Beiträge von Claudia Romana

    Romana musste sich noch stärker beherrschen, um nicht komplett entnervt zu seufzen. Was bildete sich dieser Kerl ein? “Die Entscheidung für diese Versetzung existiert. Sie ist veröffentlicht. Der Versetzungsbefehl selber liegt sicher bei den Prätorianern, beim Praefectus Praetorii.“ Ein Prudentier, soviel sie wusste, der nicht ganz grün war mit Salinator. Eine Entgegnung auf seine Bemerkung, sie sei seine Liebste, verkniff sie sich. Hättest du wohl gerne, du wolllüstiges Schwein!


    Sein Blick ließ sie ebenso kalt, wie eben dieser Blick war. Man konnte auch nicht sagen, dass ihr Blick von herzlicher Wärme durchdrungen war. “In diesem Fall würde ich auch einen Brief an den Kaiser schreiben. Ich würde ihm schildern, wie du den Frieden mit den Göttern bei der Unterbrechung des Opfers gestört hast. Wie du langsam, aber sicher, neunzig Prozent aller in Rom gegen dich aufgebracht hast. Wie du mir gegenüber aufgetreten bist.“ Seine Liebste, dass sie nicht lachte. Das konnte man als üble Anmache interpretieren. Sie beugte sich wieder zu ihm vor. Romana war sich bewusst, dass sie sich auf ein Spiel einließ, das grauenvoll nach hinten los gehen konnte. Zum Henker damit, dachte sie sich ganz unvestalisch.


    “Er könnte mir glauben, er könnte dir glauben. Wenn er dir glaubt, dann werde ich Buße leisten für meine Taten. Wenn der Kaiser mir sagt, ich habe Unrecht getan, werde ich mich dem sofort beugen. Aber wenn er mir glaubt, sowie sogar der Tyrann Cornelius Sulla einst den Vestalinnen glaubte, als sie ihm sagten, er solle Iulius Caesar nicht umbringen... die Politik ist ein diffiziles Geschäft. Du würdest eine Angriffsfläche offenbaren. Wer weiß, was der Kaiser herausfindet, wenn er meinem Rat folgt und deinen Entscheidungsfindungen auf den Zahn fühlt. Was du erreicht hast in deiner Karriere, könnte auf Messers Schneide stehen.“ Sie seufzte, jetzt aber wirklich. “Und das alles nur wegen einem Mann? Wegen einer einzigen Versetzung, die du mit einer Unterschrift rückgängig machen könntest? Ist es dir das wert?“

    Das Grinsen von diesem Vescularier gefiel ihr gar nicht. Dabei hatte sie schon gedacht, ihn an einem wunden Punkt getroffen zu haben. Vielleicht jedoch hatte sie ihr Pulver schon zu früh verschossen. Der Praefectus auf jeden Fall sah so aus, als ob er sich schon gewiss war, dass er sie schon hatte.


    “Ach. Tust du das, Praefectus.“ Dies war weder eine Feststellung noch eine Frage, sondern einfach eine vage Aussage, mit der sie seine erbärmlichen Ausflüchte beenden wollte. Für seinen Blick alleine müsste dieser Mann bestraft werden.


    Nachforschungen also. So? Sie legte ihren Kopf leicht schief und hörte zu. Dann unterdrückte sie geschickt ein Seufzen.


    “Nachforschungen sind sicher von Nöten, wenn die Sachlage nicht klar ist, und herzlichen Dank für dein Angebot. Allerdings ist sie das in diesem Fall nicht. Du und ich, Praefectus Urbi, wir wissen genau, was vorgefallen ist. Sei mir nicht böse, aber die Entscheidung beruhte darauf, dass es dir nicht Recht war, dass Quintilius Germanica Calvena geheiratet hat. Und du wolltest ihn dafür bestrafen.“ Sie atmete tief ein. “Entscheidungen, die auf so einer Basis fußen, sind der Würde deines Amtes nicht angemessen. Findest du nicht auch?“

    Der Praefectus sah so aus, als müsste er sich wirklich zurückhalten, loszuprusten über sie. Die hässliche Visage des Vesculariers sah aus wie das perfekte Ziel für eine gezielte Ohrfeige,d achte sich Romana plötzlich. Der Gedanke daran hatte etwas seltsam Befriedigendes.


    Er tat so, als ob er den Namen noch nie gehört hatte. Romana ließ nichts von ihrer Erbostheit anch draußen durchdringen, sondern setzte alles dran, ruhig zu wirken, und den Senatoren in die Augen zu blicken. Erst, als er ausgeredet hatte, kam ihre Antwort. “Erstens, ich weiß, dass du den Quintilius kennst. Ich habe dich schon mit ihm reden sehen, spätestens auf der Hochzeit. Zweitens, das mit den Postenverteilungen weiß ich. Postenverteilungen sollen aber auch nicht abhängig gemacht werden davon, dass sich jemand gekränkt fühlt, weil ein anderer ihm sein Lustobjekt weggeheiratet hat – und vor allem nicht, wenn dieser etwas indigniert reagiert, wenn der Entscheidungsträger das Opfer zu dessen Hochzeit und damit den Frieden mit den Göttern stört. Und drittens...“ Sie überschlug ihre Beine und beugte sich ein wenig nach vorne, wobei sie Salinator gekonnt eben so unschuldig anschaute, wie er es eben mit ihr gemacht hatte. “Eine Frage. Wieso kannst du mich nicht mit dem Maß von Respekt behandeln, der einer Vestalin, einer Tochter des Kaisers, zusteht?“ Sie lehnte sich wieder nach hinten und schaute ihn erwartungsvoll an.

