Aha, da war ja die erwartete Reaktion. Sermo nickte zunächst bestätigend, bevor er zu einer Erläuterung ansetzte. Wobei ihn nicht wenig wunderte, dass der Legat direkt zur sehr persönlichen Anrede über den Cognomen übergegangen war, was letztendlich aber nur ein gutes Zeichen sein konnte. "So ist es, ich gedenke Seiana zu ehelichen. Und ich habe auch einiges vorzuweisen, das dich davon überzeugen wird, dass diese Vermählung nicht zu ihrem Nachteil sein soll." Was jetzt kam, war ein kurzer Abriss seines Lebensweges, der Livianus hoffentlich zufrieden stellen würde. "Ich wuchs auf in Rom, absolvierte ein umfassendes Studium in Graecia, woraufhin ich vor einigen Jahren in die ewige Stadt zurückkehrte. Dort führten die Parzen mich zum Senator Purgitius Macer, den ich als meinen Patron erwählte und unter dem ich daraufhin sogleich als Liktor diente, als er die Praetur bekleidete. Nach Ablauf seiner Amtszeit verschlug es mich nach Ostia, wo ich als Magistrat und Duumvir meine Amtszeiten verbrachte und als Neuerung insbesondere eine Lex Municipalis für die Civitas einführte. Nach einiger Überzeugungsarbeit erwirkte mein Patron bald danach meine Erhebung in den Ritterstand und ermöglichte es mir, ein geeignetes Grundstück zu erwerben. Und jetzt bin ich hier, in Mogontiacum, um ein ritterliches Amt in der Provinzverwaltung anzutreten. Wie du siehst bin ich keine schlechte Partie, wenn du so willst." Ein Grinsen nahm dem letzten Satz seine Ernsthaftigkeit, auch wenn Sermo es genau so meinte wie er es ausdrückte. "Und jetzt zu deiner Frage, warum ausgerechnet Seiana: Sie entstammt einer ehrbaren Gens, die sich seit vielen Generationen um das Imperium verdient gemacht hat. Sie ist eine der wenigen Frauen im Imperium, die Einfluss ausüben können aufgrund ihres Postens als Auctrix der Acta Diurna. Und: Sie ist wunderschön. Ich kann mir keine bessere Partie vorstellen."
Beiträge von Iullus Quintilius Sermo
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"Gern," stimmte Sermo schlichtweg zu. Während Decimus den Brief gelesen hatte, war es Sermo möglich gewesen den Mann etwas näher zu betrachten. Der Legat war gewiss zwei Dekaden älter als er selbst und hatte bereits viel mitgemacht. Der Krieg in Parthia und die Gefangenschaft als daraus resultierende Folge hatten ihre Spuren hinterlassen. Dennoch musste Sermo seinem Gegenüber lassen, dass er sich gut gehalten hatte. Regelmäßiges Training im Lageralltag schien zu wirken, wogegen wohl selbst die Zeit als 'ziviler' Senator in Rom nichts hatte ändern können. Als sie sich gesetzt hatten, sah der Quintilius den Senator erwartungsvoll an. Keinerlei Überraschung, kein Entsetzen, kein skeptischer Blick, gar nichts. Der Decimus schien einfach nur müde und entkräftet zu sein. Hatte ihn das Exil wirklich so hart getroffen, dass er seines Amtes müde geworden war?
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"Ich grüße dich, Legatus Augusti," erwiderte er die Worte des Annaeus. "Die habe ich allerdings," fuhr er fort. "Es gab Komplikationen mit Vescularius, die unser Patron jedoch klären konnte. Aufgrund der rauen winterlichen See verzögerte sich allerdings mein Abreisetermin. Aber ich bin hier." Viel konnte eh noch nicht passiert sein. Die Verwaltung stand hier im Winter doch gewiss genauso still wie alles andere. Bei meterhohem Schnee konnte man einfach nicht arbeiten, egal ob man Bauer war oder Scriba.
Dankend ließ Sermo sich daraufhin nieder und ließ sich auch gern vom Sklaven versorgen. "Dem ist so. Danke, ich komme klar." Sermo würde gewiss keine Hilfe vom Annaeus annehmen. Er war schon beschämt genug, dass sein Patron einen nicht unerheblichen Teil des Geldes für seinen Landbesitz hatte vorstrecken müssen. "Wie ging denn die Amtsübergabe vonstatten? Hattest du einen guten Einstieg?"
