Beiträge von Titus Duccius Vala

    Kaeso Curtilius Otho
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    "Ich habe in meiner Zeit so einige Krüppel zu echten Soldaten des Reichs geformt..", klingelte die Stimme Othos aus der Ferne in Valas Ohren, "..aber du setzt dem ganzen die Corona auf. In die Hosen gemacht haben sich die Legionäre reihenweise, als sie gehört haben, dass es in deinen verdammten Busch ging. Germania! Dass ich nicht lache... wenn mir dieses Elend anschauen muss, tuen mir die Kröten leid, die gegen deinesgleichen ihr Leben gelassen haben!"


    Vala, mal wieder am Boden, konnte vor Schmerzen eine Antwort nur leise stöhnen. Wie lange hatte der Curtilier ihn nun geschunden? Zwei? Zwanzig? Zweihundert Stunden? Wenn Vala das Gefühl hatte, dass die Schmerzen mittlerweile verschwunden und/oder abgeklungen waren, die ihm die mutische Tortur auf Monate hinaus zu einem eigenen perversen Lebensgefühl gemacht hatte, so hatte Otho keine fünf Minuten gebraucht um ihm das Gegenteil zu beweisen. Keine halbe Stunde um ihm das Gefühl zu geben tot zu sein. Und keine Stunde, um ihm das Frühstück noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Am Ende hatte Vala, mal wieder, das Gefühl zu sterben. Dummerweise konnte er sich dieses Mal nicht darauf verlassen auch wirklich ins Gras zu beißen, sondern war sich einer unmenschlichen Bleibe des Schmerz schon fast sicher.


    Otho wollte aus ihm einen Soldaten machen, wie er seinen Ausführungen nach "dem römischen Ideal auch nur annähernd entspricht, was das höchste ist was man mit einem solchen gottverdammten Barbaren anstellen kann". Dabei setzte er vor allem Wert auf körperliche Ertüchtigung, und Vala bekam wieder einmal schmerzhaft vorgeführt wie sehr die Tätigkeit als Politiker seiner körperlichen Subtanz zugesetzt hatte.


    "Weiber zu besteigen ist eine Sache..", fuhr der alte Veteran mit hohnerfüllter Stimme fort, "..aber einer römischen Legion zur Ehre zu gereichen und eine Rotte von wahren Römern zum Sieg zu führen braucht verdammt nochmal mehr als eine filzige Lupa mit dem Gladius zu kitzeln."


    Eine penibel genagelter Stiefel trat auf Valas schwach daliegende Hand, und mit einem bitteren Grinsen neigte sich Otho zu seinem gemarterten Schützling hinab: "Wenn ich es nicht schaffe, aus dir einen anständigen römischen Soldaten zu machen, so wird man dich in dem nächsten kleineren Messerstecherei umbringen. Und du kannst mir glauben, das ist etwas, was ich mir sicherlich nicht nehmen lasse."


    "Natürlich.", brummte Vala knapp als er dem Scriba die Ernennungsurkunde in die Hand drückte, um sich während seines Wartens ein wenig im Officium umzusehen. Wenn die Officii der Verwaltungsinstanzen in Rom schon puritanisch waren, so setzte dies hier noch einen oben drauf. Gefiel ihm, der er noch nie etwas mit großartiger Statusrepräsentation anfangen konnte. Während er hier herumstand schweiften seine Gedanken weiter ab..

    Von den Wachsoldaten hierhergelotst, erschien Vala im Vorzimmer des Legionskommandanten, die Ernennungsurkunde in seiner Hand schwenkend.


    "Salve, mein Name ist Titus Duccius Vala. Ich bin der neue laticlavische Tribun der ersten Legion. Man hat mich hergeschickt um die erste Einweisung zu bekommen."

