Beiträge von Claudia Romana

    Mit Genugtuung beobachtete Romana, wie die Wucht ihrer Watsche so gewaltig war, dass das flegelhafte persische Geschöpf nach hinten flog und auf ihrem Hinterteil landete. Eigentlich war es eine Traumbackpfeife, die Romana da fabriziert hatte. Wuchtig, schnell, unerwartet. Besonders freuen tat sie sich nicht darüber, ihr schwirrte nur im Kopf herum, dass eine Sklavin sie als Hure bezeichnet hatte. Sie, eine Vestalin, deren Reinheit und Keuschheit ein ureigenster Bestandteil Roms war. Sie, die eben durch ihre Keuschheit zu den wichtigsten Frauen Roms gehörte. Sie, eine Hure. Keine anständige Frau würde sich so eine Bezeichnung gefallen lassen. Vor allem nicht die große Vestalin. Nein, Romana ließ sich das nicht bieten, schon gar nicht von einer Sklavin. Sie würde hier eisern durchgreifen.


    Immerhin schien Morrigan begriffen zu haben, dass sie etwas Falsches getan hatte. Es schien weh zu tun, an den Haaren gerissen zu werden, Romana war das egal. Sie zog Morrigan an den Haaren mit sich, weg vom Stand. Parthenope jappelte schweigsam hinterher.


    “Ist das wirklich notwendig gewesen?“, knurrte Romana. “Jetzt wirst du dafür leiden müssen, und das wird niemanden von uns Spaß machen“, machte sie, den Weg zur Villa Claudia einschlagend, schauend, dass die Sklavin nicht etwa Anstalten machen würde, zu flüchten.

    Romana spürte, dass sie vor lauter Scham für ihr totales Versagen kurz davor stand, zu zittern. Weinen würde sie nicht – nein, eine Claudia weinte nicht! Obwohl sie das in der Vergangenheit schon häufig genug gemacht hatte. Als ihr Mutter starb. Als ihre Schwester Narcissa starb. Vor Freude, als sie erfuhr, dass sie bei den Vestalinnen aufgenommen worden war. Irgendwie hätte sie es weniger schlimm gefunden, hätte Serrana sie nun angeschrien. Aber das tat sie nicht, was noch ein größeres Gefühl der Schuld in Romana erzeugte.


    Grave nickte die Claudierin, als die Iunia furchtsam nachfragte, ob das auch stimmte. “Ja. Das stimmt. Aber möglicherweise habe ich auch das komplett vermasselt, weißt du? Vielleicht solltest du einen ausgebildeten Haruspex fragen. Ja, ich denke, das wäre sogar das Beste. Vielleicht sagt der dir dann, dass alles gut ist.“ Nochmal nickte sie. Natürlich hatte sie gelernt, wie die Leberschau ablief. Allerdings war ihr Selbstbewusstsein ziemlich zerstört. Sie kam sich sehr dumm vor. “Aber ich bin mir ziemlich sicher gewesen. Sehr sicher sogar“, fügte sie dennoch zaghaft hinzu.


    Sie bemühte sich, nicht zurückzuzucken, als sie die Berührung an den Händen verspürte, und ließ das sanfte Streicheln über sich ergehen. Ach, ein Elend, so kam ihr das Ganze vor, auch nach Serranas Worten. “Du bist wirklich lieb“, hörte sich Romana sagen. Was konnte sie sonst sagen? Sie hatte nicht mehr den Nerv, Serrana zu erklären, warum sie, Romanas Meinung nach, komplett falsch lag. Denn Romana lag etwas an Ehrlichkeit, und im Nachhinein kam es ihr endlos dumm vor, dass sie gelogen hatte – wobei es das Beste damals erschienen war.

    Ein wenig distanziert erschien ihr Galeo. Natürlich forderte Romana von allen Leuten Respekt für ihren Status ein, aber innerhalb der Gens musste man sich jetzt nicht so steif geben. Aber trotzdem gefiel es Romana, dass Gallus so respektvoll erschien. Nicht alle Brüder behandelten ihre Schwestern so. Sie nickte rasch und erfreut, als Gallus noch etwas „Neckisches“ ankündigte. “Das wäre wunderbar!“ Romana war gutem Essen nie abgeneigt. Natürlich übertrieb sie es nicht, sie wollte ja ihre Figur behalten, aber sie war eine sehr gute Esserin. “Ich komme ja leider nur noch selten dazu, etwas in der Villa Claudia zu essen. Nur gut, dass ich bis Nachmittag frei habe.“ Als Sacerdos Vestalis musste sie sich nicht mehr ihre Freizeitgenehmigungen einholen, wie noch als Discipula, was Romana gut in den Kram passte.


