Beiträge von Titus Duccius Vala

    "Also, dumm bist du nicht.", konstatierte Vala frech, als die Römerin ihm da ein paar sehr zutreffende Unterstellungen entgegenschleuderte, "Ich bin bisher davon ausgegangen, dass für euch Frauen nichts funktioniert, solange es nicht hübsch anzusehen ist." Was in vielerlei Hinsicht ein sich oft selbst bestätigendes Klischee war, und Vala hatte nicht die Muse, elegant um solche Frechheiten drumherum zu navigieren. Bei dieser Frau vor allem, bei der er den Eindruck hatte, das garnicht zu müssen.


    Dann rannte sie los. Einfach so. Und ließ Vala ein paar Sekunden bedröppelt hinter sich stehen. Bis dieser die Herausforderung annahm. Er war ein ziemlich guter Läufer, musste er auch sein. Das Heil lag allzu oft in der Flucht, und wer floh, konnte am nächsten Tag kämpfen. Das war etwas, wofür er sich nicht schämte, ehrenhaft bis zum letzten Mann zu kämpfen war etwas für Narren und Eingekesselte, die keine Gnade zu erwarten hatten. Dementsprechend oft hatte Vala die Möglichkeit gehabt, seine Lauffähigkeiten unter Beweis zu stellen. Allerdings musste er sich dabei noch nie durch tausende Menschen schlängeln, die sich auf einer Straße drängten. Die junge Römerin hatte da einen Erfahrungsbonus, der nicht zu unterschätzen war: wo der junge Germane immer wieder durch gegen Menschen prallte, die plötzlich irgendwo auftauchten, wandt sich diese geschickt durch, ohne auch nur den Hauch eines Kontakts zu provozieren.
    Beschimpfungen, Flüche und Verwünschungen zog Vala hinter sich, verwunderte Blicke hingegen nur die Römerin. Es war ein ungleiches Rennen, aber Valas Stolz verbot es ihm, sich zu beschweren... außerdem hatte er so die Chance, seine Orientierungslosigkeit zu verdecken, in dem er ihr ganz einfach nachlief. Bis sie beim Kaiserpalast ankamen. Vala war noch nie an der Stelle gewesen, und als sich der Monumentalbau, der nicht nur vertikal, sondern auch horizontal alle bisherigen Maßstäbe sprengte vor ihnen aufbaute, verschlug es ihm schlichtweg die Sprache.


    Vergessen war die Niederlage, vergessen war der Baum. Alles, was Vala, der mit aufgerissenen Augen und offenem Mund neben der jungen Römerin stand, von sich geben konnte, war ein unbewusstes "Was bei Donars Klöten..." in der Sprache seiner Heimat.

    Kaum waren sie zehn Schritte durch das Tor, schlug Arbjons betont formelle Art in familiäre Eintracht um.


    "Heilsa Arbjon.", grinste Vala in der Sprache ihrer Väter zurück, "Könnte man so sagen. Diese Stadt hat mich verdammt schwitzen machen... alles so laut, so viel, so groß... und vollkommen anonym. Ich habe Wochen gebraucht, um zu verstehen wie diese Stadt funktioniert. Diese Castra gehört übrigens noch zu den Flecken, die sich mir bisher beharrlich verweigert haben. Ein weiterer Schritt, sozusagen. Und du, wie lange bist du noch in der Heimat geblieben?"

    Während Vala die Arme, und damit die Schriftrolle hob, um sich durchsuchen zu lassen, verkniff er sich ein Lächeln.


    "Ja, ja, ich sage ich: ich bin es. Ich WÄRE mit dem Praefekten gekommen, hätte ich nicht eine Schriftrolle..", er winkte knapp mit dieser, während der andere Soldat ihn weiter durchsuchte, "..geholt. Angeboten, sie zu holen, um genauer zu sein. Deshalb steh ich nun alleine hier... wollt ihr das Siegel... ach, verdammt... das Ding hat garkein Siegel... na, er wird es dir schon selbst sagen."

