Beiträge von Titus Duccius Vala

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/37.jpg Die Wache am Eingang war ungerne die Wache am Eingang, weil der Optio es nicht ausgelassen hatte zu erwähnen, dass er für diese Aufgabe nur jene bedachte, die in Vicetia in der letzten Reihe gestanden hatten und somit immernoch irgendwie zum Grünvolk gehörten. Was eigentlich unsinnig war, hätte man sie doch besser draußen positionieren können, da hätten sie wenigstens bei der Torwache zeigen können, dass sie nicht aus Papyrus waren... wie sie es eigentlich schon bei der Stürmung Roms gezeigt hatten. Aber darauf achtete ja wieder keiner.
    Entsprechend unwohl war den jungen Wachsoldaten, als dann auch noch die Tante des Chefs ankam... und auch noch zum wichtigsten Gefangenen wollte, der unten hauste.
    "Eh...", nölte dann einer der beiden unsicher, "...ist das erlaubt? Also... ich meine... das ist der Praefectus Praetorio.. hier kann eigentlich nicht jeder rein."

    Vestalin
    Decima Messalina
    Atrium Vestae | Roma


    Salve Decima,


    als Verantwortlicher für die Unterbringung des Titus Varenus, allerdings keinesfalls als Verantwortlicher der Verhaftung sowie auch für das Schicksal des Mannes kann ich dir leider keine erfreuliche Nachricht zukommen lassen.
    Titus Decimus Varenus wurde durch die Heeresführung des Kaisers Appius Cornelius Palma aufgrund seiner Einbettung in das Regime des Usurpators Vescularius inhaftiert, und wird seinem Status entsprechend in der Castra Praetoria untergebracht und versorgt. Es liegt nicht in meinen Kompetenzen den Decimus freizulassen. Er wird fürderhin inhaftiert bleiben bis der wahre Kaiser über sein Schicksal befunden hat.


    Es tut mir leid, dir keine besseren Nachrichten zukommen zu lassen. Allerdings kann ich dir ein Besuchsrecht für diesen Mann einräumen. Die hiesigen Wachen werden dich, so du dich dazu entschließen solltest, zu ihm geleiten.


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    Castra Praetoria | Italia | Roma





    Salve Messalina,


    Duccius Vala, Tribunus laticlavius der VIII, hat mir von deinem Schreiben berichtet. Nach allem, was ich weiß, geht es deinem Vater den Umständen entsprechend gut – genauso wie es mir gut geht, und ich hoffe auch meinem Bruder. Wie es mit uns weiter geht, wird allerdings allein Cornelius entscheiden. Bis er nach Rom gekommen ist, werden wir also alle warten müssen.
    Diesem Schreiben beigefügt erhältst du zwei weitere – für unsere Familie in Rom und in Tarraco. Ich bitte dich darum, sie weiter zu leiten, damit unsere Verwandten erfahren was bislang vorgefallen ist. Ich hoffe du bist wohlauf und sicher im Atrium Vestae!


    Vale bene,
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    Casca, Dexter,


    ich hoffe ihr und der Rest des Haushalts seid wohlauf. Was die Decimi im Carcer angeht: Faustus Serapio, Titus Varenus und ich geht es den Umständen entsprechend gut. Macht euch keine allzu großen Sorgen um uns – was mit uns passieren wird, wird von Cornelius entschieden, sobald dieser die Stadt erreicht. Bis dahin heißt es für uns warten. Kümmert euch um den Haushalt und vergesst vor allem nicht, euch um die decimischen Klienten und Freunde zu bemühen. Wir werden sie in der nächsten Zeit dringender brauchen denn je. Sollte darüber hinaus der Tribun Duccius Vala auf euch zukommen und irgendetwas benötigen: er ist ein Verbündeter. Tut was in eurer Macht steht, um seinen Wunsch zu erfüllen.


    Vale bene,
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    Salvete, mea familia!


    Dank eines glücklichen Umstands bin ich in der Lage, euch ein paar Zeilen zu senden. Das Wichtigste zuerst: der Bürgerkrieg neigt sich dem Ende zu – Rom ist eingenommen, nach allem was ich hörte, ist auch der Palast bereits gefallen. Von unserer Familie wurden Faustus Serapio, Titus Varenus und ich in Haft genommen. Den Umständen entsprechend geht es uns gut, was allerdings aus uns wird, liegt in der Hand des Cornelius, wenn er Rom erreicht. Neben Messalina im Atrium Vestae sind Caius Dexter und Cnaeus Casca die einzigen verbliebenen Decimi in der Casa. Ich denke es wäre von Vorteil, wenn die beiden Unterstützung bekämen, solange der Rest von uns gefangen ist – sofern einer von euch kommen und ihnen in Rom beistehen kann, wird dies für unsere Familie sicher hilfreich sein.
    Ich hoffe, ihr alle befindet euch wohlauf!


