Beiträge von Claudia Romana

    Romana musste zwangsläufig mitlachen. Sie selber hatte sich früher für eine große Köchin gehalten, und hatte somit auch kochen dürfen – im ländlichen Clusium war das keine Affäre – aber dies war immer ordentlich daneben gegangen. Wenn sie eine Sklavin gewesen wäre, hätte sie dafür eine gesalzene Strafe gekriegt... selbst sie wurde gescholten. Nach einigen missglückten Versuchen hatte sie es dann sein lassen.


    „Das beruhigt mich sehr.“, meinte sie im vollen Ernst. „Aber, wenn du mich so direkt fragst... was mir heute gefallen würde, wäre... Schweinsbraten?“ Eine damenhaftere Speise hätte sie durchaus hervorholen können, aber Schweinsbraten schmeckte ihr einfach. Besonders, wenn er schön saftig war. Man fragte sich, wie Romana bei solchen Speisen ihre Linie (wenn auch dann und wann nur mit Ach und Krach) hielt. "Was denkst du davon?"

    Die junge Claudierin ging hinter Occia hinterher, neugierig herumschauend, jedes Detail im Gebäude erfassend. Bald schon kamen sie in einen sehr appetitlich aussehenden Raum, wie Romana dachte – nicht zu Unrecht, dies war der Speisesaal. Groß war er durchaus nicht, aber zweckmäßig.


    „Sehr schön!“, meinte Romana ehrlich und bewunderte die Bemalungen an den Wänden, bevor der Vorschlag der Papirierin sie wieder in die Realität holte. „Nun, sicherlich, machen wir das! Es würde mich sehr freuen.“, meinte sie. „Wer kocht eigentlich für uns? Die Sklavinnen? Oder müssen wir selber die Kochlöffel schwingen?“, fragte Romana, die schon manch Speise, die sie unbedingt selber kochen wollen hatte, verkohlen lassen hatte.

    Einige Momente blickte Romana die Vestalin an, mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck, bevor sich ihr Gesichtsausdruck verklärte. „Ich mache es.“ Sie holte tief Atem, während sie sich unter den zahlreichen Göttern, die sie anrufen könnte, eine Göttin heraussuchte, die sie ansprach.


    „Ceres.“ Die Göttin der Natur und des Ackerbaus. Die Mächtigste von allen. „Ceres, große Göttin. Du, die uns schon so viele fruchtbare Jahre beschert hast, die das Wachstum auf unseren Feldern immer beschützt hat, die unsere Ernten reichhaltig hat ausfallen lassen, ich rufe dich an. Höre meine Bitte. Ich war stets dir fromm und gläubig gegenüber. Opfer habe ich viele dir gebracht. Weihrauch, Wein, Brot, Weizen und Salz habe ich dir geopfert, wie auch schwangere Säue.“ Sie hatte dies natürlich nicht gemacht, aber es war ja nur eine Übung. „Ceres, gewähre mir diese Bitte! Schenke uns heuer eine reichhaltige und saftige Ernte, wie du es schon getan hast! Spende uns in deiner Gnade einen guten Ernteertrag! Sowie du mein Gebet erhörst, werde ich dir auch weiterhin opfern. Reiche Gaben sollst du auch in Zukunft von mir erhalten, wenn du mir gibst, so wie ich dir gegeben habe.“


    Ihr Gebet war zu Ende. Es mochte nicht allzu lange gewesen sein, aber es war zweckdienlich. Dachte sie einmal. „Ist es so in Ordnung?“, fragte Romana.

    Romana wälzte sich auf ihren Rücken und begann, unruhig herumzuknotzen. Das eiseskalte Wasser konnte sie auf diese Weise gerade noch davor bewahren, in ihre Poritze einzudringen. So entging ihr allerdings leider der Unfall, sie hätte davon, da sie im Triclinum war, sowieso nicht allzuviel davon mitbekommen. Als sie durch die verhasste Türöffnung ins Atrium schaute, erblickte sie jedoch, dass da irgendwas los war. „Was ist denn da passiert...“, murmelte sie und drückte noch einmal tüchtig mit dem Fetzen auf ihren Kopf. Die Kälte linderte ihre Schmerzen, aber stillte sie nicht ganz. So, wie es aussah, war allerdings die alte Schreckschraube, deren Schminke nur unzulänglich ihre ungesunde Haut überdecken konnte, und die aussah, als würde sie jeden Moment zusammenklappern*, ins Wasser gepurzelt.


