Beiträge von Titus Duccius Vala

    Vala, der den überbordenden Luxus hier mit stirnrunzelnder Miene wahrnahm, hatte er sein bisher nicht allzu lange Leben lang nur in den unteren Schichten der Nahrungpyramide rumgekrebst, hatte die Eier probiert, und beschlossen so zu tun als würde er regsam essen, in dem er einfach mal an dem einen, mal am anderen Ei herumknabberte. Als der Gang schließlich abgedeckt wurde, atmete er erleichtert auf, genehmigte sich ein Bier, und hörte interessiert schauend den anderen Gesprächen zu.


    Schließlich kam der zweite Gang, und Valas Augen begannen zu leuchten! Fisch! Er liebte Fisch! Das komische Zeug, was drumherum drapiert war, kannte er zwar nicht, zweifelte aber keine Sekunde daran, dass er auch das probieren wollte. Besonders als auf einer zweiten Tafel eben jene Tiere mundgerecht portioniert dargeboten wurden.


    Auch wenn Valhalla seine Vorstellung von perfektem Essen war, dies kam ihm schon nahe. Glaubte er zumindest. Experimentierfreudig wie er war, schaufelte er sich seinen Teller mit kleinen Happen von allem voll, dazu ein wenig Brot, und dann begann er auch schon, sich mit zufriedenem Lächeln durch die Gaben zu arbeiten... dieser Abend begann Spaß zu machen.

    Vala war ausgelassener Stimmung, schließlich hatte er mit den anderen schon mehrere Humpen Bier vernichtet, und als er sich den anderen anschloss, um die Casa der Prudentii zu verlassen, dachte er sich nichts arges dabei. Sie nahmen vor der Casa Aufstellung, und auch er hörte Lando irgendwas von Brautraub faseln... Vala stockte. Brautraub? Hier und jetzt?
    Er spannte sich schon fast reflexhaft an, wollte er dem Räuber doch bei der ersten falschen Bewegung die Nase per Faust in den Schädel rammen, doch irgendwie tat sich niemand fremdes auf, der sich verdächtig verhielt.


    "Wo? WO??? WOOOO????", fragte er schließlich die anderen, vielleicht hatten die den unsichtbaren Feind ja schon ausgemacht. Die Braut schien sich auch schon Zuflucht suchend in die Arme der Kaisernichts begeben zu haben, und auch Witjon schien sich schützend zu ihr gesellen zu wollen. Oder auch nicht.
    Es dauerte einige Momente, bis Vala kapierte, um was es hier ging.


    "Sind die bescheuert?", entfuhr es ihm, als er begriff, dass dies ein Teil der Abendzeremonien war. Niemand hatte ihm erklärt, wie die Hochzeit ablaufen würde, und er war sich sicher: hätte ihm jemand versucht zu erklären, dass ein Brautraub legitimer und wichtiger Teil der Hochzeit gewesen wäre, hätte er protestiert. Wie einige andere aus seiner Sippe, wie es schien. Letztendlich blieb ihnen nichts anderes übrig, als mit finsterer Miene das Schauspiel zu beobachten, und ihren Ärger runterzuschlucken. Man würde später Lando dafür verantwortlich machen, dies zugelassen zu haben, dessen war Vala sich sicher. Dies würde ein Nachspiel haben!

    "Griechisch?", wiederholte Vala nachdenklich den Legaten. Er hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, hatte es bisher auch keinen Grund dafür gegeben. Sein Vater hatte die Sprache der Hellenen nicht gesprochen, da war er sich sicher, aber und so lange war das auch nicht her. Aber vielleicht änderten sich die Zeiten in Rom schneller als er erwartet hatte, und sah sich deshalb mit dieser neuen Aufgabe konfrontiert. Davon wollte er sich allerdings nicht von seinem Ziel abbringen lassen.


    "Ein leichtes...", kam ihm schnell von den Lippen, auch wenn er noch nicht wusste wie er das anstellen würde. Eine Sprache zu lernen war keine Sache des Papiers, dessen war er sich bewusst. Es würde ein Lehrer notwendig sein, und den würde er sicherlich nicht hier in Mogontiacum finden. Vielleicht war es notwendig, doch früher als geplant nach Rom zu ziehen.