    Valete,
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    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/77.jpg Stumm führte der Schreiber die Decima hinüber zum Eingang, an den die Treppe hinunter zum Carcer anschloss, und nur wenige Worte mit den dort wachhabenden Soldaten waren notwendig um ihnen Einlass zu verschaffen. Der Zellentrakt mit dem langgezogenen Gang, der sich zwischen den Fundamenten der Castra entlangzog, war in seiner Dunkelheit kaum von den nächtlichen Verhältnissen draußen zu unterscheiden. Nur die stickige Luft deutete darauf hin, dass man sich unter Tage befand. Es war eine der Zellen, die am weitesten vom Eingang entfernt waren, die ihr Ziel war... dementsprechend lange mussten sie der Wache folgen, welche sie unten in Empfang genommen hatte. Mit einem lauten Knirschen schloss der Schlüssel die schwere Tür auf, und mit einem noch lauteren schwang selbige zur Seite.


    "Es sind noch vier Stunden bis Sonnenaufgang.. du hast also etwas Zeit.", murrte Perplexus während er zur Seite trat und der Decima den Weg in die Zelle wies. Nach ihr würde man die Zellentür natürlich nicht schließen, allerdings wichen Schreiber und Wache weit genug um so etwas ähnliches wie Privatsphäre entstehen zu lassen.

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/77.jpg Es war der Schreiber vom Vortag, der in der Tür erschien und offensichtliches Unwohlsein dabei empfand: "Decima, ich entschuldige mich für mein spätes Erscheinen, allerdings muss ich dich bitten, mit mir zu kommen."
    Dass er sich eigentlich nicht entschuldigen brauchte, weil er nur eine Weisung befolgte war ihm dabei vollkommen egal: man rupfte Frauen nicht einfach so des Nächtens aus ihren Zimmern, so einfach war das.

    "Gerne.", war irgendwie alles, was Vala dazu einfiel. Ein weiteres Mal darauf herumzureiten, dass er das sicherlich nicht aus Nächstenliebe oder gar uneigennützig tat, war dann selbst ihm zu viel des Guten... und so beließ er es dann einfach bei dieserm im Raum stehenden Nettigkeit. Auch, weil ihm langsam die Augen zufielen raffte er sich schließlich auf und komplimentierte sich selbst aus dem Zimmer: "Wenn du mich nun entschuldigst? Mein Bett fordert unnachgiebig nach Aufmerksamkeit."


    Sprach's, und verschwand.


    ____________________________________________



    Es war mitten in der Nacht, als man erneut an das Zimmer des 'Gastes' klopfte. Es stand kein Mond am Himmel, so war alles in das schwummrige Licht der überall herumstehenden Öllampen gehüllt, das mehr verbarg als das es zeigte.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/25.jpg "Weil dich jemand hergebracht hat.", blökte die Wache mit kaum verhohlener Abneigung in der Stimme. Dem Gefangenen schien es ja recht gut zu gehen, daher war jede weitergehende Konversation seiner Meinung nach verschwendete Zeit.
    "Frisches Wasser?", fragte der Soldat dann noch ungläubig, "Dürfen's dann vielleicht noch ein paar Datteln sein, oder was?" Das Angebot allerdings ließ ihn dann doch aufhorchen... vor allem der Tatsache wegen, dass der Germanicus IN der Zelle saß. Wenn es etwas gutes für die Wache gab, war das normalerweise von Leuten AUßERHALB der Zellen... weil die eben noch ihre Habe besaßen. Was jemand, der bereits durchsucht und seiner Habe am Leib (von den Klamotten mal abgesehen) entledigt wurde, ihm anbieten wollte war daher schon seine Neugier wert: "Und was genau hast du dir da vorgestellt?"

    "Er lebt.", war alles, was Vala zum Zustand des Praetorianerpräfekten zu sagen hatte, schwirrten ihm doch gewisse andere Möglichkeiten im Kopf herum.