    Sie wollte eigentlich schauen, was da geschah, aber sie hatte das Gefühl, wenn sie sich aufsetzte, würden ihre ganzen Schmerzen wieder von Neuem losgehen. Und außerdem hatte Valerian angefangen, mit ihr zu reden. Direkt neben ihr lag er, wie es sich herausstellte. Romana wandte sich zu ihm. Sie war durchaus überrascht, dass er sich um ihr Wohlbefinden Sorgen machte. „Oh, danke, mir geht es gut, Quintilius... Valerian.“ Sie gab sich Mühe, nicht nur, distanziert, den Familiennamen zu sagen. So klang es zwar etwas förmlich, aber nicht kalt. „Danke der Nachfrage.“ Sie erinnerte sich an das, was sie Sermo gepredigt hatte. Wer auf den Kopf stürzt, trinkt keinen Wein! Ob sie heute auch noch so abstinent den Abend verbringen würde? Oder predigte sie Wasser und trank Wein (im wahrsten Sinne des Wortes)? „Ich glaube nicht, dass ich etwas brauche, danke.“ Sie brauchte eigentlichs chon etwas von ihm, einige Antworten. Aber sie hatte Calvena versprochen, nur mit ihr mit Valerian zu reden. Sie lächelte kurz zu Sabina hin. „Sedulus hat ein ganz entzückendes Kind, nicht wahr?“, versuchte sie ein gemeinsames Thema anzuschneiden. „Komm mal her, Kleine.“, meinte sie mit freundlicher Stimme zur Kleinen. „Ich hab da was für dich.“


    Sim-Off:

    *@Laevina: Quid pro quo :D

    Zitat

    Original von Tiberia Septima


    Romana nickte interessiert, als Septima aus ihrem Leben erzählte. „Hispania! Das is ja schön. Leider war ich noch nie dort. Mein Vater hingegen schon. Es soll sehr schön dort sein...“, merkte sie an. Sie würde wirklich einmal gerne nach Hispania gehen. Doch sie konnte nicht; wie sollte sie jemals dorthin kommen? Als Vestalin war sie an Rom gebunden.


    Sie lächelte verständnisvoll, als Septima ihr beichtete, was sie an den Opfern störte. „Ich verstehe, was du meinst. Denke einfach nicht daran. Denke daran, wie erfreut die lieben Götter sein werden, wenn sie eine solche Gabe von uns Römern erhalten. Ist dieses Gefühl nicht viel erhebender, als über den Tod nachzugrübeln? Solange ich lebe, sehe ich keinen Sinn darin.“ Romana meinte ihre Worte bierernst und nickte bedeutsam. Die Claudierin lächelte wieder ihr verschmitztes, freundliches Lächeln. Sie freute sich offenbar darüber, dass die Götter bald den Tieren habhaftig werden würden.


    „Ich danke dir viele Male. Es gibt zuviele Tratschweiber heutzutage... ich weiß, dass du keine von denen bist. Ich sehe es dir an.“, meinte Romana zu Septima, sich irgendwie so anhörend wie eine alte weise Frau, nicht wie eine Gleichaltrige.


    Belustigt schaute Romana Septima an, als jene sich bei der Erwähnung des Wortes „Latschen“ kaum mehr halten konnte. „Ist dir das Wort nicht geläufig?“, fragte sie. In Etrurien hörte man es oft, nun, in der ewigen Stadt mochte das anders sein. „Und... ich glaube schon, dass ich das dürfte. Ich habe noch nie etwas dagegen gehört. Wenn du es mir anbieten würdest, würde ich mich bedanken... aber... bei so einer Prozession, das weißt du sicher, muss man...“ Sie lächelte. „...latschen. Es ist der Würde des Festes angemessen.“ Ja, Romana ließ wieder die religiöse Eifererin heraushängen, die sie war.


    Nun kam die Rede auf Tiberius Durus. „Dein Onkel? Oh...“, meinte sie respektvoll. Bei einem Wort wurde sie hellhörig. „War? Heißt das, dein Vater ist tot?“, fragte sie ein bisschen entsetzt nach.