    "Papperlapapp.", wiegelte Vala spielend ab, als sie Zweifel daran meldete, ob sie wirklich einen Baum aus dem Garten des Kaiserpalast holen sollten. Bestimmten Schrittes ging er an ihr vorbei in Richtung Rom, wo irgendwo der Kaiserpalast sein musste, und lauschte ihren Worten, als sie einlenkte und die Führung übernahm. Das ging schonmal garnicht. Vala hatte genug Testosteron im Blut, um diese Demütigung zu riechen bevor sie wirklich demütigend wirken konnte, und schnellte mit zwei ausgreifenden Schritten an der jungen Frau vorbei. Gerade soweit, dass er sah, wo sie hinwollte, und doch weit genug vorne, um sein Ego zufrieden zu stellen.


    Als sie ihren Cousin ins Spiel brachte, der sogar den Kaiser zu kennen schien, entgleisten kurzzeitig seine Gesichtszüge: wie wichtig musste dieser Mann sein? Und was für ein Mann war er, wenn er erfuhr, was Vala hier mit seiner Cousine trieb? Abrupt starben alle weiteren Pläne in Richtung Kleidungslosigkeit und anstrengend-entspannender körperlicher Aktivität ab, was Vala nicht unbedingt gefiel: er zog kurzzeitig eine Schnute wie ein Kind, dem man die Zuckerstange weggenommen hatte.
    "Eh... ich glaube, das kriegen wir auch alleine hin. Und um den Baum mach dir keine Sorgen: da wo ich herkomme, fällt man Bäume mit bloßen Händen.. und so lange wird das nicht dauer, immerhin bin ich es, der das Boot bauen wird, und nicht du, Frau. Was bedeutet: ich kann auf die ganzen hübschen kleinen funkelnden Schnitzereien und Verzierungen verzichten, was den Bootsbau erheblich beschleunigen wird, glaub mir. Und Kälte... hört sich doch garnicht so schlecht an.", Vala blickte dabei im Schritt nach oben, wo die pralle Sonne auf sie niederknallte. Wenn er eins in Rom besonders vermisste, war es das kühle Klima seiner Heimat.

    ...just als sie auf dem Weg zur Castra waren, was Vala schon irgendwie unheimlich war, schließlich ging er gleich neben einem der mächtigsten Menschen in Rom (wobei Balbus sich nichts daraus zu machen schien, und so natürlich wie immer agierte), war dem designierten Praefectus Praetorio aufgefallen, dass er ein wichtiges Dokument über die Tätigkeiten und Versäumnisse seines Vorgängers in der Casa vergessen hatte. Vala hatte selbstredend angeboten, zurück zu laufen, und die Schriftrolle zu holen, was schon so seine Zeit gedauert hatte, schließlich war Rom keinen Schritt kleiner geworden. Zudem war das Arbeitszimmer des Prudentiers VOLL mit Schriftrollen, die sich gegenseitig in ihrer Wichtigkeit übertreffen wollten. Letztendlich hatte Alexandros ihm helfen müssen, die Schriftrolle zu suchen, und selbst zu zweit hatte es gedauert, bis sie sie schließlich gefunden hatten.


    Entsprechend angestrengt atmend stand Vala dann auch vor der Torwache der Castra der Praetorianer, und stellte erst jetzt ein Problem fest: er war allein. Wie zum Teufel sollte er der Wache klarmachen, dass er da rein gehörte? Und zwar direkt zum neuen Praefekten?


    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Frontalangriff zu versuchen: "Salve Miles, ich bin Titus Duccius Vala, persönlicher Schreiber von Tiberius Prudentius Balbus. Er dürfte vor einiger Zeit hier vorbeigekommen sein... ich bringe ihm etwas, das er zuhause vergessen hatte." Einen Versuch war es immerhin wert, vielleicht hatte Balbus ja erwähnt, dass er nachkam.

