"Also, dumm bist du nicht.", konstatierte Vala frech, als die Römerin ihm da ein paar sehr zutreffende Unterstellungen entgegenschleuderte, "Ich bin bisher davon ausgegangen, dass für euch Frauen nichts funktioniert, solange es nicht hübsch anzusehen ist." Was in vielerlei Hinsicht ein sich oft selbst bestätigendes Klischee war, und Vala hatte nicht die Muse, elegant um solche Frechheiten drumherum zu navigieren. Bei dieser Frau vor allem, bei der er den Eindruck hatte, das garnicht zu müssen.
Dann rannte sie los. Einfach so. Und ließ Vala ein paar Sekunden bedröppelt hinter sich stehen. Bis dieser die Herausforderung annahm. Er war ein ziemlich guter Läufer, musste er auch sein. Das Heil lag allzu oft in der Flucht, und wer floh, konnte am nächsten Tag kämpfen. Das war etwas, wofür er sich nicht schämte, ehrenhaft bis zum letzten Mann zu kämpfen war etwas für Narren und Eingekesselte, die keine Gnade zu erwarten hatten. Dementsprechend oft hatte Vala die Möglichkeit gehabt, seine Lauffähigkeiten unter Beweis zu stellen. Allerdings musste er sich dabei noch nie durch tausende Menschen schlängeln, die sich auf einer Straße drängten. Die junge Römerin hatte da einen Erfahrungsbonus, der nicht zu unterschätzen war: wo der junge Germane immer wieder durch gegen Menschen prallte, die plötzlich irgendwo auftauchten, wandt sich diese geschickt durch, ohne auch nur den Hauch eines Kontakts zu provozieren.
Beschimpfungen, Flüche und Verwünschungen zog Vala hinter sich, verwunderte Blicke hingegen nur die Römerin. Es war ein ungleiches Rennen, aber Valas Stolz verbot es ihm, sich zu beschweren... außerdem hatte er so die Chance, seine Orientierungslosigkeit zu verdecken, in dem er ihr ganz einfach nachlief. Bis sie beim Kaiserpalast ankamen. Vala war noch nie an der Stelle gewesen, und als sich der Monumentalbau, der nicht nur vertikal, sondern auch horizontal alle bisherigen Maßstäbe sprengte vor ihnen aufbaute, verschlug es ihm schlichtweg die Sprache.
Vergessen war die Niederlage, vergessen war der Baum. Alles, was Vala, der mit aufgerissenen Augen und offenem Mund neben der jungen Römerin stand, von sich geben konnte, war ein unbewusstes "Was bei Donars Klöten..." in der Sprache seiner Heimat.