Beiträge von Titus Duccius Vala

    Die Sache nahm immer mehr an Fahrt an, das wurde jedem der beteiligten klar, als nurnoch der Stoff die gegenseitige Erkundung mit anschließener Inbesitznahme verhinderte. Und der Stoff würde erst fallen, wenn sie die Lokalität wechselten... je mehr also Valas Blut in Wallung geriet, und er an der kostbaren Kleidung des Weibs rüttelte, und je mehr sie nach Wegen zu einer ungehinderten Berührung suchte, desto größer wurde auch die Notwendigkeit, die Frau in sein Schlafgemach zu verfrachten, um dort ordnungsgemäß fortfahren zu können. Denn bei aller Kunstfertigkeit: mit einem gebrochenen Bein auf einer dünnen Kline den Akt zu vollziehen.. nein, Vala war tollkühn, nicht verrückt.


    So: quelle maleur!


    Seine Lieblingsmethode würde hier nicht weit führen, das Weib einfach zu heben und sie mit gegenseitig verbruzzelnden Blicken und sicherem Schritt in sein Bett zu verfrachten würde mit gebrochenem Bein in eine Jaulorgie ausarten, die sein Vorhaben nicht nur konterkarieren, sondern auch vollkommen lächerlich machen würde. Nicht einmal so richtig urtypisch an den Haaren in seine Höhle schleifen konnte er sie... was blieb ihm da noch übrig, als die Zügel so wenig unerotisch wie möglich in die Hände zu nehmen, und seine eigene Blamage in zumindest in etwas Witz zu verpacken.


    So löste er seine Lippen von den ihren, zog ihren Kopf sanft nach hinten und raunte ihr den Klassiker aller Klarmach-Sprüche ins Ohr: 'Zu dir, oder zu mir?'

    "SIRIUS!!!", kommandierte Vala, als der Kerl sich immernoch recht begriffsstutzig gab, "Mach diesem Menschen in deinem Vulgärgriechisch klar, was ich will. Mein Griechisch ist anscheinend zu dialektal für diesen Mann.... .... .... .... ... .... .......... Sirius?"
    Als Vala sich umwandte, um zu sehen welche Spirenzien seinen Sklaven nunmehr davon abhielten zu tun wie ihm aufgetragen, entdeckte Vala, dass die neueste Marotte seines Sklaven darin bestand nicht da zu sein. Warum war er das? Achja... Vala hatte ihn entgegen des Sklaven innigsten Wunsch gezwungen auf dem Mercatus ein paar Besorgungen zu machen während Vala dies alleine regelte... weil er es ja konnte...


    "Eh...", fasste Vala daher prägnant zusammen, was es zu dieser Causa zu sagen gab, und wandte sich schließlich wieder dem Schreiber zu, "Stiefelsohlengeschmack, gebrauchte Verkündigung dem Straßenbelags, nein?"

    Man konnte Vala beim besten Willen nicht vorwerfen, ein schlechter Liebhaber zu sein. Nein, ganz im Gegenteil... eine ganze Reihe von erstaunlichen Errungenschaften sprachen davon, dass er sein Handwerk beherrschte. Er hatte auch lange Jahre der Lehre hinter sich, in denen er an den seltsamsten Orten unter seltsamsten Bedingungen der Venus gehuldigt hatte. Was allerdings eine Premiere für ihn war, war die körperliche Laesion, mit der sich Vala nun rumschlagen musste. Ein geschientes Bein, ob von der Frau gestreichelt oder nicht, war ein geschientes Bein und ein effektives Hinternis, wenn man gedachte sich bald in körperlicher Aktivität der reproduzierenden Art zu ertüchtigen.


    Dies wurde Vala bewusst kurz nachdem er der Glicia mit lüsternem Grollen in der Stimme 'Das werde ich... ganz und gar...' versprach, und zur besseren manuellen Liebkosung ein wenig zur Seite rücken wollte. Als sein geschientes, noch nicht allzu gut verheiltes Bein dabei gegen die Beine stieß krachte inmitten der Amourösität das brennende Geschoss des Schmerzes, weshalb Vala unweigerlich einen unkontrollierten Moment in die Lippen des Weibs hineinwimmerte, bevor er sich wieder im Griff hatte, und sie einfach zu sich zog, bis sie halb auf seinen Knien lag und zu ihm aufblickte. Das schaffte sein Bein erst einmal aus der Gefahrenzone, weil jetzt einfach nur statisch dastehend, und ließ seine Hände Aufgaben wechseln.. sein rechter Arm hielt die Glicia und drückte sie auf Kusshöhe an ihn, während seine linke freie Bahn hatte um in römischen Maßstäben unerhörtes auf dem Stoff ihres Gewands anzustellen. Dies erlaubte Vala dann auch, von ihren Lippen hinab zu ihrem Hals zu wandern und seine Liebkosungen dort fortzusetzen... während mittendrin der Gedanke in ihm aufflammte, wie bei Loki er es bloß schaffen wollte sie in sein Cubiculum zu bringen! Er konnte sie ja schlecht einfach über die Schulter werfen, oder in die Arme heben, wie er es sonst immer tat... das würde ein lustiges Gejaule werden.
    So wie seine linke Hand fieberhaft nach den Konturen ihres Körpers suchte, suchte sein Geist nach einer möglichst adäquaten Art, die Frau in sein Zimmer zu schaffen. Er konnte sie ja schlecht hier auf der Kline nehmen...

    Mit zufriedenem Lächeln nahm Vala die Reaktion der Schreiber hin, wahrscheinlich von seinem Selbstbewusstsein eingeschüchtert, und trat schließlich auf den einen zu, der ihn direkt anblickte.


    "Nein, nicht jetzt... und nicht hier, es sind Menschen da!", nuschelte er in seinen noch-nicht-ganz-wirklich vorhandenen Bart, entsann sich dann, dass er hier griechisch sprechen musste und wiederholte daher seine Ankündigung noch einmal, weil anscheinend alle Griechen in Alexandria es mit ihren Ohren hatten, "Ich nehmen, Gerüchte sprechend in Museiohn. Halt mich."

