Beiträge von Titus Duccius Vala

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/16.jpg Es knirschte laut vernehmlich, als der Riegel der Tür zurückgeschoben wurde.. und noch lauter, als die Tür sich schließlich öffnete.
    "AUFSTEHEN!", wurde der Gefangene angeblafft sobald sich ein Soldat in der Tür zeigte, "DU HAST BESUCH!"
    Dem Besuch selbst wurde gedeutet, dass er keine Ewigkeit haben würde um mit dem Gefangenen zu sprechen... und dass die Tür währenddessen offenbleiben würde.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/16.jpg Dass eine Sänfte hier an der Porta auftauchte war in Anbetracht der Gefangenen, welche die Castra immernoch behauste, kein seltener Anblick... allerdings kam es dann doch eher selten vor, dass der Sänftenträger sich selbst ankündigte. Die Neugier auf den Gesichtern der Soldaten wich dann doch eher offener Belustigung, als der Kerl jemanden besuchen wollte, der wohl zu den unglücklicheren Tölpeln im Carcer gehörte.
    "Den Verteidiger Roms bekommt man nicht so einfach zu sehen...", griente einer der Soldaten, "Dass muss der zuständige Centurio entscheiden.. und um ihm eine gewisse Hilfe zukommen zu lassen diese enorm wichtige Frage zu klären, wäre es nicht schlecht zu wissen WER hier den Iulius sehen möchte."

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/11.jpg Man konnte förmlich sehen, wie es hinter der beblechten Stirn des Soldaten arbeitete während er überlegte, ob er dem Senator seinen Wunsch einfach so erfüllen konnte. Ein Leichtgewicht wie den Germanicus, sogar bei verwandtschaftlicher Bindung, ja, das war eine Sache die man sich so erlauben konnte... allerdings gehörte der Octavius bekanntermaßen eindeutig zu den Schwergewichten des vescularianischen Regimes.
    "Ich fürchte, ich kann dich nicht zu dem Octavius lassen, Senator.", druckste der Soldat daher mit sichtlichem Unwohlsein herum, "Da müsstest du die Verantwortlichen fragen. Normalerweise entscheidet der Centurio über den Besuch, aber bei dem Octavius wäre das bei einem der Tribunen wohl... eh... Kommandant? Das wäre der Tribun Duccius.", erkannte der Soldat schließlich, dass er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte, "Ich weiß allerdings nicht, ob der im Moment da ist, der tingelt immer zwischen der Stadt und der Castra... aber... versuchen wir es einfach. Wenn du mir bitte folgen könntest?"

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/11.jpg "Warte hier.", brummte der Soldat vor dem großen Portal der Principia, hinter welchem sich das zentrale Nervensystem und dahinter das Officium des Praefectus Praetorio befand, und hieß den Senator warten während er drinnen die Möglichkeit auslotete, eben jenen hier und jetzt zum Duccius zu bringen... wenn dieser überhaupt da war.
    "Du hast Glück.", sprach der Soldat als er nach einigen Minuten wieder herauskam, "Der Tribun ist gerade aus der Stadt zurückgekehrt... folge mir bitte.", sprach's und führte den Senator an einer ganzen Reihe von Schreibstuben vorbei zum Officium des Praefectus Praetorio... in welchem der besagte Duccius gerade einerseits eine Tabula studierte, andererseits ein improvisiertes Mittagsmahl einnahm indem er sich ein Stück trockenen Käses zwischen die Kiefer schob.


    "Ah... Senator Germanicus.", gab der laticlavische Tribun der achten Legion sich halbwegs überrascht den Germanicus hier und jetzt zu sehen, schob Tabula und Mittagsessen von sich und erhob sich um den Senator adäquat zu begrüßen, "Sei willkommen... was verschafft mir die Ehre dieser Überraschung?"

    Es war, nach all den unsäglichen Anstrengungen der letzten Jahre, ein wahrlich großer Tag für einen, der zeitweise daran gezweifelt hatte jemals hier vor dem Senat zu stehen. War vorher zu befürchten gewesen, dass der Cornelier als offensichtlicher Abkömmling der alten Patriziergeschlechter Roms eben auch wie viele seiner Standesgenossen einen Daumen auf den alten und längst überholten Privilegien hielt, und jene argwöhnisch betrachteten die sich daran machten sich eben jene Privilegien selbst zu verdienen. Und dann die in seinen Ohren glockenhelle Nachricht, dass der Cornelier ihn nicht nur descripiert, sondern auch gleich zum Senator ernannt hatte.. besser konnte die Ägide des neuen Kaisers für Vala garnicht anfangen.. die ausgelassene Reaktion seiner Männer sprach auch dafür, wie froh es sie stimmte dass 'ihr' Tribun sofort zum Senator ernannt wurde.
    Lange und emsig hatte er sich auf diesen Moment vorbereitet, den Schwur immer und immer wieder in der Principia der Castra Praetoria geübt... und mit Sorge auf den Moment geschaut, auf den er doch so lange hingearbeitet hatte. Und nun stand er hier, inmitten der Curia Iulia, räusperte sich und sprach die Worte die ihn ENDLICH von dem abheben würden, was er schon vor Jahren hinter sich gelassen hatte.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA, HAC RE IPSA DECUS IMPERII
    ROMANI ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE SOLLEMNITER IURO.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA, OFFICIUM SENATORIS
    IMPERII ROMANI ACCEPTO, DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN
    OMNIBUS MEAE VITAE PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET
    VIRTUTES ROMANAS PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM
    ESSE IURO.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA, RELIGIONI ROMANAE ME
    FAUTURUM ET EAM DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM
    PUBLICUM ME ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, TITUS DUCCIUS VALA, OFFICIIS MUNERIS
    SENATORIS ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA
    IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
    MUNUS SENATORIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO.


