Beiträge von Titus Duccius Vala

    Sein Hausstand war beinahe vollkommen krepiert oder geflüchtet. Das Domus des Tribunus Laticlavius war heuer nicht mehr als eine leere Hülle für das, was einmal voller Leben gewesen war. Den anderen Tribuni war es mit ihren Hausständen kaum anders ergangen, und so traf man sich dieser Tage oft um überhaupt einigermaßen standesgemäß dinieren zu können. Die Gespräche an diesen Abenden waren meist belangloser Natur, und wenn das Thema auf die Geschehnisse in Mantua kamen, dann waren es nur kurze Anekdoten nachdem jeder schwieg. Es konnte auch nicht die Rede von Heldentaten und großen Herausforderungen sein, die man mit seinen Männern gemeistert hatte. Die älteren Offiziere waren da kaltschnäuziger, aber die jüngeren zeigten sich mehr oder minder offen mitgenommen von dem Anblick ihrer Soldaten die von unsichtbarer Hand dahingerafft wurden.


    So war auch die Riege der Oberen der Legion von angespanntem Ernst erfüllt als man sich heute beim Truppenappell einfand. Der Anblick der versammelten Soldaten, ordentlich in Reih und Glied aufstellt hatte nach wie vor etwas, was Valas Blut in Wallung versetzen könnte. Wäre er nicht immernoch von einer Mattigkeit erfüllt, die nur entfernt an ein Lebensgefühl erinnerte. Es waren weniger, als noch vor fast zwei Jahren. Nicht viel weniger, aber merklich. Die Legion hatte nicht geblutet, sie war im Siechtum darnieder gelegen. Und dennoch hatte sie diese Prüfung bestanden, mal wieder. Wer wollte schon aufgeben, wenn man den parthischen Horden widerstanden hatte, oder die Ordnung der Res Publica gegen tyrannische Usurpatoren verteidigt?


    "Ich werde dann die Maßnahmen einleiten, sobald ich wieder in Rom bin.", schloss Vala das Thema ab, um auf die Frage des Legaten gleich daran anzuschließen, "Das wird sich selbstverständlich danach richten, wann ich hier entbehrlich geworden bin. Ich will keine halben Sachen zurücklassen.. allerdings habe ich natürlich Mittel und Wege, auch in Abwesenheit meine Position in Rom deutlich zu machen. Hoffe ich zumindest.."
    Was bedeutete: es würde verdammt stressig, sobald er in Rom war, und verdammt teuer, solange er es nicht war.


    "Eh...", hielt Vala einen Moment irritiert inne, bevor er sich seiner eigenen Worte entsann, "..ich meinte ein Donum, kein Donativum, entschuldige. In Form von Lebensmitteln, die den Männern nicht jeden Tag zur Verfügung stehen. Gerade jetzt müssen die Männer wieder zu Kräften kommen."


    Sim-Off:

    Sind sie nicht. Meine sind's.. bzw. waren's... und der Gebrauch im IR. Schreit nach nem Wiki-Artikel.


    Anaximander
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    Er musste zweimal hinsehen bis er erkannte, dass die junge Frau tatsächlich gekommen war. Nicht, dass ihre Person leicht zu übersehen wäre, allerdings war Anaximander im ganzen Warten ein wenig müde geworden und beinahe eingenickt. Etwas, das unverzeilich war, wollte man sich nicht mit zertretenem Brustkorb in der Gosse wiederfinden.


    Ein kleiner Pfiff sollte eigentlich genügen, um das Weib auf ihn aufmerksam zu machen.


