Ich war gerade damit beschäftigt, ein wenig Obst in einer Schale zu arrangieren, welche ich am vorigen Tage auf dem Markt erstanden hatte, als es klopfte und ein Mann eintrat. Er stellte sich als grammateos vor und übermittelte mir die Botschaft, dass es wichtige Dinge zu besprechen gäbe. Ich starrte ihn an, denn er sprach einen unerwarteten Satz aus. Erst dann sagte er, dass ihn der ehrenwerte strategos Thimótheos Bantotakis, so hatte er gesagt, schicke, woraufhin sich die Falten meiner Stirn etwas glätteten. Er erwarte mich im paneion, wo auch immer das war und ich solle ihm doch sogleich folgen, denn der strategos warte schon.
Ich war natürlich überrascht und neugierig. Trotzdem bat ich den Boten, noch einige Minuten zu warten und schickte ihn kurz hinaus, um in aller Ruhe mein Aussehen zu überprüfen. Wenn Timos so offiziell schickte, dann wollte ich auch so gut wie möglich aussehen.
Eine Viertelstunde später befanden wir uns auf den Straßen Alexandrias und ich genoss es, nicht darauf achten zu müssen, wohin mein Weg mich führte, denn ich hatte den grammateos an meiner Seite, der vorausging und wusste, in welcher Richtung ich meinen Jungendfreund erreichen konnte.
Es war heiß, sehr heiß an diesem Tage und schon nach wenigen Minuten begann ich, zu schwitzen und war froh darüber, dass ich meine kurze palla mitgenommen hatte und nicht die lange. Es war eine Frage der Farbwahl gewesen. Als der Bote meine Kammer betrat, trug ich meine olivgrüne Lieblings-Leinen-Tunica und war mit ihr so zufrieden, dass ich kein anderes Kleidungsstück tragen wollte. Also blieb mir nur die kurze, beigefarbene palla, denn die lange, himmelblaue hätte mich zu einer grotesken Erscheinung mutieren lassen und das wollte ich mir selbst und allen, die mich erblickten, nicht zumuten.
“Was ist denn das paneion?” fragte ich den grammateos, denn es interessierte mich schon im Voraus, wohin er mich führen würde. Ich dachte an Pan und war mir sicher, dass der Ort mit diesem im Bunde war.
Der Mann, der mich führte, reagierte nicht sogleich, sondern schlüpfte, mit mir im Schlepptau, um eine Ecke und erst, als wir dem Haupttrubel entschwunden waren und einigermaßen freies Sichtfeld hatten, verlangsamte er seinen Schritt etwas und antwortete auf meine Frage. “Es ist ein Heiligtum des Gottes Pan. Sehr hübsch, mit vielen Pflanzen und Tieren. Du wirst sehen. Wenn du noch nicht dort warst, wird es ein schöner Anblick.” Mehr konnte ich nicht aus ihm herausbekommen, denn nun schwieg er wieder und ging mit schnellen Schritten voran, den Blick nach vorn gerichtet.
Auch ich schaute nach vorn und harrte der Dinge, die kommen sollten. Wir bogen noch um einige Ecken und je mehr Minuten verstrichen, desto ruhiger wurde es. Die lebhaften Viertel hatten wir hinter uns gelassen und da .. plötzlich .. erstreckte sich vor mir ein wunderschöner Park. Ein Teil von Alexandria, den ich noch nicht gesehen hatte. Oasengleich ragte dieser Fleck Erde aus der Umgebung hervor und ließ mich vergessen, dass ich mich noch immer in einer der belebtesten Städte des Römischen Reiches befand.
Es war ruhig hier und doch waren wir nicht die einzigen. Hier und da kam uns ein lachendes Paar entgegen, eine Gruppe Männer oder ein einzelner Spaziergänger. Viele redeten, doch ich schwieg und beobachtete alles, was ich wahrnehmen konnte.
“Wir sind da.” sagte da plötzlich der grammateos und wies auf einen Weg, der zu einem Pavillon führte. “Der strategos wartet dort.” Er zeigte noch einmal auf den Pavillon. “Dort drüben. Folg dem Weg. Ich verabschiede mich.” Auch ich verabschiedete mich und dankte dem Mann, der mir den Weg gezeigt hatte. Ohne ihn hätte es sicher länger gedauert. Dann drehte ich mich um und folgte dem Pfad zum Pavillon.
Nach wenigen Metern konnte ich Thimótheos Gestalt ausmachen und musste schmunzeln. Er trug den gleichen Hut, den er auch bei meiner Ankunft am Hafen getragen hatte. Damals, als er in der Sonne brutzelte, nur, um auf mein Eintreffen zu warten und mich empfangen zu können. Ich freute mich wie damals, als ich ihn zum ersten Mal nach langer Zeit erblickte und ich denke, man sah es mir an, denn sobald ich ihn erreicht hatte, strahlte ich aus voller Kraft.