Beiträge von Titus Duccius Vala

    "Wuzz?", gröhlte Vala sichtlich empört, "Dä äste Schlach iss fo Wiever! Datt wöd ja wo fü di sing, eh? Aso... gevt mi ma twee vonne Bia hea. Dange. Aso... hia, nimm.", er reichte Ragin einen von den beiden gerade organisierten Humpen voll mit Bier, "Uff dree trinksch, un wenne schnella fettich bis as I, dann nahm I de aste Schlach, allet klar?"


    Die Meute, die sich mittlerweile um die beiden versammelt hatte, weil es doch eine Form von germanischer Unterhaltung war, zählte natürlich lautstark lachend runter, um das Wetttrinken einzuläuten:


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    1


    Und wie auf Kommando kippte Vala sich das viele Bier in den Hals. Den Kopf in den Nacken legen, Zäpfchen zurückklappen lassen und einfach laufen lassen, bloß nicht schlucken... auf keinen Fall schlucken... Vala konzentrierte sich, schmeckte das herbe Bier kaum, dass nur noch mehr Alkohol in seinen Bauch schwemmte, und schaffte schließlich das Zeug in einem Zug herunter zu bringen. Mit einem genüsslichen "Aaaaah..." wischte er sich den Schaum vom Mund, warf den Krug beiseite und sah rüber zu seinem Kontrahenten, ob der immernoch am trinken war, oder ob dieser tatsächlich schneller gewesen war...

    Woraufhin Vala mit einem Lächeln auf den Lippen in das Officium des Comes eintrat: "Salve, Comes Caecilius. Wie abgesprochen stehe ich nun hier, danke noch einmal, dass du dir die Mühe machst."


    Vala war sich natürlich im klaren darüber, dass dies ein Gefallen war, der später seinesgleichen einfordern würde, aber das machte ihm nichts aus. So wie Lando den Comes beschrieben hatte, kamen er und seine politischen Ansichten sich kaum in die Quere. Etwas, das wichtig sein würde.

    Vala besah sich sein Werk mit großer Zufriedenheit, und der Alkohol in seinen Adern eroberte sich langsam zurück, was das Adrenalin ihm für kurze Sekunden genommen hatte: seinen Verstand.
    Plötzlich wurde es blond vor Valas Augen, und als er den Blick ein Stück weit senkte, sah er einen jungen Mann, der mit bierschwangerer Stimme Vergeltung für den Goden verlangte.


    "Jung, hör uff. Dien Jode hat mi met singe Ähewiev verwesselt, un' die Hänne dohin jepackt, wo se sicher net hinjehörn! Aso quatsch me hi net voll."


    Betrunken oder nicht, für eine gute Rauferei war Vala immer zu haben, also lockerte er sich ein wenig, und nahm etwas unverdächtiger Aufstellung, um sich gleich gegen den blonden Kerl zu wehren. Vorher ließ er sich allerdings einen Krug mit Bier reichen, und protestete dem Typen grinsend zu: "Bevo' i di hia in den Boden ramm: Prost."

    "Ein Sklave?", zog Vala nicht allzu sehr überrascht die Augenbraue hoch, schließlich war ein nicht unerheblicher Teil der Menschheit unfrei, auch in den Gegenden rechts des Rhenus gab es Unfreie.


    "Nun gut... dann mutmaße ich mal weiter, dass du nicht in einem der Steinbrüche vor der Stadt arbeitest... bist du Schreiber eines Gelehrten in der Schola?", riet Vala fröhlich weiter, "Aber nun kann ich verstehen, wenn du von der Sicherheit im Reich als etwas fremdgeleistetes sprichst, mit Verlaub."

    Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus
    "Wenn ich bei der Aufklärung helfen dürfte?"


    Er sah den neugierigen Gast an und meinte,


    " Bei der Kartoffel handelt es sich um eine Tartuffolo,...eine Knolle,...ein Nachtschattengewächs,...wir importieren es aus Karthago Nova und aus Indien, dort allerdings eher mit süßlichem Geschmack. Der Ursprung liegt weiter südlich und wurde uns vor Jahren von einem Phönizischem Händler angeboten."