    "Werde ich wohl müssen...", seufzte Vala auf die Tatsache hin, dass eine Antwort an die Vestalin verfassen zu müssen, "...daher können wir das so machen. Ich werde ein Auge auf die Briefe werfen, immerhin ist das ganze Vorhaben recht... delikater... Natur."

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    Gründlich getäuscht hatte man sich, wenn man dachte eine derartige Verwundung, wie Alrik sie erlitten hatte, überleben zu können ohne gleichsam für ganze Monate ans Bett gefesselt zu sein. Zu diesen Leuten gehörte Alrik dann auch, der immer wieder auf's neue erkennen durfte, dass sein Los noch lange nicht vorbei war, nur weil die Goden ein Wunder erklärt hatten da er das Loch in seinem Bauch tatsächlich überlebte. Nein, er war noch lange nicht aus dem schlimmsten raus. Da der Bauch quasi bei jeder Bewegung des Oberkörpers in Mitleidenschaft gezogen wurde war auch jeder Versuch desselben nichts weiter als das neuerliche Eröffnen von gellendem Schmerz in seiner Körpermitte. Nicht einmal vor Schmerz krümmen konnte er sich, weil das alles nurnoch schlimmer machte... und dann diese Rückenschmerzen, die ihm das Gefühl gaben seine seit Ewigkeiten geradeliegende Rückseite bestünde nurnoch aus ineinandergeflochtenen Schmerz. Kurzum: Man konnte Alrik nicht soviel einflößen wie er in dieser langen Zeit wieder ausheulte. In all dieser Zeit, in der er hilflos niederlag und der Schmerz zu einem gehässigen Compagnon wurde, der jede noch so kleine Regung nutzte um den Jungen immer wieder auf's neue zu strafen, klammerte Alrik sich verzweifelt an die Momente, in denen die Frauen ihres Dorfs sich gegenseitig die Klinke in die Hand drückten und den Jungen von seiner Agonie abzulenken versuchten. Über den Tag hinaus war es meist nur eine an der Zahl, aber je später der Tag wurde, desto größer wurden die Gruppen der Frauen, die neben seinem Lager hockten, Wolle zu Fäden verwoben und dabei das komplette Repertoire an Geschichten und Liedern abarbeiteten, die die freien Völker herzugeben hatten. Natürlich kannte Alrik schon viele davon, allerdings sog er sie dennoch in sich auf wie ein trockener Schwamm. In den stetig wiederkehrenden Unachtsamkeiten, die ihm immer wieder vor Auge führten wie schwer es eigentlich war sich NICHT zu bewegen, blitzte der Schmerz grell auf und schüttelte ihn durch wie ein Sturm das Laub der Bäume... was letztlich die Pein nurnoch verstärkte, und ihn oft genug dankbar in die düstere Umarmung der Ohnmacht stürzen ließ. Wenn er wieder zu sich kam, waren sie immernoch da... Elfridu die Schöne, Gisilberta die Gemeine, Williotrud die Picklige, Salrveig die Dicke, Asbirge die Leise und all die anderen Weiber ihrer Gemeinschaft... und natürlich seine Mutter.
    Mit jedem Tag der verging und an welchem die Frauen bei ihm zusammen saßen, ihr Garn sponnen und die Geschichten weitererzählten die wohl viel älter waren als sie selbst und dem Jungen ein Reich sponnen indem der Schmerz zumindest zeitweilig nicht mehr drohte. Hünen verwüsteten ganze Wälder, Zwerge bildeten ganze Königreiche unter der Erde, Helden obsiegten und starben (immer!), und Frauen... hatten letztlich wohl noch ambivalentere Rollen als die Männer. So zum Beispiel Gudrun, Tochter des Giuki, die mit Feuer und Schwert den Tod ihrer Sippe rächte und gleichsam ein ganzes Königreich in Schutt in Asche legte. Natürlich nicht, ohne am Ende selbst das Zeitliche zu segnen:


    Mit dem Dolch gab sie Blut den Decken zu trinken
    Mit mordlustger Hand; sie löste die Hunde;
    Vor die Saalthür warf sie, das Gesinde weckend,
    Die brennende Brandfackel die Brüder zu rächen.


    Alles Volk in der Veste dem Feuer gab sie,
    Die Högnis Schlächter und Gunnars aus dem Schwarzwald kehrten.
    Die alten Säle sanken, die Schatzkammern rauchten,
    Der Budlungen Bau; da brannten die Schildmägde
    Um die Jugend betrogen jäh in heißer Glut.