    Fünf Tage auf einem Pferderücken. Fünf Tage durch das winterliche, also klatschnasse Italia. Fünf Tage in den Norden, also jeden Tag etwas kälter.
    Vala fühlte sich, als hätte die Stadt ihn weichgemacht. Sich daran zu erinnern, dass er solcherlei Trips früher ohne zu Murren weggesteckt hatte, machte die Sache auch nicht wirklich erträglicher. Als er die Stadttore Mantuas erreicht hatte, war ihm als hätte er die Tore zu einer besseren (weil Fußgänger-)Welt durchschritten. Nachdem er ein Zimmer in der hiesigen Taberna bezahlt hatte, um sich einen Moment auszuruhen und sich in einen vorzeigbaren Zustand zurück zu versetzen, einen Happen zu Essen zu sich genommen und sich ein Bild von der Stadt gemacht hatte, ohne die Eindrücke dabei durch eine Rüstung zu verfälschen, hatte er sich schließlich, zu Fuß, mit seinem Pferd auf den Weg zum Castellum gemacht.


    Die Heimatlegion hatte ein Castellum, das durch eiserne Disziplin in herzeigbarem Zustand gehalten wurde, zumindest war es das, was Vala so auffiel. Und: man sah dem Trutzbau an, dass er schon längere Zeit nicht mehr für das genutzt worden war, wofür er erdacht wurde. Vala reihte sich in die lange Schlange von Marketendern, Huren, Garbrätern, Tagelöhnern, Bittstellern und anderem Zivilvolk ein, um sich bis zur Wache durchzuarbeiten.


    "Salve Miles.", grüßte Vala den Mann lockerer Hand, "Mein Name ist Titus Duccius Vala, ich bin der designierte laticlavische Tribun der ersten Legion, hier ist meine Ernennungsurkunde..."
    Während Vala an einer Lederrolle rumfriemelte, um die Urkunde hervorzuziehen wurde er fast von einem rumpelnden Wagen zur Seite geschoben, der von zwei Ochsen unermüdlich in das Lager gezogen wurde, wäre er nicht im letzten Moment einen Schritt zur Seite, "..eh... hier. Ich will nicht erwarten, dass der Legionslegat sich sofort Zeit für ich nimmt, aber für jemanden, der mir mein Quartier zeigen könnte wäre ich dann doch dankbar."


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    TITUS DUCCIUS VALA


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XIII KAL DEC DCCCLX A.U.C. (19.11.2010/107 n.Chr.)


    ZUM
    TRIBUNUS LATICLAVIUS
    der LEGIO I TRAIANA


    Den hier kannte er noch nicht, was Vala schon etwas überraschte. Schließlich war er oft genug hier, entweder um der Dame des Hauses die Aufwartung zu machen (weil man ihn oder sie dazu gezwungen hatte), oder um mit dem einzigen vinicischen Consular in Rom zu sprechen.


    "Salve, ich bin Titus Duccius Vala.", stellte Vala sich so gezwungener- und ungewohntermaßen, "Ich bin gekommen um Vinicia Sabina meine Aufwartung zu machen."

    Es war stockfinstere, nur vom schwachen Licht des Neumondes durchbrochene Nacht. Das Treiben in der Casa Prudentia war der Stille gewichen, die es in Rom nicht gab. In Rom war es nie still, und in einem großen Domus wie dem prudentischen schon garnicht. Und doch war da diese schon fast andächtige Ruhe.. die nur vom zweimaligen Quietschen der Tür gestört wurde, die in das Zimmer der Hausherrin führte. Sie waren allein. Wie so oft in den letzten Wochen, Monaten, in denen der Hausherr als vollkommen absent zu beschreiben war. Vala fragte sich, warum er nicht schon früher daran gedacht hatte. Nun aber war er hier.


    Das Zimmer der Domina war wie er es wartet hatte schlicht, aber gemütlich. Das Fenster zum Hortus ließ das schwache Licht des Mondes ein, und wenige Öllampen erleuchteten das Zimmer in einer Art und Weise die mehr verbarg als preisgab. Es dauerte einen Moment bis sich Valas Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, und als sie es taten hielt er sich nicht lange mit der Einrichtung auf. Da war sie, saß in einem bequemen Sessel und beschäftigte sich mit Handarbeit. Ganz die römische Matrona, das Ideal, das sich soviele waschechte Römer ins Haus holten.. und dabei soviel verschwendeten.