    Romana schritt Sermo hinterher. Sie hatte sich einigermaßen beruhigt, doch innerlich rumorte noch immer ein ungutes Gefühl in ihr herum, welches sie nicht so einfach abschütteln konnte. Trotzdem wirkte sie nach außen hin wieder gefasster, als sie sich hinsetzte. “Ja. Recht herzlichen Dank“, entgegnete sie auf seine Frage hin und brachte ein Lächeln hervor. Ihre Hand streckte sie zum Becher hin, den Göttern sei Dank war er so lang, dass sie sich auf ihrer Kline nicht vorzustrecken brauchte. Es brachte halt einige Vorteile mit sich, groß zu sein. Sie tat es Sermo gleich und trank auch aus ihrem Becher – er war aus Zinn, wie sie feststellte – oder war es doch Blei? Nein, Zinn. Die Claudierin setzte den Becher wieder ab und lenkte ihren Blick auf den Quintilier, welcher sogleich zu sprechen begann. Seine Frage, wenn auch ein kleines bisschen gestelzt, war glasklar, und sie nahm noch einmal einen Schluck vom Wein, bevor sie antwortete.


    “Nun. Meine älteste Freundin, durch die ich fast alle meine Freundinnen und Freunde, die ich jetzt habe, kennen gelernt habe, ist verschwunden, einfach so, auf Nimmerwiedersehen. Ohne dass wir Gelegenheit gehabt haben, uns zu verabschieden. Das hat mich so aufgewühlt.“ Und tat es noch immer, schien ihr Blick zu sagen. Noch einmal trank sie etwas vom Wein, der Zinnbecher musste mittlerweile leer sein. “Das Schlimmste an der Situation ist, wie ich finde, dass ihr Mann versetzt wurde, weil er es gewagt hat, Widerstand dagegen zu leisten, dass der Praefectus Urbi das Heiratsopfer gestört hat. Reinste Willkür.“ Das hatte doch ihren auf einer enorm niedrigen Stufe liegenden Respekt vorm Prätorianer wieder ein wenig erhöht. Nicht, dass sie dadurch fand, dass Valerian dadurch eine auch nur annähernd passende Partie für sie wurde.


    “Und, ach ja. Du kannst mich ruhig Romana nennen.“ Sie lächelte ihn vage an. Wozu die Hochgestochenheit, wenn sie doch quasi eine Freundin des Hauses war?

    Sermo schien sehr erstaunt zu sein über das Verhalten der Claudia, und Romana selber würde es später sicher auch sein. Nur, gerade eben hatte sie den Schock des Tages erlebt. Calvena war nicht mehr hier. Sie war zu spät gekommen, und würde nicht mehr dazu kommen, sich von ihrer Freundin zu verabschieden. Und das Schlimmste – jetzt war sie auf dem Weg nach Mogontiacum, ins kalte Germanien, wo die Wölfe heulten, die Bären knurrten und die kannibalischen Germanen zarte Römerinnen als Frühstück zu verputzen pflegten.


    “Verzeih mir... ich bin komplett...“, brachte sie heraus, während sie auf eine unbestimmte Stelle am Boden hinstarrte, musste aber um ein passendes Wort ringen, welches ihren Gefühlszustand beschreiben vermochte. “...aufgelöst.“ Hui, das hätte Sermo sicher nicht selber gemerkt. Auf seine Einladung hin jedoch hob sie wieder ihren bislang gesenkten Kopf und lächelte wieder ein wenig, dankbar.


    “Danke. Ja, ich würde gerne zu dir hineinkommen.“ Vielleicht war es wirklich das beste, wenn sie erst einmal von der Öffentlichkeit ein wenig wegkam, hinein in die Sicherheit der Casa Quintilia, deren Hausherr Sermo nun war. Dem Liktor signalisierte sie zu, er solle draußen warten bleiben, was Mancinus mit einem knappen Nicken zur Kenntnis nahm.

    Vielleicht tut es an dieser Stelle Not, Romana für ihre fehlende Eloquenz zu rechtfertigen. Wer würde denn sofort die passenden Worte auf dem Servierteller bereit halten, wenn eine Freundin einfach hereinschneit und ihren imminenten Tod ankündigt? Romana starrte noch immer, ganz sonderbar, bis Serrana endlich zu sprechen begann.