    Nicht ferner verfolg ichs; keine Frau wird nun
    Die Brünne mehr tragen und die Brüder rächen.
    Volkskönge drei hat die edle Frau
    In den Tod gesandt eh sie selber erlag.


    Je mehr Helden beiderlei Geschlechts starben, desto lebendiger fühlte Alrik sich. Auch wenn der Schmerz sich penetrant und beharrlich zeigte: nach einem Mondwechsel ging es ihm merklich besser, und so schien es fast, als würden die Weiber ihrer Gemeinschaft mit jedem wollenen Faden, den sie während der Erzählungen sponnen, den Nornen gleich den Lebensfaden des Jungen fortspinnen. Irgendwann konnte er sich, ächzend und vor Schmerz kaum die Luft haltend, aufraffen um zumindest den Wunden Rücken zu entlasten und ENDLICH das nach allem möglichen stinkende Bettlager wechseln zu lassen, und doch war er noch nicht so weit die ersten Schritte aus der Hütte heraus zu tun. So blieb ihm noch ein ganzer Wechsel, in der er das Bett hüten musste und die Anwesenheit der Weiber genoss... ihr Geschnatter miterlebte, ebenso wie die tieferen und ernsteren Gespräche, die er vorher nie mitbekommen hatte. Als Kind, natürlich, immerhin blieb man selbst in ernsten Zeiten wie diesen mindestens bis zum siebten Lebensjahr in der Obhut der Weiber, doch nun mit beinahe elf Wintern hatte Alrik das Gefühl mit vollkommen neuem Geist das mitzubekommen, was die Frauen bewegte. Vieles davon verstand er nicht (Mondblut, Bauchkrämpfe, dies und das...), und anderes interessierte ihn nicht (halte den Faden so, und nicht so, und dann die Nadel hierhin), und bei anderen Dingen musste er sich die Ohren zuhalten, weil ihn bei aller kindlichen Neugier nicht interessierte wie nun Brunnar in der Hose gebaut war, aber doch klammerte er sich an die Weiber mit ihrer Anwesenheit... und dies vielleicht vor allem deshalb, weil die Besuche der Männer meist nur aus den jüngeren bestanden... selten aber aus den Älteren, zu welchen er aufzuschauen pflegte. Sein Vater hatte sich, seitdem man ihm mitgeteilt hatte, dass er die schlimme Verwundung überleben würde, nicht ein einziges Mal sehen lassen. Alrik tat so, als würde er das nicht mitbekommen... aber jedes Mal wenn die Tür knirschend aufflog und schwerere Schritte zu hören war raffte er sich aller Schmerzen zum Trotz auf, um dem männlichen Besuch entgegenzublicken... und mit enttäuschtem Gesichtsausdruck zurück zu sinken, wenn es dann doch wieder nicht sein Vater gewesen war.