    "Meiner nicht.", konterte Vala den Spruch seines Freundes, mit einem Blick in Ruichtung seines eigenen Sklaven, der vor Vorwürfen nur so triefte. Die Eindrücke der Überfahrt waren noch mehr als frisch, und das Verhalten seines Sklavens, der sich für irgendeinen obskuren Punkt an der Decke zu interessieren schien, nicht vergessen.
    "Ich werde bei meiner Heimreise so wenig Zeit wie möglich auf dem Mare verbringen...", sprach er dann, "..denn ich bin mir sicher, das Meer und ich.. wir werden keine Freunde mehr. Ich kann nicht mal schwimmen. Wenn der Meeresgott also auch nur einmal so schlechte Laune hat wie bei dir, und glaub mir, bei meiner Reise war er auch nicht unbedingt die Gunst im Gott, dann isses vorbei mit mir... nein. Ich bin definitiv noch nicht weit genug gekommen um mich mit einem nassen Grab am Grund des Meeres abzufinden."
    Sprach's, und verschüttete ebenfalls einen Schluck seines Weins, auch wenn er das für Unsinn hielt.


    "Den Lagerwall? Killefi, sage ich dir... unser größtes Problem wird sein dafür zu sorgen, dass du genug Männer hast um überhaupt ein adäquates Kommando ausüben zu können..."

    So munter Vala der Glicia noch zulächelte, als diese zu ihrer Sklavin trat und sich die Unterlagen zu ihrem Geschäftsanliegen reichen sah, so überrumpelte ihn das folgende doch ziemlich. Die Glicia ging, für römische Verhältnisse, untermittelbar in den Nahkampf über ohne Vala auch nur die Chance zu geben den männlichen Traditionen zu entsprechen und selbst die Initiative zu ergreifen. Nein, auf einmal saß sie neben ihm, so schnell, dass Vala eher reflexartig denn wirklich gewollt seine Beine von der Kline nehmen konnte um der Dame Platz zu machen. Noch irritierter wirkte er, als sie sich so nah an ihn setzte, dass er in der Abendkühle ihre Körperwärme fühlen konnte... und gänzlich vorbei war es mit ihm, als sie nach der kurzen Einführung in die Natur dieser Karte, der Vala schon gar nicht mehr richtig folgen konnte weil ihm die Nähe der Frau die Sinne raubte, auch noch die Hand auf sein Knie legte.


    Dass sie ihre Hand dann auch noch bewegte war definitiv zu viel für Vala, die Glicia hätte sich genauso gut direkt vor ihm ausziehen können, der Effekt wäre der gleiche gewesen: das Weib hatte nicht die Spur eines Interesses an einem Geschäftsabschluss heute Abend. Und für Vala kam gar nichts anderes in Frage, als dass sie IHN wollte. Und freilich auch, dass sie ihn bekommen würde..


    "Den größten Gewinn habe ich bereits gemacht, Glicia..", verlor Vala keine weitere Zeit, schließlich hatte er ein Selbstbild zu verlieren, das vor allem darin bestand, dass ER verführte. Und nicht verführt wurde. Also musste die Initiative wieder her, notfalls mit Gewalt. Während er mit betont siegessicherem Blick den ihren gefangen hielt, griff seine rechte Hand nach der Karte, um diese achtlos hinweg zu fegen... während seine Linke das ihre tat, um die Glicia an ihn zu drücken und dafür zu sorgen, dass hier klar wurde wer wen in Gewahrsam hatte. Den verlangenden Kuss, mit dem Vala schließlich die Lippen der Frau eroberte, hätte es nicht mehr gebraucht um festzustellen, dass das geschäftliche Thema in Rekordzeit abgehakt worden war...

    "Nunja... die Verantwortung dafür zu entscheiden, ob die Legion einsatzfähig ist liegt bei niemandem anderen als beim Legaten selbst, Severus Reatinus von den Artoriern.", warf Vala nach dem Genuss einer dünn geschnittenen Scheibe einer aegyptischen Spezialität ein, bevor er mit so vielen Worten so wenig wie möglich sagte, "Ich stehe ihm da nur beratend zur Seite.. genauso, wie ich Rom nur ein Bild von dem vermitteln kann, was ich und was er an Eindrücken hier sammeln."


    Ihre Herkunft überraschte ihn nicht, konnte man Menschen doch einigermaßen zuordnen, doch dass sie von soweit aus dem Norden kam, überraschte ihn dann doch: "Dein Mann konnte sich glücklich schätzen, eine Blume des Nordens zu pflücken, ohne, dass diese im Süden einginge. Zeichen dessen suchte man vergebens..."
    Hatte sie von ihrem Mann erzählt? Interessierte es ihn, ob sie verheiratet oder verwitet war? Natürlich nicht. Selbstverständlich... nicht. Er machte einfach weiter..


    "Meine Heimat liegt ebenfalls im Norden.. Mogontiacum, um genau zu sein. Meine Familie lebt dort schon seit einiger Zeit und gehört zu den einflussreicheren der Region.", fasste er kurz zusammen, was doch soviel komplizierter war. Aber er musste es auch nicht allzu großartig ausbreiten, manche Römerinnen reagierten recht allergisch auf die Avancen von Männer deren Stand unter dem ihrer selbst war. Und manche Emporkömmlinge, so wie dieses Weib anscheinend eins war, reagierten noch allergischer darauf, um die eigene Standesunsicherheit zu überdecken. Und Frauen machten sowieso gerne alles kompliziert, weshalb es jedesmal zu einem Tanz auf rohen Eiern wurde, wenn man sich einem Weib näherte.. abschreckend und reizvoll zugleich.


    "Aber so wie ich das sehe, haben wir Nordlichter uns hier gefunden.. eine wie ich zugeben muss sehr denkwürdige Zuwendung der Parzen,.. aber bevor wir uns gänzlich in Gedanken an die Heimat verlieren... war da nicht etwas von Oasen?", brachte Vala sie nun zurück zu dem eigentlichen Grund ihres Kommens. Selbstverständlich könnte er sie auch einfach nur so verführen, aber wenn dabei eine außerordentlich einträgliche Geschäftsidee mit raussprang, würde er sich nicht wehren. Geld konnte er gerade außerordentlich gut gebrauchen..

    "Das ist eine Frau mit deiner Schönheit auch, Glicia...", rollte es Vala automatisch über die Lippen, als ihn die Glicia über die Seltenheit von Wüstenblumen aufklärte. Eigentlich war es ihm vollkommen egal wie oft diese Blume vorkam, und wie sie überhaupt aussah, hatte er das Kompliment doch auf dem Markt aufgeschnappt, als ein Freier einer Lupa einen Kompliments-Rabatt aus den Schenkeln leiern wollte, "Bestrafen? Nein, ich glaube, ich werde mich nicht derlei revanchieren... es waren gutgemeinte Ratschläge, auch wenn sie fehlgingen."