    "Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht genau. Zuhause würde ich den Nornen opfern und sie bitten, uns ein glückliches Schicksal zu schenken, aber hier? Vielleicht wäre Fortuna eine gute Wahl... immerhin ist sie für das Schicksal zuständig, und genau darum dreht sich unser Opfer doch, oder nicht?", dachte Vala laut darüber nach, wie sie als nächstes vorgehen sollten, "Ja, vielleicht ist es das. Wir bitten Fortuna um ein gnädiges Schicksal unserer Familie in dieser uns fremden Stadt, was meinst du?"

    "Salve Tabellarius.", grüßte Vala den Postbeamten, als er das Officium des CP betrat, "Ich hätte hier wieder einen Brief, der über die Wertkarte der Gens Duccia nach Mogontiacum soll..."



    Ad:
    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia
    Mogontiacum | Germania


    Heilsa Lando.


    Danke für die zügige Übersendung des Geldbetrages. Wüsste ich nicht, dass du keinen Fußbreit über die Grenze der Provinz setzt, würde ich dich einladen zusammen mit deiner Frau Rom zu besuchen, um zu sehen und dich zu vergewissern, dass dein Geld gut angelegt ist.
    Die Casa ist nunmehr eine Insula, in der zwei kleine Handwerkerfamilien wohnen, während ich meine Residenz im Heim der Prudentii pflege, richtige Callista bitte Grüße von ihrem Onkel aus.
    Ich habe gemerkt, dass das Leben in Rom doch per se eine größere Herausforderung darstellt, als ich angenommen habe. Ich habe hochtrabende berufliche Pläne daher zurückgesteckt, um erst einmal dafür zu sorgen, dass ich die nötige Kompetenz gewinne, hier überhaupt zu überleben, bevor ich versuche hier auch zu überzeugen.


    Ich habe einige interessante Bekanntschaften gemacht, so zum Beispiel mit einem Patrizier namens Claudius Lepidus, ich bin mir sicher, der Name wird dir nichts sagen, immerhin ist er selbst gerade erst nach Rom zurückgekehrt. Zudem habe ich die Bekanntschaft eines Quintilius Sermo gemacht, allerdings habe ich vergessen zu erfragen, ob er zu der Gens gehört, mit der uns Blutsbande verbinden. Der Senator Aurelius Corvinus hat nur in höchsten Tönen von unserer Sippe gesprochen, was ich irgendwie befremdlich finde, sagt dir der Name etwas? Ich wäre überrascht, wenn unsere Sippe in so hohe Ebenen schon Eindruck geschunden hätte.


    Über meinen aktuellen Oheim gibt es übrigens eine gute Nachricht zu vermelden: er ist zum Praefectus Praetorio ernannt worden. Nur, damit du verstehst wie wichtig diese Nachricht ist: der Praefectus Praetorio ist de facto Kommandeur über die einzige rein militärische Truppe innert der Stadt Rom, und durch seine zahlreichen Befugnisse der zweitmächtigste Mann in Rom. Wobei er selbst meint, im Moment nur der drittmächtigste zu sein, denn der Praefectus Urbi, Potitus Vescularius Salinator mit Namen, schaltet und waltet zur Zeit mit Willen des Kaisers mit ebenden gleichen Befugnissen. Eine Situation, die die Elite und die Mittelschicht hier schwer zu beunruhigen scheint. Dem einfachen Volk scheint das in vielerlei Hinsicht egal zu sein, habe ich da noch nichts großes Murren gehört.
    Wie dem auch sei: unsere Familie ist jetzt mit einem der mächtigsten Männer Roms verbunden, das ist etwas, worauf man stolz sein kann. Vor allem bei unserer Geschichte.


    Grüß mir die anderen.


    Til ars ok frisar.