    So langsam hatte Vala das Gefühl, hier belagert zu werden. Erst wollte ihn diese Bedienung nicht verstehen, was Vala den Schluss nahe legte, dass ihre Qualitäten doch eher hinter dem Vorhang lagen, dann kam noch eine garnicht mal so hässliche Blonde an den Tisch, anscheinend die Inhaberin des Lokals, und schließlich mischte sich auch noch ein Soldat mit ein, und erzählte ihm irgendwas von Indien, Karthago, Tartoffeln und so weiter und sofort... und allesamt schienen hier einem enormen Missverständnis aufzusitzen.


    "Meine lieben Leute, ich habe noch nie etwas von einer Tartuffolo gehört. Und wenn diese Frucht, oder was auch immer das jetzt sein mag, wirklich aus Indien, oder Phönizien, oder sei es Karthago importiert wird, liegt sie wahrscheinlich tatsächlich weit über dem, was ich bezahlen kann. Aber ich denke, ihr pflegt mit mir zu scherzen, und es geht hier um eine ganz normale Terfezia. Selbst diese Frucht dürfte für die meisten Normalsterblichen Civites des Reiches unbezahlbar sein, mit Verlaub. Deshalb hätte ich jetzt einfach gerne eine Handbreit Brot, eine Schale Garum und einen Apfel. Danke sehr."


    Etwas genervt blickte er von einem Gesicht zum anderen, während die Bedienung sich schon aus dem Staub machte um dem Soldaten anscheinend eine bevorzugte Bedienung zukommen zu lassen.


    Sim-Off:

    Wegen dem Missverständnis:
    Die Kartoffel ist keine indische Feldfrucht. Die Kartoffel stammt aus Südamerika, was mehr als ein Jahrtausend nach unserer gespielten Zeit entdeckt wurde.


    Das Kind ist hier natürlich schon im Brunnen, aber das ganze ließe sich etwas weniger problematisch lösen, wenn ihr wirklich die Trüffel meintet, die dennoch preislich weit über dem gelegen haben dürfte, was für einen Soldaten und einen Normalbürger erschwinglich war. :)

    Vala musste nicht lange für seine nächste Frage nachdenken, kam nicht umhin die Bedienung hilflos anzusehen: "Also, ich habe durchaus etwas für regionale Spezialitäten aus anderen Ländern übrig, immerhin ist gute Küche nicht auf Germania begrenzt. Aber wäre ich dir doch sehr verbunden, wenn du mir erklären könntest, was Kartoffeln sind, damit ich besser wählen kann."

    Nungut, der Comes hatte definitiv ein Gespür für hohle Phrasen, das war klar. Allerdings hatte Vala auch nicht vor, hier sein innerstes zu präsentieren, immerhin ging das nur ihn etwas an, und NUR ihn.


    "Ich kann dir versichern, hielte ich meine Meinung für maßgeblich, hätte ich sie offenbahrt. Aber ich bin mir der unzureichenden Qualität meines Wissens bewusst, und das wird sich erst in der näheren Zukunft ändern, wenn du verstehst, was ich meine."


    Mehr würde, und konnte Vala nicht zu politischen Themen sagen, schließlich arbeitete er sich gerade erst in die Materie ein.


    "Ich danke dir, deine Entscheidung wird nicht zu deinem Schaden sein.", antwortete Vala schließlich auf den Entschluss des Comes, ihn dem Legaten vorzustellen. Vala war hart mit sich und anderen, aber er war alles andere als undankbar. Do ut des.

    Vala runzelte die Stirn. Entweder war die Bemerkung über die Milch einfach nur impertinent, was ob des Geldes in Valas Tasche einfach nur taktisch unklug war, oder ein Angebot der anderen Art, vielleicht diente diese Kneipe als Lupanar mit angeschlossener Gastronomie, gab es schließlich in Soldatenstädten wie Mogontiacum zur Häufe. Erst gab man Geld für's kräftige Fressen aus, dann mehr Geld für ein paar schöne Momente mit einer Frau. Warum auch nicht? Vala überlegte stark, ob er auf das Angebot eingehen sollte, sah er es schließlich nicht halb so streng wie seine Familie, die vom traditionell respektvollen Umgang mit der Weiblichkeit geprägt war. Er sah das hingegen sehr viel pragmatisch, eine Frau war das, was sie aus sich machte, und wenn sie kein Problem damit hatte, für Geld die Beine breit zu machen, hatte er auch kein Problem damit eben jenes Geld zu investieren. Auch wenn das zuhause wahrscheinlich für einen Aufstand sorgen sollte. So grübelte er einige Sekunden lang nach, während er unverhohlen in den ihm präsentierten Ausschnitt der Lupa stierte, entschied sich dann jedoch für den Hausfrieden.