    Sie nickte auch und lächelte, als Musa ihre Annahme indirekt bestätigte. “Oh ja! Ganz wundervoll gesteckt! Viel besser als noch früher!“, sagte sie und horchte zu, als Musa ihr Glitterschminke anbot. Romana lachte kurz und höflich. “Schminke... naja. Danke für das Angebot. Aber als Vestalin darf ich mich ja nicht schminken.“ Kurz überlegte sie aber. “Andererseits... was die Obervestalin nicht weiß, macht sie nicht heiß“, sinnierte sie und blickte Musa unsicher an. Ein wenig Schinke würde den Pax Deorum sicherlich nicht stören!


    Wie angeboten, legte sie sich aber mit dem Bauch auf eine Kline.

    Romana frohlockte. Sie hatte den Barbaren getroffen! An seinem linken Oberarm! Lieber wäre ihr natürlich der Ellenbogen gewesen, wo es nochmal um vieles mehr weh getan hätte. Aber man konnte nicht alles haben im Leben! Dabei bemerkte sie gar nicht, wie Wulfgar den Rechen aus der Linken nahm, in seine rechte Hand nahm und ihr damit ihrerseits auf die linke Schulter haute.


    Der Schlag war so schmerzhaft, dass die Vestalin nach Luft jappste. Ein Gefühl von Pein jagte durch ihren Körper, elektrisierte ihre Nerven, machte, dass ihr Hirn gegen den Schmerz protestierte. Ein Instinkt sagte ihr, sie sollte sich an die Schulter greifen und jammern über die Qual, die ein barbarischer Fiesling einer patrizischen Dame angetan hatte. Doch siegte das, was sich nun in ihrem Blick manifestierte – ein Blick wie der einer Bärin, an dessen Junge man sich vergriffen hatte. Trotz ihrer grauenvoll schmerzenden Schulter, die gegen jede Bewegung schmerzhaft protestierte, machte sie einen erneuerten Angriff. Diesmal ließ sie den einen Nudelwalker von unten zu Wulfgars Weichteilen empor- und den anderen zu seinem bärtigen Schädel von oben herabschnellen.

    Geduldig wartete Romana auf die Antwort, als sie sah, wie der Händler unter ihrem patrizischem Blick immer mehr zusammensackte, was wieder einmal die absolute und totale Überlegenheit des römischen Volkes über diesem minderwertigen orientalischen Pack bewies – als ob das zu beweisen wäre! Schließlich stotterte er heraus, was die Sklavin gesagt hatte.


    Was in Romanas Gesicht daraufhin vorhin, war bemerkenswert. Zunächst wandelte sich ihre Gesichtsfarbe von nobler Blässe, die sie, wie die meisten vornehmen Römerinnen, kultivierte – schließlich war Bräune ein Zeichen von Bäurischkeit – zu Tiefrot. Dieses wandelte sich in eine gelbliche, und hernach in eine schneeweiße Farbe. Weißglut. Die Claudia wirbelte herum, blickte die Sklavin fassungslos mit weit aufgerissenen und erzürnten, ein wenig verletzten Augen an, hob die Hand – und verpasste Morrigan eine Ohrfeige.


    Die Ohrfeigen der von Natur aus nicht schwächlichen Romana waren keine Zärtlichkeiten – vor allem nicht die jenigen, die sie als Reaktion auf eine solche Beschimpfung austeilte.


    “NA WARTE!“, brüllte sie laut und packte Morrigan schmerzhaft bei ihren Haaren. Dann drehte sie sich zum Händler hin. “Danke für deine Ehrlichkeit. Bitte schicke den Teppich zum Atrium Vestae, zu Händen von Claudia Romana. Ich muss mich dieses Rotzlöffels annehmen.“ Sie wandte ihren Kopf wieder zur Sklavin. “Komm mit... du... du...“ Sie war so sprachlos, dass sie nciht in Worte fassen konnte, was Morrigan denn war.

    Romana fixierte den Händler eindrücklicher mit ihren braunen Augen, die zunehmend etwas Stechendes bekamen. “Ich meinte nicht, was sie zu dir gesagt hat. Ich meinte, was sie zu mir gesagt hat!“ Denn vorher hatte Morrigan ihr sehr unfreundlich etwas ins Gesicht geblafft.


    Ihr Blick ging zu Morrigan, die Romana sehr ungehalten anblickte. “Lüg doch nicht!“, sagte sie ungnädig und wandte ihren Blick wieder zum Händler hin. Sie hatte keinerlei Lust darauf, locker zu lassen. Denn Romana hasste es über alles, nicht mit dem ihr zustehenden Respekt behandelt zu werden.