    Sie ließ sie ausreden, wieso auch nicht? Die Claudia hätte ohnehin kein Wort herausgebracht. Und dann, endlich, war es heraus. Das Wort schwanger. Sie war schwanger, von Sedulus. Ihrem Ehemann, setzte eine boshafte kleine Stimme in ihrem Kopf hinzu. Das verständnislose Starren wich einem Gesichtsausdruck, den für gewöhnlich Pudel (sofern es damals schon solche gab) hatten, nachdem man ihnen unvermittelt einen Kübel Wasser über den Kopf geschüttet hatte. “Oh.“ Jawohl, Romi, oh, keifte die gehässige Stimme von gerade eben weiter, oh, du kriegst jetzt richtig alles hineingerieben, was dich je an deinem Beruf gestört hatte. Nie wirst du Mutter werden, im Gegensatz zu allen anderen. Nie wirst du einen Mann heiraten können, der dich liebt, mit dem du Kinder haben kannst, und schon gar nicht Sedulus, denn die Frau, die ihn dir weggeschnappt hat, steht jetzt vor dir und vertraut dir ihre Schwangerschaft an!


    Mit einem energischen Kopfschütteln brachte sie die Stimme in ihrem Kopf zu verstummen. Serrana kann nichts für deine kleinen Problemchen, die andere gerne hätten, schimpfte eine zweite Stimme in ihr, eine überlegtere, eine vernünftigere. Romana atmete tief ein und blickte dann Serrana an.


    “Weißt du das? Hast du dich schon von einem Arzt untersuchen lassen?“ Wohl nicht, glauben hieß nämlich nichts wissen. “Und selbst wenn du schwanger bist, wieso glaubst du, dass du daran sterben wirst?“ Ihre Fragen klangen noch immer ziemlich verwundert, ein wenig inquisitiv wohl.

    Sim-Off:

    O weh, o weh! Ich habe das hier komplett vergessen! *Hand aufs Gesicht klatsch* Liebe Tiberier, bitte verzeiht mir! :(


    Sie lächelte und nickte, als Septima zu verstehen gab, dass sie verstanden hatte. Sie selber freute es sehr, dass die Tiberia sich so interessierte für ihren Kult. Manche sahen ihn als langweilig und öde an – aber Septima war da anders.


    “Ja, das können wir schon einmal machen“, bot sie an, nicht wissend, dass sie es später komplett verschwitzen würde, und Septima dann schon in Mantua wäre. “Es ist ein Relief“, erklärte sie. “Es ist aus Troja von Aeneas gerettet worden. Zur Vestalia ist der Tempel offen, dann kannst du es dir ja einmal anschauen.“ Bis zur Vestalia war es ja noch eine Weile – bis dahin würde die Tiberia eben auch nicht mehr in Rom sein.


    Als sie die erneuten Worte der Tiberia vernahm, musste sie schmunzeln. “Möglich, bislang hat sich noch niemand getraut, sich mit mir anzulegen“, witzelte die Vestalin und nahm selber einen Schluck vom Mulsum, der mit jedem Schluck besser wurde, so schien es einmal ihr. Sie blickte auf die Küchelchen, nahm sich vorbeugend eines, nickte dann aber auch, als Tiberia anbot, das mahl aufzutischen. “Das wäre fantastisch!“


    Die Speisen ließen nicht lange auf sich warten. Sie waren köstlich, stellte Romana fest, als sie, ganz gesittet, aß, dabei versuchend, nicht zuzuschlagen wie eine Tigerin. Niemand würde glauben, dass Romana von Natur aus eine fürchterlich gefräßige Person war, deren riesiger Metabolismus sie aber – bislang – davon abhielt, aufzugehen wie ein Hefeteig.


    Irgendwann war das Mahl leider zu Ende, und Romana musste heim zum Atrium Vestae, nicht, dass die Obervestalin noch grantig wurde. Sie verabschiedete sich und drückte jedem – sogar dem alten Tiberier – zum Abschied noch zwei Küsschen auf die Wangen, zur Anerkennung dessen, wie sehr sie sich gefreut hatte. Dann entschwand sie auch schon, mit einem gesättigten Magen und einer hohen Meinung von den gastfreundlichen Tiberiern.

    Romana merkte es sofort an der Körperhaltung des Präfekten. Wenn sich der Vescularier ein Schild umgehängt hätte, auf dem „Ich habe mangelnden Respekt vor den heiligsten Institutionen Roms und finde das auch ganz toll“ stehen würde, wäre es nicht deutlicher gewesen. Was die Höhe war: er grüßte nicht einmal zurück. Er ging auch nicht auf ihre Frage ein, ob sie sich setzen könnte, also setzte sie sich erst einmal, und verschränkte ihre Arme.


    Wenn Romana eines hasste, dann war es, nicht ernst genommen zu werden. Ihr Gefühl, dass sie nicht ernst genommen wurde von Valerian, hatte dazu geführt, dass sie den Quintilier mit Verachtung betrachtet hatte. Es war ja auch nicht seinetwegen, dass sie hier war. Sondern wegen Calvena. Doch seine Worte waren richtiggehend respektvoll gewesen gegenüber diesem oralen Erguss, den der Vescularier ihr da angedeihen ließ. Gerade wollte sie ihm, trotz seiner herablassenden Tonart, antworten, da ließ er noch ein Witzchen ab.


