Beiträge von Claudia Romana

    Romana war schon ziemlich froh, dass Sedulus sie verstand. Manches sollte die Familie einfach nicht verlassen. Wie ein altes iberisches Sprichwort sagte, die schmutzige Wäsche wäscht man im Haus.


    Sie senkte den Blick, als er ihr sein Beileid aussprach. „Ich danke dir. Und, mir tut dies ebenfalls Leid. Die Götter seien den Seelen unserer beiden Mütter gnädig.“, schloss sie ab, und schlug andächtig die Augen nieder. Wie es ihrer Mutter wohl im Elysium gehen würde?


    Als er ihr eine gewisse Freude doch verkündete ob der Tatsache, dass sie ihm nicht böse war, entgegnete sie ein Kopfnicken. Mehr war die Sache nicht wert, das Kapitel war jetzt abgeschlossen. Zum Glück... für Sedulus. Wäre er ihr nicht von Anfang an sympathisch gewesen, hätte sie durchaus eine große Portion Jähzornigkeit zu Tage bringen können. Ihre Freunde aber würden nie etwas von ihren etwas erratischen Anfällen, die dann und wann auftauchten, sehen.


    Sie zuckte die Achseln. „Du hast wohl recht. Die Überwachung überlasse ich da lieber den Cohortes Urbanae.“ Sie strahlte ihn an, als ob sie es nur für ihn gesagt hätte, nicht etwa, weil sie doch heute ein wenig Vertrauen in die Prätorianer verloren hatte. „Ich mache meine Arbeit, dazu zu sehen, dass die Götter nicht voller Zorn Rom zerstören.“ Für die streng gläubige Romana war dies durchaus eine Möglichkeit.


    Sie hörte seiner Reisebeschreibung zu. „Die Alpen, das muss erst schön sein. Dort sind die höchsten Berge der Welt!“, behauptete sie. Nach kurzem Nachdenken lenkte sie jedoch ein. „Nein, die zweithöchsten. Die größten sind in Asien, in Ostparthien. Alexander der Große hat sie dort gesehen.“ Sie lächelte in sich hinein. „Ich sollte es vielleicht wirklich ausprobieren. Über die Alpen nach Germanien. Nun ja, vielleicht ergibt sich ja dereinst etwas.“


    Bei seinen nächsten Worten war sie nun doch erstaunt. „Deine Familie hat dort ein Theater erbaut? Das ist ja beeindruckend! Das würde ich zu gerne sehen. Und eine Therme? Bona Dea, deine Familie ist wohltätig!“, staunte sie. Was hatten die Claudier in letzter Zeit erbaut? Hm, ihr fiel da nicht so viel ein.


    Beim Gedanken an die Germanen rann es ihr nun doch heiß und kalt über den Rücken. „Welch Menschen das sein müssen!“, meinte sie. „Nur gut, dass dort schon gerodet worden ist. Anders kann man keine Zivilisation bringen. Wo Wald ist, ist Wildnis.“ Der Mensch musste sich die Natur untertan machen, das war ihr Credo.


    „Die Duccier? Das sind doch die archetypischen germanisierten Römer. Außerdem, wir beide haben uns gerade mit einer Duccierin, einer eingeheirateten...“ Sie deutete zu der Schnepfe hinüber, „unterhalten. Da war es nicht allzu schwer, wieder auf das Thema zurück zu kommen.“


    In dem Augenblick kam Serranas Ankündigung, die cena sei bereit. Sie weitete ihre Augen, als sie hörte, sie würde, zusammen mit Sedulus, einen Ehrenplatz bekommen. Sie blickte zu demselben hin. „Das ist ja was.“, meinte sie, eher flüsternd. „Das machen wir doch glatt.“ Schelmisch begann sie zu lächeln.

    Romana war hungrig. Richtig hungrig. Sie hatte die Essenszeit kaum abwarten können, und begab sich, ein wenig überpünktlich, von ihrem Cubiculum zum Speisesaal. Als sie in den Saal hineingetrippelt kam, sah sie zu ihrem Erstaunen, dass sich, obwohl sie früh war, Occia schon im Saal befand. „Oh, salve, Occia!“, meinte sie und ließ sich in einer fließenden Bewegung auf einer Kline direkt neben ihrer Lehrerin nieder. Es war wirklich nett, dachte sie, einmal mit ihrer Mitvestalin privat verkehren zu können, ohne den Unterricht.