    Dann die Frage nach seiner Vergangenheit. Vala hatte damit gerechnet, allerdings war er sich noch bis jetzt noch unschlüssig, wie er darauf antworten sollte. Den Legaten dreist anzulügen wäre kein Problem gewesen, allerdings würde es sich früher oder später sowieso ergeben, immerhin gab es auch Informationskanäle zwischen Reich und Germanien, die er nicht beeinflussen konnte. Und die Einkehr eines der aktivsten Gegner Modoroks würde nicht lange geheim bleiben, dessen war er sich sicher. Also blieb ihm nichts anderes als die Wahrheit, selbst wenn sie gewissen Ratschlägen zufolge etwas abgewandelt werden musste.
    "Ich bin im Niemandsland zwischen den Stämmen der Mattiaci, der Cherusci und der Hermunduri aufgewachsen. Mein schon erwähnter Vater verscholl im Felde, deshalb wurde ich von meiner Mutter und ihrem Mann Leif aufgezogen. Meine Eltern standen, wie einige andere jenseits des Limes, treu zu Rom, und verschworen sich dem Kampf gegen Modorok. Ich wurde von meiner Mutter in römischer Kultur unterrichtet, Leif brachte mir das nötige Handwerkszeug ziviler wie militärischer Natur bei, und klärte mich über das Prinzip des Imperiums auf. Vor knapp zwei Jahren konnte Modorok geschlagen werden, unsere Aufgabe war erfüllt. Jedoch entschieden sich unsere ehemaligen Verbündeten, das entstandene Machtvakuum zu füllen, ohne die erhoffte Annäherung und den Frieden mit dem Reich zu forcieren. Leif starb als gebrochener Mann, um sein Lebenswerk betrogen, meine Mutter wenig später am harten Leben in den rechtlosen Wäldern. Ich habe nicht vor, ihr Schicksal zu teilen. Ich werde mich nicht an diesem sinnlosen Streben aufreiben, den Stämmen etwas beizubringen, von dem sie nichts wissen wollen. Sollen sie sich gegenseitig umbringen, und ihre Fäuste an Mauern aus Scuti zerbrechen. Ich glaube, dass der Traum meines Vaters von einem friedlichen Zusammenleben zwischen Reich und Stämmen ein Alptraum war, der ihn letztendlich umgebracht hat. Ich glaube, ich brauche nicht darzulegen warum mich die Art der Stämme anwidert, die sich bei noch so geringem Machtgewinn dennoch die Köpfe einschlagen. Das Reich ist einzigartig und unnachahmbar, da gibt es nichts zu diskutieren... viele meiner Sippe haben das schon früher erkannt, meine Eltern wollten das nicht einsehen, und haben sich der Hoffnung hingegeben, dass es auch anders gehen könnte. Deshalb bin ich hier, ich habe mich dem Teil meiner Familie angeschlossen, der wohlweißlich den dem Untergang geweihten Stämme schon lange den Rücken gekehrt hat..."


    Das Land, das in Familienbesitz war, war zu einem großen Teil noch überhaupt nicht erschlossen. Die fünf Parzellen, die sich außerhalb der Stadtmauer erstreckten, hatten jeweils eine Größe von einem Heredium, und waren immernoch größtenteils bewaldet. Was für die Familie auch vollkommen ausreichend war, das wenige Land, das urbar gemacht worden war, reichte vollkommen aus um Nährgetreide, Gemüse, Obstbäume und Vieh für die Familie und deren Kyn zu ziehen.
    Bei der Bebauung verließ man sich gänzlich auf die Fruchtbarkeit des Landes. Die Weiden für das Vieh, auf denen auch die Obstbäume gediehen, schlossen direkt an den Gebäudekomplex der Rus an, dahinter wechselten sich auf den sehr ungermanisch geordneten und markierten Feldern Getreide, und Mischkorn je nach Jahreszeit ab. Durchzogen wurde das ganze von einer Straße, die von der nordwestlichen Ecke der Stadt durch die südlicheren Ubiersiedlungen ins östliche Gallien führte. Dahinter kam dann nurnoch Wald.

    "Na, dann werden wir ja doch noch einige Male zusammen sitzen, um zu essen und zu trinken.", griente Vala breit, während er sich den Pott Schmalz reichen ließ, und eine dünne Schicht auf ein Stück Graubrot schmierte, um es mit dem Braten vom Vortag zu garnieren.


