Romana musste sich noch stärker beherrschen, um nicht komplett entnervt zu seufzen. Was bildete sich dieser Kerl ein? “Die Entscheidung für diese Versetzung existiert. Sie ist veröffentlicht. Der Versetzungsbefehl selber liegt sicher bei den Prätorianern, beim Praefectus Praetorii.“ Ein Prudentier, soviel sie wusste, der nicht ganz grün war mit Salinator. Eine Entgegnung auf seine Bemerkung, sie sei seine Liebste, verkniff sie sich. Hättest du wohl gerne, du wolllüstiges Schwein!
Sein Blick ließ sie ebenso kalt, wie eben dieser Blick war. Man konnte auch nicht sagen, dass ihr Blick von herzlicher Wärme durchdrungen war. “In diesem Fall würde ich auch einen Brief an den Kaiser schreiben. Ich würde ihm schildern, wie du den Frieden mit den Göttern bei der Unterbrechung des Opfers gestört hast. Wie du langsam, aber sicher, neunzig Prozent aller in Rom gegen dich aufgebracht hast. Wie du mir gegenüber aufgetreten bist.“ Seine Liebste, dass sie nicht lachte. Das konnte man als üble Anmache interpretieren. Sie beugte sich wieder zu ihm vor. Romana war sich bewusst, dass sie sich auf ein Spiel einließ, das grauenvoll nach hinten los gehen konnte. Zum Henker damit, dachte sie sich ganz unvestalisch.
“Er könnte mir glauben, er könnte dir glauben. Wenn er dir glaubt, dann werde ich Buße leisten für meine Taten. Wenn der Kaiser mir sagt, ich habe Unrecht getan, werde ich mich dem sofort beugen. Aber wenn er mir glaubt, sowie sogar der Tyrann Cornelius Sulla einst den Vestalinnen glaubte, als sie ihm sagten, er solle Iulius Caesar nicht umbringen... die Politik ist ein diffiziles Geschäft. Du würdest eine Angriffsfläche offenbaren. Wer weiß, was der Kaiser herausfindet, wenn er meinem Rat folgt und deinen Entscheidungsfindungen auf den Zahn fühlt. Was du erreicht hast in deiner Karriere, könnte auf Messers Schneide stehen.“ Sie seufzte, jetzt aber wirklich. “Und das alles nur wegen einem Mann? Wegen einer einzigen Versetzung, die du mit einer Unterschrift rückgängig machen könntest? Ist es dir das wert?“