    "Salve, junge Frau.", schmunzelte Anaximander, während er selbst aus dem Schatten trat, "Dir scheint es wirklich ernst zu sein, was den besonderen Fisch angeht.. wenn du mir folgen möchtest? Keine Angst, ich führe dich später wieder hierhin. Jedoch ist es hier zu gefährlich um über das zu sprechen was du wissen willst..."
    Was folgte war eine kleine Odyssee durch die verwinkelten Gassen dieses Teils der ewigen Stadt, wo jede Ecke einzigartig war und es dennoch tausende derer gab. Nach einigen Minuten gelangten sie zu einem alten Haus, zu dem er ihnen Zutritt verschaffte. Nachdem er drei kleine Öllampen entzündet hatte, lächelte er der blonden Frau zu und wies auf eine Wand im Raum. Auf sah man zahlreiche Abbildungen, mit Kohle in den Putz getrieben, die wie Kinderbilder eine Geschichte abbildeten. Im Zentrum der Bilder befand sich jedoch ein mit ebenso geringfügiger Kunstfertigkeit ein gezeichneter Fisch.


    "So, da wären wir. Erkennst du irgendetwas von diesen Bildern wieder? Aus den Erzählungen von deinem Freund vielleicht?"



    SKLAVE - MEMMIA ASCINIA

    "Für mich sind die Worte Synonym, mein Patron.", lächelte Vala müde, "Allerdings habe ich noch keinen Namen, der allzu viele der von mir um Unterstützung gebetenen Männer tatsächlich erscheinen ließe. Noch habe ich ein eigenes Heim, das solchen Zwecken zur Genüge gereichen würde. All das baue ich mir allerdings gerade auf... aber es wird seine Zeit dauern, Vinicius. Du kannst dir allerdings versichert sein, sobald ich in der Lage bin derartigen Standards zu genügen wirst du einer der ersten sein, die von mir persönlich zu einer solchen Gegebenheit eingeladen werden."


    Wobei das Erreichen derartiger Standards für Vala noch in ungeahnter Ferne liegen würde. Den Namen konnte er sich vergleichsweise billig machen. Aber der Kauf einer repräsentativen Casa würde seine Finanzen in unglaublichem Maße überstrapazieren.

    "Sehr schön.", nahm Vala äußerst knapp die Worte des Sacerdos zur Kenntnis und kam gleich darauf zur Sache: "Der Legat der Legion möchte ein großes Opfer zu Ehren des Apoll und der Schutzgötter der Stadt ausrichten um dafür zu danken, dass die Seuche von der Stadt genommen wurde. Ich meine hiermit: ein GROSSES Opfer. Die Legion und ein großer Teil der noch in der Stadt weilenden Bevölkerung wird daran teilnehmen, entsprechend aufwendig muss auch das Opfer sein."
    Wobei Vala bei der Oppulenz des zu werden Opfers natürlich vorrangig an den Gott dachte, und dann erst an den Effekt auf die Massen. Ein noch so pompöses Opfer würde kaum etwas bringen, wenn es nicht angenommen wurde. Allerdings gab es auch da Möglichkeiten.


    "Und da das Opfer ein ebenso großes Symbol für die Männer der Legion und der Bevölkerung der Stadt sein wird, ist es unumgänglich, dass dabei nichts schief läuft.", sprach's und meinte damit implizit, dass man dafür Sorge trug, dass das Opfer sichtbar und vor allem hörbar als angenommen deklariert wurde, egal wie der Gott letztlich drauf sein würde. Ein kleiner Beutel mit geschnittenen Goldmünzen verdeutlichte Valas Ansinnen.


    "Die Tiere werden von uns organisiert. Welche Art wären denn dem Gott von Gefallen?"


    "Wie du wünschst, Legatus.", notierte Vala sich die Details, "Ich würde zudem gerne, wenn ich wieder in Rom bin, auf eigene Kosten ein Donativum für die Männer der Legion und eine Brotspeisung für die Menschen in Mantua organisieren." Er musste nicht extra ansprechen, dass er damit auch wahlkampftaktische Effekte erhoffte, das verstand sich von selbst.