    Sie nickte auf ihre Frage hin. „Ich kenne ihn. Nicht gut, aber ich bin ihm begegnet. Damals, als ich noch nicht Vestalin war, aber es werden wollte. Er hat mich so immens unterstützt bei meinem Vorhaben... ohne ihm wäre ich jetzt nicht dort, wo ich bin. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein.“ Sie kicherte kurz. „Ich bin auch ziemlich sicher, dass er mich nicht vergessen hat. Eine wie mich, fürchte ich, vergisst man nicht so leicht.“ Sie weitete ihre Augen im Scherz, wackelte mit ihrem Kopf hin und her, stellte sich auf die Zehenspitzen und lächelte von von noch größerer Höhe auf Septima herunter, bevor sie wieder in den Schritt der Prozession verfiel.


    „Ich habe noch nciht so viel Kontakt zu ihnen. Das mag sich ändern, wenn ich dereinst wirklich Vestalin bin.“, informierte sie Septima, bevor sie nach vorne schaute. „Oh, schau an! Der Circus Maximus. Wir sind da.“, meinte sie, respektvoll auf das riesige Bauwerk hinaufschauend.

    Romana war zwar interessiert, aber auch keine Wachstafel, wo eine endlose Reihe von Gebetstexten gespeichert waren. Und das wurde hoffentlich auch nicht von ihr verlangt. Sie war ja da, um dies zu lernen! Aber die Vestalin sagte, trotz ihrem vielleicht etwas enttäuschten Blick in ihren Augen, dass Romana es richtig gemacht hatte.


    Sie hörte Occia aufmerksam zu. Einiges wusste sie schon, anderes war neu. Jedoch wurde sie von der Anweisung der Papirier etwas überrascht. „Entwerfen? Ich, ein Gebet? Äh... aus dem Stegreif?“ Redegewandt, Romi, man merkt dir jede Sesterze an, die dein Vater in deine Bildung gesteckt hat - du kannst stolz auf dich sein!, frotzelte eine Stimme in ihrem Gehirn.

    „Das ist schade, sehr, sehr schade.“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Ich werde einfach warten müssen. Und solange, bis ich den Schlüssel nicht habe, jemanden fragen.“, erwiderte sie stoisch (was man eigentlich gar nicht von ihr gewöhnt war). Immerhin würde ihre Ausbildung verküzt werden! Daraus konnte man einiges machen.

    Selbstverständlich konnte Romana sich an die gebete erinnern, die in der Villa Claudia, wie eben überall, gebetet wurden. „Ja. Ich kann mich noch erinnern.“


    Sie dachte schnell nach. „Beim Weihrauchopfer wird Ianus geopfert. Da lautet das Gebet: Iano pater, te hoc ture ommovendo bonas preces precor, uti sies volens propitius mihi liberisque meis domo familiaeque meae. Ein ähnliches Gebet wird Iuppiter zukommen gelassen. Und beiden auch beim anschließenden Weinopfer. Dann kommt die rituelle Reinigung... dann ein Bittgebet. Bei Iuppiter war das, denke ich: Iuppiter dapalis, quod tibi fieri oportet in domo familia mea culignam vini dapi, eius rei ergo macte hac illace dape pollucenda esto. Und dann kommt noch ein Gebet während dem eiegntlichen Opfer. Ich hoffe, ich habe jetzt nichts durcheinander gebracht oder vergessen.“

    Die Bibliothek! Romana staunte, als sie, ohne Vorankündigung, dorthin geführt wurde. Sie war einfach wunderschön. Wenn es einen Teil des Atrium Vestae gab, den sie als ihren Lieblingsteil bezeichnen konnte, würde sie fast die Bibliothek wählen. Viel heller und freundlicher als der Tempel, viel schmucker als ihr Cubiculum, weniger streng als das Lararium. Es war unglaublich. Die verkappte claudische Leseratte strahlte, als sie so viele Bücher auf einen Haufen sah. So alte, ehrwürdige Schriften!


    „Danke.“, meinte sie ehrlich, jedoch sackten ihr die Mundwinkel nach unten, als sie hörte, sie würde keinen Schlüssel bekommen, bis sie voll ausgebildet war. Jetzt würde sie sich noch um Vieles mehr anstrengen müssen, um Vestalin zu werden! Tiberius Durus hatte ja die Möglichkeit angedeutet, dass man ihre Ausbildung abkürzen könne.