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"Salve Legatus Decimus," erwiderte Sermo die Begrüßung. "Ich bin hier in einer Angelegenheit deine Gens betreffend. Bevor ich viel erzähle, empfehle ich dir die Lektüre dieses Schreibens, das ich dir mit besten Grüßen von deiner Nichte Seiana überbringe." Mit diesen Worten überreichte er auch gleich den Brief, den er wohl behütet mit sich geführt hatte.
Geschätzter Onkel,
ich danke dir für deinen Brief, sowohl für die Nachricht, dass es offenbar zu Verstimmungen gekommen ist aufgrund eines Berichts in der Acta, als auch für die Offenheit, in der du mit mir sprichst. Ebenso möchte ich mit dir sprechen – und so verzeih mir bitte die folgenden Worte, wenn sie zu viel der Offenheit in sich tragen.
Es betrübt mich zu hören, dass ein Bürger Roms sich durch die Acta derart angegriffen gefühlt hat. Noch mehr betrübt mich, dass dieser Bürger es ganz offensichtlich nicht wagt, mit seinen Vorwürfen zu mir persönlich zu kommen, sondern dich bemüht – daher sei an dieser Stelle versichert, dass ich das Gespräch mit dem Iulier suchen werde. Am meisten betrübt mich jedoch die Tatsache, dass du auf diese Beschwerde in dieser Form reagiert hast.Eingedenk meiner Worte zu Beginn dieses Briefs möchte ich in aller Offenheit weiter fortfahren, auch wenn dies vielleicht unangemessen erscheint.
Allen voran steht die Tatsache: die Acta, und mit ihr ich als Auctrix, ist allein dem Senat verpflichtet, und damit dem Volk von Rom. Ich urteile nach bestem Wissen und Gewissen, welche Berichte ich veröffentliche – sollte mir hierbei ein Fehler unterlaufen, so werde ich mich meiner Verantwortung, die dieses Amt mit sich bringt, nicht entziehen und die Konsequenzen dafür tragen. Aber ich kann und werde Berichte nicht ignorieren und unter den Tisch kehren, nur weil sie unangenehm sind oder sein könnten, wenn sie in meinen Augen eine ausreichende Grundlage haben.
Ein weiterer kritischer Punkt, den du erwähnst, ist deine Freundschaft mit dem Iulier, die offenbar sogar in einer Hochzeit gipfeln soll. Abgesehen davon, dass ich mich als Auctrix nicht der Parteilichkeit schuldig machen darf: in meinen Augen sind die Iulier nicht die beste Wahl für eine eheliche Verbindung. Iulius Centho, so ist zu hören, steht nicht auf dem schlechtesten Fuß mit Vescularius Salinator, der nicht wirklich als Freund unserer Familie zu bezeichnen ist. Darüber hinaus wird die Gens Iulia von einer derartigen Verbindung weit mehr profitieren als dies umgekehrt der Fall ist. Um nur einmal dich als Beispiel anzubringen: Du bist nicht nur Senator, du bist Legat und Kriegsheld, hast an der Seite des Divus Iulianus gekämpft. Ich maße mir nicht an, deine Entscheidungen in Frage zu stellen, jedoch können die Iulier in meinen Augen froh darum sein, wenn sie eine eheliche Verbindung zu einer Gens wie der unseren in Aussicht haben. Mit der Drohung, eine womöglich schon geplante Verlobung doch nicht durchzuführen, würden sie sich nur ins eigene Fleisch schneiden, Onkel, dies solltest du bedenken.Wo wir allerdings gerade bei unangenehmen Themen sind, die unsere Familie betreffen: ich muss dich leider auch über etwas informieren, was Titus Verus betrifft, ein Abkömmling der griechischen Linie der Decima. Bereits vor einiger Zeit hat er mir mitgeteilt, er habe sich mit einer Octavia verlobt, Octavia Varena, um genau zu sein. Ich habe bis dato nichts von weiteren Planungen gehört; nachdem jedoch der Prozess gegen dich zu Ende war, den, wie du weißt, Octavius Macer gegen dich geführt hat, habe ich das Gespräch mit Verus gesucht – leider erfolglos. Er beharrt darauf, die Octavia zu heiraten, unabhängig von dem Signal, dass eine solche Aktion setzen würde; bei unserem Gespräch ließ er verlauten, er sehe sich selbst außerhalb jeglicher Politik und der gesellschaftlichen Kreise, die sie betrifft. Stattdessen sprach er in einer Weise von Liebe, dass fast schon zu befürchten ist, er gehöre den Christianern an.