    Mit einem Krack landeten die beiden Nudelhölzer auf dem Rechen des Germanen. Dieser gab mit seinen Armen nach, damit die furienhafte Romana ihm nicht den Stecken entzwei schlug. Natürlich passierte ihm nichts, denn er konnte sich mit einem Schritt zur Seite in Sicherheit bringen, während Romanas Nudelwalker nutzlos am Rechen herabglitten. Romana aber nutzte den Schwung, der noch in den Nudelhölzer war, um mit ihnen einen Halbkreis zu beschreiben und mit ihnen seitlich auf Wulfgar einzudreschen.


    Nun hatte der Germane wohl erkennen müssen, dass Romana keine Gegnerin war, die man auf die leichte Schulter nehmen konnte. Natürlich hatte Romana keine Chance gegen diesen bärtigen Muskelberg, aber sie war voller Entschlossenheit, den Germanen ein wenig zu schlagen, um zu beweisen, dass sie etwas wert war. Immerhin hatte ihr jemand schon gesagt, sie könnte sie als Legionär vorstellen – es war wohl Septima gewesen!


    Sie konzentrierte sich nun auf ihre Nudelhölzer. Sie würden synchron und fast an der selben Stelle Wulfgars linke Seite treffen – sowie der Germane nicht einfach diesen Schlag abblockte.

    Romanas Augenbrauen stellten sich zu einem düsteren V auf, als die Sklavin sie in ihrer Sprache anfuhr. Das Nicken des Händlers fiel ihr am Rande auf, und als sie 20 Sesterzen aus ihrem Geldbeutel herausfingerte, blickte sie den Händler inquisitiv an. “Händler, kannst du mir sagen, was sie gesagt hat?“, fragte sie ihn, als sie ihm das Geld hinhielt.


    Nein, Romana, durchaus verwöhnt von Kindesbeinen an, und sich tatsächlich für ziemlich vornehm und gebildet haltend, mochte es nicht, wenn andere Leute in ihrer Gegenwart eine Sprache sprachen, die sie nicht verstand. Jeder sollte Latein oder zumindest Griechisch können, wobei Letzteres schon eher ein Armutszeugnis war! Die Claudia regte die Tatsache, dass die beiden so unverblümt ihre Muttersprache redeten, ziemlich auf – und noch mehr hätte sie es aufgeregt, hätte sie gewusst, was die beiden überhaupt redeten. Was Morrigan anging, so konnte sich sich eines sauren Blickes der Claudia gewiss sein.

    Sie lächelte Septima zu, als diese auf sie beide anstieß, und trank vom Mulsum. Sie hielt jedoch inne. “Septima... du bist doch jetzt schwanger... oder?“, fragte sie vorsichtig nach. Wenn das stimmte, musste sie ihr noch gratulieren! Und anmerken, dass Alkohol während einer Schwangerschaft vielleicht nicht das Gelbe vom Ei war.


    Sie horchte stirnrunzelnd zu, als Septima ihr beichtete, dass sie die Nachricht ganz vergessen hatte. Als sie Romana um Verzeihung bat, seufzte die lange Vestalin. “Nun gut. Schwamm drüber.“ Zwar freute der Umstand Romana nicht, aber wer konnte diesem treuherzigen Blick widerstehen? Innerlich fragte sie sich, was solch ein Blick für Effekte auf einen Mann haben würde, wenn er sie schon so berührte.


    Als die Sprache auf die Omen kam, bemerkte Romana nicht, dass Septima wohl durchschaute, dass sie log, sondern war sehr dankbar, dass das Thema zunächst einmal abgehakt schien.


    Denn nun kam die Sprache auf Vescularius Salinator, diese Schlange. Romanas Gesicht verfinsterte sich, als sie an ihn dachte. “Vescularius. Du weißt vielleicht noch, wie er damals bei der Hochzeit die heiligen Riten zu stören trachtete? Und wie Quintilius ihn daran zu hindern suchte?“ Sie benutzte absichtlich das Nomen Gentile für den unsympathischen Soldaten. Ihre Stimme war einen kleinen Zacken lauter, als es nur Septima verständlich wäre. “Nun, ich bin überzeugt, dass sich der Vescularier daran stieß, und deshalb Quintilius nach Germanien versetzte. So muss es gewesen sein, wie sonst könnte es geschehen sein?“ Sie gestikulierte wild herum. “Ich bin zum Praefectus Urbi, und habe mich beschwert. Und du glaubst nicht, was er gemacht hat. Er hat mich behandelt wie ein Kind, hat mich ausgelacht und am Schluss herausgeschmissen! Kannst du dir das vorstellen? Ich habe natürlich einen gesalzenen Brief darüber an den Kaiser geschrieben... aber keine Antwort bekommen“, gestand sie bedrückt.

