Beiträge von Claudia Romana

    Romanas Augen weiteten sich, als sich plötzlich, kaum dass der Händler seinen persischen gemurmelten Satz abgelassen hatte, ein aufgeregtes Gespräch zwischen ihrer Sklavin und dem Händler entspann. Was für gutturale, hässliche, asoziale Klänge ihr da um die Ohren rauschten! Die große Claudia blickte herab auf die beiden Streithähne und wunderte sich stark. Das war doch keine Sprache. Das war ein Chaos, was die da redeten, ein Chaos und ein Brimborium an Missklängen! Sie wollte schon Einhalt gebieten. Doch da wandte sich Morrigan an sie. In einem schlechten Latein, welches sie in ihrer Zeit, die sie schon als claudische Sklavin verbracht hatte, aufgeschnappt haben musste – sprachentalentiert schien sie zu sein – erklärte sie Romana die schlechte Qualität eines Teppiches. “Oh“, entfuhr es ihr, als sie sich herabbeugte, um sich die Fasern genauer anzusehen. Sie fuhr leicht zusammen, als die Sklavin durchaus resolut ihre Hand erpackte, um sie die Wolle erspüren zu lassen. Schon wollte Romana sehr verärgert losbrüllen über diese Berührung, ließ es dann aber gut sein. Tatsächlich, die Knoten waren etwas unregelmäßig. Und die Wolle war rauh. Das war nicht gut? Die Vestalin blickte von Morrigan zum Händler, der unter ihrem Wortschwall ziemlich zusammenzuknicken schien und aus dem Nichts einen Teppich produzierte, so plötzlich, dass Romana kurz zusammenzuckte. Der Teppich sah wirklich nett aus. Ja, er gefiel der Claudia trotz seiner Abstammung aus den Landen der Erzfeinde Roms.


    “Der ist... gut?“, fragte sie die Orientalin zweifelnd und ließ, ein wenig bereitwilliger als letztes Mal, Morrigan ihre Hand erpacken. Ja... er fühlte sich tatsächlich besser an. Mit einem Hauch von Verblüfftheit blickte die Vestalin auf Morrigan, dann auf den Teppichhändler.


    “Wieviel verlangst du?“, fragte sie.

    Romana, die, schon angezogen, leger auf ihrem Bett lag, blickte auf, als Parthenope eintrat. “Ah. Salve, Parthenope. Setz dich.“ Sie musterte die Griechin eingehend, bevor sie fortfuhr. “Ich bin zufrieden mit dir, das muss ich dir sagen. Du kannst gut schreiben, auf latein wie auch auf griechisch. Beide Sprachen sprichst du perfekt, du verstehst zudem illyrisch. Und das beste ist, du beherrschst die tironische Kurzschrift – ich habe gut daran getan, dich bei der Leibsklavin der Papiria Occia lernen zu lassen. Deine Fortschritte sind enorm. Du bist nicht dumm, auch wenn man es manchmal meinen mag“, fügte Romana ungnädig hinzu. “Also. Du wirst hiermit meine Scriba Personalis. Das bedeutet, dass du immer bei mir sein wirst, aufschreiben wirst, was gesagt wird, wenn ich es dir befehle, und für mich meine Briefe schreiben wirst. Zudem wirst du mir bei Opfern als Opferhelferin fungieren, und zudem als meine Nomenclatrix. Und sonst bei allen Aufgaben, zu denen ich dich sonst heranziehen werde, zum Beispiel als Vilica meiner Getreidelatifundie. Und natürlich wirst du des Öfteren als Laufbotin und Nachrichtenüberbringerin dienen. Du siehst, ich bin eine wichtige Frau; ich bin Vestalin, und brauche eine Assistentin. Im Gegenzug dafür wirst du besseres Essen, eine bessere Unterkunft und ein wenig Freizeit im vernünftigen Maß bekommen. Ich will dafür nur eines – dass du dich mehr zusammenreißt! Ich kann keine Träumerin gebrauchen, nicht, wenn es um die Arbeit geht. Wenn du das verstanden hast, kannst du dich zurückziehen.“