    In den ersten Momenten regte sich niemand von ihnen. Sie blickte Vala mit ihren schönen Augen an, und Vala blickte zurück. Sekunden verstrichen so, in der beide nur einander anblickten, bis Vespa ihre Handarbeit zur Seite legte, und so betont würdevoll aufstand wie man es von ihr erwarten konnte. Und dies war der Augenblick, in dem Vala ihr genau das nehmen würde.. mit wenigen schnellen Schritten war er bei ihr, zog sie mit kraftvoller Bestimmung an sich und zwang sie schon fast zu einem stürmischen Kuss während er ihren fragilen Körper an den seinen drückte und so binnen eines kurzen Augenblicks das ganze Verlangen ausdrückte, das sich in ihm binnen des Tages.. ach quatsch... der letzten Wochen angesammelt hatte.

    Nachholbedarf. NACHHOLBEDARF! Valas Es brach schon un Jubelstürme aus! Das war doch einmal eine Ansage! Nachholbedarf! Hah! Und wie er nachholen würde! Das war... moment... mitten im Jubel unterbrach das Es und blickte zusammen mit dem Ich und dem Über-Ich die Aelia ungläubig durch den Augentunnel an.
    Außen manifestierte sich die Überraschung darin, dass Vala fast der Becher aus der Hand gefallen war, so überrumpelte ihn die Frage.


    Wie, was verstand er von.. was?


    "Eh...", ächzte Vala, der immernoch nicht recht glauben wollte, dass IHM gerade DIESE FRAGE gestellt wurde. Was verstand er von den Befriedigungen dieser Gelüste durch Genuss? ER WAR VALA!!! Der germanische Herr Juan! Der Rennfahrer auf den Kurven der Weiblichkeit! Der König von Plumpistan! Der Bezwinger jeder Keuschheit! Zerstörer hunderter Keuschheitsgelübe! Herrscher über soviele feuchte Träume!
    V wie Verheißung!
    V wie Verlockung!
    V wie Verführung!
    V wie Versuchung!
    V wie VERDAMMT GUT IM BETT!!!
    Den frage man doch nicht einfach, was er zu bieten hatte! Genauso gut konnte man einen steinernen Adonis fragen wie es um seine Standhaftigkeit bestellt war.
    Vala war perplex. Ehrlich und wahrhaftig einfach nur perplex. Und in seinem Stolz gekränkt. Er vertrat die Auffassung, dass man ihm sofort ansah was er einer Frau zu bieten hatte. Und so dauerte es eine Weile, bis er sich wieder fing um in das altgewohnte Lächeln zurückzufallen: "Das, werte Vespa, würde doch dem ganzen die Spannung rauben, oder nicht? Die Spannung ist doch das, was einen Reiz daran ausmacht, es auszuprobieren."


    So aus der Reserve gelockt, blieb Vala nichts anderes als der momentane Rückzug. Es hier umzusetzen wäre eh undenkbar. So erhob er sich mit einem entschuldigenden Lächeln..


    "Ich würde mich freuen, es dir beweisen zu dürfen, Vespa. Aber nicht jetzt, und nicht hier. Erwarte mich heute Nacht..", diesen Worten ließ er noch einen sehr eindeutigen Blick an ihren Konturen entlang folgen, bevor er sich mit einem verschwörerischen Lächeln aus dem Officium zurückzog.

    Kurz vor seiner Versetzung nahm Vala noch einen kurzen Anstandsbesuch auf sich, um einer gewissen Person für eine ganze Zeit lang Lebewohl zu sagen, und so stand er nach getaner Tagesarbeit auf der Schwelle der Villa Vinicia... und klopfte an.