    Sie betrachtete eingehend die Bücherei und prägte sich alles genau ein. „Das heißt also, ich bekomme den Schlüssel wirklich nicht?“, fragte sie ein wenig enttäuscht. Vielleicht würde Occia ihn ihr ja geben, wenn sie gan lieb danach bat. Aber eine Claudierin bettelt nicht.


    Sie blickte sich noch einmal um. „Ja, eine Frage. Wenn ich also keinen Schlüssel bekomme, und an der Tür steht ein Decemvir – muss ich dann eine ältere Schwester schicken, um die Rolle zu holen?“, fragte sie.

    „Dann ist ja alles gut.“, meinte Romana, welche mit Occia den Tempel nun verließ. Draußen sah sie den braven Popianus wieder, der wieder in seine Barracke musste. „Vale, Popianus.“, meinte sie zu ihm, ihn nur eine Sekunde länger als notwendig ansehend. Anschließend folgte sie Occia wieder ins Atrium vestae.

    „Nun gut, wenn Vesta es so verlangt, ist das natürlich klar.“, machte Romana verständnisvoll und verfolgte selbst die Bewegung der Papirierin, als jene die Schöpfkelle zurückhängte. Dereinst würde sie dies auch machen! Innerlich fühlte sie sich ganz kribbelig und aufgeregt. Den Tag sehte sie herbei, da sie die Purgatio durchführen könnte!


    „Dann gehen wir jetzt? Sind wir fertig?“, fragte sie nach.

    Nein, Romana war nicht tolerant. Sie wusste, dass man dies ihr als Schwäche auslegen konnte – doch sie verabscheute den Gedanken, dass ordentliche Römer etwas anderem als dem Staatskult frönen sollten. Peregrini sollten machen, was sie wollten, doch Römer hatten die Verpflichtung, ihren Göttern zu huldigen, und sich solchen Quacksalbern fern zu halten (Letztere sollte man sowieso den Löwen zum Fraß vorwerfen, oder einfach die Via Appia entlang kreuzigen).


    Irgendwie war es schon eine blöde Frage gewesen, aber Romana war absolut begeistert. „Ja, ich habe schon des Öfteren meinen Vater beobachtet. Er opfert zuerst Weihrauch und dann Wein den Ianus und dem Iuppiter, danach den Penaten.“ Sie dachte nach. „Wie jeder Römer betet er dabei ordentlich. Die Handflächen nach oben, und wenn das Gebet vorbei ist, dreht er sich nach rechts. Ich denke, ich könnte ihn ohne Probleme nachmachen, wenn ich den Penaten opfern soll.“, vertraute sie Occia an.

    „Ja, angeblich. Angeblich so krank, dass er komplett abgeschottet werden muss. Das stimmt nicht, wie ich dir schon gesagt habe. Ich glaube vielmehr, es gibt einige Leute, die ihn in Misenum verrotten lassen, um somit an mehr Macht zu kommen.“ Sie sprach keine Namen aus.


    „Mehr Spaß?“ Sie blickte Melina belustigt an. „Schließe dich doch einfach uns an.“ Sie lachte. „Entschuldigung, mit uns meine ich meinen Freundeskreis. Wir sind eine lustige Mischung aus Plebejerinnen und Patrizierinnen. Und ein paar Männer gibt es auch darunter.“ Sie lächelte. „Regelmäßig gibt es immer wieder Leute unter ihnen, die Feste schmeißen. Ich könnte dir einfach sagen, wann das Nächste ist.“


    Sie wurde allerdings ernst, als sie das mit dem Bruder hörte. „Sermo? Ich sage dir, Melina. Wenn mein Bruder so wäre wie Sermo, dann wäre ich ein glücklicherer Mensch. Viel glücklicher.“ Sie senkte ihren Blick kurz, bevor sie wieder aufblickte. „Denkst du wirklich, dass du deinen Bruder nicht ungerecht behandelst, wenn du so von ihm redest?“

    Romana hatte es nicht allzu schwer gehabt, vom Atrium Vestae Ausgang zu erhalten. Schließlich würde sie einem Opfer beiwohnen. Und das war eine weiche Stelle der Pomponierin, wie es schien.