    Das war's. Hatte er sich versprochen? Konnte sich an nichts erinnern, zu eingenommen war sein Geist von der Wucht der Entwicklung gewesen, die diese Worte mit sich gebracht hatten... er war Senator der Stadt Rom. Der erste Duccius, der erste seiner Sippe... ein Homo Novus, ohne jeden Zweifel.. aber er war's.
    "Schau her Vater..", konnte er sich dann doch nicht verkneifen und murmelte mit sehr zufriedenem Lächeln in seinen Bart hinein, "..schau her. Letztlich habe ich dich doch überflügelt. Und ich bin noch lange nicht fertig."


    Ad:
    den Zuständigen
    Kaiserliche Kanzlei


    T. Duccius Vala s.d.,


    ich gebe hiermit meine Kandidatur zu den kommenden Wahlen zum Cursus Honorum bekannt, und strebe das Amt des Aedilis Plebis an.


    Vale bene,


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    ANTE DIEM III KAL IUL DCCCLXIII A.U.C. (29.6.2013/110 n.Chr.)
    _________________________________________________________
    Titus Duccius Vala
    Tribunus Laticlavius Leg. VIII | Senator Urbi Romae
    Legio VIII | Castra Praetoria | Roma | Italia
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]

    "Wunderbar.", zeigte Vala sich einmal nicht gekommt verhehlend, sondern offen erleichert. Damit war sein Hauptanliegen durch, und die Aussicht darauf, dass der Octavier zur Rehabilitation des Mannes beitragen würde den er selbst ins Elysium befördert hatte, würde die ganze Sache sicherlich um einiges einfacher machen. Stellte sich fortan nur die Frage, was er zur generellen Sache des Cornelius beitragen konnte und mochte: "Um die Möglichkeit einer Entscheidung zu erhöhen, die dir und deinen Vorstellungen von deinem weiteren Schicksal entgegenkommt, wäre es sicherlich ebenso von Vorteil, wenn du gewisse Mittel bereitstellen würdest um die angespannte Finanzlage, mit der der Princeps sich konfrontiert sieht, ein wenig zu erleichtern.", führte er das Thema auf ein weiteres einschneidendes Problem der neuen Herrschaft, "Ich muss dir sicher nicht sagen, welch einen Aufwand so ein Bürgerkrieg nicht nur an Menschen, sondern auch an Material und Geld darstellt."
    Er selbst hatte keinerlei Vorstellungen von der monetären Situation des Octavius, ging er doch einfach davon aus, dass der genügend Rücklagen hatte die einem simplen Einzug durch die Staatsmacht entfallen würden.. immerhin war der Mann jahrelang unter dem Vescularier auf einträglichem Posten gewesen, und bekanntermaßen einer der nicht nur ein Latifundium sein eigen nennen konnte.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/47.jpg So wie es in der ganzen Stadt noch vor Soldaten nur so wimmelte, weil immerhin gerade ganze 9 unterschiedliche Einheiten in der Urbs residierten, so war die Taverna Apicia freilich beliebter Anlaufpunkt für Soldaten die ihren Sold in flüssige Gedankenblockaden investieren wollten. So auch Spurius Umbonius Octavenus, seines Zeichens Optio aus den Reihen der achten Legion und gerade im Begriff, sich hier ziemlich volllaufen zu lassen. Alleine war das so keine Idee, aber die Kameraden würden sicherlich bald nachkommen... immerhin traf man sich ja fast jeden fünften Abend hier. Als er eintrat blinzelte er kurz in den vergleichsweise dunklen Schankraum, machte einen Tisch mit genügend Stühlen für sich und seine Jungs aus und winkte noch im Herangehen eins der Schankmädchen herbei, um sich gleich einen Eimer möglichst kalten Biers und einen Kanten Brot zu bestellen. Erst als er dies bekommen hatte lehnte er sich nach dem ersten Schluck mit genießerischem Lächeln und laut vernehmbaren Rülpsen nach hinten, um mit dem Blick den Hintern eines der Schankmädchen zu fixieren als wäre er ein Stück Holz in einer ihn verschlingenden See.