    Er spülte den Bissen mit einem Schluck Bier herunter, und musterte die Runde. Sontje schien irgendwie angeschlagen von der Nachricht, aber Vala enthielt sich eines Kommentars. Frauen halt.
    Er warf sich noch eine Olive in den Mund, und überlegte schon, wie diese Früchte wohl gediehen. Wuchsen sie an Sträuchern? An kleinen Pflanzen oder gar in der Erde? Er konnte es sich fast nicht vorstellen...


    "Wofan wachfen diefe Dingä eigentliff?", fragte er in die Runde, und deutete auf eine Olive zwischen seinen Zähnen.

    "Und Eier. Und Eier. Und Eier.", flaxte Vala weiterhin, während er sich niederließ, "Man hätte ja wenigstens eins der Viecher, die diese Eier fabriziert haben, dazupacken können. Mich würde interessieren, was das für ein Ding ist das diese", er deutete auf die Straußeneier, "Teile fertig bekommt."


    Er nahm sich ein solches, ein kleines, und ein Hühnerei, einfach zur Sicherheit. Es dauerte eine Weile, bis er sich die Teile zugute geführt hatte, immerhin galten Eier nicht als Grundnahrungsmittel das man in Massen vertilgte. Und die meisten der Eier hier waren ihm sowieso hispanisch. Er machte da normalerweise keinen Unterschied, wenn man hungerte, und das hatte Vala oft, war man nicht wählerisch in der Nahrungsquelle zu sein. Bisweilen hatte Vala sich von Baumrinde und anderem Zeug ernähren müssen, einfach damit es weiterging. Dagegen war dieses Mahl schon fast dekadent... und so blieb er nun sparsam in der Menge, einfach aus Angewohnheit, über die man nicht allzu sehr nachdachte.

    "Ah, ist das so?", fragte Vala rhetorisch, und gänzlich unwissend. Der Ianitor war geraten, und die anderen Bezeichnungen sagte Vala einfach nur wörtlich etwas, der Sinn dahinter erschloss sich ihm nicht. In einer germanischen Kyn gab es einen Haufen von Aufgaben, die von denen erledigt wurden, die Zeit dazu hatten, aber es gab keine Spezialisierungen. Jeder machte alles, das bewahrte Männer vor Frauenarbeit nicht, und Frauen nicht vor Männerarbeit.


    Vala lächelte matt, ohne es zu meinen, als Phanaeas auf das Dilemma des gegenseitigen Unwissens zu sprechen kam: "Allerdings hoffe ich, dass ich meine Wissenslücken dembetreffend füllen werde. Dir wünsche ich, dass dein Herr nicht verrückt genug sein wird, sich jenseits des Rhenus herumzutreiben. Zumindest nicht ohne eine gesunde Anzahl Söldner im Nacken."


    "Also dann... vale bene, Phanaeas.", schloss er schließlich das Gespräch, verabschiedete sich von dem Fremden mit einem knappen Wink, und machte sich dann auf, weiter die Stadt zu erkunden...

    Die Zeremonie war vorbei, und jetzt galt es sich dem Festmahl zuzuwenden, und dazu verließ man die Räumlichkeiten in betrat den Hortus.
    Vala, der schon viel von römischen Gärten gehört hatte, aber noch nie einen erlebt, war ehrlich überrascht, allerdings nicht im positiven Sinne. Das Verlangen der Römer, die Natur zu unterwerfen und ihrer Welt anzupassen machte vor allem in ihrem eigenen Heim nicht Halt. Beinahe alles war irgendwie in Stein eingeschlagen, in Form geschnitten, angepasst, in seinem Wachstum unterdrückt. Wo Valas Begeisterung für das römische Wesen beinahe alle Lebensbereiche umfasste: hier machte sie Halt.


    Es dauerte einige Minuten, in denen Vala versuchte nicht allzu erschrocken zu wirken, und sich aus diesem seiner Meinung nach sehr unbeherrschten Moment in eine Ecke, und versuchte sich so unauffällig wie möglich zu sammeln, während alle Aufmerksamkeit noch dem Brautpaar galt.