    Die Frage nach seiner Arbeit war da schon etwas... delikater. Wie sollte er sie beantworten, ohne groß über den desolaten Zustand der Legion zu dozieren, und damit indirekt die Sicherheit der Provinz gefährden in dem er ihn öffentlich machte? Andererseits war die Glicia eben Römerin, und mit dem Zustand der Legion fiel auch ihre eigene Sicherheit.


    "Ich bin hier um nachzuzeichnen, wie der vergangene Feldzug der Deiotarania geschadet hat, ob die Cyrenaica einspringen kann, und wie es um die Ausstattung der Legion in Mann und Material aussieht... meist studiere ich den lieben langen Tag Rekrutierungs- und Bürgerlisten, sowie die Inventare der Lager.. nichts aufregendes also. Ich denke, in einigen Wochen werde ich gen Süden aufbrechen, um mir die Lage der anderen im Lande tätigen Streifkräfte anzusehen.. um dann Rom Bericht zu erstarren.", führte er das Gespräch weiter, ließ sich dabei den Wein und auch die kleineren Spezereien munden, und spielte den Frage-Antwort-Ball schließlich zurück zur Glicia, "Und darf ich fragen, was dich in die Provinz verschlagen hat? Vergleichsweise helle Haut.. blonde Haare. Ich müsste fast meinen, du kämst aus meiner Heimat, Glicia."

    [wrapIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png[/wrapIMG] "Sie heißt... hust... Iunia... hust... Axilla, Dominus!", hustete Sirius schon fast auf die Frage seines Herrn, wie die Frau eigentlich hieß die sein Freund jetzt schon vor einer ganzen Weile zur Frau genommen hatte. Er war noch nicht dazu gekommen ihm zu schreiben, so sehr hielt ihn seine Pflicht in Bewegung, noch dazu die lange Reise in den Süden, die sie gerade erst hinter sich gebracht hatten. Man konnte dem Sklaven quasi ansehen, wie unangenehm ihm die Offenbahrung war, allerdings kam ihm sein Staubhusten zur Hilfe, den er sich irgendwo auf der gottverdammten Strecke zwischen Alexandria und dem Nichts der Weste eingefangen hatte.


    Vala selbst war gerade darin versunken das Angebot eines Händlers zu studieren, der Spezialitäten aus dem Königreich der Nabateier ausstellte, rieb sich das mittlerweile nicht mehr ganz so haarlos gehaltene Kinn und winkte schließlich ab, als er sich entschloss, dass ihm die Ware doch nicht gefiel: "Nein, nicht das richtige... so, wie war das? Huna Axilla? Noch nie gehört... hab ich sie schonmal getroffen?"


    "Eh.. Dominus?", würgte Sirius hervor, der seine Finger so nervös aneinander auf und abbewegten, dass sie einen Knoten zu bilden drohten.


    "Ja, was denn?", murrte Vala, wieder durch etwas abgelenkt, das ihm als passendes Geschenk erschien.


    "Nun... also... du hast da etwas...", begann Sirius, der sich vor dem fürchtete, was gleich kommen würde, als würde er dem Minotaurus selbst beibringen, dass aus akuter Jungfrauenknappheit nichts aus dem Mittagsimbiss wurde.


    "Sirius, red nicht groß drumrum, was ist?", brummte Vala, mit einer Kette aus seltsam durchscheinenden Glasperlen in der Hand, jede einzelne zwischen seine Finger nehmend und sie auf ihre Beschaffenheit prüfend (man mag es nicht glauben, aber eine Lebenserfahrung als Herzensbrecher macht einen zwangsläufig zum Vollprofi in Sachen Klimbim und Glitzerdings!).


    "Iu... Iu... Ich halte das nicht für ein passendes Geschenk.", brach Sirius schließlich ab, und flüchtete sich vollends in eine 'Ich wollte es ihm wirklich sagen, aber er ließ mich ja nicht.'-Haltung, "Die Huna wird sicherlich mit Schmuck überschüttet worden sein, so als Frau eines hohen Beamten der Res Publica..."


    "Hmh, da hast du sicherlich Recht...", brummte Vala, gab dem Händler die Kette zurück und stiefelte ein paar Schritte weiter, "..aber was dann? Hier gibt es soviel Auswahl, dass ich mich kaum entscheiden kann!"


    "Wir sind in Aegyptus, Dominus.", wandte Sirius ein, sich jetzt voll und ganz auf die Auswahl eines vom Gesprächsthema vollkommen ablenkendem Geschenks konzentrierend, "Vielleicht sollte es etwas spezielles sein... du weißt ja, römische Frauen sind schwer zu beeindrucken. Etwas exotisches vielleicht?"


    "Da sagst du auch was..", verdrehte Vala die Augen, "..da wo ich herkomme machten die Weiber schon die Beine breit, wenn man sie zwei Wochen lang ernähren konnte. Auf der anderen Seite des Rhenus werden sie anspruchsvoller... erst muss man sie umwerben, kleine Geschenke und so... und in Rom? Meine Fresse, man muss sich ruinieren nur für eine warme Nacht!"


    "Da wo du herkommst, ist es sicherlich nicht gerade leicht jemanden zwei Wochen lang zu ernähren..", ergänzte Sirius, der seinen Herrn eigentlich so gut wie nie über das sprechen hörte, was jenseits der Grenze geschehen war.


    "...eine Zeit, in der das nicht zwei Tage ging...", brummte Vala, wandte sich dann aber den mit seltsamen Gewürzen gefüllten Säcken eines Händlers aus dem Osten zu, "DIES KACKFLÜGEL, WIE BREIT DER KELLERSAND?"


    "Dein Griechisch wird besser, Dominus!", krächzte ein Sirius, der schon froh war wenn sein Herr niemandem im Namen Roms den Krieg erklärte.


    "Mein Reden, das weiß ich doch...", brummte Vala, lauschte der empörten Rede des Händlers und wandte sich dann enttäuscht ab, "Ich dachte, das wären Gewürze, und kein geschroteter Nilpferddreck. Was die Leute nicht alles zu verkaufen versuchen..."


    [wrapIMG=right]http://farm3.staticflickr.com/…43278479_87aff782ee_m.jpg[/wrapIMG] "Ja, ja, schon seltsam... hah, wie wäre es mit jenen, Dominus?", deutete Sirius auf ein buntes Paar Federvieh, das von einem Händler an eine Stange gekettet und ausgestellt worden war.


    "Vögel?", fragte Vala in einer Tonlage die offen zeigte wie wenig ihn der Gedanke zuerst überzeugte.