    „Wie geht es dir? Wann ist das Essen fertig?“ Zwei nicht miteinander in Einklang zu bringende Fragen waren diese, aber es waren jene, die sie nun am Meisten interessierten. Bevor sie noch eine dritte stellte: „Denkst du nicht auch, dass es eine ganz schreckliche Hitze hier drinnen hat?“ Sie hatte, da sie ja nicht ausging, ihren Schleier Schleier sein lassen, doch nun fühlte sie sich bemüssigt, auch die Stola abzulegen. Sie legte sie über die Kline, bevor sie Occia wieder anblickte.

    „Aha.“, erwiderte Romana. Wieder hatte sie etwas Neues gelernt – prinzipiell nur frische Gaben! Sie nickte, als sie hörte, was Occia aufzählte. Das klang um einiges plausibler als ihre Submission. Einie kurze Pause entstand, die Romana nutzte, um das neu erworbene Wissen zu verdauen, bevor Occia fortfuhr.


    Nun kamen sie zu einem Thema, das Romana schon immer fasziniert hatte. Blutige Opfer. Sie musste nciht lange nachdenken, um eine Antwort zu geben. „Einen weißen Stier würde man einer männlichen himmlischen Gottheit opfern. Etwa Iuppiter. Eine schwarze Kuh hingegen einer unterweltlichen weiblichen Gottheit. Da fiele mir Proserpina ein.“, meinte sie.


    „Und, ich habe wieder eine Frage. Wo genau liegt die Trennlinie zwischen blutigem und unblutigem Opfer? Ist nur ein lebendes Objekt ein blutiges Opfer, oder auch, sagen wir, Fleisch, das noch blutig ist, aber eben nicht belebt?“, fragte sie.


    Sim-Off:

    Das macht doch nichts... ;)


    Apropos, als ich mir aber die Internetseite nochmal angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass es ja gar nicht blutig oder unblutig bei der Bezeichnung der Opfergaben heißt, sondern unbelebt (inanimate) und lebend (living). Also gehört Fleisch durchaus in erstere Kategorie, ohne großes Heruminterpretieren, ob getrocknet oder nicht. Dies wirft aber wiederum eine Frage auf, die ich mir sim-on zu fragen erlaubt habe.
    Aber: Darbringung des Fleisches nach dem Opfer? Dann wäre das Fleisch gar kein Opfer per se? Was dann? ?(

    Minucia Milicha


    Milicha blickte Macer nicht wirklich freundlicher an, als jener seine Liste hervorproduzierte. Sie ergriff sie, schenkte Macer nochmals einen herzlosen Blick und knallte anschließend die Porta mit all ihrer Kraft, wuchtig, zu, den Octavier draußen stehen lassend.


    Nach einiger Zeit öffnete sich die Porta wieder, und die selbe Vestalin, eher noch übler aufgelegt als vorher, händigte Macer nur einen einzigen Gegenstand aus – seine Rolle, die sie ihm zurückgab.


    „Es gibt keine Testamente. Von niemandem. Also. Gibt’s noch was?“, fragte sie in jenem unverkennbaren Tonfall, an dem Man erkannte, dass die Sprecherin sicher keine andere Antwort als „nein“ wünschte.

    [Blockierte Grafik: http://i173.photobucket.com/al…20stuff%20x/sharifds4.jpg] | Sharif


    Scharif grunzte nur und ergriff unsanft die Wachstafel. Er studierte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen, die Leuten, die die Kunst des Lesens nur mangelhaft geherrschen, zu eigen ist, und nickte dann.


    „Nun gut. Komm rein, Duccius Vala.“ Am Liebsten hätte er den Duccier rausgeworfen. Wie schade, dass der Kerl eine Einladung hatte! Er drehte sich um und führte Vala schweigend ins Atrium.

    Mit verbiestertem Gesichtsausdruck, und ohne ein Wort gesprochen zu haben, lotste Sharif den Duccier ins Atrium hinein, wie immer, ohne sich auch nur ein bisschen an der schönen Architektur und den prunkvollen Reliefen erfreuen zu können.