    Romana merkte auf, als der Name Avarus fiel. “Ah, den kenne ich. Von eurer Hochzeit. Wieso ist der jetzt auch in Germanien? Ich dachte, er ist Legatus der Post und zudem Rektor der Schola Atheniensis. Wie kann es sich so einer überhaupt leisten, Rom zu verlassen? Ich bin ja auch seit Ewigkeiten nicht mehr aus Rom herausgekommen“, wunderte sich Romana. Gut, sich auf eine Landvilla in Latium, Etrurien oder Kampanien zurückziehen, das tat der eine oder andere Senator gerne. Aber gleich Germanien? Da dies sowieso die reine Hölle war, zumindest hatte sich das Romana, die noch nie aus Italien herausgekommen war, sagen lassen. “Wozu man überhaupt Italien verlassen muss, wenn man nicht dazu gezwungen wird... nun ja“, machte die patriotische, nein, eigentlich für eine Römerin untypisch nationalistische Romana, die dachte, Etrurien wäre der Zenit an landschaftlicher Schönheit und Rom der Nabel der Welt.


    Mit einer gewissen inneren Genugtuung stellte sie fest, dass Serrana sich über die Vorstellung darüber, was die Christen so alles anstellten bei ihren Ritualen, ordentlich erschreckte. Warum man sie nicht verhaftete? “Ha! Blöd wären sie, wenn sie allen verraten würden, was sie so treiben! Und ohnehihn sind die ganzen Institutionen schon durchsetzt von Christen. Der Senat weniger, aber umso mehr die Kanzlei! Dort ist alles voll mit Freigelassenen, also vorherigen Sklaven – alles Christen!“ Da hatte sie jetzt einen hervorragenden Sündenbock gefunden! “Ich sage euch, der Kaiser ist göttlich und unfehlbar, falsche Entscheidungen von seiner Seite sind die Schuld der Christen in seiner Umgebung!“, wetterte sie. Sie nickte eifrig Laevina zu. “Natürlich sollte man das! Nur sind die Leute von heute verweichlicht und werfen lieber mit rosa Watte, als dass sie echte und drastische Sanktionen setzen! Nur, wenn wir Römer uns an unsere althergebrachten Bräuche halten – ich gebe zu, nicht alle schmecken mir persönlich, aber sie sind notwendig – nur dann können wir dem Verfall entgegensteuern!“ Sie lächelte, als Laevina sich über Sklaven ereiferte, die sie fressen wollten. Die würde die alte Frau zerlegen, dachte sie sich aber, ihr Gesicht wieder nachdenklicher werden lassend, von wegen. Laevina würde keine Chance haben, das war eh klar. Aber sie wollte der lieben alten Frau, die so bereitwillig schluckte, was Romana von sich gab, nicht widersprechen.


    Derentweilen schaltete sich Celerina ein, und Romana blickte äußerst befriedigt auf die Flavierin, die mit den 3 um ihr an Hasspredigten zu wettstreiten suchte. Eine wahre Patrizierin, und eine vorzügliche Frau für einen Pontifex! Vielleicht würde sie weitergeben, was hier gesagt wurde, sodass echte Maßnahmen gesetzt werden würden! Dann aber fiel Romanas Kinnlade herunter. “Auserwählt? Von ihrem Gott? Aber ihr Gott ist in der Interpretatio Romana Iuppiter. Und Iuppiter würde nie ein Volk auserwählen; wenn schon, dann die Römer! Die Hebräer, ich packe es nicht. Das müsste ihnen doch schon dein verehrter Ahn ausgetrieben haben“, sagte Romana zu Celerina. Sie seufzte mitfühlend, als Celerina sich fragte, was diese Dämonen in den Katakomben trieben, und als sie erwähnte, dass man sie alle verhaften sollte, funkelten ihre Augen theatralisch. “Einer meiner verehrten kaiserlichen Ahnen – Nero – ist mit den Christen ganz richtig umgegangen! Nachdem sie Rom angezündet hatten, hat er sie alle den Löwen vorgeworfen, dieses Pack. Und Recht hat er gehabt! Viele Leute waren ihm dafür dankbar! Feind des Staates, von wegen“, ereiferte sie sich zur Verteidigung ihres Ahnen.