    "Na, ich glaube, ein Wasser reicht mir... erst einmal.", entschloss er sich schließlich, starrte die Frau aber verständnislos an, als sie ihm Zwiebelirgendwas vorschlug, "Bitte? Huhn in Zwiebelrahmsauce?"


    Er blickte sich um, aber niemand sah sie an, oder lachte. Sowas hatte er ja noch nie gehört... und wie ein Schuppen für Patrizier sah der Laden auch nicht aus. Wahrscheinlich hatte die Frau ihm direkt das teuerste vorgeschlagen, oder irgendeine Spezialität, denn von einer Zwiebelrahmsauce hatte er noch nie gehört.


    "Habt ihr nichts für normale Leute? Eintopf, oder so? Ich will ja nicht gleich kaisergleich dinieren.", Vala lächelte matt, war die Situation doch recht abstrakt.

    Vala hatte Oda auf der Platzmitte entdeckt, auf dem die Leute die ständig wechselnden Lieder auch zum Tanz nutzten. Er war gerade auf dem Weg dorthin, als ihn jemand von hinten anrempelte, und er auf einmal einen zünftigen Griff an seinem Hintern verspürte.
    Grinsend drehte er sich um, dachte er doch an eine Magd, die er zuvor wenig subtil angebalzt hatte, und die in ihrem beschränkten Intellekt auch wohl nichts anderes verstand. Und dann blickte er in Phelans schales und vor Alkohol aufgedunsenes Gesicht, und binnen einer halben Sekunde erstarrte Valas grinsende Miene, die Bierkrugfreie Hand holte schon fast instinktiv aus, formte sich im Flug zur Faust, und schickte Phelan mit einem wohlpositionierten Schlag auf die Bretter, die da natürlich nicht lagen.


    "Meine Fresse, Junge!", donnerte Vala, der im Eifer des Gefechts schlagartig wieder nüchtern war, "Kannst du meinen Arsch nichtmehr von dem einer Frau unterscheiden? Wenn das so ist, hast du definitiv zuviel gehabt."


    Er packte den noch vollkommen perplexen Phelan, der im Geiste wahrscheinlich immernoch aufrecht an den Hintern einer Frau griff, am Kragen und am Oberschenkel, hievte die schlacksige Gestalt des Priesters mit einem Ruck in die Höhe und auf seine Schulter, und stapfte mit grimmigem Grinsen ein paar Schritte weiter zu einer steinernen Wanne voll mit Wasser, die normalerweise zur Morgenwäsche diente, und warf Phelan mit einem Ruck herein.


    "Vielleicht lässt dich das klarer sehen.", rief Vala triumphierend, und lautes Gelächter machte sich unter den Anwesenden breit. Dass Germanen gerne grobes Verfahren übten war nicht neu, und Vala war sich sicher, dass der Priester es so aufnehmen würde, wie es gemeint war. Aber konnte er nicht umhin, auch in lautes Lachen auszubrechen...

    "Das Opfer.", raunte Vala, der das ganze sehr viel pragmatischer sah als Lando. Sowieso schien sein Vetter eine Beziehung zum Reich zu haben, die sich Vala nicht ganz erschloss. Einerseits diente er treu und zuverlässig, wohl aus Dankbarkeit, wie Eila es ihm mal erklärt hatte, andererseits versuchte er, den kulturellen Einfluss des römischen Reiches weitgehend aus den Mauern der Casa zu verbannen. Was ihm auch recht gelungen war, musste Vala zugeben. Das beschränkte wohl den Kulturschock auf ein Minimum, besonders wenn man zuhause war.


    Vala beobachtete die Vermischung germanischer und römischer Riten mit wachem Interesse. Lando hatte wohl darauf gepocht, und Witjon nicht widersprochen, und Balbus wohl ebenso, schließlich ging es hier um die Verbindung zweier Familien, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Vala freut sich, und das aus rein politischem Kalkül, war es doch wichtig zu zeigen, dass die Gens nicht nur in germanischen Kreisen zu verheiraten war.