    „Hier. Setz dich.“, knurrte er, auf einen Stuhl deutend, bevor er einen Sklaven losschickte, der Lepidus holen würde, sich dann umdrehte und wieder zur Porta schlich, wo er weiterhin ungestört seinen Gedanken, voller Menschenhass und Feindseligkeit, weiter nachgehen konnte.

    Minucia Milicha


    Die alte Minucia Milicha, welche die Tür aufgemacht hatte und sich das, in ihren Augen, unerträgliche Politikergeschwafel anhörte, nickte nur genervt.


    „Ja, ja. Salve, Octavius.“, grüßte sie nicht allzu freundlich zurück. „Bist wohl ein Decemvir, hmm?“ Sie beäugte das Bürschelchen von oben bis unten. So eine halbe Portion. Heutzutage bekamen selbst die verhunzeltsten Milchbubis politische Posten.


    „Wer ist denn wieder so alles gestorben? Hast du eine Liste?“, fragte sie barsch, letzteres stark annehmend.


    Sim-Off:

    Wieso denn das? Kann man doch auch hier abhandeln. ;)

    Die Prozession ging ungeahnt schnell voran, obwohl alle zu Fuß gingen, und die armen Männer vorne noch tanzen mussten. Romana fand den Anblick von tanzenden Männern wohl nicht so befremdend wie Septima. Schließlich taten sie es ja, um die Götter ehren, und dafür war jedes Mittel recht.


    Romana hörte Septima interessiert zu, als jene begann, über Hispania zu reden. „Das klingt sehr schön...“, meinte sie. „Ich würde gerne einmal nach Hispania gehen. Es wäre sicherlich sehr schön, etwas anderes zu sehen als Italia. Ich habe unsere schöne Halbinsel noch nie verlassen.“, vertraute sie Septima an. „Obwohl, hier gibt es so viele unterschiedliche Regionen, mit unterschiedlicher Geschichte, dass man hier so viel sehen kann, dass man ein Leben lang damit beschäftigt sein könnte.“, war sie sich sicher. „Nach Germania zieht es mich aber nicht unbedingt. Ich will ja nicht von irgendwelchen Barbaren gefangen und dann irgendeinem Unhold, den sie anbeten, geopfert werden.“, kramte sie ein typisch römisches Vorurteil hervor. Sie war sicherlich nicht dazu bereit, sich einreden zu lassen, dass Germania in irgendeiner Art und Weise akzeptabel war. Wobei dies wahrscheinlich auch nur ein Schutzmechanismus war, sodass sie nicht unvermutet in große Melancholie verfallen konnte darob, dass sie noch so wenig bisher von der Welt gesehen hatte.


    Septima freute sich sichtlich über Romanas Meinung von ihr. Verschwörerisch zwinkerte sie zurück, bevor sie das Angebot der Tiberierin hörte. „Das wäre einfach nur großartig. Einfach wunderbar. Vielen Dank für das Angebot! Das erspart es mir, die ganze Strecke zurückgehen zu müssen.“ Wenigstens war das Atrium Vestae schon zentral gelegen. Wenn sie jetzt den ganzen Weg bis zur Villa Claudia gehen müsste... das wäre sicherlich kein Vergnügen.


    Die Einladung kam überraschend, aber nicht ungelegen. „Oh!“, meinte Romana erfreut. „Das wäre wirklich schön! Es würde mich sehr freuen, wenn du mich einladen würdest. Und den verehrten Pontifex wieder zu sehen, wäre auch gut.“ Wenn sie sich mit dem einen oder anderen Pontifex gut stellte, hatte sie sicherlich bessere Chancen, nach oben zu kommen... ja, es gab auch Karrieristinnen bei den Vestalinnen.