    Sim-Off:

    Darf ich? :D


    Es war Romana. Die Vestalin hatte ein schlechtes Gewissen, zu lange hatte sie die Villa ihrer Ahnen nicht allzu oft besucht. Natürlich war sie nun Vestalin und somit Tochter des Kaisers. Doch das betrachtete sie eher als Titularelternschaft. Nein, ihr richtiger Vater war noch immer ihr Zeuger, und ihre Geschwister blieben die, die auch aus seinen Lenden stammten. Romana blieb ihrer Gens sehr stark verbunden, was sich für eine Vestalin eher nicht ziemte, aber was nicht verboten war, konnte auch nicht sanktioniert werden!


    Und so hatte sie auch sich nun entschlossen, in einem ziemlich großen Intervall zwischen ihren Feuerwachten, die Villa Claudia wieder zu besuchen. Sharif kannte sie natürlich, und so kam Romana ohne Probleme ins Atrium hinein, von wo aus sie eher ziellos ins Triclinium stromerte, wo sie gleich schon die ersten Leute sah. Es waren Gallus und seine Frau, die sie offenbar erst im letzten Augenblick sahen. Romana grinste breit. “Salvete!“, strahlte sie ihren Bruder und ihre Schwägerin an, bevor sie beide umarmte und ihnen einen geschwisterlichen Kuss aufdrückte, sowohl ihrem älteren Bruder wie auch Musa, die sie wirklich sehr mochte. “Musa, du schaust fantastisch aus, hast du eine neue Ornatrix? Galeo, sollen wir uns vielleicht mal hinlegen auf die Klinen?“ Natürlich hatte Romana schon gefrühstückt. Aber in ihrem Magen hatte sie natürlich noch immer Platz.

    Romana beobachtete aufmerksam, was nun vor sich ging. Milites State, sagte Antoninus. Romana konnte sich zwar an keinen Marschbefehl erinnern, befolgte den Befehl aber mit Leichtigkeit – immerhin stand sie doch schon. Dann kam die Musterung der Soldaten, und zwar Musterung im buchstäblichen Sinne. Als er an sie trat und ihre Rüstung lobte, verkniff sich die Claudierin mit Mühe ein liebevolles Lächeln zu ihrem alten kauzigen Herrn und blickte durchaus militärisch drein. Sie nickte nur knapp, als er ihre beidhändigen Waffen ansprach. Zwar hatte Romana dadurch keinen Schutz, aber da sie keine Ahnung hatte, wie man mit einem Schild blockte, würde sie einfach ihre Nudelwalker benutzen, um auf ihr gegenüber einzudreschen. Ja, einzudreschen. Romana hatte sich schon mit dem Gedanken angefreundet, diese Nudelwalker diversen Personen über den Kopf ziehen zu müssen. Im Gegensatz zu Gallus, der wohl keine Kämpfernatur war, und dem man irgendwie ansah, dass er ein wenig irritiert war über die Aussicht, zu kämpfen. Doch stürzte er sich begeistert in den Kampf, solange es nur gegen eine Frau ging. Belustigt betrachtete die Römerin, wie zuerst Mansuri Galeo in die Weichteiler haute, und dieser ihr den Hintern entblösste, woraufhin die Ibererin errötete – klarerweise, niemand lief gerne mit nacktem Hintern herum. Mansuri bedeckte ihre Pobacken auch sogleich mit ihrem merkwürdigen Korbschild. Die Vestalin unterdrückte ein Kichern, besonders, als die Köchin sich revanchierte, indem sie ihrem Bruder eine Ohrfeige gab. Natürlich war das ungehörig, aber bei Iuppiter, sie waren hier, um sich gegenseitig zu bekriegen!


    Der nächste Kampf kam, aber Romana war eher versucht, zu Mansuri zu schauen. Die Köchin flickte notdürftig ihr Kleid zusammen, und es wunderte sie insgeheim, dass keiner der Jungs versuchte, einen Blick auf den Hintern der durchaus hübschen Sklavin zu erhaschen. Es waren halt alles anständige Kerle!


    Doch als Waffengeklirre ertönte, blickte sie wieder nach vorne, wo Lepidus und Flavus zusammen versuchten, Antoninus an die Kandare zu nehmen, wobei sie jämmerlich versagten.


