Villa Saltia
Dies ist die Villa der Familia Saltia, einer angesehen und alten Familie von reichen Rittern, die ihr Glück noch in den Zeiten des Divus Iulius Caesar gemacht hatte.
Villa Saltia
Dies ist die Villa der Familia Saltia, einer angesehen und alten Familie von reichen Rittern, die ihr Glück noch in den Zeiten des Divus Iulius Caesar gemacht hatte.
"...wie, tot?", hielt Vala mitten im Griff nach einem Becher Posca inne, als sein Sklave ihm die Neuigkeit des Tages eröffnete. Er hatte es gerade zum Feierabend gebracht, und sich wie jeden Abend erst einmal auf einer Kline niedergelassen um die schmerzenden Füße aus den Stiefeln zu holen und vom Dreck des Castellums zu befreien, während er sich von seinem Sklaven die Nachrichten des Tages vorlesen ließ.
http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png Sein Sklave schien trotz der besorgten Miene seines Dominus von einer inneren Ruhe erfasst zu sein, die sich in Dingen gründete die Vala besser nie erfuhr. So dozierte er wie jeden Tag die Ereignisse und Neuigkeiten, zu denen eben auch das Ableben des Kaisers und seiner kompletten Gens gehörte: "..naja, tot halt. Er atmet nicht mehr, das Herz steht still, er wandelt in den elysischen Felder... dot, wie ihr Barbaren es sagt. Der ist hin... platt... kaputt... murks... er und sein Sohn, und die komplette Familie, irgendwie."
"..das ist nicht gut... gar nicht gut... weiß man schon, warum?", strich Vala sich über's Kinn und blickte ins Nichts während er sich auszumalen versuchte, was für Zustände dies nun hervorrief.
"...man geht von Mord aus. Vescularius Salinator hat anscheinend gewisse Schritte ergriffen um der Mörder habhaft zu werden... oder seine eigenen Verwicklung zu vertuschen, wer weiß das schon?"
"Das.. oh mann.. das könnte Krieg bedeuten.", ließ Vala sich schließlich rücklings auf die Kline sinken und starrte an die Decke des Raums.
"Wenn du das sagst... ich gehe davon aus, dass die XXII in dieser Verfassung wohl kaum an einem Bürgerkrieg teilnehmen wird.", sprach der Sklave mit beiläufigem Tonfall.
"Da kannst du dir sicher sein...", murmelte Vala, "..ich muss nach Rom schreiben..."
"...Rom hat dir geschrieben, Dominus. Accius Damio berichtet neben den bereits erwähnten Fakten, dass du zu den kommenden Wahlen antreten sollst.", zog Sirius eine Tabula hervor, die das gebrochene accische Siegel trug.
"Ist der Mann irre? Ich soll JETZT in den Hexenkessel zurückkehren? Ich kann mir sicherlich besseres vorstellen als mich jetzt zurück in die Urbs zu begeben...", wandte Vala mit ungläubigem Blick ein.
"Damio ist der Meinung, dass die kommenden Wahlen vielleicht die letzten auf absehbare Zeit sind. So es zum Bürgerkrieg kommt, kann es sein, dass du eine geraume Weile wirst warten müssen...", zitierte Sirius sinngemäß den Accier.
"Na großartig... und dafür soll ich mein Leben riskieren? Ich bin nicht einmal Senator...", konterte Vala.
"Dafür wirst du deine Verbindungen in der Kanzlei bemühen müssen...", hielt Sirius dagegen.
"Großartig... ich bin pleite, falls es dir nicht entgangen ist... pleite! Absolut blank!", parierte Vala, und gab einen neuen Punkt zu bedenken, "Ich habe nicht einmal die benötigten zwei Grundstücke."
"Ich habe da schon die eine oder andere Idee...", brummte Sirius, der freilich die Idee nicht selbst gehabt hatte, sondern einem Schreiben des Griechen entnommen hatte.
"Gut, dazu später... ich muss nach Rom schreiben! Hol dir ein paar Tabulae...", kommandierte Vala, rieb sich die Augen und setzte sich auf, um sich auf die kommenden Aufgaben konzentrieren zu können: "..es gibt viel zu tun."