    Drüben sah sie jemanden wie verrückt winken. Das musste dieser Sklave sein, den Septima vorgeschickt hatte. Offenbar hatte er einen Platz im Circus Maximus ergattert. „Ich denke nicht, dass ich zu Occia und Milicha muss... ich glaube, die beiden habe ich im Gedränge irgendwie verloren.“, lachte sie. „Sie werden jetzt womöglich schon ganz vorne bei der Prozession sein. Na ja. Solange, bis ich sie finde, bleibe ich bei dir.“, meinte sie. „Also, dann gehen wir mal nach vorne, und schauen, was für einen Platz dein Sklave für uns bekommen hat!“


    Sim-Off:

    Ich habe keine Ahnung... das müssen die CD-Granden entscheiden. Durus? Gracchus?

    Zitat

    Original von Germanica Sabina


    Romana freute sich ehrlich, als Sabina sich sehr über das Geschenk zu freuen schien. Innerlich war sie doch ziemlich glücklich, dass Calvena ihren Segen geben zu schien. Es freute Romana, dass sie Sabina mit einem Geschenk beglücken konnte. Sie hätte die Fibel ohnehin nicht mehr gebraucht, sie konnte sowieso keinen Schmuck tragen, da wäre es sicherlich sinnvoller, ihn abzutreten. Da sie keine Kinder haben würde, und ihre Geschwister entweder tot, abwesend oder verhasst waren, hatte sie keine Bedenken, das Geschenk der Tochter des Sedulus zu geben. „Ich freue mich, dass dir mein Geschenk so gefällt.“, meinte sie also und rückte, nachdem sie sich aufgesetzt hatte, bereitwillig ein wenig zur Seite, als Sabina sich neben sie hinsetzte.


    Ihr Kopfweh war fast wieder weg, und das war auch gut so. Nur noch ein bisschen warten und sich schonen müsste sie sich, dann war es sicherlich bald Geschichte. Sie lächelte liebevoll auf die Kleine herunter, als jene ihr Geschenk staunend betrachtete.


    Die Antwort auf ihre Frage kam sofort. „Nicht ganz ein Jahr. Jeden einzelnen Tag habe ich davon komplett genossen.“, informierte sie Sabina bereitwillig. „Ich weiß, ich bin später aufgenommen worden als üblich. Normalerweise nehmen sie Mädchen auf, wenn sie ein Kleines bisschen älter als du sind.“ Sie lächelte kurz vor sich hin.


    „Es ist sehr schön, weißt du? Den Tempel der Vesta... den müsstest du einmal von innen gesehen haben, sage ich dir.“, meinte sie zu Sabina.

    Irgendwie hatte sie das Gefühl, Melina hörte ihr nicht ernsthaft zu, als sie eine kleine Rede über Tonarten schwang. Nun, es war auch egal. Früher oder später würde sie die Quintilierin dazu bringen, ihr was vorzusingen. Calvena kennt sich sicher gut damit aus, dachte sie. Sie sang ja... einst...


    Auch Melina warf ihr Tuch ab. Nun würde es zur Sache gehen. Romana lächelte. „Ich selber bin absolut furchtbar darinnen. Du wirst mich um Längen besiegen können.“, war sie überzeugt. Sie beugte sich nach vorne und begann, indem sie mit ihren ausgestreckten Armen die Schultern ihrer Kontrahentin umfasste. Sie begann, indem sie die Stärke Melinas testete. Sie begann, fest nach vorne zu schieben, aber nicht ihre ganze Kraft aufwendend. Es war eher ein Test als ein ernst gemeinter Angriff.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus


    Romana blinzelte verwundert, als Sedulus begann, komische Fragen zu stellen. Bei der ersten antwortete sie: „Nun, er hat das eine oder andere abgekriegt... aber, unter uns, ich weiß nicht, ob er es schätzen würde, wenn ich alles, was ich weiß, öffentlich ausplaudern würde."


    Die nächste Frage aber verblüffte sie komplett. Was hatte das eine mit dem anderen zu tun? „Öh... nnnnnein?“ Es klang irgendwie wie eine Frage. „Wieso sollte ich keine schöne Kindheit gehabt haben? Mein Vater kümmerte sich liebevoll um mich. Ebenso wie meine Großeltern in Clusium, bei denen ich einen großen Teil meiner Kindheit verbrachte. Nur... meine Mutter starb früh...“, fügte sie noch schnell hinzu, mit einer etwas leiseren Stimme.