    Nun war sie an der Reihe. Und zwar musste sie antreten gegen diesen Germanen. Romana hasste ungepflegte Bärte, und einen solchen hatte Wulfgar. Widerlich – dort tummelten sich sicherlich Kackerlaken. Doch bevor sie noch angreifen konnte, wie offeriert von Wulfgar, gab es eine Unterbrechung, und Romana konnte sehen, wie 2 der Sklaven und der Klient ihres Vaters vortreten mussten. Ah, Liegestützen, Romana machte die regelmäßig im Atrium Vestae, um in Form zu bleiben. Sie grinste ungewollt, als sie sah, wie sehr sich Mansuri mit denen abmühte, in Kombination mit ihrem zerfetzten Kleidchen sah es zu entzückend aus.


    Aber jetzt! Die Bahn war frei! Auf ins Gefecht! Romana zog ihre beiden Nudelwalker aus ihrem Hüftgürtel, wobei sie nicht nur die beiden Nudelwalker runterzog, sondern den Hüftgürtel, den sie sich besser um die Taille hätte binden sollen, gleich mit. Verduzt blickte sie nach unten, als der Gürtel ihr die Beine zu den Füßen herabfiel. Sie blinzelte kurz, dann lächelte sie nonchalant und stieg aus dem um ihre Füße liegenden Gürtel heraus, ihn am Boden liegen lassend. Sie klopfte kurz martialisch ihre beiden Nudelhölzer zusammen, bevor sie sie theatralisch erhob und sie auf Wulfgar mit all ihrer Kraft niedersausen ließ.

    Sie blickte auf ihren großen Bruder. “Keine Ahnung!“, flüsterte sie. “Kannst du auch noch haben.“ Der Blick der Claudia wanderte zu jenem einen Klienten von ihrem Vater hin, der sich plötzlich auch als Freiwilliger zum Optio meldete. Jener war Soldat, sie war sich ziemlich sicher, das konnte sie am Cingulum erkennen. Aufmerksam horchte Romana her, als ihr Vater begann, Instruktionen von sich zu geben. Er verweigerte dem schrulligen germanischen Sklaven das Optionat – schade, dachte sich Romana, sicher wäre dies ein Spaß gewesen – und erwählte stattdessen den Soldaten, der möglicherweise auch im echten Leben ein Optio war.


    Romana wandte ihren Blick, recht soldatisch, zu ihrem Vater hin, als dieser begann, Befehle zu geben. Sie sollte weg von Galeo? Schade! Und sie sollte zum Tuscheln aufhören? Als ob sie die einzige war, die tuschelte. Sie unterdrückte ein Seufzen und stellte sich zu diesem merkwürdigen Germanen hin.


    In jenem Moment sah sie auch ihre Sklavin Parthenope reinstolpern. Romana verdrehte die Augen, sagte aber nichts, als die Sklavin ohne weiteres in den Heereshaufen – denn ein besseres Wort gab es dafür nicht – integriert wurde. Sie räusperte sich und stand still, als der Optio rumbrüllte. Waffen einziehen? Romana seufzte, als ihre gedankenabwesende Sklavin vorne Waffen wegstrecken statt Waffen wegstecken verstand. Sie selber steckte die beiden Nudelhölzer, die sie a la energische Hausfrau in ihren Händen hielt, ungelenk in ihren Hüftgurt, hoffend, dass sie nicht gleich rauspurzelten, und wandte sich nach rechts, sodass sie vom stinkenden Germanen abgewandt war und ihren Vetter Lepidus auf den Nacken blickte. So stand sie da, in ihrer dämlichen ledernen Tunika über ihrer ein wenig zu kurzen Wolltunika, ihrer lachhaften Wollkappe, ihren lächerlichen Nudelhölzern, die vom akuten Runterfallen bedroht waren, und kam sich ziemlich kindisch vor. Aber bei den Göttern, wenn es ihrem Vater eine Freude machte... klar, dass Lucius nicht erschienen war, der Spaßverderber.


    Und dann kam ein sprachliches Tohuwabohu. Romana zog ihre Augenbrauen zusammen, als sie zwischen dem Germanen hinter ihr und dem Optio auf Zeit ein Gespräch sich entwickeln sah, welches in einer Sprache sich entspann, die so unflätig klang, dass es Romana fast den Magen umdrehte.


    “Optio! Wir sind hier in Rom! Hier reden wir Latein und schwafeln nicht in diesem barbarischen Gegrunze herum!“, mahnte sie vestalisch streng. Auf Germanisch musste man wirklich keine „Legionäre“ ausbilden! Auf jeden Fall, es war ein noch viel größeres Chaos, als sie es sich vorgestellt hatte.