    Romana presste für einen Bruchteil einer Sekunde ihre Lippen zusammen. Wer sie kannte, wusste, wie sehr sie sich in diesem Moment beherrschen musste, um nicht jähzornig aufzubrausen. Sie fixierte nur den Vescularier, mit einem Gesichtsausdruck, der ihm absolut humorlos erscheinen musste.


    “Mache dir keine Sorgen darum, jene wurde nicht angetastet.“ Wie gerne hätte sie nun an dieser Stelle jene hochfürstliche Herablassendheit aufgesetzt, mit der manche Patrizierinnen ihre Widersacher zum Schweigen bringen konnten. Aber die Claudierin war nicht gut darinnen, es stand der im Grunde immer mit beiden Beinen auf dem Boden stehenden Vestalin einfach nicht. Es blieb ihr nur, Ruhe und Würde zu bewahren, und ihn mit einem spröden Blick zu bedenken.


    “Meine Beschwerde bezieht sich auf die Versetzung des Quintilius Valerian. Er ist der Mann einer sehr guten Freundin von mir. Du kennst sie sicher, Praefectus, sie heißt Germanica Calvena. Der Quintilius wurde aus der Prätorianergarde nach Germanien versetzt, ohne jegliche Begründung. Der Garde wurde ein wichtiges Mitglied entrissen. Ich kann keinen triftigen Grund sehen, warum diese Versetzung statt gefunden hat , und möchte, dass er aus Germanien zu den Prätorianern zurückversetzt wird.“

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Der Scriba war gerade damit beschäftigt, einen Brief zu kopieren, als plötzlich ein sehr unerwarteter Besuch hereinschneite: Eine Vestalin! Vescularianus hatte noch nie eine Vestalin getroffen, zumindest nicht aus der Nähe! Und nun stand sie vor ihm und verlangte Eintritt! Was sollte er tun?


    "Ich...ich...der Praefectus ist...äh...ich meine...ich sehe nach, ob er Zeit hat!" stammelte er vor sich hin und sprang dann rasch auf, glücklich, den Blickkontakt mit diesem Symbol der Vesta abbrechen zu können. Rasch ging er zur Tür zum Officium Salinators und verschwand darin. Kurze Zeit später kam er heraus, einen Offizier im Gefolge, der sich rasch davon machte. "Du kannst eintreten, Domina." sagte er rasch und verdrückte sich wieder auf seinen Platz.


    Der Scriba schien enorm beeindruckt zu sein von ihrer Präsenz, was Romana dann doch zu einem Schmunzeln veranlasste. Es belustigte sie, wenn die Leute so vor ihr einknickten. Allerdings war der Gag auch schon abgelutscht, und so verlor sich das feine Lächeln im Nichts, als der Scriba hochhüpfte und wenig später wieder kam. Er hatte wohl einen Offizier rausgescheucht aus einer Unterredung. Romana hätte dies, ehrlich gesagt, nicht erwartet, doch sie war erfreut ob des Respekts, den ihr der Scriba ob ihres Berufes entgegen brachte. So etwas sah man nicht oft heute. Manche Leute lernten sie ja kennen und behandelten sie dann wie eine Kumpelin. Sie lächelte dem Scriba wieder zu. “Vielen Dank, guter Mann.“ Doch das Lächeln war verschwendet, der Kerl drückte sich auf den Platz hinunter, als ob ihm ihr Anblick grausen würde. Tja. Sie verschwendete keinen Gedanken mehr daran und ging durch die Türe.


    Ein Mann saß im Officium, ein dicker Mann mit Glatze. Ein Lackaffe, wenn es jemals einen gegeben hatte. Romana hatte ihn schon gesehen, auf der Fontinalia und auch auf Calvenas und Serranas Heirat. Sie bedachte ihn mit einem ernsten Blick. “Salve, Praefectus Urbi. Ich bin die Vestalin Claudia Romana. Vielleicht kennst du mich von der Fontinalia bei den Germanicern? Oder der iunisch-germanicischen Hochzeit?“ Nun, sie war sicher eine einprägsamere Erscheinung als viele Damen Roms. Aber, das vermutete sie, sie lief nicht herum mit einem tiefen Ausschnitt, in denen dem vescularischen Fettauge sich ohne Zweifel erfreuliche Aussichten bieten würden.


    “Ich darf mich doch setzen? Nun, Senator, ich bin hier, um Beschwerde einzulegen.“ Das Beschwerde betonte sie in dem Satz besonders, als ob sie es unterstreichen wollte.