"Dominus, dein Patron sitzt den Worten des Accius zufolge im Carcer... genauso wie dein Bruder.. Aurelius Lupus soll geflohen sein. Der einzige deiner Kontakte, der im Moment in Rom verlässlich die Stellung hält ist Pompeius Imperiosus.", dozierte Sirius weiter fröhlich die schlechten Nachrichten aus der Urbs, was seinem Herrn einen vollkommen entsetzten Gesichtsausdruck entlockte.
"Inhaftiert? Warum? Weshalb?", ächzte dieser unter der Last der Neuigkeiten.
"Die Antwort kannst du dir selbst geben, in dem du einen Schritt weiterdenkst..."
"..warum sollten sie? Und wieso weiß ich nichts davon? Warum hat mich niemand..."
"Einen Homo Novus, dem noch viel Barbarenblut inne ist?", lächelte Sirius traurig.
"..aber was bedeutet das alles?"
"Das bedeutet, dass ein Schreiben an sowohl deinen Patron als auch an den Aurelius im Moment nicht die beste Idee ist... im Moment kannst du ihnen sowieso so gut wie gar nicht helfen. Dein Einfluss in Rom dürfte in einen Fingerhut passen.", ritt Sirius weiterhin so emotionslos wie möglich auf seinem Herrn herum, damit dieser bloß aus Rom wegblieb.
"...also wäre im Moment Distanz angebracht... vielleicht kann ich als Senator von Hilfe sein?", brachte Vala schließlich nach einer Weile des Nachdenkens hervor.
"Wenn du das wirklich willst...", versuchte Sirius es noch einmal auf die subtile Art und Weise.
"NATÜRLICH WILL ICH DAS! ER IST MEIN PATRON... und jener mein Freund.", wandte Vala zunehmend ungehalten ein.
"Oh... germanische Freundschaft und treue, ich kotz gleich. Das passt nicht zu dir.", verzog Sirius eine Miene.
"Manchmal... manchmal... egal. Also, wie weiter? Ach... ich weiß es... ich muss nach Rom, ich kann mich auch dort entscheiden. Bereite alles notwendige vor, ich brauche Geld, und zwar schnell... und... meinen Bericht. Ja... und das mit den Grundstücken... raus damit.", kommandierte Vala mit fahrigen Fingern, während er versuchte alle Gedanken auf einmal abzuarbeiten.
"Wie du wünschst, Dominus."
"Und Sirius... für gewisse Dinge werde ich deine alten Fähigkeiten brauchen..."
"Herzallerliebst, Dominus.", säuselte Sirius, der sich schon auf ein paar Abstecher in ein längst vergessen geglaubtes Handwerk freute...
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"Ja, genau da lang... nicht zu verfehlen, immer der Nase nach.", komplimentierte Sirius den iunischen Sklaven erst in die Küche, und schließlich hinaus. Als er gegangen war schloss Valas Sklave die Tür, lehnte sich gegen diese und versuchte die bösen Bilder von der römischen Hexe zu verdrängen, die in seinem Kopf damit begann seinen Herrn zu verspeisen.. und es dann sicherlich auch auf ihn selbst abgesehen hätte. Und was sie dabei redete! Immerzu redete! Mit einem Kopfschütteln vertrieb er schließlich die Gedanken an die Iunia, welche jedoch sofort zurückkehrten als sein Blick auf die Tabula fiel, die er selbst entgegengenommen hatte. Mit zögerlichen Schritten näherte Sirius sich dieser, starrte sie eine ganze Weile lang an und beugte sich schließlich hinunter, als ob er eine ganz seltene Form eines Skarabäus entdeckt hatte.