    Galeo Catonius Marathus. Hatte er diesen Mann bei seiner Kandidatur zum Vigintivirat besucht? Nein, hatte er nicht. Vielleicht sollte er das ändern, der Mann verfügte laut Damio über zahlreiche Verbindungen in die dunklen Gassen der Subura, die wiederum über zahlreiche Verbindungen in die hellen Gassen der feineren Viertel verfügten. Wäre vielleicht eine gute Möglichkeit, das Netz noch etwas feiner zu spinnen.
    Derlei Gedanken waren es die Vala umtrieben während er in der Trauergesellschaft mit betont ernstem Blick der Prozession zum Verbrennungsplatz folgte. Nicht, dass ihm der Tod des Praefectus Classis nichts bedeutete. Mit ihm fiel ein wichtiges Bindeglied zwischen einer sehr einflussreichen Gens und einer de facto einflusslosen Gens weg. Andererseits kam Vala ins Grübeln... waren die Decimi so einflussreich? Die Acta hatte schon vor dem Tod des Magnus über den Bedeutungsverlust geschrieben, den der Stamm des Decimus in den letzten Jahre durchlebte, und der Tod eines ranghohen Ritters war heuer sicherlich kein Zuckerschlecken. Andererseits konnte die Gens Decima sich über zehn Dekaden in einer tiefen Höhle verkriechen, und sie hätte wahrscheinlich immer noch mehr Einfluss als die von einem barbarischen Stammesführer abstammenden Duccii. Was die ganze Rechnung viel einfacher machte.


    Und auch das betroffen Dreinschauen während der Bestattung.

    Etwas irritierte es Vala schon seine sonst so beherrschte Tante nun so gefühlsduselig vorzufinden. Nicht, dass er einen gewissen Bonus ob des Todes ihres Gatten anrechnete, aber in dieser Zeit starben die Menschen schneller als sie lebten, und generell: der Tod war allgegenwärtig und ein ständiger Begleiter des Menschen. Zumindest war es für Vala so. Allerdings zeigte er das nicht, sondern nickte einfach nur gekonnt mitfühlend dreinblickend. Reinen Met konnte er seiner Tante auch einschenken wenn sie sich wieder gefangen hatte. Und dann auf wichtige Dinge wie die Wiederverheitung zu sprechen kommen. Solange das Weib Kinder gebären konnte, war sie auch gewinnbringend zu verheiraten. Vielleicht wieder an einen Decimus? Nein. Oder doch? Vala grinste innerlich als er sich bei dem Gedanken ertappte, schon ins geschäftliche abzudriften wenn die kalte Hülle des Decimus immernoch wenige Räume entfernt vor sich hinruhte.


    "Er war Soldat.. natürlich hätte er es nicht gewollt, und ich bin mir sicher, dass du diese Herausforderung als Frau unserer Sippe mit Bravur meistern wirst."


    Kein Wort über die Kinder. Die Kindheit war für Vala ein Zustand, den man mit Lebenserfahrung am besten so früh wie möglich beseitigte, um aus den Bälgern lebensfähige Männer und Frauen zu machen. Der Tod ihres Vaters war da nur eine von vielen Prüfungen.


    "Werden viele Gäste zur Bestattung erwartet? Dein Mann war ein Kriegsheld, sicherlich werden einige alte Freunde kommen.", fing er so arglos wie möglich ein weiteres Gespräch an, dass ihm gleichzeitig den Nutzen etwaiger Informationen bieten würde.

    Wäre Sirius dagewesen, hätte dieser die Information über den Verwandtschaftsgrad wahrscheinlich sofort abgespeichert, um sie bei Bedarf seinem Herrn ins Ohr zu flüstern. So allerdings durchlief die Information Valas persönlichen Bewertungsturnus, und wurde schnell in die Kategorie 'Musst du nicht wissen.' abgestempelt. Für die nächsten paar Tage wäre das sinnvoll zu wissen, danach nicht mehr. So nickte er nur einmal mitleidvoll und schickte dann mit einer knappen Handbewegung den Sklaven mit der Tabula von dannen, er würde sich später weiter den Kopf über seine Rede zerbrechen.