    Wäre der Anlass weniger wichtig gewesen, hätte Romana Restituta wohl dringend vorgeschlagen, ins Bett zu gehen. Die Lartierin starrte glasig in der Gegend herum, blinzelte wie ein Uhu und war kurz davor, im Stand einzuschlafen. Romana beugte sich kurz zu ihr hinüber und fragte nach: “Alles in Ordnung mit dir, Lartia?“ Restituta blickte wie erschrocken zurück und nickte dann. “A... alles in Ordnung, Claudia... dank... e.“ Weiter kamen sie nicht, denn schon kamen die ersten Matronen auf die Vestalinnen zu. Mit einer gewissen Erfreutheit sah Romana auch Laevina kommen, die Großmutter von Serrana, gegen deren Ansichten die erzkonservative Romana richtiggehend progressiv wirkte – wofür die Claudia die Germanica auch durchaus bewunderte – barfuß natürlich, und zwar direkt auf sie zu. Sie lächelte freundlich und meinte dann mit aller Würde, die diesem Raum hier auch zustand: “Salve, verehrte Germanica. Willkommen im Tempel der Vesta. Was hast du denn unserer Göttin mitgebracht?“ Ihr Blick fiel auf den Teller voll mit Speisen, den Laevina mitgebracht haben musste für dieses Opfer.


    Weiter hinten streiften ihre Augen auch ganz kurz die junge Flavierin, die draußen noch stand, ohne ihr jedoch Bedeutung zuzumessen, hatte sie sie ja noch nie gesehen. Von ihr gehört hatte die junge Claudierin aber durchaus, allerdings nicht unbedingt das Beste. Ob die Flavia ihr Bild bei Romana revidieren könnte?

    Serrana schien mehr als nur irritiert über die Konversation zwischen Romana und Milicha. Sie beschloss aber wohl, nicht nachzufragen, was die beiden gesagt hatten. Es erschien Romana nicht einmal so, dass sie sich enorm wunderte, dass Romana die Sprache beherrschte, und sich auch nicht fargte, was das für eine Sprache war. Nun ja, vermutlich hatte Romana es ihr irgendwann gesagt, und es dann vergessen. Das konnte den Besten passieren.


    Es war jetzt also alles geklärt, zumindest mit Milicha, die noch immer etwas unglücklich war, aber keinen Gast einer Vestalin aus dem Vestibulum rauswerfen wollte. So konnte nun Romana sich das anhören, was Serrana zu sagen hatte. Die Mitteilung war kurz, aber unverhofft. In ihrem Gehirn arbeitete es. Was sollte sie antworten? Sie schien kurz in sich reinzuhorchen, während sie Serrana ungläubig anstarrte.


    Die Verständnisvolle würde sagen: Ach komm, es wird doch nicht so schlimm sein. Beruhige dich erst mal.
    Die Zynische würde sagen: Das tun wird doch alle irgendwann einmal.
    Der Witzbold würde sagen: Hast du was geraucht?
    Die Erschrockene würde sagen: Um Himmels Willen, warum dies?
    Die Zweiflerin würde sagen: Das bildest du dir doch nur ein.
    Die Schweigerin würde nur ihre Stirn runzeln.
    Die Philosophin würde sagen: Das ist nun einmal eine interessante Feststellung.
    Die Dumme würde starren und nur eines sagen: Höh?


    Es sprach wohl nicht gerade für Romana, dass sie nach ihrem Starren nur ein “Höh?“ hervorbrachte.

    Es bereitete sich die Claudierin gerade auf die Antwort von jenem Tropf vor, da kam ihm dessen Centurio zuvor, welcher sich demonstrativ vor den kleinen Unglückspilz aufbaute. Der Mann entschuldigte sich sogar für die Worte des Probaten und ließ sie durch – ohne sie befummeln zu wollen. Ob dessen schenkte sie dem Centurio ein herzallerliebstes Lächeln. “Vielen Dank, guter Mann, mögen die Götter dich belohnen.“ Man musste einfach nur die Heiligkeitskarte spielen, und schon standen einem alle Tore offen. Ja, daran konnte sie sich gewöhnen. Sie schmunzelte ganz leicht und soigniert, als sie durch das Tor schritt, ihre Equipage draußen lassend. Erst nach einer Weile kam der Zorn wieder, und überlagerte das kurze Gefühl der Dankbarkeit, welches sie verspürt hatte. Dieser Gang war zum Scheitern verurteilt, sie spürte es. Aber trotzdem würde sie es tun.


    Sim-Off:

    Merci, cheri. ;)

    Die Principia der CU war nicht schwer zu finden. Romana stapfte hin, striff sich kurz den Dreck von den Sandalen bei der Schwelle ab und betrat dann die Principia. Etwas unsicher blickte sie sich um, dann erspähten ihre Augen das Officium und einen dazugehörigen Schreiberling, der davor herumlungerte.