    Schließlich hatte er sich wieder im Griff, und gesellte sich mit betonter Unbekümmertheit wieder zu Arbjon und dessen Schwester, deren Namen Vala sich wie alle anderen genau eingeprägt hatte: es war die schwangere Albit.


    "Na, was haben wir denn da?", flaxte Vala, der sich zurück in seine alte Rolle zwang, "Wir haben Eier. Eier. Eier. Und: Eier. Achja, da gibt es auch noch Eier... und schau an, Eier! Und dort: Eier. Und Brot. Hab ich die Eier schon erwähnt?"

    Dick. Dicker. Am dicksten. Und das alles aufgetragen. Vala seufzte leise, als er hörte wie die Brautleute ihre Schwüre tauschten, irgendwie hatte er sich schon auf die römische Nüchternheit gefreut, denn entgegen der Art seiner Sippe hatte Vala nicht das geringste für herzzereissenden Pathos übrig. Ein Blick umher ließ ihn erkennen, dass die seinen da selbstverständlich anderer Ansicht waren, Witjons Mutter schien fast vor Stolz explodieren zu wollen, beinahe sämtliche Frauen hatten Tränen in den Augen, und die Augen der Männer leuchteten vor Anerkennung.
    Er selbst nahm das ganze pragmatisch: die Frau war eine Prudentia, zudem um Balbus' Ecken verwandt, war relativ ambitioniert, zumindest demzufolge, was Phelan am Abendtisch erzählte, und hoffentlich fruchtbar. Es wäre eine Schande, diese eigentlich optimale Verbindung von römischer Integrität mit germanischer Bestrebsamkeit lösen zu müssen, nur weil die Frau nicht in der Lage war, gesunde Kinder zu gebären.


    Aber das waren Spekulationen, denen Vala sich nicht hingeben wollte. Er beobachtete die Zeremonie bis zu ihrem Ende, und wartete danach auf einen günstigen Moment, dem Brautpaar gratulieren zu können.

    Selbst wenn Vala sich in diesem Moment von Landos Art etwas herabgesetzt fühlte, er schluckte seinen Ärger herunter. Noch war Lando die maßgebliche Figur in der Sippe, und noch galt es Vala selbst, dieser Figur zu gehorchen. So nickte er nur knapp, verabschiedete sich mit einem dankbaren Lächeln vom Comes und verließ ohne weitere große Worte das Haus, um Lando und seinen Freund in ihrem Zwiegespräch alleine zu lassen.

    "Oliven, sagst du?", blickte Vala die grüne Frucht zwischen seinen Fingern fragend an, und stopfte dann die nächste in seinen Mund. Lando hielt das Tischgebet, das Vala unkommentiert ließ, und ließ sich dann ein Stück Brot reichen, das er sorgfältig in Stücke schnitt, und diese dann mit Käse und einem sauren Brei vertilgte.


    Dann stand Silko plötzlich neben ihm auf, und Vala hörte der dunklen Stimme des Hünen aufmerksam zu. Irgendwie musste er schmunzeln, hätte er Silko sowas wie Heimatgefühle doch nicht zugetraut.
    "Na dann, schwarzer Mann... wenn das dein erster Akt in deiner neugewonnen Freiheit sein soll, wünsche ich dir viel Glück und Erfolg auf deiner Reise.", Vala grabschte nach einem Becher und einer Karraffe mit dünnem Bier, verband beides und hob schließlich ersteres gut gefüllt in die Höhe, "Dann wollen wir mal auf dich, deine Freiheit und deine dir bevorstehende Reise anstoßen. Auch wenn du in dieser Runde eine ziemlich breite Lücke hinterlassen wirst, wünschen wir dir dennoch, dass du findest was du suchst."


    Vala sprach diesen Trinkspruch auf den Nubier, wartete bis alle anderem sich diesem angeschlossen hatten, und ihren Teil zu seiner Reise gesagt hatten, bevor er sich wieder dem Essen widmete.

    "Na, ich sehe, meine Menschenkenntnis scheint diesseits des Rhenus auf neue Prüfungen zu stoßen... dann muss ich passen, mehr als Haussklave im Haus eines reichen Mannes fällt mir auch nicht ein. Ianitor vielleicht im Hause eines reichen Mannes?", gab Vala auf.