"Was mach ich nun mit dir?", fragte er das mit Wachs bestrichene und zusammengeklappte Stück, bevor er sich schließlich für die einfachste Variante für sowohl ihn als auch seinen Herrn entschied. Mit zittrigen Fingern (wer wusste schon welcher Zauber dieser Tabula anhaftete) tastete er nach ihr, nahm sie schließlich in die Hand und eilte schnellsten Schrittes in die Küche, wo er die anwesenden Sklaven mit einem barschen "AUS DEM WEG!!!" von dannen schickte, und die Tabula ungeöffnet und mit intaktem Siegel einfach in das Feuer des Herdes war. Als hätte ihn dieser Akt unglaublich viel Anstrengung gekostet, ließ Sirius sich schnaufend nieder und schaute der Tabua dabei zu, wie erst ihr Holz anfing sich zu verschwärzen, bis das Siegel sich zu verflüssigen begann und schließlich Feuer fing. Es dauerte keine zwei Minuten bis die ungelesenen Worte der Iunia sich vollkommen in den Flammen vergangen waren, und Sirius zufrieden sein konnte sich und seinen Herrn wieder einmal vor der Hexe bewahrt zu haben.
SKLAVE - TITUS DUCCIUS VALA
Die Antwort auf die Frage nach der Logie des Vinicius war eigentlich keine Antwort, und ließ Vala relativ ratlos zurück.. den schelmischen Blick seines Freundes konnte er dagegen nur mit einem schiefem Grinsen beantworten. "Sollte ich wohl. Und trotzdem: Die Viniciae sind für mich tabu, wenn du verstehst was ich meine... mein Patron hat mir den Umgang mit den Frauen seines Hauses verboten, so ich nicht offiziell um sie werbe. Und der letzte Kontakt mit Vinicius Lucianus war für mich eher von... gereizter... Natur. Ich glaube nicht, dass ich das im moment etwas angespannte Verhältnis lockern könnte, in dem ich seine Tochter auf's Kreuz lege.", erzählte er frei heraus aus dem Nähkästchen, konnte sich aber ein ebenso schelmisches Grinsen am Ende doch nicht verkneifen: "Obwohl die Vinicii jetzt bei ihren Frauen nun wirklich nicht mit Schönheit geizen. Vinicia Sabina... kennst du die eigentlich? Tochter des Gaius Marcellus? ...also, die hat es auf jeden Fall faustdick hinter den Ohren... und ist dummerweise auch gleich drei Nummern zu groß für mich. Ihre Tante übrigens genauso, Vinicia Petronilla... ich sag's dir... nur Venus selbst kann die Schönheit der vinicischen Weiber übertreffen."
Die Suche nach dem Grund für den Notstand in Rom konnte Vala nur mit einem Schulterzucken beantworten: "Was weiß ich? Vielleicht hat er Angst sich anzustecken, oder so? Frag ihn doch einfach selbst... oder noch besser, lade ihn zu einer Cena ein. Und mich gleich hinzu..."
"Darauf kannst du wetten...", frotzelte Vala, "..als Tribun ist der Griffel dein Schwert, wenn überhaupt. Die Abenteuer überlässt man den einfachen Soldaten, dafür sind sie da.. und sowieso: Abenteuer bringen einen nur um." Von diesen hatte Vala unfreiwillig mehr als genug gehabt, auch wenn er selbst nur mitbekommen hatte, wie Abenteuer andere Leute umgebracht haben. Aber das Sichten eines Exempels reichte normalerweise aus, um einem die Abenteuerlust auszutreiben.
"Vinicius Massa? Das ist der Neffe meines Patrons... weißt du rein zufällig, wo dieser logiert?", war Valas erste Frage, immerhin würde er von dem Vinicius selbst erfahren können was nun ging und was nicht. Und vor allem: wie es seinem Patron ging.. und wie Sabina. Der Kontakt mit seiner Bettgefährtin war nach der expliziten Drohung seines Patrons relativ fix eingeschlafen, das letzte was er gehört hatte war, dass man sich gerade um eine Verlobung mit einem Vipsanius bemühte. Der Notstand selbst ließ Vala die Stirn runzeln: "Naja... Notstand... vielleicht ist eine Seuche ausgebrochen, wahrscheinlich auf dem Aventin, mal wieder. Oder ein Feuer des es einzudämmen gilt.. Da gibt es einige Gründe.."