    Vala, der mal wieder den halben Tag in der Bibliothek verbracht hatte, verspürte auch sehr natürliche Bedürfnisse. In diesem Moment war es schlichtweg Hunger, das ihn umhertrieb, und so entschied er sich, das tägliche Mittagsmahl ausnahmsweise mal nicht in der Casa seiner Sippe einzunehmen, oder in der großen Taberna Silva Nigra, einzunehmen, sondern sich einfach in eine der kleinen Kneipen von Mogontiacum zu hocken, um ein wenig zu essen, und dabei die einheimische Bevölkerung zu studieren.


    Es war eine einfache Gaststube, die er sah, wie auch anders, schließlich waren ALLE Tabernae in dieser Gegend einfach. Pompösere Gasthäuser fand man nördlich der Alpen wohl nur in Lutetia oder in der Colonia, aber für die einheimische Bevölkerung und das Soldatentum sollte das wohl dennoch genügen. Er sog die Luft, gefüllt mit einem Geruch von Garküche und Männerschweiß ein, als wolle er sich selbst überzeugen, dass diese Taberna echt roch, und ließ sich wahllos auf einem Stuhl nieder, nachdem er diesen von einem kleinen Tisch weggezogen hat, und musterte währenddessen die Einrichtung sowie die anwesenden Menschen.


    "Bedienung, Kundschaft!", machte er halblaut auf sich aufmerksam, und wartete zufrieden lächelnd darauf, dass sich ihm jemand kompetentes zu erkennen gab.

    "Quaaaark... Ik ben der hohle Ast, du Napf.", keilte Vala mit breitem Grinsen zurück, als Callista erst auf der Bühne zur Salzsäule erstarrte, und dann zu winken begann.


    "Eh... wöd datt no watt?", murmelte Vala, und nutzte die Pause, um noch einen halben Krug Bier in sich reinzuschütten, "Nu lass de Jong doch in Ruh, vielleischt entwaltet die ihre wilde Art ja janz woanners..."


    Vala grinste schief, und glitt leicht zur linken ab, konnte sich aber noch im letzten Moment davor bewahren, aus dem Stand einfach umzufallen. Sein benebelter Geist bekam gerade noch so mit, wie der Römer, der von irgendwem als Onkel der Sängerin vorgestellt wurde, sich erbarmte und seiner Nichte zu Hilfe kam.


    "Da hatte Recht, schücchern sindse beide!", dozierte Vala fröhlich weiter drauflos, und ward erst still, als die beiden zu singen anfingen. Das Lied war so traurig, dass es einen absolut krassen Kontrast zu dem darstellte, was Vala soeben auf der Bühne vorgetragen hatte, und nicht nur Vala brauchte eine Weile um zu checken, dass dieses Lied definitiv nicht feierbar war.
    Die Stimmen der beiden Römer taten ihr möglichstes, um irgendwie klar und gerade zu klingen, und wenn sie es nicht taten, war das Publikum zu ausgelassen, und teilweise zu besoffen, um überhaupt mitzubekommen dass da was nicht passte. Mal davon abgesehen, dass sie in einer Sprache sangen, die auf diesem Platz wohl nur drei Leute sprachen. Wenn überhaupt.
    So ward fassungslose Stille, als die beiden Römer auf griechisch von Sehnsucht und Liebe sangen, und man musste den Spielleuten höllischen Respekt dafür zollen überhaupt etwas wohlklingendes zu dem Text zusammen bekommen zu haben.
    Als das Lied aus war, rührte sich kein Grashalm. Es ward totenstill... einfach, weil die Leute nicht wussten, wie sie zu reagieren hatten.


    Vala, der eine Nase für derlei Situationen hatte, beugte sich leicht zu Witjon rüber, und murmelte mit verschwörerischer Stimme: "Hülen, oda abblaudieren?"