    Vala hatte sich zum letzten Mal in seinem Leben in den Sessel hinter dem Schreibtisch geflezt und blickte Lupus undeutbar an während dieser ihm einen von Ursus erzählte. Den impliziten Vorschlag der Fürsprache quittierte er nur mit einem Blick der recht deutlich machte, was er davon hielt von Lupus für blöd verkauft zu werden. Er würde sich diesen Gefallen solange aufsparen bis es etwas gab, was er sich nicht selbst würde erarbeiten können. Die Frau des Aureliers hatte er schon kennengelernt, ansehliches Weib mit Kurven die Spaß versprachen. Allerdings würde das in einem Castellum wohl unpraktisch werden. Er wischte den Gedanken beiseite, oder besser: verschob ihn auf später, um sich wieder auf die Aufgabe zu konzentrieren die ihn erwartete... nachgiebig, weich, gemäßigt, hält sich aus Ärger raus.


    Unwillkürlich bildete sich das Bild eines patrizischen Waschlappen vor ihm, so hatte er den Mann bei ihrem ersten und einzigen Treffen garnicht eingeschätzt. Interessant zu wissen, auf jeden Fall. Warum man so einen wohl eine Legion leiten ließ?


    "Nun gut...", sprach er dann so unspeziell wie frei, "..das reicht mir, meinen Dank. Gibt es sonst noch etwas, was ich für dich tun kann?"

    "Das bedeutet dann wohl, dass sie nicht zu verachten ist...", brummte Vala ohne den sich echauffierenden Lupus in seinem Gebaren ernster zu nehmen als ein quengelndes Kleinkind. Sein Entschluss stand fest, allerdings würde er noch warten müssen.. immerhin rechnete er jeden Tag mit seinem Marschbefehl nach Mantua. Apropos..


    "Was anderes... dieser Titus Aurelius Ursus, inwieweit steht ihr zueinander? Was ist das für ein Mensch? Kann man ihm trauen?", was selbstverständlich rein rhetorische Fragen waren. Bei der Hochzeit des Aureliers war Lupus nicht zugegen gewesen, und daher hatte er auch keine vorhergehenden Informationen über den Legaten der Prima einholen können, oder zu dessen Verhältnis zu seinem... was auch immer.
    Nichts, was man nicht ändern konnte.

    "Wer halbe Sachen macht, stirbt.", war Valas kurze wie sehr präzise Zusammenfassung seines Standpunkts dazu. Was allzu klar wurde, wenn man im germanischen Busch um sein Überleben kämpfte. Wer nicht alles gab, starb. Wer auch nur einen Moment nachlässig war, starb. Wer sich zurückhielt, starb.
    Man könnte meinen, Vala war so etwas wie Kriegstraumatisiert. Auch wenn er das nie im Leben zugeben würde.. traumatisiert wurden auch nur diejenigen, die den Krieg immernoch als etwas fremdes betrachteten und deshalb seine Auswirkung nicht verdauen konnte. Für Vala war es vollkommen normal, wie ein großer Bruder der einem sämtlichen Ärger vom Leib hielt wenn man einfach nur tat was er von einem wollte. Dass er sich dadurch selbst den Ärger vom Leib hielt, auf diese Idee kam Vala nicht. Und dass er sich damit immer wieder neuen einbrockte.


    "Ja, ja...", winkte Vala das Lob seines Nachfolgers weg, er wusste, dass er gut war. Das musste man ihm nicht noch extra sagen. Er deutete auf die beiden zusammengeklappten Tabulae: "Das hier ist der Fall Marcus Aurelius Corvinus. Und dies der Erbfall Flavia Celerina. Wenn du einen Blick hinein wirfst, wirst du schnell feststellen dass in deiner Sippe.. Gens nicht alles nach Plan lief. Celerina hat Corvinus nicht mit einem Satz in ihrem Testament erwähnt. Und Piso kriegt alles. Du kannst dir vorstellen, ich habe schon sämtliche Möglichkeiten in Erwägung gezogen dies Erbe zu verhindern. Geht aber nicht.. das Erbe von Corvinus selbst ist, nun, sagen wir denkwürdig. Haufenweise kleinere Erbschaften, Lapalien größtenteils. Und den großen Batzen bekommt Aurelia Prisca."