    "Das sind nicht irgendwelche Vögel, mein Herr!", schaltete sich der Besitzer der beiden ein, "Das sind ganz besondere Vögel! Sie sprechen! Das sind sprechende Vögel, mein Herr! Ganz besondere...."


    "Na, dann lass sie sprechen...", brummte Vala, verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Händler sowie die Vögel herausfordernd an, "..na los, ich will sehen was sie können. Vögel die sprechen, selten so einen Schwachsinn gehört."


    Der Händler klatschte erfreut in die Hände, blickte jedoch etwas sorgenvoll drein, als er im folgenden vor den beiden Vögeln mit einem Stock rumfuchtelte, und ihnen mit allerlei komischen Lauten entgegenzwitscherte.


    "Gut, einen Menschen der zwitschern kann haben wir schonmal...", kommentierte Vala mit abschätzigem Lächeln, "..aber das ist jetzt nicht allzu außergewöhnlich."


    "He he..", lachte der Händler, der eine Miene verzog als würde er am liebsten weinen, "..doch, doch, die Vögel sprechen. Jetzt mach schon, ihr verdammte Missgeburten, sonst verfütter ich euch an die Katzen des Hatsch..."


    "MISSGEBURT!!!", ertönte es plötzlich laut aus dem Schnabel des gelb-blau-grünen Vogels, der sich ein Stück weit streckte, als ob er seine Aussage noch etwas betonen wollte, woraufhin der rote ein zärtliches "ARSCHKEKS!!!" hinterherschob.


    Vala stockte natürlich zuerst der Atem, hatte er derlei doch noch nie gehört, geschweige denn gesehen oder miterlebt. Als er jedoch seine Fassung wieder erlangte, und sich dem gleichzeitig triumphierend wie niedergeschmettert dreinschauenden Händler zuwandte, konnte er seine Bewunderung nicht verhehlen: "Das ist ja sagenhaft! Diese Vögel können tatsächlich sprechen! Ich bin... beeindruckt. Wirklich, sehr beeindruckt."


    "Ja, wirklich! Ich habe ja gesagt...", begann der Händler, Erfolg witternd, wurde jedoch von Vala umgehend unterbrochen..


    "Ich bin mir allerdings sicher, dass ein Geschenk zur Hochzeit nicht unbedingt in zwei Vögeln bestehen sollte, die das Brautpaar als Missgeburt oder Arschkeks beleidigen.", zog Vala schließlich sein vernichtendes Resümee, auch wenn er weiterhin die Vögel fasziniert anglotzte.


    "Eh, mein Herr... das... das war ein Missverständnis...", begann der Händler mit flehendem Blick von neuem, wurde von den bunten Vögeln mit einem Chor aus MISSVERSTÄNDNIS HERR ARSCHKEKS! unterbrochen, "Man kann ihnen auch andere Worte beibringen... wie... wie heißt das Brautpaar?"


    "Axilla und Imperiosus."


    "Na wunderbar...", sprach der Händler und wandte sich wieder den Vögeln zu, "Kommt schon... sagt Axilla! A X I L L A!!! Los... und du... Imperiosus! I M P E R I O S U S!"


    Die Vögel glotzten ihren Futterherrn einen Moment lang als, als hätte dieser vollkommen den Verstand verloren, ließen sich nach einer Weile der marktmöglichen Stille aber zu einem verdrexelten "KSCHILLAROSUS!!" hinreißen...


    "Eh... wenn man es ihnen öfter vorsagt, lernen sie es richtig! Sie kosten nur dreihundert Sesterzen!", schob der Händler gleich den Preis hinterher..


    "Na dann... Sirius, du hast eine Aufgabe. Gebe dem Mann zweihundertfünfzig, und dann kümmer dich darum, dass diese Tiere die Namen richtig lernen. Und dann initiiere den Transport, ich will, dass mein Geschenk in gutem Zustand in Rom ankommt!", begeisterte Vala sich selbst für seine Idee, nickte dem Händler mit breitem Grinsen zu und war dann schon weiter, bevor sowohl Händler als auch Sirius etwas erwidern konnten, würdevoll mit einem gekrächzten ARSCHKEKS verabschiedet..


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    "Und ich dachte, ich war des Wahnsinns, als ich noch im frühen Autumnus an Schiff gesetzt habe... auch ich hatte keine ruhige Fahrt über das Mare, allerdings sehe ich an dir keine Laesionen, wie ich sie als Andenken mitbekommen habe..", sprach Vala mit einem schiefen Grinsen und deutete an sein linkes Bein, an dem sich immernoch Schienen befanden, allerdings längst nicht mehr so schwere wie noch zu Anfang seiner Cura, "Also kann ich davon ausgehen, dass meine Reise nur Wahnwitz war... deine jedoch einfach nur bescheuert. Das ist... nun... beruhigend, irgendwie."


    Als Sermo den Wein kostete und sein Urteil fällte, warf Vala seinem Sklaven nur einen Blick zu, der mit AHAAAAAAA! recht treffend umschriebe war, wandte sich dann jedoch wieder seinem Freund zu, um mit einem "Nunjaaaaaa..." die doch recht delikate Geschichte seiner Reise in diese Provinz zu beschreiben.


    "Sagen wir, ich habe mir in Rom nicht gerade Freunde gemacht, als ich einen unbedarften Jüngling wegen eines Wirtschaftsdelikts vor ein Gericht gezerrt habe. Quintus Flaccus von den Flaviern, kleiner naiver Bursche aus reichem Hause, leichtes Spiel. Naiv war ich allerdings auch, habe ich mich doch mit den... Wellen, die dies aufschlug doch etwas verkalkuliert. Nun, aus dem Prozess ist nichts geworden... im Sande verlaufen, weil der Patron des Buben ihm quasi jede Arbeit abnahm, und ihn damit vor einer Verurteilung bewahrte.", dozierte Vala fleissig aus dem Nähkästchen, versuchte sich wieder am Wein und stellte sein Weinkennertum in jene Ecke, in denen sich schon einige römische Eigenheiten angesammelt hatten mit denen er sich nicht anfreunden konnte, "Nun, der Junge war... verschont... und ich trotzdem in aller Munde. Wie dem auch sei, es war danach besser für mich etwas von der Bildfläche zu verschwinden. Nicht, dass der Junge noch seine Eltern auf mich hetzt, oder sowas... Imperiosus war so nett, mir einen offiziellen Grund zu verschaffen mich nach Aegyptus zu bewegen... und jetzt bin ich hier, um den Zustand der Legion und der Streitkräfte in Aegyptus zu erkunden.. ich breche in ein paar Tagen in den Süden auf, ich gehe mal davon aus, so kurz nach deiner Ankunft hast du keine Lust mich zu begleiten, oder?"

