Beiträge von Titus Duccius Vala

    "Natürlich, was sonst? Die Arbeit.", äzte Vala und äffte seinen Freund in Mimik und Gestik nach, "Das ist auch alles, woran ihr Römer denken könnt.. entspann dich mal. Außerdem hör auf dich selbst mit Schmutz zu bewerfen. Du bist nicht emotionslos, weil du nicht schon jede x-beliebige Ische in Rom bestiegen hast, sondern du hast noch nicht jede x-beliebige Ische in Rom bestiegen, weil du emotionslos bist. Aber, lieber Freund, ich kann dir da Abhilfe leisten... es gibt einen Weg aus deiner Misere, und ich werde dir gerne am uralten Wissen meines Volkes teilhaben lassen, damit auch dein Gladius nicht mehr ungebraucht vor sich hinrostet."
    Er rückte mit verschwörerischer Miene an Sermo heran, wischte deren wehleidiges Dozieren über Macht und Einfluss mit einer lockeren Handbewegung und einem "Papperlapapp!!!" beiseite, und legte den Arm auf dessen Schulter, um ihn mit gewichtigem Ausdruck im Gesicht flüsternd zu erklären, wie er sich denn wohl den Frauen nähern könne: "Also, Sermo, hör mir ganz genau zu... das Geheimnis zum Schoß der schönsten Frauen von Stand ist, und glaub mir, der Stand ist wichtig, man will sich ja nicht irgendwas auf die Lanze pflanzen, wer will sich schon mit einer kleinen Bäckerstochter abgeben oder gar mit einer Sklavin, also, wo war ich? Achja... das Geheimnis zum Schoß der schönsten aller Frauen ist:


    ...


    ...


    sei ein Barbar."



    Mit zufriedenem Grinsen nickte Vala, die Arme nun vor der Brust verschränkt und die Last der Welt scheinbar von sich geworfen. Dann machte er ein nachdenkliches Gesicht... zog die Stirn kraus, warf einen Seitenblick auf seinen Freund. Blickte wieder nach vorne. Zog die Stirn noch krauser. Blickte wieder auf Sermo, und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: "Oh... oooooooooooh... oh... das tut mir jetzt leid. Also, wirklich, Sermo... das... das hab ich nicht gewusst. Oh mann. Das mir das jetzt erst auffällt. Du... du bist ja garkein Barbar. Okay... ehm... das bedeutet nichts. Nicht anfangen zu weinen, bitte, fang nicht an. Das kriegen wir hin... ehrlich."
    Verzweifelt blickte er seinen Nebenmann an, mit viel Mitleid im Blick, legte die Hand auf dessen Schulter und nickte ihm dann Mut machend zu: "Glaub mir... ich mach aus dir einen richtigen Barbaren, und dann wird alles gut."

    Sie war sein. Zumindest glaubte Vala das in diesem Moment. In seinem Innern jubelte das Es und scharrte mit den Füßen auf dem Boden, bereit, die Kontrolle zu übernehmen. Doch etwas fehlt. Etwas fehlte noch zu Valas Glück.


    Sie erwiderte den Kuss, und einige Momente lang waren die beiden nur ein Knäuel aus Mündern die sich gegenseitig umklammerten wie Ertrinkende in einer See voll Haie. Vala hielt sie fest, aber nicht ZU fest, an sich gedrückt, die Augen im Kuss fest geschlossen und sich einfach auf das Gefühl konzentrieren, dass dieser erhebende Moment der Eroberung bei ihm auslöste. Nein, Vala ging alles andere als emotionslos zugange, auch er hatte Gefühle. Nun.. ein paar, zumindest. Und eine schöne Frau in den Armen, ihre Reaktion auf seine Nähe spürend, wie sie sich ihm hingab, ihren Duft, das Gefühl von ihrer Haut auf der seinen. All das löste durchaus Gefühle in ihm aus. Er war glücklich, in diesem Moment war alles wie weggeblasen. Er war einfach nur glücklich.


    Und wie ein glücklicher Kerl nunmal so ist, gibt er sich nie zufrieden mit dem was er hatte. Vala wollte mehr. Während seine Lippen die ihren liebkosten, ohne darauf zu verzichten auch ihr Gesicht und ihren Hals mit Zärtlichkeiten zu bedecken, wanderte Valas eine Hand von ihrer Taille abwärts, fordernd, mit klarem Ziel. Wie jeder. einzelne. Kerl. auf der ganzen Welt war auch Vala erfüllt von einer deutlichen Faszination für weibliche Rundungen, und die doch etwas ausgelieferte Position der Decima ließ Valas Eroberungstrip über ihren Körper zu. Streicheln, drücken, greifen, reiben... Valas Repertoire an Trockenübungen ließ nichts zu wünschen übrig. Und das, obwohl sie immernoch voll bekleidet in seinen Armen lag. Das würde sie auch bleiben, und Vala machte immernoch einen respektvollen Umweg um die weiblichen Hoheitsgebiete. Bis man ihn einlud.
    Ein wichtiger Punkt in der Art von Valas Faszination von Frauen war, dass er nichts tat, ohne dass man ihm vorher sehr klar machte, dass die Frau ihn wollte. Sie MUSSTE ihn wollen, sonst wäre das nur ein halber Spaß. Und deshalb trieb Vala die flüchtigen Liebkosungen von Seianas Körper auch bis zur Spitze... ohne wirklich die letztendliche Tür aufzustoßen. Sie reagierte auf jede seiner Berührungen, so wie Vala es auf ihre Reaktionen tat, und dieses Spiel machte es für Vala so göttlich, nirgends erhielt er mehr Bestätigung als in diesen Momenten.