    "Ich stehe bequem, danke.", lehnte Vala ab, der sich sitzend sowieso viel unbehaglicher fühlte als er es im Stehen tat. Und natürlich kam die Frage nach seinem Wahlkampf, die er mit einem schiefen Lächeln beantwortete, "Mehr schlecht als Recht. Bei meiner Wahl als Vigintivir haben die Senatoren in mir noch den niedlichen Außenseiter gesehen, und ich hab vielerlei Unterstützung von Männer bekommen, die sich wohl einen lauen Spaß daraus machten den Abkömmling von Peregrinen ins Vigintivirat zu wählen. Jetzt, wo klar wird, dass der Außenseiter es tatsächlich ernst meint wird es auf einmal viel schwerer die Leute von mir zu überzeugen... oh, jammere ich da gerade?"


    Mit einem neckischen Lächeln zuckte er schuldbewusst die Schultern, suchte mit dem Blick nach einer der allgegenwärtigen saftschubsenden Sklaven, fand aber keinen. Wahrscheinlich hatte alle genug mit der Vorbereitung der Bestattung zu tun. Was Valas Kehle nicht weniger trocken machte.


    "Eh.. lass es mich so zusammenfassen: er ist anspruchsvoller als noch vor drei Jahren."

    Brocculus die Rübe
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    "Brocculus mag Frau.", brummte der kleine quadratische Mann, der in mittellangkurzfristiger Zeit vielleicht einmal eine Waffe in die Hand nehmen würde, um im Namen Titus Duccius Valas Karriere in einer der vielen Arenen der Stadt zu machen. Es war das erste Wort, das der Mann gesprochen hatte seitdem Vala ihn erstanden hatte, und so blieben sowohl neuer Herr als auch der renitente Sklave des neuen Herrn ruckartig stehen, um den Mann erst kritisch anzublicken und dann seinem Blick auf die Bühne des Titus Tranquillus zu folgen. Vala hatte den Sklavenhändler in einer nervenaufreibenden Zeremonie soweit runtergehandelt , dass er sich nicht selbst ruinierte. Dafür aber den Sklavenhändler, sein Mitleid mit diesem hielt sich jedoch in Grenzen. Wahrscheinlich hatte er ihm einen Gefallen damit getan. Auf jedenfall gehörte ihm jetzt ein Sklave, der nicht so aussah als wäre er besonders kräftig, dafür jedoch besonders hungrig. Eigentlich hatte Brocculus wirklich etwas von einer Rübe. Von einer ziemlich dummen Rübe. Aber einer Rübe, die hoffentlich anderen Gemüsesorten den Schädel einschlagen würde.


    Sirius
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    "Ach was?", grinste Sirius, der heute einen formidablen Tag hatte und dies ohne jeden Skrupel auf den Nerven seines Herrn auskostete, "Na dann, Brocculus, kaufen wir sie dir!!! _1000 SESTERZEN IM NAMEN TITUS DUCCIUS VALAS!!!!_"


    Eben ausgerufener Titus Duccius Vala hatte sich im Hinterteil einer jener Frauen festgeglotzt, die anscheinend der östlichen Mode frönten, und brauchte so erst einmal einen kurzen Moment um festzustellen, dass es hier um ihn ging. Beziehungsweise um sein Geld. 1000 Sesterzen und Titus Duccius Vala vertrugen sich in diesen Tagen nicht allzu gut, und entsprechend fassungslos war auch der Blick, den Vala seinem Sklaven schenkte. Sowieso: er würde im Traum nicht darauf kommen sich eine weibliche Sklavin zuzulegen. Noch dazu keine schöne. Sowas lenkte viel zu sehr ab. Gerade wenn man derart anfällig für weibliche Reize war, wie Vala es sich selbst ankreiden musste.