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"Tot, sagst du?", nahm Sirius recht unbekümmert die Nachricht auf, dass die Spitze der Res Publica sich samt Familie ins Elysium verabschiedet hatte. Umwerfen tat ihn die Nachricht nicht, als Sklave hatte er sowieso ein sehr unbefangenes Verhältnis zu den Problemen der Domini, und da sein Dominus als Homo Novus sozusagen abseits jeglicher Bände in Rom stand, musste er sich da auch keinerlei Gedanken machen. Selbst wenn die ganze Urbs Aeterna brennen würde... für Sirius war das Problem mit der verschütt gegangenen Reisekasse viel gravierender.
"Das könnte interessant werden..", flötete er daher recht sinnlos daher, bevor er mit einem Stirnrunzeln die Rede von dem Brief zur Kenntnis nahm. Dass Axilla und sein Herr sich mehr als grün waren war kaum zu übersehen... allerdings passte es ihm selbst so gar nicht in den Kram, dass sein Dominus sich mit der Hexe von Rom persönlich einließ. Trotzdem hatte er seine Pflichten, und just in diesem Moment schien es eine gute Möglichkeit zu geben, dies zu seinem Vorteil zu nutzen: "Ah, ein Brief. Alles klar.. du musst nicht warten, es kann lange dauern, bis mein Dominus wieder auftaucht, und da hinten kündigt sich gerade ein flecken freier Himmel an... du kannst mit den Brief überlassen, dir in der Küche noch den einen oder anderen Happen abholen, bevor du den trockenen Moment ausnutzt...."
SKLAVE - TITUS DUCCIUS VALA
"...eine Benachteiligung eines Großteils der Menschen mit rechtlichem Bürgerstatus kann nicht auf Dauer gegen diesen aufrecht erhalten werden...", wandte einer der Studenten ein. "Garkeine.. die Stärke der politischen Macht der herrschenden Klasse kann die Interessen von vielen austarieren und sich stets weiterbehaupten, so sie innerlich geschlossen bleibt.", gab ein anderer zu bedenken.
Die folgende Diskussion, an der Vala sich nicht beteiligte, schien sich vor allem darum zu drehen, wie eine herrschende Klasse es vollbringen konnte ihren Status auf Dauer gegen eine große Mehrheit von rechtlich ähnlich gestellten, aber traditionell nicht beteiligten Bürgern zu verteidigen. Für Vala selbst war dies alles Mummpitz, die anderen Studenten hingen sich viel zu sehr an traditionell und erblich bedingten Zuständen auf.
"So die Interessengruppe der Polites geschlossen genug wäre...", wandte Vala mit dem Sprachrohr Sirius ein, "..könnte sie sich auch gegen die Eupatridei und den Basileus durchsetzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der Geburtsadel lange ohne Zugeständnisse gegen die Polites durchsetzen könnte." Schließlich war all dies geschehen in einer Zeit des Aufstiegs und zunehmenden Wohlstands... und solche Zeiten machten anscheinend nicht nur den Griechen zu schaffen... auch Rom hatte vor zweihundert Jahren mit derlei Problemen zu schaffen gehabt. Und quasi jeder noch so kleine germanische Stamm musste nach einem erfolgreichen Raubzug die Verteiligungsproblematik jedes Mal aufs neue aushandeln.
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"Ja, ich habe davon gehört...", erwiderte Sirius schmallippig, der auf die Gesellschaft Levis soviel gab wie auf einen Skarabäus in seinem Bett, "..du weißt nicht rein zufällig, warum der Notstand ausgerufen wurde, oder? Mein Herr zerbricht sich seit ein paar Tagen den Kopf darüber, aber Nachrichten tröpfeln hier, wenn überhaupt, unendlich langsam ein."
Ein hingehaltener Becher Wasser war das größte, was Sirius sich an Gastfreundlichkeit abringen konnte, von den Antworten über den Zustand in Rom abgesehen gab es nichts, weshalb er die Anwesenheit des iunischen Sklaven weiter erdulden wollte. Ein Vorwand musste her, und zwar schnell: "Mein Herr weilt heute in den Archiven von Alexandria, ein paar Recherchen durchführen. Ich gehe davon aus, dass er noch einige Zeit drüben bleiben wird... worum geht es denn genau?"