    Irgendwo zwischen Lykopolis und Ptolemais [wrapIMG=right]http://farm1.staticflickr.com/202/442784874_b280e1d001_m.jpg[/wrapIMG] Wären sie nicht so nah am Nil, so hatte man ihm eingebläut, dürfte er mit Wasser nicht so verschwenderisch umgehen. So allerdings konnte Vala mit einigermaßen ruhigem Gewissen die Hände an seiner Tunika sauberstreifen, die Finger an die schmale Öffnung des Wasserschlauchs halten und sich daraufhin den Sand aus den Augen zu reiben. Wieder einmal. Er machte die Augen schon gar nicht mehr richtig auf, weil der Sand selbst in dem nur wenige Meilen dicken fruchtbaren Landstreifen um den Nil mit dem Wind kam und sich überall dort absetzte, wo er konnte. Und das war so ziemlich überall. Zwischen den Zähnen knirschte es, bei jeder Bewegung knirschte es, bei den Göttern, er hatte das Gefühl, dass es sogar beim Austreten knirschte.


    Drei Tage war es jetzt her, seit sie Lykopolis verlassen hatte, einem kleinen Ort mit ungleich größerer strategischer Bedeutung an einem Passweg über den Nil und der Mündung einer Karawanenstraße aus dem Westen. Wobei Vala nicht annähernd verstanden hatte, wie eine Karawanenstraße überhaupt zu dem Namen kam! Als der Kommandant der hiesigen Garnison ihm die Straße gezeigt hatte, war Vala aufgegangen, wie verschieden die Wegbezeichnungen sein konnten. In seiner Heimat war ein Weg mindestens ein vom Wild in das grüne Dickicht getretene Pfad, bei den Römern geplättete, manchmal mit Steinen geschmückte Erde, und hier in Aegypten war ein Weg Sand in Sand. Also WIRKLICH Sand in Sand. Vala hatte sich verzweifelt angestrengt einen Unterschied zwischen der Fläche, die man ihm als Karawanenstraße ausgezeichnet und jenen direkt daneben auszumachen. Aber keine Chance: ein Sandberg sah aus wie der nächste. Was auch immer gewisse Sandberge dazu qualifizierte als Karawanenstraße bezeichnet zu werden: es ging ihm nicht auf.


    Sie hatten sich in einer Ansammlung von Palmen, wie die seltsam ausschauenden Bäume hier genannt wurden, niedergelassen.. obwohl es hier noch kein einziges Mal geregnet hatte, seit sie die Region des Deltas verlassen hatten, sprießte das Grün hier immernoch aus allen möglichen Ecken. Eine Stunde auf den Dingern, die Cameli genannt wurden und einem schon im einfachen Schritt beim Reiten binnen weniger Stunden den Hintern wundscheuerten, und man war im absoluten Nichts der Wüste. Es war jetzt nicht das große Sandungetüm das immer gefürchtet wurde, allerdings bot die Wüste an Trostlosigkeit was kein anderer Vala bekannter Landstrich zur Schau stellen konnte: die Wüste war tot. Und doch bewegte sie sich!
    Als Vala mit seiner kleinen Entourage aus vier Soldaten, Sirius und sich selbst in den weniger gesicherten Süden aufbrach, hatten sie sich kurz nach Lykopolis einer Gruppe von Händlern angeschlossen, die auf ihren hoch bepackten Tieren den notorisch klammen Süden aufsuchten, um dort gutes Geld zu verdienen. Zusammen waren sie weniger angreifbar... und die Leute, die eine für Vala vollkommen unverständliche Sprache gesprochen hatten, hatten ihn in der ersten Nacht mit einem Zeug abgefüllt, das nach nichts als Schärfe schmeckte... und augenblicklich betrunken machte. Er hatte den folgenden Tag vollkommen verkatert verbracht, aber wie sehr sein Kopf auch schmerzte: den kurzen Ausflug ins sandige Nichts hatte er nicht verpasst. Wie denn auch? Er hatte nachher genug Sand aus sich und seiner Kleidung herausgespült, man hätte das Fundament eines Tempels mit ihm zementieren können!


    Was ihn allerdings noch viel kälter erwischte, waren die Nächte. Es gab auch im hochentwickelten Ägypten immernoch Etappen an der großen Nilstraße, die vollkommen ohne große Siedlungen auskamen. Und als Vala mit seiner Truppe zum ersten Mal im Zelt unter klarem Himmel übernachtete, fragte er sich ob all jene, die ihn von der Gluthitze Aegyptens vorgeschwärmt-warnt hatten, ihn letztlich nur verarschen wollten. Das Klappern seiner Zähne war sicherlich Kilometer weit zu hören gewesen.


    In der letzten Nacht war Vala klar geworden, WARUM sie jetzt in einer Gruppe mit den Händlern reisten, denn als er im Halbdunkel in Steinwurfnähe einige Reiter auf diesen Tieren gesehen hatte, hatten sie auf einen sehr freundlichen Gruß seines Sklaven schlichtweg das weite gesucht. Etwas später waren sie wieder aufgetaucht, kamen etwas näher, schlichen um sie herum bis in der Gruppe schließlich blanker Stahl gezückt wurde. Das allein war Grund genug, den Rest der Nacht nicht weiter behelligt zu werden, für Sirius sich als Feigling erster Güte zu beweisen, hinter einen Stein zu kriechen und sich einzunässen.
    Einer der Männer meinte am nächsten morgen, dass sie von Glück sagen konnten so viele zu sein, sonst hätten sie die Nacht nicht überstanden. Ein paar Stunden später waren sie an ein paar Leichen vorbeigekommen, die in Stücke gehackt nahe des Weges in den Restes dessen öagem, was mal ein Lager gewesen war. Vala musste nicht zählen um zu verstehen, dass die Angriffshemmung der nächtlichen Besucher bei fünf Mann weniger unterschritten waren.
    Auch wenn sich augenblicklich der Sand zwischen das Metall und ihre Haut setzte und sie wundscheuerte, nahmen sie ihre weithin als Helme des römischen Militärs zu erkennenden Kopfbedeckungen daraufhin tagsüber nicht mehr ab.


