Dem römischen Fingerfood konnte man nicht entkommen, und anders als sein Hausherr war Vala wenig leger gekleidet und musste demnach dreimal so viel aufpassen, dass er sich nicht zusaute. Was, nach all den Jahren in Rom, immernoch nicht einfach war. Mehr als einmal benutzte er die von Sklaven bereitgehaltene Wasserschale um sich die Finger zu säubern, damit er beim gestischen Erzählen kein Muster aus Essensflecken in seine Toga färbte.
"Ans provinzielle dürftest du ja mittlerweile gewöhnt sein.. vom kalten Norden nach Rom, und von dort nach Mauretania.", zeichnete Vala mit von den Marillen roten Fingern die Reise seines Patrons von oben nach unten nach, "An Vergleichsmöglichkeiten hast du wohl wahrlich keinen Mangel, ich hoffe deiner Frau ist die Decke nicht auf den Kopf gefallen.", sprach Vala die Ehefrau seines Patrons an und blickte sich suchend um, um deutlich zu machen, dass er sie eigentlich bei diesem Essen erwartet hatte.
"So gerne ich das erzählen würde, gelangweilt habe ich mich in den letzten Jahre nicht.", druckste Vala etwas herum bevor er schließlich selbst zu erzählen begann,"Wenn du dich erinnerst, habe ich nach meiner Quaestur Rom gen Aegyptus verlassen, es schien mir opportun nach der Sache mit dem Flavius ein wenig von der Bildfläche zu verschwinden, was nach meiner Ernennung zum Senator so einfach ja nicht mehr sein würde. Ich bekam, durch meinen Freund Pompeius Imperiosus, einen fingierten Auftrag der kaiserlichen Kanzlei in Alexandria für den dortigen Statthalter Decimus Varus von den Annaeern und die dortigen Legionen zu arbeiten, Buchhaltung meistens. Die Reise dorthin war... zum abgewöhnen... Neptunus und ich werden keine Freunde mehr, das ist sicher. ", erklärte Vala und deutete mit seinen Händen die Wellenbewegung an, die ihm auf der Reise nach Aegyptus mehr als nur einmal den Mageninhalt ausgetrieben hatte.
"Ich habe in Aegyptus einige Erfahrungen sammeln können, vor allem administrativer und militärischer Natur, aber auch, wieviel Bedeutung man irgendwelchen Steinhaufen in der Gegend beimessen konnte. Ich muss allerdings zugeben: etwas so verdammt großes hab ich noch nie gesehen. Nundenn.. als Valerianus dann umgebracht wurde, und wir von deiner Verbannung und der Inhaftierung deines Bruders hörten, brauchte es nur einen kleinen Schubs um Servius Reatinus von den Artoriern, der die zweiundzwanzigste Deiotariana führt, und den Statthalter zur Revolte gegen den Vescularier zu bringen. Bis die Revolte allerdings mit den elend bockigen Poleis organisiert war, hat es eine Weile gedauert.. nun, die Folge war auf jeden Fall eine Lossagung von Aegyptus aus dem Machtbereich des Vescularius, und ein Schreiben an denselben dich und deinen Bruder sofort zu rehabilitieren. Dass es nicht gefruchtet hat, weißt du selbst..., zeigte Vala sich immernoch enttäuscht über den Fehlschlag seines damals als genial angenommenen politischen Schachzugs. Aber wer konnte auch ahnen, dass die Helfershelfer des Vescularius es derart schnell schafften die fehlenden Kornmengen aus Aegyptus zu kompensieren, indem eben alle anderen Provinzen leergesaugt wurden? Nach diesem Kapitel der Erzählung nahm Vala sich einen der Käse vor und komplettierte den Bissen mit einem Stück Brot, während er seinem Patron die Gelegenheit gab das gerade erzählte zu verdauen und mit eventuellen Fragen zu ergänzen.