    Ein undeutbares Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als Celerina einen sehr plausiblen Vorschlag machte. “Sehr schön, das sollte man so machen! Sklaven waren schon immer zu misstrauen“, dozierte sie.

    Romana blinzelte, als Serrana wirklich und wahrhaftig nicht zu verstehen schien, was hier vorging. Tja, nicht jeder konnte etruskisch. Sie hatte, und das musste man ihr lassen, ihrer Freundin eine sehr genaue Beschreibung der Sachlage gegeben – nur konnte diese damit überhaupt nichts anfangen. Sie hob ihre Hand und kratzte sich am Kopf, als Serrana, sichtlich eingeschüchtert, eine ihrer Phrasen verballhornerte.


    “Am tmia un!“, wiederholte Romana. “Sühne! Bußopfer! Nenne es, wie du willst!“ Sie holte tief, sehr tief Atem. “Serrana. Ich habe dich angelogen. Es tut mir Leid.“ Sie senkte beschämt ihren Kopf. “Die Zeichen auf der Leber waren schlecht, sogar sehr schlecht. Die guten Omen, die Iuno und Maia verkündete, wiesen wirklich auf Fruchtbarkeit und eine Schangerschaft hin – aber selbst das war nicht zwingend! Aber jetzt hör gut hin. Viele andere Götter geben greuliche Omen. Vor allem die Götter des Todes... was... ähm... es wahrscheinlich macht, dass du stirbst. Ich habe die Leber so gelesen, dass du bei der Geburt des Kindes sterben wirst“, gestand Romana. “Aber das muss nicht stimmen!“, setzte sie beschwichtigend hinzu. “Ich habe meine Vorstellung als Zukunftsvision gesehen... aber das war falsch vor mir! Ein paar Götter sind sauer, sonst ist gar nichts los!“ Sie atmete tief durch. “Serrana, du musst opfern. All den Göttern, die schlechte Omen gegeben haben, ich weiß sie noch auswendig. Serrana! Du musst die Götter besänftigen – denn das geht! Ich habe erst jetzt erfahren, das die Leber nicht die Zukunft vorhersagt, sondern nur die Stimmung der Götter! Sie sagt, welchen Göttern man opfern muss! Das musst du tun, und zwar sofort!“, redete sie auf Serrana ein.

    Romana stand artig stramm, als die Rede ihres Vaters Ruhe einforderte. Andächtig lauschte sie der Rede ihres alten Herrn, dabei der Versuchung widerstehend, ihre Teigroller klackernd aufeinanderzuklopfen. Niemandem würde was geschenkt werden... sicher nicht! Nur 1000 Sesterzen, dachte sich Romana, entsetzt schon über die Summe.


    Und dann kam es dazu, einen Optio zu bestimmen. Romana überlegte kurz. Sollte sie den Optio stellen? Die Vorstellung war zum Lachen, ehrlich. Andererseits wäre es schon lustig, eine Frau als Optio. Aber eine Frau als Soldat überhaupt...? Bevor sie diese Gedanken zu Ende gesponnen hatte, trat schon jemand vor. Wer war denn das? Romana dachte kurz nach, bevor es ihr kam. Der neue germanische Sklave von Lepidus! Wie redete denn der, dachte sie sich. Germanisch war schon eine widerliche Sprache... andererseits Widerlich auf eine anziehende Weise. Die Römerin wiegte ihren Kopf hin und her. Was konnte schon Schlechtes passieren, wenn ein Germane Optio war? Die Antwort: vieles. Aber wenn er unbedingt Optio sein sollte, wollte sie ihm den Spaß nicht nehmen.