    Sie hörte ihm zu und winkte dann ab. Er hatte sich immerhin entschuldigt. „Das ist schon in Ordnung. Es ist nichts geschehen. Vergessen wir es einfach, ja?“, bot sie ihm an, ihn freundlich anlächelnd. Wer Romana kannte, würde wissen, dass dieses Angebot ernst und ehrlich gemeint war. Und würde es zu schätzen wissen, dass sie ihn nicht gleich furienhaft anfuhr. 8)


    Nach ihrer kleinen, scherzhaften Fechtvorführung nahm sie erstaunt zur Kenntnis, dass Sedulus es gar nicht so schlecht fand – nun, höchstwahrscheinlich wollte er ihr eine Freude machen. „Vielleicht sollte ich mir überlegen, Fechtunterricht zu nehmen.“, meinte sie, ein bisschen kichernd wohl, denn es war klar, dass es unmöglich war für eine Patrizierin, und eine Vestalin obendrauf, solch männlichen Aktivitäten nachzugehen. Unmöglich für eine Frau insgesamt.


    „Oh, ihr wollt dorthin reisen? Sicherlich ist dies ein langer Weg.“ Sie dachte nach. „Es würde mich reizen, aber die Anstrengungen einer solchen Reise wären viel zu enorm, denke ich. Kann Sabina überhaupt reiten?“, fragte sie interessiert nach. Romana selber konnte sich gerade so auf dem Sattel halten, aber würde unweigerlich abgeschüttelt werden, sobald das betreffende Pferd in einen Galoppschritt verfiel.


    Sie lachte kurz, als er ihr von Mogontiacum erzählte. „Wenn ich nach Germania gehe, erwarte ich mir nicht unbedingt das flavische Amphitheater und den Circus Maximus dort. Im besten Falle ein paar Trinkerhöllen. Aber die Landschaft ist sicher schön, ohne Zweifel. Da muss es sicherlich viel Wald geben?“, mutmaßte sie. „Oder hat man dort schon ordentlich gerodet?“ Sie hoffte dies, denn es war immerhin eine römische Provinz. „Germanische Römer, das stelle ich mir lustig vor. Ich möchte unbedingt einmal so einen Duccier kennen lernen. Da gibt es sicher ein paar in Rom?“, hoffte sie. Ethnologie, ohne dafür weit gehen zu müssen, das wäre nach Romanas Geschmack.

    [Blockierte Grafik: http://i173.photobucket.com/albums/w57/miimii85/x%20other%20stuff%20x/sharifds4.jpg] | Sharif


    Sharif war, wie üblich, wundervoll aufgelegt. Als er das Klopfen hörte, sprang er auf. Der reinste, destillierte Menschenhass zeichnete sich grimmig auf seinen harten Gesichtszügen ab, als er kraftvoll von seinem Hocker hochsprang, wieder mit einem kleineren Beben zu Boden kam und die Türe mit einem gewaltsamen Zug (gegen den das arme Mobilar sicherlich protestiert hätte, könnte es sprechen) aufmachte.


    Den Kerl, der da vor ihm stand, musterte er rasch und blaffte dann: „Salve. Willkommen in der Villa Claudia. Wer bist du, und wie kann ich helfen?“, fragte er mit einem sehr, sehr grantigen Tonfall, den Unbekannten vor ihm misstrauisch musternd.

    „Spottlieder? Sauflieder?“, fragte Romana ungläubig. Nun war sie überzeugt, dass Sermo gut daran tat, seine Schwester fest anzupacken. Doch dies würde sie Melina sicher nicht sagen. „Die eigene Tonart zu benennen ist nicht schwer. Wenn du hoch singst, bist du Sopran – ich glaube übrigens, du bist eine Sopranistin, sicher keine schlechte. Wer tief singt, singt Alt. Wie ich. Und alles, was dazwischen ist, ist Mezzosopran.“, erklärte sie Melina die Tonlagen. „So schwer ist das nicht, man muss sich nur sich selber zuhören.“ Vielleicht würde sie mal mit Melina ein Ständchen singen können.