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    Hatte Alrik die Wochen und gar Monate der Schmerzen, die ihm seine persönliche erste Niederlage im Kampf beigebracht hatte, als die Hölle seines bisherigen Lebens verbucht, so brachte er nicht lange, um diese Auffassung deutlich nach hinten zu korrigieren.
    Zuerst war da der Tod seines offenkundigen Lebensretters, des Wolfs, den er Wanris getauft hatte. Er hatte nicht lange gebraucht zum heraus zu finden, dass es niemand anderes gewesen als sein eigener Vater, der beim Anblick seines aufgespießten Sohns den Wolf nicht einfach nur vertrieben hatte, sondern ihn gleich ins Jenseits der Wölfe schickte. Es war auch nicht Leif, Sohn des Landogar gewesen, der Alrik aus seiner in jeglicher Hinsicht ohnmächtigen Lage befreit hatte, sondern Tuoswyn, der dann auch gleich mal eben feststellte, dass der Junge eben noch nicht in Valhalla war, sondern noch am Silberfaden hing. Das wunderte Alrik dann auch kein Stück mehr... aber dass Leif dann auch noch die Unverfrorenheit hatte, das Tier umzubringen, das offensichtlich den Typen umgebracht hatte, der seinem eigenen Sohn nach dem Leben trachtete.. nein, das wollte Alrik nicht in den Kopf.
    So war er auch mit der rechtschaffenen Wut des in jeder Hinsicht Enttäuschten zu seinem Vater marschiert, und hatte ihm vor den Augen aller anderen eine riesige Szene gemacht... wohl die größte seines Lebens. Was hatte er ihm nicht alles vorgeworfen? Allein gelassen war er da im Wald.. der Wolf der einzige, der ihm geholfen hätte.. sein Vater, der es nicht vermocht hatte seinen eigenen Sohn zu schützen.. und dann der Mord an seinem Lebensretter durch jenen, der dieser eben nicht war.
    Gift und Galle hatte Alrik mit seiner krächzigen Stimme gespuckt, und seinen Vater mit den schlimmsten Beschuldigungen eingedeckt, die sein kindlicher Geist aus dem rumorenden Loch der Enttäuschung herauszuholen wusste, und irgendwie fühlte er sich gut dabei... erleichtert. Und doch begann er zu weinen.. mit jeder Anschuldigung, jedem Vorwurf und jedem Fluch den er in das weiterhin ausdruckslos anstarrende Gesicht seines Vaters spuckte verquoll sein Blick mehr und mehr, bis er schließlich aus dem Schleier an Tränen kaum mehr erkennen konnte als das Schemen welches das Ziel seiner tiefen Enttäuschung war.
    Und so wie die Tränen ihm die Ernsthaftigkeit des Aufbegehrens gegen den Vater raubten, so raubten sie ihm auch die Möglichkeit der Reaktion des Älteren auszuweichen. Es war kein Wort, das ihn traf... so wie sein Vater (der laut Bekundung der Mutter in einem früheren Leben nicht auf den Mund gefallen war) selten mehr Worte als nötig gegenüber seinem Nachwuchs verlor, so ließ er auch jetzt Taten denn Worte sprechen.
    Es war die flache Rückhand, die Alrik so heftig im Gesicht traf, dass er zurückflog und für einen Moment die Besinnung verlor. Er hätte ja damit rechnen können, immerhin war es nicht das erste Mal, dass er geschlagen wurde.. und doch war es vor allem Fassungslosigkeit, die aus seinem Blick sprach als er denselben wieder zu seinem Vater heben konnte. War er zuvor noch unbekümmert in die eigenen Tränen hineingestolpert, die ja vor allem der Wut entsprangen waren, also rechte Tränen, und nun bebten seine Lippen weil er eben in diesem Moment nicht weinen konnte.. weinen durfte, wie ein unbilliges Mädchen dem man eine Maulschelle verpasst hatte. Zu dem salzigen Schmack seiner Tränen mischte sich auch der metallene des eigenen Blutes, und die Erkenntnis, dass er sich im Sturz auf die eigene Zunge gebissen hatte fachte nur den Trotz an, den er gegenüber seinem Vater empfand. Und doch war das hier mehr als der simple Trotz, den er schon das eine oder andere Mal gezeigt hatte wenn sein Vater sich wieder in Ignoranz gegenüber seinem eigenen Spross bewies. Das hier war... schlimmer. Der Blick der Enttäuschung, den sein Vater ihm zuwarf vermochte nicht mehr das zu treffen was er schon etliche Male zuvor erreicht hatte, und der Scham, die sich schon fast gewohnheitsmäßig in einer solchen Situation in ihm breitmachte.. und ihn ebenso gewöhnlich den Blick senken ließ. Nein, dieses Mal hielt er dem Blick des Vaters stand.. auch wenn er sich dabei vor Angst beinahe in die Hosen machte. Dass der eine oder andere Anwesende hörbar die Luft zwischen den Zähnen einsog bekam er dabei nicht mit, denn seine Welt bestand nur aus dem enttäuschten Blick seines Vaters und seiner eigenen gerechten Wut gegen diesen.
    Dieses Schauspiel schien sich noch eine halbe Ewigkeit hinzuziehen, bis Alrik aus den in seiner Gefühlswelt willkürlich vorbeisausenden Fetzen an Mut genug zusammen hatte, um sich von seinem Hosenboden wieder emporzuheben und den Vater nun aus einer nicht mehr ganz so großen Entfernung trotzig anzustarren. Dummerweise hatte der Mut nicht dafür gereicht nicht auch noch zusammen zu zucken, als die zweite Ohrfeige sich klar ankündigte, doch selbst das Zucken hatte nicht gereicht um ihm vor dem zu schützen, was noch kam. Es klatschte nicht nur laut, das Gesicht des Jungen explodierte förmlich vor Schmerz. Hatte er sich vorher noch zum Ziel gesetzt nicht zusammen zu zucken oder sich zu Boden schleudern zu lassen, war dies jetzt wohl ein Versagen auf ganzer Länge: seine Beine klappten unter ihm zusammen und er landete mit dem Gesicht voran im Morast. Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, war es das Lachen der anderen, das ihm den Rest gab.. und ihm noch im Schlamm die verhasste Scham emporkriechen ließ. Zu all den Szenarien, in denen er sich todesmutig gegen den Übermächtigen Vater wehren wollte, gesellte sich dummerweise die Angst vor einer noch umfassenderen Demütigung, als sie ohnehin schon eingetreten war.. und dass Leif zu dieser imstande war, war kaum anzuzweifeln. Was also blieb? Nicht viel in dem noch alles andere als männlichen Geiste Alriks, und so ließ er den Brocken Schlamm, der sich in seiner Faust gesammelt hatte wieder fallen, wandte sich mit dreckverschmierten Gesicht zu seinem Vater um und spuckte ihm mit einer Mischung aus Dreck, Blut und Speichel einen letzten Fluch ins Gesicht um sich vor der drohenden dritten Maulschelle per Flucht in Sicherheit zu bringen.
    Das Ende war eindringlicher denn je... eine stundenlange Gefühlsodyssee durch den nahen Wald bis ihm die noch nicht zur Gänze verwundete Seite schmerzte und sein Kopf keine Tränen mehr hergeben wollte.. die Rückkehr ins Dorf wurde dann durch das stetig wachsende Gefühl der Scham bis über den Sonnenuntergang hinausgezögert.. und als er dann endlich wieder an der Pallisade ankam, war das, was ihn erwartete nichts anderes als ein Haufen weiterer Vorwürfe.. garniert von einer abschließenden Ohrfeige seiner Mutter, die all das verbalisierte, was sein Vater ihm zuvor an den Kopf geworfen hatte.