    So hatte sie sich eingefunden, um mit dem Zug der Claudier mitzuziehen. Bei der Villa Claudia hatte die Prozession, welche unweigerlich mit einem solch großen Opfer verbunden war, angefangen, und nun bewegte sie sich unaufhörlich zum claudischen Tempel hin. Da sich niemand bemüssigt gefühlt hatte, irgend etwas zu sagen, hatte Romana das auch nicht gemacht. Einige Klienten hatten sich eingefunden. Ein paar ihres Vaters kannte sie, es waren einige nette Leute darunter. Auch ein paar der Klienten ihres Bruders waren ihr ein Begriff. Von ihnen gab es keinen, den sie mochte. Sie waren Schleimer und Schlappschwänze und als solche ärger als ihr Bruder, den sie keines Blickes würdigte. Lepidus war auch da. Sie lächelte ihn kurz an. Gut, dass er sich eingefunden hatte. Es wäre nicht seine Pflicht gewesen.


    Der Zug schleppte sich bis zum Tempel weiter. Dort, endlich kamen alle zum Stehen. Romana blickte zu ihrem Vater hin. Was würde er nun tun?

    „Wirklich.“, bestätigte Romana. „Wenn du es mir nicht glaubst, verstehe ich dich. Du hast nur mein Wort, und die Tatsache, dass der Kaiser mir glaubte. Und jener hat in diesen Sachen mehr Einblick als wir beide zusammen.“ Romana als überzeugte Monarchistin war von der göttlichen Natur des Kaisers überzeugt.


    Sie entblösste sich abermals, als sie das Tuch endlich dazu verwendete, sich ordentlich abzurubbeln. „Der Kaiser?“, fragte sie. „Der Kaiser ist eine unglaubliche Erscheinung.“ Sie wischte sich von ihren Armen und Beinen die Wassertropfen ab. „Du hast vielleicht davon gehört, dass er schwächlich und krank sei. Aber das ist nicht wahr. Er ist noch immer eine Personifikation von Kraft und Weisheit. Wenn nicht physisch, dann noch immer psychisch. Er ist der Kaiser.“ Sie legte das Tuch auf ihren Kopf und rieb sich damit ab. „Nasser Fetzen...“, murmelte sie, legte ebendiesen beiseite und gönnte sich ein neues Tuch. „Ich halte es für übertreiben, wenn man sagt, dass der Kaiser sich schonen sollte. Er ist gesünder, als er ausschaut. Und das Volk von Rom braucht seine Weisheit und Führungsstärke nun.“, war ihre Meinung, als sie sich das Tuch um den Kopf band und dein Drittes nahm, um ihre Nacktheit zu verdecken.

    Clara wandte sich von ihr ab, wollte wohl gar nicht mehr von ihr wissen. Romana widerstand dem Drang, sich am Kopf zu kratzen wie ein Affe aus der Wüstnis Africas. Was für eine Trutsche.


    Da war ihr die Gesellschaft des netten Onkels von Calvena viel lieber. „Na ja, es wäre eh nur pro Forma. Du weißt das Meiste wahrscheinlich schon im Schlaf.“, war sie sich sicher und musste nicken. „Sicher, das habe ich auch nicht so gemeint... ich meine... es...“ Sie verlor den Faden und grinste Sedulus verlegen an. „Ich glaube dir schon.“, erfing sie sich wieder.


    Sie nickte schwer wiegend. „Mein Vater ist ein Mann des Militärs... und er hat einiges mitgemacht, das sage ich dir. Für mich würde das nie eine Option sein, selbst wenn ich Soldatin werden könnte.“ Sie musste Lächeln beim Gedanken an diese abstruse Idee. Märchenstunden mit Amazonen waren so etwas von passé... Nebenher hörte sie, wie Sedulus sie als „meine Liebe“ bezeichnete. Sie hätte sich das nicht von jedem bieten lassen, aber bei Sedulus war das anders.


    „Gut, dass du keine schlechten Erfahrungen gemacht hast mit ihm! Natürlich ist er kein Tier... aber Germane...“ Ihr mangelndes Wissen über Germanen kam offen zutag. „Sag, kannst du mir ein bisschen etwas über die Germanen erzählen? Ich weiß kaum etwas über sie, aber es würde mcih sehr interessieren.“, fragte sie Sedulus.


    „Felsina ist auch nicht so groß. Südlich von Mantua, an der Via Aemilia.“, informierte sie Sedulus über den Ort, den man später als Bologna kennen würde. „Wie ist Mogontiacum so? Ich habe da dieses Klischee von einem verrotteten Garnisonsort vor mir...“, vertraute sie ihm an.