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    Titus Duccius Vala
    Scriba Personalis Tib. Prudentius Balbus
    Casa Prudentia | Collis Quirinalis | Roma | Italia
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    P.S.: Bevor ich es vergesse: wage nicht noch einmal, in einem solchen Ton mit mir zu sprechen!

    Den Abgabetermin seines ersten Versuchs hatte Vala verschludert, weil ihm gewisse Sachen über den Kopf gewachsen waren, also versuchte er es in einer ruhigen Phase einfach noch einmal.


    So schrieb er sich noch einmal für den Cursus Rebus Mercatoris ein.


    Sim-Off:

    Überwiesen.

    "Verus?", überlegte Vala laut, und wusste tatsächlich einen Moment lang nicht, wen der Aurelier meinte, bis ihm einfiel, dass Phelan diesen Namen trug, "Ach, du meinst Phelan. Ja. Natürlich kenne ich ihn, aber ich hatte in der kurzen Zeit, die ich in Mogontiacum verbracht habe, nicht die Möglichkeit mich über seinen Aufenthalt in Rom zu unterhalten. Er ist ein vielbeschäftigter Mann, arbeitet hart an der Befriedigung der Wünsche der Gläubigen, oder an denen der Götter."


    Ein eigentlich sehr typisches Problem der Duccii war, dass sie Komplimente nicht gewohnt waren. Was wohl an dem Misstrauen lag, dass sich die Familie im Laufe der Zeit selbst eingeprügelt hatte. Da nahm sich Vala nicht aus: "Eh... danke. Entschuldige die Frage, aber wenn du schon so von meiner Familie sprichst: hattest du bisher viel Kontakt zu ihr? Ich wäre beschämt, wenn das an mir vorbeigegangen wäre. Ich habe gelesen, dass du dein Militärtribunat in Mogontiacum absolviert hast."


    Es verlangte ihm schon einiges ab, das Problem der Machtübertragung an den Praefectus Urbi zu verstehen. In seiner Jugend hatte er oft mitbekommen, wie Stammesführer große Adelige förderten, um sich nicht um alles kümmern zu müssen, besonders wenn der Stammesführer alt und gebrechlich war. Eine dynastische Herrschaftsreihenfolge gab es nicht, und wenn der Große sich stark genug fühlte, kam es auch oft zu mehr oder weniger blutigen Umwälzungen der Verhältnisse. Für Vala war es so vollkommen normal, und es hätte ihn nicht gewundert, wenn der Große, von dem hier die Rede war, den kranken Kaiser irgendwann einfach absetzte. Aber er würde sich hüten, das laut auszusprechen, war er sich doch bewusst, was für desaströse Folgen dieses Unverständnis haben konnte.


    "Aber wenn der Kaiser durch seine Krankheit so in seiner Führungskompetenz beschränkt ist, ist es doch nur sinnvoll, jemanden zu ernennen, der diese Kompetenzen in seinem Sinne verwaltet, oder nicht?", spekulierte Vala daher einfach mal ins Blaue, "Dass er sich dabei auf einen persönlichen Gefolgsmann verlässt, und nicht etwa auf den Senat liegt doch im Eigeninteresse eines Imperators, immerhin gab es noch vor einigen Jahren republikanische Revisionisten, die ihre Stunde gekommen sahen."