SKLAVE - TITUS DUCCIUS VALA
Der Pompeier hatte gut reden... ein detaillierter Bericht nach Rom. Vala hatte den Brief kaum fertig gelesen, da war ihm schon aufgegangen wieviel Arbeit das für ihn bedeuten würde. Und tatsächlich: wenige Wochen nach seiner Rückkehr aus dem Süden des Landes wollte eine komplette Aufstellungsliste der zweiundzwanzigsten Legion erbracht sein, und es gab dummerweise keinen Praefectus Castrorum, welchem er die Aufgabe zudeligieren konnte.
Er fühlte sich in seine Zeit als Tribun der ersten Legion zurückversetzt, als er zum ersten Mal wieder weit in die Nacht hinein beim Schein dreier Öllampen die Archive und Register der Legion studierte, wofür er sich praktischerweise das Officium des Praefectus avisiert hatte. Bei der Größe einer ganzen Legion dauerte es seine Zeit, bis sich vor Vala ein Bild auftürmte, dass sich ihm auch bei nur flüchtigem Hinsehen draußen im Castellum gezeigt hätte: die Legion war einsatzfähig, aber ziemlich zerrupft. Und die Reihen schlossen sich nur sehr, sehr langsam. Zu langsam nach Valas Geschmack, wenn das Eintröpfeln von Rekrutierungswilligen Bürgern so weiterging, bräuchte es Jahre bis die Legion wieder Sollstärke erreicht hätte.
Die Rekrutierungszahlen der ersten Cohors waren im Vergleich dazu absolut rosig, und das an einer der offensten Grenzen des Reichs. Was hatte der Aurunculeius ihm noch gesagt? Die Leute könnten es gar nicht erwarten, wenn einer seiner Leute die fünfundzwanzig Jahre voll hatte... es lag wohl vor allem an den Familiae in Aegyptus, die das Bürgerrecht inne hatten. Vala würde da genauer hinsehen müssen, vielleicht verbarg sich da die Antwort, nach der er so lange suchte.
Zwei Tage später, die er vollumfänglich in den Archiven des Statthalters verbracht hatte, blickte Vala wieder auf endlose Reihen von Buchstaben und Zahlen... irgendwo hier würde er wohl anfangen müssen, doch wo?
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"Ach, du...", murmelte Sirius, der die Zeit bei den Iunii schon längst verdrängt hatte, weil sie schließlich mit einer der Hexen zu tun hatte. Schwer genug war es für ihn, fleischlichen Frauen gegenüber zu treten... aber der Iunia und den anderen von damals? Nein, niemals.
"Nein, ist er nicht... komm rein...", holte er den Sklaven aus dem Regen, und ging erst einmal auf Nummer sicher: "Deine Herrin ist nicht rein zufällig auch da, oder?"
SKLAVE - TITUS DUCCIUS VALA
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Da sein Herr sowieso ständig im Castellum unterwegs war, suchte ihn auch niemand in seinem Domus. Man wusste ja, wo er zu finden war.. und so war auch niemand explizit zum Türstehen abgeordnet worden, was in einer relativ langen Wartezeit für etwaige Türklopfer resultierte.
Es war schließlich Sirius höchstpersönlich, der die Tür öffnete, und mit einigem Erstaunen ein nicht unbekanntes Gesicht erblickte: "Sal.. moment... dich kenn ich."
SKLAVE - TITUS DUCCIUS VALA
"Sie ist scheisse gefährlich...", brummte Vala während der Sklave weiter seinen Rücken abarbeitete, bis es Vala schließlich zu bunt wurde und er den Kerl mit einer Handbewegung von dannen schickte. Währenddessen bekam er gar nicht richtig mit, was Sermo ihm da erzählte, und so bekam der Quintilier auch erst einmal nur eine automatische "Achso, jaja..."-Antwort. Als Vala sich erhob ließ er einmal die Schultern kreisen, als ob er sicherstellen wolle, dass alles noch da war wo es hingehörte. Mit einem Nicken deutete er in Richtung des Caldariums: "Wir sind irgendwo im Süden über die Überreste einer Reisegruppe gestolpert, die nicht ganz so groß war wie unsere... und wir waren schon mehr als zehn bewaffnete Männer. Wenn ich mich so recht erinnere, sind die größten Feinde von Karawanen andere Karawanen... die nehmen sich wohl laufend gegenseitig die Ware ab.. und sowieso: für sowas hast du deine Centuriones, wenn du überhaupt hundert Mann für so etwas einsetzen willst... ich erinner mich an mein Tribunat bei der ersten Legion... weißt du, wie oft ich das hübsche Schwert an meiner linken Seite gezogen habe, ohne es einem Sklaven zum Polieren zu reichen? Kein einziges Mal... gewöhn dich dran, die einzige Abwechslung für einen Tribunen ist ein Kontrollgang durch das Lager. Ich empfehle, so viel von deiner Kohorte wie möglich ins Feld zu schicken um sie dort kampieren zu lassen. Das bedeutet mehr Arbeit, und du bekommst öfter die Gelegenheit das Lager zu verlassen um ihnen da draußen auf den Geist zu gehen."