    Als er anfing zu quengeln, wann er denn endlich wieder aufstehen dürfte um draußen herumzulaufen (die Schmerzen waren nach monatelangem Kampf endlich soweit gewichen, als dass er sich mit zusammengebissenen Zähnen in der Hütte bewegen konnte) und endlich wieder mit den anderen zusammen zu sein, nahmen die Besuche der Heilkundigen aus dem Nachbardorf zu, denn sie schien die einzige zu sein, die ihm wirklich begrifflich machen konnte, dass es noch nicht wieder an der Zeit war draußen herumzutoben.
    So blieb ihm nichts anderes, als weiterhin die Frauen mit Fragen zu beharken (immerhin tat dies mittlerweile nicht mehr weh), was diese mit nahezu stoischer Geduld über sich ergehen ließen. Und irgendwann begann er einfach selbst Geschichten zu erfinden, aus dem kindlichen Glauben heraus sich irgendwie bei den Frauen revanchieren zu müssen. Meist ging es dabei nur um eine mit Fantasie aufgepeppte Realität, aber was blieb ihm auch anderes übrig, war er doch in diese Hütte eingesperrt wie ein Tier in seine Höhle, dessen Eingang durch die Anweisungen der Heilerin versperrt worden war?
    "...und so heftete Siguolwin, der Riese, den tapferen Aik mit seinem zehn Fuß langen Speer an den sagenumwobenen Berg Rusendal..", erzählte Alrik dabei mit stets weit übertriebener Betonung den amüsierten Frauen, "..doch Aik starb nicht, nein, Wodan selbst hatte den Nornen einen Silberfaden gegeben, welcher nun das Leben des Helden hielt! So hielt er aus, mit dem Speer an den Fels gefesselt, und wartete doch auf den tötlichen Schlag des Riesen! Und just in dem Moment, indem der Riese den Helden mit seinem Sax in zwei Teile schlagen wollte erschien Wanris, der Bergwolf und treue Freund des Aik, und er ZERFETZTE DEN RIESEN IN DER LUFT!!! Was lacht ihr denn so? Das ist wirklich passiert! Ganz ehrlich... und Wanris sah so aus wie dieses Fell da...", deutete Alrik mit größtmöglicher Empörung auf das Wolfsfell, das ihn seit Monaten von der anderen Seite der Hütte anstarrte, "...genau so. Nur ZEHNMAL größer. Oder gar achtmal! Jaha!"
    Das Lachen der Frauen erstarb nach und nach, als sie dem Deuten des Jungen mit ihren Blicken folgten und das Wolfsfell erblickten, und eine nach der anderen schauten sie betreten auf ihr Spinnwerk... was Alrik, so kindlich sein Geist noch war, dennoch misstrauisch machte: "Was habt ihr denn?"
    "Das da...", sprach Gisilberta die Gemeine, die schon in den Wochen zuvor kaum eine Gelegenheit ausgelassen hatte Alriks wachsender Unruhe Dämpfer zu versetzen und immer wieder gemeine Sachen sagte (weshalb sie logischerweise diesen Beinamen bekommen hatte), "...ist dein Wanris."


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    Mit größter Genugtuung beobachtete Vala, wie die Leiche des Usurpators und verhinderten Kaisers einen Schauer der Entrüstung und Wut des Pöbels abbekam, und er hätte sich wohl noch länger an der Szene ergötzt, wenn sich hinter ihm nicht eine Stimme meldete: "Tribunus Duccius! Tribunus Duccius!" Erst die Augen verdrehend ließ der germanische Tribun der achten Legion seufzend den Kopf hängen, bevor er sich im Sattel umwandte und dem Soldaten entgegenschaute der sich gerade seinen Weg durch die Menge bahnte um zu ihm zu gelangen: "Tribunus!"
    "Ich bin nicht taub, was gibt's?", murrte Vala, sich äußerst in seiner (ohnehin schon spärlichen) Freizeit gestört fühlend.
    "Aegyptus! Feldherr Flaminius will die Aegyptus-Frage klären.", jappste der Bote in Blech als er schließlich neben dem Reittier des Duccius zu stehen kam.
    "Schrei's noch lauter, damit es auch ja jeder mitbekommt... und sowieso: Na, und? Was hab ich damit zu tun?", nölte Vala, der gerade nicht unbedingt die notwendige, der Situation entsprechende Motivation aufbringen konnte.
    "Du... du warst dabei, Tribunus.", erwiderte der Bote unsicher auf der Stelle tretend, und schob zur Sicherheit noch ein "Direkter Befehl des Legatus Flaminius, Tribunus."
    "Ach... ein Befehl...", seufzte Vala und gab schließlich auf, indem er locker an den Zügeln zog und sein Reittier in der Menge wenden ließ, "...wenn das so ist, wollen wir ihn nicht warten lassen."
    Sprach's, und zwinkerte zum Abschluss noch einer unbekannten Hübschheit zu, bevor er sich mit dem Boten im Schlepptau von Dannen machte.

    "Ich entscheide ohnehin nicht, wer hier freikommt und wer nicht...", brummte Vala während er sich die Schläfen massierte, "...hier sitzt alles ein um für den Cornelier aufbewahrt zu werden, und der große Mann richtet danach über jeden einzelnen... so auch über dich."


    Als die Decima dann mit einer Bitte ankam, schaute Vala drein als hätte er sich gerade verhört: "Das mit deinem Bruder ist, zumindest im Moment, ausgeschlossen. Der Mann hat als Befehl von ganz oben Einzelhaft, und du willst den Spielraum nicht jetzt schon ausloten.", mit der flachen Hand wischte Vala etwas unsichtbares aus der Luft und machte damit deutlich, dass der bezeichnete Spielraum eben nicht allzu groß war, "Das mit den Briefen ließe sich arrangieren... allerdings werden sie kaum als offizielle Schreiben zu verkaufen sein. Gibt es einen Klienten von euch, dem man diese Schreiben unterjubeln könnte?"

