Beiträge von Furia Calliphana

    "Gewiss, ihr mögt recht haben. Leute in höheren Positionen haben mehr Macht, Respekt und natürlich auch einen höheren Lohn" - Calliphana musste lachen.


    Calliphana schwelgte in Erinnerungen. Ihr fiel ihr Vater ein, der vor langer Zeit am Rande ihres Bettes saß und Geschichten erzählte. Sie bemerkte, dass Centho sie komisch, fragend ansah. Calliphana dachte, dass Centho jetzt bestimmt nicht versteht, wieso sie auf einmal so verträumt ist. Sie fing dann an ihm zu erzählen, worüber sie nachgedacht hat: "Mein Vater träumte einst auch davon, einer der reichsten und einflussreichsten Männer Roms zu sein. Als ich und meine Geschwister noch Kinder waren, erzählte Vater uns dauernd Geschichten, wie es sich in höheren Kreisen lebte. Er war Wächter in Tarraco, und so begegnete er vielen Menschen. Zwar hatte er nur dienstlich mit denen zu tun, aber dennoch mochte er die Leute um sich zu beobachten. Und von den Menschen, die er traf erzählte er uns Geschichten vor dem Einschlafen. Ich erinnere mich sehr gerne an ihn, war ein fabelhafter Mensch. Wie ist eure Familie denn? Habt ihr auch Geschwister?"

    Diese Frage riss Calliphana wieder aus der Träumerei zurück.


    "Ohh, wo war ich stehen geblieben? Ahja, stimmt. Ich meinte es wär eine hervorragende Idee. Und als was arbeitet ihr, und was tut ihr da?"


    Sie kostete dabei ihre Mahlzeit. Es schmeckte köstlich... Wie ein Traum...

    Ob das eine gute Idee wäre? - dachte sich Calliphana. Für Kinder anderer die Verantwortung zu tragen, die sie nicht mal kannte? Eine Herausforderung wäre es schon, aber keine, die man nicht bewältigen könnte. Immerhin hatte sie ja auch schon auf die Kinder ihrer Tante aufgepasst. Gut, das war ein wenig anders, denn sie kannte sie ja, und das Verhältnis zwischen ihnen war familiär, aber dennoch... Ja, das wär vielleicht was, worin sie Spaß haben könnte. Gewiss.


    "Ihr habt gute Ideen, das gefällt mir. Das könnte es sein! Es wär..."


    Da musste sie ihren Satz unterbrechen, denn der Wirt brachte schon das leckere Essen. Es duftete schon von weitem sehr gut. Sie freute sich schon sehr drauf was zu sich zu nehmen, denn sie hatte schon großen Hunger. Sie war auch froh, dass sie das Angebot des jungen Mannes angenommen hatte, immerhin war er ja sympathisch und hilfsbereit. Sie fing an die Kleinigkeiten an ihm näher zu betrachten. Seine braunen Haare, zwar etwas kürzer als gewohnt, aber gut gepflegt. Seine grün-grau-braunen Augen hatten was magisches an sich, als ob die Farben und dessen Töne sich nach seiner Laune orientiert hätten. Und wie er lächelte... Nicht nur sein Mund, in seinen Augen sah man das Lächeln auch.
    Aber dennoch wirkte er ein wenig zurückhaltend, oder nein, wie sollte sie es anders ausdrücken... Zurückgezogen... Schüchtern etwa? Oder hatte er was, womit er sich täglich auseinander setzen musste? Irgendwie wirkte er so distanziert... Genau! Das war das Wort wonach Calliphana gesucht hatte. Distanziert... Ob Centho vielleicht was zu verbergen hatte? Mal sehen...

    Darüber musste sich Calliphana erstmal gedanken machen. Bei ihrer Tante hatte sie ja nicht viel über Arbeit gelernt, nur eben das Häusliche. Mit Kinder konnte sie noch recht gut umgehen. Ihre Tante hatte ja selber welche. Vielleicht könnte sie als Aufseherin von Kindern arbeiten? Wobei auch was Gartenarbeit anging war sie recht begabt. Ihr Rosengarten blühte auch prachtvoll...


    "Lasst mich mal nachdenken. Also was Hausarbeit angeht bin ich begabt, und als Aufseherin für Kinder käme ich in Frage. Meint ihr jemand sucht solche Leute als Personal? Schreiben und rechnen kann ich auch, das haben mir meine Eltern noch beigebracht als ich klein war. Was meint ihr, ließe sich damit was anfangen?"