Vala ließ den hier und da mit den verschiedensten Narben bedeckten Körper bis zum Hals in das warme Wasser eines der Becken gleiten und den Kopf am Beckenrand ruhen, wo er einmal tief einatmete und langsam den Atem wieder entweichen ließ. In diesen Moment der Ruhe kam die Erinnerung an das, was sein Freund noch erzählt hatte, und ruckartig schnellte Valas Kopf wieder in die Senkrechte: "Wie war das? Notstand in Rom? Warum das? Und wie hieß der Kerl jetzt? Vilicius Passa?"
Nichts im Übermaß. Das gefiel Vala.. und es machte Sinn, denn er hatte schon zuviele derer im Staub oder Schlamm verrecken sehen, mit offener Kehle am Tisch sitzend oder am Morgen einfach nicht wieder aufwachend, und all jene hatten vor allem eins gemeinsam gehabt: sie wollten alles. Auf einmal. Und das möglichst sofort.
Sirius weiterhin stets als eine Art Übersetzungsmechanismus erduldend, hörte der Germane sich die weiteren Ausführungen des seltsamen Philosophos an, der immer auf die gleiche Art und Weise die Bühne betrat: rückwärts gebeugt dahertrippelnd, stets gefolgt von einem Diener mit einem zweibeinigen Schemel.
Es waren vor allem die Personen, deren Tätigkeiten kaum oder gar nichts mit Werken der Ästhetik zu tun hatten... Sophokles? Langweiliger Humbug... Aischylos? Leeres Gebrabbel...
Die Persönlichkeiten Athens, deren Viten Valas Aufmerksamkeit erregten hatten stets mit Macht, deren Erringung, Verwaltung und vor allem Erhaltung zu tun: Themistokles, großer Feldherr der Kriege gegen die Meder.. Perikles, brillanter Staatsmann, Aristoteles, Gestalter von Macht und Führung.. ja, Vala sog die Geschichte dieser Männer quasi in sich auf, stets im Ansinnen, von diesen Männern zu lernen.
++MERCES++
Gesucht wird eine entlaufene Sklavin aus dem Besitz des TITUS DUCCIUS VALA.
Die Frau ist etwa fünf pedes groß, von schlanker Gestalt mit dem Auge gefälliger Erscheinung. Ihre Augen sind grau, ihre Haare sind hellblond.
Sie ist ohne größere Probleme als den Provinzen des Nordens entstammend auszumachen!
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Zuletzt wurde sie in Begleitung zweier weiterer entlaufener Sklavinnen nahe Nikopolis gesehen, als sie sich als römische Bürgerin ausgab.
Demjenigen, der sie ihrem Besitzer zurückbringt, sind fünf Aurei sicher!
Hinweise und die ergriffene Sklavin sind im Castellum der XXII Legion zu melden!
Auf die äußerliche Unversehrheit der Sklavin wird kein Wert gelegt.
[wrapIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png[/wrapIMG] In den folgenden Stunden wurde die Maßstäbe für eine gedrückte Stimmung beinahe minütlich neu gesetzt. Sirius wurde die Aufgabe zuteil, das Cubiculum seines Herrn gründlichst zu durchsuchen, um vielleicht doch noch irgendwas von wert zu finden, was der Diebin durch die Finger gegangen war. Eine Aufgabe, der er mit frenetischem Eifer nachging, alleine schon der Tatsache wegen dabei nicht über das nachdenken zu müssen was in der vergangenen Nacht selbst vorgefallen war. Die Suche verlief fruchtlos: die Glicia, oder wie auch immer sie nun heißen mochte, hatte ganze Arbeit geleistet. Von den paar Sesterzen abgesehen, die hier und da aus verschiedenen Gründen noch zusammengekratzt werden konnten, waren sie vollkommen blank. Alles zusammen gerechnet, mitsamt den kostbaren Gegenständen die die Frau eingesackt hatte, den Schmuck und vor allem das Geld belief sich der Schaden auf sechszehn Aurei. Glück für sie: der Domus in dem sie wohnten wurde von der Legion unterhalten, weshalb sie keinen Hunger würden leiden müssen noch die geplante Reise durch das Land auf dem Spiel stand, allerdings war die Rückreise und die sonstigen Ausgaben, die das Leben als Senatsanwärter mit sich brachten damit quasi unbezahlbar geworden.
Auch die Nachricht an den Betucius hatte wenig zutage gefördert, wurde der Sklave doch mit kühlen Worten wieder abgewiesen.. allerdings hatte der Maiordomus des Ritters durchblicken lassen, dass die Glicia im Hause seines Herrn nicht mehr willkommen war. Sirius ging einfach davon aus, dass der Ritter ebenso wie sein Herr Opfer der Fähigkeiten der Diebin geworden war, was er Vala allerdings nicht auf die Nase band (die Tatsache, von einer Frau ausgetrickst worden zu sein war schon schlimm genug für sein Ego, wie wäre es da erst, nicht der einzige gewesen zu sein der sie ins Bett gekriegt hat sondern einer von vielen?). Heimlich hatte Sirius der Iuno ein Opfer dargebracht, um der Glicia wenigstens ein Kind von seinem Herrn an den Hals zu wünschen, was der Frau weitere Raubzüge schwer machen würde... einen Tag später hatte er in einem weiteren Opfer an Iuno wiederrum darum gebeten, die Glicia NICHT von seinem Herrn schwanger sein zu lassen, weil er sich davor fürchtete, was eine Frau dieses Kalibers mit unerwünschten Resultaten anstellte.
Als sie schließlich erkannten, dass es keine Chance gab der Glicia auf dem einfachen Wege habhaft zu werden, entschlossen sie sich schließlich für die drastischere Methode: ein Kopfgeld musste her.
Allerdings würde dies einschließen, dass die Sache öffentlich wurde.. was wiederum unvorteilhaftes Gerede nach sich ziehen würde. Für einen Senatsanwärter beinahe schlimmer als jeder Geldverlust. Entsprechend diskret und gleichzeitig wirksam musste das Kopfgeld publik gemacht werden... und Sirius hatte da schon eine ganz bestimmte Idee.
"Danke für dein Kommen...", grüßte Vala seinen Freund knapp, während er weiter die Massage über sich ergehen ließ, hatte es doch eine ganze Weile gedauert bis er den Sklaven nahe genug an sich herangelassen hatte, damit dieser ihm beweisen konnte, dass er dem Germanen nicht bei nächstbester Gelegenheit die Knochen neu ordnete und ihn so zu Hel schickte.
"Anstrengend... langweilig... aber erkenntnisreich...", fasste er seine Reise knapp zusammen, um dann ein wenig ins Detail zu gehen, "Wenn man sich für ganze Berge an vor Urzeiten behauenem Stein interessiert, Frauen mit Tierkörpern und Tieren mit Menschenkörpern... dann dürfte man sich so eine Reise wohl nicht entgehen lassen. Für mich war das was ich gesehen habe allerdings nicht mehr als ein grüner Streifen im sandigen Nichts... unfassbar, dieses Land ist tot, und scheint sich wirklich am Nil zusammen zu kauern."
Der Sklave marterte sich weiter an Valas Wirbelsäule hinauf, was dem Germanen ein angestrengtes Schnaufen entlockte, bevor er dem Quintilier selbst Fragen stellte: "Was ist in meiner Abwesenheit passiert? War immerhin fast sieben Wochen im Land unterwegs..."