    Sie fixierte die Tür für eine Sekunde, bevor sie auf den Schreiber zuging, mit einem strengen Ausdruck auf ihrem Gesicht – man musste einfach nur den Gesichtsausdruck kopieren, den alle älteren Vestalinnen trugen, und schon wirekt man fast doppelt so beeindruckend. Zumindest war Romana sich da sicher. Sie kam vor dem auf seinem Hocker sitzenden Scriba zu stehen und sagte mit ganz leicht ungnädiger Stimme: “Ich bin die Sacerdos Claudia Romana und würde gerne so schnell wie möglich den Praefectus Urbi sprechen.“ Brauchte sie eine Erklärung? Dies war gut möglich. “Es geht um die Versetzung eines...“ Ach, zum Tartarus damit. “...eines guten Freundes, die mich wenig amüsiert hat.“ Gespannt blickte sie auf den Schreiber.

    “Ja. Sehr schade“, konstatierte Romana, noch immer in diesem merkwürdigen, nicht richtig einordnungsbaren Tonfall, der für jeden befremdlich wirken musste, der sie kannte. Gleichzeitig sah die Claudia aber auch, dass Serrana kurz vor den Tränen stand. War es wegen der unvermittelten Abreise von Calvena? Oder war es gar wegen ihrer Reaktion auf Serranas Besuch? In Romana erwuchs Mitleid. Serrana hatte es wohl nicht leicht. Möglicherweise war sie durch ihre Ehe überfordert, durch Calvenas Abschied gebeutelt, und möglciheweise jetzt gar noch durch Romanas abweisende Reaktion gekränkt. Nein, das konnte sie Serrana nicht antun, dazu hatte sie nicht das Recht. Sie seufzte.
    “Dann komm mal rein.“ Sie winkte sie näher. “Gehen wir mal ins Vestibulum.“ Sie wartete, bis Serrana durchgekommen war, dann schloss sie die Türe hinter ihr – nicht ohne dass sie noch einen misstrauischen Blick der alten Minucia ernteten. Die Alte sah so aus, als ob sie etwas sagen wollte, aber dann entschloss sie, doch nichts zu tun. Romana geleitete Serrana zu einer Kline im Vestibulum nahe der Türe.

    Bei der Kline angekommen, lastete noch immer Milichas Blick auf sie. Romana bedeutete Serrana, sich zu setzen oder auch hinzulegen und zu beginnen. Doch genau in der Sekunde, als sie sich selber hinlegen wollte, hörte sie ein Knarren von hinten. Es war Milicha. Sie sprach Romana an – und zwar nicht auf Latein, sondern auf etruskisch, der alten Sprache Etruriens, die heutzutage kaum einer noch konnte. Für Lateinsprecher hörte sich Etruskisch vermutlich an wie ein sinnloses Zusammenreihen von Konsonanten, voller lispelnder und gutturaler Laute. Milichas norditalisches Etruskisch hörte sich ratternd, abgehackt, kantig an. “Was ist das für eine? Warum hast du sie reingeführt?“ Romana seufzte, machte eine entschuldigende Geste zu Serrana hin und wandte sich um. “Das ist Iunia Serrana, eine Freundin, die geistigen Beistand braucht.“ Ihr Etruskisch war das des etrurischen Kernlandes – es klang etwas weicher, melodiöser als Milichas Art zu reden, vielleicht auch etwas knödelnd. “Und das braucht sie hier, in unseren heiligen Hallen?“ “Ja, hier. Findest du diesen Raum nicht beruhigend, die Präsenz unserer Göttin?“ “Wenn du meinst.“ Ihre Worte klangen etwas zischend, um so mehr in der vokalarmen alten etrurischen Sprache. Romana seufzte abermals und wandte sich Serrana zu. “Verzeih. Also?“

    Der Liktor blickte abschätzig auf das Weichei, welches sich Soldat schimpfte. Der Jüngling würde ja noch nicht einmal die Eier haben, sich einer Frau zu stellen! Dem musste die Suppe unter der Rüstung herunterlaufen, dass es ein Graus war. Gerade wollte Mancinus wieder den Mund aufmachen, um dem Soldaten äußerst Unschönes an den Kopf zu werfen, da wurde die Tür der Kutsche aufgeworfen. Mit einem grazilen Sprung hüpfte Romana heraus und wandte sich dem Soldaten zu. Im Vergleich zur Größe der Kutsche musste der Wächter gleich sehen, dass es sich um eine ungewöhnlich große Frau hier handelte. Diese Größe wurde fast noch unterstrichen durch die weiße Kleidung, das Suffibulum, aus dem die roten Infulbänder und einige vorwitzige brünette Locken hervorstanden, und ihre Sandalen, an denen Patrizierhalbmonde klimperten. Romanas natürliche Freundlichkeit war durch die schlimmen Ereignisse in letzter Zeit wie weggeblasen. Zurück blieb reine, pure Würde und ein Hauch von Aristokratie. Ausgestattet mit diesen beiden für jede Vestalin essentielle Sachen, zusätzlich auch noch mit einem Maß an Zorn und Entschlossenheit, schritt die resolute Vestalin auf den Soldaten zu und blickte ihn von oben her an.


    “Salve, Soldat.“ Ihre Selbstsicherheit und die Art und Weise, wie sie sprach, musste bezeugen, dass sie Erfahrung im Umgang mit Soldaten haben musste – tatsächlich war sie Soldatenkind, kannte sich also damit aus.