Ich habe versucht, ihm ins Gewissen zu reden – jedoch scheint augenblicklich unser einziger Hoffnungsschimmer der zu sein, dass sich ein Verwandter der Octavia gegen die Verbindung stemmt. Vielleicht könntest du ihm als Familienoberhaupt schreiben und dein Gewicht in dieser Sache geltend machen. Ich denke doch, dass das Ansehen unserer Familie auch für Verus etwas zählen sollte.Nun aber zu erfreulicheren Nachrichten. Der Überbringer dieser Botschaft, Quintilius Sermo – wohl ein Verwandter des Mannes, den du zu mir geschickt hast mit deinem großzügigen Geschenk, für das ich dir an dieser Stelle übrigens ein weiteres Mal danken möchte –, trägt sich mit dem Gedanken mich zu heiraten. Er hat in Rom bereits mit mir darüber gesprochen, und ich stehe seinem Ansinnen durchaus positiv gegenüber. Die Gens Quintilia mag derzeit keine wirklich herausragenden Männer zu den ihren zählen, im Gegensatz zur Decima, jedoch denke ich in meinem Fall, dass dies durch mein Alter durchaus aufgehoben ist. Davon abgesehen wirkt Quintilius Sermo auf mich vernünftig und ehrgeizig – genug, um noch einiges zu erreichen, was unserer Gens zuträglich sein wird. Ich bitte dich, dich ebenso mit ihm zu unterhalten und sein Ansinnen wohlwollend zu prüfen. Sofern weder du noch Faustus gravierende Einwände habt, würde ich seinem Antrag zusagen.
Von Faustus habe ich vor einiger Zeit einen Brief erhalten, und allem Anschein nach geht es ihm so weit gut. Die Legio XII ist derzeit auf einem Feldzug unterwegs; ich denke, du musst dir keine Sorgen machen, wenn du nichts von ihm hörst. Es dürfte äußerst schwierig sein, unter diesen Umständen Briefe zu versenden und zu überbringen. Das war es schon zu besten Zeiten des Cursus Publicus, und nun sind bei dieser Institution, wie du vermutlich gemerkt haben dürftest, andere Zeiten angebrochen. Kannst du dir vorstellen, dass sie den Postverkehr nach Germanien im Augenblick gänzlich eingestellt haben? Ich bin froh, dass ich diesen Brief dem Quintilius mitgeben kann, und ich denke, in Zukunft werde ich mich häufiger auf private Boten verlassen.
Mögen die Götter deinen Weg stets behüten!
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Naja. Ich bezweifle, dass der Senat nicht zumindest seine Meinung gesagt hat, wenn es um wichtige Themen wie Außenpolitik etc. ging.
Und selbst, wenn es nicht so war, tut das nichts zur eigentlichen Idee, die ich oben geäußert habe. -
Da fällt mir doch gerade etwas auf, das mir merkwürdig erscheint.
Der Shah in Shah ist im Elysium. Hätte die Nachricht von dessen Tod im Imperium nicht irgendwie mal Erwähnung finden müssen? Was mich zu einer weitergehenden Frage führt: Wäre es nicht möglich, demnächst etwas mehr Auslandspolitik ins IR zu bringen? Ich fände unglaublich spannend etwas mehr über Klientelkönigreiche, Bündnisse gegen die Parther etc. zu erfahren. Das würde auch dem Senat die Möglichkeit geben über andere Dinge zu debattieren als über Gesetze oder Wahlkampagnen.
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Sermo ließ sich gern hereinführen. Er war so frei bereits Platz zu nehmen und besah sich derweil die Einrichtung und die Wandbemalung. Schick, edel, einem Senator angemessen...das konnte man wohl guten Gewissens behaupten. So würde sein Haus auch irgendwann einmal aussehen. Irgendwann...wenn er einmal Praefectus Praetorio oder Praefectus Aegypti wäre. Falls er irgendwann einmal so weit käme.