Sirius persönlich war es, der eine Botschaft vorbeibrachte, die nach dem Feierabend des quintilischen Tribunen auf ihn warten würde:
Sermo,
leiste mir heute Abend zu Beginn des Luminibus in den Thermen Gesellschaft, es gibt ein paar Dinge, die besprochen werden müssen.
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So langsam gewöhnte er sich an diese Tortur. Aber auch wirklich nur sehr, sehr langsam... wie lange weilte er jetzt schon im Reich, wie lange in Rom? Zehn Jahre? Elf? Der Fortschritt dieser Zeit war, dass Vala nicht mehr das Gefühl hatte bei lebendigem Leibe gekocht zu werden... heuer war es eher so, dass er das Gefühl hatte schongegart zu werden, was etwas weniger unangenehm war als der Aufenthalt in einem Dampfkochtopf. Keine Frage, er hätte gewusst warum man später gewisse Kochutensilien nach der ewigen Stadt benennen würde...
Im Tepidarium zermarterte Vala sich gerade zum wiederholten Male das Hirn, woran auch die sorgsame Behandlung durch einen der Sklaven nichts änderte, der mit kundigem Griff Valas Rückenmuskulatur bearbeitete als hätte er es mit einem störrischen Teig zu tun. Antworten waren Vala noch keine gekommen, weshalb er diesen Thermengang nicht alleine zuende bringen würde..
Zuallererst waren da die Blicke der anderen Studenten, die Vala auffielen. Erst erschrocken hochgewandt, weil die meisten von ihnen einen Kopf oder mehr kleiner als er waren, dann abschätzig, weil relativ schnell wurde, dass er kein Hellene war... und schließlich geringschätzend, als klar wurde, dass der Sklave, der ständig hinter dem Hünen herdackelte jedes Wort übersetzte, das auf Koine gesprochen wurde. Also jedes.
Den Zorn hierüber schluckte Vala hinunter, blieb ihm doch nichts anderes übrig als diese implizite Demütigung über sich ergehen zu lassen, wenn er nicht zuviel Aufsehen erregen wollte, welches schließlich in seinem Rauswurf enden würde. Und dafür hatte er definitiv zuviel hingeworfen... gerade in seiner gelinde gesagt verzweifelten finanziellen Lage.
Als der Gelehrte schließlich auftauchte, verstand Vala nur Bahnhof (und er hatte nicht die geringste Ahnung, was ein Bahnhof überhaupt war). Auch verstand er nicht, warum dieser kleine Mensch dort unten rückwärts lief.. oder auf seine Lieblingsziege wartete (anscheinend ein sehr griechisches Problem). Als er dann schließlich zu dozieren begann, verstand Vala vor allem Dingen nur Sirius, der ihm so unauffällig wie möglich ins Ohr raunte, was der Samothraker da unten erzählte. Hier und da gab es missfällige Blicke von Mitlernenden, darüber hinaus konnte der Sklave seinem Herrn allerdings weiter ungestört übersetzen. Der Unterschied war gravierend... für Vala erzählte der alte Mann von den Paarungsmethoden ungleich verteiler Pflastersteine, Sirius aber erzählte ihm von der Polis Athen und deren Beschaffenheit im Zuge der Geschichte... abstrakt, aber lehrreich.
http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png "Jaja, jaja, ist ja schon gut...", murrte Sirius mit unterdrückter Stimme, "Ich bin mir sicher, wir finden da eine Lösung."
Sprach's, und wandte sich kurz, um mit seinem Herrn ein paar geflüsterte Worte auszutauschen, wobei beiderlei Männer Blicke immer wieder auf den Schreiber fielen, der des Sklaven unbekümmert, der des Herrn mit kaum verhohlenem Groll. Es wurde noch eine ganze Weile weitergetuschelt und in einem gewissen Geldsäckel rumgefriemelt.
Als Sirius sich schließlich wieder dem Schreiber zuwandte, folgten eine gewisse Anzahl weiterer Münzen, die so unauffällig wie möglich ihren Weg auf den Tisch des Schreibers fanden.
"Ich hoffe, wir verstehen uns nun...", raunte Sirius.
SKLAVE - TITUS DUCCIUS VALA