    “Mir scheint es, du willst wissen, ob ich einen Termin habe. Ich habe keinen. Ist das ein Grund für dich, die unbeschreibliche Blasphemie zu begehen, einer Vestalin mit Waffengewalt den Weg zu versperren?“ Sie schaffte es, zu lächeln, und etwas freundlicher dreinzublicken. “Komm, geh auf die Seite, Mann. Der Praefectus wird sicher erfreut sein, eine Tochter des Kaisers sprechen zu dürfen.“ Das Wort dürfen verwendete sie bewusst. Von einer Vestalin angesprochen zu werden kam nicht jeden Tag vor – auch wenn jeder, der die Claudia kannte, wusste, dass Vestalinnen auch nur Frauen wie andere auch waren. “Ich gehe auch zu Fuß rein und lasse meinen Liktor und meine Kutsche draußen.“ Jetzt durchsuchte der Lustmolch sie hoffentlich nicht noch nach Waffen – schon vom Gedanken, von ihm an die Intimstellen gegriffen zu werden, wurde ihr speiübel.

    Es war eine denkwürdige Woche. Es war die Vestalia. Denkwürdig waren diese Tage besonders insofern, als dass nur an diesen der Tempel der Vesta, sonst für jedermann verschlossen, geöffnet war, aber dies auch nicht für jeden, sondern nur für die Matronen Roms. Schon in der Frühe, am Morgen, hatten sich die 6 praktizierenden Vestalinnen im Tempel aufgestellt, sodass die Rituale beginnen könnten. Der Tempel war nicht festlich geschmückt worden – das war nicht nötig gewesen.


    Romanas Hände schmerzten ein wenig. In letzter Zeit war sie nur noch mehr daran gewesen, Mola Salsa zu backen. Ja, wenn es darum ging, fade, viel zu salzige, eintönige Küchlein zu machen, die geradezu unessbar waren, war sie eine echte Spezialistin geworden. Das unreife Getreide, dass sie zerstoßen hatte, das Salz, welches sie mit ihm vermengt hatte, das ewige Rühren, das Backen – Romana war froh, dass diese Zeit zu Ende war. Denn ganz ehrlich gesagt, es hatte sie ein wenig geschlaucht. Wie gut aber, dass sie ausreichend Zeit gefunden hatte vor den Vestalia, ausreichend Schlaf zu finden.


    Lartia Restituta neben ihr allerdings sah ziemlich ermüdet aus, die Ringe unter den Augen sprachen Bände. Romana lächelte ihr aufmunternd zu, und erhielt im Gegenzug ein mattes Zucken der Mundwinkel. Die arme Lartia, sie sah aus, als ob sie gleich umfallen würde, und sie tat Romana Leid – was musste sie aber auch gestern noch wie besessen bis spät in die Nacht hinein Mola Salsa fabrizieren? Nichtsdestotrotz bewunderte Romana diese Art von Devotion, während manche sie vielleicht als an Superstitio grenzend abkanzlen würden.


    Die Mola Salsa lag also nun vor ihnen ausgebreitet, bereit, unters Volk verteilt zu werden. Der Platz vor dem heiligen Feuer war freigeräumt worden. Dorthin würden die Matronen, die nun kommen würden, jene Speisen, die sie bereitet hatten, zusammen mit einem Gebet um den heimischen Herd, platzieren. Natürlich waren dies keine elaboraten und ausgefeilten Speisen, sondern einfache römische Hausmannskost – diese liebte Vesta, im Gegensatz zu diesen dekadenten Speisen, vermutlich aus irgendwelchen gnadenlos verweichlichten Plätzen im Osten. Vor allem Brot, Gemüse und Käse erwartete sie sich, Fleisch eher weniger, außer, es war sehr schlciht gehalten.


    Sie straffte ihre Schultern, als sie die ersten Matronen herankommen sah. Sie würde jenen mit Rat und Tat beiseite stehen müssen, die das mit dem Opfern nicht so gut im Griff hatten. Mal sehen, wer heute alles so kam.


    Sim-Off:

    Jeder ist herzlich eingeladen, hier zu schreiben, sowohl Matronen als auch Nicht-Matronen, die sich einfach einen NPC schnappen können. ;)

    Eine ziemlich übel gelaunte Vestalin kutschierte hinter ihrem Liktor nach in die Richtung der Castra Praetoria. Sie würde das Reden ihm überlassen – vorher hatte sie ihm noch eingeschärft, er solle halbwegs höflich sein mit der Wache. Ein gutes Vorbild war sie ihm da wohl nicht, hatte sie doch, als sie dem Liktor die Sachlage erklärt hatte, mit solchen Schimpfwörtern um sich geworfen, dass dies nicht mehr als damenhaft bezeichnet werden konnte. Jawohl, die Patrizierin kochte vor Wut. Und sie hatte sich schon ein geeignetes Ventil ausgesucht – den Praefectus Urbi höchstselbst. Sie war ganz fest der Meinung, der Knilch würde es nicht wagen, einer Vestalin zu widersprechen.