    "Bist du dir so sicher, dass die Gefahr bei... drüben akuter ist?", fragte Vala den Mann, der über die Zustände in Germanien dozierte, als sei er selbst dort gewesen, "Ich kenne Stämme, die wohnen seit mehreren Jahrzehnten in Frieden, weil sie es perfekt verstanden haben, sich aus den Querelen der anderen heraus zu halten. Und sowieso darfst du einen Unfreien in der Munt eines germanischen Mannes nicht mit dem Servus eines römischen Dominus vergleichen."

    Vala wusste um die Wichtigkeit dieser Zeremonie, und hielt deswegen in andächtiger Stille einfach die Klappe, und starrte zum Mittelpunkt des Geschehens. Dass dort etwas überhaupt nicht so geschah, wie es geschehen sollte entging ihm völlig. Für Vala waren religiöse Zeremonien vor allem immer politischer Natur, dazu gedacht, zaghafte Geister dazu zu bringen die Ideen von höherer Stelle als legitimiert zu akzeptieren und umso emsiger zu vollbringen. Erst an zweiter Stelle kam für ihn der göttliche Moment, den er auch hier zu erfahren suchte. Er hielt still, ließ seinen Geist locker umherschweifen und wartete wie so oft auf die spürbare Präsenz von etwas eigentlich unspürbaren. Aber da kam nichts, wie so oft zuvor auch, und Vala atmete enttäuscht aus. Wahrscheinlich lag es an der Anbetung einer römischen Gottheit. Vielleicht auch nicht.
    Vala nahm sich vor, diese Frage in einem Gespräch mit dem Priester seiner Sippe zu erörtern, bevor er sich anderen Aufgaben widmete... hier schien sich trotz fehlender göttlicher Erscheinung alles zum Guten zu wenden, und so schmunzelte Vala zufrieden, dass auch diese Eheschließung unter einem guten Stern stand.

    Auch Vala nahm gerne an den abendlichen Essen teil, die die komplette Sippe und den Haushalt zusammenführte, und vor allem zum Austausch von Neuigkeiten diente. Und Neuigkeiten waren genau das, was Vala interessierte... er ließ sich auf einem Hocker neben dem Hünen Silko nieder, grüßte alle schon anwesenden mit einem knappen "nAbnd." und warf sich dann eine dieser grünen Dinger in den Mund, auf der er eine Weile lang herumkaute, bevor er es mit den Zähnen zu schälen begann..


    "Kann mir jetzt eigentlich jemand sagen, was das hier für Dinger sind? Ich finde sie großartig... also, wie heißen die?"

    Irgendwie hatte Vala sich die Schlägerei anders vorgestellt. Nicht, dass er den jungen Mann als wirklichen Gegner ernstgenommen hatte, obwohl er sich zu äußerster Vorsicht gezwungen hatte, schließlich konnte ein Gegner, der seine Stärke gut versteckte tödlicher sein als jeder Riese, der vor Metall und Muskeln nur so strotzte. Aber dass der erste Schlag des jungen Mannes so aussah, das er Vala vor die Füße kotzte, überraschte ihn dann doch sehr.


    "Was bei... muss ich mich hier mit einem Mann schlagen, der nicht einmal gegen einen Krug voll Bier die Oberhand be...", und dann erwischte Vala ein Schlag von hinten, der ihn auf den kotzenden Mann zutorkeln, und mit ihm zusammen in den Bottich plumpsen ließ, in dem zuvor der Arschgrabscher gelandet war.


    "Gottverdammteaxt! WER WAR DAS?", rief Vala erbost und viel Wasser ausspuckend, als er seinen Kopf und Oberkörper aus der Wasseroberfläche erhob. Er erblickte einen älteren Mann, der bei Sontje zu stehen schien, und sie beide eher peinlich berührt anblickte. Nichtsdestotrotz kannte Valas Geist keine Gnade, das musste gesühnt werden!


    "Da hast du vollkommen Recht!", murmelte Vala, und erhob sich mit triefenden Klamotten aus dem Bottich, um mit seinem ehemaligen Kontrahenten wackelige Schritte auf den Heckenschubsert zu zu gehen...