    Er saß mittlerweile auf der Kline, sie fest in seinen Armen halten, und bevor seine Hände dieses Mal wieder auf dem Weg nach unten unter ihr Kleid kurz vorher wieder einen anderen, ungefährlicheren Weg einschlug ließ er sie auf gerader Strecke ruhen, und löste ihren Kuss.
    So nahe an ihrem Gesicht verharrend sah er Seiana einfach nur tief in die Augen, ohne ein Wort sagend, und sein Blick drückte nur eines aus: Verlangen. Wildes, nur unter größter Anstrengung gezügeltes Verlangen. Das Verlangen eines Wolfes, der viel zu lange an einer Kette gehalten wurde und der Blut gerochen hatte. Das Verlangen, wie es in der Natur nur zwischen Mann und Frau herrschen konnte. Er wollte sie. Hier und jetzt. Und das machte er ihr mit seinem Blick auch gerade unmissverständlich klar. Nur eines fehlte noch... eine einzige Sache.


    "Sag ja."

    Sie schloss die Augen. Der tarpejische Felsen fiel Vala in genau diesem Moment vom Herzen, als ihre Lider sich senkten und sie die Welt ein Stück von sich wegrückte. Ein ehrliches, aus innerstem Herzen und tiefer Erleichterung geborenes Lächeln schlich sich in diesem Moment auf die Lippen, als er nicht Gefahr lief, seine Maskerade aufzugeben. Sich ihr zu offenbaren. Es reichte, wenn sie das ihm gegenüber tat. Sie rückte die Welt von sich, schob sie mit jeder Winzigkeit, die sich ihre Augen schlossen, eine Meile von sich weg, und Vala war mehr als nur bereit den Platz dazwischen einzunehmen.


    Er erhob sich, sicherstellend, dass sie ihn hörte, er wollte sie nicht überrumpeln. Während er langsamen Schrittes um die Tische herum ging, die zwischen ihnen wie eine sichere Barriere gestanden hatten, warf er Sirius einen sehr eindeutigen Blick zu, der dafür sorgte, dass dieser unter Aufbietung seiner gesamten Überredungskunst die beiden mitgebrachten Sklaven davon überzeugte, dass ihre Herrin in diesem Moment absolute Privatsphäre für angemessener halten würde. Niemand sollte diesen Moment stören, auch nur durch ein leises Husten den künstlich erschaffenen Zauber zunichte machen, außerdem war Diskretion das absolute A und O eines solchen Zusammenkommens. Er hatte einiges zu verlieren, und sie hatte einiges zu verlieren. Und Vala wollte um jeden Preis verhindern, dass aus der Sache irgendwas publikumswirksames wird (:D). Dieser Moment sollte nur den beiden gehören, ohne sich eines möglichen Skandals und eines daraus erwachsenen Heiratszwangs grämen zu müssen.


    Als er bei ihr war, war nichts als das zunehmende Rauschen seiner bequemen Toga das, was verriet, dass er sich ihr genähert hatte und sich neben ihr auf die Knie niederließ.
    "Seiana.", sprach er noch einmal mit der für ihn typischen tiefen und sonoren Stimme, während er sich zu ihr überlehnte und sich ihrem Ohr näherte, bis er schließlich beinahe flüsterte, und sein mit Süßholz gepimpter Atem einige lose Haare hinter ihrem Ohr tanzen ließ, "Dieser Moment, und alle die ihm folgen gehören nur dir. Und in diesen Momenten wird alles anders sein. In diesen Momenten bist du nicht das..." Mit einer sachten und behutsamen Bewegung glitt er mit wenigen Fingern über ihre Stirn, die Haut zart und bedächtig streichelnd. Er ließ sich Zeit, wollte nichts überstürzen, er ließ vor allem IHR Zeit sich an diese erste Berührung zwischen ihnen zu gewöhnen, eine Berührung, die seine Hand weiter zu ihr streckte, mit dem Ziel die ihre zu umfassen damit sie gemeinsam sprangen. Vala war hochkonzentriert. Ein moderner Chirurg würde nicht geflissentlicher ans Werk gehen, so präzise (und mit ebenso viel Jahrelanger Erfahrung) ging der junge Germane hier vor.
    "...und du bist auch nicht das...", sprach Vala und wanderte mit seinen Fingern langsam an ihrem Gesicht herunter, ohne den Kontakt zu verlieren über ihre Kleidung nach unten, bis er die Hand schließlich flach auf ihren Bauch legte, dort, wo sich in den schlanken Gefielden das fruchtbringende Mysterium verbarg, das so viele Völker (seins eingeschlossen) anbeteten und das so vieler Frauen Glück wie gleichsam Unblück bedeutete.
    Er sprach diese Worte verheißungsvoll, als könnte er sie mit einem Fingerschnips von diesen Dingen befreien, zumindest für diese Zeit; Eindringlichkeit und Fürsorge zugleich bestimmten seinen Ton, Leichtig- und Zärtlichkeit seine Regungen, ein Zusammenspiel, das nur auf die vor ihm liegende Frau als Ziel hatte.
    "Sei anders... Seiana... und löse dich.", wanderte die finale Beschwörung schon fast leicht über seine Lippen, auch wenn aus seinen Augen eine ungesehene Konzentration sprach, "...sei das..", sprach er mit wieder etwas festerer Stimme, während er sich noch ein wenig vor beugte und betont leicht mit einem lautlosen Pfiff über ihren schlanken Hals strich und die kleinen Härchen tanzen ließ.
    "...sei dies...", raunte er, ihrem Ohr ein wenig näher als zuvor, und seine Hand wanderte von ihrer Körpermitte aufwärts zu den Erhebungen ihrer Brüste, und ohne sie wirklich zu berühren strichen seine Finger doch merkbar über den Stoff, leicht und scheinbar ohne Ziel, doch sehr bestimmt auf die Rundungen konzentriert.
    "...sei auch das...", sprach Vala mit zunehmend angespannter Stimme, mutig geworden durch den fehlenden Protest, und wanderte mit seinen Fingern wieder ohne wirkliche Berührung, aber doch merkbar an ihrer Kleidung hinab zu dem Punkt, an dem ihre Beine sich an dem Punkt vereinigten, der seit Jahrtausenden von bestimmten Völkern mit stilisierten Feigenblättern dargestellt wurde, und in seiner natürlichen Heiligkeit später durch die Rose und eine Figur, die fälschlicherweise als das Herz bezeichnet wurde. Hier wagte Vala sich nicht an die Frechheit einer offenen Berührung. Noch nicht. Hier wagte Vala, der sehr wohl von der eigentümlichen Beziehung der Frauen zu ihrem Körper wusste, aber nicht die geringste Ahnung hatte warum das so war, sich nur daran den Stoff in respektvollen Kreisen zu streicheln, es reichte vollkommen wenn sie wusste, was er meinte.
    "...und, geliebte Seiana... sei vor allem das...", sprach er mit der Inbrunst der Überzeugung, die Leichtigkeit und Schwere des seins zugleich in seine Worte legend, packte sie mit der einen Hand an der Taille, mit der anderen hinter den Schultern und zog sie mit einem Ruck in seine Arme, nur um ihren Mund keine Milisekunde später mit seinem zu verschließen. Der Kuss war innig, er war stürmisch und er fasste all das zusammen, was Vala von Seiana wollte. In einem einzigen, sehr langen und sehr intensiven Kuss.