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    Gerade weil es ihm noch solche Pein verursachte durch die Gegend zu laufen, beließ Vala es nicht bei einem Besuch des Gymnasiarchos, sondern nutzte die Zeit in der Stadt um sich gleich darauf auch als Schüler des Museions eintragen zu lassen... um eben dies zu tun erschien er in der Schdäge der Epischdades, und machte mit einem Räuspern einen der Schreiber auf sich aufmerksam: "Großflächige Buschverwässerung, Schreibstift! Ich, Titus Vala durch die Brumslaut, möchte teilnehmen an denen Wirkgerüchte von die Museum."

    "Meinen Dank hierfür, Gymnasiarschos...", bedankte Vala sich artig für die Proxenie, "..dein Angebot ehrt dich, aber musst du sicherlich vor Arbeit kaum zum Schlafen kommen, ich werde mich schon zurechtfinden. ...?"


    Die offene Frage war dem doch recht zügigen Ende des Anliegens geschuldet, das Vala ohne vernünftige Konversationsbasis zurückließ, allerdings hatte er auch genug zu tun, so überließ er es dem Griechen ihm weitere Bälle zuzuschieben, bevor er sich einfach selbst hinauskomplimentieren würde. ;)

    http://farm4.staticflickr.com/3264/2747695582_e30bfd8aa2.jpg Die Feste Babylon



    "...und dies ist die Aussicht, die wir von hier aus genießen, Duccius.", brummte der Praefectus Castrae, der den Gesandten aus Rom das Zentrum seines Wirkungsbereichs zeigte: die stattliche Wüstenfestung nahe Babylon, nur wenige Wegstunden vom Delta des Nilus entfernt und daher von strategischer Bedeutung für die Bewachung der für Rom so kostbaren Getreidefelder.


    Vala selbst zeigte sich angemessen beeindruckt. Die Aussicht war, von den braungrünen Feldern und gelegentlichen Hainen mal abgesehen, uneingeschränkt. Keine Wälder, lediglich ein das Plateau einer willkürlich in die Region gesetzten steinigen Hügelkette unterbrach die Sicht, aber dies nur gen Norden, und so war der Blick in das argwöhnisch beobachtete östliche Nichts uneingeschränkt. Uneingeschränkt öd.


    "Gab es zur Zeit des Feldzugs irgendwelche Vorkommnisse? Späher aus dem Osten? Aufmüpfige Nabataeier? Störrische Bauern?", hakte er noch einmal nach, selbst wenn er die Berichte gelesen hatte.


    "Nicht das geringste... ich bin fest davon ausgegangen, dass es Probleme geben würde, aber die Bevölkerung scheint zufrieden mit dem Status Quo zu sein.. wir haben selbstverständlich vermehrte Präsenz gezeigt. Mehrtägige Ritte durch die weiten Felder, größere Abordnungen in Memphis, Klysma und sogar Arsinoe. Hier einen Hund hochgenommen, dort auch mal zwei.. hat anscheinend gereicht.", erklang wieder die Tiefe Stimmes des Offiziers, der mit seiner bärbeissigen Art dem römischen Gesandten sofort sympathisch war. Ein Handwink, und wenig später hielt ein Sklave Vala und seinem Gastgeber gefüllte Becher mit verdünntem Wein hin, etwas, was in dieser schon bezeichnend trockeneren Region nur allzu dankbar vom Gast wahrgenommen wurde.


    "Die Moral deiner Männer, Apustius?", ging Vala die Fragen durch, die man durchnehmen musste um einen Bericht zu schreiben von dem man auch behaupten konnte, er wäre wirklich recherchiert worden.


    "Anfangs... hah!", dröhnte das trockene Lachen aus nunmehr feuchter Kehle über die Mauern hinweg, "Anfangs haben sich diese Narren mitgehen zu können, in den Süden! Besonders als die zweiundzwanzigste durchmarschiert kam, und Halt machte in Memphis.. meinen Jungs hat es ganz schön in den Fingern gejuckt."


    Vala, der insgeheim versuchte herauszufinden, ob er den Mann zu diesem Wein jetzt beglückwünschen oder bemitleiden sollte, nickte nur andächtig, und wandte sich um, von der Mauer in den Hof herabsehend wo einige der Männer ihrem späten Tagewerk nachgingen.


    "'Wurden mürrisch.. drei versuchten sogar der zweiundzwanzigsten hinterher zu laufen. Als was betrachtet man das, Duccius? Desertion zu einer anderen Legion? Hab sie auspeitschen lassen..", fuhr der bärtige Mann mit den tiefen Furchen im Gesicht fort, "Als sie jedoch wiederkamen... die Jungs von der Deiotarania... gar nicht mehr allzu zahlreich, und meine Männer von den Schlachten hörten, die diese Wüstensöhne den Männern der zweiundzwanzigsten geliefert hatten, dann waren sie auf einmal wieder recht zufrieden mit ihrem wierigen Dienst hier."


    "Mit nichts treibt man Heldenmut eher aus, als mit dem Elend der geschlagenen Sieger.", zitierte Vala eine Stimme aus längst vergangenen Zeiten.


    "VERDAMMT RICHTIG, DUCCIUS!", lachte der Apustius und schlug Vala auf die ihm zugewandte Schulter, "Verdammt richtig. Du hast dein Tribunat bei der ersten gemacht, richtig?"


    "Du hast deine Hausaufgaben gemacht, das steht fest.", lachte Vala zurück, dem eigentlich gar nicht zum lachen zumute war, "Mein Heldenmut ist mir jedoch schon lange davor abhanden gekommen."


    "Aha, und wie das?", hakte der Offizier nach, mit einem Glitzern in den Augen, das mehr als nur reine Neugierde verriet.


    "Keilereien meiner Kindheit, sozusagend...", fasste Vala die Geschehnisse derart zusammen, dass sie harmlos erscheinen mussten.


    Der Apustius schien sich damit nur halbwegs zufrieden zu geben, stimmte aber mit einem geraunten "Keilereien, soso.." in die abwiegelnde Haltung seines Gastes mit ein.


    "Nicht weiter der Rede wert....", log Vala, und würgte das Thema letztlich mit einem Umschwung zur Arbeit ab, "..aber wie sieht es jetzt eigentlich mit den Rekrutierungszahlen aus, Apustius?"


    Der Gastgeber nahm den Wechsel mit einem schiefen Grinsen hin, lud Vala aber mit einer Handbewegung ein, die Mauer wieder zu verlassen und zum Wohnkomplex des Praefectus zurück zu kehren: "Das werden wir beim Essen bereden, Duccius! Ich bin mir sicher, meine Köchin wird dich verwöhnen wollen.. genauso wie mein Weib. Soviel Besuch bekommen wir hier nicht, sie wird sich sicherlich auf Abwechslung freuen!"