    Oje, und jetzt schlug dieses persische Balg noch den Optio und fauchte irgendwas. Herrje.


    Sim-Off:

    Ich bin jetzt circa eine Woche absent und kann leider nicht mitmachen in der Zeit. Parthenope nehme ich mit. Viel Spass bis dahin! :)

    “25 Sesterzen“, wiederholte Romana, die abermals erstaunt war über die schnellen Fortschritte der Sklavin. Hatte sie vielleicht damals, als sie sich zum ersten Mal gesehen hatten, schlechteres Latein vorgeschützt, als sie es wirklich sprach?


    Und dann kam sie, die Frechheit schlechthin. Romana verzog ihre Lippen. Warum mit Respekt? “Warum“, echote sie. “Warum? Nun, weil ich dich mit einem Fingerschnippen auspeitschen oder töten lassen kann. Einfach nur, weil ich dich nicht mag. Weil es von mir abhängt, ob du lebst oder stirbst, doer lebst mit den Wunden von 100 Peitschenhieben auf deinem Rücken. Deshalb solltest du Respekt haben!“, wetterte Romana und wandte sich, dies das letzte Wort sein wollen lassend, theatralisch zum Händler, der 25 Sesterzen bot.


    “Du wirst 20 akzeptieren müssen, sonst werde ich sie nicht kaufen.“ Neugierig wartete sie seine Antwort ab.

    Romana verstand nicht, als sie ihn Serranas Gesicht danach suchte, aber es nicht fand, dass nicht das winzigste bisschen Zorn oder Ärger auf ihrem Gesicht zu finden war. Nicht im Geringsten. Romana hatte natürlich vermutet, dass ihr Ablehnung, eine Welle des Umuts und ewige Ungunst ihr dräuten. Wenn Serrana mit sowas zu Romana gekommen wäre, wäre kein Auge trocken geblieben. Die stolze, hoch gewachsene Patrizierin hätte ihre Freundin in kleine Stücke zerrissen. Nicht jedoch, als es nun, umgekehrt, war. Claudia Romana stand in einem desolaten Zustand vor Serrana, die nicht einmal schockiert wirkte. Sondern eher, als ob sie es sich die ganze Zeit schon vorgestellt hatte, dass dies geschehen würde. Romana war eine schlechte Lügnerin, sie wusste es, vermutlich hatte Serrana es schon seit dieser Leberschau ganz genau gewusst.


    Und trotzdem. Romana wunderte sich, warum es nicht längst schon ein Donnerwetter gegeben hatte. Romana atmete tief durch, das half ihr immer, nachdem sie Serrana fertig sprechen hatte lassen. “Wenn du ihnen ein Opfer gibst, dann schon. Dann werden sie dir wohl geneigt sein. Eine Garantie gibt es aber für nichts. Nur die Parzen wissen, was kommt, und ich fühle mich schlecht, weil ich mir angemaßt habe, es ihnen gleichtun zu können.“ Sie ließ die Schultern hängen. Die junge Vestalin war ein Bild des Elends. “Was ich getan habe, ist unverzeihbar...“ Warum brüllst du mich nciht an, Serrana, fragte sie sich. Schließlich war sie eine Lügnerin. Auch wenn mit besten Absichten. Trotzdem. “...ich werde dir bei den Opfern helfen. Du solltest den unblutigen Part übernehmen, ich werde das blutige Opfer für dich bringen, wiewohl du noch immer die Opferherrin sein wirst.“ Romana wagte es nicht, Serrana zu berühren, sonst hätte sie ihr schon längst ihre Hände auf die Schultern gelegt. “Etruskisch geopfert wird nicht. Wozu gibt es die Interpretatio Romana? Die Götter, die schlechte Omen gaben, waren Catha, Sol bei uns Römern. Fufluns, uns bekannt als Aesculapius. Letham, uns bekannt als Mortus. Tluscva, bei uns Ops, die Erde. Und Culsu, unsere Proserpina. Ach ja, und Vetis, bei uns bekannt als Veiovis.“ Es war keine kurze Liste an Göttern, und man konnte sehen, dass es Romana unangenehm war, sie aufzuzählen.

    Parthenope registrierte den Blick des Germanen, das Lächeln sowie das Nicken, tat aber nichts außer scheu und introvertiert den Kopf zu senken.