    Er bekam die Antwort von Witjon nicht einmal ganz mit, da reagierte sein Geist schon: er riss die Hände hoch, und rief lauthals "HURRAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!"
    Und wie Menschen nunmal so waren, reagierten viele reflexartig auf die Vorgabe, und begannen ebenfalls lautstark zu jubeln. Obwohl sie keine Ahnung hatten, worum es in dem Lied überhaupt gegangen war. Und ob es überhaupt ein Lied gewesen war. :D

    Sim-Off:

    Eigentlich sind Oliven ja grün... ;)


    "Ich hab keine Ahnung, schmeckt aber... salzig. Und das nicht zu schlecht. Gott... lecker.", mampfte Vala, während er Olive um Olive von ihren Kernen schälte. Als Oda auf den Tisch deutete, auf dem sich gerade der Bräutigam zum Affen machte, musste Vala schon schmunzeln. Wie konnte so ein Mann die Familie über so lange Zeit zusammengehalten haben? Er begriff Landos Wesen nicht. Einerseits schien er sämtliche Verantwortung anzunehmen als sei sie mit Essig getränkt, andererseits entwickelte er nicht allzu selten einen emsigen Arbeitseifer. Und nun stand er dort oben, und brachte die Leute zum Lachen...


    "Feuer? Was, wo? So besoffen kann ich doch noch garnicht sein... ich hab noch nicht einmal richtig angefangen!"

    "Dessen bin ich mir wohl bewusst", konterte Vala die Ausführungen des Comes, "Und gerade deshalb wage ich es. Die schwerste Arbeit trägt meist die üppigsten Früchte, und ich habe nicht vor mich von Hürden und Hindernissen von meinem Ziel abbringen zu lassen."


    Die Frage nach der germanischen Politik des Reiches verwirrte Vala, und er hatte eine gewisse Mühe das nicht zu zeigen.


    "Ich... bin mir nicht ganz sicher, was du damit jetzt meinst. Meinst du die Politik der Administration gegenüber den eingeborenen Völkerschaften auf dieser Seite des Rhenus, oder die Außenpolitik gegenüber den Stämmen jenseits des Flusses? Zu ersterer könnte ich sagen, dass sie mir zuspricht. Die Verwaltung scheint die eingeborenen Völker ja recht gut eingebunden zu haben, wie man auch an meiner Gens sieht. Lando hat mir von eurem Projekt erzählt, so wie ich das verstehe eine interessante Neuerung, dürfte auch eben in diesen Regionen für Zustimmung bei den Romtreuen Stämmen sorgen. Was die Außenpolitik angeht, könnte sie meiner Meinung nach härter nicht sein. Aber ich will mir nicht anmaßen, die politischen Fähigkeiten der Legaten und des Kaisers anzuzweifeln, in dem ich sie mit einer eigenen Meinung zur Stämmeproblematik konterkariere."

    "Hunger? Immer...", meinte Vala mit geistesabwesendem Blick, der irgendwie überall auf Oda zugleich zu ruhen schien, dann jedoch bemerkte er, was er da eigentlich gerade gesagt hatte.


    "Oh, du willst etwas essen? Ja, sicher... ich begleite dich, auf nüchternem Magen trinkt es sich so schlecht, und ich möchte ungerne als erster in einer der vielen Ecken liegen, wenn du verstehst was ich meine.", er lächelte sie matt an, legte eine Hand auf ihre Wespentaille, ging noch einmal sicher, dass er nicht aus Versehen Phelan erwischt hatte (:D), und führte Oda dann zu einer der Banketttafeln. Er nahm sich eine Schüssel, belud diese mit schwarzen Oliven, Brot und etwas Schafskäse.


    "Wohl bekommts... gott, ich liebe diese grünen Dinger. Wie heißen die eigentlich?", er hielt ihr eine Olive hin, in der Hoffnung, sie könnte das fehlende kulinarische Wissen ausgleichen.

    War Ragin der Fetengott von Valas Abend, so war Albin es mit seinem Lied über die Götter. Der alte Mann hatte eine Stimme, die in Tonlagen residierte die wohl gefährlich für Hundeohren war, denn so tief konnte kein Mensch singen. Vala hatte zwischenzeitlich das Gefühl sein Zwerchfell würde bei dem Bass platzen, der aus der Kehle des alten Mannes drang. Und seine Worten fassten alle bei der Kehle, ergriff alle Männer bei der Ehre, und ließ sie zusammen das Lied nachsingen. Die Menschen und ihre Götter, es gab kein Thema was in solchen Zeiten wichtiger war..