    Sie senkte ihren Kopf, da es ja recht wenig Erfahrung war mit dem man was anfangen konnte. Sie hoffte Centho könnte ihr etwas Mut zusprechen.

    "Ohh, ich hätte gerne lieber Wasser, wenn es ginge..." - antwortete Calliphana.


    Dann drehte sie sich wieder zu Centho, und antwortete ihm :


    "Also wo ich herkomme... Ich wurde hier in Roma geboren, aber vor etwa 4 oder 5 Jahren bin ich dann zu meiner Tante nach Corduba, Hispania gezogen, da ihr Gatte plötzlich verstorben war. Ich musste ihr Gesellschaft leisten in der schweren Zeit, und da ich ja sonst nicht wusste was ich tun sollte, blieb ich dann länger bei ihr. Als ihr Trauer über ihren Gatten so langsam nachließ, beschloss sie mich ein wenig zu unterrichten in Hauswirtschaft. Sie meinte, eine junge Frau wie ich sollte sich damit auskennen, denn wenn ich nach Roma zurückkehre, kann ich ja nicht ewig im Hause meiner Eltern wohnen. Also bin ich jetzt selber auf der Suche nach einer eigenen Bleibe und vorallem nach Arbeit, sonst kann ichs mir dann nicht leisten alleine zu wohnen..." - lachte sie.


    Dabei fiel ihr plötzlich ein, dass sie Centho fragen wollte, ob er vielleicht jemanden kannte, der Hilfe benötigte, oder ihr gar eine Arbeitsstelle anbieten konnte.


    "Ach ehe ich vergesse, ich wollte dich fragen, ob du mir bei der Arbeitssuche behilflich sein könntest? Ich weiß echt nicht wo ich anfange soll..."

    "Ich hätte gerne Pisam Sive Fabam Vitellianam." antwortete Calliphana, und musterte dabei den Wirten. Für seinen Alter war er ganz schön verbittert und arrogant. Nun ja, was besonderes hatte sie ja auch nicht erwartet...

    In der Taverne waren noch kaum Leute um die Uhrzeit: nur ein paar Reisende, Händler auf der Durchreise, und ein - zwei in der Nähe wohnende Leute. Sie kamen um zu essen, trinken, sich aus zu ruhen. Um Langeweile zu vertreiben forderte manch einer von ihnen den ein oder anderen zu einem kleine Spiel heraus, oder gar zu einen kleinen Machtkampf ihrer Schwerter. Sie setzten Geld, Pferde oder Sklaven als Einsatz.


    Philus, der Wirt sah sich in der Taverne um. Schon manch merkwürdiger Gestalt kehrte zu ihm ein. Er stellte aber keine Fragen, Geld ist Geld, egal wo es herkommt.


    Centho und Calliphana namen auf einer Holzbank in der Nische Platz, direkt gegenüber des Eingangs. Calliphana lehnte sich nach Hinten zu der Wand, die aus Steinen mit abgerundeten Ecken gebaut worden ist. So konnte sie alles beobachten in dem geräumigen Lokal, wobei sie nichts sehenswertes erhofft hatte.


    Draussen erhitzte die Sonne die Luft, und sie war froh in einer kühlen Raum zu sitzen. Die Sklaven draussen haben die erschöpfte und hungrige Pferde, Maultiere und andere Tiere versorgt. Philus’s Frau war damit beschäftigt, zwischen den langen Tischen die Dienerinnen Befehle zu erteilen, und die Essen in die Hände zu geben, die sie zu den Tischen bringen sollen.


    Sie drehte sich dann zu Centho rüber und fragte ihn :


    "Ich kenn dich erst seit kurzem, magst über dich was erzählen? Wo wohnst du, und was machst du?"

    Calliphana überlegte kurz, und dann sagte sie :


    "Nun denn. Ich sag ja, bin auch schon sehr hungrig, und meine Eltern erwarten mich vor dem Abendessen nicht nach hause. Kann ich dir denn trauen?"


    Sie musste diese letzte Frage loswerden, denn mit Fremden essen zu gehen, war so gar nicht ihre Art. Aber vielleicht würde sich eine junge Freundschaft hier aufblühen.