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...fand Sermo ziemlich schnell und unkompliziert das Praetorium. Ein Glück, dass alle Legionslager gleich aufgebaut waren, so fand man sich immer schnell zurecht. Das Praetorium wurde von zwei Milites bewacht. "Salvete Milites," wandte er sich an die Männer. "Iullus Quintilius Sermo. Ich bin eingeladen." Er erwartete auch hier eine Gästeliste vorzufinden und so ohne Probleme weiterzukommen.
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Zitat
Original von Kaeso Annaeus Modestus
Da diese Woche Klausuren bei mir anstehen, werde ich bis Samstag wohl eher selten hier sein.Bei mir geht's ab nächster Woche los. Erwartet in den nächsten zwei-drei Wochen keine schreiberischen Meisterleistungen von mir, werde mich auf das nötigste beschränken.
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"Salvete Milites," grüßte Sermo die Wachhabenden am Lagertor. Er hatte sich den Weg zum Castellum nicht beschreiben lassen müssen, so unübersehbar dominierte es die Stadt. Die Soldaten konnten ihn leicht als angesehenen Bürger Roms erkennen an seiner Toga und dem angustus clavus. "Legatus Legionis Decimus hat mich eingeladen. Ich wünsche daher zum Praetorium geführt zu werden." Höflich, aber bestimmt sprach er mit den Wachen, die ihm mehr Respekt zu zollen hatten als andersherum. Bereitwillig breitete er auch schon die Arme aus in Erwartung einer Durchsuchung. "Ich trage keine Waffen bei mir," erklärte er zusätzlich.
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Alles Gute nachträglich.
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Es war Abend, pünktlich zur Cena. Sermo hatte sich herausgeputzt. Toga, angustus clavus, vorangegangener Thermenbesuch, Rasur, sogar seine Schuhe - er hatte wärmere Winterstiefel bei einem Kaufmann in Massilia geholt, bevor er Erfrierungen bekommen konnte - waren fein säuberlich geputzt worden! So erschien er frisch und motiviert und von der Leibwache des Legatus Augusti auf Waffen peinlichst genau untersucht nun endlich an der Porta des Domus Legati Augusti, wo er sich dem Ianitor vorstellte. "Salve. Melde Iullus Quintilius Sermo. Der Legatus Augusti Annaeus hat mich eingeladen."
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Zitat
Valgiso
Zum Abendessen.
Einige Augenblicke wartete Sermo im Stillen. Er hatte kein Interesse daran ein Gespräch mit den anderen Schreibern zu führen, was denen wohl auch gelegen kam. Immerhin konnten sie so ungestört ihre Arbeit erledigen. Gelangweilt saß er also auf dem ihm angebotetenen Stuhl und sah sich um. Schlicht und praktisch war das Officium eingerichtet, perfekt also für eine zielstrebige Arbeit. Endlich kam der Scriba zurück und unterbrach seine Rauminspektion. "Ah, vielen Dank," erwiderte er, während er sich erhob. "Valete," verabschiedete er sich gleich darauf kurz und knapp von der Schreiberschar, denn er sah keinen Sinn darin weitere Worte mit den Männern zu wechseln. Warum auch? Waren ja nur Schreiber. Und nicht einmal seine eigenen. So verließ Sermo die Regia mit zielstrebigen Schritten gen Basilica, die er für diesen Fall als Alternativtagesziel ausgesucht hatte. Er wollte sich diese Stadt genauer ansehen und wo fing man da besser an als im Stadtzentrum in der Markthalle, wo Klatsch und Tratsch an den Händlerständen gebündelt wurden? -
Ad:
Legatus Legionis Secundae Germanicae
Senator
M. Decimus LivianusSalve Legatus Decimus,
es grüßt dich Iullus Quintilius Sermo, Cousin deines Centurios Quintilius Valerian. Mein Weg führt mich nach Mogontiacum, was mir die Möglichkeit gibt, dir ein Schreiben deiner Nichte Decima Seiana zu überbringen. So erbitte ich hiermit einen Termin bei dir, der Zeit für ein kurzes Gespräch bieten möge.