    Als Arbjon jedoch die Bühne erklomm, war die drückende Stimmung wie weggeblasen, denn der Ubier verstand es erstens blendend sich in wenigen Sekunden in Stimmung zu trinken, und zweitens eine theatralisch überzeugende Darbietung von Selbstverballhornung abzuliefern.


    Der dies neue Lied erdacht,
    Sang's in einer Sommernacht
    Lustig in die Winde.
    Vor ihm stund ein volles Glas,
    Neben ihm Frau Wirtin saß
    Unter der blühenden Linde
    Unter der blühenden Linde


    Alle sangen mit aus ganzem Halse mit, man hatte sich immernoch oder wieder bei den Schultern, Met und Bier wurde vernichtet, und generell war alles wieder so losgelöst als hätte Albin nie mit dem Zeigefinger gefuchtelt. :D


    "Jopp. Das war definitiv lohnend...", grinste Vala seinen Vetter an, als dieser wieder zurückkam und nach seiner Darbietung fragte. Vala drückte dem Prätorianer einen Humpen Bier in die freie Hand, und schlug seinen eigenen dann mit Wucht gegen diesen...


    "PROST!!! Und nu lass uns der Braut zuhören...", grinste Vala, und wandte sich Elfleda zu, die einige Schritte entfernt auf die Bühne kletterte und ein Lied anstimmte. Es war ein schönes Lied, mehr Geschichte als Singsang, aber dennoch schön anzuhören. Weniger zum Trinken animierend, als zum aufmerksamen Zuhören. Elfleda hatte eine schöne Stimme, das stand fest, und generell war sie eine Erscheinung, die Vala definitiv nicht von der Bettkante gestoßen hätte.. ganz im Gegenteil, er gönnte sich ein paar taxierende Blicke über den Körperbau der Braut. Bis ihm Oda wieder einfiel. Wo war die Mattiakerin geblieben?
    Just als er sich nach ihr umdrehen wollte, um sie in der Menge zu suchen wurde er auch schon von der Braut auf die Bühne gerufen... Vala schaltete schlagartig um, lächelte die Braut gekonnt an und klatschte laut mit dem Jubel der anderen.


    "Sehr schön, wirklich, sehr schön. Ein Glückskerl, dieser Lando, dass sich die Schönheit seiner Braut nicht nur auf ihr Äußeres beschränkt, wo auch ihre Stimmbänder aus Gold scheinen. Aber entschuldige mich, ich glaube du hast mich gerade dazu aufgefordert, mich lächerlich zu machen...", er nickte der Braut lächelnd zu, und verschwand dann in Richtung Bühne.


    Als er auf dieser Stand, ließ er sich einen Humpen reichen, und leerte diesen mit dem gekonnten Witz "Um die Familientradition auf der Bühne nicht zu brechen." in einem Zug, und schlagartig wurde ihm klar, dass er nichtmehr allzu fern davon war, sich in Richtung Besinnungslosigkeit zu saufen. Vorher hatte er allerdings noch etwas zu erledigen, und das wollte er nicht versauen... deshalb rief er sich drei zusätzliche Männer auf die Bühne, die seinen Chor darstellen sollten, denn dieses Lied war beim besten Willen nicht mit einer Stimme zu bewältigen. Er flüsterte den Spielleuten zu, was er singen wollte, die ihn einen Augenblick entsetzt anblickten. Dann klopfte er ihnen aufmunternd auf die Schultern, und versicherte ihnen, dass er nicht an ihrem Können zweifeln würde.


    Und so begannen sie zu spielen... :D


    Es begann ein Schauspiel, das seines gleichen suchte. Dieses Lied wurde nicht gesungen, es wurde gebrüllt. Und zwar aus vollem Halse. Und die Spielleute taten ihr möglichstes, überhaupt mitzukommen, denn es wurde relativ schnell gespielt. Es war ein Lied über die Schlacht, über die dunklen Horden des Waldes, über Krieg, Blut und Sieg. Das ganze allerdings so ironisch und sinnfrei, dass man noch drüber lachen konnte.