    War der persönliche Tiefpunkt nach seiner Verwundung und wundersamen Genesung bereits erreicht, kam danach alles noch viel, viel schlimmer.
    Erst die Auseinandersetzung mit seinem Vater, dann die Erkenntnis, dass der Mann, der ihn hatte umbringen wollen es auch explizit auf ihn abgesehen hatte, gar zu einem eigentlich befreundeten Stamm gehörte hatte (weil er offensichtlich bestochen worden war, was Alrik sich von Lintrad dreimal erklären lassen musste, bevor er es wirklich verstand).. und dann eines Tages, mitten in Winter die Bekanntgabe seines Vaters, dass er mit Alrik zusammen zur Ortruna wollte. Allein die Bekanntgabe ließ jedes Gespräch in der großen Morgenrunde ersterben, Alrik blieb glatt ein Bissen im Halse stecken und sein Eheweib brach in Tränen aus. Betretene Blicke allerortens, und selbst seine Mutter (die doch bescheid gewusst haben musste!) war sichtlich um Fassung bemüht. Dass Heriman einen deutlich unangetanen Eindruck vermittelte wunderte Alrik dagegen garnicht mehr. Dass kein Widerspruch kundgetan wurde deutete einerseits auf den Stand seines Vaters in ihrer Gemeinschaft hin, andererseits darauf, dass Alrik wohl wahrhaftig der letzte war, den man (im genauen: sein Vater) über diese Unternehmung aufzuklären dachte. Doch der Zorn, der sich seit einiger Zeit immer selbstverständlicher einstellte wenn es um Auseinandersetzungen mit seinem Vater ging, hatte gegen die schon jetzt aufkeimende Angst nicht den Hauch einer Chance. Die einzige Frage, die sich wirklich hätte stellen können war die, warum es zu Ortruna ging, und nicht zu Runhild, der man noch größere Macht zusprach. Die Fahrt zu einer Seherin war ohnehin schon immer ein riskantes Unternehmen, doch zu DIESER Seherin war es quasi ein Helfahrtskommando. Allerdings musste man für die Antwort nicht lange nachdenken, schließlich munkelte man, dass Leif mit der Seherin verwandt war (was irgendwo seltsam war, immerhin schienen Seherinnen immer ohne Sippenbande zu sein).. und Leif tat sein möglichstes, um diese Gerüchte nicht zu bekräftigen. Dass er Runhild mied war hingegen kein Wunder, immer mied jeder mit gesundem Menschenverstand die Seherinnen. Und Ortruna war.. nun, nicht unbedingt die begabteste (das hatte Runhild gepachtet), aber zumindest eine der fähigsten Seherinnen mit direktem Draht nach Asgard. Das Problem an Ortruna war, dass sie ihre Behausung mitten im Land der Hermundures hatte.. an einem der unwirtlichsten Orte, die Midgard aufzuweisen hatte. Wenn man alle Gerüchte um Ortruna zusammenfasste, ließ es so so zusammenfassen: eine Fahrt dorthin war eine Helfahrt, nichts anderes. Diejenigen, die nicht schon auf dem Weg dran glaubten würden dort ebenso nichts anderes als den Tod vorfinden, und die wenigen die von dort zurückkamen hatten meist nicht weniger aufzubieten als Schauergeschichten die selbst gestandene Krieger vor Angst verstummen ließen. Und dahin wollte sein Vater ihn nun schleppen. Das war definitiv eine Nummer zu groß für Alriks rebellischen Geist, und eine Nummer zu groß um dagegen protestieren zu können.
    So trat dann auch der Tag ein, an dem sie dick in Pelze und Felle gepackt aufbrachen, jeder mit einem Mindestsatz an Ausrüstung, das meiste davon Gerät zum Jagen oder Fischen. Schon zu Beginn der Reise konnte sein Vater es sich offensichtlich nicht verkneifen Alrik metaphorisch in die Magengrube zu treten, indem er ihm einen Speer in die Hand drückte der ihm seltsam bekannt vorkam. Er brauchte nicht lange um zu realisieren, dass das der Speer war der ihm beinahe das Leben gekostet hatte, doch sein Vater hatte sich schon zur Verabschiedung seiner Mutter zugewandt um empfänglich für giftige Frotzeleien Alriks zu sein. Seine eigene Verabschiedung von seiner Mutter war herzlich, aber irgendwo unangenehm (weil Alrun nicht verhehlen konnte, dass sie das hier Tatsache für einen Abschied auf ewig hielt), und die von seinem Weib auch alles andere als erbaulich (weil die mittlerweile ganz froh zu sein schien, dass er fortging). Als sie dann in den Schnee losstapften und nicht zurückblickten (Schwäche!) war Alrik, als würde er sein bisheriges Leben hinter sich lassen... und das war noch nicht allzu lang. Früher hätte er das alles für ein fürchterlich aufregendes Abenteuer gehalten, doch mittlerweile, nach dem Tanz auf dem Silberfaden, drängten sich die Gefahren viel unmittelbarer in die eigene Aufmerksamkeit. So waren die sechs Tage, die sie sich von Gehöft zu Gehöft arbeiteten und das Gastrecht der dortigen sippen in Anspruch nehmen konnten schneller um als ihnen lieb war, und der unwirtliche Part ihrer Reise begann. Schnell fielen sie in den Trott des Überlebenskampfs zurück, der noch vor wenig mehr als einem Jahr ihren Alltag bestimmt hatte. Das Trockenfleisch war ebenso rationiert wie die wenigen Früchte, die sie mit sich genommen hatten, und doch war klar, dass sie tagtäglich jagen mussten. Der Ärger über seinen Vater war ebenso schnell gefroren wie sein Atem, der sich bei jedem Schritt dampfend durch das dünne Tuch vor Mund und Nase abzeichnete und dünne Eiskristalle auf diesem bildete, und so verschwand sein Groll auch am achten Tage, als er wieder durch väterliche Autorität angehalten wurde die dicke Eisschicht auf einem zugefrorenen Bach aufzuhacken um darunter nach mageren Fischen zu angeln. Als der vierte Schneesturm über sie hinwegfegte und Alrik sich morgens aus einer dünnen Schneedecke ackern durfte waren auch die letzten kritischen Gedanken verschwunden... und dabei stand der schwerste Teil ihrer Reise noch aus. Am zehnten Tag knurrte sein Bauch so laut, dass er das Gefühl hatte er müsse jeden Moment hungriges Getier angelockt haben... wobei ihm wieder der Wolf einfiel... Wanris. Auf