    Selbst für einen Könner wie Vala war das hier der Moment um leicht nervös zu werden. Er hatte diese Situationen schon so oft erlebt, dass er nicht mehr wusste wie oft, und dennoch machten sie ihn ein ums andere mal nervös. Es war der Sprung von der Klippe, sozusagend, nach dem man dafür sorgen musste so geradelinig wie möglich zu fallen, um sich nicht beim Aufschlag alle Knochen zu brechen.
    Als ob es einen Versuch wert wäre., diese Worte jagten ihm einen leichten Schauer über den Rücken, der Blick, den Seiana ihm dabei zuwarf sorgte für einen weiteren Adrenalinschub. Sie hatte sich zu ihm an die Klippe gestellt. Jetzt war es an der Zeit, ihre Hand zu nehmen, um ihr einerseits Mut für das zu machen was kam, und andererseits um ihr die Möglichkeit zu nehmen noch einen Rückzieher zu machen.
    "Es ist nicht nur einen Versuch wert...", murmelte Vala, die Decima fest fixierend, in den Augen die Stärke, die ihm die Hingabe an dieses Spiel verlieh, "..es ist das einzige, was dich den Dingen dieser Welt wirklich entrücken kann. Aber ich werde es dir zeigen... bitte, schließ die Augen."
    Es war die zweite wirkliche Vertrauensprobe. Die erste war, dass sie überhaupt hergekommen war. Jetzt, dieses eine Mal, forderte er sie auf einen Schritt weiter zu gehen. Später einmal würden Philosophen es damit erklären, dass man sich in eine unterlegene Position seinem Gegenüber begab. Dass man sich seinen wichtigsten Sinn nahm, und ihn dem Gegenüber ließ.
    Sie zögerte, natürlich, und so nickte ihr Vala noch einmal aufmunternd und arglos lächelnd, aber mit entschlossenem Blick zu, seine Worte Bitte und Aufforderung zugleich: "Bitte, Seiana, schließ die Augen." Namen waren Macht. Und indem er zum ersten Mal ihren Cognomen benutzte, schloss er den imaginären Graben zwischen ihnen ein Stück weiter. Er versuchte es zumindest.. dies war nicht mehr die Zeit zu taktieren und immer wieder Um- oder Fluchtwege offen zu halten. Ab diesem Punkt ging es entweder gerade aus, oder zurück.

    "Achja, da war ja was...", raunte Vala mit einer Stimme, die mehr Desinteresse an den Familientragödien seines Freundes nicht zeigen konnte, "..passiert. Die Nornen haben ihren eigenen Kopf. Mir ist es allerdings lieber, es erwischt deinen Bruder als deine Schwester. Die du mir IMMERNOCH nicht vorgestellt hast, wie ich mal eben nebenbei bemerken darf." Vala konterte den vorwurfsvollen Blick Sermos mit einem eigenen noch viel vorwurfsvolleren. Das vorenthalten von potentiellen Bettgenossinen war für Vala eine Sache, bei der er keinen Spaß verstand, da konnten noch so viele brüderliche Quintilii ins Gras beißen. Als sein Nebenan wieder weniger ernst wurde, glitten die Gesichtszüge des jungen Germanen ein wenig aus: "Emotionslos? Alter, wie bei Baldurs Eiern bist du denn drauf? Emotionslos kannst du sein, wenn du eine Katze ersäufst! Einen Feind erschlägst! Den Fiskus prellst! Aber nicht wenn du eine Frau vögelst, Mann!"
    Vala schüttelte ungläubig den Kopf. Sein Freund hatte definitiv einen Stock von der Größe Yggdrasils im Arsch. Er griff sich noch ein paar Pistazien, kam aus dem Kopfschütteln aber nicht mehr raus.
    "Emotionslos! Wenn alle Römer so sind wie du, dann habt ihr es wahrlich verdient von Barbarenhorden überschwemmt zu werden. Kein Wunder, dass sich die Töchter Roms an uns wilde Kerle halten, wenn sie zuhause nur emotionslos gebürstet werden."