    Da jag rest mitt tryne mot den eviga skyn.
    Jag hörde ett läte jag aldrig glömma.
    En här sa mäktig vid skogens bryn.
    Fa denna syn ens kunnat drömma.
    Jag tog mitt spjut jag lyfte mitt horn.
    Fran hornets läppar en mäktig ton.
    Hären lystrade marscherade fram.
    De gav sig mitt liv, bergets stamm.


    En gava av urbergets ande.
    En pakt som alla glömt.
    Nu tagas de fram pa knotiga ben,
    Fram, fram, fram.
    Blodet nu rinna i floder.
    Över mark och flod.
    Ett svek nu skymtats av vise.
    Fa öron lyssna da.


    Vala schrie, Vala brüllte, und es dauerte nicht lange bis die Männer des Abends das Lied erkannten, und sein Chor bald lautstarke Verstärkung bekam. Es war nicht allzu bekannt, aber die, die es kannten, und das waren meist Männer die mit der rechten Rhenusseite zu tun gehabt hatten, liebten es, und strapazierten ihre Stimmbänder auf's ärgste...


    En gava av urbergets ande.
    En pakt som alla glömt.
    Nu skymtas fjärran länder.
    Fram, fram, fram.
    I ar de vandrat, krigets väg.
    Blod ur väst och guld fran öst.
    Da en tjärn som var manens lek.
    Blev segerns slut och ett digert svek.
    Hon vadat där i börjans gyttja.
    Slitit sitt har med ormars gift.
    Sugit själar och mannamod.
    Det varit hennes avgrund i tusen ar.
    En gava av urbergets ande.
    En pakt som alla glömt.
    Nu tagas de fram pa knotiga ben.
    Fram, fram, fram.
    Fram, fram, fram.


    Die Spielleute schwitzten, fanden aber auch Gefallen an dem, was sie da spielten, und gaben sich größte Mühe dem sehr trollischen Lied (:D) mit Mienenspiel und Gestik ein wenig mehr Humor zu verleihen. Es war ein Lied zum Lachen, sehr nordisch, und in einem Dialekt den selbst einige germanischstämmige Gäste nicht beherrschten.
    Vala verzerrte sein Gesicht, wirbelte mit den Haaren, verkrümmte seine Glieder und spielte den Text mit vollem Einsatz nach, und brüllte und grollte den düsteren Text mit tiefer Stimme über den Platz, wo viele es auch nicht in der Ruhe hielt, und zu tanzen begannen. Denn so quer dieses Lied war, es lud zum Mitsingen und Mittanzen ein, so wie es geschrien wurde...


    Blodet nu rinna i flöder.
    Över mark och flod.
    Ett svek nu skymtats av vise.
    Fa öron lyssna da.
    En gava av urbergets ande.
    En pakt som alla glömt.
    Nu skymtas fjärran länder.
    Fram, fram, fram.


    Hon vadat där i börjans gyttja.
    Slitit sitt har med ormars gift.
    Sugit själar och mannamod.
    Det varit hennes avgrund i tusen ar.
    En gava av urbergets ande.
    En pakt som alla glömt.
    Nu tagas de fram pa knotiga ben.
    Fram, fram, fram.
    Fram, fram, fram.


    Nu skymtas fjärran länder.
    Fram, fram, fram.


    Als Vala endete, brannten seine Stimmbänder, und er hatte das Gefühl es zischen zu hören, als er sich einen Krug Bier schnappte, und damit die bebenden Bänder betäubte.


    "Holla die Waldfee...", nuschelte Vala, der auch schon bedrohlich schwankte, "Datt wa schwör as I dacht heb..."
    Er wankte mit zufriedenem Grinsen zurück zur Gruppe, schüttelte hie und do Hände, ließ sich auf die Schulter klopfen und stand schließlich breit lächelnd wieder bei den seinen... wo er auf Callista deutete: "Mädsche, I glob, wi könn ooch et Ladein vertroge! Hopp hopp, hübsche Gör."

    Jam Dabdabadei Jam Dabadadei
    Jam Dabdabadei Jam Dabadadei
    Jam Dabdabadei Jam Dabadadei
    Jam Dabdabadei


    Auch Vala konnte man zu den Anhängern des Liedes zählen, das von Ragin angestimmt wurde. Im Trubel des Liedes und der umfassenden Geselligkeiten hielt man sich einander bei den Armen, sang kräftig den Text mit und vernichtete Alkohol in immer kleineren Abständen.