die halbverstummte Frage, warum er denn seinen Lebensretter umgebracht hätte bekam er, natürlich, keine Antwort, was den gefrorenen Klumpen an Trotz und Wut wieder zu etwas regerem Leben animierte. Und doch kam er nicht gegen den allgegenwärtigen Frost an, der sie im Winter Midgards umfing, der sie jeden Abend um ein lächerlich kleines Feuer kauern und jeden Schritt zunehmend schwerer werden ließ. Die Felle, in die sie gepackt waren hielten die Kälte nicht draußen, oder gar die Wärme drinnen... sie ließen den Winter nur weniger kalt erscheinen als er in Wirklichkeit war. Dass sie sich auch noch abseits der bekannten Pfade bewegten, um anderen Menschen mit potentiell unbequemen Fragen und Gesinnungen auszuweichen, verlangsamte ihre Reise um ein weiteres... Alrik kannte die Gegend nicht, die sich mit schneeverkrusteten Bäumen und eisglitzernden Felsen um sie herum in immer höher werdenden Hügeln auftürmte, doch für ihn war es keine Frage, dass sie im Sommer weniger als die Hälfte der Zeit benötigt hätten.
    Als sie schließlich die ersten Felsen mit primitivem Werkzeug zu bezwingen hatten und sich für den Fall eines Sturzes mit Seilen aneinander banden konnte Alrik es sich dann doch nicht verkneifen seinem Vater einen bissigen Satz zu verpassen, indem er ihn darauf hinwies, dass er seinen Tod auch einfacher hätte haben können. Jeden Tag erreichte Alrik neue persönliche Höhenrekorde, so hohe Berge und Hügel hatte er noch nie gesehen. Dem fünften Schneesturm waren sie an einer fast senkrechten Wand aus Dreck, Bäumen und Steinen so hilflos ausgesetzt, dass Alrik seinem Vater so nahe kam wie noch nie. Eng aneinandergekauert harrten Sie des Endes (welchen auch immer), den Geruch des Schnees ebenso in den Nasen wie das der verschiedenen Tiere, das ihnen nach ihrem Ableben zu ihrem Überleben verhelfen sollte. Auch wenn er seinen Vater für diese Wahnsinnsreise hasste: dieser eine Momente, in der ihn sein Vater an sich klammerte als gäbe es kein Morgen mehr, gab ihm doch mehr als er sich je hätte von ihm wünschen können. Der Schneesturm hatte nach wenigen Stunden das Nachsehen mit den Menschen und Thor entlohnte sie dafür mit einer atemberaubenden Aussicht über eine gigantisch ausladende Hügellandschaft aus Schnee und Eis. So und nicht anders musste Nifelheim aussehen, die Heimstatt der Eisriesen. Als sie den Aufstieg auf den Berg hinter sich gebracht hatten, durften sie sich gleich darauf eine ganze Nacht lang vor Männern verstecken die einen seltsamen Dialekt sprachen.. und wohl einen deutlich einfacheren Weg den Berg hinauf gewählt hatten, aber offensichtlich auf der Suche nach ihnen waren, soviel hatte selbst Alrik aus den belauschten Gesprächen gehört. Und wieder war es einer dieser Momente, in denen ihr Überleben am silbernen Faden hing, in denen sich Vater und Sohn so nahe kamen wie Alrik es aus seinem ganzen Leben noch nicht kannte.. und sie doch liebte. Mit Schnee und Eis bedeckt lagen sie in der Nähe der Lagerstätte der vier Männer und lauschten.. auch weil das Feuer der Männer mögliche Raubtiere abschreckte und sie ohne diesen Schutz (der sie zweifelsohne verraten hätte) eben diesen zum Opfer gefallen wären. Es war eine erst erschreckende Erkenntnis, dass diese Männer (laut Bekundung seines Vaters ihre ehrlosen Todfeinde) viele Lieder sangen die auch Alrik schon oft an der abendlichen Lagerstatt zitiert hatte (um die erdrückende Stille zwischen ihm und seinem Vater zu überbrücken), und sich auf diesselbe zotige Art unterhielten wie Baldogast und Sigwin es gerne taten. Die Sorgen austauschten über dieses und jenes schwangere Weib, ob Frigg ihr hold wäre und sie durch die Geburt kommen ließ.. oder eben diese und jene endlich mal die Schenkel für ihn breitmachen würde.
    Alles was sein Vater am kommenden Tag aus dieser Erkenntnis machte, war, dass sie weiterhin den festen Wegen fernzubleiben hätten und sie offensichtlich schon vor Tagen entdeckt worden waren (freilich Alriks Schuld). Alrik machte das nichts aus, irgendwie sehnte er bei aller Kaltschnäuzigkeit seines Vaters den nächsten Schneesturm herbei. Dass ihre herumkraxeln zwischen den Felsen und Bäumen, oft genug auf allen Vieren, ihr Fortkommen nur noch mehr verzögerte war für ihn dabei halb so schlimm. Auch wenn es ihm so garnicht in den Kram passen wollte.. die Zweisamkeit mit seinem Vater hatte doch seinen Reiz für ihn, wenn sie sich des nächtens am Feuer zusammenkauerten und wortlos in den Schlaf dämmerten. Dass sich die Angst vor Entdeckung durch sowohl Tier als auch Mensch nie ganz abstreifen ließ, machte die Momente der Zweisamkeit für Alrik nur umso kostbarer.. selbst wenn sein Vater sich immernoch nicht überwinden konnte mit dem Sohn mehr als ein nötiges Wort zu reden.
    So war es schon fast Enttäuschung, die Alrik verspürte als sie wieder einmal auf der Kuppe eines hohen Hügels angelangt waren und sein Vater schwer schnaufend gen Südosten zeigte, wo sich in zwei bis drei Tagen Entfernung ein einsamer Berg von den umliegenden Hügeln abzuheben schien. Dass es ihr eigentliches Ziel war, war für Alrik nach all den Sagen und Gerüchten um die alte Ortruna unmissverständlich: von dem Grün-Grau-Weiß der umliegenden Hügel hob sich der Berg in einem toten Braun-Grau ab. Keine Frage, sie waren so gut wie da. Und was Alrik der stete Tanz mit dem Tod in ihrer winterlichen Wanderung nicht vermochte hatte, die stete Sorge vor Entdeckung durch ihre Häscher oder den Riss durch Bären, Luchse und Wölfe, brachte der alleine Anblick des toten Bergs mit sich: die Angst vor dem, was da vor ihnen lag. Worauf sie sich die letzten Tage hingearbeitet und -gequält hatten. Das, weshalb sie sich überhaupt diesen Gefahren ausgesetzt hatten. Die Seherin.