    Nun musste Vala überlegen... das Haus verkaufen? Er hatte sich ja schon mit Balbus darüber unterhalten, und dieser hatte das auch vorgeschlagen. Und die Möglichkeit einer Sanierung ebenso. Vala würde sich entscheiden müssen, was er mit der Bruchbude tat. Aber in letzter Zeit war eine Komponente in sein Denken gerückt, der er in seinem Leben bisher kaum Raum zugesprochen hatte: die emotionale.
    Ins Holz der Türzargen geschnitzte Runen sprachen eine eindeutige Sprache, wer dieses Haus jahrelang bewohnt hatte, und soweit Vala wusste, war es seine Mutter gewesen, die die Casa Duccia mit seinem Onkel zusammen gekauft hatte. Früher wäre ihm das gleich gewesen, aber Vala sah sich mit einer Entwicklung konfrontiert, die er grob zu unterschätzen schien: er WOLLTE sich einfach nichtmehr von der Casa trennen.
    "Ich glaube..", bemerkte er daher, "..das eine Sanierung und Verwandlung in eine Insula sich langfristig eher für meine Familie und mich auszahlen wird, als wenn ich es verkaufe. Ich müsste dementsprechend wahrscheinlich Rücksprache mit Mogontiacum halten, und meine Familie ist sehr eigen, was ihre eigene Geschichte angeht." Womit er stark untertrieb. Und auch unterschlug, dass er, so abstrakt es ihm auch vorkam, auch diesem Denken immer mehr abgewann. Eine so entwurzelte Familie, wie die seine, würde sich keinen Gefallen daran tun noch mehr Wurzeln abzuschlagen, nur wegen ein paar Geldstücken.

    Der Besuch des Senators war im ganzen Haushalt angekündigt worden. Die Servi warteten auf spontane Wünsche der Konversierenden, der Schreiber (heute war Vala an der Reihe) darauf, dass es irgendwas niederzuschreiben galt, die Köchin lauerte darauf, dass das Gespräch sich so lange hinzog, dass der Gastgeber den Senator zum Essen einlud, und sowieso: die Organisation des römischen Haushalts zeigte sich in seiner Perfektion. Der Eingang der Exedra war von zwei Menschen flankiert: von Alexandros, der sämtliche noch so ungefähren Wünsche direkt an weitere Diener des Hauses deligieren würde, und von Vala, der auf seinen Einsatz auf Schreiber wartete. Dass er Pietät und Diskretion einen besonderen Stellenwert einräumte, sorgte dafür, dass er immer nur halb hinhörte, und mit Tabula und Griffel in das Atrium hinein starrte. Wenn man ihn brauchte, würde er das schon mitbekommen, ohne gleich das ganze Gespräch zu belauschen.


    Als der Senator eintraf, musterte der junge Duccius diesen neugierig, aber betont unauffällig. Immerhin waren seine Kontakte mit der Elite Roms bisher eher spärlich gesäht, auch wenn er mittlerweile im Haushalt des Drittmächtigsten Mannes in Rom (Balbus hatte keine Zweifel daran gelassen, dass der Praefectus der Stadt sich zwischen die natürliche Reihenfolge 1. Kaiser 2. Praefectus Praetorio geschoben hatte) weilte und wirkte. Und das war dann also Medicus Germanicus Avarus. Vala hatte einiges über diesen Mann gelesen, der ebenso verdient wie streitbar war, und das wichtigste: der eine persönliche Geschichte in Germania hatte. War er nicht auch Patron der neuen Heimstatt seiner Familie? Er glaubte, sich daran zu erinnern. Und daran, dass die Auszeichnungen des Mannes so zahlreich waren wie die iuristischen Schlachten, die der Germanicus auszutragen hatte. Wie neuerdings wieder, allerdings hatte Vala nicht die Möglichkeit, das genauer zu verfolgen...


    Über solcherlei Dinge nachdenkend, stand Vala also neben dem Eingang zur Exedra, und harrte seines Einsatzes...

    "Mit Verlaub..", murmelte Vala, "..das ist herzlich unkonkret. Soweit ich das mitbekommen habe, bewirbt so gut wie jeder Kandidat im Cursus Honorum seine Ideen damit, dass sie den Idealen und Werten der Alten entspricht. Aber bis zu den Wahlen ist es ja noch einige Zeit, ihr werdet wohl alle Hände voll zu tun haben, das Programm zu konkretisieren."