    Er ließ diese grobe Zusammenfassung der Erbangelegenheiten in Lupus' Familienkreis erst einmal eine Zeit wirken, sollte der Aurelier doch selbst auf die Schlüsse kommen die sich Vala schon zuvor aufgedrängt hatten. Dann fiel ihm aber doch noch etwas ein..


    "Diese Prisca.. wie sieht die eigentlich aus?"

    Ka-tschingg. Valas Es grinste seine beiden Mitunterbewusstseinsbestandteile breit an und sprach in einer sehr britannisch klingenden Zunge: "Now we're talkin'."


    Für Vala machte es das allerdings keinen Deut einfacher. Die Aelia schien zumindest zu riechen wo die Hütte brannte, und gab den Ball einfach souverän an Vala zurück ohne auch nur annähernd den Versuch zu machen selbst voranzupreschen. Was ja irgendwie IMMER so war. Frauen! Weiber! Feminae! Eine wie die andere... lass den Kerl machen, dann kann Frau sich am Ende immernoch rausreden. Oder auch nicht.


    Und wie brachte man sowas voran, ohne allzu plump zu werden?
    "Warum liegt hier denn Stroh?", sagte Vala natürlich NICHT. Der Kalauer hatte nur ein einziges Mal in seinem Leben funktioniert, und das war in einer alten Hütte in Germania gewesen. Lustige Geschichte, das..
    Hier allerdings galt es andere Maßstäbe einzuhalten. Subtil, nicht allzu explizit und doch immer auf das eine gerichtet.


    "Oh ja, das können wir sicherlich.", lächelte Vala nonchalant, "Ich kann mir allerdings auch vorstellen, dass dein Leben sicherlich von manigfalten Anstrengungen geplagt ist, die dir kaum Zeit lassen für Genüsse an denen sich eine Frau ergötzt."

    "Er hat sich vom tarpeischen Felsen geworfen..", murmelte Vala mehr zu sich selbst als denn als wirkliche Antwort auf das Nichtgesagte, bevor sein Kopf zu Lupus ruckte und sein Blick den neuen Vigintivir unbestimmbar anfunkelte: "Nemi? Selbstverständlich.. ich habe die Flavia selbst geschändet. Und das viele Blut vergossen. Vergiss nicht, ich bin Germane. Es liegt mir im Blut Römer zu meucheln... und ihre Frauen zu schänden." Auch wenn er eigentlich einen Witz hatte machen wollen, es gelang ihm nicht so wirklich es witzig klingen zu lassen. "Ich habe mit euren Göttern keinen Zwist. Und sie nicht mit mir, so es scheint. Soll dieser Piso also wettern wie er möchte.. er wird es nicht mehr lange tun."


    Mit geistesabwesendem Blick stapfte er zu dem Regal hinüber und griff die beiden letzten verbliebenen Erbschaftsakten heraus, die noch offen waren.


    "Seine Frau wird mir keinen Ärger machen. Sie gehört mir. Sie gehören alle mir, wenn ich sie einmal gehabt habe.", sprach er so trocken wie humorlos, als wäre es das selbstverständlichste der Welt davon über den Besitz von Frauen zu sprechen. Seine Lippen zeigten dabei nicht einmal den Anflug eines Schmunzelns, seine Augen waren ernst. Er hätte genauso gut davon erzählen können sich eine neue Stute gekauft zu haben. Oder eine Herde.

    "Pflanze?", sah Vala seinen Nachfolger verdattert an, mit einem Blick der sehr deutlich machte für wie bescheuert er diese Idee hielt, "Wie kommt gerade jemand auf diese Idee, der die Naturgeister normalerweise auf Armlänge von sich weghält, in dem er seine Bleibe so sehr mit Steinen bedeckt, dass nicht einmal der kleinste Irrwicht sich darin noch einen Fleck Grün zum Verweilen finden könnte?"
    Die Sache mit dem Weib winkte Vala nur gelangweilt weg. Ein Mosaik. Ein Mosaik hatte keinen Titten, es zeigte sie nur. Und Vala hatte nichts übrig von Titten mit denen er nicht spielen konnte. Anstarren. Das war wie laden und nicht schießen. Außerdem hatte weibliche Nacktheit die Angewohnheit ihn vollkommen aus dem Konzept zu bringen. Im Haus eines bedeutenden Senators hatte er mitten im Satz die Unterhaltung vergessen, in der er sich gerade befand, weil der Anblick einer Venus ihn doch arg in Beschlag nahm. Sehr peinlich. Und nicht wiederholungsdürftig.