    "Junge...", grinste Vala schief, weil ihm irgendwie garnicht danach war sein Gesicht derart zu verziehen, "...die Eskorte würde dich nicht nur hinbringen, sondern auch wieder zurück. Bei aller Freundschaft weißt du ja offensichtlich selbst, dass ich dich nicht einfach frei herumlaufen lassen darf. Meine Männer werden dich hinbegleiten, deine Familie einsammeln und euch wieder herbringen." '...woraufhin ich dieses Zimmer meiden werde wie die Post', sprach er natürlich nicht aus, aber genau diese Gedanken waren es die ihn gerade umtrieben. Was tat man nicht alles um alte Rechnungen zu begleichen?

    "Die Wahrheit ist das, was am lautetesten behauptet wird.", orakelte Vala aus seiner düsteren Weltsicht heraus und nickte dann zufrieden, als der junge Vinicier wiederholte, was er als die Wahrheit zu verkaufen gedachte: "Sehr gut, ich sehe, dumm bist du nicht. Vielleicht wirst du mir irgendwann dafür danken... aber lass uns nun gehen, du wolltest den Flaminier sprechen, und ich denke er wird den einen Moment für dich Zeit finden."


    Sprach's, klopfte dem jungen Mann auf die Schulter und führte ihn durch einige Gänge hindurch in einen größeren Raum, wo es vor Offizieren, Uffzen und Sklaven nur so wimmelte. Der eine oder andere grüßte den Duccius mit einem knappen Nicken oder gleich beim Namen, andere bedachten den jungen Gast mit verstohlenen Blicken, immerhin wusste man entweder nicht wer er war... oder umso mehr.


    "Legatus Flaminius.", grüßte Vala den Feldherrn der Rebellen, "Dies ist Lucius Vinicius Massa, der Sohn des Marcus Vinicius Lucianus."
    Als der Name des jungen Mannes genannt worden war, erstarben viele der Gespräche um sie herum, und aus den verhohlenen Blicken wurden offene mit zahlreichen Stimmungen: viele der Männer hier kamen aus dem Norden, und natürlich war ihnen der Name des Mannes ein Begriff, hatten doch einige noch mit dem Vinicius zusammen gearbeitet als dieser noch Legat in Obergermanien gewesen war.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/25.jpg "Was????!", blaffte die Wache, als sie das Holz des Schaulochs oben in der Tür zurückschob und einen Blick in die Zelle warf. Sonderlich angetan war sie nicht, immerhin krakelte hier irgendwo jeder Gefangene rum und bettelte um Aufmerksamkeit. Dummerweise konnten die Wachen die Rufe auch nicht ewig ignorieren, schließlich mussten sie nicht nur dafür Sorge tragen, dass die Gefangenen nicht ausbrachen, sondern auch dafür, dass ihnen nichts zustieß.

    Ziemlich zufrieden mit sich und der Welt biss Vala geräuschvoll in seinen Apfel, während um ihn herum die Bekanntgabe der unbekannten und daher wohl göttlichen Todesursache ihr Echo fand. Die einen gaben sich erfüllt von blankem Erstaunen, die anderen von blanker Wut, und alle zusammen nahmen sie die Erklärung auf wie ein trockener Schwamm: ein absoluter Selbstläufer.
    Vala selbst, immernoch auf seinem Gaul hockend, schenkte dem toten Kaiser kaum mehr Beachtung, hatte er sich doch vorher schon im exklusiveren Kreis mit dem Toten auseinandersetzen dürfen. Die Erkenntnisse dessen unterstrichen letztlich, was er schon im Konflikt mit dem Decimus und vielen anderen Ehrhanseln zuvor postuliert hatte: am Ende zählte, wer noch auf Füßen stand. Und das tat der hier offensichtlich nicht, egal wie ehrselig und gerecht seine Sache gewesen war. Nein, ganz und garnicht: Valas Sache, also die Sache derer, die um jeden Preis überleben wollten, hatte wieder einmal gesiegt.
    Wenn das kein Grund zur Freude war?