    Jetzt aber würde es zur Sache gehen. Am Besten, man sprach gar nicht mehr über Sermo, oder Tonlagen, oder was auch immer. Das römische Ringen war ein denkbar einfacher Sport. Alles war erlaubt, außer die Augen sich gegenseitig auszudrücken. Wer den Gegner als erstes dreimal zu Boden geworfen hatte, hatte gewonnen. Natürlich wurde nackt gerungen, was Melina sicherlich als Hobbyringerin wusste. So band sich Romana ihr Tuch auf und entfernte ebenfalls das Tuch, dass sie auf dem Kopf trug. Beides landete am Boden.


    Wer sich den jungfräulichen Körper der Vestalin ansah, würde sofort wissen, dass sie kein einfacher Gegner war. Auf ihren Armen und Beinen zeichneten sich sanft Muskeln ab, so, dass es noch immer durch und durch weiblich wirkte. Sie war nicht schwach, und stolz darauf.


    Leicht spreizte sie die Beine und stellte sich vor Melina auf, beide Hände in ihre Richtung streckend. Auffordernd nickte sie ihr zu.

    Romana war sehr zufrieden. Erstens, weil sie in ihrer Aufzählung nichts falsch gemacht hatte. Zweitens, weil sie nun wusste, was es mit dem Weihrauch auf sich hatte. Jetzt wusste sie es! Nun, dass sie etwas lernte, war ja der Hauptzweck des Unterrichtes.


    Die nächste Frage veranlasste sie zu kurzem Nachdenken. „Sicherlich Weihrauch, wenn dies eine Gabe ist. Und... ich habe irgendwo* etwas von Dörrfleisch gelesen. Kann das stimmen?“, fragte sie zweifelnd.


    Sim-Off:

    *Nova Roma. „Meat“ habe ich mal als Dörrfleisch interpretiert, sonst wäre das unblutige Opfer ja wohl kaum unblutig.

    „Und ich erst.“, entgegnete die groß gewachsene Patrizier fröhlich. Sie freute sich schon unglaublich auf frisch zubereiteten braten. Natürlich wusste sie, dass die Soße da das Wichtigste war. Ob die Sklaven das konnten? Nun, sie würde es sehen! Bisher hatte sie hier im Atrium Vestae nur kleine Imbisse gehabt, denn an ihrem ersten Abend hatte sie nur noch geschlafen, und den zweiten Abend hatte sie bei den Iuniern verbracht.


    Als Occia meinte, sie müssten mit dem Unterricht nun weitermachen, nickte Romana nur und folgte der Papirierin nach unten. Sie war schon recht gespannt auf den Unterricht. Was er wohl bringen würde? Hoffentlich viele neue Erkenntnisse!

    Romana war ziemlich verblüfft darüber, wie Valerian sich plötzlich Sorgen um sie machte. Oder vorgab, sich um sie zu sorgen. Noch immer musste sie sich nicht beherrschen, ihn nicht einfach anzugehen wie eine Löwin, aber sie hatte ein Versprechen gegeben, eines, welches sie nicht brechen würde. Eine Claudia brach Versprechen nicht. Schon gar nicht, wenn sie gegenüber einer Freundin getätigt worden waren. Und das Versprechen war gewesen, dass sie nett sein würde zum Quintilier.


    „Nein, nein, danke, ich habe mich nur... gerichtet... jetzt liege ich besser.“, meinte sie und versuchte sich in einem vielleicht nicht ganz überzeugenden Lächeln.


    Valerian erklärte ihr noch nebenbei, worum sich der ganze Zirkus drehte. Also war wirklich jemand ins Impluvium gefallen. Na, das war vielleicht etwas. „Welch Pech aber auch!“ Ungeschickter kann man wohl auch nicht sein, dachte sie, schüttelte den Kopf und bereute es eine Sekunde darauf, als die Kopfschmerzen wieder kamen. Immerhin hatte sie so eine innerliche Ausrede, wieso sie Valerians Kommentar, er sei ein grober Soldat, unkommentiert ließ. Er wird schon recht haben... Da kam Sabina als Abwechslung gerade recht.