    Verträumte Sklavinnen waren für Romana nichts Unbekanntes, im Gegenteil, ihre Leibsklavin war auch ständig so gedankenabwesend, dass sich Romana durchaus daran gewöhnt hatte und das, was die Perserin hinter ihr machte, über sich ergehen ließ. Immerhin reagierte sie auf ihre Frage. Gespannt blickte Romana auf die Sklavin, die ihren Kopf schüttelte und stattdessen in eine andere Richtung deutete. Ihre Augenbrauen hoben sich.


    “Du hast dazugelernt. Bravo“, kommentierte sie und blickte zu dem Stand, auf den Morrigan gedeutet hatte. “Und das kannst du so aus der Ferne erkennen, hmm? Na gut. Versuchen wir es.“ Sie zuckte die Schultern und schritt erhobenen Hauptes zum Stand hin, auf den Morrigan sie hingewiesen hatte.


    Vor ihm kam sie zu stehen und blickte gespannt zu Morrigan, auf dass sie auf eine Empfehlung ihrer Seite zeigte, aber bevor sie dies tun konnte, erschien ein grinsender orientalischer Händler in der Auslage.


    “Chhhhherrin! Salve! Was kann ichhhhhhh fürrrr dichhhhhh tun?“, fragte der Kerl mit einem sehr ausgeprägten nahöstlichen Akzent und strahlte die Vestalin an. Diese blickte auf Morrigan und dann wieder zurück. “Wir schauen gerade!“ “Ah, schauen... und dann nichts kaufen, verdammte Bande.“, setzte er in seiner persischen Muttersprache dazu.

    [Blockierte Grafik: http://i173.photobucket.com/al…20stuff%20x/sharifds4.jpg]


    Sharif blickte mitäußerst kuriosem Gesichtsausdruck auf den Handlanger. Ein Bevollmächtigter des Claudius Lepidus? Wer sollte denn das sein? Aber der Ianitor machte sich nicht weiter Gedanken, wer wäre er, die Geschäfte des Dominus Lepidus zu hinterfragen?


    “Na schön. Da der Herr Lepidus den Sklaven nicht selber gekauft hat, werde ich euch einlassen und euch zum Atrium führen.“ Der grantige Ianitor trat zur Seite, um die Sklaventreiber einzulassen und ihnen hernach den Weg ins Atrium zu zeigen.

    Romana wurde zurückgelassen, alleine herumstehend. Die Vestalin lehnte sich leger an eine Säule und begann ihre Fingernägel zu betrachten – eine sehr beliebte Methode bei den Vestalinnen, um sie die Zeit zu überbrücken. Innerlich fragte sich Romana, warum man nicht bei ihren Händen die Zeichen der Götter ablesen konnte. Jeder Finger stand für einen der wichtigsten 12 Götter, mit Ausnahme von Iuppiter und Vesta, für diese gab es die Handinnenflächen. Dreck unter dem Nagel ihres rechten Ringefingers? Diana war sauer. Hmm. Richtig wissenschaftlich kam ihr das eher nicht vor.


    Doch Romana musste eh nicht lange warten. Tatsächlich kam Gracchus mit einer ledernen Hülle zurück. Sein Testament. Das sagte er selber. Romana nickte. “Das stimmt.“ Sie streckte ihre Hand aus und ließ die Schriftrolle in ihre Hände übergehen. Sie wusste nicht recht, was das Lächeln aussagen sollte – vielleicht symbolisierte es nur, dass Gracchus sehr erfreut war über den heutigen Tag, schließlich war eine Vestalin zur Vollpriesterin geworden, er hatte sich das Atrium Vestae anschauen und sein Testament verstauen können. Romana würde natürlich nicht reinblicken, sondern es nur verstauen – im Atrium Vestae gab es einen speziellen Raum dafür.


    Auf seine mysteriösen Worte, von unauslotbarer Tiefe, wie es ihr erschien, konnte sie als Erwiderung nur lächeln und sagen: “So ist es bei jedem Testament. Und wir, die Vestalinnen, sind es, die dies sicher stellen.“ Die Schriftrolle, vorher vor ihrer Brust gehalten, senkte sie.