    "Na, wenn du das sagst, werde ich mich sicherlich nicht sträuben...", erwiderte Vala mit breitem Grinsen, dessen Vorfreude auf den weiteren Verlauf des Tages gerade einen wahren Satz gemacht hatte.


    Bildquelle.

    Irgendwo nördlich von Memphis


    "Wo genau sind wir, Sirius?", brummte Vala, der sich was-wusste-er-schon-warum auf diese irre Tour eingelassen hatte. Was hatten sie nicht schon alles gesehen? Steine hier, Steine da. Sogar einen Stein der aussah wie eine riesige Katzenpfote, während der Rest des Tiers im morgendlichen Nebel verschwunden war. Nebel!!! In Aegyptus!
    Noch eine der Sachen, von dem ihm niemand erzählt hatte.


    "Abwarten, das wirst du gleich sehen... hier hinauf, Dominus.", keuchte der Sklave, der sich mit ungewohnt schnellen Schritten einen kleinere Geröllhalde hinauf auf einen größeren behauen ausschauenden Block zog und ihren Weg einen ziemlich großen Haufen Stein herauf fortführte.


    "Eigentlich...", brummte Vala, dem das Klettern sogar Spaß machte, weil es seinen viel zu müßig gewordenen Körper endlich mal wieder außerhalb des eigenen Bettes auf ein Maß beanspruchte, das ihm den Schweiß aus den Poren trieb, "..ist es vollkommen gleichgültig wo wir sind, denn wir sind immernoch auf der occidentalen Seite des Nilus, was.... uff.... bedeutet, dass wir NICHT da sind wo wir eigentlich hinwollten!"


    Sirius schwang sich gerade auf einen weiteren Block und hielt Ausschau nach einer Möglichkeit die nächste große zu erklimmen, was er mit dem Blick von jemanden machte, der es gewohnt war große Dinge zu erklimmen: "Ich bin mir sicher, du wirst es nicht bereuen, Dominus."


    "Ich sehe bisher nur, dass wir uns SCHON WIEDER mit einem Haufen Gestein befassen, der wievielte ist das jetzt?", protestierte Vala, der sich fragte warum bei Loki er sich immer wieder auf sowas einließ, "Steine die aussehen wie Leute mit... ächz... Tierköpfen! Tiere mit Menschenköpfen! Verdammt viele Säulen... uff... habe ich schon erwähnt WIEVIELE VERDAMMTE SÄULEN ich mir ansehen musste? Jetzt... nicht so schnell... ich... mein BEIN, du verdammter Steingeist! Ich fordere... Pause! JETZT!"


    "Gleich, Dominus! Gleich sind wir da!", rief Sirius, der im Nebel zu verschwinden drohte, als er sich eine weitere Stufe hinaufarbeitete, "Man hat es mir genau beschrieben!"


    "Wer hat dir was beschrieben?", schickte Vala gereizt mit ein paar Flüchen hinterher.


    "Ein alter Mann an der Sphinx! Du wirst schon sehen..."


    "Der alte Mann, der mich angesehen hat als würde er mich fressen wenn er es.. ARGH?", keuchte Vala in den auf einmal lichter werdenden Nebel hinein, als er sein anscheinend doch noch nicht ganz ausgeheiltes Bein bei einem Fehltritt über Gebühr belastete, "Ich dachte, das wäre ein Rezept für Erbsenmus gewesen?"


    "War es nicht.", schallte es von weiter oben zurück, und Vala konnte nach einem Moment angestrengten Suchens auch seinen Sklaven wieder erkennen, den Schmerzen in seinem Bein zufolge unerreichbar weit fort.


    "Sicher hat er beschrieben, wie man einen Römer am effektivsten dazu bringt sich selbst zu meucheln.. man schleppt ihn einen riesigen Steinhaufen hinauf und wirft ihn dann hinunter."


    "Ganz im Gegenteil, Dominus. Und du bist kein Römer."


    "Bin ich doch..."


    "Bist du nicht... beeil dich."


    "Bin ich doch! Kehre ich nach Rom zurück, werde ich Senator der Stadt Rom! Uff...", stöhnte Vala, dem es langsam aber sicher zuviel wurde, "Wie kann ich Senator der Stadt Rom sein, aber kein Römer?"


    "Weil mehr dazu gehört als eine Würde innezuhaben, mit denen schon der Divius Iulius seine Gegner traktierte in dem er Barbaren aus dem Westen zu Senatoren machte."


    "Sehr witzig.. also hatte ich Recht, ihr wollt mich umbringen! Das war es, was der Mann zu dir sagte!"


    "Nicht ganz, Dominus, nicht ganz.", tauchte schließlich Sirius vor ihm auf, auf einem Felsen sitzen und gen Nordosten deutend, "Er hat mir etwas beschrieben, was selbst ein Barbar wie du dir nicht entgehen lassen darfst."


    "Aha...", ächzte Vala ein letztes Mal, als er sich neben seinem Sklaven auf dem kalten Stein niederließ und hastig nach dem Trinkschlauch griff.


    "Dominus."


    "...was?"


    "Schau hin!", insistierte Sirius, und lenkte den Blick seines Herrn weg von sich und ihrem Treiben hinaus zu dem, was Vala wohl seinen Lebtag nicht mehr vergessen würde.


    "Bei den Göttern!", entfuhr es Vala bei dem Anblick, und unwillkürlich ließ er den Trinkschlauch von den Lippen fahren, vollkommen unbedacht des sich weiter ergießenden kühlen Nass, "...das... das...."


    "...sind verdammt viele Steine, sehr richtig."



    "Aaaaaaaaaaahja... sehr schön. Toll toll. Beeindruckend. Wirklich sehr beeindruckend. Bravo, bravo.", murmelte Vala, die Arme hinter dem Rücken verkreuzt und mit Blick in den Himmel durch die Säulen irgendeines Konstrukts in Memphis laufend.


    "Ja, es ist ein Wunder, ein wirklich unfassbares Wunder, das man nur hier in Aegyptus sichten kann..", säuselte Sirius mit einer Stimme, die Vala irgendwie an das verliebter junger Frauen erinnerte.


    "Oh, ja, wirklich. Großartig... vor einer Stunde noch goß es aus vollen Amphoren, und jetzt scheint die Sonne als wäre nichts gewesen. Wirklich... eh... beeindruckend.", antwortete Vala mit einem heftigen Nicken, den Blick weiter mit augenscheinlicher Begeisterung in den Himmel gereckt.


    Bei diesen Worten blieb Sirius stehen, senkte den Blick und sah seinen Herrn deutlich irritiert an: "Amphoren? Sonne? Ich meinte die Säulen!"


