann strich sie ihm nochmal über die Wange und hielt schließlich ihre Hand dort. Sie legte ihre andere Hand auf seine andere Wange und hielt so sein Gesicht in den Händen, zog ihn langsam zu sich, legte ihre Stirn auf seinen und flüsterte ihm zu.
"Leg all deinen Schmerz auf meine Schultern, ich trage sie alle für dich weg."