    Calliphana konnte man es sofort ansehen, wie überrascht sie über die Frage war, immerhin kannte sie ihn erst seit 10 Minuten. Plötzlich schoss ihr auch der Gedanke durch denk Kopf, dass sie ja kein Geld hatte. Sie war ja auch erst vor kurzem wieder zurück gekommen und sich noch nirgends nach einer freien Stelle umgesehen.
    Was sollte sie ihm denn antworten? Sie fand ihn ja sympathisch, aber sie kannte ihn nicht. Aber vielleicht konnte er ihr helfen, sich nach Arbeit umzuschauen. Oder wenigstens ihr ein paar Tipps geben.


    Sie zögerte noch mit der Antwort, aber sie stellte eine Gegenfrage :


    "Kennt ihr einen schönen Platz, wo auch was los ist? Ich war schon lange nicht mehr in Rom, erinnere mich nur wage, was es hier alles gibt. Wo isst ihr denn meistens?"

    Calliphana drehte sich zu dem fragendem, und bat ihn höflich auf ihre Fragen zu antworten, da sie sich noch nicht lange in der Stadt aufhielt und über die Geschehnisse hier nicht bescheid wusste.


    "Könntet ihr mir bitte meine Fragen beantworten? Ich weiß, ich halte euch von eurer Arbeit ab, entschuldigt. Aber ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll. Könntet ihr mir sagen, wann der Cursus Res Vulgares genau beginnen wird? Und an wen ich mich wenden muss?"


    Calliphana versuchte ihre Nervosität zu verbergen. Centho starrte sie seitdem er zu ihnen gestoßen ist, mit einem grinsen im Gesicht an, das machte Calliphana ein wenig nervös. Sie dachte, sie hätte was belustigendes an sich, oder hätte zu viel wirres geredet. Sie warf noch einmal einen Blick auf Centho, denn sie hatte noch keine Gelegenheit ihn näher zu betrachten. Er war gut gekleidet, war höflich, hatte eine charmante Art und irgendwas besonderes an sich, was sie sich nicht genau erklären konnte. Sie wusste nicht genau was, aber dachte, vielleicht hätte sie die Möglichkeit dieses raus zu finden... ?

    Calliphana errötete beim hören des Kompliments und senkte ihren Blick verlegen zu Boden.


    "Danke, Herr, für das Kompliment. Ich heisse Calliphana, und was ist euer Name?"


    Sie strich dabei eine Strähne aus ihrem Gesicht und lächelte den Fremden an. Ihr langes, welliges Haar fiel sanft auf ihre Schultern. Ihre Großmutter hatte damals als sie jung war, so schönes, rotbraunes Haar, womöglich hat sie das von ihr geerbt. Und auch ihre Art, wie sie sprach, wie sie so höflich mit anderen umging hatte sie von ihr. Als sie noch ein kleines Mädchen war, waren sie und ihre Großmutter unzertrennlich...


    Bevor sie die Antwort des lächelnden Fremden hörte, fragte rasch auch die anderen Männer nach ihren Namen, nicht dass sie dann denken, sie hätte keine Manieren.


    "Und wie heisst ihr?"

    Calliphana spazierte ein wenig verunsichert die Gänge entlang. Sie war erst vor kurzem zurückgekommen nach Roma. Bislang hatte sie ihrer Tante Gesellschaft geleistet, nachdem ihr Mann plötzlich verstorben war.


    Als sie zurück kam, meinten ihre Eltern, sie müsse sich in der Schola an einem Cursus beteiligen, es gäbe da doch so viele Möglichkeiten. Sie hatten so viel Hoffnung in das Mädchen gesetzt, doch sie war immer unentschlossen, hatte keine Pläne was ihre Zukunft betraf, sie ließ sich von ihrem Schicksal leiten, irgendwo würde sie ja dann schon Anschluss finden.


    Als sie so durch die Gänge lief, hörte sie zwei Männer, die sich über einen Cursus unterhielte. Sie ging direkt zu ihnen zu, und fragte sie höflich :


    "Entschuldigt bitte die Störung, ich wollte euch nicht belauschen. Ich habe gehört dass ihr euch über den Cursus Res Vulgares unterhalten habt. Könnte mir einer von euch sagen, wann es beginnen wird? Und an wen ich mich wenden muss?"