    "Errungenschaft?", blinzelte Vala einen Moment verwirrt, bis er schaltete und sie kurz wiedererkannte, bevor die Frau von seinem Radar verschwand. Sklavinnen waren für ihn uninteressant, für Vala hatte vor allem der freie Wille einer Frau ihren Reiz, was vor allem an einem gehörigen Bestätigungs- und Machtkomplex irgendwo in seinen Synapsen lag. Eine Frau, die de iure keinen eigenen Willen haben konnte war ihm vollkommen gleich.
    "Nett.", antwortete er daher nur und richtete seinen Blick dann wieder auf die Bühne.
    Die Darstellung kam ihm irgendwie abstrakt vor, zuhause in den Wäldern hatten sie vor allem Geschichtenerzähler, die unter anderem von Taikblod, Swindelfing und Narrfödd erzählten. Manchmal wurden auch Szenen aus den Erzählungen nachgespielt, aber es hatte immer einen amateurhaften, und deshalb um so authentischeren Geschmack gehabt. Dies war Kunst der Kunst wegen, und Vala wusste nicht, ob er sich damit würde anfreunden können. Eigentlich war er nur hier um Präsenz zu zeigen. Seht her, ein Vigintivir Roms, popeliger Bürowächter und Formularausfüller auf dem Weg nach ganz oben.


    "Was es neues gibt?", flüsterte er seinem Freund zu während er sich eine halbe Handvoll Pistazien griff, "Ich arbeite mich durch die Akten von Toten. Du wirst nicht glauben, wieviele Menschen in Rom und im Reich jeden Tag krepieren. Als hätten die nichts besseres zu tun. Jetzt weiß ich auch, warum Rom so schamlos ist. Die vögeln alle gegen das Aussterben ihres Volks an."

    "Das liegt dann im Ermessen der Aedilen, die die Marktaufsicht führen..", ergänzte Vala die Überlegung, "Sobald dir das Erbe überschrieben ist, können wir den Warentransfer abwickeln. Ich wäre dir aber um einen gewissen Nachlass sehr dankbar, Senator. Es muss allerdings nicht viel sein. 10 Dupondii (0.10 Sz) pro Einheit, egal um was es sich handelt, würde mir den Weiterverkauf dezent vereinfachen, und dich nicht um viel des Erbes bringen."


    Man konntes es durchaus als pietätlos betrachten, bei der Abwicklung des Erbes gleich um den Weiterverkauf zu feilschen. Aber Vala war ohnehin kaltschnäuzig in jeder Sache die Menschen, und nicht die Götter, anging, und er hatte zumindest den Eindruck, als würde der Senator da zumindest ähnlich denken. Er schob die vorbereitete Tabula über den Tisch: "Wenn du dich hier bitte mit Unterschrift und Siegel verewigen würdest? Damit wäre die Sache dann abgeschlossen."



    ANTE DIEM XVI KAL OCT DCCCLX A.U.C. (16.9.2010/107 n.Chr.)


    Ich, L. Annaeus Florus, nehme hiermit das Erbe im Casus König von Tylus an.




    ______________________________

    Es würde kein Treffen sein, das vor kulinarischer Rafinesse strotzte. Es würde auch kein Treffen sein, das ein großes Trinkgelage würde. Es würde kein Treffen werden, bei dem man großartig zusammensaß um Belanglosigkeiten auszutauschen. Es würde kein Treffen sein, an das man sich gerne zurückerinnerte. Aber es würde seinen Zweck erfüllen...


    Vala tigerte hatte sich schon lange vorher freigenommen, um sich auf den nicht unwichtigen Abend gebührend vorbereiten zu können. Das tat er vor allem, in dem er unruhig durch das Triclinium tigerte und sich dabei den Kopf zermarterte, wie er seine Gäste am besten für seine Sache gewinnen würde können. Währendessen bereiteten die Sklaven seiner Gastgeber die Räumlichkeit für das Treffen vor, die Klinen wurden hergerichtet, der Raum ausstaffiert, Kohlebecken herbeigezogen um für die richtige Wärme in den immer kälter werdenden Tagen zu sorgen. Aber man war weit von dem Komfort entfernt, der den Gästen des Hauses normalerweise geboten wurde. Zweckdienlichkeit war die Prämisse des Abends, für Kinkerlitzchen hatte man im Rest des Jahres noch Zeit genug.


    Irgendwann fehlten nurnoch die Geladenen..

    "Bin ich zu spät?", raunte Vala einen Moment später, als er vor Sermo und seiner Begleitung auftauchte, "Ich bin zu spät. Scheisse. Entschuldige, das ist mein Platz.", fixierte er den Blick so entschlossen wie bestimmt auf den Mann neben Sermo. Als dieser den Finger hob um zu protestieren beugte Vala sich leicht vornüber, packte den Mann an der Schulter und drückte zu: "Vielen Dank für deine Rücksichtsnahme. Ich wünsche noch viel Spaß beim Stück, vale bene."
    Letztendlich wurde durch Valas zielgerichteten Charme der Platz doch noch geräumt, und mit einem Seufzen ließ sich ersterer auf letzterem nieder, und stieß seinem Freund in die Seite.


    "Das nächste Mal kannst du ruhig etwas früher bescheid sagen, wenn du wieder in Rom bist, verdammte Axt... oh.. wer ist das?", murmelte er ohne wirklich auf die Szenerie unten auf der Bühne zu achten.