    Natürlich fuhr sie in der Kutsche. Es war ein Privileg der Vestalinnen, dies bei Tag machen zu können. Sie hätte auch eine Sänfte genau so gut verwenden können, oder einfach zu Fuß gehen können, aber so eine Kutsche war einfach repräsentativer. Die Castra Praetoria kam in Sicht, das erkannte Romana durch ein Fenster. Sie verblieb in ihrem Gefährt, bis der Liktor die Sache geregelt hatte.


    [Blockierte Grafik: http://img218.imageshack.us/img218/9318/lik1.png]


    Manilius Mancinus, der Liktor der Claudia, löste sich aus der unmittelbaren Nähe des Gefährts und ging auf die Wache zu. “Salve, Soldat. Die ehrenwerte Sacerdos Vestalis Claudia Romana wünscht den Praefectus Urbi zu sprechen, in dessen Funktion als offizieller Vertreter ihres Vaters, des Kaisers, in Rom.“ Das traf jetzt war nicht den Nagel auf den Kopf, aber es würde wohl hinreichend sein. Mal sehen, wie der Soldat reagierte. Einer Vestalin den Weg zu versperren wäre doch ein starkes Stück, dachte sich der Liktor.

    Sim-Off:

    Sorry – übersehen!


    Hätte das Wort „verschüchtert“ zwei Arme und zwei Beine bekommen, hätte es wohl so ausgesehen wie Serrana, die ziemlich hilflos vor der Porta stand und ungeschickt versuchte, ein Gespräch in Gang zu bringen. Romana wünschte sich irgendwie weit weg, wenn auch nur in den ersten Stock hinauf. Ihr Lächeln drohte einzufrieren. Ob Serrana ungelegen kam? Wohl nicht ungelegener als zu jeder Zeit, welche Romana sich erdenken konnte. Nein, das wäre ein Ding der ziemlichen Unmöglichkeit. Sie beschloss, sich am Riehmen zu reißen. Was anderes blieb ihr denn übrig, um die Iunia nicht komplett zu verschrecken?


    Serrana begann, von Calvena zu erzählen, wie Leid es ihr tat, dass sie sich nicht mehr verabschieden konnten. Romana schwieg kurz und nickte dann. “Mhm. Danke sehr“, meinte sie in einem eigenartig stufen Tonfall, und setzte aber ncoh hinzu: “Ich bin selber zu den Quintiliern gegangen, nachdem ich davon gehört hatte. Aber ich bin zu spät gekommen. Es war niemand mehr da, nur noch Sermo.“ Sie atmete tief aus und schloss ihre Augen. Beruhigen.


    “Magst du nicht reinkommen?“ Ihr Tonfall klang jetzt schon ein wenig freundlicher als vorher. Alles andere wäre der Gipfel an Unmöglichkeit gewesen. Sie streckte zur Verbildlichung ihrer Gastfreundlichkeit in einer von den Ellenbogen ausgehenden Bewegung die Unterarme aus. Natürlich würde sie Serrana nicht weiter hineinführen als bis ins großzügig gehaltene Vestibulum, welches ja dazu bestimmt war, dass man sich dort mit Gästen unterhalten konnte.

    Ach du Schreck. Es handelte sich bei dem, der aufgemacht hatte und die unfreundlichen Worte des Maniliers ins Gesicht geschleudert bekam, gar nicht um irgendeinen x-beliebigen Sklaven, sondern um Sermo. Romana sog deutlich hörbar Luft ein und bugsierte den Liktor, der ihr den Blick auf den Schwiegervetter – soweit es so etwas gab, Romana war der korrekte Begriff entfallen – von Calvena versperrte, dann unsanft auf die Seite, etwas, was Mancinus mit einem erbosten Schnaufen registrierte. Der arme Liktor aber stand erbarmungslos unter Romanas Kommando, und so trat er nur schmollend weg.


    Romanas Gesichtsausdruck war einer des blanken Entsetzens. “Ich bin zu spät gekommen... ich bin zu spät gek...“ Ihre Stimme verlor sie in der Mitte des Satzes. Hilflos blickte sie Sermo an. “Aber... warum...“, kiekste sie überraschend hoch, was man von Romana, die normalerweise eine durchaus ausgeprägte Altstimme hatte, kaum je erwartet hätte. Sie atmete tief ein.


    “Nicht einmal eine ordentlichen Abschied haben die Götter uns gegönnt“, meinte sie wieder mit normaler Stimmlage. Sie griff sich an den Kopf und presste ihre Lippen zusammen. “Oh Götter... warum...? Ach, und salve dir auch...“, meinte sie ziemlich unzusammenhängend. Die Nachricht musste sie sehr durcheinander gebracht und getroffen haben. Auch wenn Romana sich bemühte, das nach außen hin nicht deutlich zu zeigen, am Liebsten hätte sie sich nun auf Sermo gestürzt und an ihm ihren ganzen gesammelten Frust aus der Seele geheult. Doch sie musste stark sein. Zumindest hier, vor den Leuten.