    "Oh, tatsächlich?", hielt Vala ertappt inne, senkte den Blick ein wenig zu den umgebenden Säulen, die ein ganzes Areal erfüllten, und versuchte so interessiert wie möglich dreinzuschauen, "..ich natürlich auch."


    "Diese unglaublich feingearbeiteten Schriftzeichen und Symbole... die sind älter als die ewige Stadt selbst! Was sie wohl bedeuten?"


    "Offensichtlich keine Anleitung zur Errichtung eines ewigen Reichs, das steht fest..."


    Es war nicht nur eine leichte Note des Vorwurfs, die sich in der Stimme seines Sklaven zeigte: "..das Reich der Aegypter hat Zeiten überdauert, die unvorstellbar für den heutigen Menschen sind."


    "Der heutige Mensch stellt sich vor allem vor, dass das Reich der Römer sein Leben überdauert!"


    "Der heutige Mensch sollte sich definitiv mehr dem zuwenden, was vergangene große Kulturen hervorgebracht haben, dann würde er verstehen, was ihm bevorsteht!"


    "Der heutige Mensch hat vor allem dem Eindruck, dass diese großen Kulturen vor allem vergangen sind."


    "Will der heutige Mensch begreifen, wie er selbst zu einem nennenswerten Teil des irgendwann auch vergangenen großen Reichs wird, so muss er verstehen, was die bereits vergangenen ausgemacht hat!"


    "Der heutige SKLAVE sollte vor allem aufhören das zu zitieren, was ihm Linus und Damio eingeprägt haben, um mir damit die ganze Zeit in dieser Provinz auf den Geist zu gehen!", senkte Vala schließlich den Blick und spießte Sirius förmlich mit seinem Blick auf.


    "Der heutige Sklave weist jegliche Verantwortung dafür von sich. Außerdem war es nur Linus... Accius Damio war der Meinung, du solltest dich eher römischen Studien widmen.. was ich persönlich... schau die Säulen!"


    "Wunderbar!", klatschte Vala in die Hände, und wandte sich dem Weg zu, den sie hierhergekommen waren, "Sirius, mir ist das scheiss egal. Können wir uns also das weitere Bestaunen von aufgeschichtetem und beschnitztem Stein sparen, und uns auf das wesentliche konzentrieren? Wann findet das Treffen mit dem... Magister... Duumvir... wie auch immer sie den Ortsvorsteher hier nennen... statt?"


    "Menenashte, Sohn des Moteph. Sag allerdings Motephmose. In der Hora... du wirst es eh vergessen, und ich werde dich eh daran erinnern. Da lang...", brummte Sirius, dem gerade ein Tag voll spektakulärer Ansichten versaut wurde.


    "Nun, wenn du das sagst... wo hab ich auch meinen Kopf?", säuselte Vala, dessen Laune mit der Aussicht auf ausfallende weitere komisch behauende Steine und die Großartigkeit einer Kultur von unfähigen Regenten und längst toter Menschen rapide anstieg..


    "Soll ich es wirklich sagen?", hakte Sirius verdrieslich nach, die Arme trotzig vor der Brust verschränkt, jede Säule und jedes behauene uralte Monument in sich aufsaugend, wohlwissend, dass er wohl nur einmal in seinem Leben die Chance bekommen würde derart großartige Schaffenkraft zu besichtigen. Selbst wenn dies in Anhängerschaft eines Domus war, der Kultur nicht erkannte wenn man ihn damit verprügelte.

    "Nein, sicherlich nicht. Bei einer solch süßen Überraschung würde ich mich selbst einen Toren schelten müssen, würde ich auf Vorwarnung bestehen.", schaltete Valas Hirn bei dem Augenaufschlag der Glicia automatisch auf Bändelmodus um, was nicht nur Sirius insgeheim die Augen verdrehen ließ, "Dort draußen geht die Sonne unter, und unerwarteter Weise ging sie in meinen eigenen vier Wänden wieder auf... wollen wir uns nicht setzen?"


    Dadurch, dass sie bereits in kleinerem Umfang bewirtet worden war, entfiel das Frage-Antwort-Nachfrage-Geplänkel, und so orderte Vala sich mit kurzer Geste selbst stark verdünnten Wein, um sich kurz darauf im Schein bereits angezündeter Lampen auf der Kline gegenüber der Frau seines aktuellen Begehrs wieder zu finden.


    "Was man mir indes hätte ankündigen können ist der Regen, mit dem der Norden der Provinz in dieser Zeit aufwartet... ich habe mit allem gerechnet, nur nicht damit, und muss zugeben, ebenso überrascht über das Wetter zu sein.. Aegyptus die Wüste entpuppte sich schnell als Aegyptus das Sumpfland. Aber wie es scheint, scheinen die Wüstenblumen auch bei Regen zu blühen..."


    Das Geräusch eines Klatschens drang von außerhalb in das Triclinium, und Vala stockte nur einen Augenblick mit dem Griff nach seinem Becher, wusste er doch genau wovon dieses Geräusch stammte. Zu oft durfte er die spezielle Klangresonanz der Stirn seines eigenen Sklaven beguthören, und zu oft gerade in solchen Situationen. Es war immer das gleiche...

    "Ach, ja....", sprach Vala mit amüsiertem Schmunzeln nachdem er den Personenverkehrsstau in der Tür des Officiums beobachten durfte, und nahm mit gemütlicher Langsamkeit die Füße vom Schreibtisch um die Begrüßung seines Freundes entgegen zu nehmen und umso herzlicher zu erwidern: "Wir haben dich schon für tot gehalten, schließlich kam aus Rom die Nachricht, dass man dich benannt und bereits herbeordert habe. Aus Germania warst du abgereist, in Rom anscheinend nicht einen Moment lang und sonst nirgends aufzufinden... ich habe auf Geheiß des Legaten bereits in Rom um Ersatz für dich ersucht... vielleicht solltest du deinen Brötchengeber wissen lassen, dass du noch lebst und deine Aufgaben hier wahrnehmen kannst. Erspart dir und mir einige Unannehmlichkeiten."


    Mit diesen Worten und einem gespielt tadelndem Blick raffte Vala sich auf, füllte einen weiteren Becher mit Wein und hielt ihn seinem Freund mit einem Seitenblick auf Sirius hin: "Umso schöner allerdings zu sehen, dass du weder vom Mare verschluckt wurdest noch von Wegelagerern einen Kopf kürzer gemacht... achja... wie schmeckt dir dieser Wein?"