    "In Lagerhäusern der Stadt sind diverse Barren Gold, Kistenweise Werkzeug, ein paar Rollen mit Bauplänen... ein paar Sklaven harren noch in der tylusischen Vertretung auf ihren neuen Besitzer. Und da wären natürlich noch mehr als achtzig Aurei, die seinem Besitz zugerechnet werden.", murmelte Vala als Antwort während er schon die Urkunde zur Erbannahme vorbereitete, "Achja... wo wir gerade bei den weltlichen Dingen sind. Der Lex Mercatus zufolge darfst du die geerbten Waren nicht auf dem offenen Markt anbieten wie es die tylusische Vertretung getan hat. Nun.. meine Möglichkeiten liegen interessanterweise in dem Bereich, dich dieses Problems zu entledigen, in dem ich dir die unverkäuflichen Waren gegen einen entsprechenden Obulus abnehme, und sie selbst wieder an den Mann bringe. Dich würde es vor einem Haufen Papierkram verschonen, und ich habe dadurch einen größeren Stock an Waren die ich der Lex Mercatus zufolge auch wirklich verkaufen darf."
    Aufmerksam beobachtete Vala den Annaeer. Was er gerade vorschlug entsprach durchaus den Gesetzen, hatte aber durch die vertrauliche Atmosphäre den Hauch von Klüngel. :D

    "GOTTVERDAMMTE AXT! ICH LIEBE SIE NICHT!", gellte der Schrei eines sehr aufgebrachten und noch mehr unbeherrschten jungen Germanen durch das Haus eines wohlbekannten und nichtsenatorischen Politikers der Stadt.


    Linus von Patrae
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    "Das will ich dir auch verdammt nochmal geraten haben..", grollte Linus, der in letzter Zeit immer weniger Verständnis für die Frauengeschichten seines Schützlings hatte. Nicht nur einmal war er morgens in die Casa Prudentia gekommen, um sich von Sirius vertrösten zu lassen weil Vala gerade Damenbesuch hatte.


    "Das hör ich jetzt schon zum x-ten Male, und es bringt mich nicht weiter.", zischte Vala zurück, die Hand zur Faust geschlossen und wild in Richtung des Griechen geschüttelt, "Sag mir endlich, was dieses Weib mit mir macht!"


    Lucius Accius Damio
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    "Vala... Alrik... Vala..", erhob Damio die Stimme, was er in den letzten Momenten eher selten getan hatte. Er hatte sich bisher darauf verlegt, sich das Schauspiel eher leise schmunzelnd anzusehen und darauf zu warten, dass das geballte Testosteron in Valas Hirn einen Pfad zu seinem Verstand freigab, "Was soll dieses Theater? Natürlich bist du verliebt, das ist vollkommen normal. Warum auch nicht? Ich habe diese Frau zwar nicht kennenlernen dürfen, aber wie du sie beschreibst ist sie doch recht hübsch. Und bedenke: sie stammt aus einer der angesehensten und ältesten Familien Roms. Denke nur an das politische.."


    "Fang nicht schon wieder davon an..", unterbrach ihn der alte Grieche barsch, "..natürlich ist sie hübsch. Genauso wie alle anderen Frauen, mit denen Vala seine Karriere gefährdet in dem er die Hälfte aller Mädchen Roms durch seine Kemenate marschieren lässt! Lass dir das gesagt sein, junger Duccius, diese Frau ist gefährlich. Gefährlich für seinen Verstand. Gefährlich für seine Karriere, weil dieser dumme Junge.."


    "Ich bin anwesend, Linus."


    "..unnötige Risiken wegen ihr eingeht. Ein Meuchelmörder! Auf offener Straße!"


    "Sekunde..", unterbrach ihn Damio, "..warst du nicht damals noch verdammt stolz darauf, dass Vala sich wegen einer Schüssel Süßspeise in Unkosten stürzt um einen Sklaven auf offener Straße schlachten zu lassen?"


    "Hallo?"


    "Na, stop, so kannst du das nicht verallgemeinern! Ich dachte damals, dass es sein energischer Versuch war, Widersacher mit allen Mitteln aus dem Weg zu räumen!", verteidigte der Grieche sich, den Finger drohend auf den Accier gerichtet, "Und nicht irgendeine kleine Eifersuchtsgeschichte um zu beweisen wer den Längeren hat, um schließlich diese Iunia zu gewinnen!"


    "Es war nicht nur ein Versuch, ich habe es vollbracht! Der Aelius verrottet im Elysium, oder wo auch immer.. er ist tot. Ich bin es nicht.", donnerte Valas Faust gegen die Wand und löste damit ein Stück Putz aus derselben.


    "Na.. Kraft hat er. Einen Schwanz auch, wie wohl die Frauen halb Roms mittlerweile wissen dürften... wie wäre es, wenn du uns jetzt mal ein wenig HIRN zeigst, Junge?", polterte Linus' Stimme als Reaktion darauf.


    "Den Aelius hast du nicht umgebracht. Das hat er selbst erledigt.. warum auch immer. Auf eine zugegebenermaßen sehr delikate Art und Weise. Der tarpejische Felsen..", zischend zog der Accier Luft zwischen den Zähnen ein, "..klarer konnte er nicht zeigen, dass er Dreck am Stecken hat. Ein Bärendienst für seine Familie.."


    "Bleib beim Thema, Damio."


    "Wieso hast du sie nicht flach gelegt?", versuchte derselbe sich an einer anderen Argumentation für sein hehres Ziel einer duccisch-iunischen Eheschließung, "Du verführst Frauen höheren Standes ohne Unterschied.. aber diese hier nicht. Wieso?"


    "Ich weiß es nicht...", seufzte Vala, der sich an einer Tür anlehnte und versuchte nicht allzu sehr an das Problem denken.


    "Denk nach."


    "ICH WEIß ES NICHT."


    "Los."


    "ICH WEIß ES NICHT."


    "Es liegt doch auf der Hand.. du bist verliebt.", schlussfolgerte Damio, der sich die Sache damit in Valas und Linus Augen ein wenig zu einfach machte. Vala enthielt sich dieses Mal aus Rücksicht auf das Mobiliar und seine Geldbörse eines Kommentars, der Grieche schüttelte nur widerwillig den Kopf.