    Als sie Sabinas uneigeschränkte Aufmerksamkeit hatte, holte sie aus ihrem Schleier – der ja jetzt nun neben ihr lag, und sich schon oft als gutes Aufbewahrungsmittel bewährt hatte – etwas hervor. Es handelte sich dabei um eine Fibel. Eine Fibel, nach etruskischer Art und Weise aus Bronze gefertigt, bislang ungenutzt und deshalb wie neu schimmernd.


    „Diese Fibel habe ich aus Clusium. Das ist eine alte etruskische Stadt, nördlich von Rom. Ich brauche sie aber nicht mehr.“ Sie hatte sie mit genommen, nur im Falle... aber Schmuck durfte man als Vestalin nicht tragen, und als solcher zählte auch die Fibel. So konnte sie sie genau so gut jetzt auf der Stelle hergeben. „Gefällt sie dir? Willst du sie haben?“, fragte Romana, freundlich lächelnd. Es wäre auf jeden Fall ein Geschenk, das von Herzen käme.


    Auf einmal kam Calvena ins Zimmer gestürzt. Ein wenig abgehetzt sah sie aus, musste Romana feststellen. Obwohl sie einen ganz gelassenen und freundlichen Eindruck machte. „Das hat sie wohl!“, rief sie aus und lachte. „Du hast mir nie erzählst, was für eine liebe Base du hast.“ Liebevoll zwinkerte sie Sabina zu. Schon vorher war ihr Sedulus sympathisch erschienen, doch nun war sie der Meinung, ein Mann, der so eine Tochter hervorbrachte, war bewundernswert.


    Sie machte ein betroffenes Gesicht, als Calvena ihr das erzählte, was sie durch Valerian schon wusste. „Oh! Das ist ja schlimm. Der alten Schacht... Dame ist doch nichts zugestoßen?“, fragte sie, sich noch rechtzeitig auf die Zunge beißend.


    Sie lachte und winkte ab, als Calvena sie nach ihrem Kopf fragte. „Nicht der Rede wert, liebe Calvena, nicht der... aiaiaiaiai...“ Sie griff sich wieder an den Kopf und zog eine Grimasse, als derjenige wieder rebellierte.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus


    Romana hatte so dermaßen den Faden verloren, dass sie nicht einmal mehr wusste, wobei er ihr zustimmte. Ihr hilfloses Lächeln musste wohl auf den Senator einen irgendwie niedlichen Eindruck machten, denn jener schien ganz gerührt.


    Doch sie wäre nicht sie selber gewesen, wenn sie sich nciht wieder eingekriegt hätte. „Äh, ja... irgendwie habe ich nicht das Gefühl, er würde sehr gerne von seiner Soldatenzeit erzählen.“ Dass er damals noch nicht einmal Claudier gewesen war, verschwieg sie. „Aber noch heute ist er... sehr soldatisch eingestellt.“ Wie konnte man es anders ausdrücken, wenn Menecrates mit seinem Optio-Stab durch den Garten schritt und die Haushaltssklaven herumkommandierte wie Probati.


    Bei seiner nächsten Bemerkung musste sie lachen. „Amazone! Auf was für Ideen du kommst. Kannst du mich als Amazone vorstellen?“ Sie lachte und machte mit der rechten Hand ein paar ungelenke Bewegungen, als ob sie ein klobiges Schwert in der Hand halten würde. Sie brach aber ab, bevor sie noch jemanden traf. „Das würde ich mir höchst seltsam vorstellen!“, kicherte sie. Nun, objektiv betrachtet wäre Romana als Amazone noch immer eine glaubwüdigere Erscheinung als die halben Portionen rund um sie herum. 8)


    Sie hörte aufmerksam zu, als Sedulus über die Germanen zu sprechen begann. „Das istwirklich interessant!“, meinte sie, aufmerksam lauschend. „Mogontiacum würde mich wirklich einmal interessieren. Nur ist es so weit weg! Sicherlich leben dort aber viele Germanen.“, mutmaßte sie. „Es ist sicher eine interessante Stadt.“

    „Ja wirst du recht haben. Solange die Götter bei uns sind, kann uns nichts passieren.“, bestätigte Romana, sich dabei wohl selber ein wenig betrügend. Sie hörte der Stimme des Mädchens gleichsam aufmerksam zu. „Sag einmal... du bist sicherlich eine gute Sängerin.“, meinte sie. „Glaube ich einmal. Ich denke das nciht von mir... obwohl, manche haben mir schon gesagt, ich hätte eine gute Stimme.“ Sie seufzte. „Es ist halt so, ich singe Alt, und besonders mag ich es wirklich nicht. Ich klinge wie eine alte, gehässige Frau.“ Vielleicht sollte sie ihre Gesangskünste einmal Calvena anvertrauen. Vielleicht würde jene es am Besten einzuschätzen wissen.