    Als wollte er den Gedanken lautmalerisch mit fehlender Bekümmerung ob des Toten unterstreichen, biss Vala ein letztes Mal kräftig in den Apfel, um den Rest mit einer spielerisch leichten Bewegung aus dem Arm an die Stirn des toten Mannes zu schleudern... wo der Apfel mit einem dumpfen Pochen abprallte und im Schoß des ehemaligen Kaisers von Rom liegen blieb.
    Und als wäre es ein Signal gewesen flogen nun andere Gegenstände aus der Menschenmasse auf den Kadaver zu, vieles davon einfach nur Unrat einer nicht mit Kühlschränken ausgestatteten Zivilisation, aber auch andere offensichtlich eigens herbeigeschafften und bisher für den richtigen Moment zurückgehaltenen Dinge flogen herbei und fanden meist auf dem Podest, oft genug aber auch am toten Vescularier ihr Ziel.

    "Och..", witzelte Vala mit müdem Lächeln während er sich selbst ein Bier eingoss, "ich kann dir einen Scriba schicken, dem du etwas erzählen kannst."


    Während er den ersten Schluck des kühlen Nass genoss stellte sein Freund eine Frage, von der Vala gehofft hatte er würde sie überhaupt nicht stellen... oder erst zu späterer Gelegenheit. So allerdings sorgte Imperiosus gleichwohl dafür, dass sich ein fetter Klumpen in Valas Magengrube bildete und sich sein Blick verlor. Axilla. Vermaledeite Axilla. Natürlich musste er damit ankommen... und so wie Imperiosus klang, machte er sich ernsthaft Sorgen um seine Frau, was Vala nochmals Stiche durch's Herz schickte, er aber mit einem noch tieferen Schluck Bier zu kaschieren versuchte.


    "Nun..", begann er vorsichtig, "..ich kann dir in der Sache leider noch nichts neues vermelden, da Ostia groß ist und meine Leute überhaupt nicht wissen wo sie überhaupt suchen sollen." Derart herumdrucksend und ausweichend, kam ihm dann doch erst nach einigen Momenten peinlicher Stille der rettende Einfall: "So du den Aufenthaltsort von.. Axilla.. und deinen... Söhnen... kennst, werde ich dir eine Eskorte bereitstellen lassen, die dich zu ihr bringt. Augenscheinlich natürlich um dich zu bewachen."
    Gerettet, wenn auch Vala meinte sein Inneres würde gleich zerspringen wenn er Imperiosus nicht sofort das Herz herausriss um es zu vertilgen. Tat er aber nicht, denn das, was da gerade in ihm rumorte war sich seiner neuen Rolle noch garnicht wirklich bewusst, da schon vor mehr als einem Jahrzehnt in die Abgründe seines selbst verbannt, während der professionelle Politiker und Taktierer für Imperiosus weitaus größeren Nutzen ausmachte wie für Axilla... und auch dementsprechend agierte.

    "Aaaaaahso...", murrte Vala, und meinte: scheiss egal. Nicht, dass es ihm unlieb wäre eine Bittstellerin weniger auf der Matte zu haben, allerdings war eine Bitte per Brief dann doch ein Kaliber, dass er unmöglich ernst nehmen konnte. Da er sich der Decima wegen ohnehin mit den einsitzenden Familienangehörigen befassen musste, war ihm sogar der Name Titus Varenus ein Begriff: "Überzeugte Vestalin hin oder her... das Weib kann froh sein, dass ihr Vater ihretwegen nicht in den Bau zurückwandert, aus dem du ihn rausgeholt hast."

    N. Duccius Marsus
    Casa Duccia
    Mogontiacum | Germania


    Heilsa Witjon,


    in aller Kürze: die Götter sind weiterhin mit uns, denn Rom ist gefallen und in unserer Hand. Der tote Leib des Usurpators Vescularius wurde aus dem Palast geschleift und steht nun den begaffenden Augen der Römer preis.
    Der Cornelier hat im Süden offensichtlich einen ebenso famosen Sieg errungen, wir erwarten sein Eintreffen hier in Rom in wenigen Tagen.. was ein neues Zeitalter anbrechen lassen wird, dessen kannst du dir sicher sein.


    Hadamar und Sönke geht es ebenfalls gut. Und bevor ich es vergesse: ich habe gewisse Möglichkeiten ausgeschöpft Dagmar und ihre Kinder zu vereinen, ihre Ankunft in Germania wird wohl noch vor dem kommenden Winter ausstehen. Bereitet euch darauf vor, gleich drei neue Zimmer in der Casa herzurichten.


    Mehr, wenn es mehr gibt.


    Til ars ok frisar,


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    Castra Praetoria | Italia | Roma




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