    Vala, der die immer wieder aufflammende Nervosität mit den üblichen Mitteln runterkämpfte, war dem Comes still von dessen Officium zu dem des Comes gefolgt. Als er dem Legaten schließlich gegenüber stand, sah er einen Mann mittleren Alters, was ihn schon etwas überraschte. Den Erzählungen seines Vaters nach waren die Männer, denen die gefährlichste Provinz des römischen Reichs anvertraut wurde normalerweise gestandene und sehr einflussreiche Männer jenseits eines halben Jahrhunderts.
    Als der Legat aufsah bemerkte Vala den zornig-grüblerischen Blick, und konnte nicht anders als leicht zu schmunzeln: der Mann strahlte selbstverständliche Zielstrebigkeit aus, die Männer innehatten, die es erstens gewohnt waren, dass die Dinge so geschahen wie sie es wollten, und zweitens keine Probleme damit hatten, alles in Gang zu setzen DAMIT es eben so geschah.


    "Legatus Vinicius.", begann Vala mit fester Stimme, und glühendem Blick, der den des Legaten mit jugendlichem Eifer fixierte, "Wie der ehrenwerte Comes schon gesagt hat, ist mein Name Titus Duccius Vala. Ich bin der Sohn des Flavius Duccius Germanicus, Tribun der zweiten Legion und Quaestor Principis im Cursus Honorum. Ich habe mich vor einigen Monaten meiner Familie angeschlossen, um das Erbe meines Vaters anzutreten, und dem Reich zu dienen. Ich wurde im Sinne der Traditionen der Vorfahren meiner Familie erzogen, aber im Geiste der römischen Kultur. Ich besitze die klassische Grundbildung, wobei ich bei griechisch passen muss, spreche dafür allerdings fünf germanische Dialekte fließend. Ich bin in der Theorie des römischen Militärs wie in den Grundzügen der zivilen Ordnung gebildet, und bringe mir gerade höhere Staatstheorie mit Hilfe der Schoal selbst bei. "


    Irgendwie hatte Vala das Gefühl, dem Klischeebild des verwilderten Germanen, dass auch noch mehr als zweihundert Jahre nach dem ersten Kontakt zwischen Römern und Germanen in einigen römischen Köpfen rumspukte, entgegenwirken zu müssen, um von vorneherein klarzustellen, dass er durchaus das Handwerkszeug mitbrachte, um als Aspirant ernstgenommen zu werden.


    "Wie ich schon erwähnte", fuhr er dann etwas konkreter fort, "war mein Vater Quaestor Principis, diesem Weg möchte ich auf kurz oder lang folgen. Meine Familie schuldet dem Reich viel, und auch ich möchte meinen Teil dazu beitragen einen Teil dieser Schuld durch meinen Dienst zu erfüllen. Natürlich brauche ich dafür Unterstützung..", kam Vala dann auf den eigentlichen Punkt zu sprechen. Er hatte kein Problem damit, sich anderen zu verpflichten, schließlich hatte er sich mit seinem Vater in freien Germanien teilweise auch irgendwelchen Feldzügen anschließen müssen, um einigermaßen über die Runden zu kommen, oder einfach nur spätere Gefälligkeiten in Waffen- und Männerform einfordern zu können. Einige aus seiner Familie waren da anders, allen voran Lando, der sich sehr schwer damit tat, fremde Hilfe anzunehmen. Aber diese Attitüde würde Vala sich nicht zueigen machen, er hatte nicht vor, wie Lando in der Provinz zu versauern..


    "Ich biete dir hiermit meine Dienste als Klient an, Legatus Vinicius, auf dass ich mit deiner Hilfe meine Ziele erreiche, damit ich dir eines Tages von würdigem Nutzen sein kann."
    Vala pokerte natürlich, er schätzte den Legaten als Mann ein, der sich keine großen Illusionen um die Verstrickungen und Mechanismen der Macht machte. Und genau darauf seinen Erfolg begründet hatte... schlimm würde es hier nur werden, sollte der Legat doch noch als Idealist erweisen.

    Unabgemeldet abwesend, angemeldet wieder anwesend. Bin ebenfalls von der sehr Bierintensiven Ringrockertagung zurück.


    Da ich allerdings nicht so weinerlich bin wie das alte Mann da über mir, bin ich auch nur für ganze drei Tage wieder da: am Mittwoch Abend geht es zum Greenfield Open Air in die Schwyz, weiterrocken! :D