    Was Melina dahersäuselte, ließ sie aber milde kichern. „Wenn ich es dir angeboten habe, dann werde ich es schon ernst gemeint haben. Traust du dich also, oder kneifst du?“, fragte sie so direkt, wie es ihre Art einfach war.


    Was Melina über Sermo sagte, versetzte sie aber ins Grübeln. Wenn Melina eine Beurteilung ihres Aussehens von Romana erwartet hatte, hatte sie sich getäuscht, der Vestalin gingen andere Sachen durch den Kopf. „Er will dich zwangsverheiraten? Das würde ich nicht gerne sehen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann es mir kaum vorstellen, doch deinen Worten schenke ich Glauben. Manche Menschen sind wohl bereit, ihre Schwester zu verkaufen, um Macht zu erhalten.“ Ihr war einige Enttäuschtheit anzuhören – kaum traf sie einen Mann, den sie für nett erachtete, wurde ihr erzählt, er wäre ein Ekelpaket! Wenn sie als Nicht-Vestalin so eine Hand mit Männern weiterhin gehabt hätte, dann war es wohl eine gute Sache, dass sie die sexuelle Abstinenz gewählt hatte.

    „Nun, das steht außer Frage. Nur weiß ich nicht, ob er ganz freiwillig in Misenum ist, oder doch eher dort gehalten wird... na ja, was für eine hirnrissige Frage. Der Kaiser ist sakrosankt und als solcher unberührbar. Niemand würde es wagen, gegen ihn zu handeln.“, war sie sich sicher.


    „Nicht dein Ding? Hmm, den Sport bevorzugst du? Ringen gar?“ Sie dachte nach. „Das ist ungewöhnlich für eine junge Dame, ungewöhnlich. Aber als Sport ganz reizvoll, denke ich.“ Ihr kam ein lustiger Gedanke. „Was würdest du von einem Ringduell halten?“ Die Thermen waren immer wieder ein beliebter Ort dafür, zwar eher, was Männer anging, aber Romana konnte sich durchaus vorstellen, mit dem Etablissement Schlitten dann und wann zu fahren.


    Sie seufzte leise, als Melina ihren bruder so einschätzte. „Melina, glaube mir, dein Bruder will sicher nur dein Bestes.“, versuchte sie sie zu überzeugen. Sermo schätzte sie nicht als Tyrannen ein. Könnte das daran liegen, dass er ihr persönlich – als Mann - doch durchaus gefie... gefallen würde, wäre sie keine Vestalin?

    Es freute sie gewaltig, dass Occia ihr Gebet so belobigte. Sie selber hatte es für leicht unterdurchschnittlich befunden, aber offenbar war es genau richtig. Man musste Gebete offenbar einfach nur so geschwollen, altmodisch und vertrackt aufsetzen, wie die Beamten der kaiserlichen Kanzlei und der städtischen Verwaltungen ihre Benachrichtigungen zu verfassen pflegten. Bevor sie ihrem Triumph aber richtig auskosten konnte, kam schon die nächste Frage. Aus dem Mund der Claudierin kam wie vom Bogen geschossen eine Aufzählung heruntergerasselt.


    „Brot, Wein, Mola Salsa, Salz, Obst, Früchte, Statuetten, Münzen, Kekse, Blumen, Samen, Milch, Käse, Schinken, Kuchen, gewisse Arten von Gemüse wie Knoblauch und Bohnen, aber das hängt von Gottheit zu Gottheit ab. Und jetzt eine Frage meinerseits. Ist Weihrauch eigentlich nur ein Instrument zur Kontaktaufnahme mit den Göttern oder eine Opfergabe per se? Oder gleich beides?“, musste sie doch noch fragen.