    Vala interessierte sich sehr für derlei politische Spielchen, und auch wenn er als Nicht-Senator von den Wahlen ausgeschlossen war: theoretisieren konnte man frei und offen.


    "So, haben wir jetzt nicht lange genug in dieser Hitze gesessen?", drängte er vor, denn schließlich konnte er es kaum erwarten aus der Suppe heraus zu kommen.

    Irgendwie war er versucht, laut aufzulachen: das Spiel lief wie das Ringen zweier Gladiatoren, nur mit subtileren Mitteln. Er musste sich etwas einfallen lassen, um von dieser Frau nicht mit seinen eigenen Worten an die Wand gespielt zu werden! Vala machte ein bestürztes Gesicht, als würde er sich tatsächlich überlegen müssen, wie er hier wieder rauskam.


    "Eh, ja... richtig!", pflichtete Vala ihr noch halbherzig bei, schien dann nachzudenken, und gleich darauf eine brillante Idee zu haben: "DANN... brauchen wir einen Baum. Und zwar einen guten Baum. Einen RICHTIG guten Baum, so hoch wie breit, schließlich müssen wir in unser Boot eine Menge Proviant packen können. Schließlich wollen wir ja nicht, dass uns mittel auf dem Meer der Proviant ausgeht, und wir nurmehr unsere Kleider zum Verzehr haben. Obwohl...", Vala warf einen wölfischen Blick an seiner Gegenüber herunter; er konnte nicht anders, als bei gewissen Situationen eindeutig Zweideutiges einzubauen, wischte den Moment aber mit einer kleinen Handgeste beiseite und kehrte unverfänglich und als wäre nichts gewesen zum alten Faden zurück: "So gute Bäume bekommt man nicht überall. Da, wo ich herkomme gibt es solche. Oder aber hier in Rom. Die Bäume sind legendär... von nahezu unglaublicher Höhe, ihr Umfang ausladend wie das linke Bein Iuppiters selbst, und ihr Holz von einer Festigkeit, dass man sagt, Hephaistos selbst soll sie sich von Flora gewünscht haben! Was auch wohl der Grund ist weshalb... sie in den Gärten des Kaiserpalast stehen. Aber dass soll uns nicht aufhalten, so lass uns gehen."


    Vala drehte sich schwungvoll um, und ging ein paar Meter schnurstracks in zurück ans Ufer des Tibers.. wo er innehielt, und sich mit der flachen Hand geräuschvoll gegen die Stirn schlug.


    "Eh... da wäre ja noch.. das Problem. Wo ist der Kaiserpalast?", fragend blickte er über die Schulter zurück, und machte eine Miene wie ein begossener Hundewelpe.

    "Dann tuen wir das doch.", meinte Vala, "..dann lass uns doch in den nächsten Tagen gemeinsam zum Tempelbezirk gehen, und dort alles weitere sehen. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich habe noch einiges zu tun. Es war schön dich wieder zu sehen."


    Vala stand auf, gab den beiden Kindern noch eine spielerische Kopfnuss und nickte Venusia dann lächelnd zu: "Bis dann... til ars ok frisar, Dagmar."
    Mit diesen Worten verschwand er dann auch aus dem Zimmer um sich seinem noch etwas chaotischen Tagegeschäft zuzuwenden.

    ...wollen zwei größere und zwei kleine Gestalten, die sich in den Tempelbezirk aufgemacht haben.


    "So, nun sind wir hier.", erklärte Vala sinnfreierweise, und stemmte die Hände in die Seite, "Zuletzt war ich hier, als diese beiden Senatoren Concordia um Vergebung gebeten haben, oder so. Welcher Gottheit wollen wir nun eigentlich opfern, und vor allem: was?"


    Vala sah seine Tante fragend an, an deren Tunikenzipfel die beiden Kinder hingen und mit großen Augen die großen steinernen Bauwerke bestaunten. Er konnte es ihnen nicht einmal verdenken, mit ähnlichem Blick hatte er vor einigen Wochen auch auf diesen Eindruck reagiert.