    "Firlefanz. Liebe... Liebe hat keinen Platz in einem Leben das zur Größe bestimmt ist.", dozierte er mit dem Ton der Überzeugung, "Auch wenn sie der ältesten und mächtigsten Gens Italias entstammt: sie hat Macht über unseren Mann. Und das macht sie gefährlich. Glaubst du, eine Heirat mit dieser Person wäre sinnvoll? Sie wäre eine Katastrophe für unsere Sache! Außerdem kann Vala noch heiraten wenn er wirklich an der Spitze ist. Und dann nicht irgendeine Soldatentochter, sondern die Tochter eines Legaten! Eines Senators! Vielleicht ein Mädchen aus der kaiserlichen Familie!"


    "Da ist etwas dran...", murmelte Damio, "..sie hat Macht über Vala. Aber haben das nicht alle, die er zu sich ins Bett holt?"


    "Moment mal... ICH beherrsche diese Frauen. Nicht SIE MICH!"


    "Das ist das, was du denken willst. Und es offenbart, wie wenig du eigentlich von der natürlichen Macht der Frauen verstehst. Seltsam das einem Barbaren erzählen zu müssen. Gerade ihr seid es doch, die Frauen als fruchtbringende Inkarnationen der Natur verehrt?", Damios Stimme hatte den Tonfall des Lehrers angenommen, etwas, was Vala besonders hasste. Es gab ihm das Gefühl, jünger zu sein als er sich eigentlich fühlte. Mittlerweile geriet dieses Selbstbild allerdings stark ins Wanken.


    "Sehr richtig, Damio.", warf Linus mit kritischem Blick ein, "Das ändert jedoch nichts daran, dass einen Menschen, der Macht ausüben will, nichts beherrschen darf. Auch keine fruchtbringende Inkarnation! Vala, Axilla ist dein Schwachpunkt. Der Grund ist mir ehrlich gesagt scheiss egal. Liebe sie, hasse sie, fürchte sie, begehre sie. Vollkommen gleichgültig. Sie HAT Macht über dich. Und sie scheint noch zu naiv, um das zu verstehen. Genauso wie du. Es ist besser, du verstehst das als erster.. entledige dich ihrer, und konzentrier dich wieder auf dein Ziel! Das ist das einzige was zählt.."


    "Ich bin mir nicht sicher, ob mir dieser Ratschlag gefällt.", murrte der unverbesserliche Idealist Damio, "Ich würde eher vorschlagen, du findest dich damit ab. Frauen besitzen eine unergründliche Macht über uns Männer. Und die Iunia kommt aus gutem Hause, dich könnte es deutlich schlechter erwischen. Akzeptier es, und finde deinen Frieden mit der Weiblichkeit.. aber triff eine Entscheidung. Diese ständigen Ausraster sind nicht römisch, das ist Barbarei. Hör endlich auf, dich aufzuführen wie ein verwirrter zwölfjähriger. Axilla zu töten ist keine Lösung, ein anderes Exemplar der Töchter der Venus wird ihren Platz einnehmen. Die beste Lösung ist, dich mit ihnen zu arrangieren. Aber: Entscheide dich! So geht das nicht weiter.."


    "Allerdings...", grummelte Vala, in dem es immernoch heftig arbeitete, "...so geht es nicht weiter."

    "Dann wirst du deine Cousine bitten müssen, für dich in dieser Sache als Zeuge aufzutreten. Ich bin nur für die Erbschaften zuständig, aber wenn keine verwandschaftliche Beziehung festzustellen ist, sind mir als Vigintivir die Hände gebunden. Ich kann nur Erbschaften verteilen, keine Betrugsmasse einklagen.", Valas Worte waren bar jedes warmen Tons, sein Blick eiskalt. Stück für Stück kämpfte er sich zurück in seine Maskerade. Und er ließ nicht zu, dass sie auch nur ein weiteres Mal an ihr kratzte.
    "Sag nicht's.", zischte er, grausam und unerbittlich war dabei sein Blick, die Tabula war mit einem Satz wieder in seiner Hand. Er hatte nicht die geringste Ahnung, warum es auf einmal so war, aber er würde sich darüber Gedanken machen können. Im Moment ging es nur um Schadensbegrenzung. Darum, seine Selbstbeherrschung wieder zu erlangen. Und darum, bloß keine Schwäche zu zeigen. Selbstverständlich reagierte er vollkommen über, aber für ihn war das in diesem Moment die einzige adäquate Reaktion.


    "Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest? Ich habe noch zu tun.", komplimentierte Vala sich selbst heraus. Er nickte Axilla noch einmal frostig zu, und verschwand dann entschlossenen Schrittes wieder in Richtung Vestibulum und offene Stadt..

    Konversation war etwas, das geübt sein wollte. Für Vala war es immer wieder eine hehre Herausforderung, gerade wenn es um Nichtig- und Kleinigkeiten ging. Das politische Leben bestand zu 90% aus unwichtigem Geschnatter. War eine Frau dabei, waren es 99%. Und es fiel Vala schwer, mehr als die ein Prozent sinnigem Gelaber zu konstruieren, was ihn nicht unbedingt zu einem redseligen Gesellen machte. Um genau zu sein: Vala hasste es. Er kam damit einfach nicht klar, und wenn ihn etwas aufregte, dann war es ein Kampf auf unbekanntem Terrain, und Smalltalk war für ihn nichts anderes. Unbekanntes Terrain. Mit Schlingen, Wurzeln, Sumpflöchern, morschem Holz und Windgruben in denen sich manigfalte Fallen befinden konnten.
    Vala ließ sich auf Auseinandersetzungen nur ein, wenn man zumindest gleichrangige Voraussetzungen hatte. Das hatte nichts mit Feigheit zu tun, ganz und garnicht. Vala hatte nur ein Faible für gut geplante Siege. Und sich auf etwas einzulassen, von dem er nicht wusste, ja nicht einmal ahnte wohin es ihn führen würde, das machte ihn SEHR vorsichtig.


