Der Artorier erwies sich als Grübler, der vor allem an den festen Stand ihrer Sache dachte. Ganz seiner Profession entsprechend, wie Vala anerkennend feststellte. Während der Praefect der Legion also seine Meinung dazu äußerte, was sie zu bedenken hätten (auch er stellte anscheinend nicht einmal im Ansatz in Frage, dass überhaupt was getan werden musste), nahm Vala ein paar Bissen zu sich... mehr um sich zu beschäftigen als aus tatsächlichem Hunger.
"So wie ich Sermo verstanden habe..." , fügte Vala an die Sorge des Praefecten um provinzielle Unruhe hinzu, "..wollen auch die Hellenen selbst Unruhen vermeiden... quasi den Status Quo erhalten. Das kommt uns nur allzu sehr entgegen... müssen wir ihnen doch nur versichern, dass alles beim Alten bleibt, solange sie nicht aufmucken, und dass wir nicht aktiv in den Krieg eingreifen... sondern passiv."
Was die Ausrufung eines neuen Kaisers anging, sprach der Artorier zwar ein notwendiges Übel an... übersah dabei allerdings, dass sie da gerade in einer gewaltigen Zwickmühle saßen: "Wir haben keinen Kaiserkandidaten... Appius Palma von den Cornelii hat sich in Syria ausrufen lassen. Aber wer kennt diesen Mann? Mein Wissen über diese Person ist äußerst begrenzt, und ich frage mich, ob es so klug wäre ihn direkt zum Kaiser ausrufen zu lassen solange wir nicht wissen was im Norden vor sich geht. Ich würde mich daher, wie der Statthalter Annaeus schon erwähnte, auch eher an Kaeso Modestus halten.. wir müssen ihn nicht zum Kaiser ausrufen, denn das stellt uns direkt gegen andere Kandidaten direkt in unserer Nähe. Das einzige was wir klarstellen müssen, ist dass wir uns gegen Vescularius Salinator stellen. Und das möglichst bald, denn wer weiß wie schnell der Vescularier sich dafür entscheiden mag, dass unsere Patrones ihm tot besser dienlich sind als lebendig?"
So auf die Dringlichkeit ihrer Lage hingewiesen, versuchte Vala sich noch einmal auf die derzeitige Lage der Provinz und ihres Handlungsspielraums: Cornelius Palma hat sich zum Kaiser ausrufen lassen und wird bevor er nach Westen zieht erst einmal seine eigene Ausgangslage prüfen... zu der Aegyptus unweigerlich beiträgt. Ich kenne diesen Mann nicht, aber er stellt sich gegen Salinator und ist damit zuerst einmal nicht unser Feind. Man könnte ihm Boten schicken, in denen man signalisiert, dass man sich gegen Salinator stellt. Unsere Treue kann er sich später versichern.. und das verschafft uns Zeit. Warum sollte er auch Aegyptus angreifen? Wenn wir uns gegen Salinator stellen, könnte er auf denselben Schluss kommen, den wir auch ziehen: wir sind nicht sein Feind, er ist nicht unserer. Wir wollen alle zum Fall Salinators beitragen.. er um selbst Princeps zu werden, wir um unsere Patrones frei zu bekommen. Gehen wir deshalb also davon aus, dass uns vom Osten keine Gefahr droht... im Westen selbst stehen in den senatorischen Provinzen zu wenig Truppen um uns direkt gefährlich werden zu können. Und das größte Problem des Vesculariers dürfte erst einmal Palma sein... und dann wir. Es steht also in Frage ob er sich überhaupt gegen uns wenden KANN. Es gäbe für uns sicherlich unbequemere Ausgangslagen um in einen Krieg einzutreten... ich würde, um die hiesige Bevölkerung einzubinden und die geschwächte XXII auszugleichen die Aushebung von eigenen Truppen anregen. Zwei Cohortes an leichten Auxiliares, die man später durch Bürgerrechtsverleihungen in die Legio übernehmen könnte, würden schon ausreichen um Aegyptus mit der XXIII und der Classis in ein außerordentlich unattraktives Ziel zu verwandeln. Zudem arbeiten wir, in dem wir Salinator in Rom unter Druck setzen, quasi für jede Partei die gegen ihn ist. Warum uns also angreifen?"
Während Vala eine Pause einlegte um seine Argumente wirken zu lassen versuchte er sich noch einmal an dem Wein, den irgendjemand ausgesuchte hatte, und suchte dabei den Blick seines Freundes und Verbündeten Sermo... immerhin war er es als direkter Untergebener des Praefecten, diesen dabei zu unterstützen die Provinz in eine Festung zu verwandeln... und ihn für ihre Sache zu gewinnen.
"Meine Herren..." , begann er schließlich noch einmal in möglichst respektzollendem Ton, stets aus dem schmalen Grad zwischen souveräner Dringlichkeit und dreister Drängelei tanzend, "..dass wir uns gegen Salinator stellen ist folglich keine Frage mehr, so wie ich euch verstanden habe. Die aegyptische und hellenische Bevölkerung scheint kein Interesse daran zu haben einen Aufstand und oder Krieg in ihrer Provinz zu erleben, was uns durchaus entgegenkommt. Unsere Ausgangslage ist von der Schwäche der XXII abgesehen relativ komfortabel.. das einzige Problem ist, dass wir niemanden haben, an den wir uns hängen können so er sich zum Kaiser ausruft. Cornelius Palma oder Annaeus Modestus? So sich Annaeus Modestus selbst zum Kaiser ausruft, haben wir gute Chancen ihm dies hier unten in Aegyptus zu ermöglichen in dem wir die Kontrolle über das Getreide für uns behalten. So er sich jemandem anderen anschließt, ist unsere Position hier sehr gefällig für spätere Verhandlungen was euer aller Vorankommen angeht. Was wir aber nicht vergessen dürfen... unsere Patrones sind in Gefahr, und ihnen wollen wir vorrangig helfen. Was also müssen wir tun? Wir müssen Salinator denken machen, er könnte Aegyptus zurückgewinnen in dem er unsere Patrones freilässt und rehabilitiert. So oder so... wir müssen uns gegen ihn stellen, und das möglichst bald. Ich schlage deshalb ein Schreiben vor, dass wir verfassen und unterschreiben in dem wir die Rehabilitation unserer Patrones fordern. Das ist alles was Salinator wissen muss... zu dieser Zeit dürfte es eh erst ankommen, wenn wir unsere Zustände in Aegyptus gesichert haben."