    Romana unterdessen strahlte, als Septima sie überschwänglich begrüßte und ihr einen Stuhl anbot. Sie setzte sich ebendort hin und horchte genau zu. Sie sollte alles erzählen? Wirklich alles? Romanas Gesicht verlor seine Heiterkeit, und erst recht, als Septima begann, von Serrana zu erzählen. Wer hatte ihr das gesagt? Wohl Serrana selbst. Oder hatte es sich schon rumgesprochen? Entsetzlich, nun würde jeder wissen, dass sie dumm war und hirnlos. Und Romana, die sich selbst für eine Intellektuelle hielt, kam es schrecklich vor, würden die Leute glauben, sie wäre dumm. Anders als ihr göttlicher Ahn hatte sie es nicht nöig, den Narren zu spielen. Doch dieser Ruf schien nun vor der Türe zu stehen. Romana schluckte und starrte auf das Mulsum, welches eine Bedienstete zu ihr hinstellte. “Danke, Septima“, brachte sie hervor und blickte ein wenig hilflos auf den Becher, als hätte sie das Trinken verlernt. Natürlich hatte sie ihre Cena schon gehalten, schließlich aß sie im Atrium Vestae so gut, dass sie, als eingeschworener Gourmet, es schade finden würde, außerhalb zu essen. Erst, als sie doch noch den Becher zu fassen bekam, entspannte sie sich innerlich. Sie blinzelte und holte tief Luft, bevor sie den Becher hob und etwas Wein auf den Boden plitscheln ließ.


    “Für dich, Mercurius, auf dass du meine Freundin Tiberia Septima auf ihren Reisen beschützt.“ Sie senkte den Becher und streckte ihn vor, um mit Septima anzustoßen. “Und auf dich, Septima.“ Nachdenklich trank sie einen Schluck. “Ja, was gibt es Neues. Viel Neues gibt es. Zuerst jedoch muss ich leider sagen, dass du, wenn du mir eine Nachricht darüber geschickt hast, dass es dich nach Mantua verschlagen hat, diese nicht bei mir angekommen ist. Ich habe es aber durch zweite Hand erfahren. Tja.“ Romana nahm nicht wirklich an, dass Septima ihr keinen Brief geschickt hatte, nur kam es vor, dass manche eben verloren gingen. Dagegen konnte man ncihts machen.


    “Nun gut, das mit Serrana willst du zuerst wissen. Hmm... ja, ich habe ihr die Leber gelesen. Es war aber keine gute Idee“, winkte sie ausweichend ab. “Das hätte ein Professioneller aus dem Collegium machen müssen, nicht eine Hobby-Haruspex, die das ganze von ihrer Großmutter hat.“ Sie lachte nervös. “Was dort gestanden ist, ach Götter, was soll ich sagen“, sie begann an ihren Fingern zu spielen, “ganz gute Omen“, log sie, wobei dies absolut nciht der Fall gewesen war.


    “Aber reden wir nicht davon. Es ist mir ein wenig peinlich, dass ich mich wo eingemischt habe, was nicht meine konstitutionell-religiöse Aufgabe ist. Septima, etwas anderes. Du weißt doch, wie dieser Quintilius versetzt wurde, den Calvena da unverständlicherweise geheiratet hat? Ich bin dagegen vorgegangen. Bin aber gescheitert.“ Sie seufzte und trank einen tiefen Schluck vom Mulsum. “Dieser Vescularius, ich bete, dass einmal der Tag kommt, wo es ihm seinen verfetteten Magen zerreißt“, knurrte sie leise.

    “Handeln?“ Romana runzelte ihre Stirn. “Ich weiß, was handeln ist.“ Sie selbst hatte schon oft genug gefeilscht, schließlich war das gang und gäbe auf den römischen Märkten – niemand kaufte doch die Waren zu den exorbitanten Preisen, die die Händler boten! “Wieso hast du es mich nicht selbst machen lassen? Ich bin nicht so unbedarft, wie du denkst.“ Sie rümpfte die Nase. “Wieviel ist der Preis jetzt?“ Da Parthenope und der Händler wohl auf persisch verhandelt hatten – Romana auf jeden Fall hatte kein Wort verstanden – würde Morrigan es wohl übersetzen müssen.


    Die verächtliche Miene der Sklavin gefiel ihr aber unterdessen überhaupt nicht. Und schon gar nicht ihr Ton. Nein, Romana konnte es vermutlich nicht besser. Aber das war kein Grund für die Sklavin, sich aufzuführen, als wäre sie die Grande Dame hier – das war immer noch Romana! “Und zeige Respekt, wenn du mit mir redest“, befahl sie trocken und blickte Morrigan erwartungsvoll an. Und nun? Wurde das jetzt noch etwas?