    "Bist du... bei Wodans... du elender... was bei Loki????", zischte Vala, sichtlich um Fassung bemüht, und starrte Sirius auf eine Art und Weise an, die töten würde. Wenn sie könnte. Konnte sie aber nicht. Was Sirius einfach nur gönnerhaft zurücklächeln ließ: "Formidable Idee, Dominus! Dieses Weib ist so jung wie schön und sicherlich eine Zier für dein Umfeld, ich bin beeindruckt von derart weitsichtiger Expertise! Das mit der Sprache ist sicherlich ein Manko, aber unser Brocculus wird ihr da sicherlich helfen können! Schau dich um, die ganzen Leute... spiel einfach mit, wenn du dich nicht blamieren willst!"


    "Brocculus helfen können!", brummte die Rübe mit einer Sicherheit, die von außerordentlichem Selbstbewusstsein auf dem Gebiet der Sprachakquise zeugte, und Sirius dazu hinriss ihm zuversichtlich die Glatze zu tätscheln: "Sicher doch, wer würde schon daran zweifeln?"


    "Das.. wird Konsequenzen haben!", zischte Vala noch einmal zwischen zusammengepressten Lippen hervor, bevor er sich fing und einigermaßen gekonnt selbstzufrieden in Richtung Tribüne glotzte. Er würde einfach darauf würfeln, dass ihn noch jemand überbot. "DIESES WEIB IST FREI GEBOREN? WELCHEM VOLK ENTSTAMMTE SIE?"

    Sirius
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    "Einen GLADIATOR?", murrte Sirius, der treudoof und ausnahmsweise mal stocknüchtern seinem Herrn über einen der vielen Mercati der Stadt hinterhertrottete, "Vala... Alrik... DOMINUS!! Ich bitte dich! Wofür brauchen wir einen Gladiator? Für das Prestige solltest du dir lieber einen griechischen Lyriker oder so zulegen.. irgendetwas, was den artes bonorum entspricht... aber einen Gladiator? Solltest du vorhaben, deinen Ruf als togisiertem Barbaren zu festigen, so wäre das jedoch genau das richtige."
    Es war nicht die Sorge um den Ruf seines Herrn, der Sirius zu so derartigem Widerstand gegen das Vorhaben seines Herrn führte, sondern schlicht die Sorge um seinen eigenen Vorteil. Der Wahlkampf hatte seinen Herrn quasi ruiniert. Mehr als das, säßen sie nicht immernoch in der Casa Prudentia, weil sein Herr sich mit der Hausherrin außerordentlich gut verstand, so säßen sie nun auf der Straße, und Vala müsste seine Verbündeten und Feinde unter die Brücken des Tiber einladen. Und jetzt kam er mit einer solchen Metidee an!


    "Würdest du es einem Abkömmling von Peregrinen abkaufen, wenn dieser plötzlich Sabellus und Tibulus zitieren lässt? Oder irgendwas von den Hellenen? Dafür, dass du mir dein.."


    "Die Bemühung würde sicherlich honoriert!", insistierte Sirius, der genau wusste, dass sein Herr sich einen feuchten Marderdreck um die schönen Künste scherte, und sie nur als Zeitverschwendung betrachtete, "Ein Abkömmling von Barbaren der dem Lichte der römischen und griechischen Dichtkunst entgegenstrebt. Das hat doch was?! Die bauchzerreißende Komik des Plautus! Die sophoklische Tragik! Die fantastische Rhythmik im Meter der Worte der ovidischen Phaenomena! Und wo wir gerade dabei sind: die Liebeskünste über die Ovid schreibt wären dir sicherlich auch zuträglich!"


    "Findest du, ich habe da Nachholbedarf?", war die konternde Frage, die so sehr nach Falle stank, dass sie Sirius' Nase nicht nur beleidigte sondern sich auch gleich wimmernd in einer Ecke verkriechen ließ. Ein hastig nachgeworfenes "Neeeeeeeein, nein! Wie könnte ich nur? Das wäre doch, als würde man Perikles vorwerfen im Geiste ein Einfältiger und mit den Worten ein tumber Narr zu sein! Eh... die FINANZEN! Richtig... wir sind pleite, wusstest du das schon?"