    “Ich werde sie einordnen. Und, Flavius? Danke für alles“, machte die frisch gebackene Sacerdos Vestalis.

    Romana hatte nach einigem an Überlegen eine schlichte, wadenlange Tunika angezogen, und darüber einen kurzen Lederwams, der eher für Männer gedacht war, aber Romana passte rein – er war ihr sogar eher zu klein als zu groß. Ihre Kleidung hatte sie zweimal, am Mieder und an der Hüfte, gegürtet. Vom Miedergürtel hing rechts seitlich eine Feldflasche herab. Die Vestalin hatte zwei überdimensionierten Teigroller, den sie am Markt erstanden hatte, in jeweils ihrer rechten und ihrer linken Hand, und am Kopf oben eine dicke Wollhaube, die zumindest den Schlag einer Schöpfkelle ein wenig abfedern sollte. Nicht jedoch eines Kurzschwertes. “Salvete“, rief sie den Anwesenden zu, es war unklar, ob sie die Sklaven damit einbezog oder nicht.


    Vorsichtshalber klopfte sie sich auch noch an die Brust, als sie sich neben ihrem großen Bruder, in Reih und Glied, hinstellte, bevor sie sich zu ihm drehte und ihn angrinste. “Salve, Galeo! Sag, wo steckst du die ganze Zeit? Man hört und sieht nichts von dir! Beschäftigt?“, tuschelte sie ihm zu. Romana wusste ja, dass Gallus jetzt als Aquarius beschäftigt war. Dann blickte sie herab. “Glaubst du wirklich, dass ein Schwert im Pomerium eine gute Idee ist?“

    ”Wozu?”, fragte Romana fassungslos. “Damit man ihr erst einmal den Befehl erteilen kann, zu tanzen! Damit man ihr erst einmal sagen kann, wie man heißt! Damit sie uns mitteilen kann, wenn mit den Pferden was nicht in Ordnung ist! Und ich könnte dir hunderttausend Beispiele geben!“, echauffierte sie sich, ganz aufgerieben von der Halsstarrigkeit von Lepidus. “Ich meine, wenn du uns nicht versteht, und sie nicht mit uns kommunizieren kann, dann hat sie eigentlich nur noch Schrottwert. Wieviel hast du eigentlich für sie bezahlt? Doch nicht mehr als 10 Aurei?“, fragte sie und verschränkte ihre Arme.


    Als ihr Vetter ihr dann vorwarf, sie sei unfair und er habe schon alles im Griff, seufzte sie und ließ ihre Arme wieder hängen. “Quintus, Quintus... ich weiß nicht... naja, ist ja deine Sklavin und dein Geld.“ Sie musste, dachte sie sich, ihre treue Parthenope öfter vorbeischicken. Ihre Sklavin hatte das tironische Schreibsystem gelernt und fungierte jetzt mehr oder minder als ihre Scriba Personalis... und in der Villa Claudia gab es, wissen die Götter, mehr als genug Sachen, wo man jetzt, da sich die Villa wieder mit Leben füllte, anpacken musste. Die Epriotin müsste halt ihre Augen offen halten.


    In diesem Moment erschien die Köchin Mansuri. Auch eine Orientalische... aber immerhin sprach sie Latein. Romana ließ Morrigan los. “Ah, Mansuri. Gut, gut. Das wäre mehr als nur angemessen“, gab sie von sich. Denn ja, ein Bad würde dieser nahöstlichen Stinkerin gut tun.

