Vala, der die immer wieder aufflammende Nervosität mit den üblichen Mitteln runterkämpfte, war dem Comes still von dessen Officium zu dem des Comes gefolgt. Als er dem Legaten schließlich gegenüber stand, sah er einen Mann mittleren Alters, was ihn schon etwas überraschte. Den Erzählungen seines Vaters nach waren die Männer, denen die gefährlichste Provinz des römischen Reichs anvertraut wurde normalerweise gestandene und sehr einflussreiche Männer jenseits eines halben Jahrhunderts.
Als der Legat aufsah bemerkte Vala den zornig-grüblerischen Blick, und konnte nicht anders als leicht zu schmunzeln: der Mann strahlte selbstverständliche Zielstrebigkeit aus, die Männer innehatten, die es erstens gewohnt waren, dass die Dinge so geschahen wie sie es wollten, und zweitens keine Probleme damit hatten, alles in Gang zu setzen DAMIT es eben so geschah.
"Legatus Vinicius.", begann Vala mit fester Stimme, und glühendem Blick, der den des Legaten mit jugendlichem Eifer fixierte, "Wie der ehrenwerte Comes schon gesagt hat, ist mein Name Titus Duccius Vala. Ich bin der Sohn des Flavius Duccius Germanicus, Tribun der zweiten Legion und Quaestor Principis im Cursus Honorum. Ich habe mich vor einigen Monaten meiner Familie angeschlossen, um das Erbe meines Vaters anzutreten, und dem Reich zu dienen. Ich wurde im Sinne der Traditionen der Vorfahren meiner Familie erzogen, aber im Geiste der römischen Kultur. Ich besitze die klassische Grundbildung, wobei ich bei griechisch passen muss, spreche dafür allerdings fünf germanische Dialekte fließend. Ich bin in der Theorie des römischen Militärs wie in den Grundzügen der zivilen Ordnung gebildet, und bringe mir gerade höhere Staatstheorie mit Hilfe der Schoal selbst bei. "
Irgendwie hatte Vala das Gefühl, dem Klischeebild des verwilderten Germanen, dass auch noch mehr als zweihundert Jahre nach dem ersten Kontakt zwischen Römern und Germanen in einigen römischen Köpfen rumspukte, entgegenwirken zu müssen, um von vorneherein klarzustellen, dass er durchaus das Handwerkszeug mitbrachte, um als Aspirant ernstgenommen zu werden.
"Wie ich schon erwähnte", fuhr er dann etwas konkreter fort, "war mein Vater Quaestor Principis, diesem Weg möchte ich auf kurz oder lang folgen. Meine Familie schuldet dem Reich viel, und auch ich möchte meinen Teil dazu beitragen einen Teil dieser Schuld durch meinen Dienst zu erfüllen. Natürlich brauche ich dafür Unterstützung..", kam Vala dann auf den eigentlichen Punkt zu sprechen. Er hatte kein Problem damit, sich anderen zu verpflichten, schließlich hatte er sich mit seinem Vater in freien Germanien teilweise auch irgendwelchen Feldzügen anschließen müssen, um einigermaßen über die Runden zu kommen, oder einfach nur spätere Gefälligkeiten in Waffen- und Männerform einfordern zu können. Einige aus seiner Familie waren da anders, allen voran Lando, der sich sehr schwer damit tat, fremde Hilfe anzunehmen. Aber diese Attitüde würde Vala sich nicht zueigen machen, er hatte nicht vor, wie Lando in der Provinz zu versauern..
"Ich biete dir hiermit meine Dienste als Klient an, Legatus Vinicius, auf dass ich mit deiner Hilfe meine Ziele erreiche, damit ich dir eines Tages von würdigem Nutzen sein kann."
Vala pokerte natürlich, er schätzte den Legaten als Mann ein, der sich keine großen Illusionen um die Verstrickungen und Mechanismen der Macht machte. Und genau darauf seinen Erfolg begründet hatte... schlimm würde es hier nur werden, sollte der Legat doch noch als Idealist erweisen.