In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit den besten Wünschen.Die Götter ewig mit dir.
IULLUS QUINTILIUS SERMO
- Casa Quintilia -
Nach der langen Reise hatte Sermo sich nicht lange mit Rasten aufgehalten. Die Casa Quintilia hatte ihm nur für eine kurze Nachtruhe genügt, denn am nächsten Morgen hatte er bei Sonnenaufgang pünktlich das Haus verlassen und die Regia aufgesucht, die ja nicht schwer zu finden war in einer so kleinen Stadt wie Mogontiacum. Ein Blick auf das Übersichtsbrett führte ihn schnell zum Officium der Scribae, das er nach kurzem Klopfen dann auch betrat. "Salvete," begrüßte er die Schreiber. Seine Toga mit dem angustus clavus kennzeichnete ihn eindeutig als Inhaber des Ordo Equester. Dass er ein Fremder war, würde denen ja vermutlich ohnehin auffallen. "Ich bin Iullus Quintilius Sermo. Der Legatus Augusti erwartet mich."
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Reisen dauerte. Reisen dauerte lange. Viel zu lange. Besonders wenn es so verflucht kalt war wie in Gallia, Germania, Raetia und all den anderen Provinzen nördlich und nordöstlich der Alpen. Sermos Reise hatte ja schon ätzend angefangen. Erst hatte sich seine Abreise so weit verzögert, dass er nicht mit dem selben Schiff wie Annaeus in Ostia hatte ablegen können. Natürlich blieb es nicht dabei. Italia war gestraft vom Zorn der Götter und so war es Schiffen auch nicht gut möglich überhaupt den Hafen zu verlassen. Sermo musste also anderthalb Wochen warten, bis er seine Reise überhaupt antreten konnte. Als das Schiff, dessen Kapitän nebenbei eine horrende Summe für den Transport verlangte, schließlich in Massilia anlegte, sank Sermos Laune weiter in den Keller. Es war arschkalt, windig und das Mieten eines Reisewagens war völlig überteuert und erst nach einem nervenaufreibenden Gefeilsche mit einem Kelten möglich, der grässlich aus dem Maul stank.
Jetzt saß er auf der strohgefüllten Matratze seines Zimmers in einer der Hafentavernen Massilias und seufzte. Ihm gegenüber saß Caelyn, deren Bauch mittlerweile deutlich sichtbar wurde. Bona dea, war sie eine Belastung gewesen. Erst fraß sie dreimal so viel wie sonst, dann erbrach sie wieder alles über der Reling. Er wollte gar nicht wissen, wie er es mit ihr in der Kutsche aushalten sollte. Na immerhin war sie schön anzuschauen, trotz des Bauches. Nicht zuletzt war es gar nicht zu bemängeln, dass ihr Busen anschwoll. Zudem war die Keltin auch des öfteren gereizter als sonst, was Sermo auch nicht unerheblich zu erregen vermochte. Er schätzte ja seine kleine blonde Keltin sehr, ließ sie es aber bloß nicht wissen. Wo käme man da denn schon hin?
"Wie fühlt es sich an?" fragte Sermo nach einigen Augenblicken des stillen vor sich hin Starrens. Die Flamme einer Öllampe, der einzigen Beleuchtung zu dieser spätnachmittäglichen winterdunklen Stunde, flackerte unbehelligt. Wind pfiff durch die Ritzen zwischen den Fensterläden. Der Geruch von Salz lag in der Luft. Man konnte den Eindruck haben, das Meer wolle selbst bis in diese kalte Kammer eindringen. Caelyn hatte nur ein Schlaflager auf dem Boden erhalten. Für ein Bett hatte es nämlich nicht gereicht, weil Sermo zu geizig gewesen war ein Zweibettzimmer zu zahlen. Statt dessen belegten sie nun zu zweit ein Einzelzimmer, das dementsprechend eng war. Caelyn saß quasi direkt vor seinem Bett auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt. Ihr musste bitter kalt sein. Ob er sie wohl zu sich ins Bett nehmen sollte?