    Romana winkte gelangweilt ab. “Pöbel. Vermutlich abergläubische Peregrini, die so etwas verbreiten.“ Sie hatte keine besondere Liebe zu Nicht-Römern und machte auch keinen großartigen Hehl daraus. Peregrini, oder Sklaven, die an irgendwelche nahöstlichen Kulte glaubten... igitt. Sermo schien gerade einen neuen Satz zu formulieren, da brach er ab, als hätte er eben erst jetzt die wahre Bedeutung ihrer Frage erfasst. Romana hatte Sermo wohl überrumpelt. Sie selber konnte innerlich nicht abstreiten, dass es ihr gefiel, dass sie ihn so aus der Fassung gebracht hatte, dass er erst einmal nach Worten ringen musste. Also?


    Sein erster Satz enttäuschte Romana, um ehrlich zu sein. Er kannte die Lage nicht gut genug? Jeder Römer kannte die Lage und hatte sich eine Meinung darüber gebildet – einmal die Gebildeten, die die Acta lasen und sich über Klienten schlau machten. Forschend blickte sie ihn aus ihren tiefgründigen braunen Augen an. Und blinzelte ganz kurz, als er dann endlich mit seiner wahren Meinung herausrückte.


    Der Kaiser – nicht mehr Herr der Lage. Der Kaiser – einer, der die Sache nicht mehr im Griff hatte. Der Kaiser – einer, der sich von Vescularius über den Tisch ziehen ließ. Der Kaiser – der wahre Pausenkasper im Machtgefüge Roms.


    Starr blickte sie ihn an, unfähig, ein Wort herauszubringen. Einerseits, das war Blasphemie! Es grenzte an Verrat! Andererseits, es stimmte mit dem überein, was sie schon so oft gehört hatte, vor dem sie aus lauter Kaisertreue aber immer die Ohren verschlossen hatte. Sie schloss die Augen. Dann schüttelte sie ihren Kopf so energisch, dass ihre sorgsam gedrehten, fast schon ein bisschen puppenhaften Locken herumflogen. Ihre Augen öffneten sich wieder und fixierten Sermo. “Du irrst dich, Sermo. Und ich werde es dir beweisen können. Ich mache dir keinen Vorwurf für deine Gedanken, immerhin habe ich dich danach gefragt, und ich nehme einmal an, du kannst es nicht besser wissen. Du kennst den Kaiser nicht. Obwohl ich mich frage, wieso du kein Vertrauen in ihm hast, ihm, in dem der göttliche Genius der Kaiser haust. Aber wenn der Kaiser zurückschreibt und Vescularius‘ Schändlichkeiten einen Riegel vorschiebt, dann wirst du sehen, dass du falsch liegst.“ Aus ihren Augen blitzte es emotionsgeladen. “Und du wirst dich schämen für deine Gedanken, Sermo, schämen, dass du solche Meinungen gehegt hast“, prophezeite die eingefleischte Monarchistin Romana dem Quintilier.


    Sie horchte weiterhin zu und rang sich doch noch ein Lächeln ab ob seines Vorschlags. “Entspannung.“ Kurz blickte sie herab zu ihren Händen, bevor sie wieder zu Sermo aufblickte. “An welche Art von Entspannung hast du dabei gedacht?“ Rand der Verzweiflung, dachte sie sich dabei. War das wirklich dort, wo er sie stehen sah? Gut möglich, denn vor ein paar Minuten hatte sie ihn noch angeflennt wegen ihrer Probleme. Ja, vielleicht stand sie nicht nur dort, sondern hatte diese Grenze schon überschritten.

    Man konnte sehen, dass der Händler nur unzulänglich das Lateinische beherrschte, schließlich sagte er Aureus in der Mehrzahl, obwohl er die Einzahl meinte. Romana blickte neutralster Miene auf den Händler, obwohl sie 100 Sesterzen mehr als nur überzogen fand. Und bevor sie etwas sagen konnte, nahm ihre Sklavin das Ruder in die Hand. Und zwar auf persisch.


    Die Claudia hätte nun gewiss was gesagt, wäre sie nicht komplett überrumpelt gewesen vom persischen Wortschwall, der sich zwischen der Sklavin und dem Händler entspann. Auf Romanas Gesicht spiegelte sich so etwas wie Verblüffung, als sie zwischen den beiden hin- und herblickte und vergeblich versuchte, etwas zu verstehen. Plötzlich schienen sie sich einig zu werden.


    Ohne den Sanktus von Romana, die der Sklavin nicht die geringste Erlaubnis gegeben hatte, selber zu verhandeln – obwohl sie innerlich wusste, dass sie selber als Nichtperserin einen schwereren Stand gehabt hätte.


    “W...was war das?“, war das einzige, was sie in die Richtung der im wahrsten Sinne des Wortes kleinen Sklavin hervorbrachte.