    All dies führte dazu, dass Vala den Kerl eine Weile lang anschwieg. Und der Kerl schwieg zurück. Sowas konnte man wohl eine echte Männerrunde nennen: Typen, die sich erst verprügeln um sich dann beim Saufen gegenseitig anzuschweigen. Ein Bier folgte dem anderen, und die Schmerzen wichen langsam dem willkommen tauben Gefühl des Rauschs. Auch wenn Vala ein Auge darauf hatte, wie berauscht er war. Wie bei allem war ihm Kontrollverlust ein Ärgernis, und er machte da bei Alkohol keine Ausnahme. Eine Tugend, die er nicht erst entwickelt hatte seit er Linus kannte. Ein Gelage, mit einem sehr betrunkenen Vala, hatte einmal ein sehr blutiges Ende genommen, und seitdem hielt er es für besser, sich nicht mehr zur Besinnungslosigkeit zu saufen.
    Was diese... nun, Konversation kann man das nicht nennen... Konfrontation nicht einfacher machte. Der Alkohol löste die Zunge nicht, und so schwieg man sich weiter gegenseitig an. Ohne ein Wort. Still, nur durch den Lärm der Taberna mit Klang bereichert.

    Er hatte ihren besten Freund meucheln lassen. Er hatte ihren Ehemann in den Selbstmord getrieben. Er hatte sie belogen und betrogen. Er hatte manipuliert, gesteuert und beherrscht. Und dennoch offenbarte sich in diesen Momenten, dass es in Axillas Macht stand, das alles locker mit der Rückhand wegzufegen. Sie war es, die in diesem Moment Macht über ihn hatte.


    "Scheisse...", war da der einzige logisch stimmige Kommentar zu dieser Erkenntnis. Mehr noch. Es kam ihm so vor, als hätte SIE IHN an das Regal gedrückt. Als hätte dieser winzige Moment der Unbeherrschung dafür gesorgt, dass er schwach wurde. Angreifbar. Beherrschbar. Ein Weib.
    Sehr irritierend für jemanden, dessen Adern von einem Stahlkranz gestärkt waren um das ganze Testosteron in Zaum zu halten. Und sehr irritierend für jemanden, dessen Selbstwahrnehmung sich stets in der Rolle desjenigen sah, der die Kontrolle hatte. Und Axillas Reaktion machte es nicht besser. Erst war er sich sicher, dass sie es auch wollte. IHN wollte. Sie war in seinen Händen geschmolzen wie ein Stück Butter. Und jetzt stand sie betreten da, wie die Frau vor zwei Wochen, die ihm einen gehörigen Batzen Ärger eingebracht hatte, indem die dumme Kuh ihren Fehltritt mit Vala tatsächlich ihrem Mann gebeichtet hatte. So schuldbewusst. So reuig.
    Das passte nicht in Valas Konzept. Ein Intermezzo mit ihm bereute man nicht, man wollte mehr.


    Er begann, in dem Raum auf und ab zu tigern, Axilla dabei nicht aus den Augen lassend. Er hatte sie bisher als unverschämt naiv eingeschätzt, eine Puppe in seinen Händen, die sich nicht einmal die Mühe machte die Wirklichkeit ihres Lebens genau darauf zu untersuchen ob es denn wirklich Anzeichen für die Erfüllung der eigenen Wünsche gab. Und jetzt auf einmal kehrte sich das Bild um. Vala war nicht mehr der Jäger. Axilla nicht mehr die Gejagte. Oder doch?
    Es war zum Haare raufen.


    "Ich kann dir nicht versprechen, dass du dein Geld wiedersiehst. Gibt es einen Zeugen, der die Übergabe des Geldes verbriefen kann?", rettete er sich schließlich in die Bearbeitung seines Falls, seine Konzentration auf das lenkend, was nur peripher mit Axilla als Person zu tun hatte. Er brauchte das, sonst würde hier noch ein Unglück geschehen. Eigentlich brauchte er es nur das zu schaffen, um sich das später von Linus und Damio erklären zu lassen.
    Es war ein absolut beschissenes Gefühl, hilflos zu sein. Und sich gewisse Dinge nicht erklären zu können. Vala biss die Zähne zusammen, jedes Wort zischte er wie eine einzige Anklage. Er war sich sehr bewusst darüber, dass Axilla eigentlich nichts dafür konnte. Andererseits war er der Auffassung, sich gründlich in ihr getäuscht zu haben. Wer manipulierte hier wen?

    Greifbar. Er brauchte nur die Hand ausstrecken.. aber er tat es nicht. Was für Vala ebenso verwirrend war, wie die Tatsache, dass Axilla ihn so kritisch anblickte. Bisse auf die Unterlippe. Strähnen, die hinter die Ohren geschoben wurden. Der richtige Augenaufschlag. Die klassischen Waffen einer Frau, und Vala war alles andere als immun gegen sie. Würde er Axilla auch nur das Selbstbewusstsein eines Schafs zutrauen, so wäre er sicher gewesen, sie würde mit ihm spielen. Das tat er allerdings nicht, und so schlussfolgerte er nur darauf, dass seine Macht über diese Frau nicht halb so fest war, wie er bisher angenommen hatte. Dabei wollte er sie nicht einmal.. er teilte mit den möglichsten Frauen das Bett, junge Patriziergören, reiche Mercatorenfrauen, schamhafte Priesterinnen. Nur Axilla nicht. Und er hatte nicht die geringste Ahnung warum.


