Die Halle war längst geleert und sein Amtskollege hatte sich bereits auf den Heimweg gemacht, als Vala sich erneut im Stuhl des Prätor Urbanus niederließ und der Ankunft des Ogulnius entgegenblickte. Als der ex-Centurio erschien fragte Vala sich sogleich, wie man in einer Toga nur so falsch ausschauen konnte. Natürlich trugen die Offiziere der Legionen in ihrer Freizeit oft genug auch Toga, aber der hier versuchte offensichtlich etwas herzumachen zu dem er offensichtlich nicht gemacht war... was Vala dann wiederum die Frage aufdrängte, ob er selbst früher auch so ausgesehen hatte. Wie ein Fisch im Pelz, ein Vogel im Schuppengewand... und ob er es heute auch noch tat.
"Ogulnius, du siehst mich schon etwas irritiert." , begann Vala das Gespräch recht offensiv als der Ogulnius den kleinen Aufbau erreicht hatte, auf welchem der Prätor saß.
"Prätor Duccius, danke, dass du dir noch einmal Zeit für mich genommen hast.", sprach der Veteran mit einer Stimme, die derartige Höflichkeiten offensichtlich nicht gewohnt war und sich sehr schwer damit tat etwas anderes als Befehle zu äußern, "Ich komme zu dir um über die Adoption zu sprechen."
"Etwas anderes wäre auch ziemlich überraschend gewesen, Ogulnius." , meinte Vala betont schmallippig, allerdings zeigte sein Gegenüber sich erfahren genug um auf solche Spielchen nicht zu reagieren... oder er war einfach zu dumm. Allerdings wollte Vala das nach dem, was er gehört hatte, nicht wirklich glauben, "Womit kann ich dir behilflich sein."
"Nun, wenn ich unter vier Augen mit dir sprechen könnte?", meinte der Ogulnius, dieses mal tatsächlich etwas betreten, mit einem vorsichtigen Blick nach links und rechts. Die Halle war tatsächlich leer... wenn man die fleissigen Hände ausnahm die ohnehin quasi ständig zugegen waren.
"Das tun wir gerade, Ogulnius." , zeigte Vala sich unbeeindruckt, "Also, was ist dein Anliegen?"
"Nun... also...", versuchte der Ogulnius sich in der Bewältigung dieses kleinen Rückschlags, "..wie du dir denken kannst, Prätor, ist diese Adoption für mich nicht unwichtig."
"In der Tat..." , raunte Vala vieldeutig.
"Und wie du möglicherweise schon gehört hast, sind gewisse Gerüchte über die Hintergründe der Adoption in Umlauf, die mich und meine Motive zu beflecken suchen...", stolperte der Veteran durch etwas, was er selbst wohl für eine vorsichtige und schuldlose Gestik hielt.
"Soso..." , lud Vala wortkarg ein fortzufahren."Nun... ich weiß auch, dass mir und dem Crepereius auch innerhalb der Familie viel böser Wind entgegenschlägt. Vor allem meine... zukünftigen... Geschwister sind dem Vorhaben meiner baldigen Vaters und mir sehr abgeneigt. Ich könnte es gar verstehen, immerhin bin ich von niedriger Geburt, aber die Motive meines Vaters und mir sind von aufrichtiger Natur.", tat der Ogulnius wie geheißen und zeigte sich nach wie vor sehr unbeholfen dabei sich als Unschuldslamm zu präsentieren.
"Gerüchte könnten der Sache durchaus schaden, vor allem wenn man bedenkt, dass der Crepereius im Moment ohnehin nicht den besten stand hat." , ließ Vala eine andere Komponente einfließen um schließlich den Finger auf die Wunde zu legen: "Warum also diese Adoption?"
"Nun... also...", druckste der Veteran herum, bis er schließlich mit der Sprache herausrückte: "Das ist DIE Chance um mir und meiner Familie den Aufstieg zu sichern. Natürlich, die Crepereii sind im Moment am Boden, aber das wird sich sicherlich wieder ändern... und dann gehöre ich zu ihnen, ebenso mein Weib. Du wirst das doch verstehen, deine Familie..."
"Meine Familie?" , zog Vala eine Augenbraue hoch und ließ den Ogulnius damit augenblicklich verstummen.
"Nun, wie dem auch sei... das ist die Chance, und der Crepereius ist willens mich in seine Familia aufzunehmen.", fuhr der Mann sichtlich betreten fort.
"Warum?" , fragte Vala.
"Warum was?", der Ogulnius.
"Warum ist der Crepereius willens, dich zu adoptieren? Einen Niemand aus der Provinz... in seine Familie, die schon seit Generationen zur Nobilitas gehört?"
"Öööööh....", hielt der Veteran inne, war er offensichtlich auf diese Frage nicht vorbereitet, "...weil zwischen ihm und mir seit dem ersten Treffen ein quasi-familiäres Band besteht?"
"Och, bitte..." , zeigte Vala, dass er schon versucht war sich durch diesen plumpen Versuch beleidigt zu fühlen.
"Ich habe ihm Geld geboten... der Feldzug war recht... ertragreich, wenn du verstehst was ich meine.", knickte der Veteran ein.
"Ich kann es mir vorstellen." , murrte Vala, dem gerade wieder einmal vor Augen geführt wurde, wieviel Geld ihm während des Feldzugs durch die Lappen gegangen war.
"Und... und... und wenn die Gerüchte, diese böswilligen und falschen Gerüchte... sich als wirkungslos im Verfahren zeigen würden... nun... derjenige wäre sicherlich auch nicht ohne meinen Dank hinausgegangen.", wurde die Stimme des Ogulnius immer leise, bis Vala sie kaum mehr hören konnte. Das was er hörte, reichte allerdings vollkommen um den Finger in der Wunde doch nochmal zu zudrücken zu lassen.
"Wieviel?" , fragte Vala nonchalant.
"Öh... wie, wieviel?", zeigte sich der Ogulnius vollkommen überrumpelt.
"Stell dich nicht blöd, Mann... wieviel?" , pochte Vala mit düsterem Blick auf der Sache.
"Öh... also... nun...", wandte sich der Veteran vor Vala, bis er schließlich die Schultern hängen ließ: "Zwölftausend."
"Ffffzzzz...." , kam der Profischauspieler Vala nicht umhin, die Luft hörbar zwischen den Zähnen einzuziehen. Weniger ob der Höhe der Summe, immerhin jonglierte er als Politiker der Königsklasse quasi wöchentlich mit solchen Summen. Allerdings war die Tatsache, dass der Ogulnius die Summe aufbringen konnte um EINEN Beamten zu bestechen schon respekteinflößend. Der Kerl hatte es offensichtlich verstanden während des Feldzugs abzukassieren wie kein anderer.
"Nun?", blickte der Ogulnius, deutlich Hoffnung schöpend, zum Prätor empor.
"Ich... werde darüber nachdenken. Und auf keinen Fall jetzt die Entscheidung treffen. Du darfst dich entfernen." , winkte Vala mit der Hand und zeigte dem Veteran damit deutlich, dass das Gespräch abrupt beendet wurde.
"Sehr wohl... danke, Prätor Duccius.", nickte der Ogulnius, nicht annähernd so selbstbewusst wie zuvor, bevor er sich aus dem Staub machte.
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"Was genau hast du vor in dieser Sache zu tun?" , fragte Sirius, der hinter Vala aus dem Schatten trat.
"Ich weiß es nicht..." , brummte Vala, sich nachdenklich durch den Bart streichend, "...die Sesterzen könnte ich verdammt gut im nächsten Wahlkampf brauchen. Und der politische Einfluss der Crepereii ist so gut wie tot."
"Wenn du den Ogulnius auffliegen lässt, könnte dich das öffentlich als Mann des Rechts und der Gerechtigkeit präsentieren." , gab Sirius zu bedenken.
"Als Mann der Gerechtigkeit, der sich keinen vernünftigen Wahlkampf leisten kann." , brummte Vala weiterhin kaum zu Hochstimmung geneigt.
"Wenn die Sache auffliegt, wärst du ohnehin erledigt." , wandte der Sklave ein.
"Japp. So kurz vor dem Ziel... gefährlich." , folgte Vala dem Gedankengang.
"Ein heißes Eisen." , fügte sein Einflüsterer hinzu.
"Offensichtlich, sehr heiß." , echote der Prätor und ließ einige Momente in Stille versinken, bevor er sich schließlich aufraffte und gen Ausgang strebte.
"Und was machst du jetzt, Dominus?" , fragte Sirius.
"Feierabend, Sirius. Ich mache Feierabend."

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