    Bildquelle

    Es war offensichtlich, dass der Senator sich in seiner momentanen Situation nicht wohl fühlte... was wohl auch der Grund für die Wortverdreherei sein KONNTE, in welcher er sich zuletzt geflüchtet hatte um doch irgendwie die Oberhand behalten zu können. Letztlich konnte dieses Gehabe dazu führen, dass man sich nun verbal an die Kehle ging um den anderen doch noch damit niederzureden, dass er doch dies und jenes so gemeint hatte und das jeweilige Gegenüber doch einfach nur zu blöd war um das zu verstehen. Allerdings befand Vala, dass er sich durchaus den Luxus leisten konnte sich auf einen derartigen verbalen Schwanzvergleich überhaupt nicht einlassen zu müssen. Er hatte ja, was er wollte... und dass der Octavius hier nun meinte um den Ort seines Exils feilschen zu können: geschenkt.


    "Noch einmal: ich entscheide hier nicht über dein Schicksal, Octavius, noch bin ich in der Lage dir apriori für den Kaiser Versprechungen hinsichtlich des... Entgegenkommens... machen zu können, was eben dieses Schicksal angeht..", entgegnete Vala dann, jegliche Spitzen des Octavius genügsam übergehend, "..allerdings wird es sicherlich den einen oder anderen Einfluss darauf haben, was du mir nun erzählst. Aber da du offensichtlich die richtige Wahl getroffen hast, und zu deinem eigenen Vorteil auch dabei bleibst, werde ich dem Kaiser nur allzu gerne davon berichten. Sollte er sich dennoch entschließen, dich hinter die von dir so gefürchtete Gegend des Pontus Euxinus zu verbannen, bleibt dir ja immernoch die Möglichkeit, dich selbst diesem Schicksal zu entziehen. Du wärst nicht der erste Gefolgsmann des Vesculariers, der das täte."

    Allerdings.


    Edit: wo ich gerade die Geschehnisse im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg schon in der Chronik sehe... da sind ein paar Schnitzer drin.


    November 2012, Schlacht bei Vicetia:


    Zitat

    Im Kampfgetümmel wird Annaeus Modestus schwer verwundet und der Tribunus Laticlavius Sextus Aurelius Lupus übernimmt an seiner Stelle die Führung der II.


    Annaeus Modestus hatte nie die Führung der II., die hatte die ganze Zeit über Herius Claudius Menecrates. Dementsprechend konnte Sextus Aurelius Lupus die auch nicht übernehmen. Der hatte sie die ganze Zeit schon interimistisch während des 'Fiebers' des Claudius.