    "Ob es mir in Mogontiacum gefällt?", griff Vala nach dem Lied die Frage seines Vetters auf, "Ich denke, die Frage erübrigt sich an einem solchen Abend.. ich bin begeistert!"


    Lachend stieß er mit Arbjon an, und leerte den Krug wieder mit einem Zug, er trank als gäbe es kein Morgen, und das in der Gewissheit, dass es ein Morgen geben würde. Hätte Vala nicht die Ambition von drei Männern, hätte er sich diesem Trott wahrscheinlich auf ewig hingeben können Aber genau die hatte er, und deswegen würde in Zukunft noch viel Arbeit auf ihn warten.
    Als Elfleda und Lando zu ihnen stießen, grüßte er den Bräutigam indem man gemeinsam mit neu organisierten Humpen anstieß, und zwinkerte der Braut verschmitzt zu.


    "Ich gratuliere euch zu diesem Fest, ich habe sowas noch nie erlebt.", schmeichelte Vala den beiden, und meinte das sogar ernst. Die Feste rechts des Rhenus waren nicht so ausschweifend, im einfachen Wissen, dass man nicht wusste wie die Nahrungssituation in der näheren Zukunft aussah. Hier machte man sich keine Gedanken darüber, was für Vala schon an Dekadenz grenzte, in Hinsicht auf römische Verhältnisse aber wohl noch gediegen war. Wenn man vom Alkohol und dem Gesang mal absah.


    Wo Vala gerade an den Gesang dachte, kletterten Sontje und Phelan auf die "Bühne", und schon hörte man die Stimme des Priesters zum Wohl von Braut und Bräutigam aufrufen.


    "AUF LANDO UND ELFLEDA!!!", schallte es als Antwort über den Platz, als zig Kehlen den Ruf erwiderten und ihre Getränke in die Luft hielten.
    Das folgende Lied drehte sich vor allem auch ums saufen, und die beiden Zwillinge gaben eine interessante Vorführung geschwisterlicher Sangeskunst ab.


    Es fließt der Wein,
    es fließt das Bier.
    Hoch die Krüge, trinken wir!


    Auch dieses Lied fand seine Anhänger bei den Gästen, wurde hier doch schließlich Gassenhauer nach Gassenhauer gesungen, und die Stimmung wurde immer losgelöster. Vala liebte es, immer wieder packte man sich bei den Schultern, stieß miteinander an und trank sich einfach in geselliger Runde ins Reich der Träume. Irgendwo hatte Vala schon die ersten Alkoholleichen gesehen, und glasige Blicke waren mittlerweile auch in der Mehrzahl. Großartig, er fühlte sich pudelwohl.

    "Der bin ich, Comes Caecilius.", grüßte Vala den Mann förmlich, "Sei mir gegrüßt. Danke, dass du dir Zeit für mein Anliegen nimmst."


    "Wasser, bitte.", nickte er dem Sklaven zu, bevor er sich wieder dem Comes zuwandte, "Comes Caecilius, Lando hat dir sicherlich von meinem Anliegen erzählt, er meinte du hättest deswegen gewisse Fragen an mich. Deshalb sind wir hier. Wenn ich vorgreifen darf: ich habe vor mich dem römischem Imperium zu verschreiben. Mein Vater war Flavius Duccius Germanicus, der größte unter den im Reich Lebenden meiner Familie. Und diesem Erbe will ich mich stellen. Ich strebe eine umfassende Sammlung von Erfahrung auf kurze, und eine politische Karriere auf lange Sicht an. Dafür will ich mich dem Klientel des Marcus Vinicius Hungaricus verschreiben, wie du bereits weißt, und dafür bitte ich dich um eine Vorstellung desselben."


    Vala hasste es, Bittsteller zu sein, aber noch war er lange nicht in der Position, um Bitten entgegennehmen zu können. So schluckte er seinen Stolz herunter, und zwang sich zu einer pragmatischeren Sichtweise auf das ganze. Sein Blick war fest auf die Augen des Comes gerichtet, kein Zweifel hatte sich seiner bemächtigt. Er wollte diese Gegenüberstellung, und er hatte sie bekommen.