Lustig war das schon! Kaum geruhte man sich innerlich abzuseilen, schien man auch schon die Leute anzulocken wie ein Topf voller Honig einen Bären. Während sie sich innerlich noch überzeugte, dass Calvenas Heirat nicht ihgr Bier war, wie man im Volksmunde so schön sagte, und das Opfer standhaft zu ignorieren versuchte, was ihr nicht recht gelingen wollte, bemerkte sie, wie der erste auf sie zukam. Eine Maxime der Vestalinnen fiel ihr ein. Wenn du nicht fröhlich sein kannst, so sei würdevoll, hatte ihr einst die Vestalis Aeterna Minucia Milicha gesagt. Und Romana würde dies auch sein. Denn froh zu sein bedurfte es schon mehr, als auf so einer Hochzeit Gast zu sein.
Der Mann, der nun auf sie zukam – wie hieß der jetzt nochmal, fragte sich Romana. Papabilis Lethale? Horribilis Fatale? So etwas in der Art, und erst als sie sich das von einem leichten Bart geschmückte Gesicht näher anschaute und auch sich die Stimme ins Gedächtnis rief, fiel ihr ein, welches der Name des Berbers war. Volubilis Vitale, genau.
“Salve, das stimmt, ja. Und du bist Volubilis Vitale? Es freut mich, dich wieder zu sehen“, meinte sie, nicht unfreundlich, und mit der ganzen Würde und Gravitas, die einer Frau ihres Standes zustand. Wenn sie sich daran erinnerte, wie pinkfarben der Arme angelaufen war, als er sie damals zum ersten Mal gesehen hatte – so schüchtern und richtiggehend süß. Allerdings wollte sie diese Gedanken nicht laut aussprechen.
Und da kam ja auch schon der Zweite. Iulius Centho, sonder Zweifel, die markanten Gesichtszüge waren sehr einprägsam. “Salve Centho, immer wieder auf Achse, wie ich sehe.“ Sie schmunzelte jetzt doch ein wenig. Der gute Centho, der Mann war schon in Ordnung. Er war ein brauchbarer Mensch, der die Mos Maiorum achtete und auch eine Frau heiratete, die eine brauchbare Matrona abgeben würde. Zwar mochte das Pärchen ein wenig schräg sein – aber sie, Romana, war das wohl auch. Die Claudia wandte sich zu der jungen Frau hin, die ihr vorgestellt wurde. “Salve, Iulia Cara. Ich bin Claudia Romana. Es freut mich sehr.“ Feuerrote Haare hatte sie. Aber Romana hatte auch in ihrer Kindheit einen rötlichen Stich in ihren Haaren gehabt, der jetzt, wo sie erwachsen war, einem satten Braunton gewichen war. Da musste man nicht gleich eine barbarische Herkunft unterstellen. Diese pflegte sich eher in unrömischen Sitten zu manifestieren, und so etwas konnte man den Iuliern nicht unterstellen.
Zu guter Letzt stieß ein Mann zu ihr. Sie kannte ihn vom Sehen. Nicht, dass sie allzuviel Kontakt mit ihm gehabt hatte. So verwunderte es sie ein wenig, dass dieser Senator nun zu ihr kam. Allfällig aber passten sie gut zusammen – ein Beobachter, und eine Beobachterin. Sie wusste nur wenig über den Mann, außer, dass er bei den Patriziern sehr kontrovers war. Und sie als Patrizierin musste eigentlich in die selbe Kerbe hauen. Allerdings wollte sie dem Onkel ihrer besten Freundin Vorschusslorbeeren geben. Denn sein Betragen war ebenfalls tadellos. “Salve, Senator. Es ist mir eine Ehre, deine Bekanntschaft zu machen.“, machte sie mit all der Züchtigkeit, die vor einem Senator gegenüber angemessen war. Zumindest einem des höheren Ranges, denn Germanicus Avarus schien ihr kein gewöhnlicher Pedarius zu sein, wie – mit Verlaub – Sedulus. 
“Auch ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Claudia Romana. Und ich möchte dir noch einmal danken dafür, dass ich zur Fontinalia kommen konnte – sie ist sehr schön gewesen!“ Abgesehen davon, dass sie sich ihren Kopf brutal angehauen hatte. Abgesehen davon, dass Calvena und Valerian schamlos vor ihr rumgemacht hatten. Abgesehen davon, dass sie die Kolik bekommen hatte. Abgesehen davon, dass sie sich selber vollgekotzt hatte. Und abgesehen davon, dass sie zu guter Letzt das Haus vollgestunken hatte. Und, fast vergessen, abgesehen davon, dass während der Fontinalien wohl die unzüchtigsten Praktiken vorgegangen waren, wie man so hörte, wo angeblich der Praefectus Urbi seine Finger im Spiel gehabt hatte. Na ja. Vielleicht war die Feier doch nicht SO schön gewesen. Aber das musste man dem germanicischen Hausherren nicht unbedingt unter die Nase reiben.