    Romana sah dem Ritual sehr genau zu. Der Eimer wurde ihr direkt aus dem Arm gerupft, Occia schien durch das jahrelange Kübeltragen doch einigermaßen trainiert zu sein. Die Kelle betrachtete Romana misstrauisch. Die war so alt, würde sie nicht zusammenfallen oder zumindest aus Rostlöchern rinnen? Allerdings schien die Kelle gut gewartet zu sein, und es war kein Problem, mit ihr das Wasser der egerischen Quelle einzufüllen.


    Das Ritual war schnell fertig, doch Romana erschloss sich nicht ganz der Sinn der Kelle. Sie fasste den Entschluss, derenthalb nachzufragen. „Diese Kelle... ist schon ein wenig unhandlich. Wieso benützt du sie überhaupt? Ich meine, es wäre doch viel praktischer, einfach den Inhalt des Kübels in die Öffnung zu schütten. Es wäre weniger arbeits- und zeitintensiv.“, merkte die pragmatische Romana an.

    Wem sagte Occia das. Romana hasste die Scharlatane, die sich am Forum herumtrieben, und sich selber wohl wie Götter vorkamen. „Elende Kreaturen.“, presste sie durch ihre Lippen durch. Ein Funken Fanatismus flackerte ihn ihren Augen auf, wobei jener nach ein paar Sekunden wieder erlosch, und sie wieder ein Bild von Gleichmut und hehrem Anstand bot.


    „Opfer. Ich habe schon einigen beigewohnt, aber noch nie selber geopfert. Wirst du mir beibringen, wie das geht?“, fragte sie. Sie wollte unbedingt wissen, wie das ging.

    Ihr Schädel dröhnte. Es war kaum zum Aushalten. Ihr Missgeschick war sofort von zwei Leuten bemerkt worden, Sabina und Septima. Sabina rang Romana ein Lächeln ab. „Ja... vielleicht hilft ja pusten... danke, Septima, danke, vielleicht versuchen wir es aber trotzdem erst einmal mit Pusten.“, lächelte sie. „Mein Kopf, ahhhh... das ist so lieb von euch, dass ihr euch um mich kümmert.“


    Sie sah den Sklaven kommen und machte sich daran, ihren Schleier vom Kopf zu nehmen, sodass der Mann nasse Tücher auf ihren Kopf legen konnte. War das kalt! „Uuuuaaaaa...“, bibberte Romana hervor. Was für eine ungute Sache! Es war ihr nun irgendwie unangenehm, die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen zu haben.


    Dass sie Centhos dämliches Grinsen nicht sah, war gut für ihn. Als er sie besorgt nachfragte, ob alles in Ordnung bei ihr wäre, nickte sie. „Es ist alles in Ordnung, bester Centho, wirklich, danke. Mach dir keine Sorgen. Ich bin an solche Sachen gewöhnt...“ Sie blickte auf und belegte innerlich den Türstock mit einen Fluch.


    „Also, es geht mir wirklich besser.“ Die Show war vorbei, zumindest für die anderen, bei Romana tobte sie im Kopf weiter. „Danke dir.“, meinte sie ebenfalls zum Sklaven, auch wenn jener seine Hilfe sicher nicht freiwillig ihr angeboten hatte. Sie tunkte das Tuch, dass sie auf dem Kopf hatte, ins Eiswasser und platzierte es wieder auf ihren Kopf. Sie hatte aber eindeutig zu viel Wasser erwischt. Ein Teil davon rann über ihren Nacken auf ihren Rücken hinunter. Die Claudierin biss die Zähne zusammen und rieb sich mit der linken Hand hinten, wo das kalte Wasser schon ihr Gesäß erreicht hatte.


    Sabina aber war wirklich rührend. Dankbar nahm sie den Honigkuchen entgegen. „Danke... ich danke dir.“, meinte sie und begann davon zu knabbern. Welch Hochgenuss! Ein wenig von ihren Schmerzen vergaß sie, als sie das köstliche Gebäck zu sich nahm.


    Sie beeilte sich, die Süßigkeit zu essen, nahm dann, mit der honigverpatzten Hand, ihren Schleier und legte sich auf eine Kline. Liegen war, so dachte sie, sicherlich zuträglich.