    "Also ist Tiberius Durus eher in der Jurisdiktion bewandert? Das deckt sich mit dem, was mein Patron über ihn gesagt hat... Der Tiberius ist ebenfalls Klient meines Patrons, aus dem Grund wollte ich ihn vor einigen Tagen für ein Gespräch aufsuchen, aber der Senator schien stark beschäftigt.", meinte Vala mit nachdenklich-schwitzender Miene, während er weiterhin versuchte so still wie möglich in der Brühe zu hocken, "Und was genau will er als grundlegend neue Prozessordnung durchsetzen?"


    Der Quintilier maß Valas Patronswahl als guten Griff, was ihn nur die Schultern zucken ließ, und einen heißen Schauer durch seinen Körper jagte, woraufhin Vala sofort wieder still hielt: "Ich habe ehrlich gesagt noch keine Ahnung, ob er mir von Nutzen sein kann, oder ich ihm. Bisher konnte und wollte ich seine Unterstützung nicht in Anspruch nehmen, und eine große Hilfe bin ich im Moment wohl auch nicht. Es wird eine Zeit lang dauern, bis wir feststellen ob sich diese Verbindung für beide auszahlt." Wobei Vala nicht vorhatte, die Möglichkeiten seines Patrons bis an die Grenzen auszureizen, er selbst hatte auch seinen Stolz, und auch sein Vater hatte es weit geschafft, ohne einen Patron zu haben der seine schützende Hand über ihn hielt.

    "Japp.", konterte Vala knapp die nachhakende Frage nach seinem Gensnamen aus, und machte sogleich ein nachdenkliches Gesicht. Die Frau spielte das Spiel mit, und sie spielte gut. Er wandte sich um, genau so als hätte er gerade den Einfall seines Lebens gehabt, und schnippste mit dem Finger um seine Idee noch zu unterstreichen: "Hah! Ich habs... wie wäre es mit einem Spaziergang nach Aiacum? Oder einem kleinen Bootsausflug nach Africa? In beiden Fällen hoffe ich für dich, dass du nicht Seekrank wirst. Das könnte die Sache etwas komplizierter machen, wenn du verstehst. Nicht dass du ausrutschst und hinfällst, dann wäre ja die ganze Kluft nass... und das wollen wir doch nicht."
    Vala nickte fleissig, um seine eigenen Gedanken zu bekräftigen, und machte ein wichtiges Gesicht, immerhin ging es hier um nicht weniger als die modische Unversehrtheit seiner Gegenüber!

    "So oft kommt er in Rom auch nicht vor...", schmunzelte Vala gewinnend zurück, blieb allerdings geizig mit Informationen über sich selbst... oder seinen seltsamen Gensnamen.


    "Nun, dass wir am Tiber sind hab ich irgendwie erwartet... oder aber ein neuer Fluss hat sich binnen dreier Stunden seinen Weg durch die Stadt gebahnt, und die römische Tatkraft hätte sich darin bewiesen, den neuen Fluss binnen ZWEIER Stunden gleich mit Brücken zu überbauen.", witzelte Vala ein Stück weiter, lauschte aber aufmerksam der Wegbeschreibung, die er sich sogleich einprägte, "Forum Romanum ist gut... ich muss zum Collis Quirinalis. Du verläufst dich auch? Na, als Frau erfüllst du damit auch nur die gängigen Klischees, während ich hier Gefahr laufe, meinen nicht vorhandenen Ruf zu verlieren. Kommen wir zum geschäftlichen: wie kann ich dich überreden, so zu tun als hätte ich dich gerade nicht nach dem Weg gefragt?"


    Vala lehnte sich mit wölfischem Lächeln ans Brückengeländer, und machte eine wichtige Miene, um zu unterstreichen wie wahnsinnig wichtig ihm das war. :D