"Ich meine: Wie ist es, sie wiederzusehen nach so langer Zeit? Die Heimat? Gallia?" Neben dem Bett gab es in dieser Kammer nicht viel. Ein Möbelstück, das sich unverschämterweise als Tisch abgab, trug die Öllampe. Dabei stand ein knarrender Schemel, dem Sermo nicht zu vertrauen wagte. Alles andere war Sermos Habe, gebündelt in einer einzigen Truhe. Seine Kleidung, Laren, einige wenige persönliche Besitztümer und Geld. Mehr brauchte er gar nicht. Caelyns Klamotten hatten sogar separat in einen Sack gepasst, den sie sich bequem über die Schulter werfen konnte. Ein Glück, dass sie so einfach gestrickt war und keine von diesen verwöhnten Sklavinnen aus patrizischem Hause war, die untereinander eigene Hierarchien und Besitzansprüche hegten.
Während Sermo die Antwort seines Kleinods erwartete, rieb er sich die klammen Hände. Diese Taverne war ein verdammtes zugiges Drecksloch, da würde Caelyn ihm wohl zustimmen. -
Ad:
Praefectus Urbi
Senator
P. Vescularius SalinatorSalve verehrter Praefectus,
mit diesem Schreiben möchte ich dich wissen lassen, dass ich wie von dir mit Purgitius Macer vereinbart das entsprechende Grundstück zum Tausch bereit halte.
Die Götter ewig mit dir
IULLUS QUINTILIUS SERMO
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Einen Boten? Nichts leichter als das! "Na, wenn der Praefectus so lange braucht, kann ich ja wirklich einfach die Initiative ergreifen." Er würde also einfach eine Nachricht an das Officium des Vescularius schicken und mit etwas Glück hätten sich damit diese ganzen lästigen Formalitäten erledigt. "Wenn du erlaubst, werde ich dann genau das jetzt in Auftrag geben," erklärte Sermo also in plötzlichem Tatendrang, denn er sah sich dem Ritterstand nur noch einen winzigen Schritt entfernt. "Ich will dich ja auch nicht davon abhalten die anderen Klienten zu empfangen, daher würde ich mich nun wohl am besten verabschieden." Es war wirklich nicht Sermos Absicht Macer in seiner Tätigkeit als Patron aufzuhalten. Immerhin warteten da ja noch viele andere nach ihm, die allesamt ihre kleinen persönlichen Anliegen vorzubringen hatten. Ewig konnte er seinen Patron ja hier nicht aufhalten.
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Die Hoffnung war ganz auf Sermos Seite, was er sich aber zu sagen sparte. Vielmehr ging er auf Macers Vorschlag ein, nun endlich alles Notwendige vorzubereiten, um aus seinem neu erstandenen Besitz eine Tatsache zu schaffen. "Gern," stimmte er zu. "Was muss ich tun?" Ja, was musste er nun tun? Hatten die Schergen des Vescularius schon einen Vertrag aufgesetzt zur Grundübereignung? Oder musste er das etwa alles selbst erledigen?
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Mit hochgezogenen Augenbrauen vernahm Sermo die Ahnungslosigkeit seines Patrons ob der Lage seines neuen Grundstücks und dessen offensichtlichen Amüsements darüber. Großartig, Macer mochte Spielchen. Na, darauf konnte er sich in diesem Fall wohl einlassen, wenn das Land dabei noch etwas mehr wert war als zunächst gedacht. Daher erwiderte Sermo zufrieden das Grinsen seines Gegenübers und kommentierte die Erläuterung bezüglich der Gier des Praefectus mit einem verstehenden Nicken. "Klingt nach einem guten Geschäft für uns alle," bemerkte er. "Ich habe Land und bin bald Ritter, du hast deinem Klienten den nötigen Karriereschubser gegeben und Vescularius ist um gutes Geld reicher. Ich bin dir zu Dank verpflichtet. Sei versichert, dass ich dir deine Aufwendungen schnellstmöglich zurückzahlen werde." Er war sich dessen nämlich sehr bewusst. Dieser Karriereschubser hatte ihn in ein Schuldverhältnis gebracht, das er so bald wie möglich ausgleichen wollte. Allein der Ehre wegen. Aber auch, um schuldfrei zu sein. Niemand stand gerne bei jemandem mit einem Betrag von über fünfhundert Aurei in der Kreide. Auch nicht beim eigenen Patron.