    Die Reaktion auf Piso war dann doch etwas ausführlicher als Vala es erwartet hatte. Sehr viel ausführlicher. Zu. Ausführlich. Dabei war das mit dem Erbe nicht einmal wirklich relevant. Vala hätte sich schon arg in seinem Verbündeten getäuscht, hätte dieser nicht ein gewisses materielles Interesse an den Tag gelegt. Viel interessanter war jedoch das, was er über seine Verlobung zu berichten hatte.
    "Ach, wollte er das?", grollte Vala, den das nicht wirklich überraschte, seinen Entschluss den Flavier im Tiber zu ersäufen allerdings in Zement goss, "Ich habe seinen besten Freund umgebracht. Zumindest denkt er das. Und dessen Frau ermorden wollen. Dabei fiele mir bei dem Weib einiges ein, nur nicht ermorden."
    Was erstunken und erlogen war, aber irgendwie zu ihm passte, und somit einen guten Grund darstellte es zu sagen. Wie sollte er auch rechtfertigen können jedes Weib mit genug Schönheit und Stand flachzulegen, das ihm in die Hände kam, bei Axilla aber nicht einmal annähernd auf den Gedanken zu kommen? Es war desolat... und passte nicht in das Konzept, das Vala von sich selbst hatte. Also wurde es geleugnet..

    "...findest du alle Fallakten, die dir zugeteilt worden sind. In mein, also dein Officium nimmst du all jene Akten mit, die du öfter konsultieren musst. Also die komplizierten Fälle.. da sind wir auch schon.", ertönte es vor der Officiums, als Vala seinen Amtsnachfolger vom Archiv mit den gesammelten Fällen zu seiner eigenen kleinen Kemenate brachte. Die Tür quietschte, als Vala sie aufschob, und dahinter offenbahrte sich ein Musterbeispiel germanischer Gründlichkeit: Aufgeräumt war untertrieben.


    "Du hast Glück, mich als Vorgänger zu haben. Der Mann, der die Sachfälle vor mir bearbeitet hat, ein gewisser Iulius Centho, hat so dermaßen geschlampt, dass ich fast die Hälfte seiner Fälle nachbearbeiten durfte, weil sich der Kerl nicht die Mühe gemacht hat auch nur einen Fall aufzuzeichnen.", brummte er, dem ein deutliches Missfallen bei der Erinnerung an seinen Amtsantritt auch jetzt noch ins Gesicht geschrieben stand, "Ich selbst hinterlasse dir nur zwei offene Fälle, und für die solltest du mir auch dankbar sein. Flavia Celerina und Marcus Aurelius Corvinus. Ich bin mir sicher, du weißt, was du mit denen anfangen musst..."


    Ein letztes Mal ging Vala an den kleinen Decktisch um zwei Becher mit Wasser zu füllen und einen seinem... Alliierten... Verbündeten... einstweiligen Freund in die Hand zu drücken.


    "Die Sache hängt in der Luft. Offiziell habe ich das Erbverfahren erst vor wenigen Wochen eröffnet, die hundert Tage sind also noch nicht allzu weit fortgeschritten. Mach was draus'.", murmelte er nicht allzu laut, die Wände der Curia Iulia waren nicht unbedingt das, was man Lauschsicher nennen konnte, "Dummerweise schloss dies auch ein, dass ich dem Bruder deines Weibs, Flavius Piso, auch eine entsprechende Fristverlängerung gewährt habe. Was eigentlich ganz und garnicht in meinem Ansinnen liegen würde. Soll er sich am Geld erfreuen, früher oder später wird er an seinem eigenen Blut ersticken."