    "Ich werde nach Mogontiacum schreiben, um um mehr Geld zu bitten!", wischte Vala den Einwand weg, um sich ein Exemplar von Daker anzusehen, dem man durch die Augen geradewegs bis auf den Hinterkopf schauen konnte. Aber der Kerl war ein Hühne, jung und hatte mehr Muskeln im Hals als Sirius im ganzen Körper.


    "Die Ausbildung! Und der Unterhalt? Und sowieso! Das kann deine Familie garnicht alles zahlen...", näselte Sirius, der sich von dem Anblick sichtbar angewidert gab.


    "Wird sie auch nicht müssen. Ich habe.. Freunde ..in Rom.", winkte Vala sowohl den Einwurf seines Sklaven als auch das schleichende Angebot des Sklavenhändlers ab. Natürlich tat er so, als wäre ihm die Ware nicht gut genug... letztlich aber war sie einfach weit über seinem Budget.


    "Die sicherlich besseres zu tun haben als dich zu fördern. Immerhin müssen sie sich erst einmal selbst fördern!", quäkte Sirius, der mittlerweile Lunte roch. Er kannte seinen Herrn zwar keine halbe Ewigkeit, aber doch lange genug um die kleinen Zeichen und Hinweise genau mitzubekommen. Und genau deshalb deutete er auf einen kleinen schäbigen Stand, an dem genau ein vollkommen heruntergekommen ausschauender Mann eine Gestalt anpries, die man mit sehr viel Fantasie und nochmehr Boshaftigkeit als potentiellen Gladiator bezeichnen konnte. "DA! Der da... ich glaube, genau DAS ist unser Mann!"


    Valas Blick wanderte von einem beeindruckenden und für ihn unbezahlbaren Exemplar zu dem von Sirius gemeinten Stand. Ein Stirnrunzeln folgte, als er erkannte was Sirius genau meinte: "Willst du mich zum Narren halten?"


    "Dominus, wie könnte ich?", soufflierte Sirius mit einem gewinnenden Lächeln, "Ich bin absolut überzeugt, dass dieser Mann genau das ist was du suchst! Was kann er, guter Mann, und wieviel soll er kosten?"


    "Dieser Mann kann unsere Sprache!", jammerte der Sklavenhändler, den man gut und gerne für einen Teil des elenden Angebots halten könnte, "Und er kostet fünfhundert Sesterzen!"


    "Dass er unsere Sprache kann, versteht sich ja wohl von selbst..", brummte Sirius hörbar verstimmt, "Ich meine: was für Fähigkeiten hat er? Kann er kämpfen? Ist er stark? Was hat er vorher gemacht?"


    Während Sirius den Sklavenhändler anging, um sofort die Details zu klären sah Vala sich den angepriesenen Kerl erst einmal genauer an. Aus den Augen sprach keinerlei erkennbarer Intellekt, aber von dieser Sorte hatte er heute schon einige gesehen. Allerdings glomm hinter den Augen dieses Mannes ein seltsamer Funke, den Vala sich nicht erklären konnte. Bei den anderen blickte man wie gesagt direkt auf den Hinterkopf, aber hinter den Augen schien etwas zu stecken, das nichts mit Intelligenz gemeinsam hatte. Vom Ort einmal abgesehen.
    Der Kerl war kein Riese. Er war nicht einmal das, was man als von normaler Größe bezeichnen könnte. Und dazu war er untersetzt, um nicht dick zu sagen. Wieviel Kraft schlummerte in diesem massigen Körper?


    "Ehm... er kann unsere Sprache!", wiederholte der Sklavenhändler einer Panik nahe, "Und das sogar recht gut! Sag etwas... na los... sag etwas!"


    Brocculus die Rübe
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    Es dauerte eine Weile, bis der Kopf des kompakten Mannes mit unendlicher Langsamkeit nach links wanderte, um den Sklavenhändler fragend anzublicken. Dieser wiederholte die Aufforderung, und erst als sie ein drittes Mal gestellt wurde, wanderte der Kopf wieder zurück zu dem großen Kerl. Man konnte dem Kerl ansehen, dass es in ihm arbeitete, allerdings schaffte er es dabei nicht allzu nachdenklich auszusehen.