    [Blockierte Grafik: http://i173.photobucket.com/albums/w57/miimii85/x%20other%20stuff%20x/sharifds4.jpg]


    Menschenhass und Ablehnung jeglichen Eindringens widerspiegelten sich im harten Gesicht Sharifs, als er das Klopfen vernahm. Immer wieder Klopfen. Es war zum aus der Haut fahren. Er hasste es, sowie er die Menschen im Allgemeinen hasste.
    Der Syrer stand auf, klopfte seine Kleidung ab, und schritt dann bebenden Schrittes zur Türe hin, welche er mit aller Macht aufriss. “Willkommen in der Villa Claudia, was kann ich tun?“, blaffte der wie immer glänzend gelaunte Sharif den kleinen Tross an.

    Auch wenn Romana keinen Schmuck tragen durfte, auch wenn sie etwas anderes als ihre Vestalinnenkleidung nur manchmal in ihrer Freizeit trug – jetzt zum Beispiel trug sie ihr Vestalinnengewand – und auch wenn Schminke gänzlich tabu war, war Romana auch nur eine Frau. Sie mochte es, einzukaufen. Doch ihre Einkäufe waren kaum je zielloses Herumstromern, sondern sie ging meistens mit einer fixen Idee von dem, was sie wollte, schon auf den Markt. Natürlich konnte anderes dabei mitgehen, aber das war nur nebensächlich. Nein, Romana wollte ganz spezifisch für sich einen Teppich für den Boden ihres Cubiculums. Natürlich war das Cubiculum prächtig ausgemalt, aber der Boden erschien ihr noch immer etwas karg. Römische Tücher waren auch nicht das Wahre. Tatsächlich war Romana schon dabei, sich mit den Gedanken an einen orientalischen Teppich anzufreunden. Aber mal sehen, was es sonst noch gab.


    Sie hatte sich bei ihrem Vetter diese parthische Sklavin oder was das auch immer war ausgeliehen. Zusammen mit ihrer treuen, wenn auch etwas doofen Parthenope, zuckelte diese nun hinter ihr her. Irgendeine östlich anmutende Musik trötete aus einem Laden, untermalt vom Zupfen eines Bassinstruments. Das Stimmengewirr war laut. Romanas Blick wandte sich nach rechts, wo Schmiereien an der Wand hingepatzt worden waren. Verständnislos schüttelte sie den Kopf und bahnte sich unbeirrt ihren Weg weiter durch die Menschenmengen.


    Dann sah sie etwas. Konnte es sein, dass... ja. Gut möglich. Romanas Augenbrauen hoben sich ganz langsam, bevor sie sich langsam umdrehte. “Morrigan. Denkst du, der Laden hier ist etwas?“, fragte sie auf latein und deutete fragend auf einen Stand hin, der Teppiche anbot. Die Claudia war keine Teppichexpertin, und bildete sich auch nicht ein, eine zu sein.


    Sim-Off:

    Reserviert. Wie in "total reserviert". Nicht wie in "freigegeben nach ein paar Posts".