    Für einen Mann, dessen Lebenssinn vor allem im Krieg (ob politisch oder mit der Waffe in der Hand, er machte da keinen Unterschied) und im ewigen Spiel der Geschlechter bestand, war das ein Widerspruch, den zu erklären er nicht imstande war. Und der ihn wütend machte... wütend genug, um für drei Sekunden die sonst so gewissentlich gepflegte Selbstbeherrschung zu verlieren.
    Drei Sekunden waren vollkommen ausreichend um die Tabula auf den Boden zu befördern. Drei Sekunden, nach denen Axilla sich gegen ein Regal gedrückt in Valas Armen wiederfand. Drei Sekunden, in denen Valas Hände sehr besitzergreifend strategisch wichtige Punkte auf Axillas Körper sicherten. Drei Sekunden, in denen Vala sich persönlich um ihre Unterlippe kümmerte, und um die obere gleich mit. Drei Sekunden, die Vala Axilla mit entschlossener Bestimmung und recht spärlich gezügeltem Verlangen anblickte. Und drei Sekunden, die auch irgendwann ihr Ende fanden.


    "..das... es... also...", sprach Vala, der sich langsam wieder von der gerade eroberten Schönen löste, und in der perplexen Situation keine bessere Reaktion fand, als seine Toga wieder zu raffen. Ihm fehlten die Worte. Das kam nicht oft vor. In seiner Sippe war das ein Novum, dass vielleicht alle zehn Jahre einmal vorkam. Und dieses Mal war anscheinend Vala dran. Aber irgendwas musste er sagen.


    "Du hast ein Talent darin, meine Selbstbeherrschung flöten gehen zu lassen, Weib. Drei Chatten habe ich erschlagen, und ich scheitere an einem Weib wie dir..", stellte Vala fest, mehr mit sich selbst sprechend als mit Axilla.

    Irgendetwas an diesem Gespräch irritierte Vala. Warum war er eigentlich hier? Er und Vespa gingen sich normalerweise aus dem Weg, und obwohl er schon mehr als zwei Jahre in Rom war, und damit Gast des Hauses, hatten sich die Wege der Hausherrin und Valas eher selten gekreuzt. Und das war es, was ihn so verwirrte. Woher kam dieses plötzliche Interesse?


    "Es gibt andere Wege, Missgunst auszudrücken, die etwas weniger offen sind, dafür aber.. nicht weniger wirksam.", antwortete Vala vorsichtig, hinter dessen Stirn es kräftig arbeitete. Flirtete die Hausherrin ihn gerade an? Der Gedanke schien ihm so absurd, dass es schon wieder etwas hatte. Bisher war Vespa für ihn ein absolutes Tabu gewesen. Nicht, dass er ein Problem hatte das Bett mit verheirateten Frauen zu teilen, ganz und garnicht. Zumeist machte das die Sache umso spannender. Aber die Frau seines Gastgebers? Wäre zu brenzlich... andererseits... interessant.. Sie hatte ihm bereits einen Sohn geboren, und damit ihre Pflicht erfüllt. Vielleicht kam daher... oder auch nicht. Auf einen Schlag sah er seine Gastgeberin mit anderen Augen. Sie war alles andere als hässlich, und immernoch in den besten Jahren. Vielleicht... aber vielleicht auch nicht. Wie sollte er Gewissheit bekommen, wenn er nicht ein wenig genauer nachstocherte.


    "Deine Großzügigkeit ist ist fast so groß wie deine Schönheit, Aelia.", legte Vala mit einem gewinnenden Lächeln den ersten Köder aus, "Und von nichts ließe ich mich lieber aufhalten als von einem Gespräch mit dir.."

    ...wurde ein Brief über die Wertkarte der Duccii geschickt...



    Ad:
    Servius Artorius Reatinus
    Castra Legionis I
    Mantua | Italia



    T. Duccius Vala S. Artorium Reatinum salutem dicit.


    Auch wenn dich dieser Brief Tage nach der Überfahrt des Cnaeus Artorius Victor ins Elysium erreicht, so lass mich dir zu Anfang mein herzlichstes Beileid versichern. Trost und Hoffnung sind es, die ich dir in diesen schweren Tagen wünsche, und dass die di parentum den Hinterbliebenen wohlgesonnen sind.


    Der Grund, aus dem ich dir schreibe ist ein ungleich weltlicher: als Decimvir Litibus Iudicandis ist es meine Aufgabe, dem Prätor Urbanus in Erbschaftsangelegenheiten zu assistieren, und ich bin mir der Verwaltung des Erbes in diesem Fall beauftragt.
    Du bist rechtlich durch Verwandschaft als Erbberechtiger festgestellt, und nun obliegt es deiner Entscheidung, ob du das Erbe annehmen willst. Solltest du dich gegen eine Annahme des Erbes entscheiden, wird dein Anteil auf die verbliebenen Erbberechtigten aufgeteilt oder der Res Publica zugeführt.
    Bitte antworte mir bis V KAL OCT DCCCLX A.U.C. (27.9.2010/107 n.Chr.), ob du das Erbe anzutreten gedenkst. Sollte ich bis dahin keine Antwort erhalten haben, wird dies als eine Ablehnung des Erbes angesehen.


    Mögen die Götter dir und den deinen in dieser Zeit beistehen.


    Vale bene,


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/unterschriftvalaroemtinte.png]
    Titus Duccius Vala
    ID SEP DCCCLX A.U.C. (13.9.2010/107 n.Chr.)
    Basilica Ulpia | Officii Decimv. Lit. Iud. | Roma | Italia


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]