    "Ich bin Brocculus.... die Rübe!"


    "WUNDERBAR!!!", rief Sirius begeistert über soviel natürliche Dummheit aus, "Den nehmen wir!"


    "Das entscheide immernoch ich..", brummte Vala, der sich ob des Preises den Kerl zumindest einmal genauer anschauen sollte, "...eh... warum nennt man dich so, Brocculus?"


    "Brocculus mag Rüben."


    "Ich bin hingerissen!", lachte Sirius.


    "Na, ich weiß nicht... kannst du kämpfen, Brocculus?"


    "Wenn Brocculus keine Rübe, Brocculus böse!"


    "Ein absoluter Glücksgriff, dominus! Mehr kann ich dazu nicht sagen... ein absoluter Glücksgriff!"


    "Das ist doch eine Farce...", brummte Vala, der kaum glauben konnte, dass er in dieser Lage steckte! Quaestor! Tribun der ersten Legion! Und trotzdem mit den Finanzen so sehr am Ende, dass er sich tatsächlich in Erwägung ziehen musste diesen Klotz zu kaufen, wenn er sein Ziel erreichen wollte.


    "Ich weiß...", flötete Sirius, "...aber eine verdammt lustige."

    "Ich werde entsprechende Anweisungen geben.", schloss Vala den Vorstoß in Sachen Urlaub auf dem Lande ab.


    Die Frage des Legaten irritierte Vala allerdings, was er auch ziemlich deutlich zeigte: "Opferherr? Ich werde den Cerberus tun und mich selbst anstelle des Legaten als Opferherr gerieren. Ich möchte nur die Organisation des Opfers selbst leiten, das ist alles. An die Durchführung hab ich keine Sekunde gedacht, das würde ich... Kompetenteren überlassen. Also den Sacerdotes der Templa.. und dir."


    "Einige Contuberniae die zur Nahrungsbeschaffung immer wieder die umliegenden Vici und Villae abgrasen haben vollkommen verlassene Rus vorgefunden.. oder solche, deren Bewohner mittlerweile die elysischen Felder bestellen und von unseren Leuten zügig verbrannt wurden. In Anbetracht der Krise wurden vom Duumvir Cluentius und den ihm verbliebenen Magistrati die Erbschaftsmeldungen ausgesetzt. Bis das wieder in Gang ist, tun wir den Erben vielleicht noch einen Gefallen... und ich würde mich lieber mit ein paar klagenden Erben auseinandersetzen als mit einer hungernden Stadt. So fern meine Sichtweise...", klärte Vala seinen Vorstoß außerhalb der Stadt auf, auf Anregungen oder Kritik seines Kommandeurs wartend.


    "Antreten lassen im Castellum, sehr wohl.", notierte Vala innerlich, wobei ihm dann gleich eine andere Idee kam, "Sobald die Lage sich wirklich entspannt hat, und wir keine neuen Krankenzahlen bekommen würde ich ein großes Opfer an Apoll und die Schutzgötter der Stadt ins Auge fassen um dafür zu bitten, dass das auch so bleibt. Ich würde... mich gerne persönlich um das Opfer kümmern."


    Die Frage nach den Soldaten, die sich besonders hervorgetan hatten war schon schwieriger zu beantworten, und so nahm Vala sich einige Sekunden des Nachdenkens bevor er einige Männer aufzählte, von denen er wusste, dass sie überlebt hatten und sich hervorgetan hatten. Dazu zählte ein Tiro, der bei der Bestattung der vielen Toten standhaft geblieben war als andere umgekippt waren. Oder ein Centurio, der es geschafft hatte seine Centurie trotz großer Ausfälle immernoch maßgeblich an der Sicherstellung der Wasserversorgung in den abgelegeneren Stadtteilen teilnehmen zu lassen. Ein Legionär, der gerade in der Hochzeit der Seuche die Häuser der Stadt aufgesucht hatte und sich so einem horrenden Risiko ausgesetzt hatte, nur um der Stadt zu zeigen, dass die Legion für sie da war, wurde auch von den Männern hoch gehandelt.


    "Und da wäre noch der Primus Pilus. In meiner Zeit im Lazarett hat wurde von ihm gesprochen, als hätte er Plünderer in der Stadt eigenhändig hinausgeworfen... und einer seiner Männer, der wohl seine Jungs aus dem brennenden Haus gebracht hatte. Ich weiß seinen Namen allerdings nicht, aber der Iulier wird da sicher mehr wissen.", zählte er weiterhin auf, "Nicht zu vergessen der Medicus Sextus Taurea, der im Lazarett großartige Arbeit geleistet hat und den Männern viel Mut mit seinem Wirken."


    "Selbstverständlich.", nickte Vala seinen ersten Befehl nach seiner quasi-Wiedergenesung ab und verschwand nach der Bitte wegtreten zu dürfen um genau diesen Auftrag zu erfüllen. Dazu brauchte er allerdings erst einmal Informationen, welche Cohorte ihre Centuria in welche Contubernia aufgeteilt wo und wie welchen Dienst verrichten ließ, wie die Ausfälle aussahen und wie die Ausrüstung. Als er so in seinem improvisierten Officium, dass er sich mittlerweile mit einem anderen Tribun teilen musste, über den Plänen brütete, kam es ihm vor als hätte er einen Monat krank darnieder gelegen, und nicht nur knapp eine Woche.
    Und auch machte ihm das Denken immernoch arge Scherereien, weshalb er sich einen Scriba mehr zu Hilfe nahm um die Aufgabe zu lösen. Am Ende stand ein Dienstplan, der dreimal Gegengelesen wurde und immernoch recht brauchbar schien. Auch wenn sich kaum verhindern ließ, dass manche Contubernia weniger Freizeit bekamen als andere.


    Als er wieder im Officium des Legaten stand, hatte Vala auch alle Hände voll damit diesem den neuen Dienstplan zu erläutern: "Die Centuria die außerhalb der Stadtmauern bei den Massengräbern Dienst tun werden nicht ausgetauscht um weitere Ansteckungen nach dem Abflauen der Infektionen nicht zu provozieren. Dafür werden sie auch die ersten sein, die auf's Land geschickt werden. Es gibt einige verlassene Villae Rusticae die zur weiteren Ernährung der Stadt in ein paar Monaten wichtig sein werden und deshalb nicht vernachlässigt werden dürfen. Wenn mehrere Contubaerniae auf diesen ihr Werk verrichten dürfte es gleichzeitig der Sicherstellung der späteren Ernte dienen und dabei genug Freizeit für die Soldaten abfallen ihre geschundenen Geister zu entspannen." Was folgte war die Einteilung der aktiven Teile der Legion nach Beanspruchungsgrad, die in einem mehr oder eher minder ausgeklügeltem Rotationsprinzip die Stadt für einige Tage verlassen würden.


    "In neun Tagen wäre die Rotation dann abgeschlossen, und die Truppe könnte versammelt antreten. Nun stellt sich mir nur die Frage, wo du mit der Truppe sprechen möchtest. In der Stadt, um auch den Zivilisten, mit denen wir in den letzten Wochen gut zusammengearbeitet haben, deine Worte zukommen zu lassen, oder im Lager?"


    Zitat

    Original aus den Gesetzen der Stadt Rom
    (3) Die Gründung und das Führen eines Betriebes ist Sklaven untersagt. Mitglieder des Exercitus Romanus und des Cultus Deorum dürfen nur dann einen Betrieb führen, sofern ihr persönlicher Status zumindest der eines Ritters ist.


    Ich würde mir das noch einmal überlegen. ;)