    Es gab weniges, das Vala im Tändel mit den Töchtern der Venus nicht schon erlebt hätte. Manche waren gekonnte Spielerinnen, die sich im zwischengeschlechtlichen Reigen so würdevoll behaupteten wie der Divus Iulianus es in der Politik getan hatte. Dann gab es solche, die so blauäugig und naiv waren, dass es Vala beinahe (aber eben nur beinahe) Leid tat sie auf's Kreuz zu legen. Und dann solche, die sich voll und ganz der Göttin verschrieben und eher IHN auf's Kreuz legten als umgekehrt.


    Aber Frauen, die mit Sätzen wie Ich danke dir für deine mich lobenden Worte. auf seine Avancen reagierten, verwirrten Vala. Nein, sie schockierten ihn bis auf's Mark. Weil er nicht die geringste Ahnung hatte, was das eigentlich bedeuten sollte. War das eine verschachtelte Abfuhr? Eine verschachtelte Zusage? Eine verschachtelte Naivität? Er wusste es nicht... und so ratterte es in Valas Zentralmembran, die sich eiligst anstrengte irgendwas intelligentes auf diese Sache zu erwidern. Ich, Über-Ich und Es diskutierten darin intensiv über die Deutung des Satzes. Es dürfte nicht verwunderlich sein, dass das Es schließlich noch einen zweiten Versuch bekam, etwas konkreter zu werden.


    "Das tun sie nicht, Aelia, immerhin haben die Götter mich mit Augen gesegnet die mich sehen lassen was vor mir ist. Und ich darf ohne Untertreibung betonen, dass dein Sein tatsächlich nicht weniger wie als wunderschön zu beschreiben ist.", soufflierte Vala mit einem leicht anzüglichen Lächeln, "Und bei all den Großzügigkeiten, die ich hier im Hause genießen darf, sollte es doch auch an mir sein, einmal zu fragen ob es nicht auch in meiner Macht liegt der Hausherrin von Nutzen zu sein, ihr einen Wunsch zu erfüllen oder ein Verlangen zu stillen."

    Tach,


    1. Tiberius Caecilius Metellus ist im Moment de Facto auf längere Zeit abwesend. Ich bin mir nicht sicher, ob er in adäquat kurzer Zeit antworten kann.


    2. Gaius Caecilius Metellus ist eine historische Person aus der Zeit Sullas.


    Nur zur Info.. :)


    Gruß,
    V

    Es war nicht so, dass Vala sich mit den Göttern nicht verstand. Ganz und garnicht, man könnte sein Verhältnis zu den Göttern eher als abgeklärt betrachten. Wie jeder einigermaßen berechenbare Mensch opferte er vor allem den Göttern wenn er etwas wollte. Und wenn er längere Zeit zufrieden war, was selten vorkam, dann opferte und betete er vor allem um den Draht nicht abreißen zu lassen.


    Heute zum Beispiel war Theiwaz dran, oder Mars, wie die Römer ihn nannten. Früher hatte Vala so gut wie jeden Tag zu Theiwaz gebetet, besonders in den Zeiten in denen man davon ausgehen musste am nächsten Tag vom Feind geweckt zu werden, egal wer das zu der Zeit nun auch immer gewesen war. Natürlich hatte er auch zu den anderen gebetet (nur an Wodan hatte er sich nie alleine getraut, der war einfach ein zu großer Brocken für einen kleinen Wurm wie den jungen Vala), Frigg um das Mädel von letzter Nacht eben NICHT schwanger werden zu lassen, Donar für gutes Wetter und Frija für Essen.
    Frija war ihm nicht allzu hold gewesen, Donar erwies sich jedes Mal als doch sehr launisch und Frigg... nun, in den meisten Fällen hatte er nie erfahren ob er sich nun erfolgreich fortgepflanzt hatte oder nicht. Oft war das Mädchen sowieso kurz danach verreckt, wie so viele andere. Und wenn er es schon geschafft hatte Nachwuchs zu zeugen der mitsamt Mutter überlebte hatte sich normalerweise schon wer anders dem Mädchen angenommen. Und er lebte noch, was darauf schließen ließ, dass Theiwaz einen gewissen Narren an ihm gefressen hatte.


    Er hatte alle zehn Männer, die er erschlagen hatte (was selbstverständlich maßlos übertrieben war. Drei waren sowieso kurz vorm Verrecken, vier hatte er nicht alleine erschlagen und die drei anderen hätten beinahe IHN umgebracht und nicht umgekehrt), dem Kriegsgott geweiht. Vor jeder Schlacht (oder eher: Scharmützel) hatte er sich mit anderen an Theiwaz gewandt um Beistand zu erbitten, und im Gegensatz zu vielen anderen hatte der Kriegsgott Vala verschont. Warum auch immer. Oft genug war Vala Hel von der Klinge gesprungen, die Götter schienen sich wirklich einen Scherz mit ihm zu erlauben.


    Nichtsdestotrotz: er fühlte eine gewisse Verpflichtung gegenüber dem Kriegsgott, auch wenn Theiwaz ihm in seiner Funktion als Politiker nicht großartig helfen konnte: man dachte aneinander.


    "Oh grooter Diwaz..", rief Vala den Kriegsgott in der Sprache seiner Ahnen an (er kam garnicht auf die Idee, es hier in Rom anders machen zu müssen, wenn er sich eh schon sein ganzes Leben darin an ihn gewandt hatte), nachdem er von einem Tempeldiener entsprechend gereinigt wurde (denn das war irgendwie überall gleich. Kein Volk betrachtete es als tolerabel wenn man die Götter mit dreckigen Pfoten anrief), "..Vadder d's Krigs, do Wachdr ü' Rekt u' Sitt, dä do oppasst op de Krigr u' de Thing, di roop ik a un' opper ditte Vieh."


    Das winselnde rotpelzige Stück Hund, in dessen Fell sich Valas Hand unnachgiebig gegraben hatte wurde mit einem Ruck vorgezogen und auf den dafür vorgesehenen Platz gezerrt, wo ihm mit wenigen gekonnten Handgriffen der Garaus gemacht wurde.


    "Sta mi bi inne Sett vonne Kamp un' Strit, sta mi bi inne Sett vonne Pine un' Lid, sta mi bi u' to winne' op mine Fiende! Groote Diwaz, ik roop di a', neem ditte Opper an un' gunn mi dine Schuul. Wi et war', un' wie et ewe sine so'."


    Jetzt galt es. Die Römer hatten die seltsame Angewohnheit, ihren Opfertieren in die Gedärme zu gucken um festzustellen ob der angerufene Gott das Opfer auch angenommen hatte. Das war für Vala recht befremdlich, aber keine unüberbrückbare Hürde. In seiner Heimat hätte er dem Vieh einfach die Kehle durchgeschnitten und es dann in einem See oder einem Moor versenkt. Hier gab es weder das eine, und beim anderen hätten ihn die Vigiles sicher verhaftet wenn er die städtischen Teiche mit toten Tieren besetzte.
    Er öffnete der toten Töle einfach die Bauchdecke und warf einen Blick hinein, ohne wirklich zu wissen worauf er achten musste. Was hatte der alte Sack nochmal gesagt? Unregelmäßigkeiten? Wie bei Loki sahen denn die regelmäßigen Innereien aus?
    Diese Frage klärte sich relativ fix: von innen sahen alle Viecher gleich aus, ob Mensch oder Tier. Und Vala hatte schon haufenweise menschliche Innereien betrachten dürften, meist nicht freiwillig, und Theiwaz sei Dank noch nie seine eigenen. Ein Gefriemel war das, nicht mehr feierlich.. nun wünschte er sich doch ein Moor dabei, was war das hier? Eine verdammte Schlachterei? Nun.. wenn der Gott es hier so wollte, würde er es bekommen. Fragte sich nur, ob Theiwaz, oder Mars, oder Teutates, oder wie-auch-immer dieses Opfer überhaupt annahm... und wodurch er es Vala zeigen würde.