    Eigentlich ändert sich an der Stelle rein garnix, und wenn, sollte es eher so formuliert werden: Im Kampfgetümmel wird Annaeus Modestus schwer verwundet, was Caius Flaminius Cilo als einzigen Feldherrn des nördlichen Rebellenheeres zurücklässt.

    Ich denke auch eher, dass Venusias Hinweisen folgend in der Chronik nur die allerwichtigsten Momente des Bürgerkriegs festgehalten werden sollten. Für eine ausführliche Chronologisierung des Bürgerkriegs ist dann immernoch die Kampagnen-Seite da.


    Zu den wichtigsten Momenten des Bürgerkriegs gehört das da sicherlich nicht:


    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    Italia - März:
    KAL MAR DCCCLXIII A.U.C. (1.3.2013/110 n.Chr.):
    Ostia wird unter Einflussnahme des Decurio Alae Paullus Atius Scarpus, des Praefectus Classis Tiberius Octavius Dragonum und des Duumvir Ostiensis Marcus Iulius Dives friedlich an die Truppen Palmas übergeben. [ Link ] Letzterer wird dafür mit seinem Amtkollegen aus der Kerkerhaft entlassen. [ Link

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/11.jpg Die Wachen hatten der Sänfte schon seit ihrem Auftauchen aus dem Tor der Stadt neugierig entgegengeblickt, und als ihnen ein Senator angekündigt war, verflüchtigte sich relativ schnell die lockere Gammelhaltung der Soldaten während der dienstälteste den Mann zu warten wies, immerhin könne man eine solche Entscheidung nicht persönlich treffen, da müsse man den für den Carcer zuständigen Centurio sprechen.


    Einige Minuten später kehrte der Mann zurück und winkte den freilich erst zu durchsuchenden Besuch heran, um ihn schließlich zum gewünschten Gefangenen zu bringen.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/11.jpg Es knirschte laut und vernehmlich, als die Riegel zurückgeschoben wurden und sich ein Soldat in dem schumrigen Licht des Flurs zeigte: "AUFSTEHEN! BESUCH!", war allerdings noch ein paar Dezibel lauter, als der Soldat den Gefangenen grob anwies sich zu erheben.
    Da man sowieso nix besseres mit dem Gefangenen vor hatte, und keinerlei Verhöre anstanden, wurde dem Senator soviel Zeit gegeben wie er wollte... die Tür würde allerdings offenbleiben.

    Die Situation war für die Offiziere sicherlich nichts anderes als ein scharfes, zweischneidiges Schwert. Einerseits wurde die Dame rot, was in nahezu allen Köpfen die Schalter umschlagen und auf Jagdmodus stellen ließ, andererseits entstammten sie (mit gewissen Ausnahmen versehen) allesamt der stadtrömischen Elite.. was einen gewissen Verhaltenskodex vorgab, um den man nicht drumrum kam wollte man nicht das Prestige der väterlichen Familia in ein paar unbedachten Momenten in den Wind schießen. Dementsprechend wehrlos fanden die meisten sich, als die Unbekannte einen erneuten Vorstoß wagte und sie bei ihrer Ehre packte.
    "Mit Manieren gewinnt man keinen Krieg..", brummte Vala nur in seinen Bart und schaute recht despektierlich drein, während ein anderer die offensichtliche Unachtsamkeit des Duccius ausnutzte: "Oha! Hört die Kriegsweisheiten des Helden von Vicetia!", und gleichsam von einem weiteren Schützenhilfe gegen den ungeliebten Germanen erfuhr: "...mit Manieren gewinnt man WAHLEN, Duccius. Etwas, das du nie begreifen wirst."
    "Verzeih, liebe Dame,..", fuhr ein weiterer wieder zur Frau um sich zu produzieren, "..der Wilde in Rüstung dort legt sich eine Rüstung an, und glaubt sofort ein Offizier eines römischen Heeres sein zu können."
    "Der Wilde in Rüstung hat dir bei Vicetia als Offizier eines römischen Heers den Arsch gerettet.", fuhr ein anderer in die Bagage, nur, um sich gleichenfalls vor der Frau vorzustellen: "Ich bin Lucius Sempronius Sivillus.. Tribunus Angusticlavius der Legio Sexta. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen."

    Vala blickte nach dem doch sehr wunderlichen Abgang des Octavius lange auf die wieder geschlossene Tür, und stellte sich selbst einen Haufen von Fragen die sich allesamt darum drehten, wie man eine Frage stellen konnte ohne eine Frage zu stellen. Als es dann an der Tür klopfte, weil man den nächsten Gefangenen von Rang und Namen hereinbrachte verschob er die fällige Antwort letztlich auf später... rieb sich über die müden Augen und hoffte darauf, dass sich all der Terz irgendwann in naher Zukunft gelegt haben dürfte.


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    Tage später, als die Ankunft des Cornelius unmittelbar bevorstand, ließ der Tribun der achten Legion den octavischen Gefangenen erneut zu sich rufen.
    "Octavius.", grüßte er den Mann relativ einsilbig, "Die Ankunft des Princeps-in-spe Cornelius steht unmittelbar bevor.. und ich hoffe, du hattest genug Gelegenheit dir deine Lage in ihrer Gänze vor Augen zu führen." Was, der letzten Unterredung zu entnehmen, mittlerweile alles andere als selbstverständlich schien. Eigentlich hatte Vala auch keine großartige Lust über Dinge zu feilschen, die letztlich nicht in seiner Hand lagen... allerdings die Lage des Octavius maßgeblich beeinflussen konnten. "Der letzte Stand war, soweit ich mich recht entsinne...", erklärte Vala mit Blick auf eine Tabula, auf der ihm ein Sklave den Verlauf des denkwürdig verlaufenen Gesprächs zusammengefasst hatte, "Dass du den Tod dem Exil vorziehen würdest.. und damit bei deiner Auffassung bleibst, dass ein treuer Weggefährte des Cornelius ein Verschwörer und Kaisermörder war."
    Was irrsinnig genug klang, immerhin war Exil nicht gleich Exil.. zumindest seiner Auffassung nach. Für den Octavius allerdings war offensichtlich die Aussicht, überhaupt nicht in Rom verweilen zu dürfen schlimmer als die Aussicht auf den Sturz vom tarpeijischen Felsen. Was für Vala keinen Sinn ergab, immerhin war letzteres trotz aller spielweltbedingten Sicherheiten (die er nicht kannte) absolut im Rahmen des Möglichen.
    "Ich bringe dich, zu deiner Hilfe, die du natürlich nicht benötigen wirst, also noch einmal auf den neuesten Stand der Kenntnisse über die Verhältnisse des kaiserlichen Todes: Potitus Vescularius Salinator hat, um sich selbst an die Spitze zu bringen, seinen scheinbaren Freund Ulpius Aelianus Valerianus heimtückisch ermorden lassen.. und dann die Schuld dem kommenden Princeps Cornelius Palma in die Caligae geschoben.. mitsamt dem späteren dank deiner pflichteifrigen Arbeit hingerichteten Consular und treuen Gefolgsmann des Cornelius, Vinicius Lucianus..", erläuterte Vala noch einmal den Stand der Dinge, "..laut deiner Darstellung bist du allerdings als Klient des Vescularius, der unter ihm zum Curator Rei Publicae aufgestiegen ist, und Vertreter der Anklage im Scheinprozess gegen den Vinicius nichts anderes gewesen als ein verschwindend geringes Rädchen im Werk des Usurpators. Bei der Güte und Großmenschlichkeit, die dem Cornelius nachgesagt wird, wird ihm ja kaum etwas anderes übrig bleiben als dich postwendend wieder in Amt und Würden einzusetzen."
    Während er da so sprach, vermittelte sein glasiger Blick die Vorstellung der reinen Wahrhaftigkeit seiner Worte... bis er abrupt abbrach und den Octavius wieder mit seinem Blick fixierte: "Jetzt mal ganz im Ernst, Octavius.. glaubst du tatsächlich mehr zu bieten zu haben als die nachträgliche und bahnbrechende Erkenntnis, dass der Prozess nur Schau war und der Vescularier Drahtzieher all dessen, in das du gegen deinen Willen hereingezogen worden bist? Willst du tatsächlich für den Vescularier in den Tod gehen und den guten Namen deiner Familia mit hinabreißen? Ehrlich gesagt stelle ich mir das fast lustig vor... du bringst einen Mann an den Galgen, der im Gefolge eines angeblichen Usurpators maßgeblich an einer Verschwörung beteiligt gewesen ist, den vorigen Kaiser umzubringen... und nun droht dir haargenau dasselbe. Ich bin mir sicher, wäre der Vinicius nicht dank deiner Pflichterfüllung als kleines Rad im Getriebe ziemlich tot, so würde es ihn auch amüsieren."

    Sämtliche schlagfertige Ironie erstarb auf Valas Lippen, als der Octavius seine Wahl traf.. und damit seine Weitsicht offensichtlich auf's Elysium erweiterte. Vala konnte garnicht anders, als sich die Hand vor den Mund zu schieben und den Octavius mit einer Mischung aus Fassungs- und Verständnislosigkeit anzublicken. Er sollte langsam aber sicher seine Erwartungen an das römische Volk neu justieren, denn der Prozentsatz an Narren war offensichtlich selbst in den obersten Etagen der Gesellschaft eklatant hoch. Fragen musste Vala sich offensichtlich nichtmehr, warum der Vescularier eine Fehlentscheidung an die andere gereiht hatte und sich damit schließlich quasi selbst den Dolchstoß verpasst hatte, wenn es Männer wie der Praefectus Praetorio und der Curator Rei Publicae als Berater und Vertraute gehabt hatte.


    "So dies dein letztes Wort ist, werde ich das den Kaiser wissen lassen.", murrte Vala schmallippig, nickte in Richtung der an der Tür stehenden Wache und ließ den Octavius zurück in seine Zelle bringen, "Ich will vor allem für deine Familie hoffen, dass die notwendige Erkenntnis dich doch noch ereilt. Vale bene, Octavius."

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/25.jpg Etwas irritiert, dass die Männer den Gefangenen mit Decima Seiana ansprachen, obwohl es doch ein Mann war, der mittlerweile in der Zelle einsaß, da die Decima schon vor einiger Zeit verlegt worden war. Erst als der mittlerweile leicht mitgenommene Gefangene (der zugegebenermaßen auch schon recht lange Haare hatte) freudenstrahlend auf die Männer zuging und erleichtert krächzte: "JA!! JA!!! ICH BIN DECIMA SEIANA!! HOLT MICH HIER RAUS! ICH BIN DECIMA SEIANA!", beeilte die Wache sich die Tür wieder zu verschließen und den Männern bekanntzugeben, dass die gewünschte Gefangene hier nicht zu finden sei... sie aber in Bälde den Männern überführt würde.