    Romana hatte kein Auge für die Schönheit des germanicischen Atriums, welches natürlich um einiges weniger nobel und alt war als das der Claudier, aber dennoch einer Familie senatorischen Ranges angemessen war. Nein, sie konzentrierte sich ausschließlich auf ihre Hände, und das war auch gut so, denn hätte sie herumgeschaut, hätte einiges sie vielleicht an die Fontinalien erinnert, die so verhängnisvoll geendet hatten für sie – aber wie sehr, wussten wohl auch nur die bisher den Göttern sei Dank brav schweigsam gewesene Arvinia.
    Sie blinzelte, als sie die Stimme der plötzlich gar nicht mehr so dem Tod Geweihten hörte. Sehr langsam stand sie auf und drehte sich zu ihr. Sie keuchte, als ob sie gerannt wäre, dabei war das nicht der Fall. Serrana fand den Besuch nett? Nett? So spät am Abend war es ein Wunder, dass man sie überhaupt noch reinlassen hatte! Es war klar, das hier war ein Notfall – und so blickte Romana auch durch die Haarsträhnen hindurch, die sich von ihren fein säuberlich gedrehten Locken gelöst hatten und ihr nun übers Gesicht wirr hinunterhingen. Romana machte sich nicht einmal die Mühe, sie wegzuwischen.
    “Serrana! Es ist nicht nett von mir, dich mitten in der Nacht“, übertrieb sie leicht, “aufzusuchen, sondern sehr unhöflich! Aber ich habe einen Grund.“ Sie senkte ihren Blick und linste zu Boden, wo sie unter ihrer Kleidung ihren rechten Fuß herauslugen ließ und damit verlegen am Boden herumstrich.
    “Ähm...“ Sie hustete. “Öhm... wie soll ich anfangen?“ Sie blickte vorsichtig nach links und rechts, als ob sie jemand hören konnte, und machte dann mit gedämpfter Stimme, die noch tiefer klang als die normale Altstimme der Claudia: “Ich habe Mist gebaut. Großen, großen Mist.“ Der Fuß begann sich schneller zu bewegen. Sie begann schnell drauf loszufaseln, und scheute nicht davor zurück, sich dort, wo ihr kein lateinisches Wort zur Hand lag, mit etruskischen Wörtern zu behelfen. “Ähm. Bei der Leber... es war alles total anders, als ich es mir gedacht habe... ich habe meine Großmutter falsch verstanden... ähm... nun ja. Leber, du weißt schon, sind... es gibt da eine Differenz zwischen srancza und penza... der netvshis, du weißt eh, muss beim fler zwar nicht unbedingt eine aisna machen, aber trotzdem, tesiasmeit und themia zeigt die ramasva eigentlich an, keine velianas... du verstehst? Also muss beim fler nicht unbedingt eine tulerase herauskommen, im Gegenteil, es wäre nicht mlach, so was zu tun, und der springende Punkt ist, durch eine aisna kann man am tmia un machen, und alles wird azaru, aber nur wenn die Götter es wollen...“ Sie hielt inne. “Kommst du etwa nicht mit, Serrana?“

    “Ähm, danke“, hörte Romana sich hinsagen, als sie sich auf einer Liege niedersetzte und angestrengt an ihren feuchten Händen herumknetete und sich ein paar Sätze zurecht legte. Das Gefühl in ihr drinnen war ungut, nicht elend oder miserabel, da sie ja wusste, dass es einen Ausweg nun gab für Serrana, sondern einfach nur beschämt und niedergeschlagen ob ihrer Hirnrissigkeit. Und sowas wie sie wollte Vestalin sein! Priesterin! Es wäre zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre. Bang wanderte Romanas Blick herum, hoffend, Serrana zu sehen.

    Romana holte tief Atem und erschlug die alte Sklavin förmlich dann mit einem: “Salvemeinnameistclaudiaromanaichmussmitiuniaserranasprechen...“ Sie schnaufte abermals tief ein und redete dann normal weiter. “...es ist sehr wichtig! Es ght um die Haruspizin! Es geht um die Leber, die ich mir mit ihr angeschaut habe! Ich muss sie sprechen, sofort! Ich habe etwas herausgefunden, was sie wissen muss!“ Verzweifelt fuchtelte sie mit ihren langen Armen herum.

    Romana sah Narcissa in der Menge leider nicht, allerdings fiel ihr das Winken von der anderen Seite auf. Das war ja... Sabina! Und Serrana! Mit einem Grinsen auf den Lippen winkte sie zurück. Leider konnten sie nciht zu ihr und umgekehrt auch nicht mehr, denn das Theaterstück fing schon an.


    Interessiert betrachtete Romana, wie Grumio Tranio beschimpfte und dieser es ihm gleich tat. Strolch? Possenreißer? Sie stieß Lartia seitlich an. “Wenn du schon schläfst, schnarch nicht so!“, flüsterte sie ihr zu. Lartia gähnte herzhaft. “Ach, Claudialein... bist so... unlustig... mmmm...“ Mit diesen Worten lehnte sie sich auf Romanas Schulter rauf. Romana verdrehte die Augen. “Weg von mir!“ Lartia grummelte und drehte sich der Bühne zu, die sie mit schläfrigen